A long Time ago von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 57: Blumensprache ------------------------- Noch fünfzehn Tage Tai beobachtete seine Freundin amüsiert wie sie am schlafen war. Er hatte schon ein paar Mal versucht sie zu wecken, aber es war aussichtslos. Ihre Haare waren vollkommen zerzaust, ihre Wangen noch leicht gerötet, ihre Augen verquollen und sie schnarchte und das nicht gerade leise. Er musste sie mehr zurück tragen, als das sie selbst im Stande war zu gehen, aber er fand es niedlich und irgendwie heiß, dass sie ihm so ausgeliefert war, sodass er auch gleich über sie herfiel, als sie bei ihm waren, denn heute schliefen sie bei Tai. Der Weg war kürzer von der Wohnung ihrer Freunde aus. Er fand Mimi in diesem Moment trotz oder gerade weil sie so vollkommen unperfekt war, einfach perfekt. Ihre Ecken und Kanten, ihr großes Herz und ihre große Klappe, ihre Qualitäten. An einem Tag Miss Universum, am nächsten Tag Miss Miesgelaunt. Mit ihr wurde es nie langweilig, sie war nicht 0/8/15 sie war seine Traumfrau und er wollte keine andere. Er wollte nur sie. Er kuschelte sich etwas näher an sie, hielt ihren Körper nah an seinem und genoss den Moment der Nähe und der Vertrautheit. Er wollte nicht an einen baldigen Abschied denken, er wollte diesen Gedanken gar nicht weiter aufkommen lassen. Warum konnte sie nicht einfach in Japan bleiben, sie hatte hier doch alles was sie brauchte. Okay ihre Eltern waren nicht hier und Mimi war nicht volljährig, aber trotzdem war sie doch reif genug und Familie hatte sie hier auch. Also warum konnten ihre Eltern nicht einfach ihr Einverständnis geben? Mit dröhnenden Kopf wurde Mimi wach, alles tat ihr weh und ihr drohte es gleich wieder schwindelig zu werden. „Morgen Prinzessin“, begrüßte Tai seine noch schlafende Freundin und gab ihr einen Kuss auf ihre Stirn. „Hmm“, brummte die Braunhaarige. Warum musste er eigentlich schon so gut gelaunt sein? Sie öffnete schwerfällig ihre Augenlider und sah in Tais grinsendes Gesicht. „Du bist ja schon wach?“, erwiderte Mimi irritiert. Normalweise war er der Langschläfer und sie die Frühaufsteherin. „Prinzessin, es ist bereits Mittag“, erwiderte er grinsend. „Oh wirklich? Wieso hast du mich denn nicht schon früher geweckt?“ „Das habe ich versucht, war aber aussichtslos.“ „Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal, bis Mittags geschlafen habe, das ist schon ewig her und ich... ich bin mir sicher, dass es nur an dir liegt“, lächelte Mimi ihren Freund an. „Mein schlechter Einfluss auf dich oder was?“, fragte er leicht bockig nach. Mimi schüttelte gleich ihren Kopf. „Nein, ich fühle mich einfach so geborgen, dass ich weiß, dass ich sicher bin und mir bei dir nichts passieren kann. Solange du an meiner Seite bist, geht es mir einfach gut“, nuschelte die Brünette und ein rötlicher Schimmer färbte ihre Wangen. „Du bist echt süß, Mimi“, murmelte der Braunhaarige und zog die Jüngere wieder näher zu sich. „Bleib hier.“ „Du weißt doch, dass das nicht geht“, erwiderte Mimi traurig. „Frag deine Eltern doch noch mal“, forderte Tai auf. „Und was soll das bringen? Ihre Antwort war klar. Ich soll die Schule in Amerika beenden. Sie sind eben noch vorsichtiger geworden, nachdem...