Wicked Games von VelvetBlossom ================================================================================ Kapitel 3: Das Kapitol ---------------------- Die Türen gehen auf und ich blinzle gegen das grelle Licht der Sonne, reflektiert von unzähligen Hausdächern und noch mehr Kameralinsen, die auf Kiba und mich, unsere Mentoren und unsere Betreuerin gerichtet sind. Mein Nervenzusammenbruch hatte an dem Abend nicht schnell geendet, aber irgendwann war ich eingeschlafen, auch wenn meine Augen gebrannt hatten als hätte man mir Sand hinein geworfen. Ich spüre eine warme Hand an meinem Rücken und weiß, dass es nicht Kiba ist, der mich durch die Menge lotsen will, sondern mein Mentor. Es vergeht zu viel Zeit, in der ich von dem Vorbereitungsteam auseinandergeklaubt werde, sie mir die Haare anständig schneiden, wenn auch nicht kürzen, und sie mich schrubben wie nichts Gutes. Als Tochter von Händlern und als Nicht-Saum-Kind habe ich wohl das Glück, dass ich mir Beine, Achseln und Augenbrauen selber in Form halte. Auf das Waxing des Intimbereichs war ich allerdings nicht vorbereitet und jaule vor Schmerz entsetzt auf. Der Rest des Tages vergeht schneller als mir lieb ist. Jeder Tag ist wichtig, ich kann die, die mir vermutlich bleiben an zwei Händen abzählen. Als wir im Trainingscenter ankommen schauen wir uns die Parade an. Ich falle auf und das ist nicht nur meiner Haarfarbe zu verdanken. Meine Haare sind hochgesteckt, ich trage ein fließendes weißes Kleid und die goldenen Dekorationen in meinen Haaren lassen mich hinreißend aussehen. Kiba hingegen wirkt beinahe lächerlich. Er ist offensichtlich unglücklich mit der Situation auf dem Wagen und ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Die Gruppe löst sich auf und bald bin ich die letzte, die vor dem Fernseher sitzt und schaue erst auf, als erneut mein Mentor in den Raum tritt, um mich ins Bett zu schicken. "Wie soll ich hier schlafen?" "Du bist gut angekommen. Möglicherweise kann ich ein paar Sponsorinnen für dich abgreifen. Dich vermarkten und dir ein bisschen Starthilfe sichern." "Sind dafür nicht die Interviews? Um gut anzukommen? Mich von meiner besten Seite zu zeigen?" Er hebt kurz die Schultern. "Man kann niemals früh genug damit anfangen, für einen hoffnungslosen Fall zu sammeln." "Du sagtest, ich hätte eine Chance." "Wenn du dich zusammenreißt. Aber ohne Sponsoren kannst du das vergessen.", brummt er und nickt zum Flur, in dem mein Schlafzimmer liegt. "Leg dich hin. Du hast wenig Zeit um zu Kräften zu kommen. Morgen fängt dein Training an und du kannst dir nicht erlauben, schwach zu wirken." Der kommende Morgen ist beinahe noch schlimmer als die Nacht davor. Ich bin nicht hungrig und verweigere mein Frühstück, während Shizune fröhlich vor sich her plaudert. Ich fühle mich nicht bereit, mich mit den anderen Tributen in einen Raum zu begeben. Ich will nur noch weg, aber ich scheine nicht die Einzige zu sein. Kiba schlingt zwar sein Frühstück herunter wie nichts Gutes, aber er wirkt ähnlich unbegeistert. Es führt aber kein Weg vorbei und so treten wir in den Aufzug und kommen in die Trainingsräume. Sich auf Überleben zu konzentrieren ist unser Rat und wir geben uns daran, Beeren zu identifizieren, zu lernen, welche Pflanzen und Tiere wie giftig sind und wie wir Wasser reinigen. Diesen Abend habe ich ein erneutes