A long Time ago von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 30: Hoffnung -------------------- Geschockt murmelte Mimi ins Telefon, dass sie sofort nach Hause kommen würde. Apathisch nahm sie das Handy von ihrem Ohr und legte auf. Entgeistert blickte sie Sora ins Gesicht. „Mein Opa ist tot“ flüsterte sie und Tränen sammelten sich erneut in ihren Augen. Augenblicklich nahm die Rothaarige Mimi in die Arme und tröstete sie. „Na los, ich bring dich nach Hause“ bestimmte Sora und zog sie mit sich. „Tai“ flüsterte die Brünette. „Ich will zu Tai“ wiederholte sie ruhig. Sora suchte nach ihrem Handy und wählte schließlich seine Nummer, doch er ging nicht ran. Enttäuscht blickte sie zu Mimi. „Er kann Tagsüber nicht an das Handy gehen“ erklärte Mimi knapp. „Ist schon okay Sora. Ich kann mich nicht immer auf Tai verlassen, außerdem kann er eigentlich auch gar nichts machen und die Situation ändern schon gar nicht“ versuchte sie zu erklären und weinte erneut. „Mimi...“ setzte Sora an. „Es tut mir so leid.“ „Danke, aber ich wusste ja das es passiert. Es war nur eine Frage der Zeit und er hat gelitten und es ist besser so für ihn, da bin ich mir sicher. Aber trotzdem jetzt...“ „Jetzt ist erst mal alles scheiße... und heute darf auch alles scheiße sein...“ beendete Sora ihren Satz und fuhr fort. „Es ist niemals leicht jemanden gehen zu lassen, den man liebt, dass kann man nicht akzeptieren. Egal wie logisch alles ist, egal wie die Fakten sind, egal was das Beste für ihn ist. Für die, die zurückbleiben ist es immer scheiße!“ „Ja, man wird sich niemals daran gewöhnen können, dass jemand geht den man liebt, oder jemand nicht mal die Chance bekommt zu leben bevor er geht“ wimmerte die Brünette und dachte augenblicklich an ihr verlorenes Baby. Mimi war dankbar, dass Sora bei ihr und für sie da war, wenn Tai schon nicht hier sein konnte, wüsste sie keinen besseren Menschen als sie. Sie war wirklich ein Engel und absolut aufopferungsvoll. Sie war ihr so dankbar – für sie müsste sie sich auch noch ein besonderes Dankeschön überlegen. Während Sora Mimi nach Hause brachte und dabei ihre Hand hielt, versuchte Sora mit der anderen Hand stets die Nummer von Tai zu wählen, doch nie nahm er ab. „Man, hat der denn nie Pause?“ beschwerte sie sich. Mimi sah zu ihr herüber. „Sora ich sagte doch, es ist okay. Er hat nur kurz Pause und dann isst er nur schnell etwas.“ „Aber trotzdem.“ „Schon okay, wir sind ja auch schon da“ erklärte die Brünette. „Soll ich noch mit hoch kommen?“ fragte die Rothaarige nach, doch Mimi schüttelte ihren Kopf. „Nein Danke Süße, du hast heute schon mehr als genug für mich getan“ Sora sah Mimi strafend an „Na hör mal, das ist doch selbstverständlich.“ Dankbar lächelte sie ihre beste Freundin an und umarmte sie herzlich. Mimi verabschiedete sich von Sora, ehe sie die Haustür aufschloss und hinein ging. Mit klopfendem Herzen, betrat sie die Wohnungstür, gleich schritt sie in das Wohnzimmer, wo bereits alle saßen und auf sie warteten. Ihre Großmutter saß auf dem alten Sessel, wo zuvor immer Takuya saß, ihre Eltern auf dem Sofa. Gleich schritt Keisuke auf seine Tochter zu und nahm sie in den Arm, während ihre Mutter, die Hand von Riku hielt um ihr Trost zu spenden. Mimi weinte nicht, sie wollte stark bleiben für ihre Oma, ihren Vater, ihre Mutter. Sie hatte gar keine Kraft mehr zum Weinen, zu viele Tränen waren in den letzten Tagen vergossen, irgendwann musste es doch auch mal ausreichen! Sie saßen gemeinsam am Wohnzimmertisch, Keisuke berichtete, wie er morgens mit Sosuke das Krankenzimmer betrat und Takuya bereits tot war, als sie ankamen. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen – es war einfach zu kaputt. Sie kehrten gleich zurück um Riku über den Tod in Kenntnis zu setzen und schließlich auch Mimi und auch die anderen Verwandten wurden bereits telefonisch informiert. Sie hatten kaum Zeit zu trauen, denn nun musste eine Beerdigung geplant werden. Keisuke und Sosuke wollten zum Bestattungsunternehmen gehen, damit dies Riku nicht machen musste. Mimi würde solange bei Riku bleiben, denn keiner wollte die alte Dame alleine lassen. Sie sprachen darüber eine Zeitungsannonce zu schalten und was sie darauf schreiben wollten. Sosuke hatte sich viele Gedanken gemacht und wollte nun ihren Vorschlag preisgeben. Sie öffnete einen Stück Papier und las vor: In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meinem lieben Ehemann, guten Vater, fürsorglichen Großvater, Bruder, Schwiegervater und Onkel. Takuya Tachikawa Gekämpft hast du allein Gelitten haben wir zusammen Vermissen werden wir dich alle Als Mimi den Worten ihrer Mutter zuhörte, konnte sie sich jedoch nicht mehr zurückhalten und sie begann erneut zu weinen, alle hielten sich an den Händen fest, spendeten sich gegenseitig Trost und wollten das dies genauso gedruckt werden sollte. Zu zweit machten sich Mimis Eltern auf den Weg zum Bestatter, die Urne hatten sie bereits vor einer Woche gemeinsam mit Riku ausgesucht, daher mussten sie nur noch die üblichen Formulare unterschreiben und einen Termin für die Beerdigung finden. Mimi bleib zurück, machte sich auf den Weg in die Küche um für sich und ihre Großmutter einen Tee aufzusetzen. Sie hielt Riku einen Pfefferminztee hin und machte für sich selbst einen Früchtetee. Riku sah einfach fix und fertig aus. Sie hatte den ganzen Morgen bis vor einer Stunde unaufhaltsam geweint, bis zum Schluss geglaubt, dass er vielleicht doch wieder gesund werden würde. Sie hatte dafür täglich gebetet, doch es war umsonst und nun war alles zu Ende. Mitfühlend legte sie ihrer Großmutter ihre Hand auf ihrer ab und streichelte diese behutsam. „Ach Schatz, ich weiß ja, dass es ihm jetzt besser geht, wo auch immer er ist, aber es ist so unfassbar schwer Abschied zu nehmen. Ein Mensch der 56 Jahre lang mein Ein und Alles war. Mir zwei großartige Kinder geschenkt hat, mir zwei wundervolle Enkelkinder hinterlassen hat. Was haben wir die Jahre über nicht alles erlebt und miteinander geteilt. So viel gutes und schlechtes ist uns widerfahren, ein Krieg haben wir überstanden, aus Schulden uns herausgearbeitet und auf einmal steht man ganz alleine da.“ „Du bist nicht alleine Oma, du hast immer noch uns und wir werden immer für dich da sein und solange du den Opa in deinem Herzen hast, wird er auch niemals verschwinden und weiter existieren, wenn wir ihn auch nicht sehen können. Er wird bei dir sein, er wird immer ein Auge auf dich haben. Er ist jetzt dein Schutzengel, der Schutzengel von Papa und Mama. Mein Schutzengel.