The Curse of Pure Blood von Silver22 ================================================================================ Kapitel 2: How to win a man's heart ----------------------------------- Die Einteilungszeremonie hat bereits begonnen und ich starre gelangweilt auf die kleinen Erstklässler, die einer nach dem anderen den Sprechenden Hut aufsetzen. Gerade wird Ebony St.-irgendwas eine neue Hufflepuff und ich verdrehe stumm die Augen. Als ob es noch mehr von diesen jämmerlichen Waschlappen geben müsste. Salazar, das hier sollte besser gleich vorbei sein, sonst würde ich noch anfangen, meinen Teller zu essen. Vorsichtig beäuge ich das goldene Ding. Sieht doch eigentlich ganz lecker aus. Wie eine riesige Oblate. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen und ich verpasse mir innerlich einen Fußtritt. Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, Lestrange. Ein Teller? Fassungslos schüttele ich den Kopf und zwinge mich der Auswahl zu folgen, bei der soeben eine Minerva McGonagall aufgerufen wird. Wieso kommt sie mir so bekannt vor mit ihren schulterlangen schwarzen Haaren? Achja, das ist diese Mistkröte aus dem Zug. Unbewusst richte ich mich etwas auf und verfolge gespannt, wie sie den alten Hut aufsetzt. Bestimmt würde sie nach Gryffindor kommen. Die Tapferkeit und der Stolz tropft ihr ja aus allen Poren. Angewidert erinnere ich mich an ihr kämpferisch gerecktes Kinn, nachdem ich sie umgestoßen hatte. Minute um Minute vergeht und der Hut macht keinen Mucks. Vielleicht ist sie ja eine Squib und es handelt sich um einen Irrtum. Bei diesem Gedanken muss ich leise kichern und Ella, die neben mir am Slytherin-Tisch sitzt, sieht mich neugierig an. Kurz überlege ich, ob ich ihr von meiner Vermutung erzählen soll, als ein lauter Ruf mich zusammen zucken lässt: „GRYFFINDOR!“ McGonagall zieht sich strahlend den Hut vom Kopf und eilt auf den rot-gold geschmückten Tisch zu, an dem jetzt laut geklatscht wird. Na wenn das mal nicht vorhersehbar gewesen ist. Dass der Hut dafür länger als fünf Minuten gebraucht hat, ist mir ein absolutes Rätsel. Mich hatte er damals kaum berührt und schon seine Wahl getroffen. Lächelnd denke ich an diesen Tag zurück und schaue am Slytherin-Tisch entlang. Ein paar Plätze weiter sitzen Orion und Mortimer Nott und diskutieren etwas zu laut über die besten Quidditch-Taktiken. Damien hat sich mir gegenüber gesetzt und spielt gelangweilt mit seiner Gabel, während Abraxas, der neben ihm sitzt, unaufhörlich in mein Gesicht starrt. „Ist was?“ blaffe ich ihn an und pfeife auf damenhaftes Benehmen. Er beginnt leicht zu lächeln, schüttelt amüsiert den Kopf und wendet sich schließlich Professor Dippet zu, der seine alljährliche, einschläfernde Rede begonnen hat. Mit den etwas längeren weißblonden Haaren und den hellblauen Augen, ist Abraxas wohl der am ungewöhnlichsten aussehende Schüler hier am Tisch. Manchmal erinnert er mich an einen Elben und die Vorstellung, wie er in einem langen Gewand durch den Wald schwebt, bringt mich beinahe zum Lachen. Wieder wirft Druella mir einen verwirrten Blick zu, doch ich winke lächelnd ab und stelle fest, dass Dippet sich endlich hinsetzt. Sofort füllen sich die Platten vor uns mit den köstlichsten Speisen und während ich genüsslich auf einem Stück Fasan herumkaue, schließe ich zufrieden die Augen. Gesättigt und hundemüde lasse ich mich auf mein Himmelbett fallen und verschränke die Finger hinter meinem Kopf. Druella legt sich neben mich und erzählt von ihrer Verlobungsfeier, die aus einem mir nicht ersichtlichen Grund kein Großereignis der Gesellschaft gewesen war, sondern im familiären Rahmen stattgefunden hatte. „Ich wäre gern dabei gewesen.“ seufze ich, als sie mir von den abgrundtief hässlichen Kleidern ihrer beiden Cousinen berichtet. Ella nickt bekümmert und sagt: „Und ich hätte dich gern dabei gehabt. Ich konnte mich dort mit niemandem richtig unterhalten.“ Ich greife nach ihrer zarten Hand und drücke sie verständnisvoll. „Jetzt sind wir ja hier und können uns so oft unterhalten wie du willst.“ muntere ich sie auf und sie erwidert den Druck meiner Finger dankbar. „Orion sieht wirklich gut aus, nicht wahr?