Comatose von Monyong (Sasori x Deidara/Deidara x Sasori) ================================================================================ Kapitel 7: Miyakos Gefühle -------------------------- „Du gehst schon?“ Sasoris Stimme klang sehr leise und für einen Moment fragte sich Deidara, ob etwas wie Enttäuschung darin lag, als er sich von der Bettkante abgestoßen hatte und auf die Zimmertür zusteuerte. Doch bei einem Blick zurück über die Schulter sah er, wie dessen Gesicht so aussah wie immer. „Ich will auch 'mal Feierabend haben, hm.“, entgegnete er ihm, wobei er mit den Schultern zuckte. Er hatte ihn nach dem Bad direkt umgezogen und dann zu Bett gebracht, sodass er jetzt noch ein bisschen Zeit hatte, die er mit Miyako verbringen wollte, indem er Antworten auf seine Fragen brauchte. „Ich komm' später noch einmal wieder...“ Erst nachdem sein Versprechen ausgesprochen war, fiel ihm auf, wie dämlich es klang, weshalb er hastig auf seine eigenen Füße starrte. „Später... zum Abendessen, hm.“, korrigierte sich der Junge, bevor er die Tür öffnete und regelrecht flüchtete. Nicht nur sein Herz schlug wie wild, seine Wangen glühten vom heißen Bad, zumal er spürte, dass er nervös war. Nervös, weil er in Richtung Küche ging, wo seine Schwester alleine ein paar Weingläser polierte. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und merkte nicht, wie sich ihr kleiner Bruder an ihre Seite schlich. „Hm.“ Erst als er aufbrummte, zuckte sie zusammen, wobei sie neben sich starrte. „Was?“ Im hellen Küchenlicht war es unübersehbar, dass auch ihre Wangen gerötet waren und ihre Augen wirkten aufgequollen. Sie hatte geweint, was sie schnell vor ihrem Bruder verbergen wollte, indem sie sich zurück zu ihrer Arbeit drehte. „Was willst du?“, fragte sie dabei trotzdem harsch. „...nur reden, hm.“ Deidaras Antwort war ebenso grob, weshalb sich ihr Griff auf den zarten Glashals verstärkte. „Ich habe keine Zeit.“ „Das hast du das letzte Mal auch gesagt...“, bemerkte er sofort und stützte sich dabei auf der Arbeitsplatte ab, um seine Schwester unbeeindruckt bei ihrer Arbeit zu beobachten. „Und das letzte Mal wollte ich...“ Obwohl Deidara nur ihr letztes Aufeinandertreffen erklären wollte, wo er geplant hatte ihr von Sasoris Bitte zu erzählen, zuckte Miyako erneut zusammen, ehe sie das Weinglas urplötzlich auf die Ablage knallte und mit einem hellen Ton sprang daraufhin ein Teil des zarten Glases, auf welches sie bebend blickte. „Das letzte Mal, hu?“, entkam es ihr atemlos, wobei ihr ein sarkastisches Lächeln über die Lippen glitt. „Ich hasse dich.“ Ein schmerzhaftes Gefühl bohrte sich durch Deidaras Brust, als er die Worte seiner Schwester hörte, aber er nickte verspannt. Immerhin hatte er schon vor drei Jahren diese Vermutung gehabt und weil er ihre ganze Art ihm gegenüber nicht mehr ertragen hatte, war er schließlich von zu Hause weggelaufen, doch jetzt war es das erste Mal, dass sie aussprach, wie sie empfand. Vorher hatte sie sich wohl wirklich nur um ihn gekümmert, weil sie es ihren verstorbenen Eltern versprochen hatte. „Aber wieso... was hat das mit Sa-“ „Du weißt es noch nicht einmal?“, unterbrach sie ihn ganz abrupt und als er sah, wie ihre Hand um den Weinglas zu zittern begann, wich er ein Stück weit von ihr. Immerhin kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie momentan vor Wut kochte. „Schwesterchen, wieso machst du dir auch solche Sorgen? Wieso lebst du dein Leben nicht weiter und versuchst glücklich zu werden, hm?“, imitierte sie auf einmal Deidaras Tonfall, während ihr Lächeln immer schmerzerfüllter wurde, ehe sie argwöhnisch auflachte und den Kopf senkte. Kurz darauf tropfte eine dicke Träne von ihrer Nasenspitze. „Ich... kapier's nicht, hm...