Vergiss Mein Nicht von miss-always ================================================================================ Kapitel 11: Vergessene Verbote ------------------------------ „Was ist passiert?“ Paul nahm die Stimmen in seiner Nähe noch in einem leichten Nebel war. Obwohl er seine Sinne und seinen Körper wieder spürte, bewegte er sich noch nicht. Er wollte die besorgten Blicke und die Tränen noch nicht sehen, sie nicht trösten wollen, ihnen nicht erklären wollen, wie es ihm ging. „Erst ist er im Auto kollabiert, dann, als er hier im Krankenhaus war, nachdem der Arzt dagewesen ist. Ich hab' den Arzt direkt zurückgeholt, und er hat ihm eine Spritze gegeben. Der Kreislauf ist wohl einfach weggesackt. Er hat so viel durchgemacht... Der Körper braucht einfach mal Ruhe.“ Er erkannte diese leichte, von tiefer Traurigkeit erfüllte Stimme sofort. Es war die von Cody. Ein Schluchzen folgte, und er hörte, wie sich die zwei Menschen im Raum umarmten. „Er bleibt erst einmal hier, oder? Vielleicht hab ich ihn zu früh nach Hause gebeten...“, hörte er Penelope sagen, die Stimme ebenfalls brechend. Es tat ihm weh zu wissen, dass sie nur wegen ihm alle so dermaßen am Boden zerstört waren. Cody schien sich zu lösen; Paul spürte, wie er seine Hand auf seinen Arm legte und die Haut leicht drückte. Er versuchte, seinem Körper zu befehlen, auf diese Berührung nicht zu reagieren. „Ja, ich glaube schon, Penny. Er musste und muss noch so viel verarbeiten.. Wir können uns ja nicht einmal vorstellen, wie viel wirklich... Wir sollten ihm vielleicht einfach mehr Zeit geben.“, sagte Cody leise, während von Penelope nur ein weiterer Schluchzer kam. „Wann wird er nur wieder normal werden? Er wirkt so abgespannt... Manchmal glaube ich, er will sich gar nicht...“ Cody's scharfe Stimme unterbrach Penelope; Paul spürte, wie sich Cody's Finger in seine Haut drückten. „Wie kannst du so etwas sagen, Penny? Er hatte einen Autounfall! Er hat alles verloren! Wie würdest du dich fühlen, wenn du nach einem so grausamen Unfall alles aus deinem Leben verlierst? Dich nicht mehr erinnern kannst?“ Schritte ertönten, und nach ein paar Sekunden schlug eine Tür fest zu. Paul wusste, weshalb Penelope aus dem Raum gestürmt war. Erst als er spürte, wie Cody den Griff wieder etwas lockerte, öffnete er seine Augen. Das Licht stach zum Glück nicht mehr so wie es das das letzte Mal getan hatte. „Mein Gott, sie hat vielleicht Probleme...“, murrte Paul. Cody fuhr herum und zuckte zusammen, als er seinen Bruder relativ munter dort liegen sah; er lächelte leicht und drückte Paul's Arm wieder etwas fester. „Wie lange bist du schon wach?“, zeterte Cody, doch Paul grinste nur. „Lang genug, um ihre Worte mitzubekommen. Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Es regt mich nur etwas auf, dass sie so redet. Sie hat doch keine Ahnung. Wahrscheinlich kann ich mich deshalb nicht an sie erinnern.“ „Kannst du dich gar nicht an sie erinnern?“, fragte Cody, während er sich auf den Stuhl neben Paul's Bett niederließ. Paul zuckte mit den Schultern. „Nein, nicht einmal etwas. Ich habe mittlerweile schon ein paar Erinnerungen wieder, doch sie war nie dabei.“, antwortete er, und er wusste genau, warum Cody unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. „Was hast du alles gesehen? Also.. an was hast du dich erinnert?“ „Ich... naja, eher so kleine Sachen. Und natürlich an den Unfall. Das, was vor dem Unfall im Wagen passiert ist... An dich habe ich mich erinnert, an Dom.. und an so kleine Sachen halt. Nichts besonderes. Aber Teile davon sind da.“ „Oh... Aber das ist doch gut. Mach dir keinen Kopf Paul, sie kriegt sich wohl wieder ein. Sie ist halt immer schon leicht reizbar gewesen...