“ Riku sah Mimi tief in die Augen und hielt weiter die Hand ihrer Enkeltochter wie einen Rettungsring umschlossen. „Wann bist du eigentlich so erwachsen geworden?“ fragte sie schließlich nach. „Bin ich doch gar nicht, nur an die Kraft der Engel habe ich immer geglaubt. Es gibt so vieles was wir nicht sehen, nicht begreifen, nicht verstehen können, was aber nicht heißt, dass es das nicht gibt. Es gibt so viele Welten, so viele phantastische und reine Geschöpfe, die die meisten Menschen gar nicht wissen oder nachvollziehen können. Unser Horizont ist oft so eingeschränkt, aber weißt du wir dürfen niemals aufhören, an die Kraft der Liebe zu glauben und das auch der Tod uns die Liebe nicht nehmen wird“ erklärte sie überzeugend und Riku schenkte ihrer Enkeltochter ein tapferes Lächeln. Selbst Mimi wurde in diesem Moment klar, egal wie weit man voneinander entfernt ist. Es gibt Wesen die immer in ihrem Herzen bleiben würden. Jetzt hatte Mimi auch keine Angst mehr, dass sie Tai über eine Fernbeziehung verlieren könnte. Sie Beide wussten, dass eine Entfernung nichts an den Gefühlen ändern würde, wenn sie sich auch schrecklich vermissen würden. Mimi ließ ihre Großmutter nochmal kurz zurück, sie wollte eine Kleinigkeit kochen, damit alle wenigstens eine Kleinigkeit essen würden. So machte sie sich langsam auf den Weg, hielt aber immer wieder den Augenkontakt zu Riku. Taichis Sicht: Tai stöhnte genervt auf, die Arbeit nervte ihn unsagbar. Gleich morgens ging er ins Büro um seinen Chef zu fragen, ob er heute was früher gehen dürfte. Er erklärte ihm, dass es private Probleme gab, doch dies interessierte diesen überhaupt nicht weiter. Im Gegenteil er musste auch noch Überstunden machen. Er war sauer und war kurz davor alles hinzuschmeißen. So viel Arbeit, für die Scheißkröten und wenn man mal ein Notfall hatte, bekam man nicht mal die Möglichkeit früher zu gehen. Hallo war er denn? Irgendein verdammter Sklave? Es ärgerte ihn unheimlich. Er wusste, dass er sich auf Sora verlassen konnte und hoffte, dass sie Mimi ein bisschen ablenken konnte aber trotzdem er wollte es eigentlich lieber selber machen. Er packte seinen Spintschlüssel aus, steckte den Schlüssel ein und schloss auf, nahm sich seine private Kleidung, seine Schuhe heraus, zog sich um, griff nach seiner Uhr. Er blickte kurz aufs Ziffernblatt – verdammt schon halb acht. Er schnappte sich sein Handy, er wollte gleich Mimi anrufen. Er entsperrte sein Handy. Elf verpasste Anrufe. Drei ungelesene Nachrichten. Verdammt hoffentlich ist nichts passiert, schoss es ihm durch den Kopf. Neun Anrufe von Sora, Ein Anruf von Matt, ein Anruf von Mimi. Tai suchte zunächst Soras Nummer, vielleicht hatte sie Mimi nur nicht gleich gefunden und wollte wissen, wo sie war und alles war nur halb so schlimm, weil sie mittlerweile kichernd in irgendeinem Cafe saßen – hoffte er. Während er Soras Nummer wählte, packte er mit der anderen Hand halbherzig seine Tasche und lief in Eilschritten aus der beschissenen Fabrik heraus. „Tai? Na endlich. Ich dachte schon du meldest dich gar nicht mehr. Hast du jetzt erst Feierabend? Dich ans Telefon zu bekommen ist ja ein Kunststück. Man, hast du denn nie Pause? Da würde ich ja die Krise... „Sora! Was ist los?