Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Unruhig wie ein Tiger im Käfig wanderte Kapitän James Hook über Deck der Jolly Roger. Sein Körper bebte vor unterdrückter Wut auf Pan und auf sich selbst. Der erste Pirat, der es gewagt hatte, ihn anzusprechen, war nach einem Stich mit seinem Haken über Bord geflogen. Seitdem traute sich keiner der Piraten mehr, ihn anzusprechen. Das war gut so. Er war kurz vorm explodieren. Was hatte er sich nur gedacht? Wie hatte er Pan küssen können? Wie ihm das Hemd von Körper reißen? Was in drei Teufelsnamen war nur mit ihm los? Hook dachte an die ganzen Frauen, mit denen er sich vergnügt hatte. Daran, wie sie in allen Häfen dieser Welt ihre Schenkel für ihn spreizten. An ihre übbigen Busen, ihre runden Hintern und das feuchte Vergnügen, wenn er sich in ihre Mitte versenkte. Was also zog ihn an diesem schrecklichen Kind derart an? Nun, auch als Mann konnte Hook nicht umhin, festzustellen, dass Pan hübsch war. Die Haut in diesem sanften, von Natur gebräunten Ton, das fast perfekte Gesicht, auf dem die meiste Zeit ein Lächeln lag. Mal spöttisch, mal böse, doch meistens mit rein kindlicher Freude. Pans blondgelocktes Haar war voll und wirkte so weich, dass es ihn Anstrengung kostete, nicht seine Hand hinein zu wühlen. Der Körper… Vor wenigen Tagen, hatte dieser ihn kein Stück angezogen. Vor Tagen, als Pan wirklich noch wie 14 Jahre ausgesehen hatte, doch der Junge war inzwischen gewachsen. Viel schneller, als Kinder es für gewöhnlich taten und noch ungewöhnlicher, da es sich hier um Peter Pan handelte. Es stimmte, Pan war der ewige Junge. Ein Kind, egal wie viel Zeit verstrich, aber weshalb wuchs er nun? Hook glaubte nicht, dass Pan von nun an gleichmäßig wuchs. Mehr wirkte es auf ihn so, dass Pans Wachstum in Schüben kam. Fast so, als hätte irgendetwas diese ausgelöst. Konnte das überhaupt möglich sein? Andererseits, was war auf Nimmerland unmöglich? Pans Alterung hatte aber das Gleichgewicht zwischen ihnen verändert. Natürlich wusste der Junge nichts davon, dafür war er noch immer zu kindlich. Für Hook hatte sich alles geändert, seit sein ewiger Feind den Körper eines 16.-Jährigen hatte. Es trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Vom ersten Streit an, als er in Rage kam, weil Pan die Erwachsenenwelt zur Lüge abstempelte, bis zu dieser schrecklichen Szene, in der er mit Gewalt Pans Hemd zerriss, wollte er ihm seine Arroganz austreiben. Er wollte ihm Demut lehren und was es hieß, sich einem Erwachsenen unterzuordnen, sich an Regeln zu halten. Aber jedes Mal, wenn Pan ihn ansah, mit diesen funkelnden Augen, in denen sein starker Wille aufloderte wie das Licht eines strahlenden Sternes, jedes Mal, wenn er die rosigen Lippen sah, über die so viele unverschämte Worten kamen, konnte er sich nicht länger beherrschen. Er musste ihn küssen. In Hooks Kopf setzte sich ein Schalter um, und er musste diesen Bengel küssen. Laut seufzte er auf. Sein Zorn war verraucht, hatte Melancholie Platz gemacht. Wie lange war es schon her, dass er an Deck geflüchtet war? Er war vieles, doch kein Feigling und dennoch… Über sein eigenes Verhalten zutiefst erschrocken, war er gegangen. Was hatte er tun wollen? Hatte er Pan wirklich die Kleider vom Leib zerren wollen? Hätte er ihn wirklich abgeschrubbt oder noch ganz andere Dinge getan? Nass, gefesselt und wie immer widerspenstig, hatte Pan in ihm etwas ausgelöst, das den Piraten ängstigte. Er wollte ihn! Wollte Pan komplett verschlingen und mit seinem Körper beherrschen. Doch weshalb? Männer im Allgemeinen interessierten Hook nicht auf diese Weise. In einsamen Nächten auf See jedoch, wenn die letzte Frau Wochen und Monate her war, akzeptierte er die Hand einen Mannes als Freundschaftsdienst. Gelegentlich war auch ein Matrose darunter, der Gefallen daran fand, seinen Mund einzusetzen. Nie jedoch hatte Hook das Bedürfnis verspürt, einen Männerkörper zu besitzen. Pan war der erste. „Kapitän?