“ Die beiden lachten; Paul seufzte leise. Was war nur los mit ihm? Wollte er sein altes Leben gar nicht zurück? Bis auf seinen Bruder und Dom und den Frauen schien es ihn nicht zu interessieren. Weshalb verschwieg ihm sein Kopf nur noch so viel über Penelope? Er schwieg einen Moment. Den Blick seines kleinen Bruders auf sich zu spüren störte ihn nicht, viel mehr hatte es eine beruhigende Wirkung. „Warum war ich wieder weg?“, fragte er leise, während sein Blick auf den kleinen Tisch neben seinem Bett fiel. Seine Tablettendose war neu gefüllt worden. „Dein Kreislauf war wohl ganz unten. Kein Wunder bei den ganzen Tabletten und dem Stress und... ach, du brauchst einmal so richtig Ruhe.“ „Dann lass uns ab in den Urlaub fahren.“ „Paul!“ „Was denn?“ „Nicht, solange nicht ein renomiertes Team von Ärzten mitfährt und dich die ganze Zeit im Auge behält.“ Paul lachte. „Ach, du bist viel zu besorgt, aber okay. Dann fahren wir mal in den Urlaub, sobald ich wieder richtig gehen kann und so weiter. Aber dann wirklich. Nur wir zwei. Okay?“ Cody nickte. „Dazu würde ich niemals nein sagen. Ich habe auch mit meinen Professoren telefoniert. Ich kann mein Studium ein Jahr aussetzen lassen, ohne dass dies Auswirkungen haben würde. Das ist das Tolle an Schweden, weißt du? Sie machen sich richtig Sorgen um einen.“ „Ein Jahr? Denkst du nicht, du verpasst was?“ „Nein. Und außerdem habe ich mit die besten Noten im ganzen Jahrgang. Und du bist es mir einfach wert. Du bist Familie. Und... achja... apropro Familie... Du solltest Mom und Dad mal wieder besuchen, wenn du wieder darfst. Sie halten sich so souverän zurück, aber ihnen brennt es natürlich unter den Nägeln dich auch mal wieder sehen zu dürfen.“ „Klar. Sobald ich hier wieder raus bin.“ Es dauerte nur ein paar Tage, da konnte Paul wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Man hatte ihm einige Tabletten mitgegeben; er hatte Infusionen erhalten und eine Vitaminkur, damit sein Kreislauf wieder in Schwung kam. Paul hatte es doch tatsächlich geholfen; er fühlte sich besser als die vorherige Zeit nach dem Unfall. Er bekam doch tatsächlich wieder etwas Farbe und fühlte sich körperlich fitter. Seine Wunden waren gut verheilt; die gebrochenen Gliedmaßen brauchten noch ihre Zeit, jedoch verlief der Heilungsprozess sauber und ordentlich. Die Reha musste er zwar immer noch jeden Tag vollführen, jedoch fiel es ihm mit jedem Mal leichter. Penelope war nicht da, nachdem Cody ihn zu Hause abgesetzt hatte und mit ihm das Haus betrat. Paul sah sich neugierig um. „Wo ist sie?“, heischte er Cody an, der sich gerade etwas aus dem Kühlschrank nahm. Cody antwortete nicht. Paul stellte sich gegenüber von ihn und sah ihn unverwandt an. Als Cody's Wangen langsam erröteten, wusste er, dass er die Antwort bekommen würde. „Sie ist für ein, zwei Wochen zu ihren Eltern gefahren. Du wirst sie zwar jeden Tag anrufen müssen, aber ich habe ihr gesagt, für dich ist es erstmal besser so. Ich fürchte, sie hasst mich jetzt.“, murrte Cody leise. „Ach, wird sie nicht. Sie ist einfach nur eingeschnappt.“ „Sie wird mir nie wieder Pasta kochen.“ „Das kann ich ja jetzt machen.“ Cody lachte. „Du konntest noch nie kochen und wirst es auch nie können. Du hast es einmal probiert und dabei fast das Haus abgefackelt.