Finera - Path of Ice von Kalliope (Milas Geschichte) ================================================================================ Kapitel 10: Trainer wider Willen und unerwartete Hilfe ------------------------------------------------------ Schwester Joy tippte mit einem breiten Lächeln auf ihrer Tastatur herum. Sie freute sich, dass ich eine Trainer ID beantragen wollte, als würde sie mich persönlich kennen und sich wirklich dafür interessieren. Eine ganze halbe Stunde lang waren wir nun schon mit der Anmeldung beschäftigt, denn sie tippte in etwa so schnell wie ein Kokuna laufen konnte, plapperte munter vor sich hin und überwarf sich beinahe mit Tipps für angehende Trainer, obwohl ich ihr mehrfach versichert hatte, dass ich mich genug auskannte, um nicht über die nächstbeste Klippe zu springen oder direkt in ein Bibor-Nest zu stechen. Schließlich drehte sie den Bildschirm zu mir um, ließ mich schnell alle Daten überprüfen und nachdem ich sie abgenickt hatte, drückte sie Enter. Hinter ihr sprang ein spezieller Drucker an, der mir eine frische Lizenz ausstellte, inklusive Foto. „Fehlt nur noch dein erstes Pokémon, Liebes“, flötete sie gut gelaunt. „Möchtest du, dass ich dir ein Busticket nach Waldhausen buche, damit du zu Professor Sages Labor gehen kannst?“ „Nein danke“, erwiderte ich ebenso zuckersüß und knallte Bisasams Pokéball auf die Theke. „Ich bin bestens versorgt.“ „Wundervoll!“ Sie nahm den Ball, ging zu dem Scanner, der an die Heilmaschine angeschlossen war, und wartete mit wippendem Fuß und ebenso wippenden Haaren, bis auf dem Bildschirm die Daten zu Bisasam auftauchten. „Ich werde es dir direkt in deinem Trainerprofil eintragen, Liebes.“ „Dankeschön.“ Also wieder eine halbe Ewigkeit warten. In der Zwischenzeit wandte ich mich zu Quinn, der auf der Theke ein Heft von Doktor Joy gefunden hatte. Band 42, Pokéball der Liebe. Ich wusste genau, um was für zwei üppige Pokébälle es da ging. Mit hochrotem Kopf blätterte Quinn darin herum, legte es aber sofort zurück, als er bemerkte, dass ich ihn erwischt hatte. „Wenn dir die Hefte gefallen, kann ich dir gerne aushelfen. Zu Hause habe ich alle bisher erschienenen Ausgaben.“ „N-nein danke, das ist wirklich nicht nötig“, stotterte er. Ich legte prüfend den Kopf schief, wechselte dann aber das Thema und sprach leise, damit Schwester Joy mich nicht hören konnte. „Ich wollte niemals selbst eine Trainerin sein und jetzt stehe ich hier, habe eine ID beantragt und lasse dein Bisasam illegalerweise auf mich registrieren.“ Quinn sah nachdenklich aus. „Das heißt, ich kann es nicht in offiziellen Kämpfen benutzen?“ „Doch, weil wir es bei der nächsten Gelegenheit auf dich umschreiben lassen werden. Bisasam ist ein sehr praktisches Pokémon, da hat Katie absolut mit Recht gehabt. Wir sagen einfach, es mag dich lieber als mich und in der Zwischenzeit besorgen wir irgendein Pokémon, das du nicht im Kampf benutzen möchtest.“ „Okay, einverstanden.“ „Liebes?“ „Jaha?“ Schwungvoll drehte ich mich zu Schwester Joy um, die mir Bisasams Ball zurückgab. „Möchtest du deinem Bisasam einen Spitznamen geben?“ „Aber natürlich“, antwortete ich, noch ehe Quinn etwas sagen konnte. „Karl-Günther.“ Quinn starrte mich entsetzt an. „Ich nenne Bisasam auf gar keinen Fall Karl-Günther!“ „Na wie gut, dass es auch mein Bisasam ist.“ Eine kleine Rache dafür, dass ich wegen ihm nun eine Trainerin wider Willen war, war doch wohl angemessen. Wütend presste er die Lippen aufeinander. Verwirrt sah Schwester Joy zwischen uns hin und her, lächelte dabei verlegen und lachte dann leise. „Oh, ein Witz!