Die Dinge, die wir immer wollten... von Sakuran (Taichi & Mimi) ================================================================================ Kapitel 13: Durch die Stadt bis ans Meer ---------------------------------------- 21. August, Odaiba, Tokyo Vor vier Tagen erfolgte die Beisetzung von Kimiko. Es erstaunte Tai, dass es Mimi überhaupt nicht schwer fiel, das Haus in Tateyama zunächst zurück zulassen und mit ihm zusammen nach Tokyo zu gehen. Für Tante Mei und Onkel Kazuki war es selbstverständlich, dass sie sich während der Abwesenheit des jungen Pärchens um das leerstehende Haus kümmern würden. Für die junge Frau fühlte es sich merkwürdig an, wieder in Tokyo zu leben, in diesem Stadtteil zu wohnen in welchem sie ihre gesamte Kindheit verbracht hatte. Jedes Haus, jede Straßenkreuzung, der schwül heiße Regen auf dem Asphalt und die namenlosem Gesichter der Stadt erinnerten sie an längst vergangene Zeiten. „Warum wohnst du immer noch in Odaiba? Hättest du nicht nach Shibuya ziehen können?“ fragte sie schließlich. Tai zog seine rechte Augenbraue hoch und schwenkte den Regenschirm etwas hin und her. „Wieso sollte ich in Shibuya wohnen? Dort gibt es nur Drogen und Nutten...“ Mimi lachte und legte ihren Arm etwas fester um das kleine Päckchen in ihrer Hand. „Ja eben, hätte doch fabulös zu deinem Lebensstil gepasst.“ Angesäuert zog Tai seine Unterlippe zwischen die Zähne und verdrehte seine dunkelbraunen Augen. „Was soll das denn heißen? Also mit Drogen hatte ich noch nie was am Hut. Außerdem ist »fabulös« überhaupt kein richtiges Wort.“ „Aber mit Nutten hattest du etwas am Hut?“ entfuhr es ihr mit künstlich empörter Stimme. „Ja logisch, wie lange kennen wir uns jetzt schon?“ auf seine unverschämte Äußerung fing er sich einen Tritt gegen sein Schienenbein. Mimi wusste aber, dass er es nicht ernst meinte. Die Brünette streckte ihm frech ihre rosarote Zunge heraus und schmiegte sich an seine Schulter. Sie bogen in die nächste Seitenstraße ein und blieben vor dem zweiten Haus in der Straße stehen. Tai betätigte die Klingel und faltete den Regenschirm wieder zusammen. „Wir kaufen nichts!“ ertönte es aus der Gegensprechanlage. „Na dann kann ich wieder gehen. Hatte eh keine Lust auf einen Kindergeburtstag. Habe nämlich seit kurzem ein Kleinkind in meiner Wohnung wohnen....“ noch im selben Atemzug fing sich Tai sofort einen Klaps von seiner Freundin ein. „Oh Tai, entschuldige....äh....kommt rauf....“ stotterte der junge Mann an der Gegensprechanlage plötzlich. „Wirst du heute brav sein, denn schließlich ist es sein Geburtstag?“ „Ich muss überhaupt nicht brav sein, denn ich bin hier in der Wohnung meiner Eltern. Er sollte brav zu mir sein, dass ich ihm immer noch erlaube mit meiner Schwester rumzumachen.“ Mimi seufzte verzweifelt und betrat den Fahrstuhl im Treppenhaus. „Du bist einfach unmöglich und ein hoffnungsloser Fall.“ Tai grinste und presste seine Freundin gegen die Fahrstuhlwand. „Genau deswegen liebst du mich doch so sehr...“ raunte er verführerisch und küsste ihren Hals. „...willst du es den anderen heute sagen? Also das mit uns?“ Als er ihren Hals mit seinen Lippen berührte, verließ ein genussvolles Keuchen ihre Lippen. Auf seine letzte Frage hin, öffnete sie ihre Augen und sah ihn unsicher an. „Ich weiß nicht. Ich glaube, es ist keine gute Idee den anderen jetzt schon davon zu erzählen. Es ist doch noch viel zu früh. Vielleicht klappt es gar nicht.“ Sofort wich er zurück und starrte sie fassungslos an. Sie erreichten ihr gewünschtes Stockwerk und die Fahrstuhltür ging auf. Tai drückte plötzlich sämtliche Knöpfe an der Konsole des Aufzuges, sodass sie weiter fuhren. „Was soll das?“ schimpfte Mimi und erwiderte seinen fassungslosen Blick. „Was willst du denn damit sagen? Wie lange willst du dieses Versteckspiel denn noch betreiben? Das machen wir jetzt bald seit 9 Jahren. Du bist dir plötzlich nicht mehr sicher? Willst du mich verarschen?“ Es dauerte eine ganze Weile, genau genommen drei Stockwerke, bis Mimi endlich begriff, worum es ihrem Freund ging. Beide hatten aneinander vorbei geredet und nun war ein ziemliches Missverständnis entstanden. Sie lächelte sanft und legte ihre Hand an seine Brust. „Ich glaube wir haben uns missverstanden. Ich habe davon gesprochen, dass ich ihnen nichts von der Schwangerschaft erzählen möchte und du meintest wohl eher unsere Beziehung, oder?“ Die Wut wich aus seinem Gesicht und sein Blick wurde wieder etwas entspannter. „Natürlich meine ich unsere Beziehung. Meinst du etwa ich binde diesem Takeru jetzt auf die Nase, dass ich nicht viel besser bin als er und versehentlich meine Freundin schwängere?“ „Das habe ich gar nicht bedacht. Er hätte dann einen gut bei dir.“ als Mimi den Fahrstuhl verließ und über den Flur zur Wohnungstür lief, folgte ihr Tai und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Was meinst du damit?“ fragte er schließlich und Mimi zwinkerte ihm zu. „Er hätte einen Arschtritt bei dir gut, schließlich hast du ihn ziemlich zugerichtet damals.“ Der brünette Hitzkopf musste hart schlucken, als er wieder daran dachte, wie furchtbar Takeru aussah. Wahrscheinlich hatte Mimi verdammt nochmal recht damit. Der Blondschopf hatte wohl wirklich noch einen gut bei ihm, aber vielleicht nicht unbedingt heute auf seiner Geburtstagsfeier. Hikari öffnete die Wohnungstür und hielt ein kleines Bündel in den Armen. Ihr Sohn war gerade Mal vier Wochen alt und innerhalb dieser kurzen Zeit bereits immens gewachsen. Tai zog seine Schwester sofort in eine innige Umarmung und gab seinem Neffen einen Kuss auf die Stirn. Mimi hingegen begrüßte ihre Freundin etwas zurückhaltender und wendete sich dann dem Geburtstagskind zu. „Happy Birthday...“ hauchte sie ihm ins Ohr, als sie die Umarmung wieder löste und ihm das kleine Päckchen in die Hände drückte. „Vielen Dank, Mimi.“ sagte der Jüngere etwas schüchtern und stellte das Geschenk zunächst zu den anderen. „Alles Gute, ich habe dir bereits das größte Geschenk der Welt gemacht...meine Schwester!“ sagte Tai mit gewohnt herrischer Stimme, schenkte ihm dann aber ein liebevolles Grinsen und zog ihn ebenso in eine unsanfte Umarmung. „Hoffentlich schenkt sie dir noch viele, viele, viele Kinder!“ fügte er hinzu und wuschelte ihm durchs Haar. Beschämt grinste Takeru und nickte dankbar. Auch Hikari war beruhigt, dass ihr Bruder den Groll gegen ihren Liebsten fürs Erste überwunden hatte. „Hallo ihr beiden. Echt komisch, dass Mr. Megageil und Mrs. Haute Couture heute fehlen. Takeru vermisst seinen Bruder sicherlich. Wo treibt sich das frisch vermählte Ehepaar denn gerade in Europa herum?“ Während sie sprach umarmte sie ihren rothaarigen Freund und schenkte Joe einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Mit einem lauten Seufzen nahm sie zwischen den beiden Männern auf der Couch platz. „Warum so bissig meine Liebe?“ fragte Koushiro und nippte an seinem Bier. Er grinste unverschämt und konnte nicht verstehen, warum Mimi ihren beiden Freunden so bösartige Spitznamen verpasste. „Was wäre eine Schlange ohne ihre spitze Zunge?“ sagte Joe grinsend und nahm sich vor ihrer Ohrfeige in Acht. „Sie wäre ein dicker, glitschiger Aal.“ kam es nun aus dem Mund von Tai, als er sich zu der kleinen Truppe dazu gesellte. „Ich sehe schon, Pack schlägt sich und Pack verträgt sich.