Fesselnde Angst von Luiako (~Wenn Liebe zur Angst wird!~) ================================================================================ Kapitel 1: "Fesseln" -------------------- Mitten in der Nacht verendete nebenan ein Esel. Qualvoll und laut quietschend. Moment … ein Esel? Mit einem Schlag bin ich hellwach. Ich richte mich im Bett auf und lausche. Doch, eindeutig. Irgendein Tier wird gerade gequält. Ein großes Tier. Kami im Himmel! Mein Herz hämmert, ich reibe mir verwirrt die Augen und horche in die Dunkelheit. Durch die decken hohen Fenster meines Zimmers fallen die Nachtlichter der Stadt. Die Geräusche von der Straße dringen nur gedämpft herauf, trotzdem höre ich in weiter ferne Polizeisirenen. Nichts Ungewöhnliches. Ganz im Gegenteil zu den Geräuschen, die aus dem Zimmer nebenan kommen. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass diese Laute von einem Menschen stammen. Nein, besser gesagt, von zwei Menschen. 2:54 steht in leuchtenden Grün auf meinem Wecker. Oh Man. Um diese Zeit bin ich nicht mal an Silvester wach! Geschweige denn Sonntagnacht, wenn ich am nächsten Tag pünktlich trainieren wollte. Meine Augen brannten vor Müdigkeit, aber die Geräusche verstummten nicht. Im Gegenteil! ~mach auf dich aufmerksam, Goku.~ Laut seufzend drehe ich mich um und klopfe mit der Faust an die Wand hinter meinem Bett. Die Zwischenwände, sind offenbar sehr dünn. Verdammt dünn. Sonst würde ich wohl kaum um diese Zeit zur unfreiwilligen Zeugin eines … Gewaltverbrechens werden. Ich meine das klingt echt nicht normal. Die Geräusche werden leiser, aber mein Herz schlägt immer noch zu schnell. Müde ziehe ich mein Kissen über den Kopf und lausche dem Pochen meines Herzens. Vierundzwanzig … fünfundzwanzig … sechsundzwanzig … Mein Puls verlangsamt sich etwas, ich zähle die Schläge, um runterzukommen. Ich weiß genau, wie viele Stufen die Treppe zu meinem Zimmer hat. Siebenundsechzig. Die ungerade Zahl ist ein bisschen seltsam, aber ich muss die Stufe mitzählen, die von der Straße zur Haustür. Ich kenne die exakte Anzahl der Treppenstufen des Gravitationsraumes, wo ich seit drei Jahren täglich trainierte. Ich erinnerte mich sogar an die allererste Telefonnummer meiner Adoptivmutter, bevor ich zu Bulma gezogen war. Und das ist siebzehn Jahre her. Ein Schrei von nebenan reißt mich aus meinem Gedanken. Kami im Himmel, wird Bulma gerade ermordet? Oder? Ich wagte es gar nicht auszusprechen. Meine Haare sträubten sich mir bei dem durchdringenden Geräusch. Sollte ich die Polizei alarmieren? Ich hätte auf Mrs Briefs hören sollen, die mir Lärm schützende Ohr Stöpsel geben wollte, als ich in diesen Teil des Hauses gezogen war. Allerdings dachte ich, ja was dachte ich … Großer Kami, jetzt fällt auch noch der Mann in das Geschrei ein. Noch bevor mein müdes Hirn die richtigen Schlüsse ziehen kann, reagiert mein Körper. Mit unbändiger Hitze, als würde ich von innen heraus schwitzen. Nein, es gibt keinen Zweifel. Nebenan hatte Bulma … Sex! Laut. Und zwar viel zu laut für meinen Geschmack. Was für eine Unverschämtheit, um diese Uhrzeit! Entsetzt schnappte ich mir das iPad vom Nachttisch und hämmerte damit gegen die Wand. Mein Wecker zeigte mir 3:02, die beiden legten offenbar erneut los. Ach du je … Nein, das will ich nicht hören! Wirklich nicht! Hektisch presste ich die Hände auf meine Ohren und fange an zu summen, um die Worte zu übertönen. Trotzdem dringen sie zu mir, zwar gedämpft, aber leider dennoch gut verständlich. „Jaaaa, fick mich. Härter, bitte, ich … ich komme, aaah!“ Das Blut rauscht mir in den Ohren, und mein Herz klopft so schnell, als hätte ich gerade Stunden im Gravitationsraum trainiert. Viel schlimmer jedoch ist die Reaktion meines Körpers. Was um alles in der Welt ist da los? Zwischen meinen Beinen passiert etwas, das ich seit Jahren erfolgreich vermieden habe. Schließlich gehe ich allem, was mit Sex zu tun hat, aus dem Weg. Bisher hat das ja prima funktioniert. Ich schalte sogar bei Liebesfilmen um, wenn es zur Sache geht, obwohl ich Liebesfilme echt mag. Oh nein … Jetzt verspürte ich auch noch ein seltsames Ziehen in meinem Unterleib, das mich erschauern lässt. 