“ fragt sie mit einem süffisanten Lächeln und ich grinse schamlos zurück. Plötzlich ist meine Müdigkeit verflogen und ich setze mich schwungvoll auf. Druella weiß, dass ich schon eine halbe Ewigkeit in Orion verknallt bin und hat mit ihrer Frage absichtlich mein Lieblingsthema aufgegriffen. Sofort denke ich an Orions imposante Statur, seine breiten Schultern, das scharf geschnittene Gesicht und die gerade, aristokratische Nase und seufze genießerisch. „Du hast ja keine Ahnung, was dieser Kerl mit mir anstellt, Ella.“ erkläre ich mit entrücktem Blick und meine Freundin kichert leise. „Meinst du denn, du hast eine Chance bei ihm?“ will sie neugierig wissen und richtet sich ebenfalls auf, um sich im Schneidersitz vor mir zu positionieren. Ich fahre mir selbstsicher durch meine Lockenpracht und mache einen Schmollmund. „Natürlich habe ich die oder denkst du etwa, er könnte mich nicht hübsch genug finden?“ Bei meiner vorwurfsvollen Miene zuckt Druella ein wenig zusammen und beeilt sich, mir zu versichern, dass sie das natürlich überhaupt nicht so gemeint habe. „Ich denke ja nur, dass du vorsichtig sein solltest, Luce. Er ist berüchtigt dafür, dass er die Mädchen verführt und dann fallen lässt wie eine heiße Kartoffel.“ gibt sie ernst zu bedenken und runzelt die Stirn. Genervt rolle ich mit den Augen und mache eine wegwerfende Handbewegung. „Pah, das waren alles dumme Gänse. Bei mir wird das anders sein.“ Geheimnisvoll zwinkere ich ihr zu und sie beugt sich mit einem begierigen Ausdruck in ihrem engelsgleichen Gesicht nach vorn. „Hast du denn einen Plan?“ fragt sie und ich nicke grinsend. Den ganzen Sommer über habe ich mir überlegt, wie ich Orion dazu bringen könnte, sich so richtig endgültig in mich zu verlieben. Dass er an mir interessiert ist, hat er mir bereits eindeutig zu verstehen gegeben. Wie könnte er mir denn auch lange widerstehen? Problematisch ist nur, dass ich bisher immer zu einem schüchternen Blümchen mutiert bin, wenn er mit mir gesprochen hat. Das muss jetzt wirklich aufhören. „Ich denke, der Trick besteht darin, eine Herausforderung für ihn zu sein. Sonst muss er doch nie einen Finger krumm machen und die Herzen fliegen ihm nur so zu, richtig?“ Ella nickt eifrig und ich fahre fort: „Wenn er jetzt merkt, dass ich nicht sofort auf ihn anspringe, wird er sich Mühe geben, um mich von sich zu überzeugen und dabei wird er nicht umhin kommen zu sehen, dass ich die perfekte Heiratskandidatin für ihn bin.“ Strahlend schaue ich Druella an und warte gespannt auf ihr Urteil, obwohl ich mich natürlich längst entschieden habe, die Sache durchzuziehen. „Weißt du was?“ beginnt sie nachdenklich und spielt mit einer ihrer Haarsträhnen. „Ich glaube, das könnte tatsächlich funktionieren.“ „Selbstverständlich wird es das.“ berichtige ich sie überheblich und sie sieht mich etwas pikiert an. Von uns beiden bin ich schon immer die Forschere gewesen und Ella hat sich damit abgefunden. Trotzdem ist sie nicht gerade begeistert davon, dass ich sie nicht so respektvoll behandle, wie sie es von anderen gewöhnt ist. Verständlich. Ich an ihrer Stelle hätte mir das niemals bieten lassen. „Komm! Ich flechte dir die Haare.“ sage ich versöhnlich und Ellas Miene wird wieder weich, während sie mir den Rücken zudreht und ich die sanften Wellen ihres Haares zu einem französischen Zopf flechte. Plötzlich geht die Tür zu unserem Schlafsaal auf und ich höre die mürrische Stimme von Ava Greengrass, der Vertrauensschülerin. „Wir sollen sofort alle in den Gemeinschaftsraum kommen.“ schnarrt sie uns wichtigtuerisch zu und rauscht wieder ab. Ella und ich sehen uns verwirrt an und zucken mit den Schultern. Was könnte denn um die Zeit noch so wichtig sein, dass eine Versammlung nötig ist? Eilig springe ich vom Bett und rufe aufgeregt: „Ich muss noch kurz ins Bad.“ „Wieso das denn jetzt?“ meckert Ella und lehnt sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen, der unseren Schlafsaal vom Waschraum trennt. „Orion wird dort unten sein, du Nuss. Ich will so gut aussehen wie möglich.“ erkläre ich ungeduldig und werfe ihr einen verständnislosen Blick zu. „Ist gut.“ stöhnt Ella und verdreht die Augen. „Ich geh dann schon mal vor. Beeil dich.“ rät sie mir und ich wende mich meinem Spiegelbild zu. Zufrieden mustere ich mein ebenmäßiges, herzförmiges Gesicht und betupfe meine Lider mit ein wenig dunklem Puder. So kommen meine hellgrünen Augen besser zur Geltung. Mit einem letzten bewundernden Blick auf mich selbst, mache ich mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, in dem schon alle Schüler der sechsten Klasse versammelt sind. Unser Hauslehrer, Professor Slughorn, bedeutet mir schneller näher zu kommen und sagt: „Ein bisschen Beeilung Miss Lestrange. Sie sind die Letzte.