Ein Hauch von Schicksal von Lilly_Mae ================================================================================ Arc II.I/ North Blue - „Ich habe noch Fragen.“ ---------------------------------------------- ...-~~oOo~~-... Arc II.I/ North Blue - „Ich habe noch Fragen.“ ~~ North Blue / Death ~~ Law sah auf die Decke herab. Leicht verärgert musterte er die schlafende Person, die sich wie ein Knäuel zusammen gerollt hatte. Nur ein paar dunkelblaue Haare waren zu sehen. Seit über sechszehn Stunden schlief sie nun. Er hatte den Übrigen zwar gesagt, niemand sollte sie wecken, aber genug war genug. Er löste seine Arme aus der Verschränkung und beugte sich leicht zu ihr herunter. Seine Hand erreichte ihre verdeckte Schulter und nicht gerade sanft rüttelte er sie wach. Senkrecht saß die Dunkelhaarige im Bett und musste sich erst orientieren. Als sie eine Präsenz neben sich spürte, sah sie blinzelnd auf. Sofort nahmen sie ein Sturm gefangen. Ein leises 'Morgen' kam über ihre Lippen und gähnte ausgiebig. Sich die Augen reibend sah sie ihren Käpt'n an. „Eher Mittag“, grummelte er. „Steh auf“, forderte er und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Ally murmelte ein 'Okay' und fuhr sich gähnend durch die Haare. „Du hast zehn Minuten.“, damit wandte sich der schwarzhaarige Arzt ab und verließ den Raum. Immer noch verschlafen sah sie ihren Käpt'n nach, schob dann langsam die Decke von ihrem Körper und setzte sich auf den Bettrand. Ihr Schlafshirt bedeckte momentan nur das nötigste. Gott sei Dank war niemand da. Einmal streckte sie sich durch und erhob sich dann. Stolpernd fand sie den Weg ins Bad. Vor dem Waschbecken blieb sie stehen und schaute in den darüber hängenden Spiegel. Ihre Haare waren von Schlaf verwühlt und standen leicht von ihren Hinterkopf ab. Mit kaltem Wasser versuchte sie sich wach zu bekommen. Wie gerädert stützte Ally sich auf das Waschbecken. Zwar hatte sie geschlafen, aber durch die jeweiligen Unterbrechungen, immer wieder aus dem Schlaf geschreckt. Nun rächte es sich. Sie konnte sich noch nicht einmal wirklich an die Gespräche erinnern. Neben ihr standen zwei Kisten. Vermutlich Zeug aus ihren früheren Badezimmer. Wie fern gesteuerte suchte sie nach dem Dingen für die Morgenwäsche. Nach dem sie fertig war, stellte sie die Zahnbürste und andere Sachen auf das Bord, nahm noch schnell ihre Schmutzwäsche von der gestrigen Dusche auf und ging wieder in das Zimmer. Hier sah sie sich das erste Mal richtig um. In den Raum standen überall Kisten und Tasche umher, aber so, dass man nicht darüber stolpern konnte. Durch ein bisschen kramen, fand die junge Frau auch etwas zum Anziehen. Als sie sich erhob, schaute sie sich um und beschloss nachher erst einmal ein zu räumen. Mit dieser Entscheidung zufrieden, zog sie sich an. Diesmal war es ein dunkelblaues Hemd mit Ornamente, die an den Seiten hinauf wandern und auf ihren Rücken zusammen liefen. Darunter trug sie eine hellblaue Leggings und ihre Stiefel. Dann band sie sich noch ihren Gürtel um und fuhr sich durch die offenen nun gekämmten Haare. Bevor sie zur Tür ging, hörte sie ein leichtes Rumpeln in der Schublade des Nachttischchen, die sie kurz darauf öffnete. Große Augen schauten zu ihr auf und ein kleines 'Bölle' entfuhr der Teleschnecke. Sanft und entschuldigend nahm sie das kleine Tier auf die Hand und streichelte es. Dann verfrachtete sie das kleine Tier in einer ihrer Gürteltaschen – sie kannte dort ihren Platz – und begab sich zur Tür. Ally öffnete sie und sah Law gerade aus seinem Zimmer nebenan kommen. Dieser hob eine Augenbraue und besah sich den Aufzug der jungen Frau. Ohne Kommentar ging er an ihr vorbei und die Dunkelhaarige folgte dem Käpt'n. Auf dem Weg zur Kombüse blieb es vorüber gehend still, doch dann sah Law auf die junge Frau neben sich. „Wer hat nachts angerufen?