Schicksalswege von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 20: Bitte lebe ---------------------- „Lieber Gott, ich bete um das Leben von André... Ich...“ Oscar stockte mitten in ihren Gedanken. André wurde gerade von Doktor Lasonne untersucht und das besorgniserregende Schniefen von Sophie ließ sie nicht lange in ihrem stummen Gebet verweilen. Auch der hartgesottene Blick von Alain, der zwischen ihr und André wechselte, bescherte ihr ein unbehagliches Gefühl. Nur die zwei Kameraden zeigten keine Regung in ihren steifen Mienen. „Hat er im Fieberwahn schon gesprochen?“, hörte sie den Arzt fragen und schenkte ihm ihre Aufmerksamkeit. „Nicht dass ich wüsste...“, meinte Oscar, noch immer nicht ganz aus ihrem Gebet in die Wirklichkeit zurückgekehrt. „Wieso fragt Ihr?“ „Nun...“, erklärte Doktor Lasonne, als er mit seiner Untersuchung fertig wurde und seine Utensilien einpackte: „Im Fieberwahn redet man über Sachen, die einem sehr wichtig sind. Wenn man diese Sachen beschafft, dann könnte es dem Kranken auf dem Weg der Besserung helfen – und vielleicht sogar seinen Lebenswillen bestärken.“ „Also, André hat schon heute Nacht im Fieber gesprochen...“, setzte einer der Söldner an, mit einem flüchtigen Blick auf Oscar. Doch er wurde sogleich von Alain am Weiterreden gehindert: „Wir haben aber nicht verstanden, was er gesprochen hat!“ „Alain...“ Der Söldner sah verständnislos zu ihm und Alain schnitt ihm erneut das Wort ab: „André hat etwas Unverständliches von sich gegeben, Léon. Ich muss es ja wissen, denn ich habe näher an seinem Bett gestanden, als ihr!“ „Du hast schon recht.“ Jérôme stupste seinen Bruder unauffällig in die Seite und gab ihm damit zu verstehen, dass Alain schon seine Gründe haben würde, dass er log. „Wir müssen in die Kaserne zurück.“ Mit einem letzten Blick auf André verabschiedete er sich von allen und verließ das Zimmer. „Die Pflicht ruft.“ Alain setzte seine Mütze auf, bedachte Oscar mit einem distanzierten Nicken und folgte Jérôme. „Er hat nach Euch gerufen...“, murmelte Léon beim Vorbeigehen an Oscar - so leise, dass sie Mühe hatte, ihn zu verstehen. Rosalie geleitete die drei hinaus und Oscar starrte die zugegangene Tür perplex an. André hatte also im Fieberwahn von ihr gesprochen! Warum hatte dann aber Alain gelogen? Was wollte er damit bewirken? Wie dem auch sei... Wenn ihre Anwesenheit André helfen würde, wieder auf die Beine zu kommen, dann würde sie ihm seinen Wunsch erfüllen – auch wenn das bedeutete, dass sie ihre Pflichten im Garderegiment vernachlässigen musste. André musste Leben! Er durfte nicht sterben! Er durfte sie nicht alleine Lassen - das war im Moment das wichtigste für sie... Drei weitere Tage verstrichen, ohne dass André erwachte. Zumindest nicht vor ihren Augen, beziehungsweise bei ihrer Anwesenheit. Der Familienarzt der de Jarjayes kam zwei Mal am Tag und kümmerte sich um den Kranken. Wenigstens sank das Fieber und André drohte daher keine Lebensgefahr mehr. Oscar hatte von Anfang an veranlasst, dass er in einem hellen Gästezimmer untergebracht wurde. Und jeden Tag beeilte sie sich, um schon nachmittags zu Hause sein zu können. Aber nicht heute: Es schneite und sie schickte einen Boten nach Versailles, dass sie erkältet sei und ihr Untergebener Graf de Girodel die Befehlsgewalt übernehmen sollte. Zwar stimmte das nicht, aber sie wollte mehr Zeit bei ihrem Freund wachen. Ihre militärischen Pflichten könnten ein einziges Mal warten. Wenn etwas vorfallen sollte, würde Girodel ihr schon einen Boten schicken. Es war ein Vorteil, Kommandant der königlichen Garde zu sein, und