Comatose von Monyong (Sasori x Deidara/Deidara x Sasori) ================================================================================ Kapitel 9: Nächtlicher Abschied ------------------------------- „Das ist deine Schuld, hm! Du willst mir etwas unterschieben!“, entkam es Deidara gedämpft, als er direkt vor seiner Schwester stand und weil er sich darum sorgte, dass Sasori ihr Streitgespräch mithören konnte, griff er nach Miyakos Handgelenk, um sie von der Tür weg zu ziehen. „Du wirst ihm nichts erzählen!“ „So? Warum bist du so nervös? Morgen oder übermorgen wird er es eh erfahren. Je früher, desto besser, oder nicht? Ob er wohl sehr enttäuscht sein wird, dass er sich in dir getäuscht hat? Dass du bald hinter Gittern bist?“ „Was?“ Deidara verstärkte seinen Griff um das Handgelenk. Seine Schwester hatte tatsächlich etwas eingefädelt, damit das in die Brüche ging, was zwischen ihm und dem Älteren war? Er konnte es nicht glauben und begann nervös zu lächeln, während sich sein Innerstes immer wieder stark zusammenzog. Er wollte Sasori gewiss nicht enttäuschen, er wollte auch nicht, dass dieser schlecht von ihm dachte und am wenigsten wollte er, dass er von dem Rotschopf wieder angeschwiegen wurde. „Das... wird dir nicht durchgehen, hm!“, versuchte er Miyako zu drohen, aber diese zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Bist du dir da sicher? Du hast keine Beweise, dass ich irgendetwas getan habe. Dafür ist die Beweislast gegen dich aber ziemlich erdrückend, wenn ich mich daran erinnere, was in deinem Zimmer gefunden wurde.“, erwiderte sie sehr gefasst und zum Glück sprach sie so leise, dass es nicht viel mehr als ein lautloses Flüstern war. „Soll ich dir meinen Rat geben? Hau' ab, bevor dich die Polizei hier aufgabelt.“ Mit diesen Worten riss sie sich von ihrem Bruder los, drehte sich um und ging seelenruhigen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung davon, wobei Deidara innerlich aufgewühlt zurück blieb. Er sollte sich etwas überlegen. Etwas, womit er Chiyo entgegenkommen konnte, nur fiel ihm nichts ein. Er wusste nicht, was er tun könnte und als er nachdenklich zu Sasoris Zimmertür blickte, seufzte er tief. Natürlich wusste dieser, dass er ein Dieb war, allerdings konnte sich Deidara nicht vorstellen, wie der Ältere reagieren würde, wenn er erfuhr, dass er angeblich die gesamte Zeit über Dinge stahl. Wozu sollte er das überhaupt tun? Um diese Gegenstände nach seiner Schuldbegleichung aus dem Haus zu schmuggeln; um sie dann zu verkaufen? Für einen Kriminellen mochte dies eine verlockende Vorstellung sein, aber er würde dies niemals tun wollen. Immerhin würde es bedeuten, dass er die Besorgtheit der alten Frau schamlos ausgenutzte und es blieb nicht nur die Frage, ob Sasori ihm glaubte, wenn er ihm die Wahrheit sagte, sondern ob ihm auch Chiyo glauben konnte. Er war zwar unschuldig. Nur sah er keinen Weg es zu beweisen und bevor er tatsächlich als Dieb von der Polizei abgeführt werden sollte, war es wirklich klüger sich still und heimlich davon zu schleichen, da er nicht wusste, wie weit Sasoris Großmutter gehen könnte. Aber wollte er das wirklich? Einen Augenblick lang starrte er noch zur Tür, ehe er davon stürmte, um sich in seinem Zimmer zurück zu ziehen. Schwer atmend warf er sich dort auf sein Bett, drückte sein Gesicht in das Kissen und krallte sich an der Bettdecke fest. Irgendetwas in ihm war außer Kontrolle geraten. Ein heißes Gefühl brannte in seiner Brust, sodass es schmerzte und je länger er regungslos liegen blieb desto schlimmer wurde es. Erst als es draußen bereits dunkel geworden war und der Vollmond in sein Zimmer schien, rappelte sich Deidara mit größter Mühe wieder auf. Zwar hatte er immer noch keine Lösung gefunden, aber zumindest erinnerte er sich daran, dass er Sasori versprochen hatte, noch einmal in dessen Zimmer vorbei zu schauen, weshalb er sich träge erhob. Er hatte die Zeit vollkommen aus den Augen verloren und wunderte sich daher, über die verschlafene Stille, die im gesamten Haus herrschte. Auch als er an der Zimmertür des Älteren klopfte, erhielt er keine Antwort und nachdem er sie vorsichtig geöffnet hatte, blickte er nur in vollkommene Dunkelheit, sodass er sich seinen Weg langsam zum Bett bahnen musste. „Sasori, hm.