nectere von KakashiH ================================================================================ 06 giving up ------------ ―—————————————————————————―—————————————————————————   06 giving up   ―—————————————————————————―————————————————————————— Die Besuche im nectere waren zu etwas geworden, was Severus gerne tat. Fast schon wie ein Ritual, eines welches er ganz aus freien Stücken gewählt hatte. Dennoch war etwas anders.   Der junge Mann, der es ihm so angetan hatte, war weniger ein Teil in seinem Leben. Ganz gleich wie sehr Severus sich nach diesem verzehrte, seine Entscheidung hatte er ohne irgendwelche Schlupflöcher gefällt. Das ging einfach nicht. Nach so vielen Jahren in denen Abhängigkeiten eine zu große Rolle in seinem Leben gespielt hatten, wollte er nie wieder in eine derartige Situation gleiten, auch dann nicht, wenn sie Entspannung, einen sehr angenehmen Gesprächspartner und verdammt guten Sex für ihn bedeutete. Severus konnte da einfach nicht anders, als selbst dafür zu sorgen, dass Kontakte zu einem Minimum runtergestuft wurden.   Was er mehr schlecht als recht hinbekam, wenn er ehrlich mit sich war. Am Anfang war es fast schon ein leichtes gewesen, dem jungen Mann nicht zu begegnen. Er musste seine Tage in dem Club nur auf den Tag legen, wo dieser generell eher nicht da war. Nur leider hatte er da die Rechnung ohne den anderen Mann gemacht, der letztendlich seine Gewohnheiten verändert hatte. Seit dem war es wie ein Tanz, während Severus ständig den Tag wechselte, wo er das nectere besuchte, schien der andere Mann ihm nachzulaufen. Meistens blieb ihm da nur die Flucht, auch weil der Andere besser darin zu werden schien, sich für den richtigen Tag zu entscheiden.   Es hatte Tage gegeben, wo Severus sich gefragt hatte, ob ein Zauber der Grund war. Mit Magie war bekanntlich nahezu alles machbar, warum also nicht auch, den richtigen Moment herauszubekommen, wo er selbst anwesend war? Dazu musste er ja nicht einmal seinen Namen wissen, oder sonst irgendetwas. Vermutlich reichten schon Formulierungen, die sicherstellten, dass man die Person traf, die man sehen wollte, egal wie wenig man auch von dieser wusste. Es ärgerte Severus, seit dem der Mann ihn mehr und mehr zu treffen schien, war es an ihm immer neue Tage zu wählen, neue Zeiten und teilweise seine Besuche ganz sein zu lassen. Denn mehr wie sofort wieder zu gehen blieb ihm nicht.   Zugeben musste er aber auf jeden Fall, dass dieser Mann nicht aufzugeben schien. Er wurde es nicht müde bei jedem ungewollten Aufeinandertreffen zu versuchen näher zu kommen, was Severus nur weiter ärgerte. Aber tief in sich wusste er auch, dass das nicht der wahre Grund für seinen Ärger war, was nur weiter das anstachelte, was seinen Ärger heraufbeschwor. Es war wirklich zum verrückt werden.     ***     Hogwarts’ Direktor schaffte es – entgegen seiner eigenen Ansicht – das Schuljahr bis zu den Weihnachtsferien unbeschadet zu überstehen. Nicht nur was das Leben in den alten Gemäuern anbelangte, sondern auch in Bezug auf einen gewissen jungen Mann, der ihm auch nach gefühlten Jahren – was in Wirklichkeit nur gute fünf Monate waren – nicht mehr aus dem Sinn ging. Er begrüßte es, als die meisten Schüler endlich ihre Taschen packten und für einen Besuch über die Feiertage den Zug bestiegen und damit vor allem aus seinem Blickfeld verschwanden.   Die Weihnachtszeit war auf Hogwarts eine sehr ruhige Angelegenheit. Es gab nur sehr wenige die in dieser Zeit es nicht vorzogen zurück zu fahren, oder nicht die Gelegenheit hatten. Und alles was Severus an Pflichten zu erfüllen hatte, war zu den Mahlzeiten aufzutauchen und – in seinen Augen – leider auch am Weihnachtstag. Minerva hatte die Tradition am Leben erhalten, auch wenn der Magier keine Probleme damit hätte, Weihnachten erst einmal ganz abzuschaffen. Im Gegensatz zu so mach anderen um ihn herum hatte er keinerlei Bezug zu diesem Fest. Er hatte nie einen gehabt, wenn man einmal von seiner frühsten Kindheit absah. Aber gerade in den Jahren als junger Erwachsener hatte er immer weniger den Sinn gesehen, ein besinnliches Fest zu feiern. Er wusste, das lag nicht nur an der Aufgabe, die er damals zu erfüllen gehabt hatte. Auch nicht an dem Mangel von Freunden oder gar einer Familie. Severus war einfach erwachsen geworden und das Fest hatte damit sich zu einem Konsumorientierten Event gewandelt.   