It's getting heavier I wanna run and hide (Arbeitstitel) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 1: Zurück ----------------- Angesäuert verließ Lily den Kerker. Eigentlich mochte sie Zaubertränke, aber heute nicht. Das hatte sie zu sehr aufgeregt! Remus war dicht hinter ihr. „Lily!“, rief er außer Atem. Offenbar hatte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte. In fast dem gleichen Moment wurde das große, eichene Schlossportal aufgestoßen und - na wunderbar - die restlichen Rumtreiber traten ein. Peter schlich mal wieder wie ein Schatten hinter den laut lachenden James und Sirius her. Welch typisches Bild. Schade eigentlich... Vielleicht hätte Lily Remus sogar erzählt, was genau sie plagte - immerhin waren sie eigentlich Freunde - aber jetzt war das keine Option mehr. Auf Potter und Black hatte die junge Evans gerade wirklich keinen Nerv. Ohne auch nur einen Blick an Remus zu verschwenden, stapfte sie die breite Treppe empor. Wenn Potter sie heute wieder belästigen würde, dann könnte er aber sein blaues Wunder erleben! Vielleicht eine gute Möglichkeit, ein wenig Dampf abzulassen! Als hätte sie es heraufbeschworen, konnte sie schon wieder ihren Namen hören. Diesmal war es James. Mit wehendem Haar und zornverzerrtem Gesicht wirbelte Lily herum. James kam auf sie zu, während seine Freunde ein wenig zurück fielen. „Was?“, fauchte Lily. „Potter, bitte verschone mich mit deinen überheblichen Selbstlobeleien! Ich kann es wirklich nicht mehr hören! Das ist nicht das erste Mal, dass ich dir sage, dass du mich einfach in Ruhe lassen sollst!“ Abwehrend hob James die Arme. „Wow, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Evans?“ „Nur du!“ „Dabei wollte ich dich doch nur zum Ball einladen.“, erwiderte er und Lily trat bedrohlich einige Schritte auf ihn zu. Als sie auf der Stufe über ihm stand, war sie fast auf seiner Augenhöhe, vermied es aber, direkt in seine braunen Hundeaugen hineinzusehen. „Kannst du nicht aufhören mir auf den Geist zu gehen? Ich bin nicht an dir interessiert! Nerv' doch andere Mädchen mit dem tollen James Potter. Warum ich? Was habe ich dir getan, dass du mich nicht in Ruhe lässt?“ Mittlerweile schrie Lily fast, aber das war ihr gerade egal. Ohne James noch einmal zu Wort kommen zu lassen, machte sie auf dem Absatz kehrt und entfernte sich in raschem Tempo. Die Stimmen der Rumtreiber waren immer noch im Hintergrund zu hören, verebbten aber allmählich. Der Nachmittag zog sich hin und Lily versuchte sich mit Hausaufgaben und Lernen abzulenken. Den Großteil der Arbeit hatte sie erledigt, auch wenn sie die ganze Zeit nicht richtig bei der Sache war. Der Zaubertrankunterricht lag ihr immer noch im Magen. Es war der erste Tag seit den Sommerferien und auch seit ihrem Streit mit Severus. Streit konnte man das eigentlich kaum noch nennen. Er hatte sie - seine sogenannte beste Freundin - tief verletzt und seitdem gingen sie getrennte Wege. An diesem Punkt hatte Lily einen Schlussstrich gezogen. Und heute hatte Severus sich neben sie gesetzt, als wäre nichts gewesen. Lily hatte ihn ignoriert. Für sie war er Luft. Dennoch hatte er versucht, sich mit ihr zu unterhalten - zuerst normal und dann hatte er bemerkt, dass sie nicht auf ihn reagierte. Da schien er zu begreifen, was los war. Er entschuldigte und rechtfertigte sich ununterbrochen, aber Lily hatte sich nicht darum geschert. Erst als das Läuten der Schulglocken sie aus dem Unterricht entließ, wand sie sich ihrem einstigen besten Freund zu und blaffte ihn an: „Du sollst mich in Ruhe lassen, ich habe dir nichts mehr zu sagen und alles, was du mir sagen wolltest, hast du vor dem Sommer in aller Klarheit getan! Komm' mir nicht mehr zu nahe!“ Dann war sie aus den Kerkern gestürmt, ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen. Es war nicht nur dieser Streit im letzten Schuljahr... Severus hat sich im Laufe der Zeit verändert. Immer tiefer war er in die dunkle Magie eingetaucht. Er hatte sich mit schlechten Leuten umgeben und fing an - so kam es Lily immer stärker vor - sie nicht mehr als beste Freundin anzusehen. In seinen Augen wurde sie immer mehr zu einem 'Schlammblut'; einer Muggelgeborenen, die weniger wert war, als die anderen Hexen und Zauberer. Sie hatten immer weniger Zeit miteinander verbracht und Severus verheimlichte ihr Dinge; schloss sie aus seinem Leben aus. Der Streit und die Beleidigung, als sie ihn vor den Rumtreibern in Schutz genommen hatte, waren nur die Spitze des Eisberges gewesen. Als Lily wieder aufsah, war es schon sehr spät am Abend und im Gemeinschaftsraum waren nur noch wenige Schüler; die meisten befanden sich schon in ihren Schlafsälen. Das Mädchen stapelte ihre Pergamentrollen und ihre Bücher auf dem Boden vor sich und kuschelte sich in das weiche, scharlachrote Sofa. Sie wollte nur kurz die Augen schließen und einen Moment dösen, doch plötzlich hörte sie eine Stimme ihren Namen sagen und sah wieder auf. Vielleicht hätte sie doch lieber in ihren Schlafsaal gehen sollen, denn dort hätte diese Stimme sie nicht ansprechen können. Mit gerunzelter Stirn sah sie auf und ihre smaragdgrünen Augen funkelten James Potter an. Er war alleine. Weder Peter oder Remus waren dabei; noch nicht einmal Black. Am liebsten hätte Lily ihrem Mitschüler irgendwas an den Kopf geworfen und wäre in ihren Schlafsaal verschwunden, aber sie war zu erschöpft. „Was willst du schon wieder?