“, fragte er seine Nakama. Erstaunt schaute sie zu ihm auf und zog nachdenklich die Stirn kraus. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht mehr genau.“, und sah den Schwarzhaarige wieder an. Dieser sah die Wahrheit in ihren Augen und hob nur eine Augenbraue. Schulter zuckend meinte Ally noch: „Wenn 's 'was Wichtiges war, rufen sie schon wieder an.“, und öffnete die Tür zum Speisesaal. Wieder waren alle Blicke auf die Neuankömmlinge gerichtet, doch blieben sie an der jungen Frau hängen. Ein erfreutes Grinsen ging durch die Mannschaft. Ally hob die Hand und begrüßte die anwesende Mannschaft mit einem lächelnden 'Hallo'. Sie betrat den Raum, kam aber nicht weit, denn sofort waren ein paar Männer auf sie zu getreten und nahmen sie in den Arm. So wurde sie von Nakama zu Nakama gereicht. Law, der sich bereits auf seinen Platz gesetzt hatte, sah belustigt auf das Szenario an der Tür. Nachdem sie alle einmal durch geknuddelt hatten und ihr ein erfreutes 'Willkommen' entgegen gebracht hatten, befreite sich die junge Frau aus der kleinen Meute. Leicht derangiert kam sie auf den Tisch zu und nahm, wie ihre Zeit als Gast, gegenüber von Law Platz. Auch die anderen nahmen wieder ihre Plätze ein und die beiden grinsenden Köche servierten das Mittagessen. Es wurde fröhlich gequatscht und immer wieder wurde die junge Frau mit einbezogen, wobei sie aber eher nur auf Frage, die ihr gestellt wurden, geantwortet hatte. Auch ein paar ausweichende Antworten waren dabei, doch diese wurden meist als normale hingenommen. Nur der Käpt'n registrierte sie. Nachdem das Essen fertig war, erhob sie Law und gab Ally mit einem Handwink den Befehl mit zu kommen. Ohne Fragen stand sie auf, bedankte sich bei den Köchen und folgte dem Arzt. Sie liefen den Weg zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren, doch führte Law sie in den Untersuchungsraum. Diesen kannte die junge Frau schon, war sie nach ihrer Rettung hier aufgewacht. „Setz dich“, forderte Law und ging auf einen Schrank zu. Dort kramte er ein paar Utensilien zusammen – Stethoskop, Blutentnahmehilfen, Blutdruckmessgerät – und kam dann auf die junge Frau zu, die sich auf die Liege gesetzt hatte. In der Zwischenzeit hatte sich die Dunkelhaarige ihr Hemd aufgeknöpft und saß nun im weißen Top und offenen Hemd dort. Wortlos besah sich Law die junge Frau und begann mit seiner Untersuchung. Zuerst allgemeine Maßen, wie Körpergröße und Gewicht. Als er das Stethoskop ansetzte, zuckte sie kurz zusammen, fasste sich aber schnell wieder. Eine leichte Gänsehaut hatte sich auf ihren Armen gebildet, doch sie gab keinen Ton von sich. Schweigend brachte sie die Untersuchung zu Ende und Law war mit seiner 'Patientin' zufrieden. Noch nie hatte er eine solche auf seinen Tisch gehabt. Kein einziger Ton kam über ihre Lippen. Nur ihre Augen folgten gespannt seinen Bewegungen. Law trat zurück und stellte die Blutproben, die er eben genommen hatte, in einen kleinen Kühlraum. Später würde er ein paar Tests damit durchführen. „Du kannst dich wieder anziehen“, meinte er und trat auf seinen Schreibtisch zu. Dort lag eine Akte und er trug seine bisherigen Ergebnisse ein. „Kann ich gehen?