Der Prinz . . . und die Diebin von irish_shamrock (Es war einmal . . . [Nami & Sanji]) ================================================================================ Kapitel 6: VI ------------- Der Prinz und die Diebin ────────────────── Es war einmal . . . VI Sorgfältig wurden die duftenden Früchte arrangiert. Ihr Leuchten erinnerte an die aufgehende Sonne selbst, die bereits über die Stadtmauern zog und die Nebel des kühlen Morgens verbannte. Dass es, um diese Jahreszeit, eher einem schwierigen Unterfangen glich, solch prächtiges Obst behütet aufzuziehen, schien wahrlich einem Wunder, doch den Mädchen, die jene vitaminreichen Orangen aufboten, gelang es auf märchenhafte Weise. Welch Mühe die Kinder auf sich nahmen, wurde nur hinter vorgehaltenen Händen gemurmelt, denn den Bürgern war durchaus bekannt, welch hartes und herbes Los die beiden, jungen Frauen zutragen hatten. Nicht immer waren die Jahre geprägt von Glückseligkeit, gar Freude. Der Verkauf der Orangen oblag der Obhut ihrer Mutter, die jedoch auf schlimmste und schrecklichste Art ihr Ende fand und ihre Mädchen so sich selbst überlassen musste. Und obschon Neid, dann und wann, zu ihnen herüberwehte, schalten die Bürger, die jene Anwandlungen bemerkten, einander, denn wohl niemand von ihnen wäre gern an ihrer Stelle. Die Kapuze des Mantels barg ihr das Gesicht, ehe das Mädchen nach den wenigen Früchten langte, die es zu drapieren galt. Der Morgen war frisch, frostig und kalt gar, und das Glitzern des Taues konnte diesen Umstand nicht mildern. Träge waren die Stunden dahingekrochen. Stolperten wie das schwache Schlagen eines Herzens und riefen nach ihr. Den Blick noch immer vor den anderen Menschen verbergend, versuchte die Diebin dennoch zielgerichtet die täglichen Arbeiten zu erfüllen. Dass man ihre langen Finger nicht gern sah, doch die kleinen Räubereien dennoch zu dulden schien, erleichterte zwar das Leben der Mädchen, dennoch blieben es Taten, die unter Strafe standen. Dass Angst allmählich in ihr Bewusstsein drang, konnte der Älteren nur recht sein. Hier, an diesem öffentlichen Platze, waren die kühlen Glieder der Ketten allgegenwärtig. Vorsicht war geboten. Und doch hatte sie versprechen müssen, nicht mehr zu stehlen. »Nami?« Sowie ihr Name fiel, zuckte sie zusammen und wandte sich zu der Stimme um. Ihre Schwester schien zufrieden mit dem, was sie sah und das stumme Nicken, das ihr gezollt wurde, zeugte von Zuversicht. Viel war es nicht, das sie anbieten konnten. Doch neben den schmackhaften Orangen, waren dort noch andere Köstlichkeiten, die eine Auswahl dennoch erschwerten. Aus dem Obst gefertigte Speisen, wie Kuchen oder Liköre, bis hin zu wohlduftenden Aromen und Öle. Das leise Klirren der einzelnen Flaschen zog sich wie ein Schauer über ihren Rücken. Mit gerecktem Kinn flanierte der Prinz in ansehnlichem Tempo die gewundene Straße entlang. Ihm folgten die Mannen, wenngleich Duval dem Versuch erlag, so wenig Abstand wie möglich zwischen sich und dem Königssohn aufkommen zu lassen. Noch immer schien seine Angst wie eine schwere Wolke über dem naiven Vorhaben des Jungen zu schweben, der jedoch zielgerichtet auf das hohe Tor zum Markt schritt. Duval vermochte die Euphorie des Kindes nicht zu teilen, denn Vorsicht war geboten. Wenn man heraus fand, dass der Prinz nicht länger im Schloss weilte, dann wäre nicht nur der Thronerbe in Gefahr, nein, gar das ganze Land. Ohne die Hände des Königs, die auf den Lehnen des Hoheitsstuhles ruhten und dessen Blick Strenge und Autorität, Tatkraft und Kampfbereitschaft zeigte, wirkte das Königreich zerbrechlich wie Glas. Sollte diesem Jungen Böses widerfahren, so wäre sein Kopf der Nächste in der Schlinge, die am Galgen hing und darauf zu warten schien, einem Leben den letzten Odem zunehmen. Hart schluckte der Diener, denn auch wenn er als Berater und Beschützer des Kindes galt, das sich von kleinauf in seiner Obhut befand, blieb er trotz allem nur ein armer Mann, der den Genüssen des Hofes erlegen war. Und sowie er neben seinem Schützling durch den Torbogen marschierte, tat sich vor ihren Augen eine Welt auf, die der Prinz nie zu glauben gewagt hatte. Keine vor Freude strahlenden Gesichter, kein Lachen, kein Gesang. Es schien beinahe, als wäre alles außerhalb des Palastes wie aus einer anderen Zeit. Die Menschen, die geschäftig an ihnen vorüberzogen, würdigten sie keines Blickes, nahmen die Gestalten nur am Rande ihres kümmerlichen Bewusstseins wahr, taten, als wäre ihnen die Präsenz des Königssohnes einerlei, als wüssten sie nicht, welche Ehre ihnen zuteil wurde, an jenem Morgen, in jenen Stunden. »Mein Prinz«, zischte Duval leise an trat neben ihn. »Verzeiht mir, doch man erkennt Euch nicht.