A long Time ago von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 59: Nachbeben --------------------- Tai saß angespannt auf Mimis Bett, während sie auf ihrem Schreibtischstuhl und ihrem Freund gegenüber saß. Er schloss seine Augen und hörte genau hin. Er war soweit, zumindest war er davon überzeugt. Mimi hielt den Brief nach wie vor zittrig in ihren Händen. „Bist du soweit?“, fragte die Brünette angespannt nach. „Ja.“ Taichi, ich weiß, dass du nicht verstehen kannst, wie ich es über mich bringen konnte, zu gehen und meine Familie zurückzulassen, die ich so sehr liebe. Wie sehr würde ich mir wünschen, dass du nie erfahren musst, welche Schande ich über mich gebracht habe. Ich habe deiner Mutter einen zweiten Brief mit anderem Inhalt hinterlassen, aber er erklärt ebenfalls, was du jetzt erfahren solltest. Kein Wort, keine Handlung, kein Bedauern kann jemals die Dinge ungeschehen machen, die ich verschuldet habe. Ich kann nur hoffen, dass sie vergehen, wenn ich nicht mehr da bin. Seit ich erwachsen war, gab es nichts was ich mehr liebte, als dich, deine Schwester und deine Mutter. Alles, was ich getan habe, habe ich aus Liebe zu euch getan. Außer einer Sache. Einem selbstsüchtigen Fehler, eben in dem ich Firmengelder veruntreute, dies hatte ich dir ja bereits erzählt, als du in Aoshima warst, doch dies war nur ein Teil der Wahrheit. Ich hatte nicht nur mit dem Wissen, euch finanzielle Unabhängigkeit zu sichern, diese Firmengelder veruntreut, es war auch ein Akt der Rache. Eine Aktion die ich wohl ein Leben lang – wie lang dies wohl auch immer sein mag, bereuen werde. Du erinnerst dich wahrscheinlich daran, das ich einen Kollegen namens Sota Hanako hatte und wir uns die gleiche Führungsposition teilten, einst waren wir Freunde, doch später nur noch Konkurrenten. Zu der Zeit in der wir Freunde waren, trafen wir uns auch oft und viel privat. Eines Tages gab unserer Firma eine Party, nachdem wir einen großen Coup gelandet hatten. Auf dieser Party begegnete ich Oku Hanako, Soutas Frau. Sie war schön und gewandt – einfach alles was einen Mann wie mich faszinierte. Ich hatte eigentlich nie viel Wert auf solche Eigenschaften gelegt, aber sie wirkte auf mich...wie nun ja... Ich will es so ausdrücken: Sie verführte mich mühelos. Taichi, ich habe nie jemanden so geliebt wie deine Mutter. Ich weiß nicht, was in mir vorgegangen ist, dass ich sie so hintergehen konnte. Aber ich tat es, ich habe sie betrogen und ich habe ihr damit das Herz gebrochen. Ich zerstörte die Familie, die immer der Mittelpunkt meiner Träume war. Außerdem zerstörte ich meine eigenen Träume von einem erfolgreichen Geschäft, in dem ich meinen Geschäftspartner und Freund betrog, denn natürlich flog diese Affäre auf. Deine Mutter hatte durch Zufall herausgefunden, was ich getan hatte. Ich bilde mir gerne ein, ich hätte irgendwann den Mut aufgebracht, es ihr selbst zu sagen, aber dieses Gelegenheit bekam ich nicht. Danach war alles anders. Ich hatte ihr Vertrauen, unsere Ehe und unsere Familie verloren. Zuerst dachte ich, es würde alles wieder in Ordnung kommen , besonders nachdem ich die Affäre mit Oku beendet hatte, aber auch Sota erfuhr schließlich durch Okus Getändnis von unserem Fehltritt. Mein Geschäftspartner wurde kurz darauf befördert und kündigte mich prompt. Ich musste deiner Mutter erklären, dass mein Fehltritt uns auch unsere Existenz gekostet hatte. Wir waren bankrott, völlig mittellos und ich sah keinen anderen Ausweg mehr. Meine letzte Hoffnung war die Veruntreuung und der Abschluss einer zusätzlichen Lebensversicherung – die eintritt sobald ich das Leben hinter mir lassen würde. Die Krankheit brach zeitgleich aus und ich hoffte es würde einfach nur schnell gehen, sodass