Gespräch mit meinem Mentor. Er ist davon überzeugt, dass ich wenn überhaupt diejenige sein werde, die heim kommt. Meine Frage, warum, ignoriert er und geht. Als die Panik in dieser Nacht kommt, schleiche ich mich zu ihm und er beruhigt mich, soweit es wohl irgendwie möglich wäre. Er erzählt mir aber auch, dass das Leben als Sieger nicht halb so einfach ist, wie es wirkt. Ich verschwende erst später Gedanken daran, wieso er sich mir gegenüber so öffnet, obwohl er laut Naruto kaum zum Reden zu bekommen sei. Er erzählt mir, dass gutaussehende Sieger mehr als nur einmal an den Meistbietenden 'verschenkt' werden. Und dass eine Weigerung unmittelbar zum Tod eines lieben Menschen führt. Ich kann nicht anders als an seine Eltern zu denken, die beide in den letzten zwei Jahren verstorben waren. Eine nette Frau, groß, hübsch und ein ebenfalls großer, wenn auch streng dreinblickender Mann, der nie auch nur ein Lächeln andeutete. Insbesondere nicht mehr, seit sein älterer Sohn in den Hungerspielen starb. Es endet damit, dass ich bei ihm schlafe, auch wenn er nur sehr zögerlich zugestimmt hatte. Scheinbar wollte er nicht riskieren, dass ich vor Angst den Verstand verlor, bevor ich überhaupt erst in der Röhre stand, um in die Arena zu kommen. Zu dem Zeitpunkt kommt mir noch nicht der Gedanke, dass ich eventuell in die Situation komme, mehr als nur eine gewisse blinde Zuneigung zu ihm zu verspüren, nur weil Naruto sein Freund ist. Auch wenn er das wohl niemals zugeben würde. Am nächsten Tag sollen wir uns an verschiedenen Kampfstilen probieren. Bogenschießen ist mir zu aufwendig zu lernen. Speerwerfen liegt mir schon mehr und ich treffe auch ziemlich gut. Am meisten gefällt mir allerdings das Ringen. Ich lasse mich einige Male auf die Matte donnern, zeige allerdings nicht, dass ich durchaus die Oberhand haben könnte, wenn ich zugreifen würde. Das übt mein Mentor dann Abends mit mir. Er will nicht, dass irgendwer sieht, wozu ich fähig bin, selbst wenn es Heilen und Ringen ist. So übe ich also mit einem Mann, der beinahe zwei Köpfe größer ist als ich, entsprechend mehr wiegt als ich und trotz eines fehlenden Armes einen erheblichen Kampf bietet. Eine Bürste und ein Rückenschrubber hat er als symbolische Waffen benutzt und ich habe kaum Probleme, sie ihm zu entwinden. Der Gedanke, dass die meisten meiner Mittribute nicht annähernd so groß waren wie er oder so kräftig, ließ mich hoffen. Und auch er schien optimistischer, als ich ihn zum wiederholten Male auf den Teppich gerungen habe und keuchend mit dem Gesicht am Boden halte. "Wo stichst du zu?" Die Frage trifft mich wenig unvorbereitet. Ich verlagere mein Gewicht und spüre, wie er sich anspannt, wie um mich abzuwerfen, aber dann habe ich ihn wieder allein mit meinen Beinen im Griff und hebe seinen Kopf vorsichtig an. "Ich schneide die Kehle durch, viel Kraft, sonst komme ich nicht durch. Oder ich steche von unten durch den Kiefer." Ich höre, wie angestrengt ich atme, das heutige Training war anstrengend und das abendliche Ringen ebenso. Er nickt kurz auf meine Ausführungen. "Wovon abhängig?" "Länge des Messers." Ich justiere meine Position und das ist die einzige Sekunde Achtlosigkeit, die er braucht, um unsere Position zu drehen. Plötzlich liege ich auf meinem Bauch, habe das Gesicht noch rechtzeitig gedreht, um nicht genau auf der Nase zu