Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 1: return ----------------- „Du bist verletzt.“ Es ist eine Feststellung seinerseits und sie sieht keine Notwendigkeit darin ihm zu antworten. Also stellt er eine weitere Frage. „Schwer?“ Sie schließt kurz die Augen und entscheidet, dass sie es sowieso nicht leugnen kann. „Ich kann kaum noch atmen.“ Und das ist eigentlich noch untertrieben. Jeder Atemzug fällt ihr schwer und das rasselnde Geräusch in ihrem Brustkorb ist besorgniserregend. Und spätestens die Tatsache, dass sie ihren ehemaligen Teamkameraden doppelt sieht, sollte ihr wohl zu denken geben. „Ich bringe dich zurück nach Konoha.“ Die unerwartete und geradezu skurrile Wendung ihres Gesprächs, zieht ihre feingeschwungenen Augenbrauen nach oben, während sie ihn skeptisch mustert und sich fragt, ob sie einem Genjutsu zum Opfer gefallen sein könnte. „Warum solltest du das tun?“ Sie beobachtet lauernd, wie er sich ihr mit schnellen Schritten nähert und verflucht ihren körperlichen Zustand, der ihr jede Möglichkeit nimmt auch nur an ein Ausweichmanöver zu denken. „Weil ich sowieso nach Konoha wollte und weil ich nicht zusehen werde wie du erstickst.“ Bevor sie blinzeln kann, steht er neben ihr, hebt sie ungefragt auf seine Arme und läuft los. Im ersten Moment hängt sie noch an der Tatsache fest, dass er ihre Frage tatsächlich in einem ganzen, zusammenhängenden Satz beantwortet hat, bevor ihr Verstand dazu aufschließt, dass er sie wirklich trägt. „Sasuke, lass-“ Doch der Schmerz in ihrer Lunge verbietet ihr weitere Proteste. Sie beißt sich hart auf die Unterlippe, damit kein Schmerzenslaut darüber kommt und hebt erneut die Hand, um eine kleine Menge ihres Chakras darauf zu verwenden, eine kurzzeitige Verbesserung ihrer Atmung zu bewirken. „Kannst du dich nicht heilen?“ Sakura verdreht genervt die Augen, weil sie zu etwas anderem nicht mehr in der Lage ist. „Glaubst du, dann würde ich mir die Demütigung antun, mir ausgerechnet von dir helfen zu lassen?“ Im ersten Moment ist sie sich sicher, dass sie sich das Grinsen um seine Lippen nur einbildet. „Wahrscheinlich nicht.“ Die hübsche Kunoichi lässt zu, dass ihre schwer gewordenen Lider sich über ihre müden Augen senken und resigniert gegenüber der Tatsache, dass sie auf seine Hilfe angewiesen ist, egal wie sehr es ihr widerstrebt. Gleichzeitig regt sich angesichts seiner unerwarteten Anwesenheit eine lang unterdrückte Sentimentalität in ihr. „Ich wusste immer, dass du irgendwann zurückkommen würdest.“ Sie bemerkt nicht, wie der Uchiha nachdenklich auf sie herabsieht, da sie mit letzter Kraft gegen die drohende Ohnmacht kämpft. Allerdings reicht das nicht aus, um sie vergessen zu lassen, dass der Mann, der sie gerade in den Armen hält, ein gesuchter S-Rang Nuke-nin ist, der sein und ihr Heimatdorf vor Jahren aus niederen Beweggründen verraten und verlassen hat. „Du solltest mich besser möglichst ungesehen zu Tsunade bringen.“ „Das hatte ich eigentlich vor. Aber wird sie nicht auch glauben, dass ich dich so zugerichtet habe?“ Seine ehemalige Teamkameradin bringt gerade noch genügend Luft auf, um zu nuscheln. „Nein. Warum solltest du mich dann zurückbringen? Außerdem kennt sie mich gut genug, um zu wissen, dass ich Talent dafür habe in die unmöglichsten Situationen zu geraten. Und-“ • Sakura gewinnt ihr Bewusstsein gerade rechtzeitig zurück, um mitzukriegen, wie Sasuke ungesehen mit ihr durch das immer dunkler werdende Konoha rennt und ebenso unbemerkt in Tsunades Büro eindringt. „Sasuke?!