“ knurrte sie gereizt und schlug ihre Beine übereinander. Tai schlug Koushiro fest in die Hand und schenkte Joe zur Begrüßung ein kaum merkliches Lächeln. Im Verlauf des weiteren Abends kamen noch einige Arbeitskollegen und Kommilitonen von Takeru vorbei. Zwischendurch bemerkte Taichi sogar, dass sein Vater kurz da gewesen sein musste, da Hikari in der Küche darüber sprach. Er gesellte sich zu seiner Schwester und hatte nur Augen für seinen kleinen Neffen. Tai nahm ihn auf den Arm und trug ihn durch die ganze Wohnung spazieren. Stolz zeigte er ihn den Gästen der Feier. Mimi saß eine ganze Weile mit Koushiro zusammen und sie unterhielten sich über alles mögliche. Vorwiegend quetschte sie ihn natürlich über seine Freundin aus. Irgendwann hatte Joe mit dem Jüngeren Erbarmen und erlöste ihn aus dieser misslichen Lage. „Ihr wohnt jetzt erstmal wieder in Tokyo? Seid ihr jetzt zusammen?“ Mimi drehte sich zu ihm um und lächelte schüchtern. „Ja, wir wohnen in seiner Wohnung und Tai wird im September mit seinem Studium weiter machen.“ Joe lächelte zurückhaltend und blickte kurz auf den Rand seiner Bierflasche. „Das freut mich für dich. Also vielmehr für euch beide. Es freut mich, dass es endlich geklappt hat.“ Irgendwie fühlte sie sich gerade in dieser Unterhaltung sehr unwohl. Wahrscheinlich ging es ihr jetzt genauso wie Koushiro vor wenigen Minuten. „Aber du wohnst auch wieder in Tokyo. Ist das tägliche Pendeln nicht furchtbar anstrengend?“ sie versuchte nun ein anderes Thema anzureißen. „Nein, es geht. Ich fahre mit dem Zug und da ich im Schichtdienst arbeite, weiß ich sowieso nie welche Tageszeit gerade ist.“ Sie lachte kurz und griff nach ihrem Glas Orangensaft. „Und wie war dein erster Tag? Sind deine Kollegen nett? War eine heiße Krankenschwester dabei?“ nachdem diese Worte ihren Mund verlassen hatten, hätte sie sich auf die Zunge beißen können. Gerade wollte sie noch von einem Beziehungsgespräch ablenken, da Joe irgendwie der Verlierer in dieser ganzen Liebesgeschichte war und jetzt machte sie tatsächlich so eine dumme Anspielung. Doch zu ihrer Verwunderung sah sie einen rötlichen Schimmer auf seinen Wangen und wie der Ältere versuchte ihrem durchdringenden Blick auszuweichen. „Naja, ich hatte irgendwie einen verrückten ersten Tag...“ murmelte er und fing an die Geschichte zu erzählen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Er war wirklich hoffnungslos orientierungslos. Jetzt hatte er sich auf dem Weg vom Direktor zum Oberarzt zum zweiten Mal verlaufen, dabei war das Krankenhaus in Kyoto viel größer als dieses hier. Irgendwie war er heute überhaupt nicht bei der Sache, wobei es doch sein erster Tag war. Zur Krönung war er auch noch zu spät dran und legte einen Zahn zu. Als er um die nächste Ecke biegen wollte, rannte ihn plötzlich irgendwas um. Als sein Hinterkopf heftig auf dem gefliesten Boden aufschlug, wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Wahrscheinlich musste er sich die Rippen gebrochen haben, denn ein erdrückendes Gewicht schnürte ihm die Brust zu. Er konnte sich keinen Zentimeter bewegen und öffnete unter größter Mühe seine Augen. Auf einmal erkannte er, dass eine junge Frau auf ihm gelandet war. Langes schwarzes Haar kitzelte in seinem Gesicht und zwei zierliche Handflächen krallten sich in seine Brust. Offenbar war sie auch noch etwas von ihrem Zusammenstoß benommen. „Alles in Ordnung?“ stöhnte Joe schmerzvoll und versuchte seinen Oberkörper etwas aufzurichten. Völlig automatisch legte er Daumen und Zeigefinger an ihr Handgelenk, um ihren Puls zu prüfen. Als nächstes schob er ihr die Haare aus dem Gesicht und kontrollierte, ob sie irgendwelche Verletzungen davon getragen hatte. Aber auf den ersten Blick schien alles in Ordnung zu sein. Ein gequältes Stöhnen verließ ihre Lippen, als sie angestrengt versuchte ihre Augenlider aufzuschlagen. Mit einem Mal zuckte der junge Arzt absolut schockiert zusammen. Ihr Gesicht, dieses Gesicht, das hatte er doch schon einmal gesehen. Joe musste tatsächlich ein zweites Mal hinsehen. Diese Frau sah im Gesicht beinahe genauso aus wie Mimi. Diese kirschroten Lippen, das schmale Kinn und natürlich diese Augen. Diese großen glänzenden haselnussbraunen Augen. „Aua...“ jammerte sie und starrte direkt in seine tief dunklen azurblauen Augen. Es dauerte keine zehn Sekunden bis diese junge Frau von ihm aufsprang. Ihr Gesicht verfärbte sich feuerrot und benommen stolperte sie nach hinten. Joe packte ihr Handgelenk und hielt sie fest, bevor sie nach hinten umkippte. Erneut musste er ihre Erscheinung betrachten und die bemerkenswerte Ähnlichkeit zu Mimi feststellen. „Langsam!“ ermahnte er sie besorgt. „Um Gotteswillen! Das ist mir so peinlich. Ich habe Sie umgerannt. Oh nein, ich bin so ein dämliches Schaf! Bitte entschuldigen Sie Dr.....“ verzweifelt suchte die junge Frau nach einem Namensschild an seinem weißen Kittel, doch sie fand keines. Joe hingegen konnte sich ein Grinsen nicht länger verkneifen. Die äußerliche Ähnlichkeit war zwar bezeichnend, aber charakterlich unterschieden sich diese beiden Frauen drastisch voneinander. Bei dieser jungen Frau handelte es sich ganz offenkundig um eine Krankenschwester. Sie trug die typische Uniform des Krankenhauses und hatte eine kleine gefaltete Stoffhaube in ihrem langem schwarzen Haar. An ihrer rechten Brust war ihr Namensschild befestigt. Joe hob seine Brille vom Boden auf und schob sie sich auf die Nase. „Fräulein Watanabe...“ las er leise und blickte wieder in ihre wundervollen braunen Augen. Sofort zuckte sie zusammen und nickte beschämt. „Sicherlich sind Sie der neue Chirurg der heute anfangen sollte, denn Sie tragen noch kein Namensschild. Bitte sagen Sie nichts dem Oberarzt. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass mir so was öfter passiert, aber irgendwie neige ich des Öfteren dazu, mit anderen Menschen zusammen zustoßen.“ Joe musste unweigerlich lachen und fuhr sich durchs Haar. „Ich kann das sehr gut verstehen. Ich glaube auch, dass aus ungeklärten Gründen mehr Gravitationskraft an mir haftet, als an anderen Menschen. Denn mir passieren solche Unfälle auch ständig. Außerdem haben wir uns wohl beide über den Haufen gerannt. Ach ja, und mit Verlaub, Sie sind gewiss kein dämliches Schaf. Denn Schafe werden von Wölfen gejagt und ich hoffe nicht, dass ein hungriger Wolf hinter Ihnen her war?“ Schüchtern schüttelte sie ihren Kopf und schenkte ihm ein zögerliches Lächeln. Er beugte sich runter und sammelte die durcheinander gewirbelten Aktenblätter zusammen. Als er sie ihr überreichte, sah Joe erneut in ihre atemberaubend glänzenden Augen. „Mein Name ist Joe Kido und wahrscheinlich werden wir uns demnächst noch öfter über den Haufen laufen.“ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Mimi blieb der Mund offen stehen, als er seine Geschichte beendete. Hatte Joe tatsächlich ihre Schwester getroffen und war mit ihr zusammengestoßen? Als wäre das nicht Zufall genug, hörte es sich verdammt so an, als hätte er ein Auge auf Sae geworfen. „Warte mal, warte mal! Willst du mir etwa sagen, dass du eine junge Krankenschwester getroffen hast, die mir ähnlich sah und du hast mit ihr geflirtet?“ stammelte sie plötzlich. Verwundert sah Joe sie an und überlegte kurz. „Also ich wollte dir erzählen, dass ich eine junge Krankenschwester getroffen habe, die dir verdammt ähnlich sah. Aber ich habe doch nicht mit ihr geflirtet!“ empört über diese Behauptung nippte er erneut an seinem Bier. Mimi lachte gehässig und boxte ihm gegen den Oberarm. „Wer erzählt denn so einen Blödsinn mit Wölfen und Schafen, ohne Hintergedanken? Klar hast du sie angebaggert! Du bist der hungrige Wolf, der dieses kleine wehrlose Schäfchen traf und nur darauf wartet es mit seinen langen scharfen Klauen zu reißen...“ Spielerisch fletschte Mimi ihre Zähne und formte ihre Hände zu bestialischen Krallen. Joe hingegen verdrehte nur seine Augen und versuchte das dämliche Gesicht seiner Freundin zu ignorieren. „Selbst wenn dem so wäre, worüber du dich ja ganz offensichtlich freuen würdest, was ist das Problem?