Eine Meerjungfrau küsst man nicht von FelinaColibra ================================================================================ Kapitel 5: Und der Haifisch der hat Zähne ----------------------------------------- Da Bertholds Idee, Reiner ein paar Runden in der Badewanne schwimmen zu lassen, nicht in Betracht gezogen wurde vom Blonden, hatte er ihn bis spät abends an der Backe und das wortwörtlich. Zuerst haben sie sich beide über Essen unterhalten, wodurch Reiner wieder Hunger bekam und er aufspringen musste um was für den Haimann zu kochen. Dann wurde Reiner gegen Abend immer anhänglicher und versuchte sich mit Berthold zusammen aufs Sofa zu quetschen, was darin endete, dass beide auf dem Boden landeten und Berthold sich nur wieder künstlich aufregte, so Reiners Ansicht nach. Und das Ende vom Lied? Berthold verbannte Reiner wieder in die Wanne und beschloss ins Bett zu gehen - Alleine. Reiner schmollte lange vor sich hin im erkalteten Wannenwasser, grübelte etwas über seine Situation nach und schlich sich nach einigen Stunden wieder aus dem Bad. Schließlich hatte Berthold ihm ja nicht gesagt für wie lange er in der Wanne bleiben sollte, so machte er es sich für den Rest der Nacht auf dem Sofa wieder bequem, welches, zu seinem Wohlwollen, leicht nach dem Dunkelhaarigen roch. Der Geruch gab ihm immerhin das Gefühl nicht ganz allein zu sein, wodurch er eine recht ruhige Nacht mit einem leichten Schlaf hatte. Berthold bekam nichts davon mit, er schlief wie ein Stein, bis zu dem Moment wo in der Früh ein lauter Knall durch seine Wohnung schallt. Der Dunkelhaarige erwacht aus seiner Bauchlage, reißt erschreckt die Augenlieder auf, krallt seine Finger angespannt in sein Kissen und japst auf. /Was- war-… Das?!/, schießt es ihm durch den Kopf und er reckt seinen Rücken hoch. Keine Minute später beantwortet sich seine Frage von selbst. Im Flur ertönt das Lachen des Haimannes. „Reiner“, grummelt Berthold mit verschlafener Stimme und lässt den Kopf zurück ins Kissen plumpsen. Berthold wuschelt dich durch sein dunkles Haar. Er überlegt, wie spät es wohl sei. / ist denn heute nicht Montag?/, er dreht sich hastig auf den Rücken. /Moment! Wenn heute Montag ist, dann würde es bedeuten ich muss zur Arbeit. Und das wiederum würde bedeuten, dass ich aufstehen muss und zwar dann, wenn der Wecker klingelt!/, Durch Berthold geht ein Adrenalinschub. Klingen? Da gab es kein Klingeln oder hat er es vielleicht einfach nur verschlafen? Oder der Wecker hat gar nicht geklingelt. Unmöglich? Bertholds Kopf dreht sich zu seiner geschlossenen Zimmertür. /Unsinn, das Klingeln habe ich noch nie überhört/ Der Wecker steht nicht Grundlos seit drei Monaten im Wohnzimmerschrank. Berthold hat das ausgeprägte Talent zu verschlafen und drückte immer den Alam weg. Es viel ihm immer schwer wach zu werden, so stellte er eines Tages den Wecker ins Wohnzimmer, so dass er gezwungen sein müsste jeden Morgen aufzustehen um das nervige Geklingel abzustellen. So wie heute, eigentlich. Er glaubt auch nicht, dass er vor dem Klingen wach würde. Das würde ja an einem Wunder grenzen. Der Dunkelhaarige kramt müde stöhnend nach seinem Handy, was irgendwo unter den Kopfkissen verschwunden ist und blickt auf den Bildschirm. „Nach Sieben“, grinst er Gedanken abwesend, kratzt sich am Hals und gähnt. Dann schaut er wieder auf sein Handybildschirm und schnappt erschrocken nach Luft: „Nach SIEBEN!