“ „Sakura!“ Die zweite, unerwartet erklingende Stimme, veranlasst Sakura dazu stöhnend ihre Augen zu öffnen und ihren blonden Teamkameraden, der sie fassungslos anstarrt, genervt zu mustern. „Auch das noch! Ich hatte gehofft wir könnten diese Tragödie noch ein wenig hinauszögern.“ Sie beobachtet verwundert, wie Sasukes Mundwinkel bei ihrer gemurmelten Bemerkung tatsächlich einen ganzen Millimeter nach oben zucken, bevor die drohende Katastrophe ihren natürlichen Verlauf nimmt. Während Naruto noch in dem seltenen Stadium der Sprachlosigkeit verweilt, fasst sich Tsunade schnell wieder. „Naruto, nimm ihm Sakura ab und bring sie ins Krankenhaus! Uchiha, du rührst dich nicht vom Fleck, bis ich wieder komme! Und ich warne dich, im Zweifelsfall werde ich dir jeden einzelnen Ninja dieses Dorfes auf den Hals hetzen!“ Die rosahaarige Medic-nin wendet sich mit einem übertriebenen Augenrollen an ihren ehemaligen Teamkameraden. „Wie du siehst, hat sich hier rein gar nichts verändert.“ Sasuke verzieht keine Miene, doch als sie ein belustigtes Funkeln in seinen dunklen Augen zu entdecken glaubt, halluziniert sie vielleicht schon. „Ich habe nichts anderes erwartet.“ In diesem Moment tritt Naruto vor sie und funkelt seinen ehemaligen besten Freund wütend an, während er ihm seine Teamkameradin vorsichtig abnimmt. „Warst du das etwa?“ Bevor Sasuke auch nur zu einer Antwort ansetzen kann, schlägt Sakura ihrem blonden Freund in alter Manier gegen den Hinterkopf. Die Bewegung lässt sie jedoch schmerzhaft das Gesicht verziehen und scharf Luft holen. Was sie natürlich nicht davon abhält im nächsten Moment, etwas leiser als sonst, loszumeckern. „Baka, wann lernst du endlich nachzudenken, bevor du losschreist? Wenn Sasuke mich angegriffen und verletzt hätte, würde ich jetzt tot im Wald liegen! Mich erst anzugreifen und dann hierher zu bringen, damit ich gerettet werde, ist so abwegig, dass ich eigentlich dachte nicht einmal du könntest das glauben.“ Ihre genuschelte Tirade entlockt Naruto nur ein Grinsen. „Also warst du mal wieder auf Streit aus.“ Sakura erwidert sein Grinsen ein wenig schief. „Wer sagt, dass ich angefangen-“ Doch als ihr Herz einen Moment lang aussetzt, weil es mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird, kann sie eine leise Schmerzensbekundung nicht länger unterdrücken und ihre Hände verkrampfen sich sichtbar in Narutos T-Shirt. Sofort steht Tsunade vor ihr und aktiviert die heilende Wirkung ihrer Hände. „Was hast du?“ Sakura atmet flach und unregelmäßig und das Sprechen fällt ihr nun sichtlich schwer. „Mehrere gebrochene Rippen – einer der Knochen hat ein Loch in meinen Lungenflügel gerissen – außerdem hat ein Kunai meine… Hauptschlagader am rechten Oberschenkel durchtrennt. Ich… habe gut einen Liter Blut – verloren, bevor ich es – heilen –“ Und sie verliert erneut das Bewusstsein. . . . Die talentierte Medic-nin wacht eine knappe Stunde später allein in einem Krankenhauszimmer wieder auf, erkennt mit einem mürrischen Grummeln, dass Tsunade wie immer hervorragende Arbeit geleistet und sie komplett zusammengeflickt hat, wenn sie auch immer noch ein wenig schwach auf den Beinen ist, was sie jedoch glimpflich ignoriert, als sie ungerührt aus dem weißen Krankenbett aufsteht. Sie verlässt das Zimmer und auch das Gebäude unbemerkt und lokalisiert geschult Tsunades und Narutos Chakra, die