diesen Vorzug nutzte sie diesmal. Oscar blickte aus dem Fenster. Draußen fielen dicke und weiche Schneeflocken wie weiße Federn langsam auf den milchweißen Erdboden. Die allgegenwärtige Umgebung, die schwarzen Bäume, die Dächer der Häuser und die ganze Landschaft verwandelten sie in eine märchenhafte Gestalt. Oscar konnte sich daran aber nicht erfreuen. Sie kehrte dem Fenster den Rücken und sah sich im Gästezimmer um. Doktor Lasonne verstaute gerade wieder seine Utensilien in seinem breiten Arztkoffer. „Ich werde heute Abend noch einmal vorbeikommen“, versprach er. Sophie geleitete ihn hinaus. „Aber wenn das Wetter nicht besser wird, müsst Ihr Euch nicht hier her bemühen. Meinem Enkel geht es doch schon wesentlich besser, habt Ihr selbst gesagt. Er braucht sich ausruhen...“ „Nun...“ Doktor Lasonne blieb noch einmal kurz an der Tür stehen. Er sah dabei zum Fenster und lächelte. „Ich werde heute Abend trotzdem vorbeikommen.“ Oscar verstand, doch sie blieb undurchschaubar und nickte ihm steif zu. „Ich danke Euch. Aber wenn heute Abend ein Schneesturm aufkommt, dann bleibt bitte zu Hause. Kommt lieber, wenn es sich gelegt hat und passt gut auf Euch auf.“ „Das werde ich mit Sicherheit machen, Lady Oscar.“ Doktor Lasonne verabschiedete sich von ihr mit einem Gruß und ging in Begleitung von Sophie aus dem Zimmer. Oscar kam langsam auf das Bett zu, während Rosalie noch die dagelassenen Phiolen Medizin auf der kleinen Kommode ordnete. „Ich hoffe sehr, dass er bald wieder aufwacht... und dass wir es bemerken...“, schniefte sie verhallend. „Das wird er...“, sagte Oscar überzeugt und sah die junge Frau neben sich von der Seite an. „Könntest du mir bitte einen Tee bereiten, Rosalie?“ „Aber natürlich, Lady Oscar.“ Rosalie knickste flüchtig und war dann gleich auch aus dem Zimmer fort. Als Oscar alleine war, nahm sie einen Stuhl und setzte sich an das Kopfende des Bettes. André lag reglos, als würde er nur schlafen. Sein Brustkorb hob und senkte sich kaum merklich. Bei seiner Betrachtung schnürte sich Oscars Kehle wieder zu und ihre Augen schimmerten glasig. Sie rang gekonnt ihre Tränen hinunter und gab ihnen keine Möglichkeit, auszubrechen. Tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf und alle galten ihrem Freund. Momente aus ihrer gemeinsamen Zeit geisterten vor ihrem inneren Auge und sie wünschte sich diese Zeit von ganzem Herzen zurück. Es drängte sich ihr die Erinnerung an diesen Sommer ins Bewusstsein, als sie mit ihm barfuß am See gefochten hatte. Oder dieser warme, aber missglückte Tag, als er ihren verletzten Fußknöchel behandelt hatte... Und der Sonnenaufgang auf einem der Türme von Notre Dame, als er ihr Paris zu Füßen gelegt hatte... Das waren die glücklichsten Momente in ihrem Leben... Ein Leben, das nur aus Pflichten bestand, die sie ihrer mannhaften Erziehung zu verdanken hatte... „Was soll ich ohne dich tun?“, fragte ihn Oscar gedanklich und unwillkürlich erinnerte sie sich an ihr bisheriges Leben ohne ihn. Es kam ihr unwirklich und absurd vor. Oscar hob vorsichtig ihre Hand und legte sie ihm hauchfein auf den Brustkorb. Unter ihren Fingern, spürte sie den Wollstoff der Decke und unter seinem Hemd den mit straffen Muskeln bespannten Brustkorb. Sein rhythmischer Herzschlag ließ sie lautlos aufatmen. „Du musst leben...“, hauchte sie und erneut musste sie einen Kloß herunter rügen. Ohne ihn kam ihr ihr Leben sinnlos und leer vor, wie eine Ödnis. „Lass mich nicht allein...