Memories von Lina_ ================================================================================ Kapitel 7: Fear --------------- Vielleicht hatte Toru Recht gehabt. Vielleicht hätte sich Taka doch noch etwas zurückhalten sollen. Noch immer hallten die Worte, die der Jüngere bezüglich des Austritts von Alex an ihn gerichtet hatte, in seinem Kopf wider. Als fegten sie all sein naives Wissen über die Band einfach so hinfort in weite Ferne. Niemals hätte der Sänger dem Leadgitarristen so etwas zugetraut, dabei war es dem Rest der Band wohl ebenso ergangen. Ein unbehaglicher Gedanke nach dem anderen häufte sich abermals im Kopf des kleineren an. Waren sie trotz dessen noch immer eine Familie? Und hielten sie noch immer so fest zusammen, wie schon damals?   „Es tut mir Leid, ich hätte es doch lieber lassen sollen.“, merkte Toru an, nachdem Ryota und Tomoya gegangen waren. Sie hatten sehr lange geredet und es war spät geworden. Er hatte bereits bemerkt, wie die dunklen Knopfaugen des Älteren auf einen imaginären Punkt starrten, was dem Blonden zu verstehen gab, das Taka in seine Gedankenwelt abgetaucht war – einmal mehr. Besorgt warf er diesem nun einen mitleidigen Blick zu, machte sich der Yamashita doch Vorwürfe, dass er sich vom Anderen dazu hatte verleiten lassen, mit der Wahrheit rauszurücken.   „Hm? Was hast du gesagt?“ Irritiert blinzelte das Augenpaar unter den lockigen Strähnen auf, traf direkt die großen Augen des Gitarristen.   „Ist alles in Ordnung?“, fragte Toru stattdessen und raffte sich zu einem schwachen Schmunzeln auf. Taka gestikulierte nur mit einer abwinkenden Geste. Es war doch irgendwie blöd auch nur einen weiteren Gedanken an diesen Teil seiner Vergangenheit zu verschwenden. Scheinbar waren sie doch immer noch die Band, die Takahiro damals gerettet hatte, aus seinem alten Leben gezogen hatte. Viel eher wollte nun der Lockenkopf aber etwas vollkommen anderes wissen und um auch Toru nicht länger Sorgen zu bereiten, fragte er stattdessen ganz banal: „Wie war dein Date gestern Abend eigentlich?“.  Verblüfft über diesen doch recht plötzlichen Themawechsel, musste sich Toru doch erstmal umstellen, um gleich darauf doch eine kleine Herzattacke zu erleiden, hatte er diese Ausrede – oder vielmehr Lüge – am gestrigen Abend durch den Alkohol versucht zu vergessen. Damit, dass der Sänger ihn daraufhin allerdings noch einmal ansprechen würde, hatte der Blonde nun wirklich nicht gerechnet, obwohl es doch deutlich anzunehmen war, wo sie doch laut Ryotas Aussage so eng miteinander befreundet waren.     „Ach das. Also… weißt du. Irgendwie hatte ich mir das doch anders vorgestellt…“ Regelrecht verzweifelt suchte sich Toru irgendeine Erklärung zusammen, bemerkte nach diesem recht fehlgeschlagenen Versuch, wie Takahiro nur den Kopf schief legte, dabei zweifelhaft eine Augenbraue in die Höhe zog.   „Wie meinst du das jetzt?“ Toru seufzte innerlich, setzte sogleich noch einmal neu an, in der Hoffnung, es nun doch endlich auf den Punkt zu bringen.   „Sie ist nicht mein Typ,“, äußerte sich der Jüngere nun, drang sich noch zu einem bedauerlichen „leider.“ und hoffte damit, den Dunkelhaarigen überzeugen zu können. Gleichzeitig fiel dem Blonden auch ein kleiner Stein vom Herzen, da diese Aussage nun wirklich nicht einmal ganz gelogen war. Etwas betrübt warf der Lockenkopf seinem Freund einen entsprechenden Blick zu.   „Oh, tut mir echt Leid für dich.“ Eindeutig tief bedrückt schien Takahiro darauf zu reagieren, dies jedoch störte den Leader irgendwo. „Aber du wirst schon noch die Richtige finden. Wieso sollte so ein gutaussehender Kerl wie du denn keine abbekommen?