Generell hatte er irgendwann begonnen, diese Tage alleine zu verbringen. Meistens in Spinner’s End, einem der wenigen Orte, an dem er nicht vorgeben musste, etwas oder jemand zu sein, der er nicht war. Aber in diesem Jahr verhielt es sich doch etwas anders.   Die Weihnachtsfeiertage hatte Severus noch schlechtere Laune gehabt wie sonst eh schon, wobei der Grund erneut gewesen war, dass er seine Gedanken absolut nicht disziplinieren und seine Gefühle nicht kontrollieren konnte. Diese Erkenntnis hatte einen wirklich bitteren Nachgeschmack. War er es nicht gewesen, der Potter genau das vorgeworfen hatte? Damals, als es um den Okklumentikunterricht gegangen war? Vergessen hatte er diese Tatsache keinen Tag, alles was Harry anbelangte schwebte seit jeher wie ein Damoklesschwert über seinen Kopf. Der Junge war die Inkarnation seiner Reue, seiner Schuld und auch seiner absoluten Treue.   Aber darum ging es nicht. Es ging um die Tatsache, dass Severus über ein Jahrzehnt lang sich stets unter Kontrolle gehabt hatte. Sowohl was seine Gedanken anging, als auch seine Gefühle. Es war überlebenswichtig gewesen und nun reichte ein junger Mann, den er nicht einmal richtig kannte und ein paar Nächte erfüllenden Sex, um sein ganzes Grundgerüst zum Einsturz zu bringen.   Die Weihnachtstage war Severus somit in Gedanken und Emotionen versunken. Er hatte es nicht geschafft die unliebsamen Gedanken an die wirklich angenehmen Nächte zu beseitigen, was ihn in den klaren Zweifel stürzte, was genau er eigentlich tat.   Ein Fakt war einfach, dass er spürte, dass diese Nächte mehr Bedeutung bekamen als gut für ihn war. Severus wehrte sich mit allem dagegen und zeitgleich war ihm absolut bewusst, dass er im Grunde einen Kampf kämpfte, den er nicht gewinnen konnte. Er wollte mehr von diesen Gefühlen, es ging dabei eben nicht nur um Sex, er fühlte sich einfach mehr und mehr zu diesem fremden, jungen Mann hingezogen. Und er spürte einfach, dass er damit nicht alleine war, was die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer machte.   Wie sollte er standhaft bleiben, wenn die Erfüllung seiner derzeitigen Wünsche nahezu auf ihn wartete?! So gut Severus sich bisher durch sein Leben geschlagen hatte, diese Situation überforderte ihn unheimlich. Einerseits wollte er nachgeben und andererseits war ihm viel zu bewusst, dass er sich damit erneut abhängig machte. Ganz gleich, ob es einen ganz anderen Charakter wie in der Vergangenheit hatte, er konnte das einfach nicht zulassen.   Die Feiertage vergingen und das neue Jahr wurde eingeläutet, was bereits bald in dem Ende der Ferien überging und damit auch Severus’ Geburtstag auf den Plan brachte. Die Gedanken die in ihm kreisten hatten allerdings noch kein Ende genommen. Ganz im Gegenteil.   Im Grunde war Severus sich bewusst, dass er sich nur selbst im Wege stand und dass dieses eigentlich kaum notwendig war. Wo lag das Problem, dass er annahm was er bekommen konnte, dabei aber die Kontrolle nicht abgab? Er sah doch mit jedem Besuch, dass der Mann nicht abgeneigt war, ihm auch weiter die Chance zu geben. Er selbst konnte immerhin klar behaupten, dass er einen Teufel tun würde und jemanden nachlaufen, der ihm so extrem und offensichtlich versuchte aus dem Weg zu gehen. Schließlich hatte der Fremde es versucht und wenn er ihm zu nahe gekommen war, hatte Severus ihn mit fadenscheinigen Ausreden abgespeist und schnell das Weite gesucht.   