“ platze Tai aufgebracht dazwischen. „Mimis Großvater ist heute morgen verstorben!“ „Was? Nein!“ Tai konnte es nicht glauben, er fasste sich mit der freien Hand vor dem Mund und lief so schnell er konnte zu Mimi. „Doch leider“ entgegnete die Rothaarige nur traurig. „Wie, wie ging es ihr denn? Bist du noch bei Mimi?“ fragte er schwer atmend nach. „Nein, ich habe sie nur nach Hause gebracht, eigentlich konnte ich sie auch ganz gut ablenken, aber dann bekam sie einen Anruf und naja... Sie hat natürlich gleich geweint. Wie es ihr jetzt geht, weiß ich nicht, sie wollte sich nachher bei mir melden“ erwiderte Sora durch die Leitung. „Okay, Danke Sora. Ich melde mich und Danke nochmal“ „Ja, ist ja kein Problem“ Tai beendete das Telefonat, als er schließlich die Straße erreichte, in der das Wohnhaus von Riku und Mimi lag. Hektisch schellte er die Klingel. „Ja bitte?“ sprach es aus dem Lautsprecher. Mimis Mutter kam an die Gegensprechanlage heran. Sie saßen geraden noch beim Essen, wenn man es so nennen konnte. „Hallo hier ist Tai.“ „Oh hallo Taichi, komm doch hoch.“ Schnell lief er nach oben, doch dann verharrte er doch einen Moment. In so einer Situation war er selber noch nie gewesen. Die Großeltern väterlicherseits hatten Tai und Kari nur als Kleinkinder gekannt, sie waren Beide verstorben, als Tai fünf Jahre alt war und demnach hatte er nicht mehr wirklich viel Erinnerung an die Beiden hatte und die Großeltern mütterlicherseits waren soweit gesund und noch fit. Die würden wohl noch 90 Jahre alt werden. Er ging langsamer, hoffentlich störte er niemanden. Ungeduldig öffnete die Brünette die Tür. Tai sah Mimi in den Hausflur gehen. Er sah auch aus der Entfernung, dass sich erneut Tränen bildeten. Er schloss sie gleich in eine tröstende Umarmung. Sein Gedanke von gerade kam ihm mehr als lächerlich vor. „Schön dass du da bist. Wie war dein Tag?“ fragte sie ihn. Tai verzog eine Miene „Ist doch scheißegal wie mein Tag war. Wie geht es dir?“ Mimi blickte zu ihrem Freund auf, zuckte mit den Schultern und schüttelte mit dem Kopf „Es geht schon“ antwortete sie tapfer. Tai nickte verstehend, die Frage hätte er sich auch schenken können. Wie sollte es ihr schon gehen? Er schritt in die Wohnung ein, zog seine Schuhe und seine Jacke aus und betrat das Esszimmer. „Mein Beileid“ murmelte der Braunhaarige und sah alle nacheinander an. „Entschuldigung, dass ich nicht früher kommen konnte“ . Riku lächelte ihn aufmuntern an. Es wusste doch jeder, dass er arbeiten musste und dafür hatte auch jeder Verständnis. „Alles in Ordnung Junge. Komm erst mal an, setze dich hin und iss erst mal was. Dann isst zumindest einer hier, wäre ja eine Verschwendung, Mimi hatte sich so viel Mühe gegeben.“ Tai nickte und Mimi füllte seinen Teller und reichte ihm diesen. „Guten Appetit“ „Danke“ nuschelte der Braunhaarige. „Du musstest ja wirklich wieder mal lange arbeiten“ erwiderte Mimi „Wieder Überstunden du Armer?