Der Prinz . . . und die Diebin von irish_shamrock (Es war einmal . . . [Nami & Sanji]) ================================================================================ Kapitel 8: VIII --------------- Der Prinz und die Diebin ────────────────── Es war einmal . . . VIII Hastig ging ihm der Atem, wild schlug ihm das Herz in der Brust. Ein Kribbeln wallte in seiner Kehle auf. Brennend schien das Blut durch seinen Körper zu jagen. Angst klammerte sich an seinen Leib, Panik bedeckte ihm die Augen. Krächzend verlangte er nach Luft, während ihm ein muffiger Geruch in die Nase kroch. »Wer seid Ihr? Sprecht!« Es gelang dem Königssohn recht schnell, die Stimme zu erheben. Zu schnell, für seinen vermeintlichen Retter. »Schweig!« Die Laute, irgendwo im Dunkeln lauernd, ließen einen Schauer über seinen Rücken ergehen. Wie ein Peitschenhieb sauste der Befehl auf ihn hinab. Der junge Prinz vernahm nur den rasselnden Atmen, doch bemerkte er nicht, das ihm jener entfloh. »Was erlaubt Ihr Euch?« Abermals verlangte er nach Erklärung. Das Flackern einer Flamme erregte seine Aufmerksamkeit. Es war seinem Begleiter gelungen, ein Streichholz zu entzünden. »Du?« Wut wallte in ihm auf. Der Schein des Feuerspahns genügte, ihm das Antlitz des Helfers zu offenbaren. »Wusste ich doch, dass mir deine Stimme bekannt war.« Argwöhnisch kroch eine Augenbraue empor und stärke so den gleichgültigen Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens. »Ohne mich, wärst du längst im Kerker«, pfeilschnell schossen die Silben aus ihrem Mund hervor. Sein empörtes Schnappen nach Luft ließ sie die Mundwinkel heben. »Du wolltest doch keinen Aufstand riskieren?«, verlangte sie zu wissen und zischte wütend, da das Zündstäbchen bis zu ihren Fingerspitzen abgebrannt war. »Welch ein Skandal!«, sinnierte sie großzügig betonend und zeigte sich provozierend kämpferisch. »Der junge Thronerbe stiehlt gewöhnliches Brot von einem gewöhnlichen Bäcker. Streicht auf dem Marktplatz umher, verkleidet als gewöhnlicher Bürger.« Das Holz unter ihren Füßen knarrte, als sie einen Schritt tat und an ihm vorbeizog. Der Prinz spürte nur den leichten Hauch, der ihr folgte und vernahm den Duft nach Orangen, der nun intensiver schien und ihr anhaftete wie ein Klettengewächs. Ein kleiner Lichtstrahl kroch in das dunkle Zimmer, als das Mädchen die Fensterläden einen spaltbreit öffnete. Einige Bürger suchten noch immer nach dem diebischen Aufrührer. Ein schwerer Seufzer verließ ihre Lippen, als die Maid den Raum erneut in Finsternis hüllte. Wieder wurde ein Feuerhölzchen entflammt. »Komm!«, forderte sie, doch der Prinz stand an seinem Platz und rührte sich nicht. »Du willst nicht? Dann bleib zurück und lass dich von deiner Leibgarde festnehmen.« Sie ließ ein Zucken der Schultern erkennen. Im flüchtigen Schein des Streichholzes schimmerte ihr Gesicht. Zeigte hohe Wangenknochen, eine feine Nase und ebenso schön geschwungene Lippen. Was den Königssohn jedoch ganz und gar zu fesseln schien, war das warme, schmeichelnde Braun ihrer Augen. »Nun auf, komm schon!«, knurrte sie und griff nach dem Ärmel seiner Robe. Mit Vorsicht öffnete sie die Tür, spähte erst nach Links und dann in die andere Richtung. »Es ist bald Mittag«, ließ die Diebin flüsternd verlauten, als ob dies dem Prinzen entgangen sei. Sein Magen verlangte bereits laut knurrend nach einem ausgiebigen Mahl. Verächtlich blickend wandte sich das Mädchen zu ihm um. Atemwölkchen entstiegen ihren Lippen, als sie einen frustrierten, leisen Seufzer ausstieß. Wortlos zerrte sie ihn in den Tag hinaus. »Bring mich zum Palast!«, forderte der Königssohn und holperte hinter ihr her. »Nein«, sagte sie entschieden und hastete durch eine schmale Gasse. »Ich verlange ...«, setzte der Prinz an, doch hielt ihn ihr zorniger Blick im Zaum. »Du verlangst?«, knurrte sie spöttisch. »Du hast hier nichts zu verlangen! Und jetzt sei still!« »Was erlaubst du dir?!«, protestierte Sanji abermals. »Pssst!« Einen Finger an die Lippen legend, bedeutete sie dem Prinzen endgültig zu schweigen und endlich ruhig zu verharren. Ihr Gesicht zierte ein merkwürdiger Ausdruck. Die zusammengeschobenen Brauen bildeten eine Falte, ihre Augen waren zu Schlitzen verengt, während sich ihr Körper in Lauerstellung verbog. Stimmen, von irgendwo her, gelangten nun auch an die königlichen Ohren, sodass Sanji dem Beispiel des Mädchens folgte, und ebenso in eine unangenehm krumme Position rutschte. Eiligst traf ihn der ernste Blick der Diebin. Seine Hand, noch vor wenigen Augenblicken die kalte, unnachgiebige Mauer hinter sich berührend, lag nun auf ihrem zierlichen Rücken. »Verzeih«, murmelte er und eine verlegene Röte kroch ihm in die blutleeren Wangen. Das Mädchen schüttelte den Kopf und lauschte abermals, ob jene Stimmen näherrückten. Als sie entschied, das keinerlei Gefahr zu drohen schien, haschten ihre langen Finger nach seinem Handgelenk. Warm schlangen sich die Glieder um seine kühle Haut. »Weiter!