Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 46: Kapitel 46 ---------------------- Obwohl Peter keine rechte Lust hatte, spielte er mit den verlorenen Jungen ‚Verstecken‘. Dieses Spiel war eine echte Herausforderung, galt es doch, die besten und zugleich gefährlichsten Verstecke zu finden. Marty hatte das Los gezogen und durfte heute die anderen suchen. Auch wenn ihre Truppe geschrumpft war, so waren sie alle schnell im Vergessen und da Sleepy und Kugel nun schon ein paar Tage fort waren, wurden sie langsam zu Schatten, die zu verblassen drohten. Dies war ein Grund, weshalb die verlorenen Jungen heute wieder spielen gingen. Ein anderer, dass das warme Wetter lockte. Nun, da Peter aus London zurückgekommen war, war die Insel aufgetaut und erfüllt mit neuem Leben. An Peter selbst war die Reise keineswegs spurlos vorüber gegangen. Er selbst war ungewöhnlich nachdenklich. Manche Gedanken ließen sich einfach nicht abschütteln, egal, wie sehr er sich bemühte. Das Gesicht Hooks schwebte vor ihm. Längst hatte Peter den Punkt erreicht, an dem er sich eingestand, dass er den Mann vermisste. Mit einem fast schmerzhaften Ziehen sehnte er sich nach dem Piraten. Nach seinen Zärtlichkeiten und seinen süßen Versprechungen, doch dann fiel ihm wieder ein, dass Hook von Liebe gesprochen hatte und Peter drängte die Gedanken mit aller Gewalt zurück. Ein Vogel kreischte plötzlich laut in seiner Nähe. Erschrocken bemerkte Peter, dass er schon wieder geträumt hatte. In seinem Versteck richtete er sich auf. Die Beine taten ihm vom langen sitzen weh. Schon seit ein paar Stunden harrte er hier. Sein Versteck hatte er in der Nähe der Landebucht von Hooks Piratenschiff gewählt. Von dort aus war es ihm möglich, heimliche Blicke zum Schiff zu werfen und nach dem dunklen Lockenkopf zu spähen. Aber die Piraten waren ausgeschwärmt. Mit dem Erwachen von Nimmerland waren sie losgezogen, um ihre Vorräte erneut aufzufüllen und genau dies war der Grund, weshalb Peters Versteck für den Moment das gefährlichste war. Jederzeit konnten ihn die Piraten überraschen, doch Peter war vorbereitet. Sein Dolch hing an seinem Gürtel, die Klinge war so scharf wie eh und je. Natürlich wusste er, dass die Piraten ihn nicht angreifen würden. James Ermahnung klang in seinen Ohren nach. „Es liegt also an dir, wie lange der Frieden zwischen uns währt.“ Ja, es war in Peters Macht und auch wenn er das Risiko einging, erwischt zu werden, so wollte er das wacklige Friedensabkommen doch nicht gefährden. Es war für ihn nahezu unvorstellbar geworden, seine Waffe gegen James zu erheben. Wie oft hatten sie schon miteinander gefochten, stets bemüht, den anderen zu töten? Peter wusste es nicht mehr. Aber die pure Vorstellung, seinen Dolch in James Herz zu bohren, schmerzte ihn, überlagerte ihn mit der Erinnerung daran, wie Blackbeards Schwert dies getan hatte. Nie würde Peter die Furcht vergessen, welche er in dem Moment verspürt hatte. Ein lautes Seufzen verließ seine Lippen. Er ahnte, was mit ihm geschehen war. Ahnte es mit einer Deutlichkeit, die ihm die Erkenntnis brachte, dass er es keineswegs noch lange leugnen konnte. Doch die Konsequenz? Was würde mit Nimmerland geschehen? Was mit ihm oder den verlorenen Jungen? Abermals griff Angst nach Peters Herz, jene Angst, die ihn hatte von Hooks Schiff flüchten lassen. In der Nähe knackte ein Ast! Erschrocken drehte sich Peter um, doch er sah nichts. Stattdessen hörte er die Stimmen von mehreren Piraten näher kommen, welche sich laut fluchend durchs