Tod im Turm von Hotepneith (Der28. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 10: Lösungen -------------------- Sesshoumaru wandte sich erst vom Fenster ab als er spürte vor wem soeben die Tür aufgerissen wurde und verneigte sich eilig höflich vor seinem Vater. Der Inu no Taishou hob etwas die Hand: „Setze dich und berichte über den Tod von Kameko Yamamoto.“ Gehorsam ließ sich sein Sohn nieder, wartete jedoch bis auch der Fürst Platz genommen hatte. Wieso überraschte ihn diese Begrüßung nicht? Myouga hatte das sicher Vater bereits bei dessen Ankunft erzählt. „Die Beerdigung fand noch nicht statt,“ begann er jedoch: „Da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen waren.“ „Myouga sagte ein Messer steckte in ihrer Brust, ein von außen verschlossener Raum mit zwei Wachen davor - und du gehst nicht von Selbstmord aus?“ Dieser geschwätzige Flohgeist! „Ich wollte vor allem sicher gehen, verehrter Vater, da mir in den vergangenen Tagen zu viel über Kameko zu Ohren kam, das durchaus für den einen oder anderen Menschen als Mordmotiv dienen könnte.“ „Das ist allerdings ein Punkt, der mich interessiert.“ Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Als Akimaru Mawashi zu mir kam und erzählte, die beiden Yamamotos seien bei ihm angeschwärzt worden, dass sie Unterschlagungen begingen, gab er zu, dass er nichts finden konnte. So bat er mich um eine Falle. Ich habe dir nichts davon erzählt, da ich kaum davon ausging, dass in diesen vier Tagen meiner Abwesenheit solch ein Zwischenfall geschehen würde.“ Das war praktisch eine Entschuldigung des Herrn aller Hunde und Sesshoumaru neigte den Kopf: „Danke, verehrter Vater. Soweit Myouga feststellte, arbeitet Taro Yamamoto in der Kanzlei und ließ sich bislang nichts zu Schulden kommen. Was man von Kameko nicht behaupten konnte. In den wenigen Wochen, in denen sie hier die Hofmeisterin war, vermochte sie es alle menschlichen Dienerinnen und die Dämoninnen gegen sich aufzubringen. Überdies unterschlug sie einen Brief einer Toten, den sie deren Verwandtschaft hätte schicken sollen, und wollte damit Yuudai, den Hausmeister, zu einer Ehe erpressen. Diesem gelang es jedoch den Brief zu...vernichten.“ „Überdies brachte sie dich dazu sie zu bestrafen?“ „Sie wollte mich wegdrücken. - Darüber hinaus hatte sie es bei den Strafen der Frauen überzogen. Chiyoko, Yori und Sakura baten für eine Mayoko, die sie auspeitschen lassen wollte, obwohl diese noch von einer lebensgefährlichen Geburt geschwächt war.“ Und der Herr Sohn hatte die Drei nicht nur angehört sondern auch noch ihrer Bitte stattgegeben? Lernte er dazu oder war es nur die Unlust sich weiter mit gleich drei weiblichen Wesen auf einmal zu befassen? Außerdem hatte Kameko eine Tätlichkeit gegen ihn überlebt. Nun gut, einstweilen überlebt. „Und du ließest sie in den alten Turm bringen, unter Bewachung, aber ohne Essen und Trinken.“ „Sakura sagte mir, dass das erst nach drei Tagen für einen Menschen tödlich sei,“ verteidigte sich der Hundeprinz prompt. Folglich hatte er nachgefragt, dachte der Inu no Taishou zufrieden. „Die beiden Krieger waren Yoshiku und Shinichi, Yuudai ging mit, da er aufschließen musste. Ich habe alle drei einzeln gesprochen, der Ablauf war praktisch identisch.