«, forderte sie und der Prinz folgte. Hoch oben, über ihnen, zeigte sich die Sonne strahlend und hell. Sie vertrieb die grauen Schneewolken und thronte am Himmel, als herrsche nur sie allein über den Tag. Das Läuten der Glocke im alten Kirchturm bekräftige die Diebin in ihrer Vermutung, als jene zwölf Schläge erklingen ließ. Sanji hielt inne, blickte auf und lauschte. Die Strahlen des Tagesgestirns reichten nicht, um auf den frostig harten Boden der kleinen, schmalen Gasse zu gelangen, da die Häuser jenen Gang in Schatten hüllten. Der Klang der Glocke genügte, um die Erde unter seinen Füßen erbeben zu lassen. Das Zittern seiner Beine erschreckte ihn. Doch es war nicht das tiefe Grollen der hiesigen Kirchenglocke, das ihn erfasste. Es war Angst, die ihn schier schlottern ließ. Das Herz schien ihm klamm, denn dies war kein Ort, der ihm behagte. Abrupt zuckte er zusammen. Noch immer verweilten die Finger der Diebin auf ihm. Ihr Blick erschien ihm unergründlich, kein Ton entwich ihren Lippen. Schweigend sah sie zu ihm und beutete ihm mit einem kaum auffallenden Nicken, dass Eile geboten war. »Wenn die Soldaten dich hier finden, werden sie nicht gnädig mit dir sein. Ungeachtet dessen, dass du der Prinz bist.« Ihre Worte ließen ihn sich besinnen. »Der Markt ist bald menschenleer. Allerdings wäre es töricht, dich dann zurückzubringen, da die Wachen stets patrouillieren. Und nun womöglich noch sehr viel mehr. Wir werden erst einmal einen Unterschlupf suchen, bevor du wieder ins Schloss zurückkehren kannst.« Sanji nickte, wenngleich auch eine dumpfe Taubheit ihre Arme um ihn schlang. »Du ...«, setzte er an. »Du bringst mich also zurück?« Das Mädchen haderte mit sich, stimmte seiner Frage dann jedoch zu. Schwach neigte er den Kopf. »Nach allem, was ich dir antat?« »Habt Ihr Schuldgefühle, Prinz?«, neckte sie spöttisch. Betreten blickte Sanji drein, als wage er nicht, die Wahrheit in ihren Augen zu finden. »Für die Striemen an meinen Armen wirst du aufkommen müssen! Ebenso für die wahrscheinlich auftretende Lungenentzündung, die ich mir in deinem kalten Kerker zuzog«, diktierte sie und wich einer gefrorenen Pfütze aus, indem sie einen großen, hüpfenden Schritt machte. »Alles hat seinen Preis und ich verhandle nicht!« Wieder zog ihn das Mädchen durch die alte Stadt. Zeigte ihm so, ungewollt, wie sehr es seinem Volk doch schlecht erging. All der Prunk im Schlosse wirkte nun, mit einem Male, befremdlich, gar übertrieben pompös. Ganz in seine Gedanken gewoben, bemerkte der Prinz nicht, dass das Mädchen innehielt. Unabsichtlich stieß er gegen ihren Rücken, bevor sie jedoch ins Straucheln geriet, haschte er nach ihr und hielt die Diebin zurück. Erneut traf ihn ihr kalter Blick, doch ein zartes, schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie das Haupt von einer Seite zur anderen wandte. Die Maid schwieg und dachte allem Anschein nach nicht daran, sich für die mutige Tat des Jungen zu bedanken. »Ist dies ... besagter Unterschlupf?«, pikiert blickte der Prinz an ihr vorbei. Vor ihm ragte eine alte, verwitterte, hölzerne Pforte auf. Kurz reckte er den Hals und erkannte ein kleines Häuschen. Gar winzig erschien es ihm, als habe es sich zwischen den anderen, größeren Bauten eingeschoben, die sich zu beiden Seiten auftürmten. »Du kannst auch gern die Nacht hier draußen verbringen«, zischte die Diebin und ließ keinerlei Zweifel an ihren drohenden Worten. »Und so, wie dein Magen knurrt, denke ich, dass du nicht wählerisch sein solltest.« Dieser Umstand machte ihn sprachlos. Er verbiss sich weitere Laute und es gelang ihm so, das leise Gemurmel des Mädchens zu vernehmen. Zwar bediente sie sich einem flüsternden Ton, dennoch hörte er deutlich, wie sie, recht despektierlich, »ein Prinz der hungert« ausspie. Sie ließ von ihm ab, eh ihre Finger den Riegel anhoben, der jene Tür verschloss. Ächzend schabte die Pforte über den Boden und ein Lichtschein gelangte von Innen ins Freie. Flink schnappte die Diebin nach seinem Kragen und zerrte ihn über die Schwelle ins Haus. Der Prinz, sogleich zu einem erneuten Ausruf des Protestes ansetzend, verstummte jäh. Vor seinen Augen erhob sich das nette Fräulein vom Morgen. Doch ihr hübsches, anmutiges Antlitz glich einer steinernen Maske. Tiefe Furchen zogen sich über das filigrane Gesicht. Ihr Blick war zornig, dennoch galt ihre Wut nicht ihm, sondern dem Mädchen, das hinter dem Prinzen stand und die Tür ins Schloss fallen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)