“, bat sie. „Ich weiß doch gar nicht mehr, wie ich ohne dich weiter leben soll... Du hast mein Leben verändert und mir beigebracht, wie man frei und unbeschwert sein kann... Wenn ich dir nicht begegnet wäre, dann hätte ich nie erfahren, wie man richtig lebt... Dank dir fühle ich mich wie ein Mensch und nicht mehr nur wie eine Zierpuppe... Bei dir kann ich so sein, wie ich wirklich bin. Du stellst mich niemals in Frage... Du bist meine Freude, mein Leben...“ Oscar zog hastig ihre Hand zurück, stellte ihre Ellenbogen auf die Bettkante und vergrub den Kopf in ihren Händen. Was redete sie denn da?! So, als würde André schon tot sein! Sie erkannte sich selbst kaum! Und dennoch musste sie sich eingestehen, dass André ihr sehr wichtig war! Draußen, außerhalb des Zimmers, entstand ein kleiner Tumult. Oscar hob schlagartig den Kopf, schob ihre Empfindungen beiseite und sah alarmiert zur Tür. Sie hörte die verärgerte Stimme von Sophie und die Stimme eines Mannes. Es schien, als würde Sophie den Mann fortjagen wollen. Also war es ein unerwünschter Besucher. Oscar glaubte die tiefe Stimme zu kennen und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie musste einfach erfahren, was da los war! Sie straffte ihre Schultern und verließ Andrés Krankenzimmer. Im langen Gang hörte sie die zwei Stimmen deutlicher und in der Empfangshalle bestätigte sich ihre Vorahnung. „...was ist schon dabei, wenn ich meinen Freund besuchen will?!“, brummte Alain unnachgiebig und krauste die Stirn. „Was dabei ist?!“, schimpfte Sophie aufbrausend: „Du bist eine schlechte Gesellschaft für meinen Enkel! Ich habe das immer schon gewusst, dass du ihm nichts weiter als Schwierigkeiten bringst!“ Das saß bei Alain. Das ließ er sich nicht gefallen! Sein gekränkter Stolz schrie danach, es diesem Feuerdrachen heimzuzahlen! „Und Ihr?! Tut nicht so, als würde Euch André wichtig sein! Ich weiß genau, dass Euch Euer Schützling von jeher stets wichtiger war, als er! Er war Euch gleichgültig! Jedes Mal, wenn Ihr bei ihm und seinen Eltern zu Besuch wart, ging es nur um Lady Oscar! André habt Ihr ignoriert! Außer Euren Schimpftiraden und Eurem Tadel habt Ihr nie etwas für ihn übrig! Kein Wunder, dass er vor Euch immer wegrannte!“ „HINAUS!!!“ Sophie brüllte! Ihr rundes Gesicht lief purpur an und sie schüttelte drohend ihre kleine Fäuste, als würde sie den wesentlich größeren und bärenstarken Mann vor sich damit einschüchtern wollen. „Genug!“ In dem Moment schritt Oscar ein. „Aufhören, alle beide!“, beschied sie in herrischem Ton und stellte sich an die Seite von Sophie. Sie sah zwischen den beiden Kontrahenten hin und her. „Ich dulde hier keine Streitigkeiten! Nicht wegen mir! Und erst recht nicht unter solchen Umständen!“ Oscar bemerkte nicht, dass sie selbst immer aufgebrachter wurde. „Alain, achte auf deine Worte, sonst werde ich dich fordern müssen! Degen oder Pistole, ist mir gleich!“ Selbst die Förmlichkeiten entfielen ihr, ohne dass sie das überhaupt zur Kenntnis nahm. An ihr einstiges Kindermädchen gewandt, fuhr sie fort: „Und Sophie: Wenn Alain seinen Freund besuchen möchte, dann ist ihm das jederzeit gestattet!“ „Aber, Lady Oscar...“, setzte Sophie zu einem Protest an. Doch sie verstummte sofort wieder, als sie den gereizten Blick ihres Schützlings direkt auf sich spürte. Zur Bestätigung funkelten Oscars Augen bitterböse und sie glaubte darin ein nahendes Gewitter zu sehen. In diesem Zustand war es nicht ratsam, mit ihrem Schützling zu diskutieren. Es würde ohnehin nichts bringen... Alain starrte ganz baff zu Oscar. Sie verblüffte ihn erneut – ähnlich wie vor wenigen Tagen, als sie den betrügerischen Arzt aus Andrés Wohnung geworfen hatte und sich entschloss, für die Genesung ihres Freundes selbst aufzukommen