“ „Sie ist meine Halbschwester, du solltest dir das also besser zweimal überlegen....“ Mimi sprach diesen Satz so trocken aus, dass Joe zunächst dachte, sie würde einen Witz machen. „Hör doch auf!“ sagte er und versuchte in ihren Augen zu erkennen, ob sie sich einen Spaß mit ihm erlaubte. Ihre nussbraunen Augen färbten sich ernst und Mimi zwirbelte nervös einige Haarsträhnen um ihren Finger. „Ich mache keine Witze. Ich weiß es auch erst seit den letzten Wochen. Mein Vater hat noch eine Tochter Sie ist ein knappes Jahr älter als ich und arbeitet im Krankenhaus. Ihr Name ist Sae Watanabe.“ Zwischen Mimi und Joe herrschte plötzlich ein betretenes Schweigen. Das konnte doch unmöglich sein. Jetzt traf er eine junge Frau, die ihm wirklich gut gefiel und dann war es ihre Schwester? Natürlich war das völlig irrsinnig und Joe konnte sich unmöglich auf ein Verhältnis mit der Schwester der Frau einlassen, in die er selbst verliebt gewesen ist. Mimi erkannte den Schock in seinem Gesicht und wusste zunächst auch nicht, was sie davon halten sollte. Doch umso länger sie darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass es doch eigentlich egal war, ob Sae ihre Schwester ist oder nicht. Selbst wenn es die äußere Ähnlichkeit war, die Joe an ihr reizte, so war das nichts ungewöhnliches. Schließlich hatte jeder Mensch doch einen gewissen »Typ« den er bevorzugte. Letztlich beugte sich Mimi zu ihm rüber und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. „Das sollte dich nicht davon abhalten sie kennenzulernen. Vielleicht ist es wirklich etwas merkwürdig, aber vielleicht magst du sie auch ihretwegen und es hat überhaupt nichts mit uns zu tun. Sae ist eine tolle Frau und ich denke, dass du dir selbst eine Chance geben solltest.“ Joe schüttelte mit einem bittersüßen Lächeln den Kopf und stellte seine Flasche Bier auf dem Tisch ab. „Lassen wir es dabei...“ murmelte er leise und wollte das Gespräch beenden. Mimi seufzte nachdenklich und musterte sein enttäuschtes Gesicht. „Ach Joe, vielleicht denkst du nochmal darüber nach. Findest du nicht, dass es ein bisschen viel Zufall auf einmal ist? Wegen mir nimmst du die Stelle in Tateyama an, dort triffst du ausgerechnet diese eine Krankenschwester? Hört sich für mich verdammt nach Schicksal an. Wenn es dir schwerfällt, kann ich auch mit ihr darüber sprechen....“ „Nein!“ fuhr er ihr harsch ins Wort. Erschrocken zuckte Mimi zusammen. „Entschuldige bitte, aber wenn, dann möchte ich es selbst mit ihr besprechen. Aber bislang ist es nur eine zufällige Begegnung, mehr nicht.“ Ein zweideutiges Grinsen schob sich über ihre kirschroten Lippen. Selbstverständlich war es mehr als nur eine zufällige Begegnung. Sie wusste nämlich ganz genau, dass auch Sae von dem unerwarteten Zusammenstoß mit dem neuen jungen Arzt schwärmte und sich sowieso sehnlichst wünschte, endlich mit einem auszugehen. Mimi war sich sicher, dass Joe sehr gute Chancen bei der jungen Krankenschwester hatte. Tai lief mit seinem Neffen im Arm zurück zu seiner Schwester, die gerade in der Küche stand und einige kleine Häppchen für das Abendessen zubereitete. „Hey, lass den Kleinen auch mal wieder los. Es ist schließlich nicht dein Sohn.“ „Ich weiß, aber er ist so niedlich und Takeru hat genug anderes zu tun. Ich helfe ihm doch nur und trage seinen Sohn spazieren, sodass ihn jeder bewundern kann.“ Hikari lehnte sich gegen den Küchentresen und trocknete sich die Hände ab. „Und was ist mit dir? Wann ist es denn soweit, oder willst du mir nichts davon erzählen?“ Etwas verwundert sah er seine Schwester an. „Was meinst du?“ „Ihr beide. Was ist das mit euch? Du bist beinahe acht Wochen mit ihr dort gewesen und jetzt wohnt ihr zusammen?“ Irgendwie konnte er nicht verbergen, dass es ihm unangenehm war mit seiner Schwester darüber zu sprechen. „Es war eine harte Zeit für sie und wir sind uns näher gekommen....“ stammelte er unsicher. „Ihr seid euch näher gekommen? Also ich bin doch nicht blöd. Ihr seid euch jedes Mal näher gekommen, wenn ihr zusammen gewesen seid. Nur irgendwie endete es immer im Desaster. Ist es jetzt etwas Ernstes?“ Tai blieb kurz still und dann legte sich ein ungewohnt verliebtes Lächeln auf sein Gesicht. „Ja. Es ist verdammt ernst mit uns beiden.“ Hikari kam auf ihn zu und streichelte erst ihrem Sohn und dann ihrem Bruder zärtlich über die Wange. „Das freut mich so für dich. Ich weiß, wie tief deine Gefühle für sie sind.“ Sie nahm ihm Akio aus den Armen und wollte ihn ins Kinderzimmer bringen. „Ach ja, und wann willst du unseren Eltern sagen, dass du auch bald Vater wirst?“ Sämtliche Gesichtszüge entglitten ihm und Taichi stürmte seiner kleinen Schwester in das Kinderzimmer hinterher. Vielmehr war es sein altes Zimmer, denn Hikari und Takeru wohnten immer noch in der Wohnung der Yagamis. Die Eltern der Beiden waren gerade bei ihrer Tante in Okinawa und deswegen konnte Takeru seinen Geburtstag feiern. „Kari-chan, was sagst du denn da?“ flüsterte er und machte die Tür hinter sich zu. „Ich bin doch nicht blind. Als wir uns das letzte Mal zur Geburt meines Sohnes gesehen haben, war ihr so schlecht. Sie sah blass und müde aus. Natürlich dachten wir uns nichts weiter dabei und zogen sie damit auf. Ob sie denn schwanger sei und dabei hättest du ihr Gesicht sehen müssen.“ Sie legte ihren kleinen Sohn in sein Kinderbett und deckte ihn liebevoll zu. „Und heute trinkt sie keinen Tropfen Alkohol. Also ich bitte dich, Mimi ist keine Frau, die ein Glas Champagner ablehnen würde. Außer es gäbe einen triftigen Grund dafür.“ Der lückenlosen Deduktion seiner Schwester konnte Taichi nichts hinzufügen. Er schluckte hart und spürte, wie ihm heiß und kalt zu gleich wurde. „Dein Schweigen sagt alles. Wie kannst du das verheimlichen? Was ist nur mit dir los? Erst hasst ihr euch und dann macht ihr plötzlich ein Kind miteinander? Wie lange soll das gut gehen? Takeru und mir machst du die Hölle heiß und dabei bist du selber nicht viel besser!“ ihr Flüstern klang scharf und bedrohlich. „Warum bist du jetzt so wütend?“ „Weil du Takeru genau dafür verurteilt hast. Aber er und ich waren lange ein festes Paar. Du und Mimi seid eine hitzige On-Off-Liebschaft. Wenn es mit euch nicht klappen sollte, bleibt dieses Kind trotzdem und es wird immer beide Eltern brauchen.“ Er fuhr sich durchs Haar und stöhnte genervt. „So ist das nicht. Wir sind jetzt fest zusammen. Es wird klappen. Dieses Kind wird mit beiden Eltern aufwachsen. Ich werde es besser machen als unser Vater.“ Hikari zischte scharf und drehte sich abschätzig von ihm weg. „Was macht dich da so sicher?“ Tai schlang seine Arme um seine Schwester und drückte sie an seine Brust. „Weil ich sie liebe.“ Die junge Mutter sah im fahlen Licht der rötlich schimmernden Dämmerung in das Gesicht ihres Bruders und erkannte, dass es ihm so ernst wie noch nie war. Sie lächelte entschuldigend und schmiegte sich an seinen warmen Körper. „Wenn es wirklich so ist, dann wünsche ich euch nur das Beste. Ihr habt euch so lange gesucht und endlich gefunden. Ihr beide habt es wirklich verdient.“ „Ich danke dir.“ sagte er leise und küsste die Stirn seiner Schwester. „Aber bitte behalte es für dich, sie ist noch am Anfang und wir möchten die gute Nachricht erst verbreiten, wenn die risikohafte Zeit vorüber ist.“ Natürlich würde sie es für sich behalten, aber irgendwas anderes beschäftigte ihren Bruder immer noch. Sie konnte es nicht ganz greifen, aber es schien, als würde ihm noch etwas auf der Seele brennen. „Willst du noch etwas anderes mit mir besprechen?