Tod im Turm von Hotepneith (Der28. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 4: Tod -------------- Der Hausmeister war alles andere als begeistert: „Seid ihr verrückt? Wenn ich ihm das mitteile, bringt er mich erst um....“ „Und dann uns, ja. Aber wenn wir das nicht tun, macht er es auch, also?“ Yoshiku blieb nüchtern: „So haben wir allesamt wenigstens noch eine Chance. Und vielleicht wird er durch die Aufklärung dieses Mordes abgelenkt...“ Yuudai wurde blass: „Aufklärung des Mordes...? „Komm schon, du weißt doch, dass er das schon öfter gemacht hat,“ meinte Shinichi. „Geh schon. Und....naja...vielleicht solltest du Sakura mitnehmen. Das scheint ihn ja doch zu beruhigen.“ „Ihr meint, Mord? Nicht Selbstmord? Sakura...?“ Der Hausmeister nahm sich zusammen. Er sah ein, dass die Krieger bei der Leiche bleiben mussten, um sich nicht noch größeren Ärger einzuhandeln als sie sowieso schon erwartete. Und ja, der Hinweis mit Sakura war sicher vernünftig. Soweit er wusste war noch niemand in ihrer Gegenwart von Seiner Lordschaft vom Leben zum Tode befördert worden. So stand Yuudai Minuten später in der Heilerhütte und verneigte sich: „Äh, Neigi-sama...“ Dieser blickte von seinem menschlichen Patienten auf: „Was soll das? Ich habe Sprechstunde...“ „Ich bitte um die Erlaubnis Sakura zu Lord Sesshoumaru mitnehmen zu dürfen. Es...es gab einen Todesfall.“ In der irrtümlichen, aber verständlichen, Annahme der Hundeprinz habe nach Sakura geschickt, meinte Neigi: „Natürlich. Geh, mein Kind. - Mord?“ „Eher Selbstmord, scheint es,“ erwiderte Yuudai und drehte sich zu der Heilerschülerin, die bereits aufstand: „Danke.“ Erst, als sie über den Hof gingen, erklärte er leise: „Äh...es handelt sich um Kameko. Sie..sie starb während ihrer Haft in dem alten Turm.“ „Ich dachte, es gab Wachen?“ erwiderte sie verwundert. „Wachen, ja, und der Turm war von außen verriegelt, darum denke ich ja auch, dass Selbstmord... Aber gleich. Die Krieger blieben bei ihr und ich muss es jetzt Seiner Lordschaft mitteilen.“ „Oh.“ Sie blieb stehen. Auch sie war bislang davon ausgegangen, dass der Dämonenprinz nach ihr geschickt hatte: „Du holst mich weg, um...“ „Um dich dabei zu haben, ja. Bitte, Sakura., du bist die Einzige, die ihn beruhigen kann.“ Na, toll. „Du glaubst wirklich, ich kann ihn abhalten dich umzubringen?“ Für was hielten die Leute im Schloss...Törichte Frage. Sie dachten, sie sei seine Geliebte und könne ihn irgendwie besänftigen. „Das wird mir kaum gelingen.“ „Komm.“ Das klang nicht verheißungsvoll, zumal dem Hausmeister klar war, dass man Hundedämonen nicht anlügen konnte. Vorsorglich überlegte er schon mal genau seine Wortwahl. Der Leiter der menschlichen, männlichen Dienstboten und vor allem Sakura, wurden im Vorzimmer tatsächlich als Priorität behandelt und mussten keine halbe Stunde warten, ehe sie sich vor dem momentanen Regenten niederknien konnten. Wohlweislich hielt sich die Heilerschülerin hinter Yuudai. Sollte der sich doch mit Seiner Eisigkeit auseinandersetzen. Sesshoumaru konnte die Nervosität, ja, Angst bei beiden wittern: „Yuudai?“ Was war denn jetzt schon wieder los? Erneuter Streit unter Dienstboten? War das lästig. „Äh,“ begann der Hausmeister nicht sonderlich geschickt, nahm sich jedoch in jahrelangem Training zusammen: „Euer Lordschaft geruht sich zu erinnern, dass Ihr Kameko Yamamoto zu einer zweitägigen Haft im alten Turm verurteilt habt? Die Hundekrieger schicken mich nun zu Euch mit der Nachricht, dass sie...