“, flüsterte sie und legte das Kinn auf ihre Hände, um Potter besser zu sehen können. Warum sah sein Haar eigentlich immer so aus, als käme er gerade aus dem Bett und als wollte man ihn direkt wieder dort mit hin nehmen? Erschrocken über sich selber und diesen Gedanken schnellte sie wie von der Tarantel gestochen hoch und saß kerzengerade auf dem weichen Polster. James beäugte sie etwas irritiert, sagte aber nichts dazu. „Ich wollte nur wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Auch, wenn du das vielleicht nicht hören willst, wollte ich dir nur sagen, dass ich mir ein wenig Sorgen mache und wenn ich dir irgendwie helfen kann... Dann sag einfach Bescheid.“ Damit beendete er sein Anliegen und schwieg erst einmal. Lily tat es ihm gleich. Er hatte das ernst gemeint, oder? Es klang so aufrichtig... Kein Wunder, dass die Mädchen diesem Süßholzraspler reihenweise verfielen. Aber jetzt schien es so, als meinte er wirklich was er sagte und würde nicht nur versuchen, ihr Honig ums Maul zu schmieren. Aber er hatte Recht... Eigentlich wollte sie das nicht hören. James Potter hatte für sie noch nie auch nur ansatzweise eine Vertrauensperson dargestellt. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie sich gerade wirklich danach sehnte, einfach mal ihr Herz auszuschütten. Aber bevor sie sich dieser Versuchung ergeben konnte, stand sie auf und ihre Züge wurden wieder hart und kalt, so wie immer, wenn sie mit James sprach. „Du hast Recht.“, antwortete sie, klang dabei aber viel weniger angriffslustig, als normalerweise. „Das will ich tatsächlich nicht hören. Ich bin einfach nur müde und deshalb werde ich jetzt auch schlafen gehen.“ Sie kaute auf ihrer Lippe und nickte ihrem Mitschüler knapp zu, ehe sie den schnellstmöglichen Weg zu ihrem Bett nahm. Unter ihrer Decke liefen zwei Tränen ihre Wange hinab. Lily wusste nicht genau, wieso. Irgendwie war ihr heute alles zu viel geworden. Zum Glück hatte sie das unten noch zurückhalten können. An Schlaf war kaum zu denken. Dafür ratterte es in ihrem Kopf noch viel zu sehr. Severus und James... Alles was vorgefallen war... Wie lieb James eben zu ihr war... Und nicht zuletzt seine bezaubernden braunen Augen... Verdammt nein! So war das nicht gemeint... Kapitel 2: Ertappt ------------------ Der Morgen kam hart und unbarmherzig. Schließlich war Lily doch irgendwann eingeschlafen. Als sie dann wieder aufwachte, konnte sie höchstens fünf Minuten geschlafen haben. Hoffentlich wurde sie noch fitter, ansonsten würde das heute ein harter Tag werden. Verschlafen richtete der Rotschopf sich auf und sah zu ihrer besten Freundin, die schon geschäftig durch den Schlafsaal wuselte. „May... Du bist laut. Es muss doch noch mitten in der Nacht sein.“ Mürrisch zog Lily ihre Decke hoch bis zur Stirn, da warf Mary sich auch schon neben sie auf die Matratze. „Komm schon, sonst kannst du vor der ersten Stunde nicht mehr frühstücken.“ Im Gegensatz zu Lily selber war ihre beste Freundin, Mary Macdonald, ein typischer Morgenmensch. Sobald der Wecker morgens klingelte, hüpfte Mary mit einem strahlenden Lächeln aus den Federn und hieß den Tag willkommen. Manchmal trällerte sie dabei sogar ein Liedchen, völlig absurd! Lily dagegen gehörte eher zur Fraktion Morgenmuffel. Zu dieser Zeit des Tages war sie auch definitiv am undiszipliniertesten. Aber zum Glück gab es ja Mary. Die ließ ihre Freundin nämlich niemals verschlafen und ertrug sogar die schlechte Laune. Die Bettdecke wurde mit einem Ruck von Lilys Körper gezogen und wütend sah sie zur grinsenden Mary hinüber. „Nun komm schon, Lily.