“, fragte Ally ihn und knöpfte sich das Hemd wieder zu. Außerdem rollte sie ihren Ärmel herunter und sah zu dem jungen Arzt. Der Angesprochene drehte sich auf seinen Stuhl um und überschlug die Beine. „Nein“, sagte er nur und sah zu Ally: „Ich habe noch Fragen.“ Verwirrt schaute sie auf und sah in das kompromisslose Gesicht des Chirurgen. „Welche?“, fragte sie nach und runzelte die Stirn. „Deine medizinischen Kenntnisse. Wie weit reichen sie?“ Nachdenklich rieb Ally sich den Nacken. „Grob eingeschätzt oder genaue Angaben?“, wollte sie wissen. „Grob reicht für den Anfang.“, alles weitere würde er schon herausfinden. „Mhm.“, und dachte nach. „Naja, ich bin ausgebildete Krankenschwester und habe besondere Kenntnisse über Heilkräuter jegliche Art und Gifte bzw. Gegengifte. Auch Laborarbeiten liegen mir, aber da bin ich wahrscheinlich ein bisschen eingerostet. War schon lang nicht mehr in einem.“ Ally legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. Der Chirurg des Todes hörte der Erklärung zu und war mehr oder weniger überrascht. Bei ihrer gemeinsamen OP hatte er schon ein bisschen von ihrem Können gesehen und auch als sie hier als 'Gast' mit den Kräutern hantiert hatte. Doch dass ihr Wissen so weit reichend war, faszinierte ihn. „Mehr fällt mir nicht ein“, meinte Ally und lächelte ihm entgegen. Nickend nahm Law es zur Kenntnis und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie konntest du meine Teufelskraft unterbinden?“, auch diese Frage brannte ihn seit ihrem Kampf auf der Zunge. Die Gefragte hob ihren rechten Arm und zeigte auf ein schlichtes Armband. „Hier mit.“, und tippte darauf. Fragend hob Law die Augenbraue und sah auf ihr Handgelenk. Ihm war der Schmuck vorher gar nicht aufgefallen. Auch ihr restlicher Schmuck – er sah sie sich genauer an – war ihm nicht aufgefallen. An ihrem linken Ohr hatte sie drei Ohrringe – kleine Kreolen – in verschiedenen Größen und rechts zwei in unterschiedlicher Größe. Die Kette, die sie unter ihrem Top versteckte, war ihm bei der Untersuchung kurz aufgefallen. Wieder zurück zum Armband. „Weiter“, verlangte er nach einer Erklärung. „Es besteht zu einem Teil auf Silber und zu einem kleinen Teil aus Seestein. Ich kann die Wirkung ausdehnen. Auf die Hände und die Waffe, die ich in der Hand halte“, erläuterte die junge Frau. Leicht erstaunt – trotzdem mit ausdrucksloser Miene – sah er auf das unscheinbare Schmuckstück. Aus einem Impuls heraus nahm Ally den Armreif ab und warf es zu dem Arzt. Dieser fing es auf und war auf einen Schwächeanfall vorbereitet. Doch nichts geschah. Außer ein kleine Erschöpfung. Drehend untersuchte er den Reif. „Es ist nur ein minimaler Anteil. Es dürfte dir also nichts ausmachen“, meinte die Dunkelhaarige und sah dem Arzt in die Augen. Dieser warf den Reif wieder zurück und Ally legte sich das Schmuckstück wieder an. Kurz wackelte sie mit dem Arm und wartete auf weitere Fragen. „Kannst du das mit jeder Teufelskraft?“, kam die nächste Frage. „Keine Ahnung. So oft trifft man keinen und es gibt recht viele Teufelsfrüchte.