“, wurde er sanft von der Seite angesprochen. „Was gibt es, Smee?“ „Heute Nacht erreichen wir die Ostküste. Sollen wir dann Anker lichten?“ „Aye. Wir rudern bei Sonnenaufgang zur Insel hinüber.“ „Wie viel Mann?“ „Zwei Boote. Pan kommt mit.“ „Ist das nicht zu gefährlich?“ „Was soll passieren, Smee? Der Junge ist eingeschnürt wie eine Weihnachtsgans. Fliegen kann er auch nicht mehr. Er hat überhaupt nicht bemerkt, dass ich ihn deshalb mit Kleidern ins Wasser geworfen habe. Ohne Feenstaub kann selbst ein Pan nicht fliegen.“ Voll Bewunderung sah ihn Smee an. „Ein wahrlich gerissener Plan, Kapitän.“ „So ist es. Morgen wird es ihm dämmern. Sein Gesicht wird interessant anzusehen sein.“ Smee blickte unruhig zu seinem Kapitän, versuchte, dessen Laune einzuschätzen, ehe er sich traute weiterzusprechen. „Was habt Ihr mit dem Jungen vor?“ „Sobald er das Meerjungfrauengift getrunken hat, werde ich ihm seine tiefsten Geheimnisse entreißen.“ „Nein, Kapitän, das meinte ich nicht. Die Mannschaft, sie redet, wissen Sie. Wir können hören, dass Dinge in ihrer Kajüte vor sich gehen…“ „WAS hört ihr, Smee?“, fragte Hook und seine Stimme wurde gefährlich leise, sein Blick zu spitzen Dolchen. „Nichts genaues“, ruderte der Angesprochene sofort zurück. „Nur ein Flüstern, Schreie. Foltert ihr Pan?“ „Nicht mehr, als er mich“, die trockene Entgegnung. „Es geht euch nichts an, was ich mit Pan tue oder nicht. Er ist mein Gefangener und wird es bleiben, bis ich seiner überdrüssig werde. Danach kann er über die Planke gehen.“ „Ist das wirklich alles?“, traute sich Smee in einem Anfall von Wagemut zu fragen. „Was sollte es denn sonst noch geben?“ „Ihr habt Euch verändert, seit Pan an Bord ist.“ Hook sagte nichts darauf, sondern wandte sein Augenmerk wieder über die Reling. Das Meer schimmerte dunkel unter dem Licht des Mondes. Es wirkte ebenso friedlich, wie bedrohlich. Keiner wusste, welche Gefahren sich unter der Oberfläche verbargen. Es passte zu ihm, denn auch er wusste nicht, was sich noch unter seiner Oberfläche versteckte. Begierde für Pan hätte er niemals darunter vermutet und doch war sie da. Aufgetaucht mit dem körperlichen Erwachen des Jungen. Ob Pan noch älter wurde? Konnte ein Peter Pan tatsächlich Erwachsen werden und wenn ja, was für Auswirkungen hätte das auf Nimmerland? Auf sie alle? Er schloss seine Lider und atmete ein und aus. Die Gedankenkrämerei musste enden, zumindest für heute. Er sollte nach seinem Gefangenen sehen. „Smee, hat Pan schon sein Essen gebracht bekommen?“ „Nein, Kapitän, so wie Ihr es befohlen habt. Es hieß, solange der Bursche badet, müssen wir der Kajüte fern bleiben.“ „Bringt mir sein Tablett. Ich nehme es mit.“ „Aber, Kapitän, eure Hand?“ „Was?“, fauchte Hook nun wieder ungehalten. „Nur weil mir eine Hand fehlt, bin ich noch lange nicht untauglich. Und jetzt beeil dich gefälligst, sonst fliegt heute noch ein weiter Pirat über Bord!“ „Aye, Kapitän“, meinte Smee und rannte davon. „Nun zu dir, Peter Pan“, murmelte Hook leise vor sich hin. Was sollte er nur mit dem Burschen anstellen? Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)