Unterholz bewegten. Offenbar hatten sie sich auf der Suche nach Früchten des Waldes verlaufen. Einen Herzschlag lang überlegte Peter, ob er sie weiter necken und noch tiefer in den Wald locken sollte, doch spontan entschied er sich, heute den Rückzug anzutreten. Auf ‚Verstecken‘ hatte er auch keine Lust mehr. Die anderen würden ihn nicht vermissen, denn schließlich brach er das Spiel des Öfteren ab. Mit dem Blick hinter seinen Schultern, schlich er aus seinem Versteck hervor. Von den Piraten war jedoch nichts zu sehen. Gleichwohl er hätte fliegen können, lief er. Seit er aus London zurück gekehrt war, war er vorsichtig geworden, was das Fliegen betraf. Seine Gedanken waren wenig fröhlich. Ein paar Minuten schlenderte Peter durch den Wald. Er war alleine, keine Piraten, keine Indianer und auch keine verlorenen Jungen waren da. Von den Büschen klaubte er sich Blätter, welche er zwischen seine Finger gleiten ließ, bevor er sie zerrupfte und wegwarf. Erneut in seinen Gedanken versunken, vergaß Peter jegliche Vorsicht, weshalb er fürchterlich erschrak, als urplötzlich ein lautes Rascheln ertönte, das direkt auf ihn zukam. Rufe folgten und dann sah er auch schon ein Wildschwein auf sich zurasen. In letzter Sekunde konnte er der Sau ausweichen, doch bevor er sich wundern konnte, was das Tier aufgebracht hatte, wurde er zu Boden gerissen. Mit geweiteten Augen blickte er in Vergissmeinnicht blaue. Sein Herz pochte heftig. Zuerst vor Aufregung, dann, weil er James erkannte. Überall dort, wo ihn James berührte, fing sein Körper zu brennen an. Hitze machte sich in ihm breit und das Bedürfnis, die schönen Lippen zu küssen, wurde übermächtig in ihm. Doch bevor Peter sich vergaß, riss Hook ihn herum und sie rollten in ein Gebüsch. Laute Stimmen waren direkt neben ihnen. „Wo ist der Kapitän?“ „Keine Ahnung! Wo ist das Wildschwein?“ „Sieh doch, wir müssen hier entlang!“ „Und was ist mit dem Kapitän?“ „Der wird schon zurechtkommen.“ Die Stimmen verschwanden ebenso schnell wieder, wie sie gekommen waren. Peter danke James Geistesgegenwart, welche ihn vor einer erneuten Gefangenschaft bewahrt hatte, doch dann fiel ihm auf, dass er mit dem Mann alleine war. Sie sahen sich an, doch es gelang Peter nicht, die Gedanken von James zu erkennen. Was er spürte, war, dass auch Hook die körperliche Nähe kein Stück unberührt ließ. „Vielleicht solltest du aufstehen?“, schlug Peter vor, welcher sich genau das Gegenteil wünschte. Unter dem Piratenkapitän zu liegen, fühlte sich so verlockend erotisch an. „Vielleicht“, antworte James und strich mit seiner Hand Peter eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht. „Wie war es in London?“ „Soweit“, entgegnete Peter, der nicht darüber reden wollte. Hook verstand auch so, denn er zog seine rechte Augenbraue hoch. „So schlimm?“ „Was machst du nun mit mir?“, wechselte Peter das Thema. „Ich könnte dich wieder an Bord schleppen und dir die Fußfessel anlegen, welche dir so gut gestanden hat“, sagte James, nur um dann lüstern zu ergänzen: „Oder ich nehme dich gleich hier und jetzt.“ „Dann tue es doch“, forderte Peter ihn auf und bewegte sich mit sinnlichen Bewegungen unter James. Ein Stöhnen kam über James Lippen. „Du Teufel!