Lass mein Licht nicht erlöschen von DragomirPrincess ================================================================================ Kapitel 2: Auf den Pfaden eines Abenteurers ------------------------------------------- Stehen gelassen und von ihrer Hoffnung mehr als nur enttäuscht, stand Lux im Garten, ihre Augen brannten noch und Wut und Schmerz rangen in ihrem Innern um die Oberhand. Sie fühlte sich benutzt und enttäuscht und ... und noch so viel mehr, dass sie gar nicht benennen konnte. Sie wollte allein sein und weinen, sie wollte schreien und sie wollte darüber stehen, sich nicht so verletzen lassen. Und doch konnte ihr Körper sich einfach für nichts davon entscheiden. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, Ezreal zu besuchen. Sie hatte gehört, dass er in der Stadt war und vielleicht würde er ihr helfen können oder sie zumindest ablenken, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Er würde bei Taric sein und unabhängig davon, dass sie nie richtig mit ihm warm geworden war, war das, was die beiden hatten, der Inbegriff einer idealen Beziehung, zumindest soweit Lux das beurteilen konnte. Sie sahen sich zwar selten, doch wenn sie es taten wirkten sie so vertraut, so auf einander abgestimmt und Taric war so zärtlich in jeder einzelnen Berührung, wie wenig es auch zu seinem großen Körper passen mochte. Lux war nie eifersüchtig gewesen, aber jetzt gerade fühlte sie sich nicht in der Lage, diese Zärtlichkeit mit anzusehen. Tatsächlich war das Bild, das Lux von ihrer Beziehung hatte, nicht ganz korrekt. Es war nicht immer leicht für den Edelsteinkrieger, wenn sein Partner wieder fortzog ohne zu wissen, wann er zurückkommen würde und auch wenn sie beide sich darauf geeinigt hatten, dass eine so lange Trennung manchmal Bedürfnisse hervorrief, deren Befriedigung nicht bis zu ihrem nächsten Treffen warten konnte, hatte Taric seit sehr langer Zeit in keinem fremden Bett gelegen und es schmerzte ihn, dass er wusste, dass Ezreal auf seinen Reisen exotischere, fremdere Menschen traf und ihrem Charme erlag oder sie selbst verführte. Das hätte der Edelsteinritter natürlich niemals gesagt und doch war es schwer für ihn der Geschichte zu folgen, die von den Lippen des Blonden perlte und davon erzählte, wie ein junger Wächter seinem Ehrgefühl anheimfiel und zuletzt so von der Bitternis zerfressen wurde, bis er nur noch für die Rache lebte. Bei der Lebendigkeit, mit der Ezreal sprach, war es so leicht das Funkeln in seinen Augen zu sehen und zu wissen, dass er versucht hatte diesem Mann Trost zu spenden, der seine Familie und seine Heimat an den Feind verlor und sich nun kaum mehr selbst im Spiegel erkennen konnte, ob nun auf die eine oder die andere Art. Taric kannte sie zu gut, mal erzählte er von Assassinen, mal von Mönchen oder Bastlern und jeder einzelne hatte irgendwo einen Platz in Ezreals Herz, mochte er auch noch so klein sein, denn eines war der Forscher gewiss, auch wenn er es regelmäßig abstritt, ein Held, der für jeden ein offenes Ohr hatte und niemanden seinen Schmerz allein tragen ließ. Ein so zweischneidiges Schwert für den Verteidiger, dem ebenfalls nichts mehr am Herzen lag als zu helfen und Schmerzen zu lindern. In diesem Punkt hatten sie so viel gemeinsam und auch wenn er es nie laut ausgesprochen hätte, war es gleichzeitig auch das, was sie am meisten voneinander zu trennen schien. Manchmal wünschte er sich mit Ezreal zu gehen, ihn für sich allein zu beanspruchen, um ihn nicht teilen zu müssen, aber der Blonde war ein Freigeist. Und obwohl auch Taric bereits lange Jahre durch die Länder wanderte, waren dieses Zuhause, seine Aufgaben in der Stadt und auf dem Schlachtfeld, eine Sicherheit, eine Heimat, die er nicht gekannt hatte, seit er aus seiner Welt gerissen worden und so völlig auf sich allein gestellt war. Er war innerlich so zerrissen und doch schob er alle Zweifel von sich, wenn sein Partner hier bei ihm war, ließ die Finger über seine Haut gleiten und zog den schmaleren Körper in seinen Schoß. Den Kopf an Ezreals legend, verteilte sich sein braunes Haar über seine Schultern und er lauschte weiter seinen Geschichten. Er war dankbar für das, was er hatte, es war mehr als er sich je erhofft hatte und es war alles wert, was er dafür ertragen musste. Die hellblauen Augen fielen zu, als er lauschte, wie melodisch die Stimme seines Partners seinen