“ Tai nickte betrübt und wurde wieder leicht sauer. „Die Beerdigung ist nächste Woche Freitag. Es wäre schön... na ja schön ist relativ, aber du bist eingeladen, falls du kommen möchtest“ entgegnete Keisuke und wusste selbst wie dämlich die Worte klangen, die gerade seinen Mund verlassen hatten. Immerhin luden sie ihn ja nicht zu einer Party ein, sondern zur Beerdigung seines Vaters, aber er war der Freund ihrer Tochter und auch wenn er anfangs bedenken hatte, nachdem was Mimi erlebt hatte, schon einen neuen Freund an ihrer Seite zu akzeptieren, erkannten sie seine ernsten Absichten und waren ihm dankbar, dass er so für Mimi da war. Er war die Stütze die sie gerade in ihrem Leben brauchte und was immer Mimi brauchte um sich besser zu fühlen, sie würden alles tun, damit sie es bekam. Tja so hatten sie es immer getan und so würden sie es wohl immer tun. Tai nickte „Selbstverständlich werde ich kommen.Vielen Dank“ antwortete der Braunhaarige und dachte selbst, das diese Antwort sich zu bedanken wohl auch dämlich war. Am besten sagte er gleich noch `Ich freue mich`. Mimi lächelte schwach. „Seid ihr bescheuert“ entgegnete sie nur amüsiert. „Aber wirklich“ bestätigte Mimis Mutter ihrer Aussage, auch Riku lächelte etwas. „Ihr seid zwei Meister.“ Tai und Keisuke, die sich gegenüber saßen sahen sich an und lächelten. Keisuke erhob sich und holte einen Patterhorster aus dem Kühlschrank heraus und fünf kleine Shotgläser. Er reichte jedem eines und Tai blickte verwirrt zu Mimi, diese grinste nur spöttisch. „Viel Glück“ „Viel Glück?“ fragte er verwundert nach. „Schon mal getrunken?“ frage Riku nach. Tai sah sich die Flasche genau an, dieses Getränk kannte er nicht und er schüttelte seinen Kopf. Die Familie Tachikawa grinsten über beide Ohren. Sie liebten es, jemanden dieses Getränk zum ersten Mal einzuschenken. „Dies war das liebste Spirituosen Getränk von meinem lieben Mann. Er war vierzig Jahre lang in einem Angelclub, sie trafen sich bis ins hohe Alter alle vierzehn Tage. Jeden zweiten Montag, auch wenn sie irgendwann nicht mehr angelten, weil sie alle älter wurden, aber eines taten sie immer. Sie tranken einen Patterhorster und erst wenn die ganze Flasche leer war, sind sie nach Hause gegangen“ erklärte Riku ihm. „Und mit all den Jahren ist dies ein Familienritual geworden vor 25 Jahren musste ich da auch durch. Jetzt bist du dran“ erklärte Sosuke weiter. Tai wirkte nach wie vor verwirrt. Nachdem Keisuke allen eingeschenkt hatte, stellte er die Flasche ab und hielt sein Glas als erstes in die Mitte. „Willkommen in der Familie Taichi!“ Tai platze fast vor Stolz, so viel Anerkennung hat er von einem männlichen Autoritätsperson schon ewig nicht mehr bekommen. Es rührte ihn, dass er so in die Familie aufgenommen wurde und hob ebenfalls sein Glas in die Mitte. Mimi strahlte über das ganze Gesicht. Es war ein trauriger Tag ohne Zweifel, aber diese Geste zeigte ihr, dass ihr Großvater sicher glücklich war, denn auch wenn er ging, ein anderer wurde herzlich empfangen und in der Familie willkommen geheißen und das machte sie gerade unglaublich glücklich „Auf Opa“ erwiderte sie schließlich. „Auf Opa“ erwiderten alle im Chor. Es war eine Botschaft die allen Beteiligten Zuversicht und Hoffnung gab und jeder konnte das gerade gebrauchen. Gemeinsam tranken sie den Shot leer. Alle bis auf Riku und Keisuke verzogen das Gesicht. Sie waren es gewöhnt. „Oh mein Gott, das ist ja schrecklich. Ich brauche was zum nachkippen“ erwiderte Tai. Mimi lachte „Ich auch, schnell beeil dich, das schmeckt so schrecklich.