“, ruft er erschrocken und zieht die Bettdecke zur Seite, schwingt die Beine aus dem Bett und flucht leise: „Mist, Mist, Mist! Ich komme zu spät!“, genervt kramt der Dunkelhaarige in seinen Schränken nach annehmbarer Kleidung für die Arbeit. Als er sich eine kurze Hose aus dem Kleiderschrank fischt, kommt ihm ein anderer Gedanke: /Was mache ich mit Reiner?/ Er wirft genervt stöhnend den Kopf in den Nacken und rennt mit den gefundenen Klamotten aus dem Zimmer. Im Flur angekommen rennt er zum Bad, klopf an die geschlossene Tür. „Reiner? Ich muss ins Bad, komm da raus….“, Berthold lauscht an der Holztür, doch kein Geräusch erklingt. Er grummelt leise, eh er kräftiger an der Tür klopft: „Reiner! Ich weiß das du wach bist, ich habe es-„, während seiner Ansprache blinzelt er ins offene Wohnzimmer, wo er auf dem hellen Fußboden einen merkwürdigen Gegenstand erblickt, der durch das einstrahlende Morgenlicht auffällig, anziehend funkelt. Bertholds Nackenhaare stellen sich erschrocken auf. /Das ist doch nicht etwa…/ Mit offenen Mund stoppt er das laute klopfen an der Tür und geht schnurstracks ins Wohnzimmer. Mit jedem Schritt, den er auf den merkwürdigen, funkelnden Haufen zugeht, wird sein: „Nein, nein….nein….NEIN!“, lauter. Dann steht er direkt vor dem Haufen, dem Haufen Schrott, der einst sein Wecker war. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schnell, seine Hände um krallen die Kleidungsstücke fest. Zielgerichtet richtet er seinen zornigen Blick auf das Sofa, auf dem seelenruhig der Blonde schläft. /Mein Sofa! Meine Decke! MEIN WECKER!/, streng ruft er den Namen des Schuldigen, welcher sich nur grummelnd rumdreht und weiter schläft, was Berthold nur noch weiter provoziert. Mit einem Ruck zieht der wütende Wohnungsbesitzer dem Haimann die Bettdecke von der Flosse runter. „Reiner! Was fällt dir eigentlich ein!?“, faucht er ihn an, mit der Bettdecke in den Armen hantierend. Reiner blinzelt verschlafen und wendet sich in die Rückenlage: „Um ehrlich zu sein, fällt mir gerade Nichts ein warum du wieder wie eine Furie rumnölst - und das um die Uhrzeit“, er kratzt sich unbekümmert auf der Brust. „Nichts?! Ist das hier etwa ‚Nichts‘“, Berthold deutet mit seinen grünen Augen runter auf den Haufen Schrott, welcher einst sein Wecker war. Reiner setzt sich etwas mühselig auf um dem Blick des Anderen folgen zu können. Dann scheint dieser sich zu erinnern: „Ach so das! Ja, ich habe es erfolgreich vernichtet!“, stolz grinsend drückt der Blonde seine muskulöse Brust heraus und lässt seine Augenbrauen hoch und runter springen, sich sicher, dass der Dunkelhaarige nun angetan sein würde von seiner Manneskraft und seinem Heldentum. Wenig beeindruckt atmet Berthold tief ein: „Das sehe ich, die Frage ist nur: WARUM!?“, schimpft er Reiner ein. „Na weil das Teil heute früh anfing laut zu werden! So laut, dass es sicher die ganze Nachbarschaft geweckt hätte! Ich kann doch nicht zulassen das du aus deinem Schönheitsschlaf gerissen wirst“, erklärt der Haimann und verzieht fragend das Gesicht. Er versteht nicht, wieso Berthold so außer sich war, schließlich hat er doch dafür gesorgt, dass er weiter friedlich schlafen konnte?! „‘Wecken‘, ist der Inbegriff eines WECKERS! Wozu sollte er sonst klingeln!?