“ Wie immer hatte Mary es natürlich geschafft, ihre beste Freundin aus den Federn zu bekommen, sodass die beiden Mädchen noch rechtzeitig zum Frühstück in der Großen Halle saßen. Etwas lustlos rührte Lily in ihrem Tee, während Mary schnatterte und schnatterte. Wie konnte man nur immer morgens so gute Laune haben? Lily hörte ihrer Freundin nur mit halbem Ohr zu, bis sie plötzlich angestoßen wurde. Etwas unwirsch wand sie sich zu Mary, die bedeutungsvoll auf einen Platz am Gryffindor-Tisch sah, ein Stückchen von ihnen entfernt. Dort saß James Potter mit einer hübschen Blondine. Die beiden wirkten sehr vertraut. Gerade flüsterte James dem Mädchen etwas ins Ohr und sie kicherte vergnügt. Jetzt erst, auf den zweiten Blick, erkannte Lily, wer das blonde Mädchen war: Es handelte sich um Elize Abbott aus Hufflepuff. Schön, dann konnte Potter jetzt ja ihr auf den Senkel gehen und sie selbst könnte endlich wieder in Ruhe leben. Was das Ganze sollte, wusste Lily sowieso nicht. Schon seit dem letzten Jahr hatte er immer wieder seine dubiosen Annäherungsversuche gestartet. Warum das so war, verstand die Gryffindor nicht. Sie und James hatten nichts gemein, er und ihr ehemaliger bester Freund waren sogar ziemlich verfeindet, was Lilys Sympathie dem ach so beliebten Potter gegenüber nicht gerade steigerte. Und trotzdem... Obwohl sie James Potter wirklich nicht leiden konnte, verspürte sie ein seltsam flaues Gefühl im Magen, wie sie ihn da so beim Turteln mit Elize beobachtete. Anscheinend war sie ganz in Gedanken versunken und hatte ihre beiden Mitschüler schon eine Weile angestarrt, aber das fiel ihr erst auf, als James aufsah und die Blicke der beiden sich trafen. Als wäre sie vom Blitz getroffen worden, hüpfte sie auf ihrer Bank ein kleines Stückchen hoch und senkte den Kopf so ruckartig und tief, dass sie mit der Nase auf ihr Marmeladenbrötchen prallte. Mary sah verdutzt zu ihrer Freundin herüber. „Lily, was war das denn? Bist du schockartig eingeschlafen?“ Fast schon besorgt war ihre Miene, als Lily wieder aufsah. Die Besorgnis wich aber schnell einem belustigten Grinsen. Doch weil sie keine schlechte Freundin war, griff Mary während ihres Gekichers nach einem Stapel Servietten auf dem Tisch und reichte Lily eine. „Hier für dich, es sei denn, du möchtest Marmelade von deinem Brötchen zu deinem neuen Look machen. Hast du einen Fluch abbekommen oder was war gerade los?“ Lily fühlte sich ertappt. Mary war zwar ihre beste Freundin, aber... Ja, was aber? Warum hatte sie das gerade gemacht? Sie verstand es ja selber nicht. Also musste eine rasche Notlüge her; auch wenn das eigentlich nicht Lilys Art war. „Ich, also... Ich hatte irgendwie ein kurzes Stechen im Oberschenkel. Keine Ahnung was das war. Ist aber auch schon wieder weg.“ Die ersten paar Unterrichtsstunden vergingen rasch, aber auch ziemlich ereignislos. Im Grunde war Lily aber auch froh darüber, in ihrem Kopf ratterte es sowieso schon viel zu viel. „Oder? Findest du nicht auch?“ „Hä?“ Irritiert sah Lily zu ihrer besten Freundin auf. Was die gerade gesagt hatte, war völlig an ihr vorbei gegangen. Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen. „May, es tut mir Leid. Was hast du gesagt?“ Mary entfuhr ein tiefer Seufzer. „Irgendwie bist du heute nicht auf der Höhe, oder? Was ist denn los mit dir?“ Aber Lily schüttelte nur den Kopf und winkte mit der Hand ab. „Bin nur ein bisschen müde. Also, was meintest du?“ Marys Gesicht erhellte sich wieder, als sie antwortete: „Sirius... Schau doch mal. Sieht er heute nicht richtig gut aus? Also so richtig, richtig gut. Noch besser als normalerweise schon.“ Mit gerunzelter Stirn sah Lily auf und begutachtete Sirius Black, der gerade vorne stand und einen Zauber demonstrierte. Längeres, schwarzes Haar, dunkle Augen, eine lässige Aura, sein spitzbübisches Lächeln... Für sie sah er aus wie immer. Aber sie wusste auch, dass Mary Black schon immer toll fand. Rein äußerlich konnte sie das auch noch ein wenig nachvollziehen, aber er war genau so ein arroganter Angeber wie sein bester Freund Potter. Sirius trottete gerade wieder zu seinem Platz in der letzten Reihe zurück und Lily folgte ihm noch eine Weile mit ihrem Blick. Dieses Mal achtete sie akribisch darauf, nicht aus Versehen James anzusehen. Dann wand sie sich schulterzuckend wieder an Mary. „Ich weiß nicht. Für mich sieht er aus wie immer.“ Auf diese Worte hin sah Mary fast wütend aus. „Iwo. Sei doch nicht immer so negativ.“ Lily wollte gerade etwas erwidern, da wurde sie von einer lauten, deutlichen Stimme abgewürgt. „Miss Evans, Miss Macdonald! Da Sie ja sicher unterrichtsrelevante Sachverhalte erörtern, bitte ich Sie, Ihre sicherlich klugen Gedanken mit der Klasse zu teilen.“ Ertappt sahen die beiden Mädchen auf. Lily war eine gute Schülerin, eine sehr gute sogar. Normalerweise gehörte sie nicht zu denjenigen, die im Unterricht getadelt wurden und eigentlich wollte sie auch nicht damit anfangen. Blitzschnell ordnete sie ihre Gedanken, versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, welchen Zauber Sirius gerade vorgeführt hatte und was man dazu vielleicht diskutieren könnte. Und dann kam ihr auch schon eine Eingebung. „Es tut mir Leid, Professor Raeken, wir hatten uns nur gerade gefragt, ob es vielleicht möglich ist, mit einem Zauberstab zwei Schildzauber zu wirken oder ob man dann schon eine erweiterte Form des Protegos verwenden müsste.