Heißes Eis von _Lavi (~An unexpected twist~) ================================================================================ Kapitel 1: Change of Acting --------------------------- Rote Haare, Sommersprossen und ständig gerötete Wangen. Genau das waren Reubens Gedanken als Scott, ihr neuer Goalie, dem Team beitrat. „Captain!“ hörte er Carters laute Stimme durch die Eishalle hallen. Er brauchte diese Ansage nicht, um den Puck routiniert entgegenzunehmen und zielgenau in das Tor, auf welches er zuschlitterte, zu treffen. Triumphierend versammelten sich seine Teamkameraden um ihn, nahmen ihre Helme ab. Er tat es ihnen gleich und spürte sogleich den lästigen Körperkontakt von allen Seiten. Nur Scott stand abseits, wuschelte sich das orange-rote Haar zurecht, welches durch den Helm an seiner Stirn geklebt hatte. Schon traurig, dass er über ihn nichts weiter berichten konnte, als sein Aussehen. Dem Dunkelhaarigen war es nie besonders wichtig gewesen einen guten Draht zu seinen Mitmenschen zu haben und eigentlich wäre es ihm auch jetzt egal gewesen. Ihm ging es nur um Eishockey. Je besser er die Charaktereigenschaften seines eigenen Teams kannte, desto besser konnten sie auf dem Eis harmonieren. Das beste Beispiel lieferten er und Carter, den alle wegen seines waghalsigen Spiels „Crush“ nannten. Reuben konnte ihn wegen seiner lauten, selbstgefälligen Art und seiner offensichtliche Neigung fürs Flunkern, nicht wirklich ausstehen. Aber diese Eigenschaften ließen ihn auf dem Eis einen offensiven Part einnehmen, der mit Reubens kühler und konzentrierter Art eine gute Mischung bildete, jedes gegnerische Team vom Feld zu fegen. Ähnlich sah es mit seinen anderen Teamkollegen aus, er kannte alle ihre Stärken und Schwächen und wusste somit, in welcher Position er sie spielen lassen sollte, wie er ihr Training anpasste oder wie er sein Passspiel durchzuführen hatte. Nur einer war ihm ein Rätsel – Scott. Er kam von Anfang an sehr schüchtern rüber, redete kaum mit jemanden, außer mit Carter, welcher wohl in seine Klasse ging und wurde vom Trainer einfach ins Tor gesetzt, obwohl er keine sonderlich guten Fähigkeiten dafür hatte. Natürlich, er war groß und hatte somit eine gute Voraussetzung dafür, aber Erfahrung schien er nicht zu haben. Vielen hätte es vielleicht genügt, seine stilles Auftreten als Zurückhaltung anzunehmen, aber auch wenn es Reuben lästig war, machte er sich gerne selbst ein Bild. Immerhin ging es um die Zukunft des Teams und möglicherweise hatte Scott eine ganz andere Position auf dem Spielfeld verdient. „Das war's für heute! Geht euch duschen und trödelt nicht wieder 'rum!“ hörten sie die murrende Stimme des Coachs, der mit klatschenden Händen am Rand des Spielfeldes stand. Das warme Wasser ließ einen angenehm stechenden Schmerz durch Reubens kalte Glieder fahren. Der Duschraum war mit hallenden Stimmen durchzogen. Manche alberten herum, andere summten Lieder vor sich hin. Der Dunkelhaarige war jedoch in Gedanken versunken, starrte umher. Ein Außenstehender hätte meinen können, dass er spannen würde, aber das ganze diente einem ganz anderen Zweck. ~Carter, gutes Passspiel, aber ihm fehlt es eindeutig an Durchschlagskraft. Er überlässt die Tore immer mir. Wir sollten ein Krafttraining in Betracht ziehen. Lee, mittelmäßiger Körperbau, aber gute Ausdauer, er sollte seine großen Auftritte gegen Ende der Spiele bekommen. Außerdem sollte er lernen seinen Kopf im Spiel zu behalten, ein paar kleine Konzentrationsübungen würden ihm nicht schaden. Matt, sehr gutes Tempo, aber bei der Beinmuskulatur kaum verwunderlich, dass er schnell an Ausdauer verliert. Das muss schleunigst geändert werden...~ Für Reuben war es ganz normal auch die körperliche Kondition seiner Mannschaft im Auge zu behalten, schließlich ließ sich nur mit dieser auch gewährleisten, dass seine Planung in jedem Spiel aufging. Nach und nach beurteilte er jeden Spieler und seufzte geräuschvoll darüber, dass er sich wohl in dieser Nacht noch ein paar Gedanken über einen neuen Trainingsplan machen musste. Es schien ihm fast so, als hätten sich einige von ihnen in den Winterferien ein wenig gehen lassen. Sein letzter Blick wanderte schließlich auf Scott. Nachdenklich runzelte er die Stirn, als er abermals dachte, dass dieser Körper sicher nicht für das Tor ausgelegt war. Er konnte das auf keinen Fall so stehen lassen. Reuben ließ das Abendessen ausfallen, schnappte sich nur ein paar Früchte aus der spärlichen Auswahl und verschwand auf sein Zimmer. Wenigstens mit seinem Zimmerpartner kam er gut aus. Er war auch eher der ruhige Geselle und Reuben musste sich kaum an ihm stören. Doch wenn er seine Trainingspläne schrieb war er trotzdem gerne alleine. Er brauchte dafür seine volle Konzentration. Das Abendessen war dafür die perfekte Gelegenheit, zumal er sowieso ungern aß, nachdem er sich beim Sport hart für seine perfekte Figur abgerackert hatte. Unzufrieden ließ Reuben den Stift sinken, lehnte sich auf dem Stuhl zurück, legte seinen Kopf in den Nacken und schaute zur Zimmerdecke. „Scott Williams, hmm?