« Erst, nachdem die Worte seines Bediensteten an seine Ohren gedrungen waren, schien die Erinnerung zu ihm zurückzukehren. Wohl wahr, erst vor wenigen Minuten hatte man den jungen Mann, samt den drei anderen, in Stoffe gehüllt, die wenig königlich waren. Das schlammige Braun der Hose, sowie der Jacke hatten nichts von dem herrschaftlichen Blau, das er bevorzugte. Auch war diese klobige Kopfbedeckung weit weniger zumutbar, als es die Krone war, die er zu besonderen Anlässen tragen durfte. Das, was seine Angestellten Hut nannten, war dem Prinzen jedoch alles andere als genehm. Räuspernde, hustende und krächzende Laute erfüllten die Luft. Alte, Schwache und Kranke schleppten sich über den harten, gefrorenen Boden. Nur Wenige wirkten jung und vital. Keine Kinder, die um die Beine der Leute rannten, keine hübschen Mädchen, die Lieder trällerten und Lobeshymnen auf den König und Prinzen sagen. War dies wirklich sein Königreich? Oder schien einzig der Winter nur so unbarmherzig und grausam zu seinen Untertanen? Langsam schritt der Prinz über den Platz, erspähte Pranger und Galgen. Beide Instrumente wirkten verwittert, schienen seit langem nicht mehr ihren Arbeiten nachzukommen. Sanji nahm den Blick von dem morschen Holz. Sein Interesse nicht mildernd, schlenderte der junge Herr mit seinen Begleitern durch die Reihen. Der Markt, trotz seiner Kargheit, war angefüllt mit Menschen, die ihre Ware anpriesen, mit lauten, schelmischen und nicht minder saloppen Worten. Stoffe, und Lederwaren. Schmiede, die Hufe von Pferden beschlugen, und andere, die ihre Kunst in der Schwertarbeit bewiesen. Bauern, die ihren Käse und andere Molkereiprodukte lobten, Obst- und Gemüsehändler, die jedoch in Stille und mit geneigten Köpfen verharrten. Der Duft von frischem Brot stieg ihm in die Nase, während der junge Mann seinen Blick abermals schweifen ließ. Ein bizarres Bild bot sich ihm. Die laut krakeelenden Marktschreier auf der einen Seite, die Armut und Lebensunlust auf der anderen. »Sagt, Duval«, erhob der Prinz das Wort, »entspricht dies der Wirklichkeit?« Duval schien offenkundig verwirrt über die Worte des Jungen. Sanji sah prüfend zu ihm, ehe er sich zum Oberst und dem Leutnant umwandte, diese jedoch schienen nichts von seiner Frage bemerkt zu haben. »Mein Prinz?«, fragte der Diener besorgt. »Wie meinen?« »Nun, ich möchte wissen, ob dieses Elend hier tagein-tagaus das Bild meines Königreichs verschandelt«, spie er aus und verzog das bubenhafte Gesicht zu einer angewiderten Grimasse. »Ich ...«, haspelte Duval, »ich weiß es nicht, Herr.« Ohne eine weitere Silbe zu verschwenden, setzte sich der jungen Mann wieder in Gang. Allmählich kroch ihm die Kälte durch die Kleidung, die jedoch bei weitem dicker und wärmer erschien, als es die dünnen Stoffe der Landeskinder tat. Klamm und nass legte sich der Märzmorgen über sie. Kopfschütteln schritt der Sanji die Stände ab, versuchte sich, trotz Widerwillens, an einem Lächeln. Niemand erkannte ihn, keiner dieser einfachen Leute schien zu bemerken, wem sie ihre Ware anboten. Dennoch kam er nicht umhin zu bemerken, wie einige andere seine Begleiter zu mustern schienen. Nun, der Oberst hatte eine unverwechselbare Statur. Und die Stimme des Leutnants war unverkennbar, auch wenn sich beide einem Flüsterton bedienten. Doch die Pflicht der Wachen war es nicht nur, den König zu beschützen. Es galt ebenso für Friede im Land zu sorgen. Vielleicht erkannten die Bürger seine Leibgarde aus diesem Grund, der Verkleidung zum Trotze, und begannen zu tuscheln oder gar mit großen, ungläubigen Augen zu ihnen herüberzusehen. Eiligst schritt der Prinz voran, Duval war ihm stets auf den Fersen. Als er an einen der kleineren Stände gelangte, an dem, für diese Jahreszeit eher ungewöhnlich, frische Orangen sein Interesse weckten, bemerkte er die junge Frau, die ihm ein warmes Lächeln schenkte. Sein Blick jedoch war noch immer an einer Frucht hängengeblieben. Leuchtend, frisch ... eine Farbe, die ihm merkwürdig vertraut erschien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)