Auf den Kosten der Tochter von Mera_Mera_no_Karin ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Der Himmel über der Stadt begann rot zu leuchten, während sich zusehends große Rauchwolken bildeten, die den Sternenhimmel bedeckten. Es roch unverkennbar nach Feuer. Port Silence stand in Flammen! „Grundgütiger....“, ungläubig sah ich den Himmel empor und legte besorgt meine beiden Hände auf den Mund. Was ging dort nur vor sich??? Die Schreie aus der Stadt wurden immer panischer, sie bereiteten mir eine Gänsehaut, die sich über meinen gesamten Körper ausbreitete. Ich war wie erstarrt. Konnte es denn noch schlimmer kommen an diesem Abend? Ich konnte nur hoffen, dass meine Eltern im Haus blieben und somit in Sicherheit waren.... Erst als mich die Hand der Feuerfaust an der Schulter berührte, fand ich aus meiner Schockstarre heraus. „Wir müssen uns beeilen! Das Schiff, mit dem wir hier sind, ist nicht für richtige Seegefechte ausgerüstet. Wir müssen abhauen, bevor hier noch so richtig die Post abgeht!“, mit einer Kopfbewegung gab er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte. Seegefechte?? Verunsichert wie ich war, lief ich ihm ohne weitere Einwände hinterher. Das er ein Pirat war, verdrängte ich fürs Erste. Angetrieben von der Panik, die hinter der Stadtmauer zu herrschen schien, hatte ich keine Probleme mit der Feuerfaust Schritt zu halten. Als wir irgendwann die Stadt in unserem Rücken hatten und vor uns die weite aufgebrachte See lag, ließen allmählich meine Kräfte nach. Wie Ace es behauptet hatte, trieb direkt vor uns eine kleine unscheinbare Karavelle gefährlich nah an der steinernen Küste. Offenbar wartete sie auf uns. Ich stoppte als ich erkennen konnte, dass einige Männer bereits an der Reling standen und uns zuwinkten. „Seht! Er hat ihn, er hat ihn!!!!“, hörte ich einen der Männer schreien, woraufhin die anderen anfingen zu jubeln. Mein Blick fiel auf Ace, der nun noch schneller zu rennen begann und mit einem gewaltigem Satz zu ihnen aufs Schiff hinüber sprang. Die Gruppe Männer um ihn machte Platz, sodass er Marco behutsam auf dem Deck ablegen konnte. Hier war sie – meine Chance, doch ich musste überlegen. Was war das richtige in dieser Situation? Was könnte ich schon ausrichten, wenn ich zurück in die Stadt liefe? Über meine Schulter hinweg, sah ich, wie das Küstenviertel der Stadt lichterloh in Flammen stand. Aus irgendeinem Grund war das reinste Chaos ausgebrochen. Ich hoffte so sehr, dass es nichts mit der Befreiung von Marco zu tun hatte... „Denk erst gar nicht daran...“ Ich riss meinen Kopf wieder herum und bemerkte, dass Ace wieder vor mir stand. Mit den Händen in die Seiten gestemmt, stand er vor mir und starrte mich ernst an. „Lass dir helfen. Niemand hier wird dir etwas tun...“ Ohne zu reagieren, wanderte mein Blick wieder zur Stadt. Dieses Gefühl, an allem, was sich gerade in Port Silence abspielte, Schuld zu sein, brannte sich geradezu durch meine Eingeweide. Ich wollte doch nur einem Vogel die Freiheit schenken und nicht meine Heimat ins Verderben stürzen. Vor meinem inneren Auge sah ich schon einen Steckbrief mit meinem Namen drauf. Wer weiß, vielleicht hatte man sogar schon meine Eltern aufgegriffen.... „Was ist mit dir?“, hörte ich die Feuerfaust noch sagen, doch seine Worte kamen nicht mehr richtig bei mir an. Es wurde mir alles zu viel. Der Schock, das Chaos und die Ungewissheit über den Verbleib meiner Mutter und meines Stiefvaters zwangen mich in die Knie. Meine Beine konnten mich nicht mehr aufrecht halten. Um nicht zu fallen, hockte ich mich hin, dann verschwamm alles vor meinen Augen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war stockdunkel. Ich spührte die Wärme einer Decke über mir und kuschelte mich in sie hinein, ohne den geringsten Verdacht zu haben. Ein entspanntes Gähnen ließ ich ungeniert aus meinem Munde, die Welt schien für mich in Ordnung zu sein. Erst als ich das Rauschen des Meeres vernahm, prallte ich wieder auf den harten