3:09. Den Geräuschen nach zu urteilen, nähern sich die beiden dem Finale. Langsam komme ich mir vor wie in einem Comic. Gngngnggn. Uff. Ächz. Stöhn. Dann noch ein langgezogener Schrei. Hurra, es gibt Hoffnung, Bulma ist fertig! Oder er. Oder am besten beide. Tatsächlich, um 3:13 ist Ruhe. Endlich. Hoffentlich drehen die sich jetzt wenigstens gleich um und quatschen nicht noch stundenlang. Immerhin hat die ganze Nummer … Was? Elf Minuten? Nur elf Minuten dauert so was? Fast muss ich lachen. Und deswegen machen die Leute so ein Theater? Darum geht es? Um lächerliche elf Minuten? Gut, dass ich damit nichts zu schaffen habe. Stöhnend ziehe ich mir die Decke über den Kopf und kneife die Augen zu. In meinem Kopf geht einiges durcheinander, viele der Bilder, die ungefragt vor meinem inneren Auge auftauchen, will ich nicht sehen. Herzlichen Dank, ihr Tiere! Jetzt bin ich hellwach und kann ganz sicher nicht wieder einschlafen. Warum passiert mir so was? Hätte nicht Bulma nebenan ihr Labor haben können? Das würde mich nicht stören. Sogar wenn Bulma, in der Surround- Anlage, dauerhaft zum Arbeiten „Das Geheimnis der Dragonballs“, abspielte, kann ich leben. Aber ausgerechnet das … Liebes Schicksal, wenn das ein Scherz sein soll – er ist nicht witzig! Nebenan wird es wieder lauter. Himmel, die werden doch wohl nicht noch mal …? Das wäre echt unmenschlich! Neugierig lauschte ich, höre jedoch nur gedämpfte Stimmen, ohne ein Wort zu verstehen. Doch dann ertönten im Treppenhaus Geräusche. Was zum … Mitten in der Nacht? Ohne darüber nachzudenken, springe ich aus dem Bett und tapse über den kalten Parkettboden zur Tür. Die schwarzen Möbel wirken im fahlem Licht, das durch die riesigen Fenster hereindringt, wie buckelige Geister. Ich presste mein Ohr gegen die moderne Tür, kann aber trotz feinem Gehör nichts verstehen. Also schielte ich durch den Türspalt. Da bewegte sich etwas, Gemurmel erklang. Schwarze Haare zogen an meiner Tür vorbei, ein Mann in einem buntem Hemd geht langsam die Treppe runter. Mein Puls beschleunigte sich wieder. Na großartig. Bulma treibt es mitten in der Nacht mit ihrem Freund und hat die Nerven, ihn um diese Uhrzeit alleine auf die Straße zu schicken? Was für eine Blöde Kuh! Wahrscheinlich hatte sie mal wider einen Erfolg gehabt. Denn wer sich um diese Zeit mit so was wie Sex abgibt, kann ja wohl den Schlag nicht gehört haben. Ich verdrehe mir fast den Kopf, um sie zu sehen. Im Treppenhaus geht das Licht aus, und ich atme einmal tief durch, bevor ich ins Schlafzimmer zurück husche. Mein Blick fällt auf den Nachttisch, auf ein Foto im Bilderrahmen. Das vor fünf Jahren beim großem Turnier geschossen wurde. Das bin ich. Nein, falsch – das war ich. Vor mehr als fünf Jahren. Ein glücklicher Teenager. Ich trage ein blaues Top mit Spaghetti Trägern, und eine rote Leggins mit Blauen Stiefeln. Eine junge Frau, die gerade das Turnier gewonnen hatte. Meine schwarzen Haare sind vom Wind zerzaust, lange Strähnen flattern vor schwarzen Augen. Mein Mund ist zu einem fröhlichen Lachen geöffnet. Ein Bild aus der Vergangenheit. Ich drücke Persy fest an mich und streichelte über seine abgewetzten Ohren. Mein Stoffhase ist so alt, dass ich mich nicht erinnern kann. Ich weiß, das meine Mama ihn mir gegeben hat, als ich Alt genug zum denken war. Sie sagte sie hätte ihn gefunden dort wo sie mich gefunden hatte. Persy tröstet mich, als ich einmal einsam und verloren in meinem Zimmer saß, und weinte weil ich das Turnier nicht gewonnen hatte. Obwohl ihm ein Auge fehlt und er mehrere Narben am Bauch hat, weil die Wolle wie Gedärm aus ihm herausquoll und ich ihn nähen musste. Es ist vielleicht ein bisschen peinlich, mit vierundzwanzig noch mit einem Stoffhasen zu schmusen, aber jeder Mensch hat doch ein peinliches Geheimnis, oder etwa nicht? ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)