“ Professor Raekens Miene hellte sich wieder auf. „Eine sehr gute Frage, meine Damen. Darauf wollte ich in der Tat hinaus. Den einfachen Schildzauber kennen Sie ja bereits und ich möchte mit Ihnen in diesem Jahr vertiefend weitere Schutzzauber behandeln. Einen groben Überblick sollten Sie ja bereits im letzten Jahr erhalten haben. Was wissen Sie denn bereits, wer kann mir das beantworten?“ Puh, das war ja nochmal gut gegangen. Die restliche Unterrichtsstunde brachte Lily all ihre Aufmerksamkeit auf. Als die Stunde dann aber endete, war sie doch ziemlich erleichtert. Sie fühlte sich wie gerädert, nicht einmal mehr Marys gute Laune war ansteckend genug. Irgendwie schien sie heute aber auch noch mehr von Sirius zu schwärmen, als normalerweise. Warum konnte ihre beste Freundin sich nicht in einen anständigen Kerl verknallen? Die Sache mit Black war noch nicht einmal wirklich existent und doch wusste man schon, dass es kein Happy End geben würde. Aber es war ja nichts Ernstes. Dann aber stellte Mary eine Frage, die alles verändern konnte! Kapitel 3: Ernsthaft -------------------- „Wie bitte?“ Lily starrte Mary entgeistert an. Sie konnte wirklich nicht glauben, was ihre Freundin da gerade vorgeschlagen hatte. „Bist du denn des Wahnsinns? Ein Doppeldate? Mit Black und Potter?“ Noch immer wirkte die Rothaarige, als hätte sie gerade der Schlag getroffen. Das konnte Mary einfach nicht ernst meinen! Sie wusste doch, wie Lily zu James Potter stand! Und Sirius Black konnte sie auch nicht viel abgewinnen! „Ach komm schon, Lily. Tu es doch bitte für mich. Bitte, bitte, bitte!“ Aber Lily wirkte noch immer wenig angetan. Mary kam sich vor, als hätte sie vorgeschlagen, die beiden könnten doch ihre Köpfe in ein Fass voller Flubberwürmer stecken. James sah so gut aus (fast so gut wie Sirius), wieso wollte Lily sich nicht auf den Kerl einlassen? Der baggerte sie doch seit einiger Zeit schon an. Die meisten Mädchen in Hogwarts würden einen Mord begehen für seine Aufmerksamkeit. Immer noch diskutierend erreichten Lily und Mary ihren Gemeinschaftsraum. Als sie durch das Portraitloch kletterten, fiel Lilys Blick sofort zu den Sofas, auf denen sich die Rumtreiber fläzten. Im Moment fühlte sie sich wirklich verfolgt. Natürlich wusste sie, dass das Quatsch war. Man begegnete sich nun einmal oft, wenn man sich sowohl das Haus, als auch den Jahrgang teilte. Aber gerade konnte Lily gut darauf verzichten. Eigentlich wollte sie nur noch ins Bett. Sie war so fertig. Ihre Augenlider waren irre schwer und dieses fiese Kältegefühl, das, das man immer hatte, wenn man müde war, breitete sich immer weiter in ihr aus. Mary setzte ein mädchenhaftes Lächeln auf und giggelte leise. Lilys Miene wurde dagegen wieder hart und unfreundlich. Rasch zog sie ihre beste Freundin zu einem Tisch am Fenster, damit sie ja nicht auf die Idee kam, sich den Rumtreibern zu nähern. Etwas widerwillig ließ Mary das mit sich machen und strahlte Lily dann wieder erwartungsvoll an. Der Rotschopf dagegen stellte seine Schultasche auf den Tisch und fing an, Bücher und Pergamentrollen herauszusortieren. Lily ahnte schon, worauf Mary hinauswollte, hatte darauf aber gar keine Lust. Doch Mary ließ sich nicht ignorieren. Als Lily gerade ihr Notizbuch zur Seite legte, hakte sie nach: „Komm schon. Das wäre sicherlich witzig. Tu es doch für mich.“ Mary konnte wirklich nervtötend sein. Lily schaute zu ihr auf und stieß einen genervten Seufzer aus. „May, diese Jungs sind Idioten.“ Remus mal außen vor gelassen. „Das kann doch nicht dein Ernst sein? Ich werde das nicht unterstützen.“ Lily versuchte, ihre Stimme abschließend klingen zu lassen, aber Mary war wahnsinnig gut darin, das zu überhören. „Ein Date. Da bricht dir doch kein Zacken aus der Krone. Vielleicht lässt James dich ja auch in Ruhe, wenn er dich einmal ausführen durfte.“ Potter geben, was er wollte? Lily hob skeptisch die Augenbrauen. „Komm schooooon, für mich.“ Aber Lily schüttelte wieder nur ihren Kopf. Die Idee war einfach hirnrissig. Selbst wenn sie zustimmte, wer sagte, dass auch Sirius das tat? Nachher saß sie da alleine mit dem Idioten Potter. Die bloße Vorstellung! „Du bist meine einzige Chance, Lil.“ Mary machte einen Schmollmund und Lily fühlte sich genötigt, wieder etwas zu sagen. „Mary, du bist meine beste Freundin, aber das ist Irrsinn. Wenn Black nur durch Trickserei auf ein Date mit dir gehen würde, dann hat er dich doch gar nicht verdient. Willst du dich wirklich so unter Wert hergeben? Du hast jemanden verdient, der dich so mag.“ Doch May grinste nur. „Na, ich helfe ihm doch nur auf die Sprünge. Und so ein Doppeldate ist perfekt dafür. Die ultimative Chance!“ Lily wollte gerade etwas erwidern, aber Mary unterbrach sie, als würde sie bereits wissen, welchen Einwand Lily bringen wollte: „Sirius würde vermutlich alles tun, um James ein Date mit dir zu ermöglichen, die beiden sind die besten Freunde. Er würde ihn nie hängen lassen.