“ fragte sie und löste sich aus seiner Umarmung. Erneut färbte sich sein Gesicht rot, was jedoch im Dämmerlicht nicht auffiel. Es war ihm unangenehm und Tai wusste nicht, ob es falsch sein könnte, mit seiner Schwester über ein solches Thema zu sprechen. „Ich komme mir so dumm vor, wenn ich mit dir darüber spreche.“ „Was ist es denn?“ „Naja, also, wir haben es nicht mehr getan seit....naja also eigentlich seitdem das Baby entstanden ist....“ er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und versuchte weiter zu sprechen. „Ich verstehe ja, dass es kein guter Zeitpunkt ist. Ihrer Großmutter ging es sehr schlecht, dann ist sie gestorben und natürlich denkt man dann überhaupt nicht an so etwas. Außerdem habe ich jetzt Angst, dass ich ihr und dem Baby wehtun könnte. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll....“ wie ein kleiner Schuljunge stammelte er vor seiner Schwester herum. Sie musste lächeln und sah nochmal nach ihrem schlafenden Sohn. „Das war die erste Zeit bei mir und Takeru auch so. Wir haben wochenlang nicht miteinander geschlafen. Aber dann haben wir darüber gesprochen und trotz der Schwangerschaft, kann man alles miteinander machen. Gegen Ende hin sollte man nur etwas vorsichtiger werden...“ „Ah! Ich will das nicht hören! Du machst so was nicht mit ihm!“ der großgewachsene Brünette hielt sie die Ohren zu und verzog ein angeekeltes Gesicht. „Ach so und dein Neffe ist quasi per unbefleckter Empfängnis entstanden?“ „Warum denn nicht? Millionen von Christen können sich nicht irren. Also lass mich bitte auch in dem Glauben, dass meine unschuldige, jungfräuliche kleine Schwester zufälliger Weise einen Sohn geboren hat.“ Sie seufzte lachend und schlug ihm gegen die Brust. „Du dummer Idiot. Aber sei nicht so verklemmt. Sprich mit ihr darüber und dann wirst du sehen, was sie dazu meint.“ Hikari öffnete die Zimmertür und drehte sich nochmal zu ihrem Bruder um. Ein zweideutiges Grinsen zeichnete ihr Gesicht und sie streckte ihm frech die Zunge heraus. „Außerdem sorgen die Schwangerschaftshormone dafür, dass wir Frauen unglaublich scharf werden und es immer und überall wollen!“ Taichi konnte schon die Kotze, die sich seinen Hals rauf schob, in seinem Mund schmecken. „Igitt!“ knurrte er und versuchte die Bilder in seinem Kopf zu verdrängen. Zurück im Wohnzimmer gesellte sich Taichi zu Joe, Koushiro und seiner Freundin. Liebevoll legte er seinen Arm um Mimi und gab ihr einen Kuss. Dafür fing er einen verwirrten Blick von Koushiro, welcher sich aber gleich wieder seinem Gespräch mit Joe zuwendete. „Offenbar ist keiner wirklich verwundert wegen uns.“ sagte er liebevoll und gab ihr erneut einen Kuss. „Was dachtest du denn? Die anderen sind auch nicht blind und blöd.“ antwortete Mimi und löste sich langsam aus seinen Armen. Sie musste mal für kleine Prinzessinnen. Als sie fertig war, traf sie Hikari im Flur. „Schläft der Kleine schon? Ich hätte ihn gerne nochmal durchgeknuddelt.“ „Ja, er schläft. Tai hat ihn ganz müde getragen. Ich freue mich für euch beide. Also, dass ihr jetzt endlich zusammen seid.“ Hikari schob Mimi in die Küche und sah sie besorgt an. „Geht es dir gut? Du kannst immer mit mir sprechen...“ in der Stimme der jungen Yagami lag echte Sorge. „Hat er dir es etwa erzählt?“ vorwurfsvoll starrte sie in die braunen Augen ihrer Freundin. „Er kann seine Klappe einfach nicht halten...“ „Nein, sei nicht wütend auf ihn. Ich habe es mir schon gedacht, dass du schwanger bist. Ich fürchte nur, dass dein Körper sehr stark auf den Stress, den du in den letzten Wochen hattest, reagieren könnte. Du solltest alles vermeiden, was dich in irgendeiner Weise negativ beeinflussen könnte. Stattdessen solltest du dir schöne und entspannende Momente schaffen...“ Mimi sah traurig zur Seite und stützte ihren Arm an der Wand an. „Ich weiß, aber im Moment kann ich es mir einfach nicht erlauben so durchs Leben zu gehen, als wäre nichts gewesen. Meine Großmutter ist gerade mal vor einer Woche gestorben. Da kann ich doch nicht zur Tagesordnung übergehen.“ „Aber ich glaube nicht, dass es deine Großmutter gefreut hätte, wenn du in ewiger Trauer verharrst. Das Leben muss und es wird unaufhörlich weiter gehen, auch wenn wir einen geliebten Menschen verlieren. Wir alle haben nur unsere begrenzte Zeit auf diesem Planeten und wir sollten jede Minute genießen....“ Nervös knabberte Mimi auf ihrer Unterlippe und wickelte erneut einige Haarsträhnen um ihren Finger. „Ich weiß, aber ich habe das Gefühl, dass er mich nicht attraktiv findet. Er macht immer dumme Witze, dass ich jetzt bestimmt furchtbar dick werde. Wenn wir zusammen im Bett liegen, dann schläft er gleich und versucht überhaupt nicht mich anzufassen. Vielleicht will er mich überhaupt nicht mehr.“ „Auch für ihn war es eine anstrengende Zeit. Er ist seit einigen Tagen wieder arbeiten und bereitet sich auf seine Prüfungen vor. Außerdem glaube ich, dass er einfach selbst unsicher ist. Er hat angst dir wehzutun. Er weiß nicht, ob du es überhaupt willst, dass er dich berührt. Wahrscheinlich solltet ihr darüber sprechen.“ Hikari seufzte laut und musterte ihre attraktive Freundin von oben bis unten. „Gottverdammt, schau dich doch mal an! Du bist unglaublich sexy. Der will dich und wenn nicht, dann sollte er seine sexuelle Orientierung nochmal überdenken.“ Hikari legte ihre Hand auf Mimi's Schulter und lächelte sanft. „Hör einfach auf dein Herz und schalte das da oben....“ sie tippte auf ihre Stirn „...einfach mal aus. Gib dich dem Moment hin und genieße die Zeit mit ihm.“ Es war noch nicht wirklich spät, aber als sich Joe und Koushiro verabschiedeten, hatten auch Tai und Mimi keinen Grund noch länger auf dem Geburtstag zu bleiben. Außerdem sollte Takeru noch die Möglichkeit haben mit seinen anderen Freunden ausgelassen zu feiern, ohne das ein mürrischer Taichi ihn ständig beobachtete. Das Gewitter von heute Nachmittag hatte sich gelegt und die schwüle Hitze des Tages hing zwischen den Hochhäusern des Viertels fest. Hand in Hand schlenderte das Pärchen zurück in ihre Wohnung. Tai konnte überhaupt nicht aufhören von seinem Neffen zu schwärmen. Irgendwie gefiel es ihr, wie sehr er sich für ein Kind begeistern konnte. Wahrscheinlich wünschte er sich schon länger eine eigene Familie und Mimi ertappte sich dabei, wie sie sich ein kleines bisschen mehr in ihn verliebte. Während Tai die Wohnungstür aufschloss, schlang sie plötzlich von hinten ihre Arme um ihn. Kurzzeitig verlor er sein Gleichgewicht und stolperte in die Wohnung. „Hey...“ murmelte er und drehte sich schnell zu ihr um. „...du schmeißt mich ja fast um...“ liebevoll nahm er sie in seine Arme und trat mit seinem rechten Fuß gegen die Wohnungstür, sodass diese mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. „Alles in Ordnung?“ fragte er schließlich nach, als er keine Antwort von ihr bekam. Mimi klammerte an ihm und presste ihren Kopf gegen seine Brust. Sie nickte stumm und richtete ihren Blick nach oben. Sie liebte den Duft seines Parfüms und das Gefühl seiner starken Hände auf ihrem Rücken. Ihre nussbraunen Augen spiegelten eine ungewohnt tiefe Sehnsucht. Er war irgendwie überfordert, denn einen solchen Ausdruck hatte er noch nie zuvor in ihren Augen gesehen. „Küss mich...