Das traurigste dabei war aber wohl, dass Severus seit dem niemanden körperlich an sich ran gelassen hatte. Er wusste, dass es vermutlich an den verdammten Masken lag, aber jeder sah neben dem jungen Menschen den er einige Male gekostet hatte einfach nur blass aus. Severus leugnete ja auch kein Stück, dass der junge, muskulöse Körper ihn anmachte, genauso wie die Willigkeit, ihm ganz die Führung zu überlassen, auch wenn er hin und wieder selbst genossen und den Anderen hatte machen lassen.   Alles in allem war es perfekt wie es gelaufen war. Warum also hatte er das Gefühl hier in eine Falle zu treten, die ihn erneut in eine Lage brachte, in die er sich nie wieder begeben wollte? Er konnte es nicht einmal sich selbst gegenüber erklären, seine Emotionen nicht in klare Worte fassen, mit denen er arbeiten könnte. Und das Schlimmste, das Verlangen welches er mit jedem nicht verhinderten Aufeinandertreffen empfand schien deutlich anzusteigen.   Natürlich, wer einmal eine verbotene Frucht gekostet hatte, mochte diese nicht mehr missen. Es lag in der Natur eines Menschen an Dingen festhalten zu wollen die einem gefielen und was er und dieser fremde junge Mann teilten gefiel ihm eindeutig.   Seinen Geburtstag verbrachte er letzten Endes im nectere, auch wenn er an diesem Abend nicht in die unangenehme Lage kam frühzeitig wieder verschwinden zu müssen. Seine kleine Besessenheit zeigte sich an diesem Abend nicht. Severus sollte deswegen froh sein, was er aber eher empfand war Unzufriedenheit. Severus wusste selbst wie unausgeglichen und widersprüchlich seine Empfindungen waren, ändern konnte er es aber auch nicht.   Der Abend wurde trotz allem dennoch zu einem entspannendem Event. Severus unterhielt sich gut und verschwand letzten Endes recht ausgeglichen in sein eigenes Bett, auch wenn er nicht unterdrücken konnte, die fehlende Befriedigung selbst zu erfüllen, mit klaren Gedanken an jenen, den er gleichzeitig eng an sich ziehen und möglichst weit von sich weg schieben wollte.     ***     Trotz Severus’ ständig wechselnder Laune pendelte sich in den nächsten Wochen und Monaten ein recht ausgeglichenes Klima in Hogwarts ein. Severus ging eindeutig in seiner Arbeit auf und nahm selbst die unliebsamen Kinder gelassener auf, die mit Streichen und sonstigem Fehlverhalten immer wieder in sein Büro geschickt wurden.   Natürlich fiel das auf. Noch immer brachte man ihn mit eher weniger schmeichelhaften Adjektiven in Verbindung, andererseits schienen nun aber nicht mehr alle ihn mit Blicken entgegenzutreten, die deutlich Angst widerspiegelten. Selbst er bekam aber die teilweise sehr abenteuerlichen Spekulationen der Jugendlichen mit, die versuchten ihn zu analysieren.   Minerva war es aber vermutlich, die den meisten Gefallen an diesen Dingen fand. Nicht selten zog sie ihn wie ein kleines Schulmädchen mit dem neusten Tratsch um seine Person auf. Severus nahm es gelassen, er hatte schon längst aufgehört sich gegen die alte Hexe durchsetzen zu wollen. Dafür war er vermutlich ein gutes Jahrhundert zu jung.   Neben ihren neckenden Kommentaren ließ sie sich aber auch keine Gelegenheit nehmen, ihn intensiv zu mustern und manchmal sogar mit einem guten – wenn auch unwillkommenen – Rat zu beglücken. Diese Frau sah eindeutig mehr als dem Magier lieb war, etwas dagegen unternehmen konnte er aber auch nicht.   Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Denn egal wie lästig es auch war, er konnte nicht leugnen, dass er sich selbst in eine Sackgasse manövriert hatte. Seine Instinkte hielten ihn zurück, sein Verlangen strebte jedoch in ganz andere Richtungen. Er war nicht so dumm Minerva auf die Nase zu binden was genau in ihm vor ging, ihre unermüdlichen Versuche ihn zu sozialisieren hatten allerdings trotz allem den Effekt, dass Severus’ Gegenwehr nach und nach in sich zusammen brach.   Im März 2006 warf er letzten Endes den letzten Rest über Board und machte sich auf den Weg ins nectere. An dem Tag, wo er wusste, dass der junge Mann da sein würde. Er hoffte, dass dieser seine Ansichten diesbezüglich nicht verändert hatte.     ***     Trotz der Jahreszeit war es ungewöhnlich warm, entsprechend aufgeheizt war das nectere, als Severus sich durch den Einlass gekämpft hatte und in der Menge an Besuchern untertauchte. Obwohl er in den ganzen letzten Monaten regelmäßig hergekommen war, fühlte es sich nahezu aufregend neu an, wieder hier zu sein.   Entspannt ließ er den Blick über die tanzende Meute gleiten, entdeckte hier und da bekannte Gesichter, die er  in der vergangenen Zeit kennen gelernt hatte. Ab und an ließ er sich dazu herab, dem einen oder anderem ein erkennendes Nicken zukommen zu lassen, während er sich den Weg zur Bar bahnte. Es war voll, obwohl es noch recht früh war, war nahezu kein Durchkommen. Heute störte ihn das allerdings wenig.   Der Mann konnte sich selbst gegenüber eingestehen, dass er nervös war. Er mochte akzeptieren, dass sein Verlangen höher war als ihm lieb war, annehmen, dass er nur hergekommen war um zu sehen, ob er trotz allem eine Chance bekam, es änderte aber nichts daran, dass der andere Mann ihn hier klar in der Hand hatte. Es war an ihm, ob er zuhören wollte und ihm eine Chance geben wollte seine widersprüchlichen Empfindungen in den Griff zu bekommen. Denn eine Garantie gab es nicht, dass Severus letztendlich doch zu dem Punkt kam, wo er sich endgültig dazu entschied auf Abstand zu gehen.   Der Barkeaper trat an seine Seite, schenkte ihm ein nahezu unverschämtes Grinsen, während er ihm wie selbstverständlich den Drink reichte, den er jedes Mal bestellte wenn er hier war. Auch das war ein eher seltsames Gefühl. Er wusste, dass er viel Zeit hier verbracht hatte, dass es allerdings so viel war, dass sich die Angestellten daran erinnerten was er trank, war dennoch irgendwie grotesk.   Severus hatte mit Aufmerksamkeit eh ein deutliches Problem, was aber klar daran lag, dass er positive Aufmerksamkeit nicht unbedingt zu den Dingen zählte, mit denen er in seinem bisherigen Leben oft konfrontiert worden war. Sein Charakter und seine Rolle in dieser Zeit – oder der vergangenen – hatten ihm da klare einige  Chancen genommen. Anders wollte er es aber auch gar nicht. Der Kontakt zu anderen Menschen war noch immer kein sehr leichtes Unterfangen für ihn, alleine kam er meistens eben doch besser zurecht, schon weil es ihm einige Enttäuschungen ersparen würde, auf die er wahrlich verzichten konnte.   „Welch seltener Anblick an diesem Wochentag!“, wurde er auch gleich begrüßt. Severus verzog das Gesicht, nahm den Drink aber dennoch an, während er den Blick wieder zu der Meute lenkte, die sich auf der Tanzfläche abreagierte. Eine Weile lauschte er den Bässen der Musik, an die er sich mittlerweile durchaus gewöhnt hatte, auch wenn sie gewiss nie so weit aufsteigen würde, dass er zugeben konnte, sie zu mögen. Er tat es nicht, aber sie störte und irritierte ihn auch nicht mehr so sehr wie an seinem ersten Besuch hier.   Du bist zu früh!“, meldete sich schließlich die Stimme des Barkeepers erneut. Severus blickte ihn nicht weiter an, er wusste es selbst. „Oder zu spät!“, warf er lediglich ein, was durchaus das widerspiegelte, was er befürchtete. Er hatte Monate gebraucht um an diesen Punkt zu kommen, vielleicht hatte dieser sexy Mann das Interesse verloren. „Oh, das bezweifle ich!“, antwortete man ihm, ein Lachen war deutlich in der Stimme zu hören, was Severus dazu veranlasste, doch den Mann anzuschauen, der ihm bereits das zweite Glas entgegen schob. „Eigentlich sollte ich meinen Mund halten, aber es hat nahezu keine Woche gegeben, wo er nicht hier gesessen und nach dir Ausschau gehalten hat!“   Das war neu und irgendwie konnte Severus dem keinen Glauben schenken. „Woher willst du wissen, dass er nicht nach jemand anderen gesucht hat?“, schoss er entsprechend zurück. „Oh, liegt vielleicht daran, dass er explizit  nach dir gefragt hat. Keine Ahnung was da zwischen euch falsch gelaufen ist, aber wir schließen schon Wetten ab wann ihr endlich aufhört euch so zu verhalten und annehmt, was ihr gefunden habt!