“, murmelte er in Richtung der Bettdecke, unter der sich der zierliche Körper hervor hob. Es gab keine Reaktion. „Sasori?“, fragte er erneut, wenn auch leiser als zuvor und noch immer herrschte Stille im Zimmer. Nur als er sich langsam auf der Bettkante niederließ, konnte er die gleichmäßige Atmung des Rotschopfes hören. Er schlief. Einige Minuten lang saß Deidara daraufhin einfach nur schweigend an dessen Seite, bevor er sich nach längerem Überlegen allerdings nach ihm umdrehte. Eigentlich war es für ihn keine schlechte Situation. „Oi, Sasori. Ich denke, ich werde doch nicht hier bleiben können.“ Er schluckte. „Sorry, ich denke... ich bin genau so ein Lügner wie meine Schwester, hm.“ Etwas zögernd tastete er dabei über die Bettdecke, die ein Stück weit nach unten verrutscht war und nachdem er sie gerichtet hatte, ließ er seine Hand weiterhin auf dem fremden Oberkörper liegen. Deidara fühlte sich schlecht, da er sich von einem Moment auf den nächsten doch für diesen Schritt entschieden hatte. Aber es war so viel einfacher, wenn er jetzt unbemerkt davonlief. Allerdings musste er sich dann zumindest noch von Sasori verabschieden, was ihm ebenfalls leichter fiel, weil dieser nicht auf ihn reagieren konnte. Er schluckte erneut, wobei seine Hand höher wanderte. Sie stoppte, als er die vertraute Narbe an dem Hals des Älteren unter seinen Fingern spürte und während er mit dem Daumen behutsam am Schlüsselbein entlangstrich, versuchte er Sasoris Gesicht im Dunkeln zu erahnen. Sein eigenes fühlte sich mittlerweile schrecklich fiebrig an. „Entschuldige, hm.“, raunte er, bevor er sich schweren Herzens nach vorne beugte und kurz inne hielt, denn Sasoris warmer Atem war beruhigend. Er wusste nicht, was er soeben tat, aber er verharrte mit geschlossenen Augen in dieser Position und auf einmal überkam ihn die Sehnsucht nach einer kleinen Erinnerung zum Abschied. Er zögerte, ehe er die Distanz zwischen ihren Lippen überwand, um dem Älteren einen vorsichtigen Kuss auf den Mundwinkel zu hauchen. Danach richtete er sich wieder langsam auf, wobei er das Kribbeln in seinem Bauch zu unterdrücken versuchte. Niemals hätte er sich vorher zu so etwas hinreißen lassen, aber jetzt wollte er es sogleich noch einmal tun, weshalb er sich erneut nach unten beugte. Nur dieses Mal küsste er ihn forscher als zuvor noch. „Hm?“, hörte Deidara dabei auf einmal. Sasoris Stimme war gedämpft, aber er wurde wacher und der Junge merkte, wie sich dessen Lippen öffneten. Es war nur ein kurzer Augenblick, in dem er dessen Zunge an seiner eigenen spüren konnte, denn der Blonde löste sich sofort mit rasendem Herzen. „Ent... schuldigung!“, entkam es ihm atemlos. „Deidara?“ Schwer seufzend versuchte Sasori nach dem Jungen zu tasten, nur war er noch zu schlaftrunken und als er endlich dessen Hand ergriffen hatte, befreite sich der Blonde schon wieder. „Ich muss gehen, hm!“ Hastig sprang Deidara von der Bettkante auf. Er musste einen größeren Abstand gewinnen und lief deswegen schon zur Tür, obwohl er wusste, dass ihn Sasori niemals so leicht folgen konnte. „Wohin?“ „Weg.“ Er wollte nicht gehen, nur fühlte es sich so an, als würde er keine andere Wahl haben, weshalb er das Zimmer verließ, ehe er als über Kopf über den Flur rannte, um sich danach aus dem Haus zu schleichen und alles, was der Junge schließlich zurückgelassen hatte, war ein heißes Gefühl auf Sasoris Lippen. Doch obwohl dieses so angenehm kribbelte, fühlte es sich nicht richtig an. Etwas schien nicht zu stimmen, weshalb er sich in eine aufrechte Position drückte. Langsam rieb sich der Rotschopf über seine Augenpartie, ehe er die Beine aus dem Bett schob und kaum war er aufgestanden, sank er zurück auf die Matratze. Sein Rollstuhl stand zu weit von ihm entfernt und weil er noch nicht richtig laufen konnte, konnte er Deidara nicht folgen. Mit einem dünnen Lächeln legte er seine Finger auf die Lippen. Es war das erste Mal gewesen und er musste bis zum nächsten Tag warten, um darüber mit den Jungen zu reden. Das Klappern der Fenster weckte Sasori am nächsten Morgen auf. Sein Blick fiel, wie aus Reflex, sofort auf die Uhr und als er sah, wie spät es bereits war, fuhr er sich seufzend durch sein Haar. „Deidara, das wird jetzt aber nicht zur Gewohnheit, dass du...