Eine Meerjungfrau küsst man nicht von FelinaColibra ================================================================================ Kapitel 4: Ein Hai ist kein Goldfisch ------------------------------------- „Guten Morgen, Honey!", entgegnet der blonde Meermann Berthold und zieht sich die Bettdecke ein Stück über seine Hüfte. Unter einen "guten Morgen" versteht der Lange aber was anderes. Da liegt der Fisch wieder in seinem Bett, als sei dies selbstverständlich. „Was hast du hier zu suchen?!", murrt Berthold noch halb verschlafen und blinzelt in Reiners Grinsen. „Na was wohl? Schlafen?", Reiner zuckt mit den Schultern. „Warum tust du dies nicht in der Wanne, wie jeder normale Fisch es auch tun würde?!", nörgelt der Dunkelhaarige und dreht sich gähnend, samt Bettdecke wieder rum, weg von Reiner. Der Blonde zieht ein schmollendes Gesicht, robbt sich näher an Bertholds Rücken ran und bedient sich wieder an der Bettdecke. „In der Wanne!? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Die ist verdammt ungemütlich!“ … Es kommt kein Protest. Vielleicht liegt es daran, das der Lange noch im Halbschlaf liegt und zu müde ist um Reiner aus seinem Bett schnauzen zu können oder aber, Berthold gefällt doch die Nähe des Meermannes in seinem Bett. Für Reiner liegt es klar auf der Hand! Es kann nur daran liegen, dass Berthold auf ihn scharf ist. Ohne weiter zu zögern gleitet eine Hand unter die Decke von Berthold. Er streichelt ihm leicht über die Hüfte, robbt sich noch ein wenig weiter an ihn ran, bis seine Nase in der dunklen Mähne von ihm versinkt. Daran könnte er sich gewöhnen. Er seufzt entspannt und atmet tief den Duft von Bertholds Haaren ein. /Hmm, riecht das gut!/, stellt der Haimensch fest und wühlt mit seiner Nase weiter im Schopf von Berthold umher. Seine Schwanzflosse, welche kaum noch von der Bettdecke zugedeckt ist, schmiegt sich wärmesuchend an das Gesäß des Dunkelhaarigen. Da schlagen die Lieder des Langen auf. Auf einen Schlag scheint Berthold hellwach zu sein. /Diese Hand...Er liegt wieder in meinem Bett!/, saust es ihm durch den Kopf und er grummelt kaum hörbar in sein Kopfkissen. Und kaum steigert er sich in die Tatsache hinein, dass Reiner wieder Mal in seinem Bett liegt, da bemerkt er etwas anders an seiner Kehrseite. Fragend zieht sich eine Augenbraue in die Höhe. Er blinzelt verwundert. „Reiner?!",zischt er fragend. Der Angesprochene schnurrt ein gelassenes: "Hm?", hatte nicht bemerkt, dass der Geruch des anderen eine recht unpassende Körperreaktion ausgelöst hat. „Was ist DAS da, an meinem Hintern?“, Berthold Stimme klingt angespannt. Wenn er ehrlich sein soll, so will er gar nicht wissen was DAS an seinem Hinterteil ist. Reiner grinst in Bertholds Haare. Seine Hand, welche bis eben Berthold Hüfte streichelte, umfasst den Hüftknochen und zieht ihn daran näher an sein Haifischbecken. „Du kennst die Beiden doch vom letzten mal.", säuselt der Tigerhai lüstern. /Die Beiden???/, saust es durch Bertholds Kopf und fährt bei Reiners Berührung aus der Bettdecke. " Das ist ja ekelig!" faucht der Dunkelhaarige ihn, nun hellwach, an und strampelt sich hastig aus dem Bett. Als würde Ungeziefer über seinen Körper kriechen, schüttelt er sich angewidert und versucht das Gefühl ab zu streifen. „Hey, nun zier dich nicht so. Ist doch was ganz natürliches Berthold. Und letztes Mal hattest du auch Spaß daran.", meint Reiner gelassen und setzt sich so gut wie möglich im Bett auf. "Ich empfinde das alles andere als natürlich! Jedenfalls bei dir!", und damit verlässt Berthold leise fluchend sein Zimmer, lässt Reiner unbefriedigt allein im Bett zurück. „‘Du kennst sie‘“, äfft Berthold angespannt nach, zupft sich sein Schlafshirt und seine Shorts zurecht. „ SO betrunken kann man gar nicht sein, dass man sowas vergisst!“, schimpft er weiter in den Raum und schmeißt sich mit einem jammernden Ausruf aufs Sofa. Während er auf dem Sofa versucht das eben erlebte in die Schublade ‚für immer verdrängen‘ abzuschieben, sitzt der Fischmann weiter alleine im Bett mit seinem ‚Problem‘. Grübelnd hebt er die Bettdecke an: „Und was machen wir jetzt?“, er atmet stark ein und erschöpft aus. Die Stimmung ist zerstört. Er lehnt sich zurück in die Kopfkissen und schaut an die Zimmerdecke. /‘Alles andere als natürlich‘/ gehen ihm die Worte des Dunkelhaarigen durch den Sinn. Für einen Augenblick scheint es so, als würde es ihn wirklich treffen, doch dann ziehen sich seine Mundwinkel wieder rauf: „Der weiß doch gar nicht, was gut ist“ /Aber das wird sich noch ändern, mein Lieber/ Reiner ist sich sicher, früher oder später wird er den ‚Spießer‘ windend und nach „mehr“ stöhnend, unter sich haben. Und dieses Mal dann bei klarem Verstand, so dass dieser sich auch Tage danach genauestens daran erinnern würde. Doch für den jetzigen Stand der Dinge ist es wohl unklug weiter über sowas nachzudenken. Reiner rollt sich zur Bettkante. /Alleine im Bett ist es doch langweilig/, er stemmt sich mit beiden Händen auf den Paketboden ab und zieht seinen Unterleib während er eine Hand vor die andere setzt aus dem Bett raus. Es gibt dabei einen kleinen Rums durch das aufprallende Gewicht der Flosse. /So, und wo ist er nun hin geflüchtet?/, Reiner kriecht los, raus aus dem Zimmer in den Flur. Im Wohnzimmer wird er dann fündig. Berthold liegt immer noch auf dem Sofa, mit dem Gesicht ins Polster gedrückt. Er betrachtet den anderen schweigend. Mit seinen Augen wandert er von Bertholds dunklem Schopf über seinen Rücken, hin zu den nackten Beinen. Wieder schaltet sich in Reiners Kopf die Melodie vom ‚Weißen Hai‘ ein. Im Schleichmodus kriecht er zum Lehnenende, an welchem Bertholds Füße liegen und stemmt sich rauf. Kaum merklich, lehnt er sich über Bertholds regungslosen Körper, darauf bedacht ihn nicht unter seinem Gewicht vollends zu begraben. Erst als er Bertholds Nacken erreicht hat, senkt er sich auf seinem Körper. Neckend leckt er dem Langen über ein Stück freie Haut im Nacken. „Hey Honey, Schmollst du?!“, wispert er in den dunklen Schopf. Berthold, welcher bis eben noch entspannt auf dem Sofa vor sich hin döste, wendet sich blitzartig dem Blonden zu. Er hat gar nicht bemerkt, wie der Haimann sich zu ihm aufs Sofa ‚gesellt‘ hat. Wütend funkelt er ihn aus seinen grünen Augen an. „Du schon wieder! Was willst du?!“, zischt er. Reiner grinst breit: „Ich will essen!“, er beugt sich runter zu Bertholds Shirt und nimmt, betont langsam, etwas Stoff zwischen die Zähne. Bertholds Gesicht färbt sich leicht rosa. Ihre Blicke treffen sich, als Reiner den Stoff mit seinen Zähen weiter hochzieht. Seine goldenen Augen funkeln lüstern auf, was dem Dunkelhaarigen erneut einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Berthold hebt langsam seine Arme. Schweigend umfasst er mit seinen Händen Reiners kräftige Schultern. Dieser gibt ein zufriedenes Murren von sich und schwenkt angeregt mit seiner Schwanzflosse hin und her. /Ja, trau dich- Fass mich an/, geht es dem Blonden durch den Sinn, während er das Shirt frei lässt und Bertholds Gesicht gefährlich nahe kommt. Genau in dem Augenblick Schubst der Lange Reiner von sich runter auf dem Boden. „I-Ich mach dir was zu essen.“, nuschelt der Schlanke leicht stockend, mit immer noch geröteten Wangen und steigt über den verwirrten Mann am Boden hinweg, in die Küche. Reiner grummelt leise vor sich hin. /Was war das denn?/, er rollt sich mit einem leisen Stöhnen auf den Bauch und sucht im Wohnzimmer nach dem Skateboard. In der Zeit sucht Berthold einiges für ein Frühstück raus. Eier, Speck und Toastbrot. Gerade zieht er aus einer Schublade eine passende Pfanne hervor, als das Geräusch des Skateboards im Raum ertönt. Bertholds Blick wendet sich von seinem Handeln ab, stellt die Pfanne auf die Herdplatten ab. /Wo ist er denn jetzt schon wieder? Den kann man keine Sekunde aus den Augen lassen!/, unsicher sucht er mit seinem Blick nach dem Blonden. Dieser späht bereits um die Thekenecke zu Berthold in die Küche und mustert ihn schweigend. Seine Augen fixieren das schmale Hinterteil des Langen. /Es wird schwer, da ran zu kommen/, stellt er in seiner jetzigen Lage fest. Berthold traut ihm immer noch nicht richtig übern Weg. Und er sieht es dem Langen an, er will ihn loswerden. Reiners Mundwinkel verziehen sich zu einer grimmigen Grimasse. Er hätte nie gedacht, dass es Menschen gibt, die so voller Misstrauen sind. /Vielleicht sollte ich mich mehr ansträngen/ „Hey, Honey! Hier unten!“, ruft er Berthold und dieser wendet sogleich seinen suchenden Blick in seine Richtung. „Was machst du da?“, fragt der Dunkelhaarige. „Glotzen.“ Beide starren sich einen Moment schweigend an. Scheinbar weiß keiner genau, was nun auf eine derart ehrliche Aussage zu erwidern ist. Dann dreht der Lange sein Gesicht wieder zur Arbeitsplatte und öffnet den Eierkarton: „Ah, dann glotz wo anders hin“. „Aber wo anders habe ich nicht so eine schöne Aussicht“, wiederwillig rollt der Blonde gelangweilt auf dem Board vor und zurück. „Hör endlich auf damit. Mach dich lieber mal nützlich und deck den Tisch“, er wuselt in einer der vielen Schubladen rum, sammelt zwei Messer und Gabeln raus und hält Reiner diese runter vor die Nase. „Da, deck den Tisch.“ Reiner nimmt zögernd das komische ‚Werkzeug‘ in die rechte Hand. „Ich soll den Tisch decken?!“, Der Blonde kann sich das Lachen nicht verkneifen und fährt sich lässig mit der linken, freien Hand durchs kurze blonde Haar. Berthold verdreht die Augen. / Wie kann man nur so unreif sein?!/, seufzend stellt er sich wieder an den Herd. Als das Frühstück fertig angerichtet auf zwei Tellern von Berthold zum Wohnzimmertisch getragen wird, muss er feststellen, dass Reiner keine Ahnung vom Tischdecken hat. Das Besteck liegt kreuz und quer auf der Tischdecke verteilt. Auch die Servierten, die er ihm nachträglich gab, wurden komisch zusammengeknüllt und auf der Tischplatte ‚dekoriert‘. Berthold atmet tief ein und aus. Etwas zornig über Reiners Unfähigkeit, stellt er die Teller ab und setzt sich schnaufend aufs Sofa. Reiner derzeit rollt auf dem Board umher, imitiert dabei ein rasendes Auto. „Komm essen“, fordert der Dunkelhaarige Reiner auf, welcher schneller als gedacht angerollt kommt. Immer noch mit der Brust auf dem Board liegend, blickt er rauf zum Sofa in Richtung Berthold, so als würde er auf eine Erlaubnis warten, den freien Platz neben ihm in Beschlag zu nehmen. „Ja, setz dich“, gibt Berthold nach und fischt nach einer Gabel auf dem Tisch für sein Essen. Glücklich über die erhaltene Erlaubnis das Sofa zu besetzen, zieht sich der Haimann auf die Polster und versinkt sogleich mit seinem Gewicht darin. Halb liegend im Sofa, die Schwanzflosse weit über das Ende des Sofas gestreckt, reckt Reiner sich nach dem gefüllten Teller- nur dem Teller. Wie ein Wilder schaufelt er sich mit Hilfe seiner Hände das Ei mit Schinken und zwei Toastscheiben in den Schlund. Berthold, der gerade mit seiner Gabel ein Häppchen Ei und Speck zu seinem Mund führt, betrachtet das Geschehen stockend. Von Tischmanieren keine Spur. Reiner schlingt und würgt, schmatzt zuletzt völlig begeistert. Wie ein Hund leckt er im Anschluss den Teller ungeniert sauber. Seine Augen funkeln so glücklich, dass es Berthold ein zartes Lächeln aufs Gesicht zaubert. /Ich habe noch nie jemanden gesehen der so glücklich beim Essen ist/. Reiner stoppt in seiner Handlung, als er bemerkt wie er von Berthold beobachtet wird. Seine Zunge berührt immer noch das Geschirr, sucht die letzten paar Krümel vom Teller auf. „Was ist?“, schmatzt er hervor. Berthold zuckt nichts wissend mit den Schultern und steckt sich seinen Happen Essen in den Mund. „Nichts“, schmatzt er zurück. Eine Weile wird geschwiegen. „Sag mal, warum hast du jetzt keine Beine?“, fragt Berthold neugierig und blickt unauffällig auf den getigerten Unterleib Reiners. Dieser blickt zum Grünäugigen rüber. Er fixiert ihn ernst: „Das liegt an dieser rothaarigen Schlampe! Sie war mir zuvor gekommen!“ Berthold versteht nur ‚Bahnhof‘. Mit verwirrtem Blick stellt er seinen Teller auf seinem Schoß ab. „Rothaarige… Bitte was?“ „Na die rothaarige Schlampe, die auch unbedingt Beine haben wollte! Da kam sie so zur Meerhexe und machte klimper klimper mit den Augen, wiggle wiggle mit der Schwanzflosse und schon hat sie den Zaubertrank bekommen. Und mir? Mir blieb nur der popelige Rest!“ Erklärt der Blonde wild gestikulierend mit Händen und Flosse. Berthold versucht der Story mit verwirrter Miene zu folgen und zu verstehen: „Ist das nicht ‚Die kleine Meerjungfrau‘?“ Reiner schaut ihn mit großen Augen verwundert an: „Du kennst sie!?“ Der Lange schaut ihn perplex an. /Ernsthaft? ‚Die kleine Meerjungfrau‘!?/ Zögernd antwortet er dem Haimann: „Ja…ja ich kenn ‚Arielle‘, sie ist eine fiktive Märchenfigur wie-“, er kommt ins Stocken. Reiner schaut ihn erwartungsvoll an. Irgendwas in Berthold sagt ihm, er sollte seinen Satz jetzt nicht so beenden wie geplant. Immerhin wirkt das Wesen neben ihm alles andere als fiktiv. „-wie auch immer“, winkt er mit einem dezenten Lächeln ab. Reiner gibt sich damit zufrieden, fragt kleinlaut ob er den Teller von Berthold bekommen darf um auch dort die letzten Reste aufzulecken. Nachgebend, reicht er dem Blonden seinen Teller rüber mit den Essensresten. Wieder schlingt dieser es runter. „Boah, das schmeckt voll gut!“, jubelt der Flossenträger, woraufhin Berthold nur fragend die Augenbrauen hochzieht: „Hast du noch nie Ei mit Speck gegessen?“ Reiner schüttelt zögernd den Kopf, leckt dann wieder am Geschirr rum. „Wo kommst du nur her, dass du das nicht kennst?“ „Aus dem Meer?“, erwidert der Blonde sarkastisch, °Du willst mir also weiß machen, du bist wie aus dem Nichts einfach im großen, weiten Meer aufgetaucht und bekommst nach Lust und Laune, auf Grund eines Zaubertrankes, Beine?“ Reiner kratzt sich überlegend am ‚Hinterteil‘: „Nicht glaubwürdig genug?“ Bertholds Blick wirkt misstrauisch: „Mäßig.“ „Nun, ich könnte dir auch eine andere Geschichte erzählen?“ „Du könntest mir auch einfach die Wahrheit erzählen“, wirft der Dunkelhaarige als weitere Option ein. Reiner überlegt angestrengt. „Na gut! Wie du willst, ich erzähle dir die Wahrheit! Aber sie ist nichts für schwache Nerven!“, beginnt der Haimann mit dramatischen Unterton. „Komm zum Punkt“, kommentiert es Berthold trocken. „Jaja! Eine ‚Gemeinorganisation‘ nahm mich gefangen und führte illegale Genexperimente mit mir durch!“ Der Lange unterbricht Reiner in seiner Erzählung: „ ‚Gemeinorganisation‘? Meinst du nicht ‚Geheimorganisation‘?“ Der Blondhaarige knurrt leise: „Das habe ich doch gesagt! Jetzt unterbrich mich nicht und hör zu!“ Nach einer endlos scheinenden Liste von Aufzählungen was dem Blonden angeblich alles in den Fängen dieser Geheimorganisation angetan wurde, konnte Berthold nur noch eines fragen: „Und wie hieß diese Organisation?“ „‘Seaworld‘“ … Bertholds Augenlied zuckt angespannt. /Ernsthaft? Für wie dumm hält der mich?/ Er weiß nicht ob Reiner wirklich versucht ihn nur hinters Licht zu führen, oder all den Unsinn glaubt und tatsächlich ernst meint. „‘Seaworld‘, aha“, bestätigt er noch mal und Reiner nickt ernst: „Alles Verbrecher!“, wispert dieser düster. Berthold steht auf und stapelt die Teller und das Besteck aufeinander. „Alles klar, gut, dann bedanke ich mich recht herzlich für die Aufklärung. Also, wenn ich ehrlich sein soll, war die Story mit der Meerhexe um einiges glaubhafter.“ Er wendet sich von Reiner ab und begibt sich in die Küche. Der Blonde schaut ihm grinsend nach. „Und wenn ich dir sage, dass ich ‚Batman‘ bin?", schmunzelt der blonde Hai. „Eher ‚Aquaman‘.", seufzt der Dunkelhaarige resignierend. „Denk dran Honey, an allem was man sagt, ist auch was dran“, trällert er vergnügt und kuschelt sich in die Polster. Der Dunkelhaarige verdreht schweigend die Augen /Na klar, wer’s glaubt/. „Du bist noch nicht bereit für meine Geschichte. Ich muss dir dafür vertrauen. Du würdest ja auch nicht jedem Fremden vertrauen und ihn bei dir wohnen lassen oder?", meint Reiner und kratzt sich an der Brust. Bertholds Miene versteinert und er sieht den Haimann perplex an. „ABER DAS MACHE ICH DOCH SCHON.", knurrt er dann laut. „Oh, ach ja. Naja selbst Schuld. Ich würde das nicht tun.", murmelt der Blonde. Der Lange stellt sich mit hastigen Schritten wieder vor Reiner auf und greift sich 'fassungslos' mit einer Hand ins Haar: "Ich kann's nicht glauben! Hast du überhaupt einen Funken Anstand?!" „Was ist Anstand?", fragt Reiner leicht abwesend und betrachtet intensiv die zornigen Gesichtszüge des Dunkelhaarigen. Jetzt legt er erst richtig los. „Genau das ist das Problem, also...", weiteres erreicht Reiner nicht mehr. Er schaut Berthold nachdenklich an. /Wow, wie niedlich er aussehen kann, wenn er sich aufregt. Ich sollte ihm jetzt zuhören, nicht? Warum tu ich es nicht? Eine gute Frage/ Reiners Aufmerksamkeit verliert sich in seiner eigenen, kleinen Welt. Obwohl er weiß, das der Dunkelhaarige ihn gerade annölt, klingt es in seinem Kopf so: /Bla Bla, ich finde dich ja eigentlich mega heiß Reiner aber irgendwie bin ich gerade voll sauer auf dich und nicht in Stimmung. Bla bla. Naja, bestimmt kannst du das wieder gut machen!?/ „Unbedingt!", kommentiert Reiner seinen Gedankengang laut und Berthold stoppt in seiner Predigt über Verhalten und Anstand. … „Du hast mir wieder nicht zugehört, stimmt‘s?", fragt Berthold auf einmal ganz ruhig. Reiner sieht zu den Dunkelhaarigen hoch und fragt sich, woher er das nur weiß. "Deine Augen. Sie werden glasig wenn du grade in Gedanken bist.", murmelt Berthold, so als hätte er Reiners Gedanken gelesen. „Ah, du siehst dir also gerne meine Augen an?", Reiner beginnt selbstsicher zu lächeln, streckt sich mit seinem Oberkörper weit über die Lehne hin zu Berthold und klimpert verspielt mit seinen Augenliedern. „Das, also, jetzt hör doch mal auf damit...Also das ist nicht so...also ich,...ach vergiss es. Mit dir kann man einfach nicht vernünftig reden.", stammelt Berthold wieder etwas verlegen. Der muskulöse Mann gibt sich zufrieden mit dem Ausgang der ‚Diskussion‘. Er bettet sich wieder aufs Sofa und fixiert Berthold, wie er grummelnd aus dem Raum schlendert. /Das kann noch sehr amüsant werden/, er leckt sich genüsslich grinsend über die Lippen. Nachdem Berthold in sein Zimmer zurückgekehrt ist, macht er sich murrend dran die Bettbezüge abzuziehen, welche eindeutig nach Fisch gammeln. Berthold fragt sich, wie oft er wohl nächste Woche die Bettwäsche wechseln müsste, oder ob er nachdem Reiner weg ist, einfach alle Möbel verbrennen soll. Wenn Reiner sich weiter, ungeachtet dessen, dass es gegen die Regeln verstoße, immer zu Berthold ins Bett legen würde, dann müsste er wohl jeden Tag Wäsche waschen. Das könnte zum Problem werden, auch weiß der Lange nicht, wie schlimm diese Geruchsbelästigung von draußen wahr zu nehmen ist. Seine Nachbarn könnten ja die schlimmsten Vermutungen als Gerüchte verbreiten und hinterher hätte er das Gesundheitsamt und Greenpeace am Hals wegen Verdacht auf Walmordes, oder Fischdiebstahl, oder schlimmer noch wegen Verdacht auf Beherbergung einer gesuchten Meerjungfrau, nein Mann, eines Meermanns. Es schauderte Berthold und erst jetzt merkt er, dass er seine Arbeit kurz unterbrochen hat. Er zieht den Rest des Bezuges ab und holt frische Bettwäsche aus dem großen Schrank in seinem Zimmer. Nach dem Beziehen des Bettes, knüddelt er die stinkende Wäsche, samt Reiners rumliegenden Kleidungsteilen zusammen und bringt sie ins Badezimmer. Dort, versteckt hinter der Dusche steht eine kleine Waschmaschine und ein Trockner, welcher aber selten von Berthold genutzt wird, da das Wetter zur jetzigen Jahreszeit warm genug ist um die Wäsche draußen Luft zu trocknen. Die Klappe der Waschmaschine fällt zu, der Waschgang ist eingestellt. Laut beginnt sie zu rotieren. Das merkwürdige, dem Blonden unbekannte Geräusch, zieht ihn wie magisch an. Neugierig schleicht er ins Bad, erschreckt mit seinem lauten: „Was ist das?!“, den Dunkelhaarigen. Er hält sich vor Schreck die Hand auf die Herzseite: „Erschreck mich nicht so!“, beschwert Berthold sich und holt einmal tief Luft. „Das ist eine Waschmaschine, kennst du das nicht?“, Berthold zieht fragend die Augenbrauen hoch. Reiner schüttelt unwissend den Kopf, starrt dann durch das Rundglas in die Maschine und verfolgt gebannt mit seinem Blick die Wäschestücke: „Boah, da ist ja meine Hose drin! Und da, da ist mein Hemd und das ist meine…oh, ich habe mich schon gefragt wo ich sie ausgezogen habe“, er verfolgt mit seinem Finger seine entdeckte Unterhose zwischen den restlichen Kleidungsstücken. Berthold klatscht sich leicht seine linke Handfläche ins Gesicht. /Das kann doch nicht wahr sein! Der Typ kennt nicht mal eine Waschmaschine/, denkt er sich und wischt sich mit seiner Hand übers Gesicht. „Kein Wunder das du so stinkst! Eine Waschmaschine dient dazu, die Klamotten, welche man trägt wieder sauber zu machen.“, erklärt er dem Blonden, welcher ihn nur grinsend anschaut: „Wie gut, dass du davon so viel Ahnung hast Honey! Habe schon gehört, dass die Frauen fitter im Haushalt sind als die Männer“, er streckt dem anderen kurz die Zunge raus. Berthold schnauft, greift nach der erstbesten Waschpulverpackung und zieht sie Reiner übern Kopf. „Aua! Was soll das denn? Man bist du empfindlich“, Reiner reibt sich die getroffene Stelle am Kopf, dann grinst er wieder breit und ergänzt noch zusätzlich: „Wie eine Frau“, kichert er und erntet einen zweiten Hieb mit der Waschpulverpackung. /Kleine Zicke…/, denkt Reiner sich schweigend und reibt sich nun über den gesamten Kopf. Und der Dunkelhaarige verlässt schweigend das Bad, muss sich dabei an den breiten Fischleib vorbeidrängen. Eine Weile ist das ‚Wäscheprogramm’ so interessant, dass der muskulöse Meermann sich nicht fragt wo ‚seine kleine Zicke‘ abgeblieben ist. Das gibt Berthold einen Moment der Ruhe im Wohnzimmer, wo er die zweite Bettdecke hinterm Sofa aufgabelt. Er muss nicht mal die Nase an den Stoff halten um den Geruch des Anderen zu vernehmen. „Na toll…Ach was soll’s?“, er faltet die Decke auf und legt sie akkurat auf die Sofalehne zurück, eh er ihr folgt und sich in gesamter länge auf dem Sofa breit macht. Natürlich bleibt es nicht bei der Ruhe. Reiners Aufforderung ist deutlich: „Mach was, mir ist langweilig!“ Berthold weiß genau, wenn er diese Woche, diesen Tag, so wie jeden weiteren überstehen will, muss er dafür sorgen, dass Reiner eine Beschäftigung bekommt. Und zwar eine die Reiner so einnimmt, dass er selbst seine geliebte Privatsphäre wieder bekommt, wenn auch nur für ein paar Stunden am Tag. „Warum robbst du dann nicht einfach in die Wanne und schwimmst da ein paar Runden im Kreis?“, wirft der Lange als Idee ein, woraufhin er einen düsteren Blick von Reiner zugeworfen bekommt. Beleidigt stemmt er sich auf, verschränkt die Arme vor der Brust und zischt: „Ich bin kein Goldfisch!“ /Oh Mann, das kann schwieriger werden als gedacht/ ...Es verspricht noch ein langer, ansträngender Sonntag zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)