It's getting heavier I wanna run and hide (Arbeitstitel) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 1: Zurück ----------------- Angesäuert verließ Lily den Kerker. Eigentlich mochte sie Zaubertränke, aber heute nicht. Das hatte sie zu sehr aufgeregt! Remus war dicht hinter ihr. „Lily!“, rief er außer Atem. Offenbar hatte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte. In fast dem gleichen Moment wurde das große, eichene Schlossportal aufgestoßen und - na wunderbar - die restlichen Rumtreiber traten ein. Peter schlich mal wieder wie ein Schatten hinter den laut lachenden James und Sirius her. Welch typisches Bild. Schade eigentlich... Vielleicht hätte Lily Remus sogar erzählt, was genau sie plagte - immerhin waren sie eigentlich Freunde - aber jetzt war das keine Option mehr. Auf Potter und Black hatte die junge Evans gerade wirklich keinen Nerv. Ohne auch nur einen Blick an Remus zu verschwenden, stapfte sie die breite Treppe empor. Wenn Potter sie heute wieder belästigen würde, dann könnte er aber sein blaues Wunder erleben! Vielleicht eine gute Möglichkeit, ein wenig Dampf abzulassen! Als hätte sie es heraufbeschworen, konnte sie schon wieder ihren Namen hören. Diesmal war es James. Mit wehendem Haar und zornverzerrtem Gesicht wirbelte Lily herum. James kam auf sie zu, während seine Freunde ein wenig zurück fielen. „Was?“, fauchte Lily. „Potter, bitte verschone mich mit deinen überheblichen Selbstlobeleien! Ich kann es wirklich nicht mehr hören! Das ist nicht das erste Mal, dass ich dir sage, dass du mich einfach in Ruhe lassen sollst!“ Abwehrend hob James die Arme. „Wow, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Evans?“ „Nur du!“ „Dabei wollte ich dich doch nur zum Ball einladen.“, erwiderte er und Lily trat bedrohlich einige Schritte auf ihn zu. Als sie auf der Stufe über ihm stand, war sie fast auf seiner Augenhöhe, vermied es aber, direkt in seine braunen Hundeaugen hineinzusehen. „Kannst du nicht aufhören mir auf den Geist zu gehen? Ich bin nicht an dir interessiert! Nerv' doch andere Mädchen mit dem tollen James Potter. Warum ich? Was habe ich dir getan, dass du mich nicht in Ruhe lässt?“ Mittlerweile schrie Lily fast, aber das war ihr gerade egal. Ohne James noch einmal zu Wort kommen zu lassen, machte sie auf dem Absatz kehrt und entfernte sich in raschem Tempo. Die Stimmen der Rumtreiber waren immer noch im Hintergrund zu hören, verebbten aber allmählich. Der Nachmittag zog sich hin und Lily versuchte sich mit Hausaufgaben und Lernen abzulenken. Den Großteil der Arbeit hatte sie erledigt, auch wenn sie die ganze Zeit nicht richtig bei der Sache war. Der Zaubertrankunterricht lag ihr immer noch im Magen. Es war der erste Tag seit den Sommerferien und auch seit ihrem Streit mit Severus. Streit konnte man das eigentlich kaum noch nennen. Er hatte sie - seine sogenannte beste Freundin - tief verletzt und seitdem gingen sie getrennte Wege. An diesem Punkt hatte Lily einen Schlussstrich gezogen. Und heute hatte Severus sich neben sie gesetzt, als wäre nichts gewesen. Lily hatte ihn ignoriert. Für sie war er Luft. Dennoch hatte er versucht, sich mit ihr zu unterhalten - zuerst normal und dann hatte er bemerkt, dass sie nicht auf ihn reagierte. Da schien er zu begreifen, was los war. Er entschuldigte und rechtfertigte sich ununterbrochen, aber Lily hatte sich nicht darum geschert. Erst als das Läuten der Schulglocken sie aus dem Unterricht entließ, wand sie sich ihrem einstigen besten Freund zu und blaffte ihn an: „Du sollst mich in Ruhe lassen, ich habe dir nichts mehr zu sagen und alles, was du mir sagen wolltest, hast du vor dem Sommer in aller Klarheit getan! Komm' mir nicht mehr zu nahe!