“ Eifrig stimmte ich ihr zu. „Ja, genau, ein Witz. Quinn und ich albern gerne herum.“ „Natürlich, das hätte ich mir gleich denken können“, sagte die Joy. „Karl-Günther, so nennst du dein Bisasam natürlich nicht. Es ist schließlich weiblich.“ „Weiblich?“, erwiderten wir beide wie aus einem Mund. Als Schwester Joy mich abwartend ansah, fiel mir auch direkt der nächste Name ein. „Gut, wenn das so ist, dann soll sie Rita heißen.“ „Rita“, wiederholte Joy, tippte den Namen in ihren Computer ein, drückte erneut auf Enter und reichte mir direkt im Anschluss meine frischgedruckte Trainer ID. „Rita also“, sagte Quinn trocken und riss mir förmlich den Pokéball aus der Hand, kaum dass wir den Anmeldebereich hinter uns gelassen hatten. „Du hättest dich wenigstens mit mir absprechen können. Ich hätte ihr einen schöneren Namen gegeben.“ „Sei froh, dass ich sie nicht Waltraud oder Edelgard genannt habe.“ Er streckte mir genervt die Zunge raus, doch in seinen Augen lag ein freudiges Leuchten, während er Ritas Pokéball eng an seine Brust drückte. *** Auch wenn Quinn darauf brannte, gleich wieder zum Rand des Eichwalds loszuziehen, um sich erneut bei der Jagd auf Vogelpokémon zu versuchen, hielt ich ihn davon ab. Wir hatten zwei Pokémon, was ausreichend war, um auf dem Sandplatz hinter dem Pokémon-Center ein wenig zu trainieren. Schnell stellte sich heraus, dass Quinn in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen Trainerkampf mit Fee gemacht hatte. In den Straßen von Saffronia City hatten sich zwar häufig Trainer aufgehalten, aber für ihre Kämpfe und das Training waren sie entweder in dunkle Seitengassen oder an den Stadtrand ausgewichen, um keinen Ärger zu bekommen. Den Adleraugen seiner Mutter war es zu verdanken, dass Quinn natürlich nie dort gewesen war, wo sich die Trainer aufgehalten hatten – ganz zu schweigen von der Arena und dem Kampf-Dojo, die beide kurzerhand zur verbotenen Zone erklärt worden waren. Ich fand, dass es die beste Methode war, ihn einfach ins kalte Wasser zu schmeißen. Nachdem ich mir Quinns ComDex geborgt hatte, um Ritas Level und ihre Attacken zu überprüfen, nickte ich ihm zuversichtlich zu und positionierte mich mit dem Bisasam an dem einen Ende des Übungsplatzes hinter dem Pokémon-Center, während Quinn am anderen Ende Stellung bezog. „Tu einfach so, als würdest du mich nicht kennen und unbedingt gegen mich gewinnen wollen“, riet ich ihm. Er wirkte unsicher und warf sowohl Bisasam als auch Feelinara immer wieder prüfende Blicke zu. „Was ist?“ „Ich möchte nicht, dass sich jemand verletzt.“ „Aber das gehört zum Pokémonkampf dazu, Quinn. Pokémon sind viel stärker als wir Menschen, sie stecken viel mehr weg und wenn sie sich verletzen, heilen ihre Körper schneller als unsere. Abgesehen davon sind wir keine zwanzig Meter von Schwester Joy entfernt. Wenn du wirklich um die Orden kämpfen willst, wirst du um Kämpfe gegen andere Trainer nicht drum herum kommen. Nur so werden deine Pokémon langfristig stärker werden.“ „Also schön.“ Er atmete tief durch und gab den ersten Befehl. „Fee, halt dich bereit, Ritas Attacken auszuweichen.“ Ich stieß die Luft in einem Stoß wieder aus. „So funktioniert das nicht. Ausweichen ist eine Taktik, die du benutzen kannst, wenn du die Basisangriffe beherrschst. Lass Fee angreifen und wenn der Kampf seine eigene Dynamik entwickelt, kannst du sie immer noch defensiv einsetzen.“ Er sah mich ratlos an. „Gut, dann fange ich an. Rita, Rankenhieb.