“, versuchte der Lockenkopf den anderen aufzumuntern, verfehlte dieses Ziel allerdings. Am Liebsten würde Toru ihm ganz einfach sagen, dass er einfach aus dem Grund keine abbekommen würde, dass er sich nicht im Geringsten auf einer derartigen Ebene für Frauen interessierte, sondern lediglich für diesen einen Mann ihm gegenüber, der sein Leben so verändert hatte. Für Taka. Aber das konnte er ihm ja nicht sagen. Und es störte ihn ebenso, dass Taka soviel Mitleid für ihn zu empfinden schien. Nicht ein kleines Stück von Erleichterung war in seiner Stimme zu vernehmen. Andererseits konnte Takahiro das ja auch nicht. Ihm fehlten ganze sechs Jahre. Und  zu der damaligen Zeit hatte nicht einmal Toru daran gedacht, dass er je etwas anderes als Freundschaft für den Sänger empfinden würde, warum also warf er Taka nun genau das vor?   Ein Tropfen bestehend aus diesem altbekannten, salzigen Wasser sammelte sich in Torus Augenwinkel an, drohte damit sein Auge zu verlassen. Der Leader schenkte diesem nur herzlich wenig Beachtung, schien seinen Ausbruch nicht einmal zu realisieren.   „Ich hoffe, du machst dir jetzt keine Vorwürfe, dass eure Beziehung an dir gescheitert ist. Du hast das nämlich nicht nötig und weißt du warum?“ Die sanfte Stimme Takas und die warme Hand, die sich auf Torus linker Wange ablegte, um das Rinnsal hinfort zu streichen, ließen sämtliche Härchen im Nacken des Blonden kerzengerade erfrieren. Erst jetzt hatte der Gitarrist bemerkt, in welche Lage ihn seine Gedanken da getrieben hatten, dennoch schaute er erwartungsvoll in die dunklen Augen des Älteren. Dieser lächelte zunächst zuversichtlich, bevor er zu einer Antwort auf die eigene Frage ansetzte.   „Du bist sensibel, siehst immer das Gute im Menschen und auf dich ist Verlass. Auch, wenn ich mich an vieles nicht mehr erinnern kann, ich kann durchaus mit Sicherheit sagen, dass nicht nur ich froh bin, auf dich getroffen zu sein, das gilt nämlich ebenso für Ryota und Tomoya.“ Ein breites, festes Grinsen legte sich auf die vollen Lippen des Gelockten. Diese gut gemeinten Worte, die Toru ein gewisses Kribbeln durch die Adern jagen ließen, sorgten dafür, dass der Jüngere ebenso wie der andere es vorgemacht hatte, ein ehrliches Lächeln zulassen konnte. „Danke.“ Viel mehr konnte der Blondschopf in diesem Augenblick nicht heraus bringen, da Taka den Verlust seiner Tränen wohl falsch interpretierte, dennoch waren diese Worte zu süß, als das Toru darüber weniger erfreut wäre, so etwas gerade vom Lockenkopf zu hören.   „Keine Ursache. Aber wie wäre es jetzt eigentlich mal mit Abendessen? Nach all den Jahren hast du dir das Kochen allerdings wohl immer noch nicht angeeignet, huh?“, scherzte Taka vergnügt, machte einen kleinen Hopser von der Couch, um nur noch mal im Vorbeigehen, durch die blonde Pracht des Yamashitas zu wuscheln, eher er in der Küche verschwand. Fähig zu einem kurzen vergnügten Auflachen über diese Situation war Toru dann allerdings nicht mehr, schlich dem Lockenkopf stattdessen einfach mal hinterher. Fast war er dazu geneigt, die Arme um den schmalen Körper zu schlingen, als Takahiro bereits an der Küchenzeile herumwerkelte, konnte sich schließlich jedoch noch fangen, um sich stattdessen einfach neben dem Sänger zu positionieren und ihm damit seine Hilfsbereitschaft anzudeuten.   „Eh, nein. Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, aber aus dem, was ich noch in Erinnerung habe weiß ich, dass du schon damals eine mittelschwere Katastrophe als Hilfe warst, was das Kochen betrifft.“, entschuldigte sich der Lockenkopf und verwies den Blondschopf einfach mal wieder zurück auf die Couch. Das Kochen war nach dem Singen das Hobby, was Takahiro am meisten Spaß machte und da konnte er eine Niete wie Toru nun mal nicht gebrauchen, so fies das jetzt auch klingen mochte. Liebevoll widmete sich der selbsternannte Koch seinen Utensilien, die in Torus Küche glücklicherweise trotz des Umbaus noch genauso verteilt waren, wie er es in Erinnerung hatte und bereitete ihnen beiden damit einmal mehr ein schmackhaftes Essen zu. Darauf konnte sich auch Toru verlassen und wenn Takahiro damals aus einem anderen Grund zu ihm gezogen wäre, als wegen ihrer Beziehung, dann wohl aufgrund dessen, dass er ohne Taka verhungern würde, wenn man es denn dramatisch betrachten wollte. Nach einer guten Stunde hatte der Lockenkopf alles angerichtet und rief den Blonden mit den Worten „Essen ist fertig!