Boden der Realität zurück. Sofort schreckte ich hoch und riss die Augen auf. Ich erinnerte mich an das, was zuvor passiert war, doch wo war ich? Auf dem Schiff etwa?! Hastig riss ich die Bettdecke hoch und schwang meine Beine aus dem Bett heraus. Zwischen zwei Gardinen aus dichtem Stoff fiel durch einen schmalen Spalt Licht hinein, wodurch es mir gelang, mich zu orientieren. Nachdem ich aufgesprungen war, zog ich sie sofort bei Seite – ich musste schnell herausfinden, wo genau ich war. Meine Augen wurden von blendendem Licht getroffen. Bis sie sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, blinzelte ich ungeduldig. Als es soweit war, ploppten sie mir fast heraus: Soweit man sehen konnte, glitzerte einem das Blau des Meeres entgegen. Zu allem Übel kam noch hinzu, dass es dem Stand der Sonne nach zu urteilen schon fast Mittag sein musste. Es bedeutete, etwa 12 Stunden waren vergangen...Na klasse! Wie sollte ich nun wieder zurückkommen? Für einen Augenblick starrte ich auf das Bett, wo ich vor wenigen Minuten noch seelig geschlummert hatte. Ich packte mir mit zittrigen Händen an den Kopf und sah an mir herab: meine Mütze war noch da, wo sie zu sein hatte und auch meine Jacke hatte man mir angelassen. Selbst meine Schuhe trug ich noch. Puhhh, hoffentlich fand man keinen anderen Hinweis darauf, dass ich in Wirklichkeit eine Frau war.... Ich ließ mich an der Wand unter dem Fenster hinter mir hinunter sacken und umklammerte ängstlich meine Beine. Der Drang loszuflennen wie ein kleines Mädchen, war enorm, doch ich durfte nicht nachgeben. Verzweifelt presste ich die Stirn an meine Knie. Irgendwann hob ich meinen Kopf wieder, um mich etwas im Raum umzusehen. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich wie wild, deshalb bemerkte ich es nicht gleich, dass mein Bett in dem sonst spärlich möblierten Zimmer nicht das einzige war. Zu meiner Linken stand ein Weiteres, dem ich bisher keine Beachtung geschenkt hatte. Auf ihm lag ebenfalls eine Decke, wie die meine, doch als meine Augen vom Fußende beginnend hochwanderten und sich mein Kopf immer weiter nach Links drehte, bemerkte ich erst, das dort jemand lag und mich mit müdem Gesichtsausdruck anstarrte: Marco. Vor Schreck zuckte ich zusammen, was ihn amüsiert schmunzeln ließ. „Schlecht geschlafen, eh?“ Unfähig meine Anspannung komplett zu überspielen, versuchte ich mich trotzdem etwas zu sammeln, schließlich durfte ich vor diesen Piraten keine Schwäche zeigen. Mit verengten Augen warf ich ihm einen bösen Blick zu, um gleich klar zu stellen, dass ich an keinem Gespräch interessiert war. Jedoch war es zwecklos: meine abweisende Haltung hatte keine Wirkung auf ihn. „Du warst da ganz schön mutig, in dem Versteck von diesem Bastard...“, unbeeindruckt von der Kälte, die ich versuchte auszustrahlen, sah er mich unnachgiebig an. „Hm.“, brummte ich darauf grimmig. Ich drehte mich wieder zu meinem Bett und hoffte, es würde ihn zum Schweigen bringen. Solche Worte konnte ich wirklich nicht gebrauchen, zu groß war das Gefühl, Schuld an der ganzen Verwüstung in meiner Heimatstadt zu sein, welches sich über Nacht in mir gefestigt hatte. „Auch wenn du es vielleicht nicht wusstest, hast du mir das Leben gerettet... Ich bin dir deshalb zu großem Dank verpflichtet....“, seine Stimme klang unerwartet aufrichtig, scheinbar wollte er diese Worte schnell loswerden, aber mir drehte sich beinahe der Magen um. Er musste damit aufhören. Wütend zogen sich meine Augenbrauen immer weiter zusammen. „Ein schwacher Trost, wenn man dafür seine eigene Heimat ins reinste Chaos gestürzt hat....