“ Mimi brach ab, sie hoffte, dass Tai sie auch so verstehen würde und Tai verstand. „Hier bist du aber am sichersten“, stellte der Brünette klar. „Sehe ich auch so“, erwiderte Mimi grinsend und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. „Aber sie haben leider das letzte Wort und ich nicht wirklich eine Wahl. Tai antwortete nichts darauf und hielt seine Freundin noch einen Moment fest an sich, eher sie aufstanden und den Tag begannen. Matt war schon früh wach gewesen und besorgte einen Blumenstrauß mit Blausternblumen und Frühstück, er deckte den kleinen Küchentisch ein. Er schlug gerade ein Ei auf und war dabei neben den frischen Brötchen und Croissants auch noch etwas herzhaftes zuzubereiten. Aus dem Ei wurde Rührei und er kochte auch noch so ein paar Eier hart. Er hörte wie die Schlafzimmertür aufging und ging vorsichtig in den Flur. „Guten Morgen“, murmelte der blonde Musiker und wartete darauf, dass Sora in die Küche trat, doch sie ging wortlos an ihm vorbei und ging ins Badezimmer. Matt seufzte, er konnte ihren Ärger verstehen, aber was hatte er denn für eine Wahl? Er hoffte, dass sie ihn irgendwie auch verstehen konnte, auch wenn das vielleicht etwas viel verlangt war. Sora war im Badezimmer und machte sich frisch, sie blickte in den Spiegel. Sie sah furchtbar aus und so fühlte sie sich auch. Sie konnte die ganze Nacht kein Auge zu machen und dachte unaufhörlich an den Streit und die baldige räumliche Trennung die im Raum stand. Nach wie vor war sie sauer. Er hatte ihr mit der rücksichtslosen Entscheidung weh getan und Frühstück konnte das alles nicht wieder gut machen. Nachdem sie sich die Zähne geputzt und die Haare gekämmt hatte, verließ sie das Badezimmer, sie konnte sich ja auch schlecht ewig da drinnen verstecken. Sie ging in die Küche, wo Matt nach wie vor auf seine Freundin wartete. Sora steuerte auf die Kaffeemaschine zu. „Kaffee ist schon fertig“, murmelte Matt und reichte ihr eine Kaffeetasse, Sora nahm sie entgegen und setzt sich auf den Barhocker. „Hör zu Sora, ich weiß, das war scheiße“ „Ja, war es!“, redete sie gleich dazwischen. „Es war scheiße und egoistisch“, fuhr sie aufgebracht fort. „Ich weiß und ich...ich wüsste auch nicht, wie ich mich verhalten würde, wenn du nach Hause kommst und mir sagst: Ach übrigens Schatz ich bin jetzt mal für sechs Monate weg, weil ich eine super Stelle im Ausland bekommen habe. Ich wäre sicher auch an die Decke gegangen“, kam es reumütig aus dem Ishida. Sora senkte ihren Blick und starrte stur auf den leeren Teller. „Es verletzt mich, dass du nicht erst mit mir gesprochen hast. Du weißt, dass dieses ganze Thema nicht gerade leicht für mich ist und wir deshalb öfter Streit haben. Wolltest du meine Entscheidung nicht hören?“ „Natürlich, wollte ich deine Meinung dazu wissen und ich habe das auch nicht gemacht, weil ich es verheimlichen wollte oder denke, dass du es mir verbieten würdest, aber ich...ich musste wirklich sofort entscheiden und ich...Mensch Sora, was soll ich denn machen?“, fragte er fast verzweifelt nach. „Soll ich alles absagen?“ „Nein, natürlich nicht“, entgegnete die Rothaarige. „Aber...ich würde gerne aus solchen Entscheidungen nicht ausgeschlossen werden und hast du mal darüber nachgedacht mich mitzunehmen?“ Matt hob verwirrt seinen Kopf. „Ähm...ich wusste nicht, dass du das wolltest. Ich meine dein Modestudium beginnst du doch hier und...