“ Nun verengten sich Lilys Augen zu Schlitzen. Es war doch unfair, dass Mary diese Karte spielte, um Lily ein schlechtes Gewissen zu machen. Emotionale Erpressung nannte man das! Doch statt sich aufzuregen, musterte Lily ihre beste Freundin noch einen Augenblick und gab sich dann geschlagen. „Okay.“, meinte sie seufzend. „Auch wenn es irgendwie schäbig ist, wie du mich manipulieren willst, aber du lässt ja nicht locker. Ich mach' das aber nur, damit du siehst, dass Black es nicht wert ist. Damit du dir diesen Schwachkopf endlich aus der Birne schlägst.“ Mary strahlte über beide Ohren, wie ein kleines Kind an Weihnachten, beugte sich über den Tisch und zog ihre beste Freundin in eine stürmische Umarmung. „Ahhh, du bist die Beste.“ Als sie Lily wieder losgelassen hatte, wand sie sich direkt zum Gehen und voller Panik griff Lily nach ihrem Ärmel, um sie aufzuhalten. „Was soll das werden?“, fragte sie atemlos und mit weit aufgerissenen Augen. Mary blickte irritiert zurück. „Ich wollte das gleich klar machen.“, entgegnete sie erstaunt und Lilys Augen wurden noch größer. „Doch nicht jetzt!“, zischte sie und zog Mary an den Tisch zurück. „Das wirkt doch irgendwie... Verzweifelt. Es gibt passendere Momente.“ Zwar würde es die für Lily nicht geben, aber May nahm sich ihre Worte zu Herzen, nickte dann und Erleichterung durchfuhr den Rotschopf. Sie war wirklich nicht bereit, jetzt ein Himmelfahrtskommando zu starten. Eine knappe Woche später läutete gerade die Glocke zum Stundenende von Verwandlung, als Professor McGonagall die Schüler noch einen Moment zurückhielt. „Denken Sie bitte daran, mir bis Donnerstag Ihre Erlaubnisse für Hogsmeade auszuhändigen. Sie wissen ja, wie das abläuft.“ Mary wirbelte auf ihrem Stuhl zu Lily herum. „Das ist doch die perfekte Gelegenheit.“, stellte May fest und Lily wurde nervös. „Ähm.... Ich weiß nicht.“ Ihr Blick glitt zu James und Sirius, die gerade an der Tür standen und lässig hinaus schlenderten. Doch Mary ließ sich nicht beirren. Sie wollte schon aufspringen, warf dann aber einen Blick auf ihre beste Freundin, die auffällig langsam ihre Sachen zusammen räumte. Unwirsch griff Mary nach Lilys Büchern und ihrem Tintenfass und warf sie achtlos in die Tasche. „Nun komm schon.“ Und schon packte sie den Rotschopf am Handgelenk und zog sie hinter sich her aus dem Klassenraum heraus. Nebeneinander trabten die beiden Mädchen durch die Korridore. Marys dunkles Haar wehte hinter ihr her und ihre braunen Augen funkelten aufgeregt. Lily dagegen war eher übel zumute. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Als sie die Treppe zur Eingangshalle erreichten, stoppten sie und Lilys Blick fiel sofort auf zwei Gestalten, die eng beieinander am Eingangsportal standen. Den Haarschopf von James Potter erkannte sie direkt. Und dann bemerkte sie, dass das Mädchen vor ihm Elize Abbott war. Sie strich ihm gerade über den Arm, wandte sich dann um und stolzierte mit federnden Schritten zur Großen Halle. Nun wurde Lily von einer anderen Art von Übelkeit gepackt. Sie sah zu Mary hinüber, die aber ganz offensichtlich Ausschau nach Sirius hielt und sonst gar nichts sah. Deshalb war es jetzt Lily, die ihre beste Freundin mit sich zog und als sie die Große Halle betraten, erkannten sie direkt Black, Remus und Peter am Tisch der Gryffindors sitzen. Noch waren sie nur zu dritt, aber Potter würde sicher gleich nachkommen, jetzt, wo er nicht mehr mit Elize beschäftigt war. Mary stoppte und fing an, sich die Haare zu richten und ihren Rock glatt zu streichen. Dann sah sie Lily erwartungsvoll an. „Und? Wie sehe ich aus?“ Lily war ganz in Gedanken vertieft, sah verwundert zu May, doch ehe sie antworten konnte, übernahm das eine andere Stimme für sie: „Du siehst gut aus. Aber du verzeihst mir sicher, dass ich Evans noch umwerfender finde. Persönliche Meinung.“ Kapitel 4: Tatsächlich ---------------------- Lily sah es zwar nicht, aber sie wusste ganz genau, dass James ihrer Freundin zuzwinkerte. Das war doch typisch für ihn. Ihr Gesicht wurde rot und glühte; von einem auf den anderen Moment. So wütend konnte er sie machen. Wütend und... Sauer. Ja genau, wütend und sauer! Sie wagte es nicht, sich umzudrehen, aber Mary ergriff die Gelegenheit beim Schopf und Lily fühlte sich eiskalt erwischt. Ganz beiläufig lächelte sie James an, hakte sich bei Lily unter und folgte dem Rumtreiber zum Tisch der Gyffindors. „Ach, danke. Freust du dich schon auf Hogsmeade?“ James nickte mit einem Schulterzucken, was Lily aber nur auf dem Augenwinkel wahrnahm, da sie hochkonzentriert auf ihre Schuhe starrte und sich einfach nur von Mary mitzerren ließ. „Klar. Eine kleine Auszeit ist immer ziemlich cool.“, fügte James hinzu, als wäre er der lässigste Mensch der Welt. Mary nickte anscheinend. „Ja, mit spannender Gesellschaft auf jeden Fall.