wohl eben erst im Hauptgebäude verschwinden. Als sie ohne anzuklopfen das Büro der Hokage betritt, wird sie von zwei äußerst ungläubigen Augenpaaren gemustert. Der Blick ihres früheren Teamkameraden ist wie immer nicht zu deuten, aber sie lässt ihre Aufmerksamkeit auch nur ein paar Millisekunden auf ihm ruhen. Unbeeindruckt von den stummen Vorwürfen, lässt sie sich ihrer ehemaligen Lehrmeisterin gegenüber in einen Stuhl fallen und erwidert deren missbilligenden Blick gelassen. „Sakura Haruno! Haben wir dich nicht bewusstlos und sicher im Krankenhaus zurückgelassen?“ Die Angesprochene grinst belustigt. „Da bin ich zumindest vor zwei Minuten aufgewacht, ja. Danke übrigens fürs Heilen.“ „Hättest du da nicht auch noch die nächsten zwei Tage bleiben sollen?“ Sakura legt elegant den Kopf in den Nacken und wirft Sasuke, der mit verschränkten Armen hinter ihr an der Wand lehnt, lediglich einen skeptischen Blick zu, bevor sie mit einem schiefen Grinsen beobachtet, wie ihr bester Freund dem mürrischen Clanerben überschwänglich auf die Schulter schlägt. „Bist du sicher, dass du den Richtigen mitgebracht hast, Saku? Er redet so viel.“ Die kindische Freude des Blonden treibt auch der rosahaarigen Kunoichi ein belustigtes Lächeln auf die Lippen. „Baka, er ist kein billiges Souvenir, das ich irgendwo aufgegriffen habe. Ich habe ihn nicht mitgebracht.“ Aber als sie dem Blick ihrer ehemaligen Lehrmeisterin begegnet, erkennt Sakura mit einem verborgenen Stöhnen, dass ihr einmal mehr das Kunststück gelungen ist, die Sanin so richtig wütend zu machen. Aus langjähriger Erfahrung weiß sie auch, dass sie das in ein paar Minuten teuer bezahlen wird. Ihrer Meinung nach ist der stumme Zorn der Godaime, den kaum jemand kennt, weitaus furchteinflößender als ihre lautstarken Predigten. Tsunade mischt sich tatsächlich ein, bevor Sasuke etwas darauf erwidern kann, sollte er das überhaupt vorgehabt haben. „Denk dir nichts dabei, Uchiha, das ist der Nachteil davon, dass ich sie unterrichtet und zu einer der besten Medic-nin des Landes gemacht habe: Sie lässt sich nichts mehr sagen!“ Dann wendet sie sich direkt an Sakura und wirft ihrer ehemaligen Schülerin erneut einen ernzürnten Blick zu. „Würdest du uns dann wenigstens freundlicherweise erzählen, wie du es dieses Mal geschafft hast lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus zu landen?“ Die rosahaarige Medic-nin streicht sich gelassen eine ihrer langen Haarsträhnen hinters Ohr, bevor sie seufzend antwortet. „Ich bin knappe drei Kilometer ostwärts vor Konoha auf das Lager von 24 Räubern gestoßen-“ Aber die Godaime unterbricht sie mit einer wütenden Handbewegung. „24? Und warum bitte greifst du eine solche Übermacht allein an, anstatt Verstärkung zu beantragen?“ Sakuras Antwort klingt jedoch nicht minder wütend. „Und riskiere, dass sie währenddessen verschwinden und das nächste Dorf überfallen, rauben, plündern, brandschatzen und die Kinder und die Alten gleich nach den Männern töten, um sich dann an den Frauen zu vergehen? Allein die Art, wie sie davon erzählt haben-“ Sie ballt die Hände zu harten Fäusten und beißt sich wütend auf die Unterlippe. Tsunade seufzt und mustert sie nachdenklich. „Du könntest jetzt tot sein, Sakura.“ Die Angesprochene schnaubt nur, beinahe verächtlich. „Und es wäre mir egal, solange ich möglichst viele von diesen Mistkerlen mitnehmen kann.