“ ihre Aufforderung hallte in seinen Ohren wieder und Taichi spürte, wie sich sein Hals mehr und mehr zusammenzog. Etwas zögerlich beugte er sich zu ihr runter und strich ihr zärtlich über die Wange. Ihre Hände fuhren von seinem Rücken nach vorne auf seine Brust und krallten sich in sein Hemd. Sein Herzschlag wurde schneller und dem jungen Mann war bewusst, dass er sich leicht in diesem Kuss verlieren könnte. Und es war ihm scheißegal. Er wollte diese Frau in seinen Armen. Er wollte einfach alles an ihr. Als er seine Augen schloss und seine warmen Lippen auf ihre legte, dachte er nicht länger über das Richtig oder Falsch nach. Gierig zog sie ihn an seinem Kragen, weiter zu sich runter und presste ihren aufreizenden Körper dichter an ihn heran. Das war für Tai das Zeichen, dass sie mehr wollte als nur ein Gute-Nacht-Küsschen. Genüsslich drang seine Zunge in ihren Mund ein und kostete von ihr. Mimi schmeckte nach Orangensaft und den letzten Überresten ihres Kirschbonbons. Seine Hände gingen auf wilde Erkundungstour. Sie trug ein gelbes Top, darunter zeichneten sich die Träger ihres BH's ab. Ihre verdammt enge Jeans hatte sie erst gestern gekauft und sie betonte wirklich jede Rundung an ihrem reizvollen Hintern. Kraftvoll packten seine Hände sie genau dort und drängten ihren Körper sanft in das Innere der Wohnung. Völlig in den heißen Kuss vertieft, bemerkte Taichi überhaupt nicht, wohin er mit Mimi steuerte, denn kurzerhand stieß der Körper der jungen Frau gegen die Lehne des Sofas. Unter einem kurzen erschrockenen Aufschrei rutschte sie mit ihrem Oberkörper die Lehne hinab, sodass lediglich ihre Beine oberhalb lagen. Automatisch schob sich Tai zwischen ihre Oberschenkel und hielt sie genau dort fest. Keuchend richtete sich Mimi wieder auf und musste über ihre merkwürdige Position lachen. „Wirfst du mich jetzt über die Couch oder wie?“ fragte sie kichernd und stützte sich mit ihren Armen auf der Lehne ab. Tai manövrierte ihren Hintern so, dass sie gut auf der Lehne sitzen konnte und sah ihr verführerisch in die Augen. „So ist es viel einfacher, dir deine sexy Jeans auszuziehen...“ sachte stieß er sie wieder nach hinten und öffnete ihren Gürtel. Es dauerte nicht lange, bis er ebenfalls den Knopf samt Reißverschluss bearbeitet und ihr die Hose ausgezogen hatte. Alles ging so wahnsinnig schnell, dass Mimi überhaupt keine Möglichkeit hatte darüber nachzudenken. Eigentlich wollte sie auch überhaupt nicht denken. Ihr gesamter Körper verzehrte sich nach ihm und sie wollte ihn spüren. Als sie seinen kraftvollen Körper zwischen ihren nackten Schenkeln spürte, richtete sie sich wieder auf und zog ihn zu sich runter. Lustvoll versiegelte sie ihre Lippen mit seinen. Ihre Beine verschränkte sie hinter seinem Rücken, um so ihr Gleichgewicht zu halten. Tai schob ihr Top nach oben und berührte ihre weiche Haut darunter. Seine gesamten Berührungen waren irgendwie unkontrolliert und er spürte, wie seine Lust kontinuierlich anstieg. Mit wenigen Handgriffen öffnete er ihren BH und schob diesen, samt dem störenden Oberteil, über ihren Kopf. Als er den Kuss mit ihr löste und seine Lippen über die weiche Haut ihrer wohlgeformten Brüste wandern ließ, keuchte Mimi so laut auf, dass es ihr im nächsten Moment ganz peinlich war. Ihn hingegen stachelte es nur weiter an und Tai dachte überhaupt nicht daran, jetzt aufzuhören. Nun konnte auch Mimi nicht länger an sich halten und stieß ihn mit beiden Händen von sich. Etwas verblüfft starrte er in ihr Gesicht und bemerkte, dass sich ihre flinken Finger am Bund seiner Hose zu schaffen machten. Als er an sich herunter sah, glitt ihre rechte Hand bereits in seine Unterhose. Ein unterdrücktes Stöhnen kroch über seine Lippen und Tai hatte das Gefühl, als würden seine Knie gleich nachgeben. Während ihre Finger seine Männlichkeit umschlossen und ihn relativ hart massierten, waren es ihre Füße, die ihm seine Hose und Shorts runter schoben. Mimi ging wirklich zur Sache und Tai war ein kleines bisschen von ihrer wilden Grobheit beeindruckt. Irgendwie war soeben auch sein Hemd abhanden gekommen, denn er spürte ihre zarten Lippen, die sich über seine nackte Brust hinauf zu seinem Hals küssten. Als sich ihre Zähne sanft in sein Fleisch bohrten, durchfuhr ihn ein süßer Schmerz und Tai musste unwillkürlich stöhnen. Ihre linke Hand umfasste seine Pobacke und er spürte ihre langen Fingernägel, wie sie kleine rote Striemen auf seinem Körper hinterließen. Es gefiel ihm. Er mochte es, wenn sie etwas forsch zu ihm war. Sie war eben eine kleine Wildkatze. Ein letztes Mal drückte er seine Freundin nach hinten und befreite sich dabei aus ihren gierigen Krallen. Missmutig verzog sie einen Schmollmund und beobachtete ihn dabei, wie er ihren Slip langsam über ihre Hüftknochen schob. Ihren Fuß stemmte sie sachte gegen seine Brust und grinste ihn verführerisch an. „Kommst du jetzt bald mal zur Sache?“ fragte sie provokant. Er ließ das letzte Kleidungsstück achtlos zu Boden sinken und beugte sich über Mimi. Sein heißer Atem streifte ihre Haut und machte sie völlig willenlos. Ihre Finger griffen in sein dichtes Haar, doch Tai widersetzte sich ihrem Versuch ihn zu küssen. Mit einem herausfordernden Grinsen ließ er sie wissen, wie erregt er war und hielt sie dennoch hin. „Ich habe leider keine Kondome. Ich möchte nicht, dass wir Zwillinge bekommen.“ mit einem unverschämten Tonfall flüsterte er diesen Satz in ihr Ohr. „Ich hoffe, dass das jetzt nicht dein Ernst gewesen ist. Sonst schicke ich dich wirklich nochmal in die Grundschule...“ knurrte sie und zog ihn mit sich zusammen auf die Couch runter. Etwas unsanft landete er auf ihr und stützte seine Ellenbogen neben ihrem Kopf ab. Mit einem Mal sah er sie unsicher an und schluckte hart. Offenbar hatte sich bei diesem kleinen Sturz sein Gehirn wieder eingeschaltet. In seinem Kopf rotierten die Gedanken. Sollten sie das jetzt wirklich tun? War sie dazu bereit? Würde er sie verletzten? Plötzlich spürte er ihre Finger auf seiner Wange. Zärtlich strich sie über sein Kinn, hinab zu seiner Brust. Mimi winkelte ihre Beine an und packte seine rechte Hand. Langsam legte sie seine Handfläche auf ihren Bauch. „Keine Angst, uns geht es gut.“ flüsterte sie leise und schob seine Hand tiefer. Vorsichtig deutete sie ihm an, dass er sie an ihrer intimsten Stelle berühren sollte. Ihm stockte der Atem und Tai versuchte seinen Kopf von all seinen Sorgen freizumachen. Langsam wanderten seine Finger selbstständig in ihre warme Körpermitte. Ihre sinnliches Keuchen signalisierte ihm, dass er es gut machte. Tai beugte sich hinab und küsste sie hingebungsvoll. Er fühlte wie erregt sie war und drang mit seinem Finger vorsichtig in ihre Weiblichkeit ein. Ihre Zunge schlug immer heftiger gegen seine und ihre Finger waren längst aus seinem Haar gewichen und krallten sich in seine Schulterblätter. Der bittersüße Schmerz dieser groben Liebkosungen hinterließ deutliche Spuren auf seiner Haut. Aber es war ihm total egal, es machte ihn nur noch wahnsinniger. Mit einem Mal löste er sich von ihren Lippen, schob seine Hände unter ihren Hintern, zog ihren Unterleib mit einem kräftigen Ruck dichter zu sich ran und drückte ihre Beine an den Kniekehlen etwas nach hinten. Selbstverständlich passte er dabei auf, dass ihre Knie nicht in ihrem Gesicht landeten. Überhaupt nicht mehr vorsichtig packte er ihre Handgelenke und platzierte sie über ihrem Kopf. Kurzzeitig spürte er die kleinen metallischen Blüten ihres Armbandes. Es entlockte ihm ein Lächeln, dass sie das Armband tagtäglich trug. Doch dann hielt er mit seiner linken Hand beide Gelenke fest umschlossen, sodass sich Mimi kein Stück bewegen konnte. Sehnsucht. Verlangen. Vertrautheit. Liebe. All das sah sie in seinen Augen, als sie den heftigen Druck zwischen ihren Hüften spürte, während er in sie eindrang. Sofort schloss sie ihre Augen und stöhnte erstickt unter seinem Gewicht auf. Auch Taichi musste immer wieder, unter seinen rhythmischen Bewegungen, genussvoll keuchen. Seine Hand ließ locker, sodass Mimi auf der Stelle ihre Arme um ihn schlang. Da er ihre Beine gegen ihren Bauch drückte, drang er sehr tief in sie ein und beide konnten einander so intensiv spüren, wie noch nie zuvor. Überhaupt war in diesem Moment alles so wahnsinnig intensiv. Immer wieder suchten ihre Lippen seine Küsse, immer wieder vergruben sich ihre Finger in seinem Haar, zogen Kreise auf seinem Rücken und hielten sich an seinem durchtrainierten Hintern fest. Mit ihr zu schlafen war einfach atemberaubend. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um dieses Gefühl mit ihr verbunden zu sein. Eins mit ihr zu sein. Sie zu lieben. Sie so bedingungslos zu lieben. Durch ihn fühlte sie sich vollständig. Es gab kein besseres Gefühl, als ihn in sich zu spüren. Seine Wärme auf ihrer Haut. Seine Lippen auf ihrem Körper. Seine Hände, die jeden Zentimeter liebkosten. Seine Arme, in denen sie Sicherheit fand und seine zutiefst sehnsüchtigen Augen, die ihr zeigten, wie sehr er sie liebte. Mimi wollte sich unter ihm bewegen, aber es war einfach zu wenig Platz auf der Couch, sodass beide plötzlich miteinander runter rutschten. Etwas verblüfft über ihren kleinen Sturz, rieb sich Mimi lachend ihr Steißbein und rollte sich auf die Seite. „Wow Prinzessin, das hätte böse enden können.“ gluckste Taichi lachend und schmiegte sich mit seiner Brust an ihren Rücken. „Hat es dir nicht gefallen, dass du es so schnell beenden wolltest?“ fragte er flüsternd und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. Sofort erschauderte Mimi und ein leidenschaftliches Seufzen verließ ihre Lippen. Aufreizend schob sie ihm ihr Becken entgegen und presste ihren Hintern gegen seine erigierte Männlichkeit. Beide lagen nun irgendwie in einer Art Löffelchen-Position. Ihre Hand fuhr in seinen Nacken und drückte ihn etwas zu sich runter. Verführerisch legte sie ihre Lippen auf seine und neckte mit ihrer Zunge die seine. „Wir sind jawohl noch lange nicht fertig...“ hauchte sie gegen seinen Mund. Sachte hob Tai ihr oberes Bein etwas an und versiegelte seine Lippen erneut mit ihren zu einem leidenschaftlichen Kuss, während er von hinten in sie eindrang. Im selben Moment krallten sich ihre Fingerspitzen in seinen Nacken und Mimi stöhnte erstickt in seinen Mund. Tai packte ihre Hüfte und drückte ihren Körper seinen Bewegungen entgegen. In dieser Position waren sich beide viel näher. Auch wenn seine Freundin nun mit dem Rücken zu ihm lag, hatte er doch das Gefühl, vielmehr Hautkontakt zu ihr zu haben. Mimi fing an sich selbstständig mit ihm zu bewegen, sodass Tai seine Hand von ihrer Hüfte auf ihren Bauch wandern ließ. Sie spürte, wie sein Kuss plötzlich viel vorsichtiger und zurückhaltender wurde. Mimi legte ihre Hand auf seine und presste sie sanft an ihren Bauch. „Es ist alles in Ordnung, du machst das großartig...“ flüsterte sie schwer atmend und spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Seine Bewegungen wurden schneller und intensiver. Mit einem Mal verkrampfte sich ihre gesamte Muskulatur. Unkontrolliert fingen ihre Glieder an zu zittern, Gänsehaut übersäte ihren Körper vom Scheitel bis zur Sohle und mit einem lauten Stöhnen erreichte Mimi ihren Höhepunkt. Zitternd suchten seine Finger nach ihren, bis sich ihre Hände miteinander verflochten. Tai konnte sich nicht länger zurückhalten. Sein Höhepunkt brach über ihn herein und erschütterte ihn in seinen Grundfesten. Völlig außer Atem schmiegte er seinen Kopf zwischen ihre Schulter und Hals. Noch immer spürte sie ihn in sich. Seine Wärme auf ihrer Haut, seinen Duft in ihrem Haar, das Kratzen seiner Bartstoppel an ihrem Hals, die Liebe in seinem Blick. „Ich liebe dich...“ ihre Stimme klang noch immer ganz brüchig. „Alles was ich jemals wollte, war ein winziger Teil deines Herzen und jetzt...“ schwer atmend musste er seinen Satz unterbrechen. „...und jetzt hast du alles von mir. Alles was ich bin und jemals sein werde, gehört dir.“ als Mimi seinen Satz vervollständigt hatte, richtete sich Tai etwas auf und blickte sie sehr ernst an. „Du bist die Erste gewesen.“ plötzlich brachen diese Worte aus ihm heraus. Stets hatte er dieses Geheimnis in seinem Herzen gehütet und niemandem verraten. Selbst als Mimi ihn direkt fragte, mit welchem Mädchen er sein erstes Mal hatte, schwieg er. Schweißperlen tropften von seinem Kinn und trafen ihr Dekolleté. Sie wischte ihm einige nasse Haarsträhnen von der Stirn und lächelte. „Die Erste mit der du Sex auf deinem Fußboden hattest?“ Tai schüttelte seinen Kopf und warf ihr für einen kurzen Moment einen zornigen Blick zu. „Nein, das meine ich nicht. Du bist die erste Frau, mit der ich geschlafen habe und ich habe diese Nacht am Pool niemals vergessen. Damals hast du dich bei mir bedankt. Ich fragte dich, wofür du dich bedankst, aber du hast mir nie eine Antwort gegeben.“ Sein Geständnis machte sie kurzzeitig etwas verlegen. Sie war also tatsächlich seine erste Frau? Dafür hatte er sich aber verdammt gut angestellt. Selbst heute konnte sie kaum glauben, woher er all diese Erfahrungen hatte, denn er war ein verdammt guter Liebhaber. Es war mittlerweile vier Jahre her und noch immer wollte er wissen, wofür sie sich damals bedankt hatte? „Du hast mir damals einen Wunsch erfüllt. Solange ich dich kenne, habe ich in deinen Armen immer Schutz gefunden. Egal wie ungerecht und widerlich ich zu dir gewesen bin, du hast mich niemals im Stich gelassen. Also wollte ich unbedingt, dass du mein erster Mann bist. Dabei war mir völlig egal, ob das mit uns klappt oder nicht. Ich wusste, dass du auf mich aufpassen würdest. Das war es, wofür ich mich damals bei dir bedankt habe.“ Etwas beeindruckt sah er sie an. „Aber was wäre gewesen, wenn ich nichts für dich übrig gehabt hätte?“ Mimi lachte laut und stupste ihm mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze. „Du bist auch nur ein Mann und ich hätte dich früher oder später rumgekriegt.“ Sie schlängelte sich aus seinen Armen und griff nach seinem Hemd, das Tai in ihrem wilden Handgemenge irgendwo auf dem Fußboden verloren hatte. Mimi wollte aufstehen und ins Badezimmer gehen, als sie plötzlich feuerrot anlief und ihn von sich drückte. Er setzte sich aufrecht hin und verstand nicht, warum sie so überstürzt aufstand. „Schau mich nicht so an!“ fauchte sie und presste sein Hemd an ihren nackten Körper. Perplex griff er nach ihrer Hand und zog sie umgehend zurück. Mimi landete auf seinem Schoß und versuchte sämtliche Stellen ihres Oberkörpers zu verdecken. „Prinzessin, was ist denn jetzt los? Schämst du dich plötzlich? Wir hatten gerade Sex auf der Couch, dem Fußboden und das Licht war an, ich habe dich also nackt gesehen. In sehr vielen verschiedenen Positionen und mal ganz nebenbei, war das heute nicht das erste Mal.“ Beschämt starrte sie zur Seite und blies ihre Wangen auf. „Die gesamten letzten Tage sagst du mir, dass ich bald ein dicker Ballon sein werde oder dass ich dir zu dünn bin. Also irgendwie hast du immer was zu meckern. Außerdem schaust du mich überhaupt nicht an, wenn wir nebeneinander liegen...“ Jetzt war es Tai, der sich ein dummfreches Grinsen nicht verkneifen konnte. „Süße, ich starre dich ständig an. Wie ein dreckiger Perversling! Jedes Mal wenn du mir den Rücken zudrehst. Im Bett muss ich mit dem Rücken zu dir schlafen, weil du sonst bemerken würdest, dass es kein Kochlöffel unter der Bettdecke ist. Du machst mich wirklich total verrückt. Aber die letzten Tage waren einfach viel zu viel und ich wollte dich nicht bedrängen. Es gibt soviel mehr zwischen uns als Sex und es ist nur dann richtig gut, wenn es beide wollen.“ Mimi legte ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. „Also liebst du mich auch, wenn ich einen runden Bauch habe?