“ sprach er den Namen, der ihm den ganzen Tag schon durch den Kopf schwirrte, aus. Am nächsten Tag stand ein Trainingsspiel gegen eine konkurrierende Schule auf dem Plan, was den Auftakt nach den Winterferien begrüßen sollte. Reuben war entschlossen, aber komischerweise das erste Mal seit Langem auch ein wenig verunsichert. Weniger darum zu verlieren, das würde er selbst im Alleingang nicht zulassen, sondern eher über die sprachlosen Gesichter seiner Teamkameraden als er im Beisein ihres Coachs die neue Formation bekundete: „Aufgrund einiger Beobachtungen die ich besonders gestern machen konnte, möchte ich bei diesem Spiel Scott in die Sturmkette einfügen. Lee, bitte wechsel' mit ihm die Position und Carter, halte dich bei diesem Spiel mehr im Hintergrund. Dieses Team ist keine große Herausforderung, aber sie haben eine sehr offensive Spielweise. Mehr Kapazität in der Verteidigung kann dort nicht schaden. Scott, du spielst an meiner Seite!“ Stille. Ein paar Sekunden schien die Welt zu stehen, bevor es Lee war, der sich als erster beschwerte, kein Wunder bei einem so prägnanten Positionswechsel. „Cap' du weißt ich respektier' deine Entscheidungen immer. Immerhin sind die meist gut und so, aber ich hab null Erfahrung im Tor! Warum bekommt der Ginger meine Position?“ Der Dunkelhaarige verschränkte seine Arme vor der Brust, seufzte lautstark, als sich auch Carter zu Wort meldete. „Ich versteh's auch nicht. Hab kein Bock im hinteren Teil rumzudümpeln.“ Reuben merkte, wie die Teammoral wegen seines vielleicht voreiligen Entschlusses in den Keller wanderte, doch es war seine Aufgabe sie wieder zu motivieren. „Lee, du bist groß, das Tor könnte wie geschaffen für dich sein! Sieh' es als eine Art „Versuch“ an. Du hast Ausdauer. Die könnte sehr hilfreich sein den Puck auch nach dem zwanzigsten Torversuch noch souverän abzufangen...“ ~Außerdem hast du so nur eine einzige Sache auf die du dich konzentrieren musst!~ Den letzten Gedanken sprach Reuben lieber nicht aus, sondern wand sein Wort an den Grünhaarigen. „...und Carter, du sieh' es als perfekte Möglichkeit an, den Gegnern, die es wagen auf unsere Seite des Spielfeldes zu kommen, zu zeigen, dass du deinem Spitznamen alle Ehre machst.“ Seine zwei Jungs schauten ihn mit großen Augen an, als hätte er ihnen gerade das Tor zu einer neuen Welt geöffnet, bevor sie mit einem fetten Grinsen ihre Zähne freilegten. „Okay, let's do it, Crushi-Boy!“ Lees gehobene Faust traf die von Carter und Reuben nickte zufrieden darüber, dass er es geschafft hatte sein Team zu besänftigen. „Ähh... ehm... Ich... glaube nicht..., dass das 'ne gute Idee ist!“ durchbrach jedoch eine Stimme, die erste Freude und der Dunkelhaarige war fast ein wenig erstaunt über sich, dass er sich null Gedanken darüber gemacht hatte, wie Scott in dieser Situation reagieren würde. Er hatte keine Ahnung wie er ihn ermutigen sollte, immerhin wusste er nichts von ihm. Reuben zischte, verärgert, dass ihm nun seine Unwissenheit über den Rotschopf in jeder Mannschaftsentscheidung ein Strich durch die Rechnung machte. Einfühlsam, energisch, aufbauend, drohend? Was wollte Scott hören? Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Reubens Lippen, bevor er etwas für ihn völlig untypisches Tat. Er überwand den Abstand zwischen ihnen, legte seine Hand auf Scotts Kopf und wuschelte durch das krause Haar. Ein wohl sehr komischer Anblick, wenn man mal bedachte, dass der Rothaarige größer war als er, zwar nicht viel, aber trotzdem ging sein Blick leicht nach oben als er ihm ein seltenes Lächeln schenkte. „Wir hauen sie um!“ Eine wissende Feststellung, die Scotts grüne Augen entschlossen in seine Blauen treffen ließ. Reuben sollte recht mit seiner Annahme behalten, dass seine Überlegungen immer einen guten Ausgang nahmen. Lee und Carter gaben alles, ihre neu aufgetragenen Aufgaben zu übernehmen und waren darin nicht gerade untalentiert. Selbstverständlich war das alles ausbaufähig, aber für eine spontane Aktion und dann auch noch in einer völlig fremden Spielposition, gaben sie wirklich ihr Bestes. Doch seine Aufmerksamkeit richtete sich diesbezüglich mehr auf Scott, welcher mit ihm zusammen die Sturmkette bildete. ~Perfekt!