“ „Ja, das habe ich mich heute früh auch gefragt“, direkt nach dieser Aussage, landet die zusammen geknuddelte Bettdecke aus den Armen des Dunkelhaarigen in seinem Gesicht. „Ich habe jetzt nicht die Zeit weiter mit dir zu diskutieren! Ich komme eh schon zu spät“, zischt Berthold und zerrt sich das Shirt über den Kopf. Die Dusche bleibt dann wohl diesen Morgen aus. „Wohin zu spät?“, fragt der Blonde, während er sein Gesicht aus der Bettdecke frei wuselt. „Zur Arbeit! Und das alles wegen deiner ach so heldenhaften Aktion!“, schimpft er weiter und zwängt sich die Cargo Shorts über seine Shorts. „Gern geschehen. Du kannst dich gerne später dafür erkenntlich zeigen“ Berthold verdreht die Augen: „Stell dieses Mal nichts an! Das heißt -„ er wird von Reiner unterbrochen: „-Langweilen! Jaja, toll!“, wie ein beleidigtes Kind verschränkt der Blonde die trainierten Arme vor der Brust und wendet den Blick ab von Berthold. Berthold rennt im Wohnzimmer umher und sucht seine restlichen Sachen für die Arbeit zusammen, schaut dabei aus den Augenwinkeln rüber zum Blonden und meint trocken: „Ja, dem ist dann so. Umso unauffälliger du dich verhältst, desto niedriger ist die Gefahr das du entdeckt wirst“, er wirft sich seinen fertig gepackten Rucksack über die rechte Schulter, marschiert zielstrebig zum Bücherregal im Wohnzimmer und greift nach einem x-beliebiges Buch, welches er dem Blonden auf den Schoß wirft: „Da, bilde dich weiter. Bis später und wehe du stellst was an“. Mit diesen Worten verlässt der Dunkelhaarige das Wohnzimmer und nach Reiners: „Werde dich auch vermissen“, die Wohnung. Umso weiter Berthold die Wohnung hinter sich lässt, desto größer wird die Befürchtung, dass der Haimann genau in diesem Augenblick wieder was anstellt. Doch nicht ganz, dieser saß nach wie vor auf dem Sofa mit dem Buch auf dem Schoß und mustert dieses fraglich von allen Seiten. Dann blättert er es auf und überfliegt die Seiten. Ein Grinsen bildet sich auf seinen schmalen Lippen und er Lacht kurz auf, wobei er die Seitens schneller umblättert: „Haha, ich kann nicht Lesen“, weiter lachend wirft er das nutzlose Ding über seine Schulter nach hinten, was zu seinem Pech eine Vase erwischt und von ihrem Standort runter auf den Boden reißt. Das Klirren der zerbrochenen Vase schallt einmal in der Wohnung nieder. Reiner zuckt leicht zusammen, beißt sich dabei betroffen auf die Unterlippe und begutachtet den Schaden schweigend. „Ups“, zischt er und wischt sich über sein Gesicht. /Hat “Honey“ nicht gewollt, dass ich nichts anstelle?/ Reiner überlegt: „Also genau genommen ist das ja nicht meine Schuld gewesen…das war das Buch!“ Nun kann der Blonde mit reinen gewissen wieder strahlen wie ein Sonnenschein. „Dann suche ich mir mal was zur Beschäftigung“ … Während der Blonde mit Begeisterung die Wohnung des Dunkelhaarigen durchstöbert, steht dieser vor seinem Chef und entschuldigt sich für sein zu spät kommen. Leider war sein Chef nicht wirklich verständnisvoll. Lauthals macht er Berthold klar, dass Arbeit kein Kindergarten sei und dass jeder Arbeitgeber viel Wert auf Pünktlichkeit lege. Nicht zu vergessen, dass er Berthold noch mal klar macht, dass er ersetzbar sei wie jeder andere seiner Mitarbeiter und sich genau überlegen sollte ob er den Job behalten will oder nicht. Nach der Predigt war die Laune des Dunkelhaarigen auf null gefallen. /Und das ist alles seine Schuld!