Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- Peter erwachte von leisem Gemurmel. Irgendwo in seiner Nähe unterhielten sich mehrere Menschen leise. Die Augen geöffnet, sah er nichts als grauen Stein. Er wollte den Kopf heben, um zu sehen, wer da sprach, doch da ihm jäh Schmerz hindurch jagte, ließ er den Versuch rasch wieder sein. Verschiedenste Eindrücke prasselten auf ihn herein. Nicht nur sein Kopf tat ihm weh, sondern auch Arme und Beine. Die Glieder waren schwer und irgendwie fühlte er sich, als wäre er einmal ordentlich durch gewirbelt worden. Wann hatte er sich das letzte Mal so mies gefühlt? Hatte er sich überhaupt schon einmal so mies gefühlt? Erschöpft schloss er seine Lider wieder. Nun wurden die Stimmen lauter. Peter konnte vereinzelte Sprachfetzen erkennen. „Was machen wir mit Pan?“ „Ist der Kapitän schon erwacht?“ „Nein.“ „Wir sollten ihn töten, solange er so geschwächt ist.“ „Aber er hat den Kapitän gerettet!“ Drei verschiedene Stimmen sprachen, aber Peter erkannte nur die von Smee. Ihm reichte es, dass er gehört hatte, dass James noch lebte. Ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Erleichtert fiel er erneut in eine tiefe Dunkelheit, die sein ermatteter Körper dankend annahm. Auf diese Weise bemerkte er nicht, dass er von mehreren Händen hochgehoben und auf eine provisorische Liege, die mehr einer Hängematte glich, gelegt wurde, welche die Piraten aus ihren zusammengeknoteten Hemden gebildet hatten. Auch bekam er keinesfalls mit, dass sie mit James ebenso vorgingen. Sie wollten die Höhle einfach nur verlassen und wäre Peter oder James bei Bewusstsein gewesen, so hätten sie den Piraten in ihrer Entscheidung absolut zugestimmt. Dieser verfluchte Ort, war kein Ort, an dem sie länger verweilen wollten, aber der Zugang war versperrt. Wie von Geisterhand hatte sich ein Fels vor den Gang gelegt, aus welchem sie gekommen waren. Der kurzen Panik war die Erkenntnis gefolgt, dass sich dafür an einer anderen Stelle ein neuer Zugang geöffnet hatte und auch ohne einen weisen Anführer, entschieden sie sich, den einzigen Weg zu gehen, der ihnen blieb, gleich ob dies eine Falle war oder nicht. Die Piraten gingen weiter in den Berg hinein. oooOOOooo Als James zu sich kam, machten die Piraten gerade eine Rast, von der ihr Anführer wahrlich nichts wissen konnte. Sein Kopf war wie in Watte gepackt und doch war alles in ihm hektisch. Er sah Bilder, welche er im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Sobald er innerlich an das Gesehene dachte, kamen die Erinnerungen. Sie kamen rasch und ergaben keineswegs immer Sinn, aber allmählich fügten sie sich zu einem Gesamtbild zusammen. James wurde gänzlich schlecht. Am liebsten hätte er sich übergeben, aber sein Körper reagierte nicht auf das mentale Bedürfnis. Im Gegenteil, er verweigerte jede Bewegung und als er schon fast befürchtete, dass sein Körper zerschmettert, sein Geist in einem Albtraum gefangen war, gelang es ihm endlich, seine Glieder zu bewegen. „Smee…“ James war selbst erschrocken, wie schwach seine Stimme klang. „Smee!“ Besser. Ein Keuchen war zu hören. Bewegungen erfolgten und schon war sein Speichellecker da. Doch James musste noch ein paar Mal blinzeln, ehe er Smee deutlich sehen konnte. Sein Blick zuvor war verschwommen gewesen. „Kapitän, Ihr seid wach!“ „Scheint so“, brummte James. „Wo sind wir hier?“ „Noch in der Höhle, Kapitän.“ Smee klang, als hätte er ein schlechtes Gewissen. „Was ist geschehen, nachdem mich dieses Monster geküsst hat?“ Smee wurde ganz blass um die Nase. „Woran könnt Ihr Euch erinnern?“ Hoocks Blick wurde mörderisch stechend. „Die Frage ist nicht, woran ich mich erinnere, sondern die Reihenfolge.“ In kürzester Zeit erzählte Smee Hook die Vorkommnisse. Er ließ nichts aus, von dem versperrten Ausgang, über den Tod der Meerjungfrau bis hin zum Marsch durch die Höhle. James hörte die ganze Zeit zu. Gelegentlich hakte er nach, um etwas genauer zu erfahren und ein anderes Mal wedelte er mit der Hand, wenn Smee zu sehr ausuferte mit seinen Erzählungen. Als sein Bootsmann fertig war, war James still. Einige Minuten, äußerster Anspannung für Smee vergingen, ehe sein Kapitän sprach. „Wo ist Pan?