ihr das Geld bekommt, es euch besser gehen würde ich dadurch vielleicht ein bisschen Schuld wieder gut machen könne. Aber aus irgendeinem Grund hält mich das Leben fest, vielleicht habe ich es auch Verdient jeden Tag aufs neue zu leiden. Ich hoffe, du verstehst eines Tages, dass ich all das für euch getan habe, egal wie bescheuert das klingt. Ich bin auch nur ein Mensch und ich einen gravierenden Fehler gemacht. Einen Fehler, den ich nie wieder gut machen kann, ohne euch drei noch mehr zu verletzen, als ich es ohnehin getan habe. Ich hoffe so sehr, dass der Schaden den ich angerichtet habe, irgendwann wieder geheilt werden kann. Ich bete darum, dass du selbst großes in deinem Leben vollbringst. Deinen Traum leben wirst, auch wenn ich dir dabei nicht zusehen kann. Wie sehr ich dich, deine Mutter und deine Schwester geliebt habe. Ihr seid meine ganze Welt gewesen. Eine Welt, die ich für einige Sekunden aus den Augen verloren hatte. Ich liebe dich, mein Sohn. Bitte lass die Vergangenheit hinter dir. Erschließe dir die Zukunft die ich mir immer für dich gewünscht habe und sorge gut für deine Mutter und deine Schwester. Dafür kann ich jetzt nicht mehr sorgen, aber du kannst es. Werde ein großer Mann, Taichi. Werde der Mann der ich nicht werden konnte. Dad. Wut, Ärger und pure Abneigung waren alles was Tai in diesem Moment empfand. Wie um Himmels Willen konnten seine Mutter und seine Schwester mit diesen Informationen Frieden finden? Dieser Mensch hatte alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte und nur weil er krank, ein Mönch war und abseits in Aoshima lebte, hieß das noch lange nicht, dass man solch ein Verhalten tolerieren konnte. „Tai, ist alles in Ordnung?“, hakte die Brünette vorsichtig nach, faltete den Brief zusammen und legte ihn auf ihren Schreibtisch. Verärgert stand der junge Mann auf, lief in Mimis Zimmer auf und ab und ballte seine Hände immer wieder zu Fäusten. „Tai?“ erklang erneut die Stimme Mimis durch den Zimmer, doch eine Antwort von dem jungen Herren blieb aus, er lief aus ihrem Zimmer raus und rannte in den Flur. Mimi stürmte gleich hinterher und hielt ihm am Ärmel fest. „Hey, jetzt warte doch mal. Rede mit mir“, brüllte sie ihm entgegen. „Worüber soll ich bitte mit dir reden? Mein Vater war ein Arschloch, das größte überhaupt. Jetzt hab ich es schwarz auf weiß und ich will nie wieder über diesen Brief oder diesen Mensch reden. Kapiert?“ rief er genau so laut zurück, schlüpfte in seine Schuhe und eilte aus der Wohnung. „Nein, so nicht“, brummte die Brünette beleidigt, zog sich ebenfalls ihre Schuhe und Jacke über und folgte ihrem Freund, auch wenn er schon wieder ein rasantes Tempo an den Tag legte. „Tai, bitte warte“, rief sie ihm nach. Tai drehte sich um und wusste für einen Moment nicht wie er sich verhalten sollte. „Hör mal, ich wäre jetzt gerne alleine. Okay? Ich melde mich, bitte sei mir nicht böse, aber das... bitte gib mir den Moment“, bat er mit ruhiger Stimme. Die Brünette zuckte mit den Schultern. „Okay, wenn es das es was du willst. Bitteschön“, kam es enttäuscht von der Brünetten. Sie drehte sich um und ließ ihren Freund zurück. Tai schüttelte seinen Kopf. Jetzt sorgte dieser dämliche Brief tatsächlich dafür, dass er mit Mimi Stress bekam, aber er musste alleine sein, seinen Kopf frei bekommen und einfach nur diese Informationen sacken lassen, ohne Mimis mitleidigen Ausdruck zu sehen. Außerdem wusste er bei seinem eigenen Temperament nicht, ob er in seinem Groll nicht was falsches zu Mimi sagen würde und das wollte er verhindern. Noch elf Tage Unruhig wälzte sich die Brünette die gesamte Nacht hin und her. Taichi meldete sich nicht mehr bei ihr, dafür bekam sie um Mitternacht herum eine Nachricht von