“ „Man Matt, das war eine Frage, ob du mich bei dir haben willst oder nicht. Natürlich will ich nicht ewig in einem Tourbus meinem Freund bei der Arbeit zu sehen, während ich vergammel, aber ich will auch nicht ewig von dir getrennt sein“, schrie Sora wütend aus. „Natürlich wäre es mir lieber, du könntest mich begleiten, aber ich würde auch nicht wollen, dass du dich selbst dafür vergisst“, wurde auch Matt lauter. Der vergangene Abend schien sich langsam zu wiederholen. Sora nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee und verbrannte sich gleich etwas daran. Die Gemüter kochten, doch dieses Mal schwiegen Beide, bevor die nächste Eskalation eintrat. Noch vierzehn Tage Sora traf sich mit Mimi in der Stadt, sie hielt es zu Hause nicht mehr aus und wollte dem Blonden aus dem Weg gehen. Sie saßen in einer Cafeteria und Sora bestellte sich einen großen Schokoladenkuchen. „Er ist immer noch ein Arsch“, schimpfte die Rothaarige weiter. „Süße, ich versteh dich ja, aber ihr müsst reden, um das zu klären. Wie soll es denn sonst mit euch Beiden weiter gehen?“, fragte Mimi besorgt nach, während sie einen bisschen von ihrem Käsekuchen aß. Sora nahm einen großen Bissen von ihrem Schokoladenkuchen und schmatzte laut herum. „Sobald wir darüber reden, streiten wir. Für dieses Problem gibt es keine Lösung.“ „Was hat er denn gesagt?“, fragt die Brünette nach. Sie verstand die Problematik und fand das Verhalten den Blonden alles andere als in Ordnung, aber durch den Streit verpassten sie zu viel und dicke Luft dich sich ausbreitete war nicht gut. „Das es ihm leid tut, dass er mich verstehen kann, dass er mit mir zusammenbleiben will, bla bla“, fuhr die Rothaarige fort. Mimi seufzte, wie sollte sie ihrer Freundin nur helfen, wenn sie ihre Hilfe doch nicht annahm? „Und glaubst du ihm das nicht?“ „Doch schon, aber ich weiß einfach nicht, ob ich das kann und will“, erklärte Sora traurig. „Aber du willst doch nicht aufgeben, ohne es versucht zu haben?“, fragte Mimi besorgt nach. „Nein, aber vielleicht ist ein gerader Schnitt besser, als sich was vor zu machen. Immer wieder Hoffnung, dann doch wieder Eifersucht und dann geht am Ende doch alles schief und alles ist vielleicht noch schlimmer, als hätten wir es gleich beendet“, überlegte Sora. „Das ist quatsch, ich würde Tai nie, niemals aufgeben. Warum auch? Wir werden getrennt sein und uns nicht so oft sehen, okay das wird scheiße und sicher nicht immer einfach, aber ich liebe ihn und das wird sich nicht ändern, nur weil ich in Amerika bin“, erwiderte Mimi gleich. Überrascht sah Sora zu ihrer besten Freundin. „Du bleibst immer so optimistisch Mimi, ich beneide das.“ „Du musst nur an Matt glauben und dass er dich liebt und du ihn. Fertig“, erklärte die Jüngere unbeeindruckt. Aber was hatte sie für eine Wahl? Ihr blieb gar nichts anderes übrig. Ein Jahr, was war schon ein Jahr. Ein Jahr geht schnell vorbei, dass haben doch schon andere geschafft, warum sollte sie es nicht auch schaffen? „Ich werde die Tage nochmal mit ihm reden“, grübelte die Rothaarige. Mimi legte ihre Hand auf die der Jüngeren. „Mach das, ihr schafft das schon.“ Sora nickte schweigend und aß ihren Schokoladenkuchen auf. „Er hat mir gestern auch tatsächlich Blumen besorgt. Blumen das macht er sonst nie, außer mal ein paar rote Rosen am Jahrestag“, erwiderte Sora, als sie den leeren Teller bei Seite schob. „Was waren das denn für Blumen?“, fragte die Brünette neugierig nach. „Blausternblumen glaub ich, ein ganzer Straß voll. Ich weiß gar nicht, warum er ausgerechnet diese besorgt hat.“ Mimi hob irritiert ihre Augenbrauen. „Weißt du nicht? Hast du ihn mal gefragt?“ „Nein, warum sollte ich auch? Was sollen Blumen schon ändern?“, stellte die Rothaarige die nächste Gegenfrage. „Also ich kenne mich ein wenig mit der Sprache der Blumen aus und Blausternblumen stehen für: Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht und bitte gleichzeitig um Verzeihung“, klärte Mimi ihre ältere Freundin auf. Überrascht hob Sora ihre Augenbrauen hoch und blickte zu Mimi. „Wow, ob das Zufall war?