“   Trotz der Maske konnte Severus den amüsierten Schalk in den lebhaften Augen erkennen, was ihn nur dazu brachte, ein unzufriedenes Schnauben von sich zu geben. Schockierender Weise begann der Barkeeper daraufhin nur amüsiert zu Lachen. Irgendetwas schien hier eindeutig falsch zu laufen. Severus hatte nie solche Reaktion hervorgerufen, eher das Gegenteil war wohl der Fall. Erneut musste man wohl den Masken die Schuld daran geben, wüsste hier jemand wer er war, vermutlich hätte er dann eine Meute vor sich, die nur das Interesse hegte ihn so weit wie nur möglich fort zu jagen. Denn egal wie Minerva sich ihm gegenüber verändert hatte und durchaus ein paar andere auch, er war nach wie vor der ehemalige Todesser, welcher viel Schaden unter Voldemorts Herrschaft angerichtet hatte. Es zählte eben nicht, dass er einen Großteil dieser Zeit unter Dumbledore gearbeitet hatte und Voldemort damit alles andere als treu ergeben gewesen war.   Ohne zu antworten wendete er sich wieder ab und ließ die Informationen auf ihn wirken.   Der Kerl hatte nicht aufgegeben? Severus freute das natürlich, auf der anderen Seite verstand er es auch nicht. Er hatte mehr als deutlich gemacht, dass er ihn mied und trotz allem schien dieser es nicht begriffen zu haben, oder aber es zu ignorieren. Ihm waren Menschen, die sich so verhielten ein wenig suspekt. Er verstand ihre Denkweise einfach nicht, wo er selbst rational dachte und mit den Dingen arbeitete, die ihm offensichtlich gemacht wurden. Er wusste, dass er nicht so reagiert hätte. Vermutlich wäre er schon beim zweiten Mal auf Abstand gegangen und hätte den Anderen sich selbst überlassen.   Ziemlich genau eine Stunde später – es war schon weit nach 23 Uhr – entdeckte er den jungen Mann endlich, wie er sich seinen Weg durch die Menge bahnte. Severus blieb allerdings an seinem Platz. Es war deutlich zu sehen, dass dieser Mann nach etwas suchte, auch ohne das Gesicht sehen zu können, huschte der Blick dessen über die Menge. Hier und da blieb er einen Augenblick stehen und starrte intensiver in eine Richtung, ehe er weiter ging um erneut kreuz und quer zu schauen.   Dann entdeckte er ihn. Severus wusste es einfach, als der attraktive Mann plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und in seine Richtung starrte. Diese Starre hielt allerdings nicht lange an. Dann setzet er sich erneut in Bewegung und lief sehr zielstrebig auf ihn zu. Kurz darauf standen sie sich gegenüber und blickten sich einfach an. Severus wusste nicht so recht wie er reagieren sollte, es gab durchaus einiges was er zu sagen hatte, aber jetzt wo sie sich so nahe waren, war er mehr als nur abgelenkt. Es war vermutlich kein Wunder, dass er letztendlich nach dem Arm des Anderen griff und ihn durch die Masse in den hinteren Teil zog. Diesen Weg waren sie nicht zum ersten Mal gemeinsam gegangen. Erstaunt war er aber dennoch, dass der junge Mann sich nicht wehrte, sondern eilig versuchte ihm zu folgen, scheinbar genauso erpicht darauf ihr Ziel so schnell wie möglich zu erreichen.     ***     Endlich im Schutze des privaten Zimmers fiel die Anspannung von Severus ab. Er verschwendete keine Zeit den jungen Mann den er wirklich begehrte weiter in das Zimmer zu ziehen, bis sie das Bett erreichten, wo er regelrecht über diesen herfiel. Er registrierte, dass der Andere sich nicht wehrte, ganz im Gegenteil, willig empfing er ihn, erwiderte den fast schon stürmischen Kuss, während die langen, schlanken Beine sich um seine Hüften schlangen und ihn deutlich spüren ließen, wie wenig er tatsächlich dagegen hatte, jetzt etwas zu tun, was er ihnen beiden über Monate verwehrt hatte. Severus hinterfragte in diesem Augenblick auch nicht, wie ein Mensch so sein konnte. Sein Verstand versuchte ihm deutlich zu machen, dass es nicht normal war nach einer solchen Abfuhr willig sich an ihn ran zu schmeißen, hatte aber keine wirkliche Chance in der Hitze dessen was in Severus selbst kochte.   Ungeduldig nippte er an der weichen Haut, während eine Hand sich zwischen sie drängte, fahrig die Hose öffnete und energisch nach unten drückte. Zu seiner Erleichterung gesellte sich eine weitere Hand dazu, machte sich an seiner eigenen Hose zu schaffen, während ihre leise und ungeduldigen Laute ihnen wohl zusätzlich einheizten.   „Auf die Knie!“, verlangte er schließlich, drückte die Beine zur Seite und richtete sich letztendlich genug auf, um seine Hose komplett los zu werden, während der junge Mann vor ihm das Becken hob und seine Kleidung mit ein wenig Gewackel endlich aus dem Weg räumte. Das Beste war aber deutlich, dass dieser anschließend sich wie verlangt auf die Knie begab und sich ihm deutlich anbot. Severus konnte es kaum erwarten. Monate hatte er sich selbst gequält, solche Bilder in seinem Kopf gesehen und nur die eigene Hand gehabt um Erleichterung zu finden. Monate in denen sein Verlangen stetig gewachsen war, sodass seine eigenen Grenzen deutlich zu Bruch gegangen waren. Er wollte nicht mehr kontrolliert werden und dennoch ließ er nahezu ohne Gegenwehr zu, dass ein ihm vollkommen unbekannter junger Mann ihn kontrollierte. Seine Lust, sein Verlangen. Es war beängstigend und zeitgleich wollte Severus sich nicht mehr dagegen wehren.   Eilig griff er nach dem Gleitgel und den Kondomen, um sich ungeduldig vorzubereiten. Er konnte einfach nicht mehr warten. Dann endlich glitt er langsam in den Mann, den er wirklich wollte. Ihm war klar, dass dieser das was passierte vermutlich nicht als sehr angenehm empfinden musste. Er war eng und deutlich verspannt, Rücksicht konnte er aber keine darauf nehmen. Erst als er sich komplett in diesen geschoben hatte, beruhigte er sich genug, um ihm wenigstens einen Augenblick zu geben, sich an ihn zu gewöhnen.   Es dauerte nicht lange, bis der Mann von selbst sich versuchte ihm zu entziehen, ehe er sich ihm erneut entgegen drückte. Während Severus zuvor vor allem das Verlangen gehabt hatte diesen Menschen in jeder erdenklichen Art fühlen zu können, trieb ihn jetzt nur das sexuelle Verlangen an, welches er viel zu lange unterdrückt hatte. Seine Hände legten sich auf das Becken des derzeitigen Sexpartners, hielten ihn fest, ehe er sein eigenes Becken langsam zurückzog,  nur um es gleich wieder nach vorne zu drücken.   Es war seltsam und doch unglaublich erleichternd, wie vertraut das Gefühl war, in diesem Mann zu sein. Severus konnte sich in dem Augenblick kaum vorstellen, jemand anderen so nahe zu kommen. Sehnsüchtig lehnte er sich nach vorne, drückte die Lippen gegen den Nacken, während er schnell ein zügiges Tempo vorgab. Er spürte das leichte Beben unter ihm, hörte das verzückte Stöhnen aber was ihm am Meisten gefiel war eindeutig, wie dieser Mann sich ihm genauso energisch entgegen bewegte.   Der Barkeeper musste Recht haben. Auch wenn Severus sich wohl unmöglich verhalten hatte, dieser Mann hatte das Interesse an ihm nicht verloren. Dieser Gedanke machte Angst und zeitgleich erlöste es ihn von so vielen Zweifeln, die er im Grunde sein ganzes Leben schon in sich getragen hatte. Er mochte nicht bereit sein, sich erneut kontrollieren zu lassen, ein Teil von ihm war aber eindeutig bereit dieses Empfinden ein klein wenig zu lockern, um ihnen vielleicht eine Chance auf mehr zu geben. Was genau dieses Mehr war wusste er zwar noch nicht, in diesem Augenblick, wo er diesen Mann haben durfte, spielte das aber auch keine Rolle.   Für Severus zählte in diesem Augenblick eigentlich nur noch, dass er mehr wollte, so viel mehr, bis all die aufgestaute Energie in ihm sich endlich beruhigt hatte und er die Befriedigung erhalten hatte, die er so sehr sich ersehnt hatte. Da waren alle anderen Dinge doch wirklich zweitrangig.     ***     Zwei Stunden später lagen beide schwer atmend nebeneinander in dem breiten Bett. Severus hatte die Augen geschlossen und fühlte sich dabei unglaublich befreit. Was er in den letzten beiden Stunden getan hatte, war der absolute Wahnsinn. Sie mochten beide nur ein einziges Mal gekommen sein, ihr Reizen jedoch hatte eine unglaubliche Befriedigung mit sich gebracht. Wann immer es knapp geworden war, wann immer einer von ihnen kurz vorm Kommen gewesen war, hatten sie die Reize unterbrochen um wieder runter zu kommen. Ganz ohne Worte hatten sie beide dafür gesorgt, dass es nicht so schnell endete.   