“ Am liebsten wäre Lily ihrer Freundin mit aller Kraft auf den Fuß getreten. Am besten mit einem heftigen Sprung. Aber das konnte sie jetzt natürlich nicht tun. „Nun, die kann ich wohl bieten.“, erwiderte James amüsiert. „Aber wie ich Evans kenne, weiß sie das nicht zu schätzen.“ Jetzt war es Mary, die ihrer Freundin einen Stoß gab. Lily fluchte innerlich, hob dann aber den Kopf und konnte nur hoffen, nicht mehr rot wie eine Tomate zu sein. „Mhh, weißt du, eigentlich, ich...“, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und erntete einen weiteren Knuff von Mary. Wie konnte Mary, der liebste Mensch der Welt, nur so unbarmherzig sein? James sah sie gespannt an und hatte eine Augenbraue hochgezogen. Lilys Kopf war wie leergefegt und sie schaltete wieder auf Angriff. „Bilde dir ja nicht ein, mich zu kennen, Potter.“, gab Lily dann zurück und obwohl ihre Stimme wieder fast gewohnt biestig klang, schwang doch ein wenig Unsicherheit darin mit. Er grinste. „Dann begleite mich am Wochenende nach Hogsmeade.“ Lily schluckte schwer, war aber fest entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen. Sie mimte ein nachdenkliches Gesicht und sah dann langsam zu Mary herüber. „Eigentlich wollte ich mit May hingehen...“, murmelte Lil und hoffte, dass James jetzt nicht absprang - natürlich nur um Marys Willen! James klang zwar eine Nuance matter, bot aber sofort an: „Sie kann ja mitkommen.“ Und kaum hatte James seinen Satz beendet, grätschte die Brünette auch schon rein: „Ugh, um das dritte Rad am Wagen zu sein? Wie ätzend! Nimm ' doch sonst Sirius mit; ein Doppeldate sozusagen.“ Ihre Stimme klang völlig flatterig und es grenzte an ein Wunder, dass sie sich nicht verhaspelte. James stand neben den beiden Mädchen und für einen Moment schien er abzuwägen. Lily war tatsächlich nervös. Natürlich nur, weil sie wollte, dass Mary ihr dämliches Date mit Black bekam. „Okay.“, antwortete James dann, nachdem eine gefühlte Ewigkeit vergangen war. „Samstag nach dem Mittagessen in der Eingangshalle. Wir erwarten euch dann.“ Er lächelte wieder sein typisch charmantes Lächeln, winkte seinen Mitschülerinnen nochmal zu und ging dann zu seinen Freunden, um sich neben Sirius nieder zu lassen. Lily stand da wie erstarrt. War das gerade wirklich passiert? Neben ihr quietschte Mary leise und drückte Lilys Hand. „Wow, Lils, das war sogar richtig gut. Wir haben ein Date mit den heißesten Jungs der Schule.“ Lily sah sie mahnend an und presste die Lippen aufeinander. „Ich muss dich wirklich gern' haben. Wie konnte ich mich nur darauf einlassen? Und wage es jetzt nicht, dich den Rumtreibern zu nähern!“, fügte sie fauchend hinzu, als May einen Schritt in deren Richtung machte. Bestimmt zog sie Mary mit sich, direkt auf Alice Prewett zu, die ihnen schon freudig entgegen lächelte. Als sie sich auf die Bank niederließen, fühlte Lily sich ungewöhnlich erschöpft, dabei war erst Mittag. Bestimmt war Potter einfach ein Energiesauger. Dass sie sich dem wirklich den ganzen Samstagnachmittag aussetzen würde... Mary war ihr echt was schuldig! Lily zog sich eine Schüssel mit Nudelsuppe heran und begann, sie auf ihren Teller zu schöpfen. Dann bemerkte sie Alices Blick auf sich und schaute ihre Freundin fragend an. Wahrscheinlich sah sie dabei genervter aus, als sie eigentlich wollte. „Gehst du jetzt endlich mit James aus?“, fragte Alice unverblümt und Lily ließ ihren Löffel lautstark auf ihren Teller fallen. Ein paar Köpfe drehten sich zu ihnen um und Lily hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Mary ergriff das Wort. „Tut sie, auch wenn nicht ganz freiwillig. Aber das wird ihr bestimmt auf die Sprünge helfen.“ Alice nickte verstehend und lächelte dann sanft. „Und so, wie du aussiehst, hat das was mit Sirius zu tun? Lass mich raten... Ihr geht zu viert aus?“ Mary nickte grinsend und Lily sah fassungslos zwischen ihren Freundinnen hin und her. „Hey! Ich mache das nur für dich, May! Es wird die reinste Tortur.“ Mary verdrehte nur die Augen mit einem wissenden Blick, was Lily noch mehr aufregte. Aber fast noch schlimmer war Alice Reaktion. Diese sah Lily fast mitleidig an. „Du wehrst dich so heftig und trotzdem ist es passiert. James mag ein Angeber sein, aber im Grunde ist er ein guter Mensch. Oder er wird einer.“ Sie kicherte. „Das liegt an dir, du tust ihm gut.“ „Entschuldige bitte?“, erbost Lily sich, aber Alice winkte ab. „Ist okay, ich weiß, dass du das noch nicht sehen willst. Aber ihr seid füreinander bestimmt.“ Lily wollte wieder keifen, aber das machte bei Alice kaum Sinn. „Du hast leicht reden. Du hast den perfekten Freund. Frank und du, ihr seid das ideale Paar. Das heißt aber nicht, dass du alles weißt.