“, stieß er aus, ehe seine Lippen auf die Peters herabsanken und er ihn heiß und heftig küsste. Peter fühlte sich so gut. Genau nach diesem Moment hatte er sich gesehnt. Gierig erwiderte er Hooks Kuss und hatte auch nichts dagegen, als dieser die Knöpfe seiner Hose öffnete. Etwas Neuartiges passierte. Es war ruppig, ungeduldig und unglaublich erregend. Ohne sich groß zu liebkosen, drängte Hook erregt an ihn. Ein Keuchen kam aus Peters Mund. Oh ja, er wollte es! Ihre letzte Vereinigung war viel zu lange her. Peter war ebenso von Ungeduld erfüllt wie James. Von alleine zauberte er das Öl herbei, welches Hook das Eindringen erleichtern sollte. Große Vorbereitung bekam Peter jedoch nicht, als Hook sich gegen ihn drängte. Ein Schmerzenslaut kam über seine Lippen und James hielt in seiner Bewegung inne. „Hör nicht auf“, bat er und schob seine Hüfte dem heißen Schaft entgegen. James Augen blitzen vor gesteigertem Verlangen auf, dann war es um seine Beherrschung geschehen. Schwer keuchend versank er in Peter. Ihre Körper agierten von alleine. Es war wild und heftiger als alles, was Peter bisher mit James erlebt hatte, aber er konnte nicht genug davon bekommen. Er wand sich vor Erregung, warf seinen Kopf hin und her, doch die Lust hatte längst die Oberhand gewonnen und Peter schrie seinen Höhepunkt laut hinaus. Dumpf bemerkte er, dass er die Vögel und Tiere im Umkreis mit seinem Schrei aufgeschreckt hatte, aber die matte Befriedigung, welche ihn heimgesucht hatte, ließ ihn dies mit Gleichgültigkeit hinnehmen. Stattdessen hob er träge seine Hand, damit er James Locken streicheln konnte, der schwer atmend auf ihm lag, nachdem er sich aus Peter zurückgezogen hatte. „Wird es immer so sein?“, fragte Peter. „Was?“ „Wenn wir miteinander schlafen. Wird es immer so schnell und heftig sein?“ „Werden wir denn weiterhin miteinander schlafen?“, konterte James und richtete sich ein Stück auf, damit er Peter in die Augen sehen konnte. „Ich mag es, wenn du in mir bist“, gestand Peter freimütig. Ein schiefes Grinsen zierte Hooks Lippen, als er sprach: „Deine Unverblümtheit in Ehren, doch du weißt, dass dies nicht so weitergehen kann.“ „Nein“, sagte Peter, dessen Stimmung schlagartig getrübt war. Auch ohne weitere Worte darüber zu verlieren, wusste er, dass sie schon jetzt an dem Punkt angelangt waren, wo sie beim letzten Mal aufgehört hatten. „Hast du wenigstens darüber nachgedacht?“, wollte James wissen. „Müssen wir darüber reden?“, wich Peter aus. „Wir könnten doch einfach noch eine Weile so beieinander sein.“ „Ich kann nicht“, meinte James sanft, stand auf und richtete seine Kleidung. „Weshalb?“, wollte Peter wissen, der es James gleichtat. „Weil es schmerzt.“ Irritiert runzelte Peter die Stirn. „Habe ich dir wehgetan?“ „Nicht körperlich.“ „Aber was dann?“ „Ich sagte dir, dass ich dich liebe, Peter. Liebe schmerzt.“ „Dann hör auf damit.“ James lachte traurig auf, wuschelte durch Peters Haar, ehe er ihm einen kurzen Kuss gab. „So einfach ist das nicht. Liebe ist wie eine Pflanze. Sie keimt langsam, reift allmählich heran und blüht sie auf, wird sie zu einer wunderschönen Blume, doch wenn sie angegriffen wird, bekommt sie Dornen, die stechen.“ „Habe ich deiner Blume Dornen gegeben?“ Allmählich begriff Peter, was es mit der Liebe auf sich hatte. „Das ist in Ordnung. Ich hätte wissen müssen, dass diese Blume nicht ewig blühen kann.“ „Aber wenn“, fragte Peter, „wenn die Blume welkt, was passiert dann mit dir?“ Seine grünen Augen bohrten sich in James. Er wollte es wirklich wissen. Was würde mit James geschehen, wenn die Liebe in ihm starb? Peters Herz schlug hart und unangenehm gegen seine Brust. Das Blut rauschte laut in seinen Adern, dass er befürchten musste, James nächste Worte zu überhören. Sein Körper zitterte, während die Anspannung ihn quälte. „Ich weiß es nicht“, antworte James ganz offen. „Aber ich werde wohl nie wieder so empfinden können. Ein Herz kann brechen und heilen, doch je öfter und schlimmer die Verletzungen sind, umso schwieriger wird es, es wieder zu kitten.