“ Ihre Haare kitzelten auf seiner nackten Haut. Einfühlsam streichelten seine Finger über ihren Rücken. „Was bleibt mir anderes übrig? Schließlich bin ich daran schuld, dass dein Bauch so rund wird.“ „Richtig und deswegen wirst du mir in den nächsten Monaten alle Wünsche von den Lippen ablesen.“ Sie schenkte ihm einen unschuldigen Kuss, bevor sie aufstand und vollkommen unbekleidet ins Badezimmer marschierte. „Baby, ich werde dir für den Rest unseres Lebens jeden Wunsch von den Lippen ablesen!“ ---------- Die tropische Hitze des japanischen Sommers neigte sich dem Ende. Zwischen den tiefen Schluchten der Hochhäuser tanzten die goldenen Blätter der Ginkgobäume in den letzten Strahlen der schwachen Herbstsonne. Die tiefroten Blätter des japanischen Ahorns tauchten im abendlichen Dämmerlicht die Stadt in eine wohlig warme Färbung. Die Tage wurden unaufhaltsam kürzer und das beständige Zirpen der Grillen verstummte. In den länger werdenden Nächten legte sich eine eisige Schicht aus Frost über die Grashalme und kündigte somit die ersten Vorboten der winterlichen Kälte an. Auch im Alltag des jungen Paares hatte sich mittlerweile sehr viel verändert. Taichi ging wieder regelmäßig in die Uni und absolvierte seine Abschlussprüfungen. Im Frühjahr wollte er sein Studium beenden und endlich einen richtigen Job finden. Im September waren die letzten Trainingseinheiten beendet und im Fußballverein setzte die Winterpause ein. Grundsätzlich störte es den werdenden Vater überhaupt nicht, denn dadurch war es ihm möglich, viel mehr Zeit mit seiner kleinen Familie zu verbringen. Mimi hatte sich inzwischen wieder gut in Japan eingelebt. Es war ihr sogar gelungen, sich in das Geschäft ihrer Großeltern einzuarbeiten und ihrer Tante eine große Hilfe in der Buchhaltung zu sein. Natürlich spielte sie jetzt mit dem Gedanken ihr Betriebswirtschaftsstudium wieder fortzusetzen, wobei Taichi ganz klar wollte, dass sie sich zunächst auf die Schwangerschaft konzentrieren sollte. Überhaupt achtete er sehr auf sie und versuchte sämtlichen Stress von ihr fernzuhalten. Manchmal kam sie sich wie ein Porzellanpüppchen vor und versuchte ihren Freund daran zu erinnern, dass sie sehr wohl selbst auf sich aufpassen konnte. Ihr tat die Arbeit gut und Mimi wollte unter keinen Umständen den ganzen Tag zu Hause sitzen. Dreimal die Woche fuhr sie mit Joe im Zug rüber nach Tateyama und arbeitete in der Firma. Zunächst gefiel es dem jungen Yagami überhaupt nicht, dass die Mutter seines Kindes ständig unterwegs war, aber als er bemerkte, dass es sie glücklich machte, ließ er sie ziehen. Jeden Abend aßen sie gemeinsam, wobei es im Regelfall Tai war, der das Abendessen zubereitete. Mimi blieb schlichtweg eine grausame Köchin. Der gemeinsame Alltag war jedoch nicht das Einzige was sich allmählich veränderte. Auch das ungeborene Kind unter ihrem Herzen wuchs stetig und bald konnte man sogar die charakteristische Wölbung ihres Bauches deutlich erkennen. Von Mal zu Mal erkannte man mehr auf den Ultraschallbildern und das Kind entwickelte sich wahnsinnig schnell. Taichi war wirklich tapfer und begleitete jeden Termin beim Arzt. Mimi war mittlerweile in der 16. Schwangerschaftswoche und man konnte nun das Geschlecht des Ungeborenen bestimmen. Gesetzt den Fall, man hätte etwas auf den Ultraschallbildern erkennen können. Da sich langsam die Lunge entwickelte, fing das Kleine an selbstständig Atemübungen zu machen, was wiederum dafür sorgte, dass es immer wieder Schluckauf bekam und Mimi dadurch nächtelang wach hielt. Inzwischen war es Oktober geworden und seit Tagen hatten Mimi und Hikari eine Überraschungsgeburtstagsparty für Tai geplant. Obwohl der junge Yagami sein gesamtes Leben in Tokyo verbrachte, hatte er es noch nicht geschafft den Tokyo Skytree zu besuchen. Also war es Mimi's Idee, dass die Freunde ihn mit einer kleinen Party im Restaurant des Skytree überraschen könnten. Es war weit nach 19 Uhr, als sechs der acht Freunde im Fahrstuhl standen und gemeinsam mit unzähligen anderen Besuchern zur inneren Aussichtsplattform des Skytree hinauf fuhren. Koushiro, Takeru und Yamato standen genervt neben Hikari und beobachteten Mimi und Sora, die sich wie zwei angestochene Hühner ohne Punkt und Komma unterhielten. Vor wenigen Tagen waren Yamato und Sora aus den Flitterwochen zurückgekehrt und Mimi wollte alles über Europa wissen. „Wer passt denn auf Akio auf?“ fragte der ältere Blondschopf seinen Bruder und betrachtete die Lichter der Stadt aus der Kabine des gläsernen Fahrstuhls. „Mama passt heute auf ihn auf. Ich bin echt froh, mal einen Abend ohne Windelwechseln zu verbringen.“ Takeru seufzte laut und betrachtete die stylischen europäischen Designerklamotten seines Bruders. „Ihr wisst schon, dass wir uns nachher aus dem Staub machen müssen?“ flüsterte Koushiro leise und wippte nervös mit den Füßen auf und ab. „Könntest es ja noch lauter sagen. Ich glaube, Mimi hat dich noch nicht gehört.“ fauchte Yamato und verdrehte seine stahlblauen Augen. „Ist ja gut. Ich hoffe nur, das alles klappt. Tai dreht uns sonst den Hals um!“ flüsterte der Rothaarige weiter und warf einen prüfenden Blick auf die beiden Mädchen. „Der soll froh sein, dass wir ihm helfen. Der ist schon durchgeknallt, so was an seinem Geburtstag durchzuziehen...“ plötzlich erntete Yamato einen Schlag gegen seinen Rippenbogen und japste erschrocken auf. „Ich finde die Idee total süß von ihm und für meinen idiotischen Bruder ist das schon eine wahre Meisterleistung. Also halt jetzt deine blöde Klappe Ishida!“ Hikari funkelte ihn mit ihren dunkelbraunen Augen an und beendete damit das Gespräch der Jungs. Als die sechs endlich die Plattform erreichten, mussten sie sich an den Massen von Besuchern vorbei schlängeln. Die Aussicht über die Stadt war wirklich atemberaubend. Die Lichter der einzelnen Gebäude leuchteten wie kleine Sterne unter ihnen. Mimi war noch immer der festen Überzeugung, dass Joe ihren Freund vom Flughafen abholen und mit ihm zusammen hier her kommen würde. Tai war nämlich vor zwei Tagen zu einer Studienfahrt mit einigen Kommilitonen nach Hongkong aufgebrochen, um dort einem großen Diplomatenkongress beizuwohnen. Sie drückte ihre Handflächen gegen die riesige Glasscheibe und genoss die Aussicht, als plötzlich alles um sie herum dunkel wurde. Einige Besucher fingen an zu spekulieren, dass es womöglich ein Strohmausfall im Inneren des Skytree sein müsste, denn auf den Straßen und in den Häusern der Stadt brannten sämtliche Lichter. Mimi sah sich in der Dunkelheit um und suchte nach ihren Freunden, konnte aber nichts erkennen. Plötzlich ging ein lautes Seufzen durch die Menge und die Menschen versammelten sich vor der riesigen Glasscheibe. Die junge Frau richtete ihren Blick wieder nach draußen und erkannte, dass auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes einzelne kleine Fackeln brannten, welche nach und nach ein Schriftzeichen bildeten. Wenige Sekunden später erschien ein weiteres Schriftzeichen auf einem anderen Dach. Das ganze wiederholte sich im Wechsel, bis sich schließlich ein Satz daraus ergab. »Willst du mich heiraten?« „Oh wie süß, so einen Heiratsantrag hätte ich auch gerne von dir bekommen, Schatz!“ sagte eine Frau neben Mimi. „Deswegen der Stromausfall, sonst hätte man die Fackeln überhaupt nicht erkennen können...“ sagte ein anderer Mann. Mimi selbst lächelte verlegen und fand diese Idee wirklich zauberhaft. Wer wohl dieser Mann sein mochte und wo wohl die dazu gehörige Frau steckte? Plötzlich gingen die Lichter auf der Aussichtsplattform wieder an und Mimi wollte sich gerade umdrehen, als plötzlich ein junger Mann vor ihr kniete. Erschrocken wich sie zurück und prallte mit ihrem Rücken gegen die Glasscheibe. Auf sein rechtes Bein gestützt, hielt er in seiner rechten Handfläche eine aufgeklappte Ringschatulle. Der weißgoldene Ring mit einem kleinen Brillanten in der mittleren Fassung funkelte im leicht gedämmten Licht. Sämtliche Besucher um sie herum bildeten eine Menschentraube und erst jetzt erkannte Mimi das Gesicht des jungen Mannes. „Tai?