“ zu sich. Als Toru das bereitgestellte Essen auf dem Tisch vorfand, staunte er nicht schlecht. Irgendwie war es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen, dass er mal ordentliches – im Bezug auf gesundes – Essen zu sich genommen hatte.   „Setz dich.“, leitete der Sänger ihn an, schnappte sich lediglich die Schüssel mit dem Reis, um auch diese auf der Tischplatte zu platzieren, ehe er sich auf einem der Stühle niederließ.   „Sieht lecker aus.“, lobte Toru den Kleineren und setzte sich diesem gegenüber.   „Danke, ich hoffe es schmeckt auch so, wie es deiner Aussage nach aussieht.“ Ein anerkennendes Lächeln seitens Toru, bevor dieser er sich mal herausnahm, ihnen beiden etwas von dem großen Menü auf die Teller zu geben. Beide verbeugten sich anschließend kurz, wie das so üblich war und wünschten dem jeweils anderen einen guten Appetit.   „Das war wirklich gut – wie immer eigentlich.“, seufzte der Jüngere zufrieden, nachdem er seine Portion, ebenso wie den Nachschlag verputzt hatte.   „Was hast du eigentlich gemacht, während ich für uns gekocht habe?“, wollte Takahiro spaßeshalber wissen und legte die eignen Stäbchen ebenfalls beiseite. Dass er Toru damit einmal mehr in eine Zwickmühle verfrachtet hatte, war dem Sänger ihrer Band natürlich nicht klar, so hatte doch Toru stets die Aufgabe gehabt, an dem zierlichen Körper zu kleben und ihn, während dieser seiner Arbeit nachging ihren Hunger zu stillen, hin und wieder mit federleichten Küssen an Hals und Nacken zu bedecken.   „Ich habe dafür gesorgt, dass meine Wohnung sauber bleibt.“, zog sich der Leader aus seiner misslichen Lage, dabei war das auch gar nicht mal so falsch. „Also, lass mich abräumen und du kannst es dir ja auf der Couch bequem machen.“ Dem Vorschlag des Blonden nachgehend, verzog sich der Brünette tatsächlich in das anliegende Wohnzimmer, schnappte sich seinen iPod, den er bei seiner Ankunft auf dem flachen Tisch abgelegt hatte, um sich nun endlich mal die Zeit zu nehmen und was die Band betraf, der vergessenen Zeit nachzugehen. Schnell hatte er den angelegten Ordner für ihre Band gefunden, in dem alle Lieder zu finden waren, die sie bis zur gegenwärtigen Zeit komponiert hatten. Da Toru wohl nichts dagegen haben würde, die Musik, an der er ebenfalls beteiligt war zu hören, ließ Taka die Lieder einfach laut abspielen, während er entspannt und doch von Neugier geplagt auf der bequemen Couch lag und zu aller erst einem Song lauschte, welcher deutlich ruhigere und langsamere Töne hervorbrachte. So wie er dann aber seine eigene Stimme vernahm, durchjagte ihn ein angenehmer Schauer. Das war eindeutig ein Liebeslied, aber an wen gerichtet? Taka wusste es nicht mehr, aber es bestanden für ihn gewisse Zweifel darin, ihn einfach so aus einer Laune heraus komponiert zu haben. Alles, was er je verfasst hatte, betraf entweder ihn oder eine festlegende Tatsache. Dass dieser Song aber auf einer Tatsache basierte, bezweifelte der Sänger jedoch stark. Ganz eindeutig hatte er seine Gefühle in diesem Lied ausdrücken wollen. Es war an jemanden gerichtet, für den er scheinbar tiefe, innige Gefühle hegte, aber wusste das auch die betroffene Person?   Letztendlich ließ Taka es doch auf sich beruhen, konnte ja auch sein, dass das einmal gewesen war und durchstöberte stattdessen den Rest ihrer Discographie. Dabei stieß er doch wieder auf einen ähnlichen Song wie den, den er zuerst gehört hatte. Das Erscheinungsdatum zeigte ihm an, dass dieser Titel noch aktuell war, also musste da doch jemand sein, für den er seine Gefühle in einen Song interpretiert hatte.   