Der Mann spürte, wie der Mann neben ihm sich auf die Seite drehte, etwas an ihn heran rückte und sich an ihn schmiegte. Auch das störte Severus kein Stück. Instinktiv legte er den Arm um die Schultern des Anderen und vergrub mit noch immer geschlossenen Augen die lange Nase in dem feinen Haar. Es roch vertraut, beruhigend und nach Sex. Ein Mix an Gerüchen der nur weiter dafür sorgte, dass er sich entspannte.   Für Minuten sprach keiner ein Wort, während die beiden Männer sich langsam beruhigten und in einen angenehmen schweren Zustand glitten, den nur befriedigender Sex ihnen geben konnte. Severus spürte, dass er so wie er jetzt war problemlos einschlafen konnte, auch wenn er sonst nie genug Ruhe fand, wenn jemand ihm zu nahe war. Zweifellos ein Überbleibsel aus der Zeit, wo er als Spion tätig gewesen war. Die Seite an ihm, die immer wachsam war, schien nun aber eindeutig einen Ruhepool gefunden zu haben. Ein angenehmes Gefühl.   Severus war fast eingedöst, als ihn eine Stimme aus seinem angenehmen Zustand riss. „Erzählst du mir was los war?“ Eine wirklich gute Frage, eine die er nicht so ganz beantworten konnte. In den letzten Tagen war es ihm immer seltsamer vorgekommen, vor was er so auf Abwehr ging. Dennoch schob er den anderen etwas von sich, um sich in dem breiten Bett etwas aufrichten zu können.   „Es ist kompliziert!“, gab er schließlich zu und strich sich einige der dunklen, langen Strähnen aus dem Gesicht. Diese Masken waren durchaus wahnsinnig sinnvoll, seine Frisur war immerhin etwas, was ihn sonst eigentlich verraten würde. „Du bist nicht jung genug um nicht zu wissen, dass der letzte Krieg vermutlich bei uns allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat!“, gestand er schließlich, blickte den anderen Mann aber nicht  an, welcher ebenfalls etwas hinauf gerutscht war und ohne Belustigung ein Schnauben hören ließ.   „Glaub mir, ich weiß was dieser Krieg gekostet hat!“, entgegnete er trocken. Severus drehte den Kopf zur Seite um den anderen Mann mustern zu können. Vermutlich war dieser auch mitten drinnen gewesen. Schon am Anfang hatte Severus das Gefühl gehabt, dass dieser Mann nicht alt genug war, um nicht in die Kategorie rutschen zu können, eventuell in Hogwarts als einer seiner Schüler gewesen zu sein. Nicht dass es jetzt noch etwas bedeutete, wo er nicht plante, je herauszufinden, wer genug hinter dieser Maske steckte. Manche Dinge mussten eben nicht genau aufgedeckt werden. Es zählte doch eigentlich nur, dass sie auf einer Wellenlänge lagen wenn es um die sexuelle Komponente ihres Lebens ging.   „Viele Verluste?“, fragte er schließlich nach, ohne den Blick abzuwenden. „Viel zu viele!“, war die Antwort, die er daraufhin leise zurückbekam. Ja, viel zu viele. Severus wusste genau über was dieser Mann sprach. Er hatte ebenso viel zu viel verloren, auch wenn er zu Beginn eh nicht viel besessen hatte. Das Wenige war ihm dennoch fast komplett genommen worden. Severus seufzte leise. Der Krieg war im Grunde das Letzte worüber er reden wollte. Zumindest nicht mit diesem Mann. Da gab es eindeutig bessere Kandidaten, mit denen er offene Dinge verband, die vermutlich irgendwann einfach auf den Tisch kommen mussten. Bis es aber soweit war, wollte er alles an diese Zeit am liebsten vergessen.   „Ich war in einem Konflikt!“, sagte er schließlich und drehte den Kopf wieder weg, um lieber an die Wand gegenüber starren zu können. Er nahm wohlwollend auf, dass der Andere ihn nicht versuchte zu drängen, sondern geduldig schwieg. „Im Grunde kann man das was die letzten Monate geschehen ist darauf reduzieren, dass ich nicht erneut in Situationen gebracht werde, wo ich die Kontrolle verliere!“, gab er schließlich zu. „Ich habe einfach eine Menge Erfahrungen damit und es gefällt mir nicht!“, fügte er schließlich hinzu. Der junge Mann an seiner Seite schwieg eine Weile, ehe er die Hand ausstreckte und die Finger sanft über die Brust des Anderen gleiten ließ. „Das ist verständlich!