“ Das kleine, grüne Pokémon mit den dunkelgrünen Flecken sprang vergnügt einen knappen Meter nach vorne. Aus den Seiten seiner noch verschlossenen Rückenknospe schoss eine dicke, feste Ranke hervor, die Rita einmal wie eine Peitsche knallen ließ, ehe sie sie auf Fee zuschnellen ließ. Fee sprang nach oben und wich damit aus, doch in diesem Augenblick raste die zweite Ranke wie aus dem Nichts hervor, umfasste Fees Vorderbeine und schleuderte das Feenpokémon zu Boden. „Fee!“ „Ihr geht es gut, Quinn.“ Sein Mund klappte wieder zu, dann nickte er mir mit blassem Gesicht zu. „Los, Tackle!“ „Heuler“, sagte ich gelassen. Während Fee auf Rita zulief, zerriss das Bisasam mit seinem hohen Heuler die Luft und schwächte damit Fees Angriff. So ging es noch einige Male weiter. Beide Pokémon waren auf etwa demselben Niveau, doch durch den nun dreimal geschwächten Angriff machte Fees Tackle fast keinen Schaden mehr. Ritas Tackle hingegen beendete den Kampf. Quinn sah ziemlich enttäuscht aus und schwieg, bis wir die beiden Pokémon von Schwester Joy hatten heilen lassen. „Sollen wir noch eine Runde kämpfen?“ „Nein, das reicht für heute.“ Aufmunternd klopfte ich ihm auf die Schulter. „Bis zum Abendessen kannst du dir ein paar der Ratgeber durchlesen, die im Aufenthaltsraum stehen. Ich muss noch mit meiner Mutter telefonieren. Wir treffen uns dann beim Abendessen wieder.“ „Alles klar.“ *** Ich hatte mit einem Donnerwetter gerechnet, doch stattdessen strafte meine Mutter mich mit eisigem Schweigen. Ihr Antlitz flackerte auf dem Bildschirm des Bildtelefons starr vor sich hin. Nur hin und wieder blinzelte sie, schnaubte oder fuhr mit dem manikürten Zeigefinger die Linie ihrer blonden Haare nach. Es dauerte eine ganze Minute, ehe sie aus dem Schnauben heraus Wörter formte. „Mila Mayham, was hast du dir dabei gedacht!“ Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich fragte mich, ob ihr womöglich wirklich etwas daran lag, wie es mir ging. Ob sie sich ehrliche, ernsthafte Sorgen um mich machte. Stattdessen hielte sie nun meinen vollen Terminkalender in die Kamera. „Siehst du das? Siehst du das?“ Mit der freien Hand griff sie nach einem Rotstift und kritzelte wütend Kreise und Striche in den Kalender. „Das sind alles Termine, die ich wegen deiner kleinen Aktion verschieben oder komplett absagen musste. Ist dir klar, dass ein halbes Vermögen an dir hängt? Komm sofort zurück, Mila. Sofort!“ Ich atmete tief durch, straffte die Schultern und nahm meinen ganzen Mut zusammen. „Nein, ich komme nicht zurück. Ich arbeite hier an etwas Großem.“ Als sie nicht sofort reagierte, nutzte ich den Augenblick aus und fügte hinzu: „Quinn Ikarus ist Trainerneuling und ich werde ihn unter meine Fittiche nehmen. Ich zeige ihm, wie man ein guter Trainer wird. Das dokumentiere ich natürlich alles ausführlich. Vielleicht könnte man eine wöchentliche Kolumne bei der Zeitung daraus machen?“ Noch immer keine Widerworte, nur strafende, prüfende Blicke. Ich musste ihr mehr liefern, jetzt, wo ich für einen Moment ihre Aufmerksamkeit hatte. „Es wird ein exklusiver Bericht, hautnah an den Leiden eines Trainers. Viel Emotionen, alle Hochs und Tiefs, kommentiert von Mila Mayham, der berühmten Kommentatorin der Arena-Kämpfe aus Kalos.“ Meine Mutter schnaubte und spitzte die Lippen. Dann antwortete sie: „Die Idee ist nicht verkehrt, aber das kannst du nicht einfach ohne mich entscheiden. Wir müssen so etwas planen. Du brauchst Werbepartner, die dich mit Kleidung und Accessoires ausstatten. Außerdem musst du im Fernsehen präsent bleiben, damit die Leute dich weiterhin vor Augen haben. Das erfordert regelmäßige Interviewtermine. Und dieser Quinn – taugt er was? Wir können keine Niete gebrauchen.“ „Ja, ich glaube an ihn“, antwortete ich sofort. „Zu Zeiten der Pokémon-Liga musst du natürlich trotzdem nach Kalos kommen und deine Sendung moderieren. Das ist das Mindeste.“ Meine Mutter hörte mir gar nicht mehr richtig zu und zählte weiter auf, was alles zu erledigen war. Nach einigen Minuten unterbrach ich sie. „Stopp!“ Genervt sah sie von ihrem Notizblock auf. „Was? Habe ich etwas vergessen?“ „Nein, aber so will ich das nicht. Ich will diesen Zwang nicht haben. Der Vertrag für die neue Saison ist doch sowieso noch nicht unterschrieben und dabei bleibt es auch.“ Ihre aufkommenden Proteste unterband ich, indem ich die Hand hob. „Meine Entscheidung steht. Du bist meine Managerin und es ist deine Sache, wie du den Produzenten erklärst, dass sie diese Saison auf mich verzichten müssen. Aber ich brauche diese Auszeit, um herauszufinden, was ich wirklich will. Das musst du akzeptieren.“ Einige Sekunden herrschte Stille, dann brach sie in ein hysterisches Lachen aus. „Mila! Du kannst keine Sinnkrise kriegen, wenn wir kurz davor sind, einen millionenschweren Werbedeal für deine Sendung an Land zu ziehen!“ Ich seufzte. „Doch. Das kann ich. Ich bin nur die Moderatorin. Es geht in der Sendung nicht nur um mich, sondern auch um die jungen Trainertalente. Es tut mir leid, Mama. Ich melde mich wieder bei dir, wenn ich den ersten Teil meines Berichts über Quinn fertig habe.“ Dann drückte ich trotz ihrer lautstarken Proteste auf den Aus-Knopf und beendete damit die Unterhaltung. Eine Weile starrte ich mit klopfendem Herzen auf den schwarzen Bildschirm, ehe ich mich erhob, meine Kleidung glatt strich und dem Bildtelefon den Rücken kehrte. Sie hatte nicht zurückgerufen. Sie hätte noch einmal versuchen können, mich davon abzuhalten. Sie hätte zeigen können, dass ich ihr etwas bedeute. Aber das hatte sie nicht. *** In der Lounge des Pokémon-Centers neben dem Eingangsbereich wartete ich auf Quinn, weil wir zum Abendessen verabredet waren. Zu dieser Jahreszeit war nicht viel los, deshalb verwunderte es mich auch nicht, dass ich alleine war, bis ein Mann mittleren Alters das Pokémon-Center betrat, kurz mit Schwester Joy redete und sich dann ebenfalls in den Lounge-Bereich setzte. Wir grüßten uns mit einem kurzen Kopfnicken, dann blätterte jeder von uns in eigenen Zeitschriften herum. Ich schaute auf, als Quinn schwungvoll die Treppe herunter ging, hob die Hand zu einem Gruß und verharrte mitten in der Bewegung, als ich sah, wie sich sein Gesicht versteinerte. Quinn wurde schlagartig aschfahl und blieb am unteren Treppenabsatz stehen, die Hand krampfhaft um das Geländer gelegt. Der Mann mir gegenüber stand lächelnd auf, legte die Zeitschrift bei Seite und fixierte Quinn mit seinen stahlgrauen Augen. „Hallo, mein Sohn. Du hast ein ganz schönes Chaos angerichtet. Deine Mutter ist außer sich.“ Mir fiel beinahe die Kinnlade runter. Ungläubig starrte ich zwischen Quinn und dem Mann – seinem Vater – hin und her. Wir hatten uns so viel Mühe gegeben, um seine Mutter abzuschütteln, und nun tauchte sein Vater hier wie aus dem Nichts auf? Als Quinn endlich nach einigen Sekunden die Kraft besaß, um sich von dem Geländer zu lösen, trottete er mit hängenden Schultern zu uns herüber, schluckte schwer und ließ sich kraftlos in den Sessel neben mir sinken. Sein Vater folgte jeder seiner Bewegung, doch am Ende ruhte sein Blick auf mir und er kombinierte schnell. „Dann bist du also das Mädchen, das Quinn in dieses Abenteuer hineingerissen hat?