liegen, eines seiner Beine nutzt gerade genug Kraft, meine auf dem Boden zu halten ohne mir unnötig weh zu tun, seine Hand hält meine auf dem Rücken. Zu behaupten, es wäre merkwürdig ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Einige Sekunden sind wir still, dann erhebt er sich von mir und tritt einen Schritt beiseite. "Du wärst jetzt tot." "Ich hätte dir bereits den Garaus gemacht, bevor du die Chance gehabt hast." "Du hättest gezögert. Tu es nicht. Die anderen werden es nicht, also fang damit gar nicht an." Ich nicke und schlafe erneut in seinem Bett. Das Einzeltraining bringe ich hinter mich, ohne irgendwas herausragendes zu zeigen. Ich werfe Speere und das scheint zumindest die Bewertung von 6 von 12 zu rechtfertigen. Ich bin im Mittelfeld dieses Jahr, wenn auch nah am unteren Rand. Kiba hat eine 9 bekommen, was ihn so lang freut, bis er versteht, dass er dadurch ein Ziel der anderen wird. Die Interviews sind mehr als unspektakulär. Distrikt 1, Distrikt 2 und Distrikt 4 sind wie jedes Jahr übermäßig arrogant. Ich bin nervös, scheine aber durch meine Unsicherheit sympathisch zu wirken. Es dauert nicht lang und ich gehe auf einige der Scherze des Weißhaarigen ein, auch wenn er häufiger als mir lieb ist in meinen Ausschnitt stiert. Jiraiya heißt er, wenn ich das richtig im Kopf habe. Er ist noch nicht lang dabei, die Spiele zu moderieren und diese Namen brennen sich mir nicht so ein wie die der bisherigen Tribute aus 12. Es ist bald darauf vorbei und Sasuke bestätigt mir, dass ich keinen herausragenden Eindruck hinterlassen habe. Sympathien habe ich gesammelt und ich sei wohl sozialer als er dachte, aber ich müsse über meine Nervosität kommen. Ich schlafe in dieser Nacht ein weiteres Mal bei ihm und werde erst wach, als er mich weckt. Ich müsse fertig gemacht werden und er will im Raum sein, in dem die Mentoren ein Auge auf ihre Schützlinge haben. Wir gehen auf das Dach und er zögert einen Moment. "Halt dich vom Füllhorn fern. Im Blutbad kannst du dich nicht auf deine Stärken verlassen, ohne es direkt Preis zu geben und deinen Trumph zu verlieren." Ich bin ernsthaft überrascht, als er mich in den Arm nimmt. Er weiß, dass ich der Grund sein könnte, dass Naruto nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Das schmerzt am meisten, auch wenn ich mich weigere einzusehen, dass ich möglicherweise und nur sehr unwahrscheinlich in ihn verliebt sein könnte. Auf die Welle könnte er aufspringen, sollte ich mich in der Arena nicht zu dumm anstellen. Es würde den Spielmachern Bauchschmerzen bereiten und ihn wohl stören, aber es könnte das Reiskorn sein, das mein Leben rettet. Ich werde abwarten müssen. Das tue ich auch, bis meine Stylistin - ich erinnere mich nicht mal mehr an ihren Namen - auf die Plattform stellt, die mich gleich hoch fährt. Wir bekommen alle eine lange, lockere Hose, ein Tanktop und Stiefel, die sich nicht halb so schwer anfühlen, wie sie wohl müssten. Aber das sind Kapitol-Sachen. Sie haben alle ihre Berechtigung. Die Plattform fährt hoch und ich spüre, wie meine Knie weich werden. Ich weiß, dass Kiba den gleichen Rat bekommen hat. Ich weiß, dass wir uns zusammentun sollten. Aber würde er sich dran halten, oder würde er mich direkt umbringen? Kann ich ihm vertrauen oder fällt er mir dann in den Rücken? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)