äh...verstorben ist.“ Seine Lordschaft dachte einen Kommentar, der nicht druckfähig, geschweige denn eines Dämonenprinzen würdig war. Was jetzt? Wenn Vater zurückkehrte und bemerkte, dass jemand, den dieser selbst ernannt hatte, nach einer Strafe nicht mehr anwesend war...Nun, ihm war nur zu klar, wer dafür verantwortlich gemacht werden würde. Und falls der Herr der westlichen Länder ihn lediglich ein Jahr zu seiner Mutter verbannen würde, wäre das noch milde. Sakura hatte doch gesagt, dass das dieses Weib nicht umbringen würde, also war eigentlich sie doch Schuld. Moment. „Woran ist sie gestorben?“ Der Hausmeister drückte seine Stirn lieber noch tiefer in das Holz des Fußbodens: „Es...soweit ich erkennen konnte, an einem Messer...“ Immerhin war sie nicht verhungert, dachte Sesshoumaru erleichtert, ehe ihm die nächste Konsequenz dämmerte: „Ein Messer. In der Haft,“ stellte er empfindungslos fest. „Ja. - Die...die Krieger bewachen sie, bis Euer Lordschaft entscheidet...“ Yuudai konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. Nun ja, man musste diesem Menschen zu Gute halten, dass er mitdachte, wenn er schon jemand Nützlichen herbrachte. Sesshoumaru erhob sich: „Sakura, komm. - Yuudai, du auch.“ Was auch immer passiert war sollte er schleunigst herausfinden, um seinem verehrten Vater Rede und Antwort stehen zu können, kehrte dieser zurück. Auch einige Wochen bei Mutter – und Tokushima – wären hart genug. So befahl er im Hof: „Sechs Krieger mit mir.“ Sakura musterte den alten Wachturm, als sie hinter Seiner Lordschaft den Hügel emporstieg. Natürlich hatte sie ihn gesehen, dazu stand er nahe genug am Schloss, aber sie war ihm nie näher gekommen. Stein, ohne Fenster, eine massive Tür, die jetzt offen stand, ein großer Riegel, der sicher zum Versperren diente, daran eine Kette. Also war auch der Riegel angekettet. Wie sollte da ein Fremder hereinkommen? Kein Wunder, dass Yuudai auch zunächst an Selbstmord dachte. Aber es half nichts. Der Erbprinz hatte Kameko zwar zu zwei Tagen hier verurteilt, aber nicht mehr. Jetzt war das Unheil geschehen und die, die offenbar etwas dafür konnten, waren die beiden Hundekrieger, die vor dem Turm warteten und sich vorsorglich schon in Distanz niederknieten. Für einen Dämonen war die angestiegene Energie des Erbprinzen vermutlich zum einen deutlicher zu spüren als für die Menschen, die nur fröstelten, zum anderen eine ebenso ausgeprägte Machtdemonstration und Drohung. Und die Heilerschülerin schloss, dass Seine Lordschaft nicht nur ein wenig verärgert war. Jeder, nicht zuletzt sie selbst, sollte jetzt vorsichtig agieren. Sesshoumaru blieb stehen: „Namen.“ „Yoshiku und Shinichi, Euer Lordschaft,“ erwiderte der Ranghöhere sofort. Das wusste auch der Erbprinz und wandte sich diesem zu: „Kurzbericht, Yoshiku.“ „Wir wollten heute die...die Hofmeisterin Kameko wieder aus dem Turm befreien, und fanden sie darin tot auf. In ihrer Brust steckte ein Messer.“ „Habt ihr etwas verändert?“ „Nein, Lord Sesshoumaru.“ „Wo wart ihr in diesen zwei Tagen?“ „Wir standen zu zweit hier vor der Tür.“ „Keiner ging weg?“ „Nein.“ Das wurde ja immer besser. Sesshoumaru wandte etwas den Kopf: „Wachen. Zwei Krieger gehen jeweils mit Shinichi und Yoshiku in das Schloss, getrennte Zimmer, Schweigegebot. - Yuudai, mach drinnen in allen Räumen Licht und öffne alle Türen. Ihr Zwei.“ Das galt den letzten beiden Kriegern: „Bleibt hier stehen und passt auf.