und alles dafür zu tun, sein Leben zu retten. Das hatte nicht nur ihn, Alain, sondern auch die Brüder Jérôme und Léon beeindruckt. Die beiden sprachen noch heute in der Kaserne über ihren Auftritt und hofften, dass sie André würde helfen können. Während Alain in Gedanken darüber nachdachte, unterzog er nebenbei die Gestalt Oscars einer Musterung: Er sah sie zum ersten Mal nur in Hemd, Weste und Hose. Der eckige Ausschnitt ihres Hemdes endete gerade so am Brustknochen und verriet praktisch nichts. Sie schien zierlicher zu sein, als es die kompakte Uniform stets vermittelte. Langsam verstand er André immer mehr. Diese Frau war ein Geheimnis für sich und verübte daher, selbst auf ihn, einen gewissen Reiz. Aber sich in sie rettungslos zu verlieben, würde Alain nie einfallen. Dafür war sie einfach zu herrisch und zu stolz. Er räusperte sich in die Faust, um seine Fassung wieder zu finden. „Ich kämpfe grundsätzlich nicht gegen Frauen“, erwiderte er rau. Es war ein genugtuender Triumph über die alte Großmutter von André, weil sie ihn nun nicht mehr raus werfen konnte. „Deine Entscheidung. Aber ich kann genauso gut kämpfen, wie ein Mann.“ Oscar verzog eine schiefe Grimasse. Sie hatte noch eine Rechnung mit diesem Mann offen und würde sich deshalb durchsetzen wissen. Nur nicht jetzt... „Das ändert aber trotzdem nichts an der Tatsache, dass Ihr eine Frau seid, Kommandant.“ Alain grinste hinterlistig. Diese Frau war unnachgiebig, aber auch er besaß seinen Stolz und würde vor ihr in keinster Weise beigeben, egal wie hoch ihr Rang war. „Und ich bin heute eigentlich nur gekommen, um meinen Freund zu besuchen.“ Der zweite Satz ermutigte Oscar in ihrer Hoffnung, dass er es irgendwann doch noch tun würde. „Wie du willst“, sagte sie ausdruckslos und ging ihm vor. „Folge mir.“ „Hmpf!“, machte Alain und holte sie mit einigen großen Schritten ein. Er lief ihr nicht nach, wie es üblicherweise angemessen gewesen wäre, sondern stolzierte in voller Größe neben ihr. Oscar schielte achtsam in seine Richtung, sagte aber nichts. Ihr einstiges Kindermädchen dagegen schon. „Unverschämter Lümmel! Kein Funke Anstand!“, brummte sie unter ihrer Nase und folgte den beiden auf Schritt und Tritt. Sie würde Alain keinen Augenblick mit Lady Oscar alleine lassen! Sie erreichten zu dritt das Gästezimmer und Sophie öffnete die Tür. Wenigstens hier bewies Alain Anstand und ließ Oscar den Vortritt. Allerdings mit einem diabolischen Grinsen und ganz bestimmt mit irgendwelchen Hintergedanken, die nur er wusste. „Sophie.“ Oscar blieb bei Andrés Großmutter plötzlich stehen. „Würdest du bitte unseren Gast einen Tee machen.“ „Wie bitte?!“ Das war für Sophie zu viel der Güte. Sie hielt es nicht mehr aus. „Aber Lady Oscar!“, protestierte sie heftig. „Ihr wollt doch nicht etwa diesen Unhold auch noch beköstigen?!“ Oscar spürte förmlich Sophies Abneigung gegen Alain und verstand das nicht. Nun gut, der Mann hatte etwas Derbes und Unverhohlenes an sich, aber das hieß noch lange nicht, dass er deswegen ein schlechter Mensch war. Zumal André ihr schon oft über ihn erzählt hatte und was sie gemeinsam alles durchgestanden hatten. Das war eben eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die von klein auf zusammen wuchs. Das hätte sich Oscar selbst sehnlichst gewünscht. Wie sollte sie daher Alain den Zutritt zu André verwehren?! Sie wandte sich an Sophie. „Wenn du nicht willst, dann mache ich es selbst.“ Sie lächelte die verdutzte Haushälterin an und ging einfach in Richtung Küche. „Aber, Lady Oscar!“, rief ihr Sophie empört nach, schürzte ihre Röcke und holte sie ein. „Wartet doch! Das könnt Ihr nicht tun!