“ In dem Blick der Hokage liegt offene Resignation. „Und genau diese Einstellung ist es, was ich so missbillige. Mit 20 fängt man normalerweise erst an zu leben und hat nicht schon damit abgeschlossen.“ Sakura runzelt mürrisch die Stirn. „Du klingst als hätte ich mich von irgendeiner Klippe geworfen. Ich habe es nicht darauf angelegt so schwer verletzt zu werden.“ „Das unterstelle ich dir auch nicht, aber ich finde, dass du in letzter Zeit ein wenig zu leichtsinnig bist…“ Aber sie beschließt es für heute dabei zu belassen und wechselt das Thema. „Sobald Kakashi endlich hier auftaucht und ihr für Sasuke gebürgt habt, könnt ihr gehen. Ich will, dass Sasuke vorerst bei dir wohnt.“ Und fügt den letzten Satz hinzu, als wäre es nicht einer der schwachsinnigsten Befehle, den sie je gegeben hat. „…“ Sakura starrt ihre ehemalige Sensei ungläubig an und auch Naruto und Sasuke, die es bis jetzt vorgezogen haben sich vorsorglich aus dem Streit der beiden Frauen rauszuhalten, sehen skeptisch zu der Hokage. Sakura fasst sich jedoch als erste und lehnt sich schlecht gelaunt in ihrem Stuhl zurück, ohne den Blick von Tsunade zu wenden. „Sagst du das, damit ich auf ihn aufpasse oder andersrum? Wenn du darauf hoffst, muss ich dich enttäuschen. Sasukes Anwesenheit wird nichts an meinem Leichtsinn, wie du es nennst, ändern und wie wir alle wissen bin ich auch nicht in der Lage ihn aufzuhalten, sollte ihm der Sinn danach stehen Konoha wieder zu verlassen.“ Ihre Stimme ist genauso gleichgültig wie ihr Blick, den Tsunade dieses Mal jedoch unnachgiebig erwidert. „Meine Gründe spielen keine Rolle, das ist ein Befehl, dem du zu folgen hast.“ Die talentierte Kunoichi grinst spöttisch und erhebt sich katzengleich aus dem Stuhl. „Natürlich.“ Sasuke verschränkt selbstgefällig die Arme vor der Brust. „Wer sagt eigentlich, dass ich hierbleiben will?“ Naruto und Sakura verdrehen synchron die Augen und wechseln einen Blick, der ihre Meinung zu dieser Reaktion wortlos zum Ausdruck bringt. Die blonde Sanin verschränkt ungeduldig die Arme, genervt davon, dass sie sich so spät am Abend noch mit diesem Kindergarten auseinandersetzen muss, statt sich in aller Ruhe ihrem wohl verdienten Sake zu widmen. „Sonst wärst du ja wohl kaum hier, oder? Ich dachte, ich erspare dir die Bitte um deine Wiederaufnahme, denn wenn wir warten würden bis du deinen Stolz überwunden hast, würden wir morgen früh noch hier stehen. Verdammt, warum kann Kakashi nicht einmal pünktlich sein?“ „Ich bin schon hier, Tsunade.“ Der erfahrene Shinobi tritt in diesem Moment durch die Tür in das Büro und sieht gelassen von dem obligatorischen Buch in seinen Händen auf. „Das wiedervereinte Team 7, hm? Hallo, Sasuke.“ Der Schwarzhaarige nickt seinem ehemaligen Sensei grüßend zu. „Kakashi.“ Der grauhaarige Shinobi klappt sein geliebtes Buch zu und wendet sich an die Hokage. „Ich nehme an, ich bin hier, weil du drei Bürgschaften brauchst, um ihn wieder aufzunehmen?“ Tsunade nickt genervt. „Gut, hiermit bürge ich, Kakashi Hatake, für Sasuke Uchiha, in dem vollen Wissen um seine begangenen Taten.“ Die Fünfte akzeptiert seine Worte mit einer gelangweilten Handbewegung und wendet sich an den grinsenden Naruto. „Ich, Naruto Uzumaki, bürge für Sasuke Uchiha, obwohl ich weiß was für ein Teme er sein kann!“ Sakura stöhnt genervt, bevor sie sich an Tsunade wendet. „Hiermit bürge ich, Sakura Haruno, für den S-Rang Nuke-nin Sasuke Uchiha, ehemals aus Konoha, für seine Wiederaufnahme und bin mir dabei über das potentielle Risiko, das seine Vergangenheit darstellt, vollends bewusst.