Matt, dass es Tai soweit gut ginge, aber er ziemlich viel getrunken habe und noch kein Ende in Sicht war. Er konnte also mit Matt darüber reden und sich abschießen, aber nicht mit ihr? Es ärgerte sie, sie wusste ja, dass die beiden beste Freunde waren, aber sie war doch seine Freundin. Sollte er dann nicht zu ihr kommen oder sich wenigstens melden? Wieder schaute sie auf die Uhr. Jetzt war es sieben Uhr morgens, wahrscheinlich schlief er gerade seinen Rausch aus. Sie vermutete, dass er es wohl nach Hause geschafft hatte, andernfalls hätte sich sicher Sora gemeldet und Entwarnung gegeben. Ob so etwas öfter vorkommen würde, wenn sie in Amerika war? Tränen traten in ihren Augen, als sie darüber nachdachte, dass es ihm nicht gut gehen könnte, dass er soweit weg sein würde. Sie wichte die Tränen weg und beschloss aufzustehen. Sie ging in die Küche. Ihre Großmutter war bereits wach und starrte auf einen Becher Kaffee. „Du solltest ihn trinken, ehe er kalt wird“, begrüßte die Jüngere Riku. Etwas aus den Gedanken gerissen, sah sie zu ihrer Enkelin. „Mimi? Du bist schon wach?“ Mimi war zwar meistens eher früher wach, aber in der letzten Zeit schaffte es sogar die Braunhaarige mal bis neun Uhr morgens zu schlafen, allerdings war dann auch immer Taichi bei ihr. „Na ja... ich bin eben ausgeruht, außerdem wollte ich mit meiner Lieblingsoma frühstücken.“ „Ich bin deine einzige Oma“, kam es lächelnd von Riku. „Und dennoch meine Lieblingsoma.“ „Hat Taichi hier gar nicht übernachtet?“, hakte Riku neugierig nach. Mimi schüttelte gleich ihrem Kopf. „Nein, er hat letzten Abend was mit seinem besten Freund gemacht“, erklärte die Brünette und stellte sich an die Kaffeemaschine um auch mit dem Frühstück zu beginnen. „Aber wäre es nicht wichtiger die Zeit mit dir zu verbringen? Mit seinem besten Freund kann er doch immer was machen?!“ „Ähm...also eigentlich, ist er zeitgleich mit mir für einen längeren Zeitraum in Amerika.“ Erst jetzt wurde Mimi klar, was sie da sagte. Auch Matt würde gehen, natürlich wusste sie das von Sora und wie sehr diese ihn vermissen würde, aber wie war das eigentlich bei Tai? Sicher würde er seinen besten Freund auch vermissen. Er müsste sich nicht nur von seiner Freundin verabschieden, sondern auch von einer anderen Person die ihm nahe stand. „Was ist los Schatz?“, hakte Riku besorgt nach, da sie beobachtete, dass ihre Enkelin seit fünf Minuten auf ihre Kaffeetasse starrte. „Mir ist gerade erst klar geworden, was das heißt, dass auch Matt Japan vorerst verlässt“, grübelte die Brünette. „Tai und Matt sind schon ewig beste Freunde und irgendwie ich hab ihn gar nicht danach gefragt, wie er damit zurecht kommt. Ich bin so blöd“, murmelte Mimi gedankenverloren. „Ach was du bist doch nicht blöd Kind, du bist es einfach nur schon so viele Jahre gewöhnt, auch du verlässt ja nicht nur deinen Freund, du hast neben Tai noch viele andere Freunde hier, die du erst mal lange nicht sehen und vermissen wirst.“ Einfühlsam lächelte Riku ihre Enkeltochter an. Mimi musste ihrer Großmutter Recht geben, sie wusste wirklich wie es war jemanden am anderen Ende der Welt zu vermissen, denn ihre Freunde hatte sie in Amerika immer vermisst, aber dennoch war sie davon überzeugt, dass es dieses Mal noch weitaus schlimmer werden würde. Der Gedanke machte sie traurig. Essen konnte sie nicht wirklich, also trank sie ihren Kaffee – der mittlerweile kalt geworden war leer, stellte die Tasse in der Spüle ab und ging zurück in ihr Zimmer. Sie nahm ihr Handy, doch noch immer keine neue Nachricht. Es war auch erst halb neun, aber dennoch war sie so angespannt, dass sie es einfach nicht mehr zu Hause aushielt. So zog sie sich an und beschloss ihren Freund persönlich zu wecken. Nach einer Stunde war sie bei den Yagamis. Ungeduldig stand sie vor der Haustür und schließlich hörte sie eine ihr nur zu bekannten Stimme. „Ja, Hallo?