/, denkt er sich wütend und bindet sich eine blaue Arbeitsschürze um. Nach vergangenen drei Stunden, liegt der Haimann auf dem Bauch gedreht wieder gelangweilt auf dem Sofa. Zuvor rollte er ziellos im Wohnzimmer auf dem Skateboard umher, schnappte sich alle Bücher in greifbarer Nähe aus den Regalen und verstreute sie in der Wohnung. Keines davon hatte ihn angesprochen. Nicht mal nette Farbbilder waren drin, nur ein Haufen kleiner Buchstaben oder Zahlen, die er nicht verstand. Und so landete er wieder auf dem Sofa. Er säufst gelangweilt aus: „Wie lange dauert denn so ne Arbeit? Ob er mich vergessen hat?“ Der Dunkelhaarige legt erschöpft seine Schürze beiseite und massiert sich etwas den Nacken. /Ob das Haus noch Steht?/, fragt er sich und kramt seine Sachen zusammen für den Heimweg. Mit einem leisen: „Bis Morgen“, welches nicht erwidert wird von den Kollegen, verlässt er seine Arbeitsstelle und begibt sich zur Straßenbahn. … Vor dem Eingang seiner Wohnung angekommen, atmet er einmal tief ein und aus. Es freut ihn sogar etwas, zu sehen, dass das Haus noch steht. Eh er den Hausschlüssel ins Schloss Steckt lauscht er mit dem Ohr an der Tür. Nicht mal ein „Piep“ war zu vernehmen. Hat sich der Unruhestifter nun wirklich einmal an die Ansage von ihm gehalten? Berthold schließt hastig auf. Im Flur ist es dunkel. Mit einem: „Hallo?“, lässt er seinen Rucksack von den Schultern gleiten und schleudert ihn in eine Ecke. /Warum antwortet er nicht? Ist er vielleicht wieder weg?/, diese Frage beantwortet sich in dem Moment, wo er näher zum Wohnzimmer schreitet, die Tür aufdrückt und ihm das Chaos des Jahrhunderts willkommen heißt. /Nein, natürlich nicht, es wäre ja auch zu schön gewesen!/, knurrt die Stimme in seinem Kopf. Mit feuchten Augen betrachtet er das Zimmer, welches nun einer Müllhalde gleicht. In den Regalen stand kaum noch ein Buch so einsortiert wie zuvor, Taschentücher aus dem Spender sind auf nasse Flächen auf dem Fußboden verteilt, manche Bücher komisch übereinander gestapelt oder verdreht im Regal, als sollte es „Kunst“ darstellen, die Sofakissen und die Polster vom Gestell gezogen, auf dem Boden verteilt. Die Beine des Wohnzimmertisches regelrecht angefressen. Nicht identifizierbare Flecken an den Wänden und auf dem teuren Parkett, der Kühlschrank zerkratzt und eine Spur an Essensresten, die sich von der Küche, über den Parkett erstreckt und schließlich beim Sofa endet, da wo auch der Schuldige liegt. /na großartig! Wie es scheint, hat er den Kühlschrank gefunden/ Berthold geht auf den Haimann zu, welcher wieder seelenruhig am Schlafen ist. Bedacht nicht mit seinen Schuhen in irgendwelche Essensreste zu treten, erreicht er das Sofa, oder besser gesagt, die Polster auf dem teuren Fußboden. „Reiner“, zischt Berthold und stupst mit seinem Schuh gegen das Ende der Sandfarbenen Flosse. Einmal, zweimal, dann schreckt Reiner erschrocken zusammen und starrt ihn an. Einen Augenblick herrscht ein eigenartiges Schweigen zwischen den beiden. Reiner versucht es mit einem Lächeln, was aber von seinem Gegenüber nicht erwidert wird. Irgendwas sagt ihm, dass seine dunkelhaarige Schönheit verstimmt ist, aber doch wohl nicht wegen ihm? „Reiner…“, zischt es zwischen den Lippen der Schönheit hervor. Dieser klimpert freudig mit den Augen: „ja, Honey?“ Nach Beherrschung ringend, bringt er die Frage nur stockend heraus „Was-hast-du-mit-meiner-Wohnung angestellt!?“, „Hab’s hübsch gemacht, gefällt es dir?