“, und zuckte mit den Schultern. Eine kleine Falte hatte sich bei dem Chirurgen zwischen den Brauen gebildet. Sie verschwieg ihm etwas, ließ die Frage aber fallen. Er würde schon noch hinter ihre Geheimnisse kommen. „Du besitzt keine.“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage, aber sie bestätigte seine Annahme mit einem Nicken. „Du besitzt aber gewisse Fähigkeiten“, fragte er nach. Wieder nickte sie. „Welche?“, stütze die Ellenbogen auf die Lehne seines Stuhles ab und verschränkte die Finger ineinander. „Sie sind ähnlich einer Teufelskraft, aber nicht vergleichbar“, weichte sie aus. „Ally“, mahnte Law. Seufzend sah sie auf und schaute wieder in die sturmgrauen Augen ihres Gegenübers. Hielten sie gefangen. „Sie haben mit dem Schwert zu tun, mit dem ich kämpfe.“, und fuhr sich durch die Haare. „Was weißt du über die Katalogisierung der Schwerter?“, fragte sie ihn und Law hob eine Augenbraue. „Es gibt vier: die Könnerschwerter, die Meisterschwerter, die Königsschwerter und die Drachenschwerter. Werden je nach Schmiedekunst unterschieden und haben, je hochwertiger sie sind, enormer Preise“, gab Law sein Wissen preis. Doch was hatte das mit ihr zu tun? Nickend gab Ally ihm recht: „Ja. Doch gibt es noch eine Unbekannte bei dieser Unterscheidung. Eigentlich gelten sie als Legenden oder tauchen in Märchen und Fabeln auf. Niemand weiß, wo sie her kommen und wie sie entstanden sind“, erklärte Ally: „Mein Schwert ist eine solche Legende. Mein Schwertmeister gab es mir. Er hatte es einmal gefunden und mitgenommen. Doch konnte er es nicht ziehen. Nur vom Schwert Gewählte haben das Privileg es auch zu führen und ihre inne wohnende Kraft zu nutzen.“, dann holte sie tief Luft und sah Law fest in die Augen: „Es ist ein Elementarschwert. Insgesamt gibt es laut Aufzeichnungen, die ich gefunden habe, vier: Feuer, Erde, Wasser und Luft. Vielleicht noch zwei weitere, aber da gab es nur Andeutungen. Meins ist die Luft, der Wind: Yōso Burēdo – Fuū. Grob übersetzt bedeutet das 'Elementarklinge des Windes'. Durch Fuū kann ich den Wind in gewissen Maße manipulieren.“, und endete mit ihrer Erklärung. Law hatte interessiert zugehört. Doch eins machte ihn stutzig. Woher wusste sie so viel und woher stammte ihr Wissen. „Woher stammst du?“, wollte er wissen. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck sah sie zu ihrem Käpt'n auf. „Geboren wurde ich auf der Grand Line, doch aufgewachsen, bin ich wo anders.“ Eine unangenehme Stille senkte sich über die beiden. Der Arzt lehnte sich nach vorn und stützte sich auf seinen Knien auf. „Wo?“, fragte er nach. Die junge Frau sah ihren Käpt'n an, antwortete aber nicht. Dann seufzte sie abgrundtief. „Ich habe versprochen, es nicht zu verraten.“ Mit dieser Aussage erhob sich Ally. „Sind wir fertig?“, fragte sie ihn. Aus ihrem Gesichtsausdruck schloss er, dass sie ihm keine Frage mehr beantworten würde. Also entließ er sie. Mit festen Schritt und einem Nicken seitens Law ging die Dunkelhaarige aus dem Raum und brachte die kurze Strecke zu ihrem Zimmer hinter sich. Leise schloss Ally die Tür und lehnte sich dagegen. Sie hätte mit solch einer Frage rechnen müssen. Schließlich war sie nicht dumm. Doch kam sie überraschend. Unerwünschte Erinnerungen kamen hoch, wurden aber resolut abgeschüttelt. Dann machte sie sich ans Aufräumen. Ablenkung war die beste Medizin gegen aufkommende Erinnerungen.  ...-~~oOo~~-... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)