“ Einen Moment hielt er inne, ehe sein Blick Peter fast umwarf vor Intensivität. „Du bist dabei, mein Herz in tausend Stücke zu zerreißen.“ Obwohl kein Vorwurf in diesen Worten mitklang, schluckte Peter heftig. Alles in ihm schrie, dass dies nicht geschehen durfte. Er wollte James auf keinen Fall verletzen oder ihm Schaden zufügen. Er wollte, dass es diesem Mann, den er einst gehasst hatte, gut ging und dass er glücklich war. Die Last, welche Samantha und Blackbeard James aufgehalst hatten, wollte er mindern. In jenen Momenten, wo dieser tapfere, starke Mann Schwäche zeigte, wollte Peter da sein, um ihm Trost und Kraft zu spenden. Peter wünschte sich für James Leichtigkeit, fern von jeder Bitterkeit des Lebens, damit dieser jenes ebenso unbeschwert genießen konnte, wie er selbst und die verlorenen Jungen es taten. „Ich will nicht, dass dein Herz zerreißt“, sagte Peter, dessen Stimme ganz leise war. „Ja“, lächelte James, „das glaube ich dir, doch so spricht nur ein Kind.“ „Ich bin ein Kind.“ „Nein, du bist mehr.“ „Aber nicht erwachsen?“ „Nein, du stehst irgendwo dazwischen. Nicht Mann, nicht Junge.“ „Darf ich so bleiben?“, wollte Peter wissen. „Darf ich? Wenn ich deine Blume weiterhin blühen lasse, darf ich so bleiben?“ Peter hörte selbst, wie brüchig seine Stimme klang, registrierte, wie sein Blick langsam verschwamm und die Furcht vor der Antwort sich um sein Herz legte wie eine eisige Hand. Er wollte bei James sein, wollte es so sehr, aber er durfte nicht erwachsen werden, denn das hätte bedeutet sich selbst zu verlieren. „Du darfst so bleiben, wie du bist.“ Auch James Stimme war vom Aufruhr seiner Gefühle ganz wacklig. „Genauso liebe ich dich doch.“ Erleichterung traf Peter mit solch einer Wucht, dass ihm einen Herzschlag lang der Atem ausblieb. Doch als er wieder Atmen konnte, als er begriff, was James ihm gesagt hatte, flog er ihm in die Arme. Sie küssten sich unter Lachen und Weinen, bis ihnen die Luft ausging. „Wird jetzt alles gut?“ Erwartungsvoll sah er in die wunderschönen Augen von Hook. „Ich… Wo wollen wir leben? Auf der Insel? Der Jolly Roger? Was sagen meine Piraten? Was deine verlorenen Jungen? Ich…“ „James“, unterbrach Peter ihn sanft. „Zerbrich dir nicht den Kopf. Wir finden schon einen Weg.“ „Was macht dich so sicher?“ Unsicherheit brach durch James hindurch. „Weil ich dich auch liebe.“ Die Worte schwebten zwischen ihnen und wo Peter schon längst voller Zuversicht war, legte sich dieses Gefühl nun auch auf James. „Wir sind verrückt“, stöhnte der Pirat, der Peter nur noch fester an sich presste, „wenn wir glauben, dass das funktioniert.“ „Wir wären verrückt, wenn wir es nicht täten“, meinte Peter keck. Unwillig brummte James auf, während seine Lippen am zarten Hals von Peter knabberten. „Sag es nochmal.“ „Was?“, stichelte Peter frech. „Du weißt es.“ „Was denn?“, neckte er weiter. „Peter!“, knurrte James und biss ihm spielerisch ins Ohrläppchen, sodass Peter erschrocken fiepte. „Okay, okay“, lachte er. Abwartend schaute der Piratenkapitän auf ihn und obwohl Peter noch weiterhin die Lust verspürte, ihn zu ärgern, tat er ihm den Gefallen, zu antworten, denn endlich ausgesprochen, erfüllten die Worte auch Peters Herz mit Wärme. „Ich liebe dich, James Hook.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)