“ Er schilderte die Aussagen, ehe er ergänzte: „Als die beiden Krieger Kameko abholen mussten, hoben sie den Riegel weg und riefen nach ihr. Da keine Antwort kam, suchten sie sie und fanden sie mit dem Rücken an die vordere linke Tür gelehnt. Sie fiel ihnen entgegen, als sie sie öffneten. Ein Messer, wie es Beamte benutzen, aber auch sie wohl im Gebrauch hatte, steckte in ihrer linken Brust. Laut Neigi eine durchaus mögliche, wenn auch unübliche Art von oben her bei einem Selbstmord zuzustechen. Das war mein Anlass die ganze Sache noch einmal näher zu betrachten. Der Turm selbst, wie Euch sicher bekannt ist, verehrter Vater, besitzt keinen anderen Eingang, es ist unmöglich anders als durch die Tür hinein zu gelangen. Zweitens war es niemandem möglich in den Turm zu gelangen und sich darin zu verstecken, in dem er die Schlüssel stahl – das Schloss war laut allen drei Aussagen zu, Yuudai trug den Schlüssel dazu in der Hand. Und drittens: niemand konnte zuvor wissen, dass ich zu Kameko gehen würde, sie verurteilen würde. Also deutete alles auf Selbstmord hin.“ „Was ließ dich weitersuchen?“ „Als ich alle Aussagen überdachte fiel mir auf, dass es nicht nur ein sondern zwei Zeitfenster gab, die nicht durch die Aussagen abgedeckt waren. Yuudai war allein im Turm und zündete – nur auf der linken Seite im großen Raum – die Öllampen an. Dann trat er hinaus, sah noch, wie Kameko sich gegen die beiden Dämonen zur Wehr setzte, aber sie hineingezerrt wurde. Die Krieger brachten sie in den großen Raum und gaben sie erst frei als sie sich niederließ. In dieser Zeit war es den Beiden nicht möglich die Tür des Turmes oder auch die erste Tür nach rechts zu dem kleineren, dunklen, Raum zu sehen. Als sie wieder herauskamen war Yuudai schon weg, sagten sie aus. Die Aussage des Hausmeisters lautete ähnlich. Er ergänzte noch mir gegenüber, dass er wörtlich sagte: So, werte Krieger, das war es für mich. Ich schließe in zwei Tagen wieder ab. - Die Dämonen zerrten sie dann an mir vorbei in den Turm, in das große Zimmer. - Ich sah die Beiden erst zwei Tage später, als Eure anbefohlene Strafe vorbei war.“ Sesshoumaru blickte seitwärts: „Ich gehe davon aus, dass niemand mich direkt anlog, verehrter Vater.“ „Und das zweite Zeitfenster?“ „Die Krieger fanden die Tote als sie die erste Tür nach links beiseiteschoben und machten einen Satz zurück, ehe sie begriffen, was los war und sie anstarrten. Auch hierbei drehten sie den Rücken der Eingangstür und dem ersten Raum nach rechts zu. Sie bemerkten Yuudai erst als er sie ansprach. Mit Verlaub, sehr unprofessionell für dämonische Krieger.“ „Du gehst also davon aus, dass es jedes Mal einige Sekunden gibt, in dem Yuudai in dieses Zimmer schlüpfen konnte oder es verlassen konnte und so tun, als sei er im Schloss gewesen.“ „Jemand, ja, verehrter Vater, aber nicht Yuudai. Er ist der Hausmeister, der wichtigste Ansprechpartner für alle menschlichen Diener, aber auch für Chiyoko und die Dämonen wie Yori. Es wäre aufgefallen, wenn er zwei volle Tage nicht aufzufinden gewesen wäre. Seine Pflichten sind in diesem Fall sein bestes Alibi. Ich vermute eine Frau. Sie verließen alle den Raum nachdem ich gegangen war. Die beiden Krieger mit Kameko ebenso, aber sie mussten zuerst noch nach Yuudai schicken und dieser den Schlüssel holen. Wenige Minuten, aber das genügte um einen Vorsprung herauszulaufen und sich seitlich des Turmes zu postieren. Bedenkt, verehrter Vater, dass der Turm auf Euren Wunsch hin stets....gebrauchsfertig ist und regelmäßig gereinigt wird. Es gibt sicher die eine oder andere Menschenfrau die die Zimmereinteilungen kennt. Yuudai erwähnte laut und deutlich, dass er nur die Lichter auf der linken Seite im großen Raum anzünden würde. Ich vermute, dass die Menschenfrau zunächst nur sichergehen wollte, dass Kameko auch wirklich eingesperrt wird, dann jedoch die spontane Idee fasste sich mit einschließen zu lassen, als sie bemerkte, dass der Hausmeister bereits ging, ohne sich umzudrehen. Falls die