“ Paul konnte es sich bildlich vorstellen und stimmte in Cody's Lachen ein. Am Abend hatten es sich Cody und Paul zu zweit auf der großen Couch gemütlich gemacht; sie hatten sich Fast Food kommen lassen, tranken ein paar Bier und sahen sich Filme an. Paul hatte sich selten so geborgen gefühlt; es war, als wäre der Unfall nie passiert und als hätte er ein Leben lang mit Cody auf diese Art zusammen gelebt. Er blieb auch noch dort sitzen, als Cody sich müde ins Bett machte; er drückte Paul einen Kuss auf die Stirn, und Paul, der sich gemütlich gegen die weichen Kissen gelegt hatte und halb zugedeckt war, sah noch zwei weitere Filme, ohne dass er sich auch nur ansatzweise schlecht fühlte. Da war die Welt einmal in Ordnung. Er spürte nicht, wie er in einen tiefen, glühenden Schlaf glitt. ---------------------------------------------------------------------------------- Es war ein schöner Abend gewesen. Sie hatten lange auf den beiden großen Couches der Walkers gesessen und gegessen, Filme gesehen und geredet: Paul, Stacy, Penelope, Pamela, ein Mann namens George und Jack, ein kleiner, freundlicher Junge, der wohl der kleine Bruder von Pamela und der Sohn von George und Stacy war. „Wir werden uns dann mal auf ins Bett machen, Jack wird quengelig“, sagte George mit einem Lächeln auf dem Gesicht; Paul erwiderte es und nickte. „Er ist ja auch den ganzen Tag auf Trab gewesen. Kein Wunder, dass er jetzt müde ist. Ihr habt aber alles soweit?“, fragte er, während er Stacy und George musterte; George trug Jack auf dem Arm. „Ja, und nochmal danke, dass wir in euren Gästezimmern unterkommen. Es ist wirklich ärgerlich, dass der Wasserschaden bei uns noch nicht wieder behoben wurde...“, erwiderte George. „Nun ja, du kennst das doch. Klempner halt. Nächstes Mal machen wir das. Fühlt euch ganz wie Hause, wisst ihr doch. Unser Haus ist euer Haus.“ „Pam, willst du noch nicht schlafen?“, wandte sich Stacy an ihre Tochter; Pamela schüttelte den Kopf. Sie saß mit angezogenen Beinen auf der beigen, rechten Couch und trug wie so oft ein Lächeln auf den Lippen. „Nein, ich bleibe noch. Ich will nachher unbedingt den Horrorfilm...“, begann sie, doch Stacy unterbrach sie. „Du willst doch nicht wirklich diesen Film ansehen? Wehe, du kannst die ganze Nacht lang nicht schlafen, Madame!“ Pamela verdrehte die Augen und stöhnte. „Moooom! Ich komm schon klar. Paul und Penny sind ja auch noch da. Der Grusel kommt wohl kaum durch den Fernseher.“ Paul lachte; Penny grinste ebenfalls und kicherte. „Ist ja gut! Aber nicht zu lange. Gute Nacht ihr Lieben!“ „Gute Nacht!“ Paul, Penelope und Pamela blieben noch eine Weile sitzen; als das Programm den Horrorfilm ankündigte, stand Penelope auf und streckte sich. „Tut mir leid, ihr Süßen, ich mach mich auch auf ins Bett. So etwas brauche ich mir nicht antun. Mach nicht zu lange, Pam!“, grinste sie und drückte und Paul einen Kuss auf den Mund. Paul lächelte und klatschte ihr noch einmal liebevoll auf den Po; sie kicherte und verließ das Wohnzimmer. Paul konnte sie die Stufen aufsteigen hören. Pamela streckte sich auf ihrer Couch aus; Paul lehnte sich zurück in seine. Einen Moment lang schwiegen sie, bis Pamela das Wort ergriff. „Dass Mom sich immer so wegen der Filme anstellt... Kannst du das glauben? Ich bin immerhin 17. Manchmal denke ich, sie glaubt, ich wäre noch ein Kind...“ Paul grinste und verschränkte die Arme hinter seinem Nacken, während er Pamela einen interessierten und amüsierten Blick zuwarf. „Naja, wahrscheinlich ist sie einfach nur selbst ein Angsthase. Zumal der Film glaube ich ab 16 ist... Mach dir keinen Kopf, Penny wäre genau so.“ Der Film begann; Pamela kicherte und blickte zu Paul. „Warum habt ihr noch keine Kinder?“, fragte sie. Außer dem Licht des Fernsehers waren keine Lampen mehr an; in dem bläulichen Licht wirkte Pamelas Gestalt noch sanfter als sonst. Paul stöhnte leicht; er streckte seine Beine ein wenig aus, bevor er antwortete: „Kein Bock darauf irgendwie... Ich will das noch nicht.“ „Penny schon.“ „Erzähl mir was neues.“, murrte Paul; er sah Pamela dabei zu, wie sie sich leise kichernd streckte. Sie fing seinen Blick auf. „Zu dir passt das aber trotzdem. Du bist sehr fürsorglich... Wirst sicher mal ein guter Dad. Du bist immerhin auch ein toller Onkel in spe.