Den Ärger wert von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 7: Eröffnungen ---------------------- "Und du glaubst, sie kommt?" "Klar!“, strahlte ich Kyubi mitten ins skeptische Gesicht. "Wieso sollte sie nicht?" Er zuckte die Schultern. "Vielleicht, weil sie bisher jeden deiner Versuche, sie uns vorzustellen, abgeblockt hat?" "Was meinst du? Sie kennt inzwischen Sakura-chan, Tenten und dich." "Sakura war ein Zufall, Tenten hast du ihr aufgedrängt und ich kannte sie schon vor dir." "Kannte... Von wegen! Für einen Kerl hast du sie gehalten!", rief ich ehrlich empört und fast schon persönlich beleidigt, woraufhin er seufzte. "Wie du meinst. Ich würde dir nur raten, dich nicht zu sehr anzubiedern, sonst läuft sie dir nämlich doch noch weg." "Was ist dein Problem? Ich bin die Zurückhaltung in Person!" Er warf mir einen amüsierten Blick zu, ehe er seine benutzte Sportkleidung halbwegs ordentlich in seine Tasche stapelte. Wir waren in einem Sportzentrum, das einem Freund von Kyubi gehörte, und hatten bis vor kurzem Tennis gespielt. Ich war nicht besonders gut gewesen, aber das war ich selten auf den ersten Schlag. Wir hatten schon länger vorgehabt, mal ein Match zu wagen, und heute hatte es sich, nachdem die Prüfungen vorbei waren, zum ersten Mal ergeben. Mit etwas Übung würde ich sicher auch das hinbekommen und ich hatte mir fest vorgenommen, das Beste aus mir rauszuholen. Ob es nach dieser Aneignung der Grundkenntnisse noch weitere Tennisstunden geben würde, hatte ich noch nicht entschieden, denn ich war mir nicht sicher, ob es genug Spaß dafür machte. "Ich meine ja nur...", setzte Kyubi das Gespräch nach kurzer Pause, in der ich meine Klamotten in meinen Beutel gestopft hatte, fort. "Dass du so Hals über Kopf in sie verknallt bist, dass du dazu neigst, sie zu etwas zu machen, dass sie womöglich gar nicht ist." "Ich bin nicht...!", setzte ich an, brach aber ab, als mir klar wurde, dass es zwecklos war. Ich war so sehr Feuer und Flamme für Sasuke dass es wäre, als wolle man ein Buschfeuer ignorieren, wenn man es nicht bemerken wollte. "Na schön, wie du meinst. Und zu was mach ich sie deiner Meinung nach?" "Zu der Richtigen." Ich sah ihn lange schweigend an, denn für Kyubi war dieses Wort etwas Großes. Er war ein Spieler - Aber nicht die übliche Art, die eine Frau nach der anderen abspeiste, am besten noch mehrgleisig fuhr und die Mädchen wie Dreck behandelte. Es war mehr, als würde er Jagd machen, und zwar auf genau die eine Frau, von der er jetzt behauptete, Sasuke könne es für mich sein. Er wollte etwas Endgültiges, an das er sich binden konnte, und er einzige Grund, warum er bisher nicht bei seinen Partnerinnen geblieben war, war der, dass er eben noch nicht gefunden hatte, was er suchte. "Und was, wenn sie genau das ist? Dann wär ich mein Leben lang unglücklich, weil ich nicht alles versucht hätte." Kyubi schwieg zweifelnd als wir die Umkleiden verließen, und ich wusste, dass ich stur war wie alle anderen Verliebten - Außer Sasuke vielleicht, aber die wusste ja noch nicht mal, dass sie verliebt war. Aber soweit ich wusste, war außer dem liebeskranken Mann aus ´Die Leiden des jungen Wärters` noch niemand am Verliebtsein gestorben, deshalb sah ich das nicht so eng. Und selbst wenn ich mir zu viel Mühe mit Sasuke gab war mir das immer noch lieber, als es zu wenig zu versuchen. Sie war jeden Aufwand wert, den man sich um sie machte, selbst wenn man als Ergebnis nur ihre Freundschaft bekam. Meine anfängliche Besessenheit hatte sich gelegt und war einer beständigen Bewunderung gewichen. Im Gegenzug war Sasuke entspannter in meiner Gegenwart und ließ es zu, dass wir uns öfter sahen. So hoffte ich, sie würde zur Eröffnung von Inos Laden kommen, zu der ich sie später einzuladen gedachte. Kyubi hatte schon Recht, gegen den Kontakt zu meiner Clique hatte sie sich bisher gesträubt, aber ich war fest entschlossen, sie den Leuten vorzustellen, eine Bemühung, die inzwischen alle mit Amüsement verfolgten. Sie waren derartige Begeisterungsfähigkeit von mir zwar gewöhnt, aber normalerweise eher in Bezug auf neue Sportarten, Videospiele oder mein Motorrad. Das einzige Mädchen, das bisher derartige Ehrerbietung von mir erfahren hatte, war Sakura und die schien jetzt nicht so recht zu wissen, ob es ihr gefiel, dass sie die Position los war. "Vermutlich würdest du nicht mal merken, dass sie es gewesen ist. So, wie ich dich kenne, würdest du dich in ein paar Monaten neu verknallten - Oder es wieder bei Sakura versuchen. Und irgendwann würdest du ein nettes Mädchen finden, sie heiraten, Kinder bekommen und gar nicht mehr an Sasuke und die Möglichkeit denken, dass sie an deiner Seite hätte sein sollen." "Nah, ich weiß nicht, Mann." Lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Ich weiß nicht. Dieses Mal ist es irgendwie... Anders." "Sasuke ist anders." "Ja.", stimmte ich zu und hörte selbst die Zuneigung aus meiner Stimme. Ok, vielleicht war ich ihr gegenüber doch noch nicht so abgeklärt, wie ich gedacht hatte. Inzwischen hatten wir den Platz bezahlt und waren auf dem Weg nach draußen. Der Parkplatz vor der Sportanlage war voll, aber Kyubi hatte ein Plätzchen gefunden, sodass wir nicht lange laufen mussten, bevor wir unsere Taschen in den Kofferraum seines kleinen Wagens verstauen konnten. Ich quetschte mich an dem Auto neben seinem vorbei und ließ mich schnaufend auf den Beifahrersitz plumpsen. Kyubi schüttelte nur lachend den Kopf. "Jetzt tu nicht so erschöpft. Wann geht´s heute Abend noch mal los?" "Äh... Keine Ahnung, warte kurz." Ich sah auf mein Handy, um in unserer WhatsApp-Gruppe nachzulesen, wann die Eröffnungsfeier heute Abend beginnen würde. Kyubi war zwar auch Mitglied, aber