Auf den Kosten der Tochter von Mera_Mera_no_Karin ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Ich riss meinen Kopf herum und blickte in Richtung des Fensters, aus dem wir gestürzt waren. Beide Männer lehnten sich aus der geöffneten Fenstertür hinaus und feuerten mit ihren Pistolen Schüsse auf uns ab. Drei weitere Männer in dunklen Anzügen stürmten an die Fenster anderer Räume und versuchten uns von dort aus mit ihren Kugeln zu treffen. Der Vogel jedoch ließ sich nicht beirren und auch keine Zeit verstreichen. Mit kräftigen Flügelschlägen gewannen wir schnell an Distanz, doch meine Panik erreichte langsam ihren Höhenpunkt. Verzweifelt schrie ich mir wieder die Seele aus dem Leib, wobei ich nicht wusste, welche Angst überwog, die in die Tiefe stürzen zu können oder die im Kugelhagel getroffen zu werden. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit aus ihrer Reichweite entkommen waren und die Schüsse nachließen, hatten wir inzwischen die bunten Lichter der Stadt hinter uns gelassen. Ohne das farbenfrohe Aufblitzen der Leuchtreklamen und der Beleuchtungen der Wohnhäuser unter uns, war es stockfinster in dieser bewölkten Nacht. Das einzige, was ich deutlich sehen konnte, war der große Vogel über mir, dessen strahlendblaues Leuchten langsam nachzulassen schien. Seine Flügelschläge wirkten immer angestrengter und ich realisierte, wir verloren langsam aber sicher immer mehr an Höhe. „Lass mich nicht fallen, lass mich bitte bitte nicht fallen..“, wimmerte ich ununterbrochen während wir gerade einmal einen Meter über die Baumkronen des an Port Silence angrenzenden Waldes flogen. Trotz der Dunkelheit entdeckte ich eine kleine Lichtung zwischen dem sonst dichten Geäst. Es schien so als wäre sie das Ziel des Vogels, denn er steuerte direkt auf sie zu. Viel zu spät begriff ich, was er vor hatte. Seine letzten Kräfte verließen ihn. Wir stürzten ab.Ich kniff meine Augen fest zu und kreischte noch einmal laut. - Unsanft prallte ich mit der Seite zuerst auf dem Boden auf. Für einen Moment lag ich regungslos dort, im feuchten Gras der Lichtung des sonst dichten Waldes. Das beruhigende Zirpen der Grillen im Dickicht und der Anblick des schimmernden Vollmondes, welcher nun, da die dichte Wolkendecke weitergezogen war, in voller Pracht die Lichtung erhellte, ließen mich fast alles um mich herum vergessen. Irgendwo im Gestrüpp um mich hörte ich jedoch einen kleinen Nachtvogel singen. Sein Gesang machte es mir unmöglich das Geschehene zu verdrängen... Etwas benommen stöhnte ich auf und kniff mir vor Schmerz die Augen fest zu. Ich traute mich nicht zu prüfen, ob noch alles an mir dran war. Einige Minuten verharrte ich so, in der albernen Hoffnung irgendwer würde kommen, um mich zu retten, doch es war sinnlos. Eher musste ich befürchten, diese Typen würden uns folgen und.... Ich konnte die Situation, in die ich geschliddert war, noch nicht begreifen und erst recht nicht ihr Ausmaß... Vorsichtig setzte ich mich auf und bewegte zögerlich alles durch. Meine Hüfte tat noch sehr weh und hier und dort spührte ich Stellen an meinem Körper, wo ich sicherlich Blutergüsse bekäme. Ich rückte meine Mütze zurecht und vergrub mein Gesicht für einen Moment in den Händen. Tief atmete ich ein und aus, um mich halbwegs zu beruhigen, denn mein Herz begann wieder wie wild zu schlagen, wie ich versuchte mich aufzurappeln. Es überraschte mich aber, wie gut es mir ging. Hoch Oben über den Dächern der Stadt dachte ich noch, dies wären meine letzten Minuten auf Erden gewesen. Ich hatte es dem Vogel zu verdanken. Hätte er beim plötzlichen Landeanflug nicht auf den Aufprallwinkel geachtet und vorher nicht so stark abgebremst, dann hätte es mir weitaus schlechter gehen können. Niemals hätte ich geglaubt, dass ein Vogel so vorausschauend und umsichtig denken könnte... Was war überhaupt mit ihm? Ich schaute mich um und suchte nach einem blauen Leuchten, doch es war kein Vogel in Sicht. Stattdessen entdeckte ich etwas Anderes im Gras, ein Stück weit von mir entfernt. Ich traute meinen Augen kaum: Lag dort etwa ein Mann auf dem Waldboden? Vorsichtig ging ich in die Hocke und erkannte dort wirklich einen großer Mann mit seltsamer blonder Frisur. Er lag bauchlinks nur einige Meter von mir entfernt. Meine Augen wurden immer größer, denn langsam begann ich zu verstehen... Ich krabbelte zu ihm hinüber. Sein Gesicht war zu mir gerichtet, seine Augen geschlossen - er schien bewusstlos zu sein. Ungeniert sah ich ihn mir an, wobei mir mit der Zeit immer komischer wurde. Diese markanten Gesichtszüge, dieser Bartwuchs entlang seines Kiefers... Dieses Gesicht, ich hatte es schon einmal gesehen... „Grundgütiger..