~, gestand Reuben sich ein, als Scott ihm eine Vorlage nach der anderen bot, aber auch selbst die Initiative für ein paar Tore ergriff. Seine ganze Haltung hatte sich verändert. Es war, als wäre nichts mehr von dem stillen Jungen im Tor übrig. Reuben hatte es doch geahnt, irgendwas steckte noch hinter der Fassade und er schwor sich, diese bald zum Fallen zu bringen. Der Ausgang des Spiels fiel für sie dementsprechend gut aus. Sie gewannen mit beachtlichen Vorsprung, den sie sicherlich noch weiter ausbauen könnten, wenn sein Team sich an die neue Formation gewöhnt hatte. Richtig, er hatte es bereits im Kopf entschieden. Er wollte diese Chance für sein Team auch weiterhin ausbauen. „Gute Arbeit!“ ließ er seine Kameraden wissen, als diese sich erschöpft vom Spiel auf den Spielerbänken niederließen. Sein Blick traf dabei vor allem Scott, dem er anerkennend zunickte. Ein wirklich interessanter, wenn auch merkwürdiger Kerl. „Cap'? Ich bin für die neue Formation!“ grinste Lee ihn an, während er mit seinem Fingern ein Victory Zeichen formte. Er schien ausgelaugt, aber zufrieden. „Läuft bei uns!“ fügte Carter hinzu und wieder einmal, war seine Wenigkeit von wirbelnden Teamkameraden umschlossen, die ihm zufrieden die Schultern stärkten. Nur einer nicht! Auch an diesem Abend ließ Reuben sich nicht beim Abendessen blicken, kaute stumm auf einem Apfel 'rum, den er hatte mitgehen lassen. Er war durchaus zufrieden mit seinen neuen Erkenntnissen und fühlte sich fast schon ein wenig arbeitslos. Diese Wendung der Ereignisse konnte für ihr Teamplay eine ganz neue Ära eröffnen. Mit dem Gedanken schon dabei, wie er seinem Team die neue Formation verinnerlichen würde, klopfte es an der Tür. Hatte sein Zimmerpartner etwa schon wieder den Schlüssel vergessen? Ein Blick auf die Uhr ließ den Dunkelhaarigen allerdings die Stirn runzeln, normalerweise war Darrin nie so früh zurück. Meist hing er noch mit Leuten aus seinem Jahrgang ab und kam erst kurz vor der Nachtruhe auf's Zimmer. Das war aber noch gute 1 ½ Stunden hin. Verwirrt erhob sich Reuben von seinem Schreibtischstuhl, wanderte zur Tür und staunte nicht schlecht, als er Scott vor dieser stehen sah. Den Blick gesenkt, mit den Fingern an seinem Hemd fummelnd, stammelte er vor sich hin. „H..Hey...!“ kam es allerdings nur aus ihm raus und Reuben hob fragend eine Augenbraue. „Was willst du?“ Seine Tonlage war manchmal kälter als die nördlichste Spitze Sibiriens. Immerhin war Reuben sich dessen bewusst, als Scott leicht unter seiner kühlen Reaktion auf den Besuch zusammenzuckte. Aber vielmehr war ihm daran gelegen, dass seine Gesprächspartner sich klar ausdrückten. Er wollte klare Worte und wenn der Rothaarige nicht verstand sie einzusetzen, war das nicht sein Problem. „Ehm... Kann... ich kurz reinkommen?“ Das war doch eine klare Ansage. Bestätigend machte er dem Rothaarigen Platz, sodass dieser den Raum betreten konnte, welcher sich sogleich die aufgehängten Spielpläne an Reubens Arbeitsplatz anschaute. Ein wenig missmutig kratzte sich Scott an seinem Kopf, bevor er sich an seinen Captain wand. „Ich... wollte nur fragen, warum ich heute in der Sturmkette spielen sollte? Du... konntest doch keine Garantie dafür haben, dass ich Talent dafür habe!“ Ein Gespräch... sie führten gerade wirklich so etwas wie ihr erstes richtiges Gespräch. „Ganz einfach, ich hatte keine! Ich habe das an deiner körperlichen Verfassung gesehen! Du musst während der Ferien zuhause viel trainiert haben. Deine Konstitution ist vorbildlich. Ein Torwart steht die meiste Zeit des Spiels, so jemand müsste sich nicht solche Mühe geben, wenn er nicht auf eine andere Position hoffte.“ Reubens Vermutungen waren wage, aber das war für ihn eine logische Erklärung. Scott wollte seine Antwort hören und die teilte er ihm ehrlich mit. Scotts Augen weiteten sich erstaunt und ein leichtes Schnauben verließ seine Nase, ehe sich sein Gesicht zu einer grinsenden Grimasse verzog. „Glaubst du nicht, dass du dir damit ins eigene Fleisch schneidest, 'Captain'?“ Der Dunkelhaarige runzelte die Stirn, als er Scotts plötzlichen Anfall von Ironie in der Stimme vernahm, ebenso verwundert über die neu gewonnene Festigkeit. Doch er konnte nichts darauf erwidern, denn Scott schien noch nicht fertig. „Nicht dass die Leute noch denken, dass du ein Homo bist, wenn du versuchst mit einem freundschaftliche Gesten auszutauschen!“ Reubens Körper verkrampfte, während er merkte, dass Scott seine geknickte Position richtete. Seine Arme über dem Kopf dehnte, bevor er sich frech den Apfel auf Reubens Schreibtisch angelte. Seine Zunge wanderte demonstrierend über die Bissstellen, die der Dunkelhaarige in diesem hinterlassen hatte, bevor er sich selbst ein großzügiges Stück genehmigte. „Ich hab keine Probleme damit, wenn jemand meine sexuelle Neigung erfährt. Ich spiel' hier in dem Drecksloch sowieso das Opfer! Macht vieles einfacher, weißt du? Mitleidsbonus!