Biting von _Delacroix_ ================================================================================ Mirror ------ Er lag direkt vor ihm, ein verführerisches Lächeln auf den Lippen, die langen, lilafarbenen Haare wie ein Tuch auf dem Boden ausgebreitet. Hätte er die Hand ausgestreckt, er hätte sie berühren können, hätte es da nicht ein winziges Problem gegeben: Das Glas des Spiegels zwischen ihnen. Lange Finger fuhren durch sein Haar und brachten ihn und sein Spiegel-Ich zum schnurren. „Gefällt dir meine Sicht der Dinge?“ Für einen endlosen Moment hing die Frage im Raum, fast als wäre sie ein teurer Wein, der auf der Zunge blieb, lange noch, nachdem er getrunken worden war. Sinbad lehnte sich den Fingern entgegen und sein Doppelgänger im Spiegel machte es ihm nach. „Was denkst du?“, fragte er, aber eigentlich war die Antwort offensichtlich. Er würde sich nicht nackt vor einem Spiegel rekeln, würde es ihm nicht gefallen. Und sein Doppelgänger logischerweise auch nicht. Gerade jetzt flog dessen Aufmerksamkeit zwischen ihm und Kouen hin und her, unschlüssig, ob er ihn zu sich vor den Spiegel ziehen sollte oder besser nicht. Sinbad war sich auch nicht sicher. Er mochte den General und er sah ihn gerne, besonders nackt, aber wollte er den Anblick im Spiegel wirklich teilen? Kouen würde sich nicht beschweren, selbst wenn er sich jetzt mit sich selbst vergnügte. Vielleicht hoffte er sogar ein wenig darauf. Immerhin hatte er den überdimensionalen Spiegel als besondere Überraschung angeschleppt. Er musste zumindest ahnen, dass er ihn damit zu solchen Sachen animierte. Mit einem genüsslichen Schnurren strich er sich mit einem Finger über die Brust hinab bis zu seinem Bauch und verfolgte die Reaktion seiner Zuschauer. Spiegel-Sinbad tat es ihm mit einem hungrigem Ausdruck in den Augen gleich und Kouen? Kouen hielt mitten in der Bewegung inne, noch immer eine lilafarbene Strähne zwischen seinen Fingern haltend. Er starrte. Sinbad versuchte in seinem Gesicht zu lesen, doch wie immer war das recht schwierig. Sein Gegenüber neigte halt nicht zu großem Mienenspiel. Vielleicht sollte er ja doch? Langsam streckte er den Arm nach ihm aus und strich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken bis Kouen endlich auch das letzte lilafarbene Haar fallen ließ. War Sinbad sich eben noch nicht sicher gewesen, ob er den Platz vor dem Spiegel wirklich teilen wollte, inzwischen brannte er förmlich darauf. Ja, Spiegel-Sin war schön und es erregte ihn ihm zuzusehen, aber er konnte ihn nicht anfassen und alleine wurde auch die schönste Aussicht schnell langweilig. Vor allem wenn man der Einzige war, der darin investierte. In einer fließenden Bewegung strich er sich die Haare aus dem Nacken, krampfhaft bemüht die geschwollene Haut darunter nicht zu berühren. Sein Blick lag nach wie vor auf Kouen. „Weißt du“, „hauchte er ihm entgegen, „Eigentlich würde ich mich gerne kommen sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)