“ Sie leiert den vorgeschriebenen Text für die Bürgschaft gelangweilt herunter und sieht dann abwartend zu Tsunade. Diese nickt zufrieden. „Gut, Sasuke Uchiha ab heute bist du wieder ein offizielles Mitglied des Dorfes Konoha, deine Probezeit beläuft sich auf ein Jahr, die Bedingungen kannst du nachlesen oder sie dir von Sakura erklären lassen. Außerdem erhebe ich dich hiermit in den Stand eines Jonin. Und jetzt verschwindet endlich!“ Ihre ehemalige Schülerin hat bereits die Türklinke in der Hand. „Wir sind schon weg!“ Vor dem Haupteingang wartet sie mit ungeduldig verschränkten Armen auf die drei Männer. Kakashi, die Nase längst wieder in seinem Buch vergraben, hebt jedoch lediglich die Hand in einem stummen Gruß und verschwindet im selben Moment. Sakura schüttelt kurz missbilligend den Kopf, bevor sie sich an Naruto wendet. „Morgen, wie immer?“ Der Blonde nickt bestätigend, doch das Grinsen, das seine Lippen verzerrt, lässt seine Teamkollegin Böses ahnen. „Aber nicht, dass ihr beide mir heute Nacht irgendwas anstellt – Au!“ Noch bevor er seinen Satz beendet hat, hat er sich erneut eine saftige Kopfnuss von seiner besten Freundin eingefangen. Ohne den Blondschopf noch eines Blickes zu würdigen, dreht sie sich um und geht. „Saku-chan, weißt du, dass das bei deiner Stärke immer ganz schön weh tut?“ „Das ist der Sinn der Sache, Baka“, kommt die gleichgültige Antwort aus 20 Metern Entfernung. Sasuke, der seiner ehemaligen Teamkollegin wortlos gefolgt ist, mustert sie neugierig von der Seite. „Ich muss zugeben, ich hatte mir das Ganze schwieriger vorgestellt.“ Sakura blinzelt einen Moment perplex, sichtlich verdutzt von der Tatsache, dass er tatsächlich von sich aus das Wort an sie gerichtet hat. „Was?“ „Zurückzukommen.“ Ihr Atem stockt für einen Moment in ihrem Brustkorb und das hat nicht das Geringste mit ihrer frisch geheilten Verletzung zu tun. Die begabte Medic-nin schneidet eine genervte Grimasse, um genau diesen Umstand zu kaschieren. „Du kennst Tsunade noch nicht. Sie ist die begabteste Medic-nin, die das Ninja-Reich je gesehen hat und meine Ausbildung bei ihr hat mich in jeder Hinsicht bereichert. Und solange du an deinem Gehör hängst, solltest du sie niemals wütend machen. Aber sie ist auch spielsüchtig und sakeabhängig und du wirst es nie erleben, dass sie sich mehr Arbeit aufbürdet, als unbedingt nötig. Glaub mir, unter ihr zu arbeiten, ist ein Abenteuer für sich. Die Tatsache, dass sie mal eben beschlossen hat, dass du für unbestimmte Zeit bei mir wohnen wirst, ist längst nicht der dämlichste Befehl, den sie je gegeben hat. Und außerdem weiß jeder, dass es reine Zeitverschwendung wäre, dich zu verhören. Es ist nicht unbedingt ein Geheimnis, dass man aus dir nicht einmal eine vernünftige Begrüßung herausbekommt.“ Sie hat ihren Vortrag vollkommen emotionslos heruntergeleiert und in ihrem Rücken runzelt der dunkelhaarige Clanerbe ungesehen die Stirn. „Wir sind da.“ Sasuke mustert Sakuras Elternhaus ein wenig überrascht, bevor er ihr durch die Haustür in den Flur folgt, wo er erneut überrascht inne hält. Sakura tut, als würde sie sein Zögern nicht bemerken und bedeutet ihm ihr zu folgen. „Das hier ist das Wohnzimmer, dahinter die Küche, dort drüben befindet sich ein Bad. Die Waschmaschine steht im Keller. Das Gästezimmer ist deins, wenn das für dich in Ordnung ist.