“ „Onkel in spe, Pam, sag das nicht immer so... Ich fühl mich dann so alt.“ „Ohh, du Armer! Das tut mir aber leid... Nicht!“ „Du wirst auch immer frecher...“, grinste Paul, während er eines der weichen Kissen nach Pamela warf. Es traf sie an der Schulter; sie setzte sich auf und nahm das Kissen in die Hand, während sie ihre langes Haar nach hinten warf. „Bei einer Kissenschlacht würdest du verlieren!“, kicherte sie; Paul hob die Augenbrauen an und musterte sie amüsiert. Sie biss sich auf die Lippen, bevor sie ihm das Kissen mit voller Wucht auf den Kopf schlug. Paul ergriff ihre Hände, noch während sie mit dem Kissen nach ihm schlug; er umfasste ihre Handgelenke und zog sie näher zu sich. Sie rutschte fast zwischen die Lücke der beiden Sofas, konnte sich jedoch noch lachend halten – oder wurde viel mehr von Paul gehalten, der sich vernünftig aufgesetzt hatte und sie am Werfen des Kissens hinderte. „Paul!“, lachte sie, während er sie zu sich auf die Couch zog; seine Hände umfassten ihre Rippenbögen. Er zögerte eine Sekunde und stieß aus: „Also, ergibst du dich oder willst du gnadenlos gekitzelt werden? Du weißt wie gut ich das kann!“ „Das traust du dich nicht!“, kicherte sie und versuchte sich zu befreien. Doch Paul ließ sie nicht; erbarmungslos begann er sie zu kitzeln und sah vergnügt dabei zu, wie sie sich vor Lachen wand und sich geschickt von ihm wegzudrücken versuchte. So oft hatte er sie schon damit geärgert; und jedes Mal hatte er Spaß daran. Er ließ erst von ihr ab, als sie leicht nach Luft schnappte; sie verkroch sich auf die linke Seite der großen Couch, während Paul auf der rechten sitzen blieb. Sie grinsten sich an; Paul lehnte sich wieder zurück und zwinkerte ihr zu. „Du bist so gemein, alter Mann...“ „Pam! 36 ist nicht alt...“ „Fast 19 Jahre älter als ich!“, stichelte sie und streckte ihre Beine aus. Ihr Fuß stupste gegen seinen Oberschenkel; Paul sah sie nur kurz an, bevor er seine Hand auf die zarte Kuhle ihrer Fesseln legte. Er wandte seinen Blick zu dem Fernseher und versuchte die aufsteigende Hitze zu ignorieren, die sich augenblicklich in ihm ausbreitete. Obwohl er sie schon so lange kannte und sich nie etwas bei irgendetwas gedacht hatte, sei es beim Ärgern oder sonst was, so war das hier irgendwie anders. Seine Finger strichen sachte über ihren Knöchel, und daran, dass sie ihren zierlichen Fuß nicht wegzog, merkte er, dass sie diese Berührung genoss. Der Horrorfilm hatte schon begonnen. Paul starrte auf den flimmernden Bildschirm, als würde der Film ihn interessieren; er musste sich jedoch nur schleunigst ablenken, damit er nicht weiter seine innere aufsteigende Erregung spüren musste. Seit wann war sie nur so hübsch geworden? Wann hatte er verlernt, sie mit dem freundschaftlichen Blick anzusehen und nicht so? Pam schaute ebenfalls zum Fernseher für eine Weile; ihre Finger strichen durch ihre welligen, karamellfarbenen Haare. Als eine gruselige Stelle kam, schreckte sie zusammen; unweigerlich verkroch sie sich weiter in ihre Ecke. Paul konnte spüren, dass sie den Blick vom Fernseher abwandte und stattdessen ihn ansah; ihre braunen Augen musterten ihn regelrecht. Paul hob erneut eine Augenbraue an und sah zu ihr. „Angst, Pam?“, neckte er, seine Finger von ihr ablassend. Pamela schüttelte den Kopf; sie starrte ihn immer noch an, erwiderte seinen eher amüsierten Blick ernst. „Das mit dem Alter meinte ich vorhin nicht so. Du bist genau richtig und trotzdem ein sehr attraktiver Mann. Auch wenn ich dich immer scherzhaft Onkel nenne...