“, flüsterte ich, nachdem ich ihn gründlich gemustert hatte und schreckte zurück. Ich war mir sicher, vor mir lag Marco, der Phönix, der erste Kommandant der Whitebeard Piratenbande.... Ich hatte ihn in der Schule auf einem Steckbrief gesehen. Schnell wandte ich mich von ihm ab... Was sollte ich nur tun?Vor mir lag ein Pirat, ich habe versehentlich einen Piraten befreit. Einen äußerst gefährlichen noch dazu. Eigentlich musste ich schleunigst die Marine alarmieren... Andererseits hatte er mich aber gerettet. Diese Typen hätten vermutlich Hackfleisch aus mir gemacht, denn alleine, ohne mich an seiner Kralle hängend, wäre er im Nu am Himmel verschwunden gewesen und ich hätte alleine die Quittung für meine freche Aktion bekommen....Vielleicht wäre sogar meine Tarnung aufgeflogen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und kroch wieder zu ihm. „Hey...Alles in Ordnung? Bist du schwer verletzt?“, fragte ich leise, aber gut hörbar. Er reagierte nicht, aber zumindest hob und senkte sich sein Körper rythmisch, was mir immerhin Gewissheit gab, dass er noch am Leben war. Zaghaft berührte ich eine seiner breiten Schultern und rüttelte ihn vorsichtig, doch noch immer reagierte er nicht. Behutsam rollte ich ihn auf den Rücken. Da war er. Der Beweis dafür, dass er wirklich der Vogel war: auf seiner Brust, ein Stück oberhalb seines Herzens war die Verletzung, eine große Beule, in der, so wie es aussah, wohl vermutlich etwas drin steckte. Meine Augen wanderten ein Stück weiter hinunter. Da sein Hemd geöffnet war, erhaschte ich einen Blick auf seinen muskulösen Oberkörper, den eine Tätowierung, das Zeichen der Whitebeard Piratenbande, zierte. Es gab keine Zweifel mehr, was die Identität des Mannes betraf. Schwer zu glauben war alles aber dennoch. Mit einem sauberen Taschentuch aus der Jackentasche tupfte ich vorsichtig den Schmutz ab, der durch den Absturz in die Wunde gelangt war. Etwas angeekelt stellte ich fest, dass wenn ich ein wenig drückte, sich ein kleines Loch in der Beule bildete und eine winzige lila-glitzernde Kugel aus ihm heraus glänzte. Ohne vorher drüber nachzudenken, nahm ich ein weiteres Taschentuch und drückte nun von der anderen Seite der Beule, sodass die Öffnung immer größer wurde und die Kugel immer weiter nach Vorne geschoben kam. Ich verzog das Gesicht bei dem Anblick der fleischigen und nun auch eitrigen Wunde. Nach einem beherzten Drücken ploppte die Kugel heraus, gefolgt von einer Flut Eiter. Hektisch tupfte ich die übel riechende Flüssigkeit weg und staunte, wie klein die Beule jetzt war. Es machte den Anschein, dass die Wunde wohl bisher nicht versorgt worden war. Der vor mir liegende Mann tat mir Leid, auch wenn er ein Pirat war. So etwas hatte niemand verdient, verletzt eingesperrt zu sein als Gefangener eines Irren. Sanft strich ich ihm eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und legte meine rechte Handfläche leicht auf seine Stirn. Wie vermutet war sie am Glühen, er hatte hohes Fieber. Im schlimmsten Falle hatte er bereits eine Blutvergiftung...Mehr konnte ich nicht für ihn tun, er musste dringend zu einem Arzt. „Ich werde versuchen einen Arzt aufzutreiben, okay? Dann sind wir quit...“, sagte ich und stand mit steifen Bewegungen auf. Die lila-glitzernde Kugel hielt ich dabei immernoch geschlossen in meiner linken Hand. Dieses Material war mir gänzlich unbekannt. Sicherheitshalber steckte ich sie in meine linke Hosentasche und drehte mich dabei um, in die Richtung von Port Silence. Beinahe steckte ich sie daneben, denn vollkommen unerwartet vernahm ich eine männliche Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)