Krieger sie doch gesehen hätten, hätte sie eben einen Befehl missverstanden. Sie versteckte sich in dem ersten kleinen Raum und wartete. Als Kameko eingeschlafen war, schlich sie hinüber. Nach der Aussage der Heiler und der Totenstarre nach muss Kameko bereits länger tot gewesen sein. Als die Krieger dann die Tote fanden, war die Täterin bereits wieder verborgen. Die Krieger schickten Yuudai in das Schloss, als er kam, aber betrachteten ansonsten die Leiche. Auch ein Geruch war nicht festzustellen. Zum einen überdeckte der Blutgeruch doch einiges, zum anderen war durch die Öffnung in der Latrine ein gewisser Luftaustausch gegeben. Und unsere menschlichen Dienstboten parfümieren sich nicht.“ Schon, um die armen Hundenasen zu schonen. „Chiyoko sollte Kamekos Pflichten übernehmen. Auch für sie wäre es unmöglich gewesen zwei Tage lang nicht auffindbar zu sein. - Mayoko. Sie wusste, dass Kameko sie nicht leiden konnte und vermutete eine neue Strafe sobald diese wieder frei werden würde, vielleicht diesmal ohne dass Ihr oder ich eingreifen. Angst vermag viel bei Menschen.“ Der Fürst betrachtete Jüngeren nachdenklich: „Nun, ich denke, wir einigen uns darauf, dass Kameko Yamamoto aus den zunächst von dir dargelegten Gründen Selbstmord begangen hat. So erstaunt? Mayoko hat vier kleine Kinder und einen kranken Ehemann, der nicht arbeiten kann. Es wäre ihr unmöglich gewesen sie zwei Tage lang allein zu lassen. Taro Yamamoto wurde von Myouga überwacht – auch hier gibt es keine zwei Tage frei.“ Langsam ergänzte er: „Du hast alles begründet – und doch nicht die letzte Schlussfolgerung gezogen. Du suchtest ohne objektiven Grund weiter, nach einem Ziel, das du selbst für unrichtig erkannt hattest. Für einen Fürsten ist es womöglich fatal aus Ehrgeiz oder Emotionen Tatsachen zu ignorieren. Jeder kann Fehler begehen, aber die eines Fürsten wiegen schwerer, denn er reißt auch andere mit. Darum solltest du dich immer an Fakten halten. - Sesshoumaru, du bist mein Sohn. Du musst mir deine Perfektion nicht beweisen.“ Der Halbwüchsige blickte zu Boden. Das sagte er so einfach. Vater war sein Maßstab, das Maß aller Dinge, das er selbst nur irgendwann in harter Arbeit einmal hoffen konnte zu übertreffen. Er wollte doch keinen Missgriff in dessen Augen begehen, schon um nicht dessen Anerkennung zu verlieren. Überdies hatte ihn Mutter ja immer gewarnt – seine Position als Erbe war nie gesichert, mochte er im Augenblick auch der einzige Sohn sein. Ein Halbbruder war rasch entstanden und konnte schnell eine Konkurrenz werden, wenn dieser Vaters Wünsche besser erfüllte, der perfektere Dämon, der idealere Sohn war. Dann würde der das Höllenschwert bekommen, der der nächste Fürst werden – und er kannte seinen Vater. Solange der lebte würde er dafür sorgen, dass sich seine Söhne nicht gegenseitig umbrachten. Nach dessen Tod jedoch, wenn er selbst nicht ein mächtiges Schwert erhalten würde, wäre ihm ein Halbbruder mit dem Höllenschwert bestimmt immer überlegen. Das durfte einfach nicht passieren. Er war der, der perfekt tötet, und von dem seine beiden Eltern zu Recht auch dämonische Vollkommenheit erwarteten. Der Inu no Taishou legte ihm die Hand auf die Schulter: „Komm, gehen wir ein wenig trainieren. Ich war auf dem Herweg noch bei Toutousai um zwei Schwerter zu bestellen. Wir werden sehen, was er zustande bringt. Das wird noch Jahre dauern, meinte er. Immerhin sollen sie aus meinen Fangzähnen gebaut werden.“ „Ja, verehrter Vater. Darf ich eines davon haben?“ „Ja,“ versprach der Hundefürst – allerdings ohne zu sagen, welches. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)