Die Arbeit in der Küche beendet, taperte Toru zurück ins Wohnzimmer, hörte aber schon von weitem die Songs seiner Band. Als der gerade spielende Titel aber immer klarer zu vernehmen war, verspürte der Größere mit einem Mal ein deutliches Brennen in der Brust. Das letzte Lied, das Takahiro für ihn verfasst hatte, um ihre Liebe festzuhalten, erfüllte den ganzen Raum. Taka bemerkte sogleich die Anwesenheit des anderen, suchte und fand schließlich Blickkontakt. Fragend.   „Toru!“ Abrupt schwang sich der kleine Körper auf und saß mit einem Mal auf der Couch und winkte den Blondschopf zu sich herüber. Zu gerne würde Toru dem Gespräch, welches er bereits erahnen konnte, aus dem Weg gehen, aber er konnte es dem Lockenkopf auch nicht  verübeln. Sich neben den kleineren setzend, wartete er schließlich auf eine Bestätigung seiner Annahme. „An wen sind diese Texte gerichtet? Erst dachte ich, das wäre alles vergangen, aber scheinbar nicht. Für welche Person habe ich all meine Gefühle in Songs verfasst und was ich viel eher wissen möchte, weiß diese Person auch davon? Und wenn sie davon weiß, wieso hat sie sich noch nicht bei mir gemeldet?“ Fragen über Fragen und Toru wusste keine passende Antwort. Er wusste, an wen diese Songs gerichtet waren. Ja, an ihn. Und doch, er hatte sich nach dem Unfall gemeldet, er war sofort bei ihm gewesen. Aber nichts davon konnte er in eine Antwort verpacken.   „Darüber hast du nicht geredet.“ Perplex über diese Aussage reagierte Takahiro schon sehr deutlich.   „Wie, ich hab nicht darüber geredet? Zumindest dir muss ich doch irgendetwas erzählt haben!“, fuhr der Lockenkopf seinen Nebenmann mehr verärgert als eigentlich gewollt an. Toru zog sofort abwehrend die Schultern nach oben.   „Du saßest immer im Wohnzimmer, schenktest deine Konzentration allein den Zeilen auf deinem Papier und wenn du mit einem Song fertig warst, kamst du stolz und glücklich sogleich angelaufen und hast ihn uns gezeigt. Wir haben oft nicht gefragt, welchen Hintergrund all deine Texte hegten. Sie waren immer so voller Emotionen und manche waren so bedrückend geschrieben – wir haben angenommen, dass du schon von dir aus darüber reden würdest, wenn du es wolltest. Also haben wir lieber keine Fragen gestellt.“   So wirklich konnte sich Taka das nicht vorstellen. Seiner Familie und gleichzeitig engsten Freunden – vor allem Toru – würde er doch alles anvertrauen.   „Ich weiß es wirklich nicht.“, verdeutlichte der Yamashita dem Kleineren mit diesen Worten, legte dabei seine Hand tröstend auf der zierlichen Schulter des anderen ab. Nachvollziehend, dennoch nicht akzeptierend, nickte der Lockenkopf, musste er fürs Erste den Worten des Blonden glauben, bis er selbst eine Erklärung dafür fand. Ein erschöpfter Seufzer verließ seine vollen Lippen, ehe er sich schließlich zurück gegen die Rückenlehne der Couch fallen ließ.   „Lass uns doch einen Film gucken. Ich will mal diesem ganzen Unwissen entkommen und einfach  mal abschalten.“, schlug Takahiro stattdessen vor und brachte damit auch Toru in eine Phase der Erleichterung.   „Wie wäre es mit Star Wars? Vielleicht hat deine Amnesie ja auch Teile aus deiner Lieblingsfilmreihe verschluckt?“, scherzte der Jüngere, woraufhin auch der Gelockte ein Lachen zulassen konnte, nickte anschließend und gab dem Blonden somit seine Zustimmung. Stillschweigend trottete der Größere hinüber zum Regal, in welchem sich sämtliche DVD’s von ihm und Taka angesammelt hatten und zog den bestimmten Titel heraus, warf ihn in den Player unter dem Fernseher und begab sich anschließend zurück zum Lockenkopf, bestimmte dem Fernseher von dort aus per Fernbedienung, die DVD abzuspielen.   