“ „Kari, hier ist Mimi. Ist dein Bruder zu Hause, darf ich hochkommen?“, fragte Mimi gleich nach. „Ähm ich glaub schon, aber wahrscheinlich schläft er noch. Klar, komm hoch“, hörte sie die Jüngere sagen, während Mimi gleichzeitig die Haustür aufdrückte. Mimi begrüßte die Jüngere mit einer Umarmung, als sie in der Wohnung der Yagamis ankam. „Wie geht es dir und wie läuft es mit Takeru?“, erkundigte sich die Brünette gleich. Kari strahlte prompt. „Mir, also uns geht es gut. Ich treffe mich gleich mit ihm“, erklärte sie zufrieden, während das Grinsen immer breiter wurde. „Das ist schön, das freut mich so für euch.“ „Ja, zur Zeit läuft wirklich alles super und ich kann mich nicht beklagen. Gut die Schule geht bald wieder los, aber egal, da sehe ich Takeru ja dann wieder täglich. Oh hoffentlich kommen wir in eine Klasse. Ich würde ihn sonst so vermissen“, grübelte die Jüngere. Mimi kicherte, ihre Sorgen hätte sie gerne. Kari würde ihren Freund vermissen, wenn sie nicht in einer Klasse gehen würde und sie würde mit ihrem Freund bald nicht mal auf dem gleichen Kontinenten sein. „Oh entschuldige, das war dumm von mir“, kam es reumütig aus der jungen Yagami. „Nein, das muss es nicht, alles gut“, beschwichtige die Ältere. „Ich freue mich wirklich für euch Beide. Wenigstens um euch muss ich mir keine Gedanken machen. Auch wenn ich ein ganz kleines bisschen neidisch bin“, kam es ehrlich aus der Brünette, dieses Mal kicherte Kari. „Ja, es war ein ganz schöner Knaller, als ich hörte, dass auch Matt nach Amerika gehen würde.“ Mimi nickte und machte große Augen. „Ja da sagst du was. So richtig begeistert ist Sora immer noch nicht, aber wirklich eine Wahl hat sie auch nicht“, erklärte Mimi die verzwickte Lage. „Also hätte Takeru das gemacht, ich hätte ihn zum Mond geschossen“, flüsterte die Jüngere. „Ich auch“, stimmte Mimi der Kleinere zu und kicherte. „Es wäre übrigens schön, wenn wir nochmal was zu viert machen könnten, nur wir Mädchen, bevor du wieder in Amerika bist“, erwiderte die junge Yagami euphorisch. „Das ist eine super Idee, einen Mädelsabend brauche ich noch“, flötete die Tachikawa. „Ich werde mal die anderen Beiden fragen, wann sie können und schreib dir dann“, schlug Kari vor. „Danke. Ich schau mal kurz nach deinem Bruder.“ Kari nickte und ging zurück in ihr eigenes Zimmer. Vorsichtig öffnete die Brünette die Zimmertüre ihres Freundes. Nicht sicher, ob er überhaupt in seinem Zimmer war, doch der Geruch von Alkohol und verbrauchter Luft, der ihr als erstes in die Nase stieg bewies ihr gleich das Gegenteil, er war in seinem Zimmer. Tai lag schlafend in seinem Bett, die Bettdecke mehr auf dem Fußboden, als auf dem Bett. Shirt, Boxershort und Socken war alles was der junge Mann trug. Er lag auf dem Bauch und sein Gesicht drückte er aufs Kissen. Er schnarchte und das nicht gerade leise. Ein eindeutiges Indiz, dass der junge Mann viel getrunken haben musste, denn normalerweise war Tai kein Schnarcher. Sie schlich näher an sein Bett heran und pickste in an die Seite, doch eine Reaktion blieb aus. Hier würde sich die nächsten Stunden wohl nichts tun. Seufzend setzte sich die Brünette auf die Bettkante und sah ihrem Freund eine Zeitlang beim schlafen zu, dann beschloss sie, dass es keinen Sinn machte, schob die Gardinen bei Seite und öffnete das Fenster. Vielleicht würde ja Licht und frische Luft, dem jungen Mann beim aufwachen helfen. Sicherheitshalber verließ die Brünette das Zimmer ihres Freundes und klopfte bei seiner Schwester an. Kari öffnete ihre Zimmertüre, wunderte sich aber nicht über die Person, die ihr Gegenüber stand. Die Yagami-Geschwister hatten es aufgegeben an der Zimmertüre zu klopfen und stürmten meist ohne Vorankündigung rein, das fand allerdings auch Kari sehr viel lustiger, weshalb sie sich ebenfalls nicht daran hielt. „Was machst du?