“ Dann war sie aus den Kerkern gestürmt, ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen. Es war nicht nur dieser Streit im letzten Schuljahr... Severus hat sich im Laufe der Zeit verändert. Immer tiefer war er in die dunkle Magie eingetaucht. Er hatte sich mit schlechten Leuten umgeben und fing an - so kam es Lily immer stärker vor - sie nicht mehr als beste Freundin anzusehen. In seinen Augen wurde sie immer mehr zu einem 'Schlammblut'; einer Muggelgeborenen, die weniger wert war, als die anderen Hexen und Zauberer. Sie hatten immer weniger Zeit miteinander verbracht und Severus verheimlichte ihr Dinge; schloss sie aus seinem Leben aus. Der Streit und die Beleidigung, als sie ihn vor den Rumtreibern in Schutz genommen hatte, waren nur die Spitze des Eisberges gewesen. Als Lily wieder aufsah, war es schon sehr spät am Abend und im Gemeinschaftsraum waren nur noch wenige Schüler; die meisten befanden sich schon in ihren Schlafsälen. Das Mädchen stapelte ihre Pergamentrollen und ihre Bücher auf dem Boden vor sich und kuschelte sich in das weiche, scharlachrote Sofa. Sie wollte nur kurz die Augen schließen und einen Moment dösen, doch plötzlich hörte sie eine Stimme ihren Namen sagen und sah wieder auf. Vielleicht hätte sie doch lieber in ihren Schlafsaal gehen sollen, denn dort hätte diese Stimme sie nicht ansprechen können. Mit gerunzelter Stirn sah sie auf und ihre smaragdgrünen Augen funkelten James Potter an. Er war alleine. Weder Peter oder Remus waren dabei; noch nicht einmal Black. Am liebsten hätte Lily ihrem Mitschüler irgendwas an den Kopf geworfen und wäre in ihren Schlafsaal verschwunden, aber sie war zu erschöpft. „Was willst du schon wieder?“, flüsterte sie und legte das Kinn auf ihre Hände, um Potter besser zu sehen können. Warum sah sein Haar eigentlich immer so aus, als käme er gerade aus dem Bett und als wollte man ihn direkt wieder dort mit hin nehmen? Erschrocken über sich selber und diesen Gedanken schnellte sie wie von der Tarantel gestochen hoch und saß kerzengerade auf dem weichen Polster. James beäugte sie etwas irritiert, sagte aber nichts dazu. „Ich wollte nur wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Auch, wenn du das vielleicht nicht hören willst, wollte ich dir nur sagen, dass ich mir ein wenig Sorgen mache und wenn ich dir irgendwie helfen kann... Dann sag einfach Bescheid.“ Damit beendete er sein Anliegen und schwieg erst einmal. Lily tat es ihm gleich. Er hatte das ernst gemeint, oder? Es klang so aufrichtig... Kein Wunder, dass die Mädchen diesem Süßholzraspler reihenweise verfielen. Aber jetzt schien es so, als meinte er wirklich was er sagte und würde nicht nur versuchen, ihr Honig ums Maul zu schmieren. Aber er hatte Recht... Eigentlich wollte sie das nicht hören. James Potter hatte für sie noch nie auch nur ansatzweise eine Vertrauensperson dargestellt. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie sich gerade wirklich danach sehnte, einfach mal ihr Herz auszuschütten. Aber bevor sie sich dieser Versuchung ergeben konnte, stand sie auf und ihre Züge wurden wieder hart und kalt, so wie immer, wenn sie mit James sprach. „Du hast Recht.“, antwortete sie, klang dabei aber viel weniger angriffslustig, als normalerweise. „Das will ich tatsächlich nicht hören. Ich bin einfach nur müde und deshalb werde ich jetzt auch schlafen gehen.“ Sie kaute auf ihrer Lippe und nickte ihrem Mitschüler knapp zu, ehe sie den schnellstmöglichen Weg zu ihrem Bett nahm. Unter ihrer Decke liefen zwei Tränen ihre Wange hinab. Lily wusste nicht genau, wieso. Irgendwie war ihr heute alles zu viel geworden. Zum Glück hatte sie das unten noch zurückhalten können. An Schlaf war kaum zu denken. Dafür ratterte es in ihrem Kopf noch viel zu sehr. Severus und James... Alles was vorgefallen war... Wie lieb James eben zu ihr war... Und nicht zuletzt seine bezaubernden braunen Augen... Verdammt nein! So war das nicht gemeint... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)