“ Hilflos blieb der Blonde auf Abstand. Allerdings überkam ihm mittlerweile eine düstere Vorahnung, denn er konnte sich an diese Worte erinnern. Es war schon einige Jahre her, dass er dies zu seiner großen Schwester gesagt hatte, aber er wusste gar nicht mehr, wie alt er damals gewesen war. Er hatte von dem kranken Freund seiner Schwester gewusst, er hatte sie tagtäglich das Haus verlassen sehen und hatte gewusst, wohin sie regelmäßig gegangen war. Miyako hatte Sasori über Jahre hinweg besucht und irgendwann, weil Deidara es einfach nicht verstanden hatte, waren ihm diese Worte entkommen. Letztlich hatte er damit nichts anderes bezwecken wollen, als seine Schwester wieder lächeln zu sehen, nur hatte damit auch alles von seinem eigenen Unglück begonnen. Miyako hatte ihre Gefühle für ihren Freund im Koma tief vergraben, sie verliebte sich neu in einen jungen Mann, unter den ihr jüngerer Bruder hatte leiden müssen. Nur weil sie ihren Ehemann nicht aufgeben hatte wollen, weil sie endlich glücklich werden wollte, wurde das Verhältnis zwischen ihr und Deidara immer schlechter bis dieser über Nacht irgendwann einfach weggelaufen war. Vielleicht hatte er stets sehr viel Mist gebaut, aber woher der Hass kam, den Miyako für ihn fühlte, verstand er einfach nicht. „Natürlich kapierst du es nicht.“ „Verdammt... dann erklär' es mir, hm! Wieso hast du dich vor Sasori versteckt? Wieso hast du ihn angelogen, obwohl du ihm so nahe gestanden hattest?“, fuhr er sie unbeabsichtigt laut an, denn der Junge wollte endlich eine Antwort. „...weil ich nicht wollte, dass er erfährt, dass ich ein neues Leben angefangen habe.“ Auf einmal erschien Miyako unerträglich schwach und sie ging vor der Arbeitsplatte auf die Knie, lehnte ihre Stirn gegen die Kante der Kommode und schluchzte dabei laut auf. „Hm?“ „Als... Chiyo mir mitgeteilt hatte, dass Sasori aufgewacht war...“, murmelte sie brüchig, weshalb sich Deidara ebenfalls hinhockte, um ihr besser zuhören zu können. „...war ich sehr froh. Den nächsten Tag bin ich sofort hierher gefahren, aber als ich an seinem Bett gestanden habe, hat er mich nicht erkannt. Er war so... seltsam...“ „Er war frisch aus dem Koma erwacht, hm. Was erwartest du?“ „Ich... weiß... und als Chiyo... mich darum gebeten hat, mich um ihn zu kümmern... konnte ich nicht ablehnen. Ich bin Krankenschwester, ich brauche das Geld für meine Familie und ich... habe mich Sasori gegenüber schuldig gefühlt, weil ich... ihn im Stich gelassen habe, weil ich meine Gefühle für ihn weggeschmissen hatte. Deswegen... habe ich mir die Haare gefärbt in der Hoffnung, dass er mich nicht wiedererkennt und... er hat mich auch kein einziges Mal... richtig angeschaut. Irgendwie... war ich erleichtert... und ich war jedes Mal froh, wenn ich den Tag mit ihm überstanden habe, aber...“ Während Miyako gleichzeitig schluchzte und erzählte, wurde sie von ihrem Bruder einfach nur angestarrt. Deidara konnte die Gefühle seiner Schwester nicht nachvollziehen, auch wenn sie ihm nun ein bisschen Leid tat. „Aber... dann bist du aufgetaucht...“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, erschauderte er allerdings, da er die Eifersucht nur allzu deutlich heraushören konnte, so scharf klang der Ton in ihrer Stimme. Ein eisiges Gefühl fuhr ihm in den Nacken. „...du hast dir Sasori so leicht um den Finger gewickelt...“ „W-was? Wovon redest du, hm? Das... stimmt doch gar nicht!“, widersprach er ihr sofort und schüttelte den Kopf, aber sie schnaubte nur auf. „Du kannst mich nicht anlügen. Ich habe gesehen, wie ihr zusammen... das ist...“ Langsam hob Miyako einen Arm, um ihre Tränen in ihrem Ärmel zu trocknen. „Zusammen?“ Deidara erhob sich, wobei er immer noch seinen Kopf schüttelte. Sein Herz drohte nun zu zerbersten und er schämte sich dafür, dass er bei dem, was er soeben in Sasoris Badezimmer getan hatte, erwischt worden war. „Naja... aber es wundert mich nicht. Du hast schon immer nur Mist gebaut und einem älteren Mann näher zu-“ „Nein, nein. Du missverstehst das, hm! Ich würde doch nicht...“, begann er sich zu verteidigen, musste sich aber letztlich selber stoppen. Immerhin mochte er den Rotschopf schon recht gerne, weshalb sich seine Wangen verfärbten. „T-trotzdem... wieso... bist du überhaupt so eifersüchtig? Du hast doch deine... Familie, hm. Du hast doch... gar keinen Grund dafür.