Ohren schmeichelte und er malte kleine Kreise auf seinen Körper, während Ezreal in seinen Erinnerungen daran versank, wie er fast von dem Bogenschützen niedergestreckt worden war, als er ohne Erlaubnis sein Land betrat. Der blonde Forscher hatte von einem Tempel auf den ionischen Inseln gehört, der einem Angriff von Noxus zum Opfer gefallen war, dessen Ruinen den Forscher jedoch faszinierten, denn die Geschichten sprachen von etwas, das dort verborgen lag, abgeschottet von der Außenwelt und das hatte seine Neugier geweckt. In der Absicht dieses Ziel zu erreichen, hatte Ezreal Demacia hinter sich gelassen und erreicht so nach einigen Wochen der Reise die Grenzen eines dichten Waldes, der den Hang eines Berges bedeckte. Es hatte hier einmal ein Dorf gegeben, aber die Straße war zerstört worden und die Natur holte sich ihr Eigentum zurück. Vielleicht war es Abenteuerlust, vielleicht auch Vorsicht, aber er hielt sich meist von asphaltierten Wegen fern und so kletterte er über Wurzeln und Stämme auf dem Weg den Berg empor. Zumindest hatte er das vorgehabt, denn als sich die Baumwipfel über seinem Kopf verdunkelten und ihre Schatten den unebenen Boden unkenntlich machten, war es keine Wurzel, die ihm die Füße unterm Körper wegzog. Es ging zu schnell, um es zu verstehen, da hing der blonde Abenteurer bereits kopfüber in den Ästen einer hohen Eiche und starrte den Boden unter sich an, zu dem die Schwerkraft seine Tasche hinunterzog. Etwas metallenes schien in die Falle eingearbeitet, dass sich jetzt schmerzhaft in seine Knöchel bohrte, doch Ezreal beachtete es kaum und seufzte nur laut, vor allem weil der Aufprall aus dieser Höhe wehtun würde, wenn er das Weil mit einem Schuss durchtrennte. Mit Jägern hatte er in dieser Gegend wirklich nicht gerechnet. Dennoch hob er die Hand, um sich zu befreien,  stockte aber als sich ein düster violett pulsierender Pfeil bei dieser Bewegung beinahe zwischen seine Augen bohrte. "Habe ich dich erwischt, Eindringling, bist du ein weiterer Spion aus Noxus? Deine Spuren waren zu deutlich, du musst noch viel lernen, nur wirst du dazu keine Chance mehr bekommen." Ezreal versuchte ruhig zu bleiben, ließ den Blick über seinen Gegenüber wandern, aber es war seltsam unscharf, selbst, als er mehrmals blinzelte. "Ich komme... nicht aus... Noxus." Seine Zunge fühlte sich so schwer an, vor seinen Augen schwankte alles, das Gesicht seines Gegenübers wurde undeutlicher, er konnte seinen eigenen Gedanken nicht mehr folgen. "Dem..a..cia", war bereits kaum mehr zu verstehen. Dann verschwamm er einfach in einem lilanen Fleck. "Gif...t", hauchte der Blonde noch kraftlos, von der Erkenntnis seines Schicksals getroffen. Einen Moment lang spürte er noch den schweren, irgendwie kühlen Stein auf seiner Brust, den Taric ihm geschenkt hatte, weil er so gut zu seinen Augen passte und er sah sein Gesicht vor sich, die türkisen Augen glühten voll Zuneigung, dann wurde es endgültig schwarz um ihn. Er war überrascht, überhaupt noch einmal zu erwachen. Über ihm spannte sich eine Holzdecke auf und er erkannte eine kleine Hütte, nur ein einzelner, nahezu leerer Raum. Ezreals ganzer Körper schmerzte noch, fühlte sich schwer an, dumpf und kaum beweglich. Er konnte nicht einmal seinen Kopf heben. "Einen erstaunlichen Stein hast du da." Die Stimme kam von direkt neben ihm und Ezreal erschrak, sich sofort zu dem Unbekannten umdrehend, der den hellblauen Stein an seiner goldenen Kette emporhob und skeptisch betrachtete. "Noch niemand konnte meiner Verderbtheit so widerstehen. Wer weiß, vielleicht hätte dieser seltsame Zauber allein schon genügt dein Leben zu retten." "Was soll das heißen?" Seine Stimme fühlte sich noch immer kratzig an. Es missfiel ihm, dass der Fremde seine Kette hatte, aber noch mehr störte es ihn, nicht zu wissen, was er damit meinte, dass der Zauber vielleicht schon genügt hätte. War er noch vergiftet, wenn er ihm den Stein abgenommen hatte? "Ich fürchte jedoch, er ist jetzt nutzlos geworden." Damit warf er ihn wieder auf Ezreals Schoß und stand auf. "Du stammst wohl wirklich nicht aus Noxus. Damit habe ich keinen Grund dich zu töten, solange du dich vom Tempel und seiner düsteren Macht fernhältst." Das weckte Ezreals Aufmerksamkeit, der die Hand fest um sein Geschenk geschlossen hatte, von dessen Fähigkeiten er bis eben übrigens nichts gewusst hatte, auch wenn er es