dank seiner Abneigung Handys und schriftlicher Kommunikation gegenüber fast nie aktiv. "Um sechs. Und wir sollen alle wen mitbringen." "Mhm... An der Eigenwerbung scheitert es bei Ino nicht." "Nee, wirklich nicht. Ihre ganze Facebook-Seite ist voll von ihrer eigenen Promotion und sie liked jeden Tag die Beiträge, die sie auf der Seite von ihrem Laden veröffentlicht." "Furchtbar." "Wieso? Wenn es ihr hilft." "Die Leute abonnieren die Seite doch nur wegen der halbnackten Bilder, die Ino von sich hochgeladen hat. Was sie meiner Meinung nach nicht hätte tun sollen." Ich zuckte die Schultern. "Sie ist schön und die Bilder zeigen ja nichts Anzügliches." "Irgendwann kriegst du noch nen Orden dafür, dass du der einzige nicht schwanzgesteuerte Mann auf Erden bist." "Mein Schwanz steuert mich halt nicht zu Ino.", grinste ich und wechselte dann das Thema, weil wir uns in dieser Sache wohl nicht mehr einig würden: "Kannst du mich bei der Uni rauslassen?" "Musst du arbeiten? Ich dachte, du triffst dich mit deiner Angebeteten." "Sie ist nicht... Ach, Scheiß drauf. Ja, wir treffen uns an so ner Schwimmhalle, in die sie immer geht. Ist ganz in der Nähe vom Campus und ich muss noch kurz ins Café, den Arbeitsplan für nächste Woche holen." "Ist klar." Den Rest des Weges redete vorrangig ich und Kyubi kommentierte mit "Hm." und "Ach so?", was sein Desinteresse ausdrückte, mir aber relativ egal war. Ich hatte noch nie Zuhörer gebraucht, um zu sprechen. Vor der Universität verabschiedeten wir uns, ich ließ meine Sportsachen in seinem Auto und joggte schnell zu meiner Arbeitsstelle, um nicht zu spät bei meinem Treffpunkt mit Sasuke zu sein. Sie war noch nicht vor dem Schwimmbad, als ich dort ankam. Einmal mehr fragte ich mich, warum sie ausgerechnet hierher ging. Die Gegend war heruntergekommen und bei Dunkelheit wahrscheinlich gefährlich, außerdem hatte das Gebäude etwas von einem faulenden Zahn. Vermutlich würde es bald abrissreif sein. Als sie die Badeanstalt verließ, sah ich Sasuke sofort ihre schlechte Laune an, trotzdem winkte ich ihr lächelnd zu. "Hey! Was ist los?" "Ich habe ein Kleid wiederbekommen, das ich hier vergessen hatte." "Ok...?", fragte ich etwas verwirrt. "Ist das nicht gut?" Sie warf mir einen eisigen Blick zu. "Ich vergesse Sachen nur mit Absicht." "Aaaah... Häh?" Sasuke verdrehte die Augen. "Ich wollte das Ding nicht mehr haben.", erklärte sie dann direkt. "Ach so. Wieso das denn? Zeig mal her." Ich war verwunderter darüber, dass Sasuke überhaupt Kleider besaß, als darüber, dass sie sie mit Absicht liegen ließ. Und als sie das Kleidungsstück aus ihrer Tasche kramte, wusste ich auch, wieso sie es nicht hatte haben wollen. Es war nicht unbedingt hässlich, aber es passte einfach nicht zu Sasuke mit seiner grünen Bonbon-Farbe, den Rüschen und dem mädchenhaften Schnitt und ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich sie mir in dem Kleidungsstück vorstellte. "Es ist... Außergewöhnlich." "Haha." Sasuke verdrehte die Augen und ging auf den nächstbesten Mülleimer zu, aber ich hielt sie auf. "Hey, warte mal, das muss doch auch nicht sein. Wenn du es nicht willst, kannst du es ja einer von meinen Freundinnen geben. Erinnerst du dich an Sakura-chan? Du weißt schon, die, der wir letztens vor dem Motorradgeschäft begegnet sind." Sasuke hatte mich in den Laden begleitet, weil ich mir einen zweiten Helm gekauft hatte, damit ich nicht immer ohne Kopfschutz fahren musste, wenn ich einen Beifahrer hatte. Das passierte, seit ich Sasuke kannte, nämlich erfreulich oft. Auf meinen auffordernden Blick hin nickte Sasuke. "Ich erinnere mich." "Super! Der würde sowas gefallen und sicher auch stehen." "Aha." Sie zögerte, hielt mir den verknuddelten Stoffhaufen dann aber hin. "In Ordnung, biete es ihr an." "Oh, mach das doch heute Abend selbst." Sie verengte misstrauisch die Augen, als wir das Bücher-Café - Dessen Namen ´Kaffee Satz` ich mir inzwischen endlich gemerkt hatte - Betraten und von einer hübschen brünetten Bedienung empfangen wurden. Wir bestellten Kuchen und gingen ins Obergeschoss. Ausnahmsweise waren die beliebtesten Plätze des Ladens, die an der großen Fensterfront, frei und ich setzte mich, während Sasuke die neuen Bücher durchforstete. Durch die verdunkelte Scheibe fiel warmes Sonnenlicht und ich schloss genüsslich die Augen, während ich wartete. "Entschuldigung?" Die freundliche Stimme ließ mich aufblicken und ich lächelte, als ich die Kellnerin sah, die ihr Tablett noch etwas unsicher in Händen hielt. "Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid." "Hab nich geschlafen.", beruhigte ich sie freundlich und half ihr dabei, Teller und Tassen auf dem Tisch zu verteilen. "Du bist neu hier, oder?" "Ja... War ich arg langsam?" Ich schüttelte rasch den Kopf. "Nein, überhaupt nicht. Sasukes kleiner Verehrer - Der andere Kellner, Akira - Ist auch nicht schneller." Überraschenderweise verdüsterte sich das zuvor so freundliche Gesicht bei diesen Worten etwas. "Verehrer?" "Er redet Unsinn.", mischte Sasuke sich ein, die gerade mit einem Stapel Bücher auf den Armen zu uns getreten war. Sie stellte ihre Fracht behutsam ab und sah die andere Frau gelassen an. "Hören Sie nicht auf ihn." "Ach so? Nun... Gut. Wenn noch etwas ist, sagen Sie Bescheid.", erklärte die Bedienung mit frisch zurück erlangter professioneller Freundlichkeit und zog sich dann ins Erdgeschoss zurück. Seufzend ließ sich Sasuke mir gegenüber nieder und sah mich missmutig an. "Akira hat jetzt eine Freundin, hat er mir letztens erzählt. Ich nehme an, das war sie." "Oh.", machte ich verdutzt und wurde dann rot. "Oh! Das wollte ich nicht, ich hab doch nur..." "Du solltest wirklich mal in Betracht ziehen, erst zu