“ Alice lächelte nur matt. Manchmal war es wirklich beängstigend. Alice war die Ruhe in Person und hatte etwas sehr Mütterliches an sich, schon seit sie 13 ist. Ab und an war das richtig nervtötend. Auch, wenn Lily zugeben musste, dass Alice oft im Recht war. Nur dieses Mal irrte sie sich. Wieder tauschten Lils Freundinnen einen wissenden Blick, als wären sie Lily überlegen, wüssten etwas, was der Rothaarigen selbst verborgen war. Wieso konnte sie den beiden nicht klar machen, dass sie falsch lagen? Sie und Potter? Es war so absurd! Bis vor Kurzem war James erbitterter Feind ihres besten Freundes und das aus gutem Grund. Severus gehörte zwar nicht mehr zu ihrem Leben, aber diesen Platz würde auf keinen Fall der überhebliche, kindische Potter einnehmen. Unwillkürlich glitt ihr Blick zum Slytherintisch herüber. Nur ganz heimlich schaute sie kurz zu Severus, der stumm über seinen Teller gebeugt war. Seit sie ihn letzte Woche in Zaubertränke angekeift hatte, dass er sie in Ruhe lassen solle, hatte er sich ihr nicht mehr genähert. Und sie war froh darüber. Manchmal fehlte er ihr noch, aber das war wohl normal, nachdem man so lange beste Freunde war. Mit der Zeit würde sich auch das legen. Trotzdem... In Momenten wie diesen, fehlte er an ihrer Seite. Sie liebte Mary zwar über alles und auch Alice war eine ihrer besten Freundinnen, aber die beiden konnten es einfach nicht lassen, ihr mit Potter auf die Nerven zu gehen. Ständig musste sie sich anhören, dass er sie wirklich toll fand oder warum sie denn nicht auf seine Avancen einging. Sev hatte das nie getan. Natürlich hing das auch mit seiner Abscheu Potter gegenüber zusammen und sein Groll gegen den Jungen war vielleicht ein wenig zu ausgeprägt, aber immerhin sah er das, was James auch wirklich war. Ein fieser, egoistischer, selbstbezogener Angeber. Ein Angeber, mit dem sie in wenigen Tagen ein Date haben würde. Kapitel 5: Schnell ------------------ Die nächsten Tage gingen wie im Flug und ohne viele Ereignisse vorbei. Lily war das gar nicht recht, denn damit rückte der Samstag viel zu schnell näher. Mary verbrachte jeden Tag damit, ununterbrochen über ihr bevorstehendes Doppeldate zu plappern und gab Lily somit keine Chance, dem bevorstehenden Albtraum zu entrinnen. Das konnte sie May einfach nicht antun. Am Freitag in Kräuterkunde, ihrer letzten Stunde vor dem Wochenende, standen die beiden Mädchen mit Alice, Marlene McKinnon und Dorcas Meadowes um einen Tisch herum, auf dem zwei Baumstümpfe standen. Sie sahen unspektakulär aus, sogar ein wenig morsch. Doch laut Professor Sprout, war es ein wahrer Kampf, an die Früchte in ihrem Inneren zu kommen. Dorcas verschränkte die Arme. „Also echt. Die Dinger sehen so lahm aus.“ Marlene musste kichern, aber Lily sah ihre beiden Freundinnen ernst an. „Es ist doch oft so, dass der Schein trügt. Wir sollten uns nicht täuschen lassen. Los jetzt.“ Bestimmt setzte der Rotschopf sich Mundschutz sowie Schutzbrille auf und streifte sich dann ihre Drachenhauthandschuhe über. Dorcas zog zwar eine Augenbraue hoch, tat es ihr dann aber nach. Anschließend griff das Mädchen direkt nach einem der knorrigen Holzstümpfe und zog sofort ihre Hand zurück. Dornige Ranken schnellten hervor und fingen an, nach den fünf Gryffindors zu schlagen. Die duckten sich erschrocken weg und Lily schlüpfte unter den Tisch. Marlene und Mary tauchten auch unter und hockten nun neben ihrer rothaarigen Freundin. Vom Tisch nebenan konnten sie ein leises Lachen hören und sie sahen auf. Noch bevor sie das tat, wusste Lily schon, wen sie gleich sehen würde. Und natürlich schaute sie direkt in James strahlende Augen. Er und Sirius schienen sichtlich amüsiert. Das brachte direkt wieder die Weißglut in Lily zum Brodeln. „Ach? Weil ihr das besser könnt?“ James sprang direkt darauf an. „Natürlich. Wir sind Männer, so'n bisschen pieksige Ranken können uns nichts anhaben.“ Ehe Lily zurückgiften konnte, hatten Black und Potter sich wieder umgedreht, um sich ihrem eigenen Snargaluff zu widmen. Betont lässig schnappten sie sich ihre Pflanze - und erlebten das gleiche Schicksal wie ihre Mitschülerinnen. Lily konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Auch Marlene feixte, doch Mary auf der anderen Seite machte ein besorgtes Gesicht, wie Lil feststellen musste. Das entlockte ihr abermals ein Augenrollen. Das war doch nicht mehr normal! Vielleicht musste sie Black um die Ecke bringen, damit ihre beste Freundin endlich wieder zu Sinnen kam. Jetzt kam Remus ins Sichtfeld und schimpfte mit seinen beiden Freunden: „So wird das nichts! Ihr müsst euch schon an die Anweisungen halten.“ Diese Worte konnte Lily nachfühlen. Der Snargaluff über ihr hatte sich wieder beruhigt, sodass sie sich wieder aufrichtete und Dorcas über den Tisch hinweg belehrend anfunkelte. „Das solltest du auch beherzigen.