“, flüsterte sie leise; Paul konnte eine leichte Röte auf ihren Wangen ausmachen. Hatte er das gerade richtig verstanden? Sein Verstand arbeitete nur schwer. Er musste erst einmal realisieren, was sie da gerade gesagt hatte... „Ach, Pam, schon okay. Weiß ich doch. Wenn du eine Schulter zum Anlehnen brauchst weil du Angst hast, bitte. Aber werd jetzt bloß nicht sentimental.“, antwortete er. Ehe er sich versehen konnte, war sie auf seine Seite der Couch gerutscht und hatte sich an seine Schulter gelehnt. Ihr Haar duftete so gut, dass Paul für einen Moment schlucken musste. Ihre Hände umklammerten seinen Arm, der sich noch neben ihr befand; ihre braunen Augen wurden ganz groß, als sie ihn lächelnd ansah. „Find ich super, dass du mich beschützen willst. Ich glaube nämlich, der Film ist doch nicht so ganz ohne...“, flüsterte sie und drückte sich gegen ihn. Paul befreite seinen Arm aus ihrer Klammer und legte ihn stattdessen über die Couchlehne, sodass sie sich ganz an seine Schulter drücken konnte. Sie hatten so schon öfters gesessen, jedoch waren sie dabei noch nie allein gewesen. Und Paul konnte nicht verbergen, dass sich eine verstörende Spannung in ihm ausbreitete. Ihm war so heiß, dass er sich fragte, ob die Heizung an war, auch wenn sein Kopf genau wusste, dass die Hitze nicht von der Heizung kam. Sie könnte deine Tochter sein, dachte er und zwang sich auf den Fernseher zu sehen, während sie an ihn gekuschelt dasselbe tat. Er konnte die kribbelnde Spannung zwischen ihnen jedoch nicht ignorieren. Pamela seufzte und drehte ihren Kopf so, dass sie den Fernseher komplett im Blick hatte; ihr Haaransatz war nur wenige Zentimeter von Pauls Kopf entfernt. Er spürte, wie sich seine Nerven anspannten; sein Arm rutschte näher um sie. Als er ein kleines Lächeln auf ihren Lippen sah, konnte er nicht anders und küsste sie sanft auf ihren Hinterkopf; der Duft war betörend, unterdrückend, anziehend. Er atmete schwer aus, als er von ihr abließ. Zu viel des Guten, mahnte sein Kopf. Es war Pamela, die ihren Kopf ihm wieder zuwandte und ihn musterte; ihr Blick strahlte etwas aus, dass Paul nicht in Worte fassen konnte. Sein Herzschlag beschleunigte sich so immens, dass ihm fast übel davon wurde. „Pass bloß immer auf dich auf, Pam. Du bist ein wunderschönes Mädchen, lass dich bloß nie verletzten.“, sagte er leise und bedacht; er wusste nicht, woher die Worte kamen, sie waren einfach da. „Werd' ich, solange du auf mich aufpasst...“, entgegnete sie leise; ihre Finger strichen über Paul's Arm. Er bekam sofort eine Gänsehaut an der Stelle. „Natürlich, das weißt du doch...“, flüsterte er; sieh weg verdammt, mahnte sein Kopf erneut, doch er hörte nicht. Wie warm diese braunen Augen waren. Er wusste nicht, wie es passierte. Er wusste nicht, ob er sich genähert hatte, oder ob sogar sie es gewesen war; er wusste es einfach nicht. Es war, als hätte sein Kopf auf einmal ausgesetzt. Wie ein Schlag. Und wie ein Schlag fühlte es sich an, als er mit einem Mal spürte, wie sie sich vorsichtig küssten. Sein Herz sprang ihm fast aus der Brust, sein Kopf hämmerte, sein Blut pulsierte, als sich ihre Lippen sachte trafen, für einige Sekunden so verweilten und dann voneinander abließen. Sie sahen sich an; Paul wusste nicht, wie ihm geschah, er wusste nur, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Er wollte sein Gesicht weiter von ihr weg drehen, doch ihre beiden Hände umfassten sein Gesicht und zogen es nahe an das ihre; sie stieß einen kurzen Seufzer aus, und dann küsste sie ihn erneut. Und wieder. Und wieder. Sie könnte deine Tochter sein, schrie eine Stimme in seinem Kopf, doch er hörte nicht, nein. Seine Hände umfassten ihr schönes Gesicht und er küsste sie, erwiderte jeden Kuss, den sie ihm geschenkt hatte, küsste sie so intensiv, dass