Von Abenteuern und dergleichen von Yosephia (Die Geschichte eines Hobbitmädchens) ================================================================================ Kapitel 19: Die Suche nach dem Mädchen -------------------------------------- Die Hände des Königs sind die Hände eines Heilers. Und daran konnte man immer erkennen, wer der rechtmäßige König war. – Heilerin von Gondor Es war Faramir und Eómer gelungen, nach der Zerstörung des Turms zusammen zu bleiben. Sie waren hin und her gestolpert, ihre Schwerter gezogen, doch keineswegs kampfbereit, als Aragorn auf seinem Pferd neben ihnen erschienen war. Er hatte sie Beide zu sich aufs Pferd gezogen und war zum Waldrand geritten. Auf sein Geheiß hin hatten sie sich im dichten Geäst einer Eiche versteckt und von dort aus den restlichen Kampf beobachtet. Nun war auch klar, wie es den Haradhrim hatte gelingen können, die Verteidigung um den Turm zu durchdringen. Faramir zählte nicht weniger als sechs Olifanten. Zwei davon lagen weit vom Turm entfernt, aber die anderen vier hatten es bis zum Turm oder zumindest in dessen unmittelbare Nähe geschafft. Dadurch dass sie von Kriegern zu Fuß und zu Pferde flankiert worden waren, war es für die Soldaten Ithyliens ein hartes Stück Arbeit gewesen, sie alle zu Fall zu bringen. Die Olifanten waren nun niedergestreckt und allmählich lichtete sich das Kampfgetümmel, woraus Faramir schloss, dass die Haradhrim zu Pferde und zu Fuß besiegt waren. Dennoch konnte er sich nicht entspannen. Zitternd drehte er sich zu Eómer um, dessen Gesicht bleich war. Dieser schüttelte stockend den Kopf, brachte jedoch kein Wort heraus. Mühsam holte Faramir Luft und drehte sich wieder um, suchte die Gestalten dort im Kampf nach einer ganz bestimmten ab… Vier Reiter lösten sich vom Kampf und kamen direkt auf den Baum zu, der den beiden jungen Hobbits als Versteck diente. Die Freunde kletterten rasch hinunter, als sie erkannten, dass es sich bei den Reitern um die fünf Ringgefährten handelte – Gimli hinter seinem Elbenfreund sitzend. Merry und Pippin sprangen von ihren vor Erschöpfung zitternden Ponys und schlossen ihre Söhne stürmisch in die Arme. „Vater…“ Faramirs Stimme war ein klägliches Krächzen. „Goldi… wir haben sie aus den Augen verloren… Habt ihr… habt ihr…“ Ihm versagte die Stimme. Die Panik schnürte ihm die Kehle zu. Behutsam schüttelte Pippin seinen Sohn an beiden Schultern. „Wir machen uns auf die Suche. Sie ist ein cleveres Mädchen, sicher hat sie sich ein gutes Versteck gesucht.“ Doch in Pippins Augen erkannte Faramir Angst. Nicht anders verhielt es sich bei den übrigen Ringgefährten. Faramir und Eómer saßen hinter ihren Vätern auf und sie ritten zurück zum Kriegsschauplatz, wo Bergil und Fürst Faramir bereits Anweisungen gaben, um die Ordnung wieder herzustellen. Auf ihr Geheiß hin waren Soldaten beschäftigt, ein notdürftiges Lazarett einzurichten, in welches verwundete Kameraden gebracht wurden. König Aragorn glitt aus dem Sattel, um bei der Versorgung zu helfen. Auch die übrigen Ringgefährten stiegen ab und verteilten sich, um nach Goldfranse zu suchen, nachdem sie sicher gegangen waren, dass diese sich nicht unter den bereits geborgenen Verletzten befand. Sie gingen zu zweien: Legolas und Gimli, Merry und Pippin und schließlich Faramir und Eómer. Faramir zitterte am ganzen Körper, während sein Blick mal hierhin, mal dorthin zuckte. Der Anblick der Toten und Verwundeten hätte Faramir gewiss auch unter normalen Umständen erschüttert, aber jetzt war es die reinste Qual. In jedem toten Körper befürchtete er, Goldfranse zu erkennen. Ihm entfuhr ein gequälter Schrei, als er neben sich goldene Locken im Licht des Sonnenuntergangs aufblitzen sah. Im Nu war er neben seiner leblosen Kindheitsfreundin und drehte sie herum. Die linke Gesichtshälfte war garstig geschwollen und an der Schläfe war eine Platzwunde. Ansonsten schien Goldfranse unverletzt, doch als er sie in seine Arme ziehen wollte, stöhnte sie gepeinigt. Eómer schob vorsichtig ihr Hemd ein Stück nach oben. Die linke Seite begann bereits, sich zu verfärben. Anscheinend hatte das Mädchen einen harten Stoß gegen die linke Körperhälfte hinnehmen müssen, vielleicht von einem der großen Schilde, die die Haradhrim führten. Faramir war wie gelähmt vor Sorge und so war es Eómer, der die Initiative ergriff und den Umhang eines Haradhrim-Hauptmanns löste. Er breitete den roten Stoff neben Goldfranse aus und stieß dann Faramir an, was diesen endlich aus seiner Starre riss. Unendlich behutsam legten sie Goldfranse auf den Umhang, dann ergriffen sie jeder zwei Enden und trugen ihre Freundin auf dieser provisorischen Bahre zum Lazarett. Merry und Pippin schlossen zu ihnen auf. Faramir spürte den festen Druck der Hand seines Vaters auf der Schulter und ein Ende des Umhangs wurde ihm abgenommen. Merry rief irgendetwas und jemand rief einen Befehl. Um die Hobbits herum entstand viel Bewegung. Faramir achtete gar nicht darauf. Sein Blick war unverwandt auf Goldfranse gerichtet. Jemand hob sie vorsichtig auf ein Bettgestell und Faramir wurde daneben auf einen Hocker gedrückt. Er griff nach Goldfranses Hand, schloss sie in beide Hände, strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie war warm, was Faramir etwas Ruhe gab. Hinter sich spürte er Eómer und seinen Vater. Dann tauchte König Aragorn auf. Er hatte seine Lederrüstung abgelegt und die Ärmel seines fein gearbeiteten Leinenhemdes hochgekrempelt. Während er noch neben Goldfranses Bett in die Hocke ging, wischte er sich die Hände mit einem Tuch ab. Zunächst strich er behutsam über das malträtierte Gesicht seiner Patientin, dann legte er ein Ohr auf ihren Brustkorb. Verständnisvoll lächelnd richtete er sich wieder auf. „Ich kann keine Gefährdung ihres Lebens feststellen, also solltet ihr jetzt gehen, damit ich sie untersuchen kann.“ Faramir folgte dem behutsamen Druck der Hände seines Vaters und verließ den Winkel des Lazaretts, der in aller Eile für das Mädchen mit Decken abgegrenzt worden war, um die Diskretion zu wahren. Erst als er wieder im Freien stand und kühle Nachtluft im Gesicht spürte, kamen Faramir Tränen der Erleichterung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)