“ Für eine Sekunde zuckt Bertholds linkes Augenlied verdattert, eh er laut und deutlich knurrt und aus schnauft. Reiner legt die Stirn fraglich in Falten:/ Er rastet ja förmlich aus vor Freude/, geht ihm durch den Kopf und mit einem kurzen auflachen säuselt er was von: „Ach Honey, ein einfaches „Gefällt mir“, hätte gereicht. So impulsiv!“, er kichert vergnügt. Bertholds Augen verengen sich finster. In einem sarkastischen Unterton lacht er Reiner entgegen, umfasst mit beiden Händen den Schwanzkiel: „Oh ich werde dir zeigen wie impulsiv ich sein kann!“, mit aller Kraft die er aufbringen kann, zerrt er Reiner vom Polster und versucht in aus dem Wohnzimmer zu schleifen. Auf dem Parkettboden angekommen, fällt Berthold es einfacher den Meermann zu ziehen. Dieser sucht panisch nach halt auf dem Boden, umklammert zu guter Letzt den Türrahmen als er diesen fast passiert. „Ich hoffe stark, dass du jetzt nur vorhast mich ins Schlafzimmer zu zerren!?“, unsicher lacht der Haimann und krallt sich fester in den Rahmen als Berthold weiter energisch an seiner Flosse zerrt. „Das würde dir wohl so passen, hm?!“ „Ja, schon….“, gibt Reiner ehrlich zu, zieht sich wieder ein Stück rauf mit seinen muskulösen Armen, was Berthold nach vorne stolpern lässt. Wer hätte gedacht, dass das so schwierig sein würde? Wütend darüber, dass der Meermann so viel stärker als er selbst zu sein scheint, lehnt sich der Dunkelhaarige mit seinem gesamten Gewicht nach hinten um Reiner am Weiterkommen zu hindern. „Nichts da! Du kommst jetzt raus, lass los!“ „Nein!“, jammert der Blonde. „Doch!“, Bertholds Zerren bleibt unerbittlich und führt schließlich dazu, dass Reiner den Halt verliert, mit den Händen auf dem Parkett wegrutscht und der Länge nach Berthold mit sich zu Boden reißt. Ein schmerzendes Keuchen entkommt dem Langen, während Reiner über ihm nur schmunzelt: „Ich wusste gar nicht, dass ich SO umwerfend bin“. Berthold grummelt und versucht Reiners Flosse von seiner Hüfte zu schieben: „Runter von mir, du zerquetscht mich!“ Reiners Unterkiefer klappt verwundert runter: „Du glaubst ich bin fett?! Ich habe doch nur schwere Gräten!“, mosernd windet Reiner sich weiter auf Bertholds Leib umher, wodurch dem Unterliegenden ein weiteres Keuchen entweicht. „Wie konnten es nur andere so lange mit dir aushalten?“, zischt Berthold und windet seine Beine unter dem Gewicht ein paarmal umher, eh ihn seine Kraft verlässt. Seine Arme fallen ergeben zu Boden. Er schließt einen Moment die Augen um seine Gedanken zu sammeln. Sein gesamter Tag war einfach nur eine Katastrophe und nun kommt noch dieses DING dazu, was alles noch schlimmer macht. /Warum nur passiert sowas auch immer mir?/, jammert seine innere Stimme vor sich hin. Wage bemerkt er dabei, wie sich der Haimann auf ihm weiter umher schlängelt. Erst als er den warmen Atem auf seinem Gesicht vernimmt, öffnet er ruckartig die Lider. Reiner schaut ihn mit einem breiten Grinsen im Gesicht an: „Weißt du Honey, du solltest nicht alles immer so über dramatisieren und Mal ne Runde entspannen.“ Unberührt schaut ihn Berthold aus seinen grünen Augen ernst an: „Erzähl du mir nichts von „Entspannung“!