“ Reuben konnte einfach nur stumm dastehen, musste in seinem Kopf wohl noch verarbeiten, dass dieser Junge vor ihm wirklich Scott war und zwar der Scott, der er WIRKLICH war! Im Bezug auf sein Eishockeyspiel wurde ihm nun einiges klar, aber dass das auch außerhalb davon solche Maße annahm, schockierte Reuben doch sehr. Er hörte Scott seufzen, welcher ein wenig beleidigt dreinschaute, den Apfel zurück auf dem Tisch kugeln ließ. „Jetzt schau doch nicht so unbeteiligt.“ Der Rothaarige ging auf seinen Captain zu, grinste, als er mit einer Hand sein Kinn fixierte. „Wen glaubt man wohl mehr? Dem mysteriösen, coolen Draufgänger, der mit niemanden Freundschaft schließt, oder dem a..armen Scotty-Boy, wenn er dem ganzen Team erzählt, dass er vom Captain gegen seinen Willen in den Arsch gefickt wurde?“ Reubens Augen verengten sich zu Schlitzen, während seine Hand um Scotts Arm packte, ihn zwang sein Gesicht loszulassen. „Was willst du Scott? Meine Position als Captain?“ Seine Frage war ernst. Er spielte gut und hätte sicherlich das Zeug dazu, doch ein Gelächter unterbrach seine Gedanken. „NE, niemals! Ist doch viel zu anstrengend. Ich will nur 'nen einfach Gang durch die Schule. Den Lehrern in den Arsch kriechen und gute Noten damit kassieren klappt ganz gut, das einzige was fehlt ist der Spaß!“ Scotts Grinsen wurde noch breiter, während seine grünen Augen animalisch funkelten. „Und dafür such' ich mir natürlich nur das interessanteste Material aus!“ Reuben war einfach nur geschockt über Scotts Aussage, war sich nicht sicher, ob er das vielleicht nicht alles nur träumte und schloss die Augen für einen kurzen Moment, um diese wirren Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, als er hart gegen die Türinnenseite gedrückt wurde. Warmer Atem, strömte gegen seinen Nacken, welcher einen feuchten Film auf seiner Haut bildete. „Eigentlich war das der Zeitpunkt wo du fragen müsstest, was du denn tun kannst, damit ich dicht halte!“ hauchte der Rotschopf in sein Ohr. „Aber ich nehm' dir die Frage ab: Ab heute gehörst du mir!“ Eine Gänsehaut breitete sich auf Reubens Körper aus, allein bei dem Gedanken, dass dieser Kerl ihm noch näher kommen würde, als diese bereits unerträgliche Situation. Doch der Blick, der nun wieder seine blauen Augen traf, verhieß nichts Gutes. Scott, der seinem Gesicht beständig näher kam, ließ ihn schlucken und das erste Mal seit seiner Kindheit verspürte er so etwas wie Panik. Seine Kraft schien ihn verlassen zu haben. Er konnte sich nicht mal gegen den leichten Griff wehren, der ihn eingekesselt hielt. Sich seinem Schicksal beugend kniff der Dunkelhaarige seine Augen zusammen. Spürte jedoch nur etwas warmes auf seinem Kopf, was ihn nach ein paar Sekunden einen Blick riskieren ließ. Scott lächelte ihn an, während er seine Hand durch sein Haar wandern ließ. „Das hier ist übrigens meine Aufgabe!“ erklärte Scott und Reubens Herz schien fast stehen zu bleiben, bei diesem wie ausgewechselten Gesichtsausdruck, welcher auf einmal sanfte Züge annahm. „Also dann, bis morgen beim Training!“ Ein wenig forsch schob Scott seinen Captain beiseite, um sich Zugang zur Tür zu verschaffen und schloss sie hinter sich, als er das Zimmer verlassen hatte. Kraftlos ließ Reuben sich auf dem Boden nieder, hielt sich eine Hand vor den Mund aus Angst, ihm könnte schlecht werden. Das musste ein Traum sein! Eine andere Erklärung gab es nicht! Kapitel 2: Bitter Claity ------------------------ Hallo an alle alten und neuen Leser! Ich freue mich, dass ihr meinen kleinen Hirngespinsten folgt und hoffentlich Freude am lesen habt! Über Feedback würde ich mich sehr freuen! Und nun viel Spaß mit dem zweiten Kapitel von "Heißes Eis"! :D _______ An diesem Abend ging Reuben schnell schlafen, wollte sich vor seinem Zimmerpartner nicht die Blöße geben, wie ein verlorenes Kind auf dem Boden herumzukriechen. Das Bett schien ihm da schon die bessere Methode, um von seiner momentanen Gemütslage abzulenken. Natürlich schlief Reuben in dieser Nacht kaum, denn immer wieder schlich sich das grinsende Gesicht von Scott in seine Träume. Der nächste Tag verging für Reuben sehr langsam, zog sich in die Länge und jede Minute die das gemeinsame Training mit seiner Eishockeymannschaft näher rückte, machte seine Gemütslage schlimmer. Er wusste nicht wie schnell der Rothaarige seine Drohungen in die Tat umsetzten würde. Eins war allerdings sicher, er