“ „So würde ich das nicht sagen …“, stotterte ich und fühlte mich zum ersten Mal sein langer Zeit wirklich sprachlos und unangenehm in meiner Haut. Er streckte mir noch immer freundlich lächelnd die Hand hin. „Anselm Ikarus, Quinns Vater. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, …?“ „Mila“, beantwortete ich die offene Frage und zuckte kaum merklich zusammen, als er meine Hand mit einem kräftigen Händedruck zusammendrückte. Dann ließ er mich wieder los. „Mila“, wiederholte er nickend. „Gut.“ Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand. „Judith wird auch bald eintreffen, deshalb würde ich gerne vorher ein paar Sachen geklärt haben. Quinn, ich weiß, wie sehr du ein Trainer sein möchtest. Ich hatte gehofft, dass dir der Urlaub zu neuem Selbstbewusstsein helfen würde, aber ich habe nie damit gerechnet, dass du auf so eine energiegeladene junge Dame triffst, die es vermag, dich aus deiner Lethargie zu reißen.“ „Meine … was?“ Quinn starrte seinen Vater an. Ich ebenfalls. Sein Vater schmunzelte und rieb sich über den Dreitagebart. „Deine Mutter ist krank vor Sorge um dich, wie üblich, deshalb wollte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es die richtige Entscheidung ist, dich einfach machen zu lassen.“ Als keiner von uns etwas darauf erwiderte, sondern wir nur gespannt die Luft anhielten, fuhr er fort: „Deine Mutter hat … Probleme. Ich weiß, dass du es weißt. Sie steigert sich zudem viel zu sehr in ihre Angst um dich hinein. Es tut mir sehr leid, dass ich ihr kein besserer Mann sein kann, aber vielleicht kann ich nun zumindest ein guter Vater für dich sein. Ich erlaube dir, diese Region zu bereisen, aber unter drei Bedingungen.“ „Alles“, wisperte Quinn, „ich mache alles, was du willst.“ Seine Augen leuchteten. „Erstens: Ich möchte, dass du dich regelmäßig bei uns meldest und wir mindestens einmal in der Woche aus einem Pokémon-Center miteinander videotelefonieren. Zweitens: Du nimmst jeden Tag deine Medizin, lässt dich wie gehabt einmal im Monat bei einem Arzt im Krankenhaus durchchecken und sobald sich dein gesundheitlicher Zustand verschlechtert, kommst du umgehend zurück nach Hause. Und drittens: Du reist nicht alleine.“ Quinn drehte sich sofort zu mir um. „Mila, ich … Würdest du … mich begleiten?“ „Das hatten wir doch schon geklärt“, erwiderte ich. „Ja, ich komme mit und wenn sich daran etwas ändern sollte, finden wir jemand anderen für dich.“ Sein Vater wirkte zufrieden und streckte die Schultern durch. „Dann ist alles geklärt. Ich möchte euch nicht länger aufhalten, zumal ich heute Nacht noch zurückreisen muss.“ „Was ist mit Mama?“ „Deine Mutter werde ich unterwegs aufgabeln und mit nach Hause nehmen. Mach dir darüber keine Sorgen, Quinn. Wenn du etwas brauchst, sag mir einfach Bescheid. Ich möchte, dass du endlich anfängst, dein Leben zu leben, und wenn du dafür erst ein Pokémontrainer werden musst, dann ist das so.“ Sein Abschied fiel kurz, aber herzlich aus. Er zog Quinn in eine feste Umarmung, klopfte mir auf die Schulter und stapfte dann zurück in den Schnee hinaus. Quinn saß noch immer auf dem Sessel und verarbeitete das, was gerade geschehen war. Schließlich verzogen sich seine Lippen zu einem breiten, freudigen Grinsen. „Ich bin frei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)