“, fragte Mimi neugierig nach. „Ich suche nach einem passenden Outfit für mein Treffen mit Takeru“, erklärte sie wieder mit diesen leuchtenden Augen. „Magst du helfen?“ Eifrig nickte die Brünette mit dem Kopf „Na, aber sicher doch. Zeig mal was du hast“, erwiderte Mimi prompt. „Geht es Tai gut? Es ist schon seltsam, dass er nicht wach zu kriegen ist. Er murrt zwar, aber meistens hat sich das nach ein paar Minuten erledigt.“ „Er war gestern mit Matt unterwegs und die Beiden oder zumindest Tai hat ganz schön was getrunken“, erklärte Mimi und legte gleich zwei Kleider weg, die Kari herausgesucht hatte. „Was stimmt nicht mit den Kleidern?“, wollte sie empört wissen. „Das ist alles zu brav, die Kleider gehen ja bis über die Knie. Nene Takeru darf ruhig mal ein bisschen sabbern“, erklärte sie mit einem Augenzwinkern und nahm ein Kleid, das ein wenig kürzer war und einen Ausschnitt, der ihre Oberweite wohl schön unterstützen würde. „Dann muss ich aber weg sein, ehe Tai aufwacht“, entgegnete die Jüngere. Mimi wirkte wieder etwas ernster. „Alles okay?“, fragte Kari nach, die bemerkte, dass die Ältere nachdenklich schien. „Tai hat gestern den Brief eures Vaters gelesen und der Brief hat ihn wohl ganz schön aus der Bahn geworfen“, erklärte sie wahrheitsgemäß. Überrascht sah Kari zur Älteren. „Ach, was wirklich?“ Sie konnte es kaum fassen, Kari hätte bei seinem sturen Dickschädel nicht damit gerechnet, dass er den Brief überhaupt lesen würde. „Ja... und dann war er so komisch und wollte alleine sein“, fügte Mimi hinzu. „Also weiß er es jetzt auch“, kam es ungläubig von Kari. Mimi nickte „Ja, also wenn er in dem Brief nichts verschwiegen hat, dann ja“ „Wow“ Kari ließ sich auf ihrem Bett nieder und wirkte nachdenklich. „Darf ich fragen, was in deinem Brief stand?“, fragte die Ältere interessiert nach. Kari nickte und zuckte mit den Schultern. „Na ja, eigentlich nichts was ich nicht schon wusste. Er betonte stets, wie dankbar und stolz er auf mich ist, dass ich ihn für all das nicht verurteile.“ „Und ist es so?“, wollte Mimi wissen. „Na ja, kannst du ihm das alles so verzeihen?“ Kari senkte ihren Blick. „Der Tag war ganz schön informativ, anfangs dachten wir nicht mal ihn wirklich zu finden und plötzlich wurden alle Fragen und noch mehr beantwortet und er erzählte mir alles und ließ nichts aus. Ich war natürlich schockiert und wäre Takeru nicht bei mir gewesen, ich hätte nicht gewusst, wie ich reagiert hätte, aber irgendwann wurde ich ruhiger. Ich dachte mir, wenn Mama ihm all das verzeihen konnte, könnte ich es doch wenigstens versuchen. Es tut ihm alles auch wirklich leid, das sah man einfach. Seine Auge, seine Geste, seine Miene, alles war so voller Reue. Er bestraft sich selber schon genug, da muss ich nicht auch noch drauf halten.“ Beeindruckend nickte Mimi mit dem Kopf. „Du bist unglaublich erwachsen für dein Alter, dein Bruder sollte sich ein Beispiel an dir nehmen“, lächelte die Ältere, wurde aber gleich wieder ernst. „Er kann eurem Vater nicht so leicht verzeihen und irgendwie glaub ich auch nicht mehr daran, dass er es jemals kann.“ „Wer weiß. Jetzt weiß er es und wenn er Zeit hatte all das zu verarbeiten, vielleicht schafft er es doch eines Tages“, erwiderte Kari lächelnd. „Ich würde es ihm wünschen.“ „Ich auch.“ Kari zog sich um und Mimi legte ihr noch ein natürliches Make-Up auf, ehe sie sich auf den Weg zu Takeru machte und Mimi beschloss erneut nach ihrem Freund zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)