“ Es war nur ein schwacher Versuch Miyako wieder milde zu stimmen, doch sie zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern, bevor sie wieder aufstand. Schweigend griff sie nach dem zuvor gesprungenem Weinglas, welches sie mit einer kraftlosen Geste in den Mülleimer warf und Deidara verstand. Weiter würde sie nicht mit ihm reden wollen. Sie hatte ihm alles gesagt. Aber obwohl er nun eine Antwort auf seine Frage bekommen hatte, war er damit nicht zufrieden, zumal er sich fragte, ob sie das Gleiche zu Sasori gesagt hatte und ob sie sich bei ihm dafür entschuldigt hatte, weil sie ihre Gefühle für ihn aufgegeben hatte. Einen Moment lang blieb er noch in der Küche stehen, wobei er weiterhin zu seiner Schwester schielte, ehe er sich das Tablett mit Sasoris Abendessen nahm, um es ihm auf das Zimmer zu bringen. Was meinte Miyako überhaupt damit, dass er sich ihn um den Finger gewickelt hatte? Sie redeten miteinander. Mehr war da nicht. Im Grunde hatte sie doch gar nichts, weshalb sie eifersüchtig sein müsste. Er mochte Sasori nicht in dieser Art und Weise, die sie wohl sah. In Gedanken betrat er das Zimmer des Älteren, der in einem Buch lesend in seinem Bett saß. „Ich habe keinen Hunger.“, verkündete Sasori leise und blickte neben sich, wo Deidara das Abendessen auf sein Nachtschränkchen abstellte. Anschließend glitt sein Blick höher, um das Gesicht des Jungen prüfend zu mustern. Dieser hatte ihm nicht zugehört, oder er wollte ihn nicht hören, da er ihm Tee eingoss, ehe er ihm ein kleine Reisschale reichen wollte. „Ich will nichts essen.“, wiederholte er sich und hob ablehnend eine Hand mit der er das Schälchen von sich schob. „Hm? Du solltest aber, oder soll ich dich wieder wie ein Kind füttern?“ Drohend hob Deidara die Essstäbchen, deren Herumgewedel Sasori schweigend verfolgte. „Meinetwegen. Aber wolltest du vorhin nicht lieber Feierabend machen?“ Nach einer Weile gab der Ältere mit einem dünnen Lächeln auf einmal nach, sodass die Bewegungen der Stäbchen stoppten. Erstaunt schaute Deidara von der Reisschale hoch zu seinen Gegenüber und erneut schoss ihm Miyakos Stimme durch den Kopf. Jetzt ahnte er langsam, was seine Schwester vorhin gemeint hatte, weshalb er schmunzeln musste. „Ja und? Überstunden werden mit mehr Geld abgerechnet, oder?“, stellte er frech fest, wobei er näher an Sasori heran rutschte. „Vermutlich.“ Gehorsam öffnete der Rotschopf seinen Mund, sodass ihm eine Portion Reis hineingeschoben werden konnte. „Ich glaube... meine große Schwester liebt dich immer noch.“ Es entkam Deidara einfach vollkommen unkontrolliert, wobei er nachdenklich seinen Kopf schief legte und den anderen beim Essen beobachtete. „Ist das so?“, fragte Sasori darauf nur etwas gleichgültig. „Ist mir nie aufgefallen... im Gegenteil... aber das ist auch egal.“ „Hm.“ Es folgte eine weitere Portion Reis, ehe er sich wegdrehte. „Du hast schon genug?“ „Ja.“ Seufzend stellte Deidara die Reisschale zur Seite und als er zurück zu Sasori blickte, begann er zu grinsen. Er streckte ihm eine Hand entgegen. Es war lächerlich, dass er ihn fütterte, aber es störte ihn nicht mehr. Immerhin hatte er keine Berührungsängste mehr, weshalb er mit seinen Fingern über den Mundwinkel des anderen strich, um von dort einen Rest Reis wegzuwischen. „Hm. Ich glaube du hast Recht... das mit meiner Schwester... der blöden Kuh kann man eh nicht helfen, hm.“, erklärte er dabei nickend. Das zwischen ihnen war nichts. Es war eher anders, da war sich der Blonde sicher. Miyakos Beine zitterten, während sie vor Chiyos Schreibtisch stand. Die alte Frau schaute nun schon seit mehreren Minuten nachdenklich vor sich, wo eine untertassentellergroße Porzellanscherbe lag. „Das ist wirklich schlimm.“, sagte sie schließlich mit einem Seufzen und ergriff die Scherbe, die sie in der obersten Schublade des Schreibtisches verstaute. „Und wo ist der Rest?“ „Das weiß ich nicht. Ich habe nur das gefunden.“, antwortete die Maid schnell. „Ist sonst noch etwas verschwunden?“ Miyakos gebeugte Haltung wurde sogleich tiefer, als sie diese Frage hörte. „Nein. Aber ich werde darauf achten. Und...“ Sie zögerte und richtete sich wieder auf, um Chiyo ernst ins Gesicht zu blicken. „...und ich werde auf den Jungen achten.“ „Ist er nicht dein kleiner Bruder? Wieso bist du so streng mit ihm.“, wollte ihre Herrin von ihr wissen, woraufhin Miyako bitterlich lächelte. „Nicht mehr. Momentan ist er einfach nur ein kleiner Dieb. Er war schon immer so und ich kann ihm das nicht durchgehen lassen.“ „Verstehe. Dann gib mir Bescheid, wenn du ihn überführen konntest, dass er Dinge aus meinem Haus stiehlt.“ Sofort verbeugte sich die Maid erneut. „Natürlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)