“ „Ich glaube nicht, ich denke er hat sich informiert. Och herm Sora, es tut ihm wirklich leid, rede mit ihm und am besten gleich jetzt. Der Teller wird nicht leerer, es sei denn du willst ihn noch ablecken“, grinste die Brünette und schielte zu ihr. Sora schüttelte den Kopf. „Okay, ich rede heute mit ihm.“ Sora ging nach dem Treffen mit Mimi und etwas mehr Zuversicht zurück nach Hause. Sie schloss die Wohnungstür auf und schlüpfte aus ihren Schuhen raus. Matt war noch nicht da, sicher bei irgendeiner Bandprobe wie Sora verärgert wahrnahm. Sie ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, traurig sah sich in diesem Raum um. Wie leer ihr alles vorkam, ohne Matt hier zu sein, war einfach nicht dasselbe. Sie wollte mit ihm hier wohnen, eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Ohne ihn war es einfach nur eine Wohnung mit Möbeln drin, aber es fühlte sich weniger wie ihr Zuhause an. Wie würde er sich fühlen, wenn er immer unterwegs sein würde, in Hotels, Hostels oder Bussen schlafen würde? Würde sie ihm fehlen, ihre Wohnung, ihr Zuhause oder hätte er Spaß und bemerkte nicht mal wie die Zeit verging, während sie für Sora praktisch stehen geblieben war? Nach einer Stunde hörte sie, wie die Wohnungstür aufgeschlossen und Matt mit seinem Gitarrenkoffer die Wohnung betrat. „Hallo“, nuschelte er beiläufig und wollte gleich ins Schlafzimmer weitergehen, als Sora ihn zurückrief. „Matt, können wir noch mal reden?“ Matt blieb stehen, legte seinen Gitarrenkoffer bei Seite und drehte sich um. Er nickte und setzte sich neben Sora auf das Sofa. Er wartete ab und wollte das Sora das Wort ergriff, es war ohnehin alles falsch, was er sagte, also sagte er lieber gar nichts. „Ich... Ich mag die Wohnung nicht, wenn du nicht hier bist“, murmelte sie bedrückt. Überrascht sah der Musiker zu seiner Freundin. Sie wollte ihn mal nicht köpfen? „Sora... Ich... ich wollte dir doch nicht weh tun, wirklich nicht.“ Sora nickte „Ich weiß, ich denke wir müssen irgendwie das Beste daraus machen, also wenn du das noch willst?“, erwiderte sie aufgeregt und sah zu Matt. „Natürlich will ich das und ich bin mir auch sicher, dass wir das schaffen können und wenn ich die Chance hätte, würde ich dich mitnehmen.“ Die Rothaarige lächelte den Älteren an und rutschte näher an ihn heran. Matt legte einen Arm um sie. Endlich war sie ihm wieder nah, auch wenn sie es nach wie vor nicht gut fand, dass er so entschied. „Du? Sag mal, hast du die Blumen bewusst ausgewählt? Sonst holst du doch eher den obligatorischen Rote Rosen Strauß?“ Matt druckste etwas herum, irgendwie war es ihm unangenehm. „Na ja... ich habe mich etwas beim Floristen informiert und erklärte mir einige Bedeutungen der Blumen und diese war wohl die passendste“, erklärte er sein Vorgehen. Sora lächelte „Stimmt wohl.“ „Weißt du etwa, wofür die Blumen stehen?“, fragte er doch etwas verwundert nach. Sora hatte nicht gerade einen grünen Daumen oder besonderes Interesse an Blumen. „Ich hab eben Insider, die mir so etwas verraten, ich werde dich vermissen, wenn du in Amerika bist“, nuschelte die Rothaarige, während sie sich an seinem Hemd festkrallte. „Ich werde dich auch vermissen“, murmelte er und gab ihr einen Kuss auf ihre Stirn. “Das wird auch nicht leicht für mich.“ Die Rothaarige hob ihren Kopf etwas an und erwiderte seinen sanften Kuss, augenblicklich zog er die Jüngere näher zu sich. Es war noch längst nicht alles gut und zwischen ihnen noch vieles ungeklärt, aber gerade wollten sie nicht reden, sie wollten sich. Gierig schob der Blonde, Sora auf sein Schoß und trug sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)