“ Der dunkelhaarige Clanerbe nickt stumm und folgt ihr schweigsam über die Treppen in das obere Stockwerk. „Das Zimmer auf der linken Seite ist meins, daneben ist das zweite Bad, ein Raum, den wir noch nie wirklich benutzt haben und… das Schlafzimmer meiner Eltern.“ Ihm ist das Zögern in ihrer Stimme keineswegs entgangen und auch, dass sie es offensichtlich vermeidet ihn anzusehen, veranlasst ihn dazu sie wachsam zu mustern. Die schöne Jonin seufzt resignierend. „Du wirst es ja eh erfahren: Als ich mit 15 gerade mitten in meiner zweiten Chunin-Auswahlprüfung war, sind meine Eltern nach Suna aufgebrochen, um entfernte Verwandte von uns anlässlich einer Hochzeit zu besuchen. Sie sind nie dort angekommen, weil sie auf halbem Weg von Räubern überfallen und beide ermordet wurden.“ Das Stocken in ihrer Stimme ist die einzige Regung, die ihre Gefühle verrät; ihre Miene bleibt vollkommen ausdruckslos. „Meine Eltern hatten keinerlei Ninja-Ausbildung und waren auch nie wirklich glücklich darüber, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe, den sie für viel zu gefährlich hielten.“ Während sie spricht, nehmen ihre Augen dieselbe kalte Härte an, die ihm jeden Tag begegnet, wenn er in den Spiegel sieht. Aber in den feinen Gesichtszügen seiner ehemaligen Teamkameradin wirkt sie ausgesprochen fehl am Platz. „Du hattest Recht, als du sagtest, ich könnte dich nicht verstehen. Damals konnte ich es nicht. Ich habe das Jahr nach dem Tod meiner Eltern damit verbracht zu trainieren, bis ich mit 16 aufgebrochen bin, um die Mörder meiner Eltern zu finden.“ Sie sieht nachdenklich aus dem Fenster. „Ich kann nicht sagen, dass mich die Rache glücklich gemacht hat, aber ich glaube, wenn ich es nicht getan hätte, könnte ich niemals darüber hinwegkommen. Außerdem konnte ich sie nicht einfach weiter morden und plündern lassen. Sie waren genauso wie diese Typen, die ich vorher getroffen habe…“ „Fühlst du dich schuldig deswegen?“ Sie sieht überrascht zu ihm auf und verrät, dass sie vermutlich nicht damit gerechnet hat, dass er überhaupt etwas dazu sagen würde. „Nein. Ich frage mich nur manchmal, ob ich es irgendwie hätte verhindern können. Aber ich schätze, das was-wäre-wenn-Karussell ist dir nur allzu vertraut.“ Er sagt nichts dazu und sie weiß selbst nicht, was sie zu ihrer nächsten Aussage veranlasst. „Naruto sagt, dass ich mich seitdem verändert habe. Und manchmal, sagt er, erinnere ich ihn an dich.“ Sie spürt wie sich seine Haltung bei ihren Worten schlagartig ändert und sieht erneut zu ihm. Seine dunklen Augen mustern sie ausdruckslos. „Du weißt hoffentlich, dass das nicht gerade ein Kompliment ist.“ Die junge Kunoichi zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und für einen Moment sehen sie sich stumm in die Augen. Dann unterbricht Sakura den Blickkontakt, indem sie sich zur Seite dreht und scheinbar gleichgültig mit den Schultern zuckt. „Stimmt, ich habe schon bessere bekommen. Jedenfalls gehe ich jetzt duschen“, sie zupft naserümpfend an ihrem blutverschmierten Oberteil. „Solltest du das auch vorhaben, im unteren Bad liegen Handtücher.“ „Hn.“ Die Türklinke bereits in der Hand, zupft ein Grinsen an ihren Lippen. „Ich habe mich schon gefragt, wann ich das zum ersten Mal wieder zu hören bekommen würde.“ Aber weil sie sich nicht umdreht, kann er es nicht sehen. „Gute Nacht, Sasuke.“ Dann schließt sie die Tür hinter sich. „Gute Nacht, Sakura.“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)