jede Ader in seinem Körper rebellierte. Sie hörten nicht auf; die Küsse wurden nur intimer, hungriger, liebevoller. Ihre Lippen waren so weich und sanft, dass Paul sich nur zu gern an ihnen verging; ihr Atem ging genau wie seiner stoßweise, und es war das süßeste Gefühl, dass er jemals verspürt hatte. Seine Hände umfassten ihre Hüften und zogen sie in seine Arme; sie legte ihre Hände an seinen Schultern ab und ließ keine Sekunde von ihm ab. Paul wurde schwindelig von dem Gefühl, welches sich wie ein Lauffeuer in ihm ausbreitete. Sie könnte deine Tochter sein, verdammt!, murrte die Stimme in seinem Kopf, und er ließ eine Sekunde von ihr ab, wollte klar kommen, wollte sich wieder beruhigen. „Nicht!“, hauchte Pamela, und ihre Hände umfassten seinen Nacken und zogen ihn in weitere, verbotene Küsse. Wie konnte er sich nur wehren, wenn er doch nicht wollte? Er wollte sich nicht wehren, obwohl er genau wusste, dass er es tun sollte. Doch es ging nicht. Seine Hände schienen ein Eigenleben zu führen; wie in einem Traum bekam er mit, dass sie sich weiterhin küssten, dass er sie irgendwann sanft auf das Sofa legte, sich über sie beugte, dass seine Hände ihren flachen und schönen Bauch entlang fuhren, während sie sich an seinem Shirt zu schaffen machte. „Pam...Wir sollten nicht...“, stieß er zwischen zwei Küssen hervor, die ihn so heiß machten, dass er seine Erregung nicht länger verbergen konnte. Er wusste genau, dass er schon seit den ersten paar Küssen eine Erregung gehabt hatte, und sie schien es genau zu wissen. „Ich weiß.“, stieß sie hervor, und das war genau das, wovor Paul sich gefürchtet hatte; dass sie ihn genau so wollte wie er sie. Denn jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Alles ging so schnell; er zitterte so stark, dass er ihren BH erst gar nicht öffnete; die üblichen Klamotten fielen schneller als es ihm lieb war. Sie war wunderschön und so reif, dass Paul sein Fehler nicht einmal in den Kopf stieg. Sie mussten leise sein, doch das hinderte sie nicht. Sie beugte sich ihm entgegen und küsste ihn so intensiv, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb; keine Kleider stellten mehr eine Bedrohung dar, da war nur ihr nackter Körper und seiner, und ihre beiden Gelüste, die sie gegenseitig auffraßen. ----------------------------------------------------------------------------------------- Verschwitzt und vor Erregung pochend schreckte Paul vom Sofa auf; der Fernseher lief noch, und verwirrt sah er sich um; doch niemand war da. Er hatte geträumt... und sich erinnert. Es ließ sich nicht mehr leugnen, nichts ließ sich mehr leugnen. Was war er nur für ein Mensch? Also waren all die anderen Träume auch wahr, all die Erinnerungen, die Bilder, seine Gefühle für dieses wunderschöne Mädchen. Alles war die bittere und unmissverständliche Wahrheit. Er setzte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sein Herz schlug so heftig gegen seinen Brustkorb, dass es weh tat. Du Idiot, du unglaublicher Idiot, dachte er und starrte auf den Boden. Er liebte eine vollkommen verbotene Frau, und er hatte sie sich schon zu Eigen gemacht, als sie eigentlich körperlich verboten war. Sein Verstand glich einer zerbrochenen Vase. Was war er nur für ein Mensch? Sicher fand Liebe meist seine eigenen Wege, doch... wieso er? Hatte er all die Sprüche mit den Frauen nach der Zeit mit Pamela nur erfunden? Er erinnerte sich an den Unfall... hatte er nur so geredet, um seine wahre Affäre zu verbergen? Hatte nach außen immer noch den Macho gegeben, obwohl er dies nicht mehr war? Er biss sich so fest auf die Lippen, dass es fast anfing zu bluten und raufte sich durch die Haare. Pamela. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)