“ Mit dem Daumen deutete sie hinter sich auf Remus. Dorcas grinste nur entschuldigend. Im Hintergrund waren die Jungs am Nachbartisch noch zu vernehmen, aber Lily straffte die Schultern und konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe. Alles andere blendete sie aus. So hielt sie es den restlichen Tag und es gelang ihr auch sehr gut. Als sie aber abends mit ihren Freundinnen wieder im Gemeinschaftsraum ankam und der Trupp sich auf zwei gegenüberliegenden Sofas niederließ, wurde Lily wieder von wachsendem Unmut gepackt. Zwar fielen die Anstrengungen des Tages von ihr ab, doch jetzt trennten sie nur noch eine Nacht und wenige Stunden von dem morgigen Date. Ihre Finger tippelten nervös auf das Polster und sie hörte erst auf, als sie einen Knuff in der Seite spürte und dann Marlenes Blick auffing. Mist, erwischt! Zumindest fühlte Lily sich so. Aber, sie war doch gar nicht erwischt worden - wobei denn auch? Alice legte ihren Kopf auf die Sofalehne und sah zwischen ihren Freundinnen hin und her. „Ich freue mich auf morgen. Endlich wieder Hogsmeade. Und das Wetter spielt auch mit.“ Sie kicherte. „Frank hat mich zu Madam Puddifoot's eingeladen. Aber danach könnten wir uns vielleicht zum Bummeln treffen?“ Lilys Miene wurde bedauernd. Es wäre schön den Nachmittag mit ihren Freundinnen zu verbringen. Aber durch unglückliche Fügungen war sie ja bereits anders verplant. Mary hatte sich nach vorne gebeugt und klatschte aufgeregt in die Hände. „Lily und ich können ja leider nicht. Naja, was heißt 'leider'? Ich habe morgen ein Date mit Sirius! Ich bin so aufgeregt. Hoffentlich dauert es bis tief in die Nacht!“ Was für eine Horrorvorstellung, dachte Lily, der urplötzlich auffiel, wie Marlene neben ihr sich versteifte. Irritiert wand sie sich herum, wunderte sich, sagte aber nichts. Noch musste sie verdauen, dass Marys Wunsch ihr persönlicher Albtraum war. Bis tief in die Nacht...? Das blanke Grauen! Frank Longbottom trat zu ihnen. Er tauchte auf einmal hinter Alice auf und küsste sie auf den Scheitel. Alice strahlte und beugte sich zu ihm herum. Dorcas bemerkte das, packte Alice am Ellbogen und zog sie zu sich. „Mach doch mal Platz, dann muss der arme Mann auch nicht stehen.“, witzelte sie und zog Frank forsch am Arm, damit er sich neben seiner Freundin niederließ. Dann stöhnte sie und griff in ihre Tasche. „Ach ja, Mary, meine Mutter hat mir den neuesten Katalog von 'Besenknechts Sonntagsstaat' geschickt. Ich weiß ja, wie du darauf abfährst.“ Und wie auf Kommando begann May auch schon zu jubeln. „Au ja, au ja, au ja!“ Sofort sprang sie auf und quetschte sich neben Dorcas auf das Sofa und begann aufgeregt, in den Seiten des Katalogs zu blättern. Dabei plapperte sie unaufhörlich auf Dorcas ein, die sich so gar nicht für Mode interessierte, aber lieb genug war, sich für Mary darauf einzulassen. „Ich kann noch immer kaum glauben, dass du morgen mit James Potter ausgehst.“, murmelte Marlene dann wie aus dem Nichts und Lily sah die Blondine abermals irritiert an. „Ja, naja, für Mary. Und vielleicht kapiert er dann mal, dass ich ihn wirklich verabscheue. Und hoffentlich kommt Mary endlich von Black los, sie ist wie besessen.“ Marlene nickte und die beiden Mädchen hatte ihre Lautstärke ganz automatisch gesenkt, damit sonst niemand sie hören konnte. Keine der beiden schien Lust zu haben, dieses Gespräch in großer Runde zu führen. „Wäre gut. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die beiden zueinander passen würden.“ Es tat wirklich gut, dass immerhin Marlene auf Lilys Seite war, was die Rumtreiber betraf. Alice vertrat ja die These, dass die Jungs im Grunde gute Menschen waren, während Dorcas sie einfach cool fand. Marys Meinung war ganz klar wegen Black beeinflusst. Aber Marlene hegte, wie Lily, eine Abneigung gegen die Gruppe. Zwar war sie selber eher von der wilden und Streiche spielenden Sorte, aber sie erkannte, dass die Vier oft zu weit gingen oder einfach erbärmlich kindisch waren. Der restliche Abend flog nur so dahin und als sie schließlich zu Bett gingen, legte Lily sich in der Gewissheit auf ihr Kissen, dass sie eine unruhige Nacht haben würde. Der nächste Morgen kam und ging. Nach dem Frühstück hatte Lily sich mit einem Buch unter ihre Decke verkrochen, während Mary aufgeregt durch den Schlafsaal hetzte, um sich für ihre Verabredung fertig zu machen. Irgendwann konnte auch Lily sich nicht mehr drücken, wollte sich aber nicht so aufbrezeln, wie ihre Freundin - das Kleidchen, das May ihr aufdringlich hinhielt, lehnte sie kategorisch ab. Dann war auch schon die Mittagszeit da und sie verließen den Gemeinschaftsraum, um noch was zu essen, ehe es losging; die Henkersmahlzeit sozusagen. Aber Lily bekam nichts runter. Vielmehr hatte sie das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Und das verstärkte sich noch, als sie den Gryffindortisch verließen und in die Eingangshalle traten, wo auch schon Black und Potter am Treppengeländer lehnten. Also hatten sie die Verabredung nicht vergessen, was für ein Mist. Dann ging es jetzt wohl los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)