“, zischte ich kurz zu ihm hinüber. Anschließend wich ich seinem Blick erneut aus, denn ich spührte, dass sonst bald zu viel Karin aus mir heraus sprechen würde und ich dann die Tränen nicht mehr zurückhalten könnte. Nach einer kurzen Stille setzte er sich auf und zog damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Seine Decke war herunter gerutscht und entblößte so seinen nackten Oberkörper. Auf so einen Anblick war ich nicht vorbereitet. Überrascht wie ich war, konnte ich nicht anders als den muskelbepackten Oberkörper des Piraten zu beäugen. Neugierig wanderten meine Augen über seine tätowierte Brust, die das Zeichen Whitebeard's für jeden gut erkennbar trug, weiter seine wohldefinierten Bauchmuskeln hinab, solange bis mich ein Räuspern wieder zur Räson rief. „Was war denn das?“, das süffisante Grinsen auf Marcos Lippen zog sich weiter in die Breite. Anscheinend begriff er, welcher Natur meine Blicke waren. Was hatte ich da bloß getan? Es war nicht so, dass ich ein Lustmolch war, es kam einfach nur zu selten vor, dass sich mir der Anblick eines so gut gebauten Mannes bot. Entschuldigen tat es mein Starren aber keines Falls... Schon gar nicht, weil es in dieser Situation, vor allem als Kai getarnt, unpassender nicht hätte sein können. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“, blockte ich gleich ab und schaute ihn mit ausdruckslosem Gesicht entgegen. Möglichst ruhig wollte ich vor ihm wirken, doch unter meiner Haut brodelte es bereits. Nicht nur wegen der ohnehin schon kaum auszuhaltenen Situation, nein, ich fühlte mich von der Art dieses Piraten irgendwie provoziert. Völlig gelassen saß der Blondschopf auf seinem Bett und genoss es sichtlich, wie ich versuchte das Offensichtliche zu bestreiten. Dieses kühle selbstsichere Lächeln dieses Mannes allein genügte schon, um mich zu reizen. „Das waren ziemlich.... komische Blicke...“, er setzte sich auf die Bettkante und sah belustigt grinsend zu mir nach Unten. Etwas beschämt und verärgert zugleich, stand ich auf. „Das einzig Komische hier, in diesem Raum, ist deine Frisur.“, fauchte ich ihn an, was ich allerdings kaum, dass ich den Satz beendet hatte, schon anfing zu bereuen. Auch wenn es mir schwer fiel, ich musste mein Temperament im Zaum halten. Ich durfte nicht vergessen, wo bzw. bei wem ich hier war. Sein Grinsen erfror für einen Wimpernschlag, dann schnaubte er, während er sich mit der Hand durch sein blondes Haar fuhr. „Du hast eine ganz schön spitze Zunge, Kleine.“ Mit einem Male wurden meine Augen ganz groß. Ich hoffte, mich verhört zu haben. „Was?!“, fragte ich, wobei ich mein Entsetzen nicht verbegen konnte. „Hast wohl vergessen, dass du mir verraten hast, dass du eine Frau und kein Mann bist, eh?“, vom Fußende seines Bettes nahm er sein Hemd vom Abend zuvor und zog es sich über. Den Blick zu mir hielt er währenddessen ununterbrochen. Mir fehlten die Worte. Jetzt, wo er es sagte, erinnerte ich mich wieder an diese eine kleine Bemerkung, die ich machte, während ich das Schloss seines Käfigs mit meinem Dietrich knackte. Ich musste schlucken. Das durfte einfach nicht wahr sein. „Ich bin ein Mann!“, log ich ihm dreist ins Gesicht, obwohl ich wusste, dass es eigentlich sinnlos war, das jetzt noch zu behaupten. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. „Soso...“, er stand auf und macht erst ein kleines Stück vor mir wieder halt. Ich erschrak, zum einen vor seiner Größe, die ich vorher unterschätzt hatte, denn er war mehr als einen ganzen Kopf größer als ich, und zum anderen wie fit er war. Erst als er nun so dicht bei mir stand, bemerkte ich, dass die Verletzung über seiner Brust komplett verschwunden war. Wieder war ich wie erstarrt. Am liebsten hätte ich aus der Tür Reisaus genommen, doch dann wäre meine Tarnung entgültig aufgeflogen. Nicht einmal zu blinzeln traute ich mich mehr, ich wollte ihn keine Millisekunde aus den Augen lassen, schließlich hatte sich der Abstand zwischen uns beunruhigend weit verringert gehabt, dass ich meinen Kopf schon ein wenig in den Nacken legen musste, um sein Gesicht weiterhin ansehen zu können. Seine müde wirkenden Augen fixierten meine, als wäre dies ein Spiel, wo derjenige verlor, der zuerst wegschaut oder blinzelte. Mit ruhiger gesenkter Stimme sagte er: „Das lässt sich ja ganz leicht überprüfen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)