“ „Dort hinten.“ James stand auf. Seine Knochen schmerzten. Die Auswirkungen vom Kampf gegen die Meerjungfrau steckten noch in ihnen. Pan hatte ihn tatsächlich gerettet. Mit wenigen Schritten war er bei dem Jungen angekommen und eine Woge Mitgefühl überrollte ihn, als er ihn sah. Pans Haut war aufgeschürft, schlimmer als es seine eigene war. Immerhin hatten die Piraten die Glassplitter und den Dreck entfernt. Ein paar tiefere Wunden von den Klauen der Meerjungfrau waren mit Stofffetzen verbunden worden. Das Blut, welches diese notdürftigen Verbände durchdrungen hatte, war jedoch inzwischen getrocknet, sodass auch die Blutungen gestoppt sein dürften. Pans Lippe war aufgeplatzt und angeschwollen. Mit dem Finger strich James darüber und der Junge bewegte sich in seiner Ohnmacht. „James“, hauchte er, ohne es zu bemerken und dann war er wieder regungslos. „Was sollen wir mit ihm machen?“, fragte Smee leise, der sich angeschlichen hatte und dem der merkwürdige Gesichtsausdruck seines Kapitäns nicht entgangen war. „Wir werden ihn mitnehmen. Zurück zur Jolly Roger. Es wird Zeit, dass wir die Höhle verlassen. Was wir wollten, haben wir nicht erhalten.“ „Ihr irrt, Kapitän“, entgegnete Smee und hielt Hook seine geöffnete Hand hin. Dort lag rot und funkelnd, wie ein Edelstein, eine Perle. „Was ist das?“ „Ihr habt es ausgespuckt, ehe Ihr nach Eurem Kampf das Bewusstsein verloren habt.“ „Soll das heißen…?“ „Ja, ich glaube, dass dies das Gift der Meerjungfrau ist.“ Die Perle wechselte seinen Besitzer und James blickte abwechselnd von ihr zu Pan. Seine Gefühle tanzten in wilden Wirbeln. Zwei Herzen schlugen in seiner Brust. Das eine, das diesen Jungen hasste und das andere, welches ihn liebte. Er konnte sich wieder erinnern. An alles! An die Zeit, bevor er sein Gedächtnis verloren hatte und auch an die Zeit danach. Er spürte dieses wilde Verlangen, Pan zu vereinnahmen, ebenso deutlich wie die Zärtlichkeit, mit der er ihn bereits einmal geliebt hatte. Doch er erinnerte sich auch daran, dass Pan ihn im Unwissen gelassen hatte, ja sogar daran, dass er ihn ausgenutzt hatte, um das Gift vor ihm zu erhalten. Freund und Feind stritten in seinem Inneren miteinander und er wusste nicht, ob er Pan erwürgen oder nochmals mit seinem Körper lieben sollte. All dies waren jedoch Dinge, über die er sich an Bord seines Schiffes Gedanken machen konnte. Wenn Pan erst einmal wieder dort war, gefesselt an seinem Bett, dann würde ihm schon einfallen, wie er mit seiner Geisel umgehen sollte. Und er freute sich schon darauf, wie Pan reagieren würde, sobald er erwachte und erfuhr, dass er sich wieder an alles erinnern konnte. Mit Sicherheit würde Peter ein gehöriger Schreck in seine Glieder fahren. Aber dann musste er James erklären, weshalb er ihn vor der Meerjungfrau gerettet hatte, ungeachtet der Tatsache, dass er sein eigenes Leben für den Piraten aufs Spiel setzte. Es wäre die einmalige Gelegenheit gewesen, seinen Feind ein für allemal los zu werden. Doch Pan hatte sie nicht genutzt, im Gegenteil. Möglicherweise waren da ein paar Dinge, die James trotz der Rückkehr seiner Erinnerungen nicht verstand. Jedoch war er begierig, die Antworten zu erfahren und wenn es sein musste, auch mit Gewalt. Abermals fiel sein Blick auf die kleine, rote Perle in seiner Hand. War dies nicht sein Ziel gewesen? Alle Geheimnisse von Peter Pan zu erfahren? Nun, jetzt war nur ein weiteres dazugekommen und mit diesem Gedanken schob James die Perle in die Innentasche seines Wams. „Männer! Bewegt eure faulen Ärsche! Das Meer wartet auf uns. Die Jolly Roger wartet auf uns!“, feuerte er seine Mannschaft an. „Aye, Kapitän“, jubelten sie ihrem Anführer zu, erleichtert darüber, dass sie diesen albtraumhaften Ort tatsächlich verlassen durften. Sie schnappten ihre 7 Sachen und gingen mit einem Stein weniger auf dem Herzen weiter. Was jedoch weder die Piraten noch Kapitän Hook wissen konnten, war, dass sie diese Höhle nicht so einfach verlassen würden, wie gedacht. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)