denken und dann zu reden." Sasuke nahm das oberste Buch von ihrem Stapel und balancierte es geschickt auf den überschlagenen Beinen. Dann griff sie nach ihrer Tasse schwarzen Kaffees und schlug die erste Seite des Romans auf. Beim Lesen kniff sie immer ein wenig die Augen zusammen, weil sie eigentlich eine Brille bräuchte, diese aber nicht tragen wollte. Ihre Kleidung ließ zwar nicht unbedingt darauf schließen, aber eigentlich war sie ziemlich eitel, das hatte ich schon lange bemerkt. "Woher hätte ich denn wissen sollen, dass der jetzt ne Beziehung hat? Hättest ja auch mal was sagen können.", murrte ich. "Es geht dich nichts an.", entgegnete Sasuke, ohne von ihrem Buch aufzusehen. "Ich habe es dir nur jetzt gesagt, weil die Situation es nötig gemacht hat." "Pf, du Situationskomiker." Sasuke antwortete nicht, aber ihr Mundwinkel wanderte in wenig nach oben und alleine das reichte, um mich ihre schroffe Art verzeihen zu lassen. Seit ich sie kannte, war ihr Haar etwas länger geworden, was ihr gut stand. Gerade spielte sie mit einer dunklen Strähne, während sie versunken in dem Buch blätterte. Ich betrachtete weiterhin ihr schönes Gesicht, während ich abwesend meinen Kuchen aß. "Naruto?" Ich zuckte zusammen und richtete mich auf. "J-ja?" Sie blickte unter dem Vorhang ihres Ponys zu mir herüber, was ihr ein irgendwie bedrohliches Aussehen verlieh. "Hör auf zu starren." Ich wurde rot, was mich aber nicht von einem Grinsen abhielt. "Ich starre nicht - Ich betrachte." "Wie auch immer du es nennen willst, hör auf damit." "Hehe, schon gut, sorry.", lächelte ich entschuldigend, um dann rasch das Thema zu wechseln: "Sag mal... Was machst du heute Abend? Und erzähl mir nicht, du musst dich auf dein übermäßig wichtiges Praktikum vorbereiten; Es ist Samstagabend und du kannst mir nicht erzählen, dass du heute noch nichts gemacht hast und morgen hast du auch noch Zeit.", widersprach ich schon mal ihrer Standardausrede. Sasuke sah für einen Moment beleidigt, dann eher skeptisch aus. Sie klappte das Buch zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was willst du?" Ich strahlte alleine schon, weil sie sich anhörte, was ich zu sagen hatte. "Ich hab dir doch erzählt, dass eine Freundin von mir einen Blumenladen eröffnet - Und die Feier ist eben heute Abend ab sechs." "Ist das nicht spät für einen Blumenladen?" Ich zuckte die Schultern. "Weiß nicht, Ino wollte das eben so. Jedenfalls hat sie gesagt, wir sollen alle Freunde und Verwandte mitbringen und es wäre voll cool, wenn du dir das mal ansehen würdest." "Voll cool?", wiederholte sie, amüsiert über die Wortwahl. "Nargh, ist doch egal. Jedenfalls...! Du kannst ja auch ein paar von deinen Freunden mitbringen, wenn du meinst, dass du dich mit meinen Leuten langweilst... Obwohl ich natürlich den ganzen Abend über nicht von deiner Seite weichen werde." Ich wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, woraufhin Sasuke nur die Augen verdrehte. "Blumen... Klingt ja super.", sagte sie sarkastisch. Vermutlich um sich Bedenkzeit zu verschaffen stellte sie ihre Tasse auf ihren inzwischen leeren Kuchenteller und sortierte die Gabel ordentlich daneben. Dann seufzte sie und sah mich an. "Ich mag keine Blumen. Die sind nicht nur kitschig, sondern gleichzeitig langweilig." "Da bist du aber das einzige Mädchen, das so denkt... Hätte mir eigentlich schon klar sein müssen.", entgegnete ich und ließ keinen Zweifel daran, dass das Thema damit für mich noch nicht beendet war. "Du wirst sowieso nicht aufgeben, oder?" Ich grinste. "Nein! Ich meine, warum auch? Es ist nur eine Feier - Dauert bestimmt nicht lange und es gibt gratis Essen. Das kann doch gar nicht schlecht sein!" "Für dich vielleicht." Langsam deprimierte mich ihre abweisende Art, weil ich sie nicht verstand. "Warum sträubst du dich denn so sehr?" Sasuke zuckte die Schultern. "Ich mag solche Veranstaltungen einfach nicht.", erklärte sie und stand auf. "Komm, wir gehen." Folgsam erhob auch ich mich und ging mit ihr nach unten, um die noch immer etwas reserviert wirkende Kellnerin zu bezahlen. Ich durfte Sasuke nicht einladen, damit ich auch ja nicht auf die Idee käme, unser Treffen könnte ein Date gewesen sein, aber damit hatte ich mich inzwischen schon abgefunden. Auf dem Weg nach draußen nahm ich unser Gespräch wieder auf: "Jetzt mal im Ernst; Wann warst du zuletzt auf der Eröffnung eines Ladens?" "Öfter, als du denkst." Sie klang wenig begeistert und sah mit sturem, kühlem Blick geradeaus. Als sie meine Neugierde spürte, erklärte sie: "Mein Vater hat viele Geschäftspartner und Bekannte, auf deren Feiern er sich sehen lassen muss. Natürlich müssen seine Kinder auch mitkommen." "Was macht dein Vater eigentlich?", erkundigte ich mich, nicht zum ersten Mal, aber diesmal antwortete Sasuke überraschender Weise nicht ausweichend. "Er besitzt eine Firma, die Insektizide und Wachstumsmittel für Pflanzen auf gentechnischer Basis herstellt." Ich stieß einen leisen Pfiff aus. "Wow... Klingt nach ner Menge Kohle - Und irgendwie korrupt, wenn du verzeihst.", lachte ich ein wenig verunsichert und sie stieß ein sarkastisches Schnauben aus. "Besonders begeistert scheinst du auch nicht.", fügte ich vorsichtig hinzu. "Sagen wir es so; Ich würde keine Lebensmittel kaufen, die mit dem Zeug behandelt sind." "Mhm... Bist du so ne Bio-Tante? Siehst gar nicht so aus." Sasuke verdrehte die Augen und knuffte mich gegen die Schulter. "Idiot." "Hehe... Aber wir sind vom Thema abgekommen." - Das passierte uns oft - "Kommst du jetzt mit? Sag ja! Biiiiiiitte!", bettelte ich mit meinem besten Hunde-Blick. Sasuke sah mich lange schweigend an. Sie würde es natürlich niemals zugeben, aber ich wusste, dass sie diesem Blick