“, er windet sich wieder unter dem Blonden, bis dieser sich wortlos von ihm runter bewegt. Berthold stemmt sich rasch wieder auf seine Beine, wendet sich mit wütender Miene zu reiner um: „Du hast auch leicht Reden, platzt einfach so in mein Leben rein und verbreitest innerhalb von zwei Tagen ein totales Chaos und hast keine Sorgen! Ich habe einen Job, ich muss lernen für die Uni und… ach, was versuche ich überhaupt dir das zu erklären, du hast von all den Dingen eh keine Ahnung“, merklich entnervt, geht der Dunkelhaarige dabei zurück ins Wohnzimmer und setzt sich seufzend auf eines der am Boden liegenden Polster. Nachdenklich fällt sein Kopf auf seine angezogenen Knie herab. Reiner zieht sich mit seinen Armen schweigend vom Flur ins Wohnzimmer, beobachtet nachdenklich den Anderen eine Weile, eh sein Blick durch das verwüstete Wohnzimmer wandert. /Es sieht schon anders aus als heute Morgen…/, denkt sich der Blonde und reibt sich betroffen den Nacken. Allerdings war er noch nie der Typ, welcher leicht Einsicht zeigen konnte, schon gar nicht, wenn er sich keiner Schuld bewusst war. Nur jetzt weiß er, dass er den anderen irgendwie bei Laune halten muss. „Also wenn ich frustriert bin, esse ich“, schlägt Reiner vor und bewegt sich auf Berthold zu, welcher immer noch regungslos in seiner Haltung verharrt. Und auch als Reiner vor ihm ankommt, kommt keine Antwort. /Och nicht doch, werde ich jetzt mir Schweigen gestraft?/, Er grummelt kaum hörbar. Warum ist dieser Mensch auch so kompliziert? Sogar die Frauen, die er vor Berthold kennengelernt hatte, waren, laut seiner Ansicht, um einiges Umgänglicher. Der Haimann stupst Berthold leicht gegen die Knie und lächelt frech: „Na komm schon! Ein Happen in Ehren kann niemand verwehren!“, auffordernd schwingt seine Haifischflosse, aber wieder kommt nichts von seinem Gegenüber. Sein Grinsen verfliegt etwas, doch ans Aufgeben ist nicht zu denken. Wieder stupst er ihn an: „ Ich weiß ja nicht wie’s dir geht, aber ich habe einen tierischen Hunger!“, erklingt es fast schon euphorisch. Wieder keine Reaktion. Reiner zieht schnaufend die Luft ein. Er rüttelt leicht an Bertholds Schulter, robbt sich neben ihn hin und zieht mit seinen beiden Zeigefingen seine Mundwinkel weit auseinander. „Schau mal Honey!“, lispelt Reiner und verzieht sein Gesicht immer weiter in eine Grimasse, die den Anderen belustigen soll. Aber auch darauf springt jener nicht an, würdigt ihm nicht mal eines Blickes. Zu schade, denn sonst hätte Berthold einen wunderbaren Ausblick auf adrett angeordnete, spitze Haizähne bekommen, welche Reiner ihm stolz präsentiert. Wenn auch unwissend, dass jene wohlmöglich seinem Gegenüber in Todesangst versetzten könnte. So langsam gehen ihm die Ideen aus. Seufzend begutachtet er immer noch den schweigenden Mann vor sich. Das aalglatte, dunkle Haar, welches durch die geneigte Kopfhaltung über die Knie fällt und somit die Haut im Nacken frei legt. Reiner schnalzt entzückt mit der Zunge. „Na also von mir aus kann ich auch auf den Hauptgang verzichten und komme direkt zum Nachtisch“, kichert er leicht verträumt und tänzelt mit zwei Fingern über die freie Haut im Nacken von Berthold umher. Nun endlich bekommt er die erhoffte Aufmerksamkeit zurück. Berthold fasst sich schützend mit einer Hand in den Nacken und wendet sein Gesicht empört zu Reiner: „Du kannst es einfach nicht sein lassen, hm?“, fragt er den Blonden trocken, woraufhin der andere kopfschüttelnd zu grinsen beginnt: „Nein, bei dir kann ich mich einfach nicht zurück halten“. Berthold gibt einen wieder willigen Laut von sich, wendet sich erneut weg von Reiner, was ihm direkt das Grinsen vergehen lässt. /Nein, schau mich wieder an!