vielleicht hätte erahnen können, denn immerhin stammte es von dem wohl großherzigsten Mann, den er je getroffen hatte. "Was liegt dort verborgen?" Gerade hatte der Blonde sich aufgesetzt, als sich sein... Angreifer? ruckartig zu ihm umdrehte und ein violetter Pfeil aufglühte. "Nichts, was einen Wanderer etwas anginge!" Düster pulsierte eine Macht um den Fremden, die Ezreal so noch nie gesehen hatte, und er wurde zögerlich, bevor er antwortete, er wollte ihn nicht provozieren, besonders weil dieser ihm seinen Handschuh abgenommen hatte. "Ich bin ein Forscher. Ich will nichts... missbrauchen, das verspreche ich, ich will nur meine Neugier stillen. Was bedarf Jahrhunderte lang solch einem Schutz?" Langsam schob er die immer noch schweren Glieder aus dem Bett. "Eine zu dunkle Macht, um sie den Menschen anzuvertrauen." Langsam löste sich der Pfeil auf, doch noch immer spürte Ezreal die Kampfbereitschaft. "Hast du mich geheilt?" Der Fremde nickte: "Lass es mich nicht bereuen." "Wie ist dein Name?" "Ich habe ihn abgelegt. Er geht dich auch nichts an. Wenn du vorhast zum Tempel zu gehen, werde ich nicht zulassen, dass du diesen Ort wieder verlässt, aber ich begleite dich gerne zurück zum Waldrand, solltest du dein Leben wählen." Eher kurz angebunden, stellte Ezreal für sich selbst fest und trotzdem konnte er nicht anders, als weiter zu fragen. Er spürte soviel Schmerz, solch eine Einsamkeit, das er sich nicht einfach abwenden konnte. Ja, vielleicht war auch er zu gutherzig. "Mein Name ist Ezreal." Er lächelte, auch wenn sich jede Muskelbewegung noch ungewohnt anfühlte. "Danke." Er legte sich seine Kette wieder um, ob mit oder ohne Zauber, sie war ein Geschenk gewesen, und versuchte dann noch einmal ein Gespräch anzufangen. "Darf ich meinen Handschuh zurückhaben?" Er deutete auf den kleinen Tisch, neben dem der Eigentümer dieser Hütte stand  und auf dem der blaue Stein leicht schimmerte. Langsam hob der Weißhaarige die Waffe an. "Und noch ein weiterer sehr seltsamer Stein. Er stammt nicht aus unserer Zeit, irre ich mich?" Dennoch schien er sie ihm zurückgeben zu wollen, vertraute darauf, dass Ezreal keine böswilligen Absichten verfolgte und sollte damit auch recht behalten. "Ich denke, er gehörte einst den Shurima. Ich fand ihn in einer der alten Wüstenruinen." Und das schien dem Wächter zu genügen, denn er reichte ihm die schwere Metallfaust, aufmerksam, aber nicht mehr feindlich gesinnt. "Du scheinst für dein Alter schon sehr weit gereist zu sein, Ezreal." Er kehrte wieder zu dem Tisch zurück, an dem er schon zuvor gestanden hatte und beobachtete den Blonden und dann den Himmel vor dem Fenster. "Draußen wird es bereits Nacht, die Wege in den Wäldern sind sehr uneben und ich vermute, du hast Hunger. Bleib, wenn es die gefällt, ich werde bald zum Tempel zurückkehren." Ezreal musste lächeln, scheinbar steckte da ein guter Kern in diesem Mann, der gerade dabei war Essen zusammenzusuchen, auch wenn ihr erstes Treffen anders ausgesehen hatte und auch sein Aussehen ein anderes Bild erweckte. "Es muss sehr einsam sein, hier so weit ab von aller Zivilisation." Inzwischen saßen sie beim Essen und es war leicht für Ezreal in den Augen seines Gegenübers zu erkennen, dass er recht hatte, denn dort erkannte er ohne Zweifel den Schmerz von großen Verlusten. "Ich bewundere dein Pflichtbewusstsein, aber hast du nie daran gedacht fortzugehen? Ist was du dort beschützt wirklich diese Einsamkeit wert?" "Nein, habe ich nie." Die Antwort kam zu schnell, um glaubhaft zu klingen. "Ich töte jeden Noxianer, der es wagt einen Fuß in dieses Land zu setzen, aber ich lasse nicht zu, dass noch jemand der Verderbtheit zum Opfer fällt. Der Tempel enthält noch immer zu viel Böses, um mich ganz meiner Rache hinzugeben." Wieder ließ Ezreal seinen Blick über die nackte Brust wandern, nicht zum ersten Mal an diesem Abend und wieder musste er feststellen, dass er ein attraktiver Mann war, auf seine seltsam dunkle Art und Weise.  Und mehr und mehr schien er auch von seinem Gegenüber erahnen zu können. "Und rechnest du heute Nacht mit einem Angriff? Ich vermute es gibt noch mehr dieser Fallen oder nicht?" Er antwortete nicht, also sprach Ezreal das Angebot aus, was die ganze Zeit schon in der Luft gehangen hatte. "Sonst lass mich dir für heute Nacht Gesellschaft leisten." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)