würde nicht sein Spielzeug werden. Er war weder schwul, noch hatte er Interesse daran seine sexuelle Neigung in Frage zu stellen. Außerdem brauchte er jede freie Minute, um sein Team auf Hochtouren zu bringen. Lernen, trainieren, essen, schlafen – für mehr blieb ihm nicht die Zeit und er würde sich diese bestimmt nicht von der kranke Gedankenwelt eines Schwätzers nehmen lassen. Reuben atmete hörbar ein und aus, bevor er die Umkleideräume der Eishalle betrat. Schlimm genug, dass er sich durch seine wirren Gedanken heute die Blöße geben musste, als letzter da zu sein, nein, das Bild was ihm geliefert wurde als er seine Teamkameraden sah, wie sie Scott Honig um den Mund schmierten, machte die ganze Situation noch viel schlimmer. Sein krankes Spiel hatte anscheinend schon gestern, mit dem Auftakt seiner neuen Spielposition begonnen. „Scott, krass! Ich geb's nicht gerne zu aber du spielst 'fast' besser als ich!“ Carter wirbelte aufgeregt um den Rothaarigen herum, klopfte ihn brüderlich auf die Schulter, während von den anderen nur zustimmende Laute kamen. Mit dem Zufallen der Tür, drehten sie sich zu ihm um. Carters ausgestreckte Zunge gab sein letztes, Reubens Stimmung heute auf dem Gefrierpunkt verweilen zu lassen. „Ist doch so Cap'? Nicht das Scott dir noch deinen Posten wegschnappt! Der Coach war auch voll baff!“ Reubens Wangenknochen zitterten, während er seinen Kiefer aufeinander presste. Was sollte er darauf erwidern? Er konnte nichts gegen Scott einwenden, was ihn nicht selbst verdächtig machen würde, zumal das Team Scott schon jetzt, mit freundschaftlicheren Augen sah als ihn. „Ehh? N..Nein... nicht doch!“ verlegten hielt Scott seine Hände schützend vor seinen Körper und ließ seine Locken verneinend fliegen. „Ich kön...könnte sowas nicht!“ Reuben konnte auf sein künstliches Verhalten nur die Nase rümpfen, bevor er seine Umhängetasche genervt direkt neben Scott schmiss. Sein Shirt war das erste, was von seinem Körper wanderte und ebenfalls auf die Sitzbank segelte. Reubens Bauchmuskeln direkt vor Scotts Nase, ließ diesen aus zu Schlitzen verengten Augen aufsehen, als würde er seine Kriegserklärung verstehen, während Reuben seine kühle Mine behielt. „Was sitzt ihr hier noch 'rum wenn ihr fertig seit? Geht euch aufwärmen!“ Das sein Ton heute etwas lauter war als sonst, durfte auch dem restlichen Team nicht entgehen. Das Training verlief Reubens Ansichten nach ruhiger als erwartet. Alle waren bereit sich auf die neue Spielerverteilung einzulassen. Es war, als würde ihr Spiel flüssiger denn je verlaufen. Lee schien seine volle Konzentration auf den Puck zu setzten, denn schon bald, war es selbst für Reuben nicht mehr möglich jeden Torversuch als Treffer zu landen. Carter tat das was er am besten konnte, seine Gegner aus dem Weg „crushen“ und Scott, schien sich ernsthaft keinen einzigen Fehler erlauben zu wollen. Er hatte doch gesagt, dass er es nicht auf seine Position abgesehen hatte. Er verstand seinen Absichten nicht! Doch das er ein wirklich hervorragender Spieler war, dass durfte auch dem Coach nicht entgehen, welcher ihn nach dem Training zu sich bestellte, während der Rest des Teams bereits in den Duschräumen verschwand. „Ich muss sagen Reuben du hast wirklich ein Händchen dafür das Beste aus dem Team rauszuholen...“ Die Worte des Coachs hörten sich an wie ein Kompliment doch sein Ton ließ verstehen, dass es damit nicht getan war. „Williams aus dem Tor zu holen war die beste Idee seit langem, er scheint richtig aufzublühen und auch der Rest des Teams scheint ihn anzuerkennen.“ Reuben nickte stumm, erschauderte bei dem Gedanken, wie sehr der Rothaarige sie alle um seine Finger wickelte, während er nur darüber schweigen konnte, was für ein kranker Kopf wirklich hinter diesem Kerl steckte. „Reuben ich schätze dich wirklich sehr, immerhin bist du mein bester Spieler, aber ich hab das Gefühl, dass du die Beziehung zum Team zu sachlich betrachtest.“ Der Dunkelhaarige konnte die Worte nur schwer verarbeiten, ballte seine Hände zu Fäusten. „Vielleicht versuchst du dich ein wenig an einem freundschaftlichen Verhältnis? Es ist nur ein gut gemeinter Rat.“ Knirschend betrat Reuben als letzter die Duschräume, lehnte seine Stirn an die kalten Fliesen, während das warme Wasser sich eine Weg über seinen Körper suchte. Er hatte doch immer alles für das Team getan, sie motiviert und zu Bestleistung angetrieben. Jetzt sollte dies alles nicht zählen, nur weil er keine Freundschaft mit Leuten aufbauen wollte, die ihm sowieso auf dem Nerv fielen? Wenn die wüssten, wie Scott wirklich tickte, würden sie auf Knien bei ihm angekrochen kommen um ihn anzuflehen für immer diesen Sauhaufen anzutreiben. „Über was zerbrichst du dir den Kopf Cap'?“ Eine spottende Stimme schreckte Reuben aus seinem Gedanken, allerdings zu spät, bevor Scott seine Arme von hinten um Reubens Körper legen konnte, ihn somit die Entscheidung nahm sich umdrehen zu können. Reuben schluckte über das Gefühl von nackter Haut, die sich an seine eigene schmiegte. Allen voran Scotts Geschlecht, welches sich an seinem Gesäß rieb. Reubens Wangen glühten, doch keinesfalls vor Erregung, sondern vielmehr vor Wut, die den Dunkelhaarigen dazu antrieb Scott von sich abzuschütteln und einen schützenden Abstand zwischen sie zu bringen. Die Schnute die sich auf Scotts Gesicht legte schien Bände zu sprechen. „Du bist ja nicht mal 'ne bisschen hart geworden. Ist ja gemein!“ Reuben hätte am liebsten Scotts Kopf gegen die Wand geschlagen, so unwirklich kam es ihm vor, dass der Rothaarige wirklich ernst meinte, was er da sagte. Zumal es Reuben schon zwielichtig genug erschien, dass Scott nackt auf ihn gewartet zu haben schien, während der Rest des Teams schon lange die Halle verlassen hatte. „Ach Captain, dein Gesicht spricht echt alles... Was will er von mir? Warum ist er hier? Du musst wirklich verwirrt sein! Aber keine Sorge, du brauchst dir keinen Kopf machen. Ich denk mir selbst null dabei!“ Demonstrierend zuckten Scotts Schultern, während er einen Schritt auf Reuben zutrat. Reuben drückte sich an die gekachelte Wand, während Scott immer näher trat und er sich schließlich in ähnlicher Situation wiederfinden musste wie am Tag zuvor. Wieso konnte er sich nicht gegenüber Scott durchsetzen? Seine Art lähmte ihn. „Weißt du, es wäre so einfach mich hier und jetzt ein bisschen mit dir zu vergnügen...“ spöttisch besah Scott den erstarrten Körper vor ihm, der keine Anstalten machte sich zu wehren. „...aber es macht mir viel mehr Spaß zu sehen, wie du langsam, Stück für Stück, deine Fassung verlierst. Dein Team. Deine Anerkennung. Und deinen Stolz!“ Gekonnt drückte sich Scott von der Wand ab, drehte sich um, während er zum Abschied seine Hand hob. Reuben blieb in der Dusche zurück, hörte dem Wasser zu wie es zu Boden prasselte. Erst als er die Tür der Umkleideräume zufallen hörte und er sich sicher war, dass Scott das Gebäude verlassen hatte, erfüllten sich seine leeren Augen wieder mit Leben. Er war verloren. 4 Wochen zuvor... „D...du Crush? Irgendwie wirkt unser Captain seit neustem n..noch angespannter als sonst? Weißt du was?“ Scotts flüsternde Stimme klang unbeteiligt, sein Blick auf sein Aufgabenblatt gesenkt. Doch das der Grünhaarige ihm wohl einem ungläubigen Gesichtsausdruck schenkte, konnte er sich fast denken. Seit Scott Teammitglied der Hockeymannschaft war, hatte er vor Carter, welcher mit ihm in eine Klasse ging, noch nie einen Ton über Reuben verloren. Das ihn seine Gemütslage auf einmal beschäftigte, musste demnach sehr überraschend sein. Der Rothaarige war nie der Typ gewesen, sich unnötige Freundschaften an den Hals zu jagen, er spielte die Rolle des schüchternen Ginger sehr gut und konnte damit eine unbeschwerte Schulzeit genießen. Den ein oder anderen Kommentar seiner Mitschüler überhörend. Doch es war nicht so, dass Reuben ihn auf einmal beschäftigte. Schon seit seinem Beitritt hatte er ein Auge auf den Dunkelhäutigen geworfen. Am meisten faszinierte ihn ihre Ungleichheit, dachte oft daran wie ihre Hautfarben sich vermischten, während er sich in ihm versenken würde. Aber dazu würde es nie kommen, denn er hatte nicht vor, seine Homosexualität in dieser Anstalt preiszugeben. Trotzdem konnte er langsam nicht mehr verstecken, dass ihm einige Fragen seitens Reuben auf der Seele brannten, die Carter ihm hoffentlich beantworten konnte. Natürlich hätte er sich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können als den Matheunterricht, aber er wollte das Thema beiläufig einschieben, um möglichst wenig Verdacht damit zu schöpfen. „Keine Ahnung! Kenn' ihn ja auch kaum.“ kam es schließlich von Carter zurück, der ernsthaft angestrengt davon sein musste, seine sonst so laute Stimme, möglichst leise zu halten. „Hab aufgeschnappt, dass er Stress mit seiner Freundin hatte, vielleicht ist Schluss oder so...! Wär' ja echt kacke für ihn, so kurz vor den Winterferien!“ Scott schnaubte unhörbar, zog seine Mundwinkel kaum erkennbar hoch, während er darüber nachdachte, wie leicht es war Carter genau die Informationen zu entlocken, die er hören wollte. „O..Okay! Das macht Sinn!“ gab der Rothaarige nur zurück bevor er sich wieder auf seine Aufgaben konzentrierte. Doch vielmehr lenkte sein starrer Blick auf das Aufgabenblatt davon ab, dass in ihn unerwartete Neugier geschürt wurde. Nein! Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit. _____ Nachdem Scott sich cool aus dem Duschraum verabschiedet und angezogen hatte, lehnte er nun an der gemauerten Wand nahe des Eingangs zur Eishalle. Sein Herz pochte wie wild in seiner Brust, während er schwer atmend versuchte seine roten Locken in Form zu bringen. Er hatte es doch tatsächlich gewagt, sich seinem Captain auf diese Art und Weise zu nähern. Er wusste, es war nicht die beste Alternative um jemanden seine Zuneigung entgegenzubringen, aber war das bei einem so eiskalten Typen wie Reuben überhaupt anders möglich? Es war schon schwer genug sich einem Hetero aufzudrängen, da machte es dieses Pokerface nicht gerade einfacher. Die Winterferien, begannen eine Woche nachdem Scott erfahren hatte, dass Reuben sich angeblich von seiner Freundin getrennt haben sollte. Während der ganzen zwei Wochen hatte der Rothaarige gegrübelt, überlegt, welche Möglichkeiten er hätte. Ob er diesen riskanten Schritt überhaupt wagen sollte, immerhin war die Chance aufzufliegen sehr groß. Natürlich war er nicht der schüchterne, stotternde Junge, den er in der Schule spielte. Aber der selbstbewusste Sadist war er nun auch nicht. Schon gar nicht, wenn er so auf jemanden stand, wie auf Reuben. Das war schließlich auch der ausschlaggebende Punkt gewesen, sich doch auf dieses Spiel einzulassen. Er wollte ihn, um jeden Preis! Auch wenn er ihn dazu zwingen musste. Er würde Reuben brechen, bis er winselnd nach seinem Körper gieren würde. Kapitel 3: Small step --------------------- Scott fragte sich wirklich, ob er zu weit ging. Okay, eigentlich gab es da nichts in Frage zu stellen. Er ging definitiv zu weit. Aber die Chance zur Umkehr hatte er sich bereits zu dem Zeitpunkt genommen, als er an jenem Abend Reubens Zimmer betreten und seine gespielte Schale abgeworfen hatte. Letztendlich war Reuben es selbst Schuld, wenn er Scott eine dermaßen gute Vorlage bot und die Spielformation änderte. Mal abgesehen von der aufbauenden Hand auf seinem Kopf, die durch seine Haare gewuschelt hatte. Wie sollte man da noch an sich halten können? Klar waren seine Maßnahmen etwas radikal, aber immerhin wirksam. Denn schon ein paar Tage später war es wieder Reuben der als letzter die Umkleideräume betrat. Mittlerweile keine Seltenheit mehr. Seine Augen waren geschwollen, wahrscheinlich durch Schlafmangel, seine Kleidung sah wahllos zusammengewürfelt aus und sogar sein Haarband hatte er vergessen, weshalb seine Haare ein wenig abstanden. Selbst so gefiel er ihm, oder sollte er besser sagen, GENAU SO? Scott hielt sich mit seinen Worten zurück, immerhin musste er von Carter und den Anderen, immer noch seine bekannte Fassade wahren, doch selbst die schienen ihre Worte verloren zu haben, bei diesem fast bemitleidenswerten Anblick ihres Captains. Schließlich war es Carter, der die Stille durchbrach: „Ehm... Cap'? Alles okay, so wie du aussiehst gehörst du heute eher ins Bett als auf's Eis.“ Es war immer wieder unglaublich, wie „bescheiden“ Carter doch seine Worte wählte. Aber natürlich hatte er Recht und da Reuben ein sehr rational denkender Mensch war, war ihm das sicher sogar bewusst. Aber genauso groß war sein Stolz, der immer noch seine Arbeit machte und dem Grünhaarigen einen kalten Blick schenkte, nachdem er sich schweigend seine Trainingsklamotten übergezogen hatte. „Bevor du dich um Andere sorgst, solltest du besser auf seine eigene körperliche Kondition achten. Deine Blocks gestern waren geradezu jämmerlich!“, knurrte Reuben ihn an, was Carter abwehrend die Hände vor den Körper halten ließ. „Wow, ruhig Brauner!“, warf Lee ein, der seinem Kumpel bestärkend zur Seite stand. „Carter und ich geben echt alles in der neuen Position. Wir spielen jetzt gerade mal ne Woche so, klar sind wir noch nicht perfekt, aber jämmerlich ist jetzt doch was hart oder?“ Ein schnaubender Ton verließ Reubens Nase. Es begann... Die Teammoral sank von Tag zu Tag zusehends und Scott ergötzte sich daran, wie gut sein Plan aufging. Belustigt schaute er auf den Rücken des Dunkelhaarigen der genervt richtig Eisfläche stampfte und sein Team hinter sich ließ. Für Scott war es ein Einfaches ein Tor nach dem anderen zu machen, schließlich hatte er lange auf seine jetzige Position hingearbeitet. Das Tor war nicht seine Welt gewesen, er war Feldspieler aus Leidenschaft und das stellte er auch demonstrativ unter Beweis. Mehr noch, er spielte Reuben in den Schatten, der durch seine fehlende Konzentration immer wieder den Puk verlor, welcher dann von Scott zurückerobert werden musste. „Das reicht!