nicht widerstehen konnte - Das konnte niemand. Jedenfalls war mir klar, dass ich bekommen würde, was ich wollte, als sie langgezogen seufzte. "Du bist eine Nervensäge." "Und du bist die Beste!", flötete ich gut gelaunt und konnte dem Impuls, sie in die Arme zu nehmen, nur nachgeben. Sasuke verspannte sich so plötzlich, dass ich mich richtig erschrak. Sie wehrte sich nicht, sondern stand nur da wie eine Salzsäule, auch, als ich sie rasch losließ und entschuldigend die Hände hob. "Tut mir leid, ich wollte nicht..." "Schon ok." Sie ließ die Haare vors Gesicht fallen, trotzdem merkte ich, wie sich ihre Brust unter dem blau karierten Shirt, das sie trug, schnell hob und senkte. "Ist ok." Ich fühlte mich hilflos und schuldig, als sie mit einem tiefen Atemzug ihr Zittern niederzwang und den Blick wieder hob. "Wo soll das nachher stattfinden?" "Sasuke, ich..." "Sag mir einfach die Adresse, Naruto.", verlangte sie, weil sie glaubte, stark sein zu müssen. Niedergeschlagen sagte ich ihr, was sie wissen wollte, und brachte sie aus alter Gewohnheit zum Bahnhof. Außerdem musste ich selbst Bahn fahren, weil Kyubi, mein Taxi, mich ja verlassen hatte. Es herrschte eine seltsame Stimmung, weil Sasuke nicht gut darin war, gute Laune zu suggerieren und ich selbst bedrückt war. Ich verstand einfach nicht, wieso sie so negativ auf Berührungen reagierte und ob es nur an mir lag, oder ob sie Körperkontakt in seiner Gesamtheit nicht mochte. Wenn ja, warum? Ich selbst war ein Mensch, der anderen gerne nah war. Vielen meiner Freunde war das zu viel; Die Männer standen nicht auf Kuscheln und die Mädchen fühlten sich dadurch bedrängt, aber ich meinte es gar nicht so. Ich zeigte so einfach nur meine Zuneigung, nichts weiter. Bei Sasuke ging meine Zuneigung zugegebener Maßen weiter als Freundschaft, aber ich hatte akzeptiert, dass sie das eben nicht wollte, aber ich hatte ihr ja versprochen, sie mit meinen Gefühlen in Ruhe zu lassen. Und sie glaubte mir, das wusste ich, sonst würde sie sich nicht mehr mit mir treffen. Aber warum dann diese Panik? Ich war deprimiert, als ich nach Hause kam, hatte aber nicht wirklich Zeit, mich über den Vorfall zu grämen. Tsunade drängte mich zur Eile, also sprang ich unter die Dusche, schlüpfte in frische Jeans und ein schwarzes Shirt und zog ein oranges Hemd über. Meine Großeltern warteten bereits im Wohnzimmer, Tsunade im tief ausgeschnittenen, grünen Leinenanzug, Jiraiya in dunklen Hosen und rotem Hemd, eine Kombination, die seiner Frau offenbar nicht zusagte. "Du siehst aus wie ein Zuhälter.", sagte sie gerade. Damit hatte sie sogar ein bisschen Recht, aber wir hatten jetzt keine Zeit, eine Modenschau abzuziehen, also stiegen wir in den Wagen der beiden und machten uns auf den Weg. Ich war nervös, immerhin war das das erste Mal, dass meine Familie Sasuke zu Gesicht bekam, nachdem ich so lange von ihr geredet hatte. Außerdem war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob sie überhaupt kommen würde, nachdem unser Treffen so ein seltsames Ende genommen hatte. Aber als ich mein Handy checkte, hatte ich keine Nachricht von ihr, und es wäre nicht ihr Stil, einfach so fernzubleiben. Vor dem Laden gab es bereits keine Parkplätze mehr, also musste Jiraiya den Wagen beim nahegelegenen Bahnhof abstellen. Auf dem Weg beschwerte Tsunade sich über das Kopfsteinpflaster, das der Tod für ihre teuren Highheels sein würde, wie sie düster ankündigte. Mein Großvater und ich warfen uns nur amüsierte Blicke zu und er legte den Arm um ihre Taille, um ihr zu helfen. Vor dem Laden waren bereits einige Leute versammelt, die sich alle für den Besuch eines Blumenladens ungewöhnlich schick gemacht hatten. Ino selbst, die von ihrem Posten neben der Tür auf uns zugeeilt kam, um uns zu begrüßen, trug ein weißes Kleid mit lilanen Streublumen darauf und hatte die langen Haare in weiche Locken gedreht. Jiraiya küsste ihre Hand. "Du siehst bezaubernd aus. Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung deines Ladens." "Danke, ich hoffe, es wird ein Erfolg.", antwortete sie ein wenig nervös. "Nun, mich hast du schon mal als Kunden, wenn ich mal wieder ein Entschuldigungs-Geschenk brauche.", lächelte er beruhigend, woraufhin seine Frau schnaubte. "Dann ist dein Umsatz schon mal gesichert, Ino." Die frischgebackene Ladenbesitzerin lachte. "Da bin ich ja erleichtert! Es freut mich, dass Sie gekommen sind, Frau Doktor." Zufrieden damit, derart hervorgehoben worden zu sein, nickte Tsunade und wandte sich ab, um das Ladeninnere zu betrachten und andere Leute zu begrüßen, die sie kannte. Jiraiya und Ino plauderten noch etwas - Er redete gerne mit schönen, jungen Frauen - Und ich ließ die beiden stehen, als ich Kyubi hinter einem gusseisernen Regal voller Blumen lungern sah. "Was stehst du hier so gruselig rum?", begrüßte ich ihn lächelnd. "Oh, ich warte darauf, dass dein Phantom vorbei kommt. Ich habe befürchtet, sie würde weglaufen, wenn man zu zudringlich ist." Ich schlug ihn gegen die Schulter. "Arsch! Sie hat gesagt, sie kommt, ok?" Er stieß einen spöttisch-beeindruckten Pfiff aus. "Ach? Nicht schlecht! Vielleicht wird in zehn Jahren ja doch noch was aus euch." "Haha, sehr lustig.", erwiderte ich mürrisch. "Ich lade dich dann nicht zu unserer Hochzeit ein." "Du heiratest?", mischte sich jemand ins Gespräch ein. Kiba grinste mich an. "Das ging ja schnell nach dem ewigen Single-Dasein! Wer ist die Unglückliche?" Er und Kyubi gaben sich die Hände und grinsten sich verschwörerisch an. Seit Kiba eine Freundin hatte, hing er nicht mehr so oft mit uns rum, aber früher hatten wir oft ganze Wochenenden zusammen vor der Play Station verbracht. Eigentlich war das keine gute Idee, weil die beiden