“ „Aber natürlich kann ich das.“ Oscar blieb weder stehen, noch hörte sie auf die alte Frau. Alain sah kopfschüttelnd den beiden Frauen nach und marschierte dann breitbeinig in das Gästezimmer, als wäre es sein eigenes. Sofort schlug ihm eine wohltuende Wärme entgegen. Im Kamin gegenüber des Bettes prasselte ein Feuer, wie er es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Alain warf seinen dicken Filzmantel und die Uniformjacke auf den Stuhl, auf dem Oscar vorhin noch gesessen hatte und fühlte sich behaglich. Seine durchgefrorenen Finger tauten auf und auch seine steifen Glieder entspannten sich. Er lehnte sich zurück und machte es sich bequem, verschränkte seine Arme hinter den Kopf und überkreuzte die Beine. Sein Blick ruhte auf seinem Freund, der noch immer schlief. „Tja, Kumpel, nun bin ich wieder hier...“, hielt er in Gedanken eine stumme Rede: „Ich muss sagen, dein eiskalter Kommandant scheint zu schmelzen... So gesehen, wirken ihre Körperformen gar nicht übel, ohne Uniform... Aber sie ist bestimmt genauso flach, wie sie aussieht... Und ich muss zugeben, sie mag dich...“ Alain lachte und setzte sich auf. „Hey, André!“ Er beugte seinen Oberkörper etwas vor und legte seinem Freund eine Hand auf den Oberarm. „Ich hörte, du bist über alle Berge! Also wach bald auf, sonst darfst du nicht mehr in die Kaserne zurückkehren. Ich will ehrlich sein: Unser Oberst hat mich hierher geschickt, um dir das mitzuteilen. Er gab die Anordnung, dass, wenn du nicht bis zum morgigen Tag zurückkommst, dann bist du deines Dienstes als Söldner suspendiert...“ - - - „Ich verstehe Euch nicht, Lady Oscar!“, zeterte Sophie immer wieder, als ihr Schützling in der Küche sein Vorhaben in die Tat umgesetzt hatte und Rosalie nun auch für den Gast Tee zubereitete. „Wie könnt Ihr diesen Mann als Gast behandeln! Er bringt nichts Gutes mit sich!“ „Alain ist eigentlich ein sehr netter Mensch...“, äußerte Rosalie beiläufig und belud derweilen ein Tablett mit Geschirr und Besteck. „Er hat mir, zusammen mit André, so viel geholfen, als ich noch in Paris lebte...“ Sophie gab kein Deut auf das Gesagte und winkte nur verärgert ab. „Das täuscht, Kindchen. Ich kenne Alain länger als du und weiß, wovon ich rede! Er hat meinen Enkel in schlimmste Sachen hineingezogen! Diese ständigen und sinnlosen Schlägereien...“ Oscar holte eine Erinnerung aus längst vergessenen Tagen ihrer Jugend ein. Sie schmunzelte und kam auf die alte Frau zu. „Ach, Sophie...“ Beruhigend legte sie ihr die Hände auf die rundlichen Schultern. „Damals waren sie doch noch Kinder und kleine Rangeleien sind in diesem Alter normal...“ Das hatte ihr André einstmals erklärt, aber das behielt sie für sich. Sonst würde sich Sophie noch mehr aufregen. „Keine Sorge, ich kümmere mich schon darum, dass Alain keinen Ärger in unserem Hause macht.“ „Lady Oscar, der Tee ist fertig“, teilte Rosalie ihr aus dem Hintergrund mit und Oscar schenkte Sophie ein Lächeln. „Es wird schon alles gut gehen. Komm, wir sollten Alain lieber nicht länger mit André alleine lassen. Oder was meinst du?“ „Ihr habt Recht, Lady Oscar...“ Sophie schien sich etwas beruhigt zu haben. „Aber ich würde gerne hier bleiben und das Mittagessen zubereiten, anstatt...“ „Schon gut, Sophie, ich habe dich verstanden.“ Oscar ließ sie nicht zu Ende aussprechen. Sie wollte nicht, dass Sophie sich erneut aufregte und noch mehr mit Alain aneinander womöglich geriet. „Rosalie, komm“, sagte sie zu der jungen Frau am Tisch und verließ mit ihr dann die Küche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)