“ Ich schenke ihm ein entwaffnendes Lächeln, das ihn zumindest ein wenig zu besänftigen scheint und will mich zu Druella setzen. Nur leider ist neben ihr nichts mehr frei und sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. Was soll’s, dann eben woanders. Suchend schaue ich mich um und steuere kurzentschlossen auf den leeren Platz neben Abraxas zu, als mich auf einmal zwei Hände packen und mich auf einen Schoß ziehen. Mir entfährt ein erschrockenes Quieken und ich drehe mich empört zu dem unverschämten Typen um, denn ein Typ ist es ganz ohne Frage. Wer würde mich sonst auf seinen Schoß zerren? Richtig, niemand. Doch wen ich da sehe, überrascht mich dann doch. Seine silber-grauen Augen funkeln belustigt und sein Lächeln ist gelinde gesagt verrucht. Sofort will ich mich von ihm losmachen und aufstehen, aber Sughorn unterbricht mein Vorhaben, indem er schnauft: „Gut, jetzt wo alle ein Plätzchen gefunden haben, kann ich ja endlich reden.“ Seinen beleidigten Seitenblick ignoriere ich geflissentlich und setze eine hochmütige Miene auf. So hochmütig wie man eben noch aussehen kann, wenn man wie ein Kind auf dem Schoß von jemandem sitzt. Verdammt, das hat ja nicht sonderlich gut funktioniert mit dem ‚Abstand halten‘ und ‚eine Herausforderung sein‘. Ich spüre Orions warmen Atem im Nacken und seine Hände, die an meiner Hüfte liegen. Die Luft in diesem Raum wird immer dünner und ich habe das dumme Gefühl, dass mein Kopf so rot ist wie eine Tomate. „Da Sie alle so rasch aus der Großen Halle verschwunden sind –“ beginnt Slughorn in tadelndem Tonfall und mit bebendem Schnurrbart „– konnte ich Ihnen Ihre Stundenpläne nicht geben und die werden Sie doch wohl brauchen. Also hier, Rosier, teilen Sie die bitte aus. Die Namen stehen im Kopf. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe.“ Unser dicker Professor reicht Damien die Stundenpläne, schüttelt ein letztes Mal den Kopf über unsere Ignoranz und watschelt aus dem Gemeinschaftraum. Ohne ein Wort reiße ich Damien meinen Plan aus der Hand und will mich aufrichten, doch Orions Griff verstärkt sich und hält mich, wo ich bin. Er ist mir viel zu nah und ich kann schon jetzt nicht mehr klar denken. Sein maskuliner Sandelholz-Duft vernebelt mir anscheinend das Hirn und die Stellen meines Körpers, an denen seine Hände liegen, drohen zu verbrennen. Abraxas grinst mich dreckig an und scheint ganz genau zu wissen, was gerade in meinem Kopf vorgeht, während ich mich schnell hinter meinem Stundenplan verstecke und so tue, als würde ich ihn angestrengt studieren. Im Grunde ist mir völlig egal, was ich wann für Fächer habe. Von mir wird schließlich nicht erwartet, gute Noten zu schreiben, sondern einen respektablen, reinblütigen Ehemann zu finden und mit ihm ein paar Kinder zu zeugen. Womit wir wieder bei Orion wären. Am liebsten würde ich gerade im Erdboden versinken und niemals wieder hervorkommen, denn diese Situation bringt mich wirklich an den Rand meiner Selbstbeherrschung. Mittlerweile haben meine Hände stark angefangen zu zittern und ich schwitze! Und damit das klar ist: Ich schwitze nie! Niemals! Und zittern tue ich normalerweise auch nicht, aber ich kann jetzt seine Erektion an meinem Hintern spüren und das bringt mich doch sehr aus der Fassung. Angestrengt versuche ich mich nicht zu bewegen, damit ich ihn nicht versehentlich noch mehr errege. Versteht mich nicht falsch, ich mag es begehrt zu werden. Aus der Ferne. Oder natürlich auch von Nahem, sobald ich mit dem Mann verheiratet bin. Aber so? Nein, das ist völlig inakzeptabel. Als Orion dann auch noch mein Haar beiseite schiebt und unauffällig beginnt, kleine zärtliche Küsse auf meinem Nacken zu verteilen, die mir eine viel zu angenehme Gänsehaut verursachen, reicht es mir endgültig. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und klatsche meine Handfläche gegen seine Wange. „Was bildest du dir eigentlich ein, Orion Black?!“ zische ich wütend in sein erstarrtes Gesicht, auf dem sich langsam der rote Abdruck meiner Hand abzeichnet. Unter den teils verwunderten, teils hämischen Blicken der anderen Slytherins, rausche ich die Treppe zum Mädchenschlafsaal hoch und lasse einen völlig entgeisterten Orion zurück, der wahrscheinlich gerade die erste Abfuhr seines Lebens kassiert hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)