/, denkt er sich erschrocken. Er stuppst ihn abermals an: „Essen?“, fragt er. Schweigen. „Du warst auch mal gesprächiger…“, mault er den Langen entgegen, worauf dieser sich tatsächlich wieder zu ihm wendet und genervt fragt: „Warum zum Donnerwetter ist es dir so verdammt wichtig, dass ich mit dir Rede?“ Reiners Gesichtszüge erkalten. Er richtet sich so gut wie möglich mit seinem Oberkörper gerade vor Berthold auf und fängt gekonnt den Blick des anderen ein. Nach einem Augenblick der Stille antwortet Reiner ihm klar und ehrlich: „Weil ich sonst das Gefühl bekomme nicht existent zu sein“ Sprachlos öffnen sich die Lippen von Berthold, doch kein Wort gleitet über sie. Mit so einer Antwort von Reiner, hat er jetzt als letztes gerechnet. Es klang so verdammt tiefsinnig und erwachsen? Ja, verdammt untypisch zu dem sonstigen Verhalten seines Gastes. Bertholds Blick wird nachdenklich und zum ersten Mal, seid dem er Reiner hier hat, fragt er sich, ob dieser je mit echten Menschen Kontakt hatte, wie nun mit ihm. „Bist du für andere Menschen nicht existent genug, auch wenn sie nicht mit dir ständig Reden?“ Diese Frage trifft den Blonden wie ein ungebremster Schlag in die Magengrube. Mit einem gekünstelten Lächeln dreht er sich leicht von Berthold weg. „So existent wie man sich als eine Märchenfigur zwischen Menschen nun fühlt“ Gekonnt wurde der Schlag an den Langen zurückgegeben. Angespanntes Schweigen erfüllt den Raum. Berthold erinnert sich daran, dass er Reiner ebenso als eine Märchenfigur abgetan hat mit dem Vorwurf gar nicht real sein zu dürfen. Ein mulmiges Gefühl macht sich in seinem Magen breit. Dezent betrachtet er Reiners Haifischflosse. /Das war wohl möglich wirklich nicht gerade Taktvoll von mir/ geht es ihm durch den Kopf, doch er ist sich nicht sicher, wie er sich dafür entschuldigen soll bei ihm. „Was hast du eben noch gesagt? Du isst wenn du frustriert bist? Ich sollte dir dann jetzt mal was zu essen machen, hm?“, er ersucht den Blick des Haimannes, welcher erst neugierig den Kopf zu ihm schwenkt als er das Wort „Essen“ vernimmt. Und auf Mal scheint die Stimmung im Raum wieder wie zuvor zu sein. Einverstanden nickt der Blondhaarige Berthold zu, welcher erleichtert ausatmet und sich aufrafft. Und wenn er jetzt nicht aufgestanden wäre, so hätte er wohl noch für eine ganze Weile lang vergessen, dass er eigentlich dabei war Reiner vor die Tür zu setzten. Das Chaos im Raum versetzt dem Dunkelhaarigen tiefe Falten auf der Stirn. „Ich denke ein wenig mehr Ordnung könnte dem Raum gut tun“, wispert der Meermann hinter Berthold altklug, was ihn dazu verleitet das nächst beste Sofakissen vom Boden zu angeln und Reiner ins Gesicht zu schmeißen: „Dann fang mal besser gleich damit an während ich koche, sonst gibt es nichts für dich!“, ermahnt er ihn und begibt sich zur Küche. Dort angekommen, geht er in die Hocke und versucht oberflächlich die Essenssachen vom Boden, welche Reiner wohl aus dem Kühl- und Vorratsschrank geangelt hat, aufzusammeln. Dabei hebt er eine merkwürdig demolierte Konservendose auf und betrachtet sie genauer, als er hinter der Theke wieder auftaucht. Schweigend zieht Berthold aus dem Metall einen Zahn…einen Haifischzahn und fragt sich beunruhigt, ob es nun wirklich eine kluge Entscheidung ist Reiner bei sich zu lassen, denn wie jeder weiß: ‚Der Haifisch der hat Zähne‘. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)