sich immer gegen mich verschworen und mich dauernd aufzogen, aber an sich war es schon witzig mit ihnen. "Er hofft immer noch auf Sasuke.", erklärte mein bester Freund gerade dem Neuankömmling. "Ach, das Phantom? Na, viel Glück!" "Alter, wer hat den Namen eingeführt? Hört auf, sie so zu nennen!", beschwerte ich mich, doch sie lachten nur, also wechselte ich das Thema. "Wo hast du eigentlich deine bessere Hälfte gelassen, Köter? Sonst sieht man dich ja nicht mehr ohne Mädchen unterm Arm." Auf das Gesicht meines Freundes trat flüchtig ein abweisender Ausdruck, doch dann zeigte er wieder die großen Zähne und sah sich suchend um. "Keine Ahnung, wahrscheinlich ratscht sie mit den anderen Mädels oder ihr Cousin hat sie mit Beschlag belegt." Er verdrehte die Augen; Von seinem Schwager im Spe hielt er nicht besonders viel. "Ich geh sie mal suchen und Hallo sagen.", erklärte ich in der Erwartung, die beiden würden hier bleiben, aber Kiba lief mir nach und auch Kyubi schlenderte in den Laden, der mit den Eltern einiger Freunde, ein paar Fremden und dem Buffet gerappelt voll war. Ganz, wie es Inos Konzept entsprach, erinnerte das Ladendekor an den Garten Eden mit den üppigen Bouquets, Sais farbenprächtigen Wandmalereien und den hübsch angerichteten Deko-Ideen auf den Wandregalen. Hinter der Kasse entdeckte ich einen pinken Haarschopf und steuerte auf ihn zu. Sakura war fleißig damit beschäftigt, Kundenwünsche und Zahlungen entgegen zu nehmen, sodass sie nicht wirklich dazu kam, mit Tenten und Hinata zu plaudern, die mit Inos Mutter in der Nähe standen. Wir umarmten die Mädchen und begrüßten Mrs. Yamanaka höflich, dann redeten wir etwas über den Laden und den enormen Andrang, der gerade herrschte, obwohl noch nicht mal das Ladenschild enthüllt worden war; Das wollte Ino später machen, wenn alle Freunde und Verwandte da waren, die zu dem kleinen Empfang eingeladen waren. Irgendjemand organisierte uns Prosecco und Trauben-Käse-Spießchen vom Buffet und wir landeten im Hinterzimmer, wo mehrere Blumensträuße und bepflanzte Gießkannen als Reserve für den Verkauf gelagert wurden. Es war eine gemütliche Runde, die durch das Lachen und die Stimmen aus dem Laden untermalt wurde. Trotzdem wurde ich zunehmen nervös, als sechs Uhr kam und ging - Und keine Sasuke zu sehen war. Schließlich trennte ich mich von den anderen, um zu sehen, ob sie im Laden oder davor war, aber ich konnte sie nicht finden. Deprimiert lehnte ich mich an die Hauswand und sah auf mein Handy, auf dem tatsächlich eine Nachricht von ihr war. » Komme etwas später. « Nun, das wäre ja ok, aber jetzt war es bereits fast halb sieben und ich kannte Sasuke als einen mehr als pünktlichen Mensch. Mürrisch steckte ich mein Telefon weg und stierte die Straße hinunter in der Hoffnung, eine schwarze Stachelfrisur zu erblicken. Mein Tun wurde unterbrochen, als Sakura, die sich offenbar vom Verkauf hatte loseisen können, mich ansprach: "Na, was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" Ich nahm das Würstchen im Schlafrock, das sie vom Buffet mitgebracht hatte und mir anbot, und schob es mir im Ganzen in den Mund. "Ach, eine Freundin hatte gesagt, sie würde vorbei schauen und ist noch nicht aufgetaucht..." "Eine Freundin?", fragte sie verwirrt, doch dann wechselte ihr Gesichtsausdruck schnell von wissend zu verlegen. "Du hast Sasuke-kun eingeladen..." "Ja. Aber mach dir nichts draus, sie wird es schon keinem erzählen." Trotz meines Versuchs, sie zu beruhigen, schoss Sakura mir einen bösen Blick zu. "Ich hoffe, das hast du auch nicht vor, sonst wird es das letzte sein, was du jemals jemandem erzählt hast." "Schon ok, ich bin brav!", grinste ich trotz der berechtigten Angst um mein Leben. Sakura hatte nämlich, als sie Sasuke kennenlernte, diese für einen Mann gehalten - Einen äußerst Attraktiven noch dazu. Mit einer interessanten Mischung aus Amüsement und Eifersucht hatte ich ihren Annäherungsversuchen zugesehen, die jedoch leider fruchtlos blieben und darin endeten, dass Sasuke ihre Geschlechtszugehörigkeit offengelegt hatte. Seitdem machte ich mich jedes Mal über Sakura lustig, wenn ich sie sah, aber ich hielt eisernes Schweigen den anderen gegenüber. Zumindest die Frage, ob Sasuke homosexuell war, war dadurch geklärt, denn das hatte ich auch schon befürchtet, nachdem sie meine Annäherungsversuche so nachhaltig abgeschmettert hatte. Andererseits könnte es natürlich auch sein, dass Sakura einfach nicht Sasukes Typ war, selbst wenn sie auf Frauen stand. Die beiden Mädchen hatten sich seit dem zufälligen Treffen am Bahnhof nicht mehr gesehen, sodass Sakura sich jetzt halb interessiert, halb verlegen nach Sasuke umsah. "Glaubst du denn, sie kommt überhaupt noch? Ich meine, die offizielle Feier endet ja gleich." "Ich hab ihr nicht gesagt, dass der zweite Teil des Abends eigentlich nur für Familie und Freunde gedacht ist. Außerdem hat Ino sicher nichts dagegen." Sie sah mich skeptisch an, doch dann wich ihr Blick ab und richtete sich auf etwas hinter mir. "Ist das nicht dein Phantom?" "Nenn sie nicht so.", antwortete ich mechanisch und bereits im Umdrehen begriffen. Meine Augen glitten über die mir bekannten Leute, die allesamt ein teures Auto und das attraktive Pärchen davor angafften. Kurz blieb mein Blick an dem weiblichen Teil des Gespanns hängen - Ein ungewöhnlich hübsches Ding - Dann huschten sie weiter auf der Suche nach Sasukes mir so vertrauten griesgrämigen Gesicht. Dann erstarrte ich und drehte langsam, ganz langsam, den Kopf zurück, als ich erkannte, dass die junge Frau nicht nur hübsch, sondern wunderschön war - Und vor allem, dass es sich bei ihr um Sasuke handelte. Ich wusste nicht, was sie mit ihren Haaren gemacht hatte, aber