“ „Ach die Jungend von heute hält auch wirklich nichts mehr aus“ kommentierte Keisuke nur verzückt. Dann hielt er ihm die Flasche vor. „Siehst du gut verträglich.“ Sosuke nahm ihrem Ehemann die Flasche ab und hielt sie Tai ebenfalls vor. „Und Magenfreundlich“ entgegnete sie. Tai trank sein Glas Cola mit einem Zug leer. „Magenfreundlich?“ murmelte er nur verständnislos, noch immer brannte es ihm die Kehle runter, was für ein Gesöff. Dann nahm Riku ihrer Schwiegertochter die Flasche ab. „Und nur 60% Alkohol“ erwiderte sie lächelnd. „Das glaub ich sofort“ antwortete Tai nur monoton. Mimi nahm ihrer Großmutter die Flasche ab. „Wisst ihr noch, wie ich das zum ersten Mal getrunken habe. Es war an Opas Geburtstag vor zwei Jahren. Ich dachte ich müsste mich gleich übergeben“ erwiderte sie und dachte peinlich daran zurück. Erneut nahm Keisuke ihr die Flasche ab und füllte alle Gläser neu nach. Tai beobachtete dieses Szenario skeptisch. „Kind der Liebe, nachdem du diese Flasche gemeinsam mit uns geleert hattest, warst du sowas von voll und hattest nachher noch in mein neues Auto gekotzt“ erinnerte Mimis Vater sie grinsend. Mimi vergrub ihre Hände in ihrem Gesicht. „Ja hallo? Hauptsache mein Vater und mein Opa füllen mich ab. Gehts noch?“ Tai grinste, diese Familie war schon sehr speziell. „Hey lieber dein erster Absturz durch uns und wir behalten dich im Auge, als auf irgendeiner Party mit fremden Jungs.“ Mimi drehte nur genervt mit den Augen. Erneut hielt Keisuke den Shot hoch und sah Tai provozierend an. „Ernsthaft noch einer?“ seufzte der Braunhaarige. „Na klar, wie gesagt der Tisch wird erst verlassen, wenn die Flasche leer ist“ entgegnete Riku, da hatte Tai wohl keine andere Wahl. Erneut ließen sie sich das Getränk übergehen und die Stimmung wurde mit jedem weiterem Shot etwas ausgelassener. Sie sprachen den ganzen Abend über Takuya und alles was sie mit ihm verbunden hatten, aber es war nicht traurig, sondern schön sich gemeinsam an einen großartigen Menschen zu erinnern. Tai genoss es und spätestens nachdem dritten Shot, bekam er das Getränk auch problemlos herunter. Die Familie so ausgelassen statt traurig zu sehen, freute ihn und er war glücklich, das teilen zu dürfen. Eine enorme Anspannung fiel von ihm ab und trotz der schockierenden Nachricht des Tages, verstand er das jeder Abschied auch ein Neubeginn sein kann. Er hatte lange nicht mehr so ausgelassen, an einem Familienessen teilgenommen, kurz schmerzte ihm etwas die Brust, als er an sein letztes gemeinsames Abendessen mit seiner Familie zurückdachte. Ein Tag später veränderte sich sein ganzes Leben. Man konnte als Familie alles überstehen – egal was das Leben für einen bereit hält, wenn man nur zusammen hielt, doch sein Vater hatte sich dazu entschlossen, einfach ohne Erklärung das Weite zu suchen, dass hatte ihn verändert und reifer werden lassen. Doch heute an diesem Tag, durch die rührende Geste von Mimis Vater bekam er seinen Groll erstmalig in den Griff. Er hatte keine Lust mehr weiter wütend auf einen Menschen zu sein, der sich nicht auf seine Familie verlassen wollte und das war für Tai nun wirklich mal ein Grund anzustoßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)