“, unterbrach schließlich die genervte Stimme des Coachs das Trainingsspiel, worauf sich die Mannschaft trotzig auf den Spielerbänken niederließ. Der Blick des Coachs klebte unausweichlich auf dem Dunkelhäutigen, der seinen Helm abnahm, den Blick senkte und angespannt auf seiner Unterlippe kaute. „Reuben, könntest du mir bitte erklären was mit dir los ist?“, wurde der Coach schließlich lauter und Reuben zuckte unter der Stimme, die durch die plötzliche Stille hallte, zusammen. „Du bist schon seit Tagen nicht bei der Sache. Ich hab euch schon oft gesagt, dass ihr, wenn es euch nicht gut geht selbst einschätzen solltet, wann es sinnvoll wäre das Training zu meiden. Du behinderst alle!“ Klare Worte, die Reubens Blick nach jedem weiteren Wort verbitterter dreinschauen ließ und Scott ein innerliches Grinsen verpasste. „Wir beenden das Training für heute, mit einer derartigen Moral kann ich euch nicht gebrauchen.“ Damit machte der Coach auf dem Absatz kehrt, schnappte sich seine Jacke, die er über die Bande geschmissen hatte, und verschwand mit einem geräuschvollen Schließen der Tür. „Klasse...“, warf Lee ein, der sich als erster erhob und einen abschätzenden Blick auf Reuben warf, der immer noch keinen Blickkontakt suchte. „Lasst uns gehen!“, fügte Carter hinzu, welcher seine Brauen mitleidig zusammenzog und schließlich mit langen Zügen das Eis verließ. Die anderen folgten ihn, auch Scott, der sich abschließend noch einmal umblickte und Reuben beobachtete, wie er verlassen zurückblieb. *** Reuben blieb noch einen Moment sitzen, bevor er sich mit wackeligen Beinen erhob, nur um drei schwache Züge in die Mitte der Eisfläche zu machen und dort auf die Knie zu gehen. Deine Fäuste prallten auf das Eis und er hatte Mühe mit seinem verbissenen Ausdruck die Trauer zurückzuhalten. Das alles, nur weil er eine einzige Person falsch eingeschätzt hatte. Machte es nun überhaupt noch einen Unterschied, was für Geschichten Scott dem Team auftischen würde, wenn er mit der Sprache herausrückte. Schlimmer konnte es ohnehin nicht werden. Es war wie der Rothaarige gesagt hatte, sein Team stand nicht mehr hinter ihm und mit ihnen sank sein sonst so stoische Fassade. „Ganz schön verzwickte Sache was?“, schreckte ihn eine vertraute Stimme aus den Gedanken. Am liebsten wäre Reuben aufgesprungen und hätte ihm eine verpasst. Aber er vertraute seinem Körper nicht, weshalb er seinen Gegenüber nur böse musterte, welcher darauf in Gelächter ausbrach. „Wirklich allerliebst! Was meinst du „Captain“, willst du nicht endlich kooperieren?“ Bedacht näherte sich Scott, ging vor ihm in die Hocke und beobachtete, die zittrigen Hände, die noch nicht mal die Kraft fanden diese geringe Distanz zu überwinden. „Denk nicht mal dran!“, zischte der Dunkelhaarige, während er versuchte sich verzweifelt vom Boden abzustoßen, um dieser Situation zu entfliehen. „Biestig wie immer, mmh?“ Mit diesen Worten breitete sich ein schmales Lächeln auf Scotts Lippen aus, dass jedoch sofort wieder wich. Wie in Zeitlupe streckte Scott seine Hand aus, strich durch das wirre Haar seines Gegenübers, der ihn verwirrt musterte und schließlich einen erstickten Laut von sich gab, als er sich in den Armen des Rothaarigen wiederfinden musste. „La...lass mich los!“, presste Reuben unruhig hervor, wandte sich in dem Griff des Anderen, welcher jedoch nur den Druck verstärkte und seinen Stirn auf Reubens Schulter niederließ. Reubens Lippen bebten und er konnte nicht leugnen, dass diese Aktion anders war als die zuvor. Sein Herz pochte unruhig, in die Stille der großen Halle. Als Scott sich schließlich wieder entfernte und ihn ernst entgegensah, wurde dieses Szenario noch unerträglicher. Die feuchte Luft zwischen ihnen, die immer wieder Dampf aufsteigen ließ und die glänzenden Lippen die ihm unaufhaltsam näher kamen. Reuben konnte nicht mehr klar denken, geschweige denn wehren, als sie nur noch wenige Millimeter von einem wahrlich großen Fehler trennte. Verbittert schloss Reuben die Augen. „Pfff..!“, hörte er den belustigenden Ausruf und den weichenden Halt, als der warme Körper sich von ihm entfernte. „So leicht lässt du dich also einlullen? Kleiner Romantiker also, mh Cap'?“ Reubens Augen weiteren sich schmerzlich, als er merkte, das Scott wieder einmal nur mit ihm spielte. Scott hatte sich erhoben, schlitterte bereits wieder richtig Ausgang, während er sein Gesicht zu einer Grimasse verzerrte, die jedoch nicht mehr so freudig war, wie erwartet. Er hätte Reuben küssen können, mehr noch, er hätte alles mit ihm machen können in seinem Zustand, doch er konnte nicht. Zurück blieb nur Wut auf sein eigenes, beschissenes Ego. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)