“, begann er den Jungen zu ermahnen, allerdings stoppte er erstaunt, als Miyakos brünetter Haarschopf an seinem Bett auftauchte. Sofort schlossen sich seine Lippen und er blickte sie nur mit einem kühlen Blick an, während sie ihn anlächelte. „Guten Morgen.“ Ohne auf ihre Begrüßung zu antworten, ließ sich Sasori wieder tiefer in sein Bett sinken. Für einen Moment lang starrte er schweigend zur Decke. Er hatte mit Deidara gerechnet, aber nun stand die falsche Person an seinem Bett. „...wo ist dein Bruder?“, wollte er dennoch von Miyako wissen. Es war mittlerweile unüblich geworden, dass sie sich um ihn kümmerte und es war ihm auch ganz recht. „Deidara? Ich weiß es nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.“ Sasori schloss die Augen, als er die Hände seiner Kindheitsfreundin an seinen Schultern spürte. Er drehte seinen Kopf leicht zur Seite und seufzte lautlos. „Naja, es würde mich aber nicht wundern, wenn er fortgelaufen wäre.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, öffnete Sasori seine Augen sogleich wieder und blickte Miyako fragend an. Da er sich daran zurückerinnerte, was in der vergangenen Nacht geschehen war, wurde ihm nun warm. Allerdings war es kein angenehmes Gefühl, sondern glich es eher einer aufkommenden Panik. Deidara hatte ihm gesagt, dass er weggehen müsste, aber dass er es tatsächlich so wörtlich gemeint hatte, daran wollte der Ältere nicht glauben. „Wie meinst du das?“ „Hm? So wie ich es gesagt habe.“ Miyako neigte ihren Kopf leicht zur Seite, während sie die Bettdecke zurückschlug. „Mein kleiner Bruder ist nun einmal so. Er war nie anders und er braucht für so etwas auch keinen bestimmten Grund.“ Ihre tiefblauen Augen wirkten an diesem Morgen düster, doch sie verschwieg mit berechnender Absicht, was in dem Zimmer ihres Bruders entdeckt worden war. „Es tut mir Leid.“, begann sie schließlich noch, wobei sie sich auf der Matratze abstützte und nach vorne lehnte. „Du bist mit ihm sehr gut ausgekommen, nicht wahr? Und weil du mir gegenüber noch abweisender geworden warst, als du herausgefunden hast, wer ich bin, dachte ich, es wäre besser dir nichts über Deidara zu erzählen. Ich wollte dich immerhin kein zweites Mal enttäuschen.“ Miyako musterte Sasoris ausdrucksloses Gesicht, aber es glich einer Wohltat zu sehen, wie dieser sie anschaute. „Verstehe.“, erwiderte er sogar, bevor er seinen Blick an Miyako vorbei und hin zum Fenster gleiten ließ. Vermutlich gab es in dieser Familie einfach mehr als nur einen Lügner. Immerhin war Deidara zu ihm in sein Zimmer gekommen, um sich zu verabschieden. Er war gegangen, was für Sasori bedeutete, dass die monotonen Tage von damals, als er frisch aus dem Koma erwacht war, nun wieder zurückkommen würden, doch als er Miyakos Hände erneut an seinen Schultern spürte, strich er sie von sich. Er war enttäuscht. „Ich kann das alleine.“ Mit einem genervten Seufzen setzte er sich auf und rutschte an die Bettkante. Enttäuscht von allen. Und vielleicht mochten die kommenden Tage nun wieder monoton und langweilig werden, aber eine Kleinigkeit hatte sich zumindest geändert. Deshalb schob er Miyakos helfende Hand erneut zur Seite, ehe er sich selbstständig in den Rollstuhl hievte, den sie für ihn bereitgestellt hatte, was sie mit großer Verwunderung beobachtete. Sasori war zumindest nicht mehr so schwach wie damals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)