“, gab er schließlich zu. „Aber das zwischen uns muss nicht darin enden, dass du Kontrolle verlierst!“, gab er weiter zu. „Ganz im Gegenteil. Warum siehst du nicht einfach wo es uns hinführt? Wenn es dennoch zu dem Punkt kommt, wo du dich nicht mehr wohl damit fühlst, kannst du einfach gehen!“ Er zeigte auf seine Maske und lächelte dabei aufmunternd. „Dieses hier sorgt schließlich dafür, dass du problemlos gehen kannst!“, erinnerte ihn dann. Ein Umstand, an den Severus in all den Monaten nicht wirklich gedacht hatte. Auch wenn es keine wirkliche Rolle spielte. Das Problem lag nicht darin, dass man ihn vielleicht kannte. Es lag klar in ihm selbst, in seinen eigenen Konflikten. Dieses behielt er nun aber für sich. Es spielte keine Rolle und es änderte nicht wirklich etwas daran, was zwischen ihnen gerade lief.   Lieber wollte er angenehmere Dinge wieder in den Vordergrund rücken, was er einfach damit tat, dass er den Mann enger an sich zog. „Vermutlich… lass uns lieber über andere Dinge nachdenken!“, raunte er ihm zu, während die Hände schon längst auf den Weg in tiefere Regionen waren.     ***     Als Harry Potter am kommenden Morgen erwachte, war das Bett neben ihm leer. Aber in diesem Fall störte es ihn kein Stück. Er war zufrieden. Unglaublich zufrieden und nach einer Nacht voller Sex auch sehr ausgeglichen. Ein kleiner Zettel neben ihm lenkte schließlich seine Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück. Ein Zettel, mit einer Nachricht die versprach, dass sie sich wieder sehen würden.   Harry verstand die Sorge des älteren Mannes eindeutig. Dieser Krieg hatte bei ihnen allen Narben hinterlassen, niemand wusste das so sehr, wie Harry es tat, der an der Front gestanden hatte und als der gefeiert worden war, der Voldemort die Stirn bieten konnte. Aber er wusste genauso, dass es an der Zeit war voran zu gehen. Projekte wie das nectere waren es, die sie voran trieben und dafür sorgten, die Schrecken der Vergangenheit verblassen zu lassen.   Was er zu dem Mann gesagt hatte, meinte er auch ernst. Ein Teil von ihm war erpicht darauf raus zu finden, wer ihn da so in den Bann zog, aber er war auch geduldig genug, dem Anderen Zeit zu lassen. Früher hatte das anders ausgesehen, aber auch er war in den letzten Jahren gereift. Wenn Zeit das war, was diesen Mann Sicherheit gewinnen ließ, war er bereit diesem diese zu geben.   Denn eines wusste Harry durch die vergangenen Monate ganz genau. Dieser Mensch ließ ihn nicht mehr los. Seine Gedanken waren von dem Fremden permanent erfüllt und wenn es nach Harry ging, würden sie bald diese Masken ablegen und ihre derzeit rein sexuelle Beziehung eine Chance geben, auf andere Ebene zu wachsen. Das bei ihnen war eben mehr wie bloßer Sex. Sie teilten Ansichten, Empfindungen und wie er nun wusste, teilten sie auch negative Erfahrungen. Seine Gefühle sagten ihm einfach, dass das zwischen ihnen eine Chance hatte sehr viel mehr zu werden.   Nun aber war es wohl an der Zeit, dass er endlich die Vergangenheit von sich schob und sich der Gegenwart stellte. Und so drückte er die Decke zur Seite, um seinen noch immer nackten Körper aus dem Bett zu rollen. Entspannt und zufrieden verschwand er daraufhin in dem angrenzenden Badezimmer, wo er sich heiß duschte und anschließend in die Kleidung stieg, die er am Abend zuvor angezogen hatte.   Kurz darauf hatte auch er das nectere verlassen und apparierte in die Sicherheit seines Apartments zurück. Zu seinem Bedauern würde das nächste Treffen wohl ins Wasser fallen. Was er in der letzten Nacht nicht bedacht hatte war, dass Minerva ihn eingeladen hatte. Nun, vielleicht konnte er sich schneller loseisen. Die meisten Lehrer mochten sich auf seinen Besuch freuen, ein gewisser Direkter jedoch griff ihn vermutlich gerne unter die Arme, um ihn so schnell wie es nur ging los zu werden. Und in diesem Fall begrüßte Harry diese Tatsache sogar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)