“ stammelte sie entsetzt und spürte, wie jede Faser ihres Körper anfing zu zittern. Was sollte das nur? Warum hatte er eine riesige Beule an seiner linken Wange? Hatte er sich geprügelt? Warum kniete er hier auf dem Boden? „Mimi ich....wir...also...“ er hielt kurz Inne und versuchte seine Aufregung hinunter zu schlucken. Die gaffenden Blicke der Menschen um sie herum, machten es nicht wirklich leichter, die richtigen Worte zu finden. Er holte tief Luft und setzte erneut an. „Ich werde nie vergessen, wie ich mich so heftig in dich verliebt hatte. An diesem Tag am Strand. Doch es schien, als wären wir beide noch nicht bereit dafür gewesen. Also habe ich versucht mich zu verstellen und trug meine Wunden nicht nach außen. Du bist immer dieses besondere Mädchen für mich gewesen und verdammt, ich war schon immer verrückt nach dir. Wegen dir machte ich nächtelang kein Auge zu. Ich wollte dich retten, vor all den Sorgen die dich an uns zweifeln ließen. Doch jedes Mal wenn ich dich sah, konnte ich es dir nicht sagen. Ich konnte dich nicht festhalten. Stattdessen haben wir uns immer wieder gegenseitig verletzt, uns das Leben zur Hölle gemacht. Dabei wollte ich dich nur beschützen, denn du warst wie eine Blüte in der Wüste dieser Großstadt.“ Tai sah, dass riesige Tränen über ihre Wangen kullerten. Zitternd hatte sie ihre Hände gegen ihre Brust gepresst und suchte in seinen Augen nach Halt. Mit einem liebevollen Lächeln, griff er nach ihrer linken Hand und hielt sie fest umschlossen. „Die guten und schlechten Erinnerungen die wir miteinander teilen. All die geliebten Menschen, die wir haben kommen und gehen sehen. Nach all den Jahren, die wir miteinander verbracht haben, möchte ich keine einzige Sekunde an deiner Seite missen. Heute kannst du mir nur noch einen einzigen Wunsch erfüllen.“ Jetzt war es seine eigene Stimme, die anfing zu beben und Tai musste sich zurück halten, nicht selbst los zu heulen. Die letzten Monate waren einfach eine emotionale Achterbahnfahrt und diese nervöse Anspannung in seinem Körper zerriss ihn förmlich. Mit letztem Mut formulierte er seine folgenden Worte.“ „Dein Jawort wäre das größte Geburtstagsgeschenk für mich. Möchtest du meine Frau werden?“ Sämtliche weiblichen Besucher heulten und am lautesten waren wohl Hikari und Sora, die sich überhaupt nicht mehr beherrschen konnten. Inzwischen waren auch Joe, Yamato, Takeru und Koushiro wieder zurück gekommen und beobachteten das Geheule der Mädchen. Die Antwort von Mimi dauerte unerträglich lange und Tai hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Seine Knie schmerzten und eiskalter Schweiß lief ihm den Rücken runter. Erstarrt verharrten seine dunkelbraunen Augen auf ihrem Gesicht und versuchten jede Regung darin zu deuten. Mit einem Mal zeichnete sich unter den ganzen Tränen ein winziges Lächeln ab und Mimi spreizte die Finger ihrer linken Hand etwas auseinander. „Ja...“ hauchte sie kaum hörbar. Dieses winzige Wort war eine unbeschreibliche Erlösung und Taichi fühlte sich so, als würde ihm ein tonnenschweres Gewicht vom Herzen fallen. Endlich konnte er ihr den Ring anstecken und aufstehen. Stürmisch schlang er seine Arme um sie und zog sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Das laute Klatschen der Besucher und ihrer Freunde verstummte für die Beiden, denn in diesem Moment war alles um sie herum völlig bedeutungslos. „Ich liebe dich.“ sagte er und löste sich von ihren salzig schmeckenden Lippen. „Du fragst mich an deinem Geburtstag, ob ich deine Frau werden möchte? Du bist doch wahnsinnig.“ zärtlich fuhren ihre Finger über seine verletzte Wange. „Was ist mit deinem Gesicht passiert? Hast du dich mit einem Chinesen geprügelt?“ Tai sah sie etwas unsicher an und fühlte sich ertappt. „Ich war nicht wegen einer Studienfahrt in Hongkong. Meine Reise hatte einen anderen Grund.“ Er konnte problemlos erkennen, wie der glückliche Ausdruck aus ihren rehbraunen Augen wich und ihr Blick zutiefst zornig wurde. „Bitte sei nicht wütend. Ich habe mich mit jemandem getroffen.“ „Mit wem?“ unterbrach sie ihn harsch. „Nach langem hin und her habe ich über die Firma deines Vaters herausgefunden, dass er vom 12. Oktober bis 14. Oktober geschäftlich in Hongkong sein würde. Ich wollte es richtig machen. Ich wollte zuvor den Vater meiner zukünftigen Braut um die Hand seiner Tochter bitten....“ Langsam löste sich die Menschenmenge um die beiden herum auf. Ihre Freunde hatten sehr wohl mitbekommen, dass Tai und Mimi offensichtlich noch etwas anderes zu klären hatten und warteten geduldig auf der anderen Seite der Plattform. „Du hast dich mit meinem Vater getroffen und um meine Hand angehalten?“ ihr Tonfall war eine Mischung aus Wut und Entsetzen. Eigentlich war es ein gutes Gespräch zwischen Tai und Sōsuke. Es schien, als würde er sich darüber freuen, dass Taichi so ernste Absichten hegte und ihn um Erlaubnis bat. Sōsuke willigte problemlos in diese Ehe ein und vertraute seine Tochter gerne ihrem langjährigen Freund an. Das Einzige, was letztlich zu einem Disput führte war wohl, dass Taichi sich etwas im Ton vergriff und ihm Vorwürfe machte, dass er während der Schwangerschaft seiner Tochter nicht für sie da war. Sein vorlautes Mundwerk schoss natürlich über das Ziel hinaus, was Sōsuke wiederum überhaupt nicht lustig fand und seinem zukünftigen Schwiegersohn kurzerhand eine deftige Ohrfeige verpasste. Im Nachhinein konnte Taichi die Reaktion ihres Vaters verstehen. Zum einen hatten sie ihm offiziell niemals mitgeteilt, dass Mimi schwanger war und zweitens hätte sich Tai nicht erlauben dürfen, über die Beziehung zwischen Vater und Tochter zu urteilen. „Ja, ich wollte dir nichts davon sagen, weil ich nicht wusste, wie dein Vater reagieren wird.“ „Seine Reaktion auf deine Frage war, dir eine runter zu hauen?“ zischte Mimi beinahe schreiend. „Also...ich sage so was ja sehr selten, aber die habe ich wohl auch verdient. Das Gespräch mit deinem Vater war sehr gut und wahrscheinlich längst überfällig. Ich habe mich ganz schön im Ton vergriffen und mir dementsprechend eine gefangen. Aber er hat sich sehr für dich gefreut. Er hat mir seine Tochter anvertraut und uns seinen Segen gegeben. Ich glaube, du musst ihm nur ein Zeichen geben und er wäre sofort hier.“ Sie presste ihr Gesicht gegen seine Brust und fing heftig an zu weinen. Besorgt legte Tai seine Arme um seine Verlobte und drückte ihren bebenden Körper fest an sich. Nach einer ganzen Weile hatte sie sich wieder beruhigt und sah schluchzend zu ihm rauf. „Aber wir heiraten nicht, wenn ich wie eine trächtige Walkuh herumlaufe.“ Sie war einfach unglaublich. Alles worüber sie sich jetzt Sorgen machte war, dass sie nicht schwanger heiraten wollte? Er musste lachen und nickte zustimmend. „Ist mir doch völlig gleich. Hauptsache du heiratest mich. Egal wie und egal wo.“ „Ja ich werde dich heiraten. Ich liebe dich.“ sie streckte ihre Hand vor sich aus und betrachtete den wunderschönen Ring, der nun ihren linken Ringfinger zierte. Tai schob beide Hände unter ihren Pullover und legte sie auf ihren Bauch. „Mimi, erst jetzt habe ich wirklich alles was ich jemals gewollt habe. Egal was passiert, ich werde hier sein. Und ich würde dir überall hin folgen, in der tiefsten Dunkelheit, durch die Stadt bis ans Meer.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)