“ Das fehlte noch, dass ihn jemand als Scherz hier drin einschloss. Nun gut, das hätte das Ende des Turms und des Scherzbolds bedeutet, aber wozu sich lächerlich machen. Da alle eilig gehorchten, trat er an die Tür und musterte die Tote keine fünf Schritte vor sich: „Sakura.“ Diese kam heran, da sie annahm, er wolle die Leiche untersucht haben, stellte aber fest, dass sie nicht hingelangen konnte, da er davor stand. So kniete sie einfach lieber zu seinen Füßen nieder. „Todesursache und -zeitpunkt.“ Er ging in den Turm, wo Yuudai derweil alle Türen geöffnet hatte und nun auch in den beiden kleineren, rechts liegenden Zimmern die Öllämpchen unter den Glasstürzen mit dem Vorrat für achtundvierzig Stunden anzündete, ein weiteres in den hinteren Raum der Latrine stellte, obwohl dort ein Schimmer Tageslicht erschien. Da das die einzige Stelle war, an der dies im Turm der Fall war, trat Seine Lordschaft hin. Hm. Ein winziger Raum mit einer sitzartigen Erhöhung, die offenkundig nur einem Zweck diente, denn in der Mitte des Sitzes befand sich ein großes Loch, durch das man hinunter auf den hier steil abfallenden, bewachsenen Hügel blicken konnte. Die Höhe an sich mochte Schutz vor Menschen bieten, die hier hochklettern wollten, war aber durchaus kein Schutz gegen einen Dämon. Allerdings sollte jeder mit einer feinen Nase diese Gegend doch eher meiden. Er wandte sich ab und schloss die Tür hinter sich, zufrieden, dass Sakura neben der Toten kniete und sie vorsichtig betastete. So trat er näher. Die Heilerschülerin betrachtete das zu Recht als Aufforderung: „Kameko Yamamoto starb an diesem Messer in der Brust. Es handelt sich um ein dünnes Messer, mit einer schmalen Klinge. Ich habe es noch nicht herausgezogen, denn nach dem scheinbaren Verlauf wurde direkt das Herz getroffen und das Blut würde auslaufen...“ Dann müsste hier der Boden erneuert werden. „Eine Attentäterklinge?“ „Nein, Lord Sesshoumaru, jedenfalls keine wie die, die ich schon sah. Ich halte es – mit allem notwendigen Vorbehalt, da ich es nicht ansehen kann – für ein Beamtenmesser.“ Zum Siegel lösen, also. Und davon gab es in jeder Kanzlei, in jedem Schloss, reichlich. Es war nicht einmal ausgeschlossen, dass Kameko das Ding bei sich getragen hatte, als sie hier eingesperrt wurde. In jedem Kimonoärmel gab es kleine Taschen. Und diese Narren von Kriegern hatten sie gewiss nicht durchsucht. „Selbstmord?“ Hoffentlich wenigstens das. „Das vermag ich erst zu sagen - oder mein verehrter Lehrer – wenn man die Klinge vorsichtig herauszieht um den Stichkanal zu erkennen.“ „Todeszeitpunkt?“ „Es ist in diesem Turm einigermaßen kühl, aber dennoch ist die Totenstarre bereits am Abklingen, Lord Sesshoumaru. Es muss relativ bald nach ihrer Ankunft hier geschehen sein. Auf keinen Fall heute oder vergangene Nacht.“ Auch das noch. Immerhin deutete momentan alles auf Selbstmord. Aber er sollte lieber nichts versäumen, keine offenen Fragen für den Fürsten hinterlassen, wenn dieser zurückkehrte. Das würde sowieso schon unangenehm genug werden. Er sah aus dem Turm. „Einer von euch holt Neigi mit Dienstboten. Die Tote soll in die Heilerhütte zur Untersuchung. Ein Krieger soll zu ihrem Mann gehen und ihn vom Tod seiner Frau in Kenntnis setzen, und bei ihm bleiben. Er soll mit niemandem reden. Yuudai, an die Arbeit.“ Tja, und er hatte jetzt das mehr als zweifelhafte Vergnügen, sich noch einmal diesen gesamten Tatort ansehen zu dürfen. Immerhin war Sakura dabei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)