Vielleicht war es der Erschöpfung der gegebenen Umstände zuzuschreiben, dass Takahiro schon vor der Hälfte des Filmes spürbar müde wurde. Als Toru allerdings auf einmal spürte, wie sich der Kopf des Kleineren an seine Schulter sinken ließ, war der Jüngere doch etwas verwundert darüber. Wo war denn nur dieser aufgeweckte Sänger hin? Er schmunzelte. Er wollte den anderen nicht aufwecken, um ihm vorzuschlagen, vielleicht doch lieber ins ruhige Schlafzimmer zu gehen und seinen Schlaf dort weiter zu führen. Nein, dann wäre er wirklich nicht mehr ganz bei Trost. Stattdessen schob er den Lockenkopf sanft aber bestimmt in eine aufrechte Position, damit er selbst sich erheben konnte, um dem schlafenden Körper schließlich unter die Kniekehlen und Arme greifen zu können, ihn anschließend sachte hochhob und in das nebenan liegende Schlafzimmer trug. Der leichte Körper des Sängers schlief tief und fest und merkte den Wechsel des Ortes nicht. Vorsichtig legte Toru den schmalen Körper auf einer Seite des Bettes ab und auch, wenn der Blonde zunächst zögerte, setzte er sich dann doch dazu durch, den kleineren von der engen Jeans zu befreien und ihn schlussfolgernd mit der weichen Bettdecke die nötige Wärme zuzuführen.   „Schlaf gut.“, wisperte er dem schlafenden Taka zu, strich federleicht mit dem rechten Handrücken über die weiche Wange des Lockenkopfes. Sich von dem schlafenden Körper abwendend, zog Toru die Tür leise hinter sich zu. Da er noch nicht müde war, entschloss er sich dazu, sich den Film noch bis zum Ende anzusehen, doch auch dann würde er bestimmt nicht an der Seite des Sängers zum Einschlafen kommen. Wenn er das täte, hätte er viel zu viel Sorge darum, dass er am nächsten Morgen an Takas Brust gekuschelt erwachen würde und besagter Sänger ihm dann nur noch mehr Fragen stellen würde. Die nächsten Tage würde sich die Couch also als der Schlafplatz des Yamashitas entpuppen, bis Takahiro ihn auch daraufhin hinweisen würde, dass es ja wohl keine Sache wäre, wenn sie sich das Doppelbett teilten, wenn sie ja so eng miteinander befreundet waren.   Der Abspann erschien auf dem großen Bildschirm und nun schlich sich doch ein Gähnen durch Torus Lippen. Er schnappte sich die Decke vom Fußende, breitete diese aus und schüttelte eines der kleinen Kissen auf, um es auf der Armlehne abzulegen. Den Fernseher ausschaltend, ließ Toru ermüdet den Kopf in das doch ziemlich gemütliche Kissen fallen, brauchte nur binnen von Sekunden, um ebenso wie der Lockenkopf, in einen tiefen Schlaf zu verfallen.   Es war ein lauter Schrei, der dafür sorgte, dass Toru kerzengerade auf der Couch saß, die Augen geweitet vor Schreck. Seine Gedanken ordnend, durchfuhr ihn sogleich noch ein zweiter, aber viel größerer Schreck gefolgt von anfliegender Panik, als Toru realisiert hatte, woher der Schrei gekommen war und damit überhaupt auch von wem.   „TAKA!“ Panisch sprang der Blonde auf und riss die Tür zum Schlafzimmer auf, fand auch gleich den Lichtschalter und hätte beinahe weiche Knie bekommen, dem Anblick zuzuschreiben, der sich ihm bot. Taka stand völlig zitternd und lautstark schluchzend neben dem Bett, umklammerte sich selbst, schien Probleme damit zu haben, seinen Atemrhythmus unter Kontrolle zu bekommen.   „Toru…“, versuchte Taka mit ganzer Kraft über seine Lippen zu bringen, jedoch verstummte ein Teil des Namens, da dem Lockenkopf eindeutig die Luft zum Sprechen fehlte. Nicht länger zögernd, überwand Toru die letzten Meter zwischen ihnen, zog den zierlichen, hilflosen Körper fest in seine Arme und strich Taka ihn kreisenden, beruhigenden Bewegungen über den Rücken. Sowie Taka den starken Körper an sich spürte, nutzte er die Chance, seine Arme um Torus Hüfte zu schlingen, seine Finger in den Stoff am Rücken zu krallen und sich noch fester an die Gestalt des anderen zu drücken.   „Ich bin doch hier Taka, alles wird wieder gut, aber beruhige dich bitte.“   Nicht eine Sekunde unterließ er das beruhigende Streicheln über Takas Rücken, so merkte Toru, wie sich das Zittern verringerte, bis auch Takas Atmung wieder in einen Rhythmus fand, der ihm gestattete zu sprechen. Doch Takahiro schwieg weiterhin und ließ es zu, dass sich Torus Kopf an seinen eigenen lehnte, was ihm noch ein weiteres Gefühl von Wohlbehagen zusprach. Der Klammergriff lockerte sich, so legte Taka seine Hände flach auf dem Kreuz des Blonden ab und schniefte, dabei noch immer an die Brust geschmiegt. Dann löste er sich für wenige Zentimeter, sodass er hinauf in das Gesicht des Jüngeren blicken konnte. Die tiefroten, gläsernen Augen, die Torus Gesicht absuchten, verursachten einen Stich in Torus Herzgegend, strich mit zwei Fingern die störenden Locken beiseite.   „Was ist denn passiert, hm?“, fragte Toru nach einer Weile besorgt und nahm unbewusst das Gesicht des Älteren in beide Hände.   „Die Dunkelheit. Als ich aufgewacht bin…war alles schwarz. Ich…Ich dachte, ich wäre tot…und…alleine…“ Der Satz brach ab, da sich Takahiro offensichtlich wieder in seiner Erinnerung, wie er erwacht war, verlor und war dieses Mal der Hyperventilierung deutlich näher, als zuvor.   „Nein, nicht.“, wisperte Toru und musste sich dabei doch die eigenen Tränen, die seine Verzweiflung hervorrief, unterdrücken. „Ich bin doch bei dir und ich werde nicht weggehen, hörst du? Du bist nicht alleine und das wirst du auch niemals sein.“ Wieder zog sich der zierliche Körper fest an seinen eigenen, Takas Gesicht vergrub sich dicht an seiner Brust und Toru konnte das Vergießen seiner Tränen deutlich spüren, als sein T-Shirt eine gewisse Menge an Nässe durchdrang.   „Hör auf Taka, hör bitte auf zu weinen…“, schluchzte der Blonde mit einem letzten Versuch in die volle Lockenpracht des Kleineren. Ob es nun die Wortwahl, oder die Art, wie verzweifelt sich der Jüngere ausgedrückt hatte war, die dazu führte, dass sich Takahiro doch wieder beruhigte, konnte der Leader nicht mit Sicherheit sagen, blickte nur mit großen Augen in das zwischen seinen Händen auftauchende Gesicht des Dunkelhaarigen und strich dem Sänger mit beiden Daumen die Tränen von den Wangen.   „Ich will nicht alleine einschlafen und auch nicht ohne Licht.“, schluchzte Taka herzzerreißend und ließ seinen Blick hinüber zum Bett schweifen. Toru verstand und nicht eine Sekunde würde er es wagen darüber nachzudenken, die Bitte des Sängers abzuweisen.   „Leg dich ins Bett und mach die Nachttischlampe an, ich mache die Deckenlampe aus und lege mich dann zu dir.“, bedeutete er dem Sänger mit besänftigender Stimme. Still krabbelte der Sänger zurück unter die Decke, schaltete das kleine Licht neben seiner Bettseite an und wartete darauf, dass sich der Blonde zu ihm begab. Seine eigenen Bedürfnisse beiseite legend, nahm Toru dicht am Körper des anderen platz und legte einen Arm um die schmale Gestalt, die sich daraufhin an der starken Brust bediente und dicht an diese schmiegte. Zunächst jedoch hegte Takahiro doch noch eine gewisse Angst darüber einzuschlafen, doch das Streicheln durch Torus Hände und die Umarmung, in die er ihn somit zog, beseitigten diese Angst dann doch soweit, dass der schmale Körper letztendlich doch in einen ruhigen Schlaf verfiel, sich dabei aber fest an Torus Körper kuschelte.   „Wenn ich bei dir bin, brauchst du dich nicht zu fürchten…“, wisperte Toru, bevor sich auch sein Sichtfeld verdunkelte und er mit dem Lockenkopf in seinen Armen einschlief. Und trotzdem schlich sich der Gedanke in seinem Unterbewusstsein herum, dass mit der Psyche seines kleinen Freundes doch nicht alles in Ordnung zu sein schien… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)