sie schimmerten bläulich, wo die Abendsonne sie traf. Sie hatte die langen Pony-Fransen zu einer Art Welle nach hinten über den Kopf gedreht wie in den fünfziger Jahren, den Scheitel tief über dem Ohr gezogen und die Haare, die ihr sonst wild vom Hinterkopf abstanden, offenbar geglättet, denn jetzt fielen sie ihr glänzend über die schmalen Schultern. Sie trug einen dunkelblauen Blazer mit hochgekrempelten Ärmeln über einer hellblauen Bluse. Ihre Beine wirkten in den grauen Jeans unendlich lang, was noch durch die Absätze ihrer graublauen Schuhe betont wurde. Ich hatte sie noch nie in einem so weiblichen Outfit gesehen und starrte sie offen an - Genauso wie der Rest der anwesenden Männer. Die Damen fixierten sich eher auf den Mann hinter Sasuke, den diese böse anschaute. Er war groß - Bestimmt nicht viel kleiner als Kyubi mit seinen eins zweiundneunzig - Und gut gebaut; Man sah ihm sofort an, dass er trainierte. Das schwarz-braune Haar war mit einem lässigen Zopf über die Schulter nach vorne gebunden und er lächelte das Mädchen neben sich charmant an. Seine Kleidung ähnelte der von Sasuke - Dunkelblauer Blazer, himmelblaues Hemd, anthrazitfarbene Hosen - Bis auf die Stöckelschuhe, die er durch schwarze Wildlederschuhe ersetzt hatte. Als ich wieder in sein Gesicht blickte, fiel mir auf, dass nicht nur ihre Kleidung sich ähnelte. Genau genommen glichen sich ihre Gesichter wie ein Ei dem anderen, mal abgesehen von den etwas weicheren Zügen des Mädchens. Das war also Itachi, Sasukes Bruder. Sie sprach nicht viel von ihrer Familie, trotzdem hatte ich bereits herausgehört, dass sie kein besonders gutes Verhältnis zu ihrem älteren Geschwisterteil hatte, der jetzt ihre Schulter jovial drückte, in sein Auto stieg und davonfuhr. Sie blickte ihm düster nach und drehte sich um, wobei sie jedem Mann, dessen Starren sie wahrnahm, einen ihrer berühmten Eis-Blicke zukommen ließ. Schließlich bemerkte sie mich und kam auf mich zu, erstaunlich grazil dafür, dass sie sonst Springerstiefel und keine zehn Zentimeter Absätze trug. Ich lächelte und ließ anerkennend den Blick über sie wandern. "Wow!", war der rhetorisch ausgeklügelste Kommentar, den ich zusammenbrachte, als ich ihre Hand schüttelte. Natürlich hätte ich sie gerne umarmt, aber nach dem Desaster am Mittag wagte ich das nicht. Jetzt, wo sie näher war, bemerkte ich, dass sie dezentes Make-Up aufgelegt hatte und die durch Mascara noch länger wirkenden Wimpern um die schwarzblauen Augen ließ mein Herz auf Schlingerkurs gehen. Natürlich hatte ich, wie jeder Mann, keine Ahnung von Make-up und bei meinen anderen Freundinnen bemerkte ich gar nicht, ob sie welches trugen, aber da Sasuke normalerweise darauf verzichtete, fiel es eben auf. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau wusste, was sie für einen Effekt auf mich hatte, denn sie löste den Blick nicht von mir und ich war schlicht nicht fähig dazu, wo anders hin zu sehen. Ich wollte auch gar nichts anderes sehen. Ich wollte genau dieses Gesicht sehen, wenn ich morgens aufwachte und bevor ich einschlief und all die Stunden dazwischen wollte ich diese Augen auch sehen... Meine fiebrigen Gedanken wurden unterbrochen, als Sakura Sasuke begrüßte: "Hallo, Sasuke-kun! Schön, dass du auch hier bist." Das Namens-Anhängsel hatte sie sich irgendwie nicht abgewöhnt nach ihrer ersten Begegnung und es schien Sasuke auch nicht zu stören, die langsam nickte. "Sakura." "Wer war denn der Mann, der dich gebracht hat?", erkundigte sich die Medizinstudentin jetzt neugierig. Sasuke schnaubte und blickte die Straße hinunter, die der teure Wagen genommen hatte. "Das war mein Bruder, Itachi. Er kommt wieder, sobald er einen Parkplatz gefunden hat." "Ist aber nett von ihm, dass er dich extra hergebracht hat!", lächelte Sakura in dem Versuch, Smalltalk zu betreiben, aber ihr Gegenüber nickte nur knapp und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war noch immer zu fasziniert von ihrem ungewohnten Auftreten, um groß etwas zur Unterhaltung beizutragen, aber das wurde auch unnötig, als die Gastgeberin sich unserer Gruppe anschloss. Ino wirkte ganz aufgeregt, als sie sagte: "Oh mein Gott, Sakura, hast du den Gott da grade gesehen?! Ich dachte schon, er würde zu mir in den Laden kommen! Ich glaube, ich wäre gestorben... Oh, hallo." Erst jetzt bemerkte sie Sasuke und lächelte diese charmant an. "Äh, das ist Ino, die heute ihren Laden eröffnet.", erklärte ich Sasuke rasch. "Ino, das ist Sasuke. Und der ´Gott` da eben war ihr Bruder." Ino wurde fuchsienrot unter ihrem Pony, lachte dann aber und musterte Sasuke. "Sorry... Aber das gute Aussehen liegt bei euch wohl in der Familie, was?" Sie geriet ins Stocken, sah mich kurz an und dann noch mal Sasuke und ihr stand der Mund offen. "Moment mal - Sasuke? DIE Sasuke? Das Phantom?" "Ino!", sagten sowohl Sakura als auch ich tadelnd. Sasuke sah mich interessiert an und ich trat verlegen von einem Bein auf das andere. "Na jaaaaa... Weil wir uns ja schon öfter getroffen haben, hab ich halt ab und zu von dir erzählt..." "Er hat gar nicht mehr damit aufgehört...", kommentierte Sakura zynisch. "Still jetzt! Jedenfalls... Ich weiß auch nicht, wer auf diese Schnapsidee gekommen ist, aber scheinbar haben sie, weil sie dich nie zu Gesicht bekommen haben, schon an deiner Existenz gezweifelt und dann angefangen, dich so zu nennen. Tut mir leid, ich versuch schon die ganze Zeit, es zu unterbinden, aber es klappt nicht." "Ich bin also schon eine lebende Legende.", interpretierte Sasuke die Geschichte auf ihre Weise. "Hn." "Wa...?! Dir gefällt das auch noch!", lachte ich, halb empört, halb amüsiert. "Na ja, umso besser. Aber mal im Ernst, wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Damit sie sich bei dem Kreativen bedanken kann." "Puh..." Beide Mädchen überlegten, doch es war Sakura, der es schließlich einfiel: "Ich glaube, das kam von Kiba." "Hätte ich mir ja fast denken können, dass das der Köter war. So ein Scheiß kann nur von ihm kommen." Trotz der rüden Worte hörte man wohl meine Zuneigung und ich zwang Sasuke, mir zu folgen, damit ich ihr meinen Freund vorstellen konnte. Dieser war offen erstaunt über Sasukes Erscheinen - Und über ihr Äußeres, was mich gleichzeitig stolz und eifersüchtig machte. Ich persönlich fand Sasuke auch hübsch, wenn sie Männerkleidung trug, aber den anderen Kerlen fiel ihre Attraktivität dann nicht so sehr auf, weshalb ich sie ganz für mich hatte. Aber jetzt, wo sie ohne Zweifel umwerfend aussah, konnten die Männer gar nicht mehr aufhören, sie anzubaggern. Dabei war ihnen offensichtlich auch egal, wie unwohl Sasuke sich fühlte, obwohl sie das zeigte, indem sie kratzbürstig wurde. Ich tat mein bestes, die Verehrer abzuwehren, ohne mich wie der feste Freund aufzuführen, aber das war schwierig. Sie gehörte zu mir und aus, ich duldete keinen anderen neben ihr. Natürlich flirtete Kiba nicht mit ihr, immerhin hatte er eine Freundin, aber Kyubi fand mein Verhalten so lustig, dass er mich damit aufzog. Sie unterhielten sich über das Entwickeln von Fotos, womit ich mich kein Stück auskannte, sodass ich nur daneben stehen und Würstchen im Schlafrock essen konnte. Mein Glück war, dass er, als er fragte, ob sie sich mal bei einem Kaffee weiter unterhalten könnten, zu weit ging. Sie wies ihn ab und verhielt sich von da ab einsilbig ihm gegenüber, was mir eine gewisse Befriedigung verschaffte. Als Hinata, die bis dahin schweigend neben uns gestanden hatte, ein überraschtes "Oh..." von sich gab, sahen alle zur Tür und erblickten den eben zurückgekehrten Itachi, der sich wohlwollend umsah und dann auf uns zutrat. Keine zwei Minuten später folgte Ino durch die Tür, die Sakura an der Hand hinter sich herschleifte. "Ah, du hast dich schon bekannt gemacht... Na dann, freut mich. Mein Name ist Itachi Uchiha. Ich bin Sasukes Bruder.", stellte der Mann, den ich auf Mitte, Ende zwanzig schätzte, sich unnötiger Weise und mit einem gewinnenden Lächeln vor. "Es ist ja fast unmöglich, einen Parkplatz zu finden." "Sonst kann man natürlich direkt vor dem Laden parken, aber da findet ja jetzt der Empfang statt.", erklärte Ino kokett. Sie war hocherfreut, als er den Laden lobte und sie in ein Gespräch über die Förderung junger Unternehmer verwickelte, die sein Vater betrieb. Er war es offenbar gewohnt, angeregt und interessant mit Fremden sprechen zu müssen, denn er fesselte Ino, indem er gleich ihre Interessen erkannte und detailliertes Wissen in diesem Bereich vorwies. Eindeutig ein kompetenter Mann - Nur seiner Schwester stand die Abneigung ungewöhnlich deutlich ins Gesicht geschrieben. "Hast du Hunger, Sasuke?", fragte ich und nickte zum Buffet am anderen Ende des Zimmers, wodurch ich das Gespräch kurz unterbrach. Sasuke folgte meinem Blick, sah mich dann an, als wüsste sie, was ich vorhatte, und nickte schließlich. Wie geplant folgte uns keiner, als wir gingen, aber als wir an dem kleinen Gartentisch angekommen war, auf dem man die Speisen angerichtet hatten, warf ich zufällig einen Blick zurück und sah Itachi in die Augen. Ich lächelte und er nickte, dann wandten wir uns einvernehmlich den Damen zu, denen wir gerade Gesellschaft leisteten. "Du musst unbedingt die Würstchen probieren, die sind...", fing ich an, aber Sasuke unterbrach mich. "Danke.", unterbrach sie leise, mit ernstem Blick aus den dunklen Augen. Ich lächelte, um zu suggerieren, dass sie sich nicht überwinden musste, mehr zu sagen, und zuckte die Schultern. "Was meinst du? Ich hatte einfach Hunger. Also; Greif zu." Sie seufzte und richtete ihren Blick auf das Angebot, wohl aber eher, um mich nicht mehr ansehen zu müssen. "Schön, dass du mir die Speisen anderer Leute anbietest.", kommentierte sie trocken, aber amüsiert. "Aber ich bin Vegetarier, falls dir das noch nicht aufgefallen ist." Jetzt sah ich sie groß an. Das hatte ich tatsächlich noch nie in Betracht gezogen - Allerdings waren wir auch erst ein Mal essen gegangen und das bei McDonalds. Weil viele meiner Freundinnen dort aber nur Salate oder Pommes aßen, hatte ich mich über Sasukes Wahl nicht weiter gewundert. "Ne, ist mir ehrlich gesagt noch nicht aufgefallen.", grinste ich, woraufhin sie nur resigniert seufzte, als wäre das schon klar gewesen. "Aber... Ist dir eigentlich klar, dass du damit den meinem Essen das Futter weg isst?" "Der ist steinalt, Naruto." Ich lachte trotzdem über meinen eigenen Witz und bediente mich an dem Vorrat von Würstchen, Mini-Sandwiches, Lachsröllchen, den hübsch zusammengebundenen Schinken-Häppchen und den essbaren Blüten, die eigentlich nur als Deko dazwischen lagen. Der Bestand des Buffets hatte unter meinem Einfluss schon enorm gelitten und ich hatte nicht vor, Ino noch sonderlich viel Essbares übrig zu lassen nach diesem Abend. "Er ist immer noch gut! Aber mal im Ernst - Ich hätte dich jetzt nicht für den großen Tierschützer gehalten.", erklärte ich munter. Sasuke, die ein Käse-Traube-Spießchen in der Hand hielt, sich aber wohl noch nicht sicher war, ob sie es tatsächlich essen wollte, zuckte die Schultern. "Darum geht es auch gar nicht. Ich weiß nur, wie Fleisch hergestellt wird und was man alles mit den Tieren macht, bevor sie geschlachtet werden. Von der mangelnden Hygiene in den meisten Lebensmittelläden mal ganz abgesehen." "Du meinst Massentierhaltung und so?" Ich betrachtete mein Würstchen, als würde mir das Schwein, das es einmal gewesen war, gleich sein Leid klagen. Dann zuckte ich die Schultern und schob es in den Mund. "Ja, das ist schon schlimm, aber man kann halt auch nichts dagegen tun. Was Lebensmittel kosten würden, wenn man sie umwelt- und tierfreundlich produzieren würde, könnte sich keiner leisten." "Man könnte ja damit anfangen, zumindest weniger Fleisch zu essen. Ist sowieso ungesund." "Wahrscheinlich, aber ich bin eben ein Fleischfresser.", grinste ich und bleckte dabei spielerisch die Zähne. Sie antwortete nicht und bevor ich noch etwas sagen konnte, klopfte Ino mit einem Silberlöffel gegen ihr Sektglas. Sie räusperte sich, setzte ein einstudiert-schüchternes Lächeln auf und sagte: "Wenn ich Sie jetzt alle nach draußen bitten dürfte - Ich möchte das Ladenschild gerne offenlegen." Folgsam schob sich die Menge nach draußen in die aufziehende Nacht. Hinter den Häusern der Gegend war rotes und goldenes Glimmen zu sehen, das sich erfolglos gegen den dunkler werdenden Himmel auflehnte. Es brannten Straßenlaternen, aber jemand hatte sich die Mühe gemacht, Fackeln anzuzünden, was dem Abend einen märchenhaften Anstrich gab. Gemeinsam mit Sasuke stellte ich mich etwas abseits neben ein Regal voller mediterraner Pflanzen, die in der Nacht ihren reifen, würzigen Duft verströmten und mit dem Zikaden-Chor im Hintergrund richtig Stimmung verbreiteten. "Ist ja fast wie im Urlaub in der Toskana.", stellte ich fest, als sich ein paar andere, darunter Kyubi, Itachi und Sakura, sich zu uns gesellten. "Wann packt einer den Rotwein aus?" "Du hast ja auch noch Urlaub.", antwortete Sakura leicht gereizt. Ich verstand nicht, was sie hatte, aber als Sasukes Bruder sie in ein gedämpftes Gespräch verwickelte, schien ihre Laune sich zu heben. Ich beobachtete die beiden mit einer gewissen Skepsis. Zwar war die Eifersucht, die ich früher immer empfunden hatte, wenn sie mit anderen Männern sprach, praktisch nicht mehr vorhanden, aber der Umgang speziell mit Itachi störte mich. Dabei konnte ich noch nicht mal sagen, wieso genau, denn ich hatte keinen Grund, ihn nicht zu mögen. Es war nur so, dass ich nicht glaubte, dass Sasuke ihm ohne Grund oder aus spät pubertärer Abneigung so abweisend gegenüber trat. Irgendeinen Grund hatte sie und vor diesem Grund wollte ich Sakura instinktiv beschützen. Leider stand es mir nicht zu, einzugreifen, und es hätte auch gar keinen plausiblen Anlass gegeben. Kyubi lenkte mich von meiner Sorge ab, als er meinte: "Wegen Urlaub... Weißt du noch, damals auf Mallorca?" Ich lachte, als eine Welle schöner Erinnerungen mich überkam. "Klar - Deswegen bin ich immer noch pleite, Mann." "Das ist fünf Jahre her." "Ich bin ein armer Student, ok? Immerhin hat nicht jeder wie du nen Sugar Daddy, der einem teure Geschenke macht." Er schob die Hände in die Taschen seiner roten Lederjacke in Krokodilleder-Optik, deren Farbe sich auffällig mit seinem Haar biss, und wandte das Gesicht ab. "Kein Neid, bitte." Seine völlige Ignoranz dem moralischen Problem gegenüber, das sein Verhalten mit sich brachte, ließ mich empört die Backen aufblasen. "Ich bin sicher nicht neidisch darauf, dass du die Leute ausnutzt und ihnen was vorspielst, du Arschloch!" "Ich spiele nichts vor... Nicht so wie du damals.", lenkte Kyubi das Thema zurück auf den Anstoß des Gesprächs zurück. "Wie du den Polizisten das naive, hilflose Blondchen vorgespielt hast um an einen Pass zu kommen, war Oskar reif." Ein leises Schnauben war zu hören und wir sahen beide Sasuke an, von der es gekommen war. Sie musterte Sakura und ihren Bruder, während sie uns antwortete. "Hilflos muss er sich wirklich nicht stellen - Das ist er von selbst." Kyubi lachte, während ich beleidigt schnaufte. "Stimmt gar nicht - Ich hab doch meine Prüfung geschafft, oder? Außerdem kann ich alles, was ich will!" "Durch die Prüfung bist du mit unverschämtem Glück geschliddert, wie immer." "Halt die Klappe - Du hast mich nicht mal nach den Ergebnissen gefragt.", entgegnete ich und zeigte Kyubi dabei den Mittelfinger, was dieser jedoch ignorierte. "Aber die Resultate sind doch letztendlich was zählt, oder? Damals - Das war unser erster Urlaub ohne Erwachsene. Ist doch klar, dass da was schiefgehen muss. Ich war grad achtzehn und der alte Sack da zwanzig. Jedenfalls waren wir halt feiern, wie man das auf Mallorca eben so macht, und als wir um sechs heimgingen, hatten wir noch Bock bei Sonnenaufgang schwimmen zu gehen. Also Hosen und Hemden aus und rein ins Wasser. Nur leider war wirklich alles in den Hosen; Geld, Handy, Ausweis, Pass... Und ausgerechnet bei meiner Hose hat sich so ein beschissener Mallorcarese..." "Ich glaube, es heißt Mallorquiner.", klugscheißerte Kyubi dazwischen. Ich machte eine abweisende Handbewegung. "Ist doch egal. Jedenfalls hat der Spast alles weggenommen und ich durfte schauen, wie ich wieder heim komme." "Du bist der Einzige, dem ich zutraue, seinen Pass mit in einen Club zu nehmen.", seufzte Sasuke, die gar nicht überrascht schien und schon gar kein Mitleid zeigte, worüber ich mich ärgerte. "Hey, was kann ich dafür?! Ich dachte, wenn ich es dabei hab, kann es sich wenigstens keine Putzfrau unter den Nagel reißen oder so." "Jetzt hast du aber Vorurteile." "Hört auf, euch gegen mich zu verbünden. Ich leide immer noch unter dem Trauma, das ich damals erlebt habe.", schmollte ich, was beide zum Lachen brachte. Wir redeten noch ein bisschen über verschiedene Urlaubserlebnisse, wobei ich mal wieder feststellte, dass Sasuke schon wirklich viel von der Welt gesehen hatte, ganz Wie Kyuubi, der schon in sehr vielen Ländern gewesen war. Irgendwann fiel uns auf, dass Ino, die neben ihrem Vater unter der Eingangstür ihres Ladens stand schon seit einer Weile eine Rede hielt, von der wir noch kein Wort mitbