Abseits der Wege von hunny123 (ein weiteres Abenteuer für Oscar) ================================================================================ Kapitel 11: 11. Flucht ---------------------- Der Augenblick nahte...   Die Sonne hatte sich nun schon seit einiger Zeit hinter dem Horizont versteckt. Auch die ersten Sterne funkelten bereits am nächtlichen Himmelszelt.  Oscar blickte entschlossen hinab auf den dunklen Hof. Nachdem sie ihre spärlichen Optionen für eine erfolgreiche Flucht abgewogen hatte, ging sie noch einmal alle Einzelheiten durch:    Die Tür war von innen verriegelt. Es blieb also etwas Zeit, bevor eine unerwünschte Person das Zimmer betreten konnte. Sie hatte den einzigen Stuhl im Raum mit der Klinke verhakt, sodass man sie nicht mehr hinunterdrücken konnte. Kurz zuvor brach sie mit ihrem Fuß noch eines der Stuhlbeine von der Sitzfläche und fühlte sich dabei wie ein Elefant im Porzellanladen. Das Geräusch musste so laut gewesen sein, dass sofort jemand herbeieilen würde, um nach dem Rechten zu sehen. Sie hielt die Luft an und lauschte angespannt in die Stille hinein.   Doch nichts dergleichen geschah. Erleichtert zerriss sie also das Laken und den Bettbezug und verknotete die Enden miteinander. Ihre Schulter pochte, als sie den Stoff straff zog. Nun war sie bereit und befestigte das eine Ende mit dem gewonnenen Holzstück und verkeilte es im Rahmen des Fensters. Leider reichte ihre Konstruktion nicht komplett bis zum Erdboden, doch dieses Risiko musste sie eingehen.   Die entschlossene junge Frau betrat den Fenstersims und testete die Stabilität des Stoffes. Unter ihrem Gewicht zog sich das Leinen noch fester zusammen und ein leichtes Quitschen der Knoten verhalf ihr zu dem guten Gefühl, dass diese auch halten würden.   Oscar hörte ein dumpfes Geräusch, in einem steten Rhythmus, immer lauter werdend... Schritte?   Nein! Es war nur ihr Herzschlag... laut und unerbittlich. Es kam ihr vor wie eine Warnung: ihr Vorhaben zu unterlassen. Doch ohne dem weiter Beachtung zu schenken, stieß sie sich von der Gebäudemauer ab und begab sich auf den Weg in die schier bodenlose Tiefe.   Das reißende Gefühl in Oscars Schulter spürte sie während des Abseilens nicht. Dafür schoss das Adrenalin viel zu hochdosiert durch ihre Adern und mit dem, auch das warme Blut ihren Arm heruner.   Die letzten drei Meter konnte sie nur durch einen Sprung überwinden. Dieses Mal blieb ihr das Glück hold und sie kam ohne größere Schäden davon. Gestrüpp hatte ihren Sprung gebremst und bis auf ein paar kleinere Abschürfen war der Fliehenden nichts geschehen.   „Soweit, so gut“, dachte sie sich. Im Schutze der Dunkelheit kämpfte sich ihre flinke, dynamische Silhouette  Meter für Meter in Richtung Ausgang. Hinter ihrem Rücken hörte sie, wie ein wuchtiges Hämmern im oberen Stockwerk ertönte. Sie sah bildlich vor ihrem geistigen Auge, wie jemand wütend versuchte, die Tür zu ihrem Gefängnis zu öffnen „Verdammt, mir bleibt nicht viel Zeit“,  sie konzentrierte sich wieder auf das Geschehen in ihrer näheren Umgebung.   Vor ihr erblickte die junge Frau zwei bewaffnete Gardisten, die vor dem verschlossenen Hauptor Wache hielten. Sie schienen unaufmerksam und müde. Oscar überlegte, wie sie die beiden möglichst schnell und lautlos ausschalten könnte... Plötzlich wurde sie jedoch in ihrem Gedankengang gestört... von immer lauter werdendem Hundegebell!   Die Wachen waren auf einmal nicht mehr gelangweilt, sondern in höchster Alarmbereitschaft und machten sich auf den Weg, den Innenhof zu erkunden. Oscar schlich sich lautlos rückwärts zwischen der kühlen Gebäudewand und den Bepflanzungen entlang. Den Gardisten konnte sie so ausweichen, doch leider nicht den Hunden, die ihre Fährte aufgenommen hatten.  Sie verließ ihre Deckung und rannte zu den Stallungen. Doch bevor sie auch nur ansatzweise in die Nähe davon kam, wurde sie von zwei hässlich dunklen, vierbeinigen Kreaturen zähnfletschend angeknurrt. Kurz darauf kam eine weitere hässliche, große Kreatur in ihr Blickfeld und zeigte ebenfalls die Zähne... durch ein diabolisches Lächeln.   „Und wieder ein so unhöfliches Verhalten von Euch, meine Liebe... Sich nicht einmal von seinem großzügigen Gastgeber zu verabschieden, wenn man einen alleinigen Abendspaziergang machen möchte“ , De Baux klang irgendwie amüsiert. „Dabei hätte ich Euch so gern begleitet!“   „Ihr lasst mich sofort gehen!“ Oscar ging nicht auf seinen Zynismus ein. Ihr gesamter Körper war angespannt. Sie ließ die kleinen Scheusale und das große vor sich nicht aus den Augen.   Er ging schlendernd auf sie zu und griff blitzschnell ihr zartes Kinn, drehte ihren Kopf zur Seite und begutachtete die zahlreichen kleinen Abschürfungen in ihrem Gesicht. Das geschah zu plötzlich für sie.  „Ihr werdet Mein sein, Oscar! Es wird mir eine große Freude sein, Euer Temperament zu zügeln!“ , flüsterte er  in ihr Ohr und fuhr mit seinen Fingern den Verlauf ihrer angespannten Halsmuskulatur ab.   Oscars Körper glich einer Statue, unfähig auf das eben Gesagte in irgeneiner Weise zu reagieren. Nur ihr eiskalter Blick blieb standhaft und spiegelte ihm höchste Verachtung entgegen. De Baux verstand ihre Antwort sofort und genoss ihren widerspenstigen Willen.   „Vielleicht werdet Ihr Eure Meinung noch ändern. Kommt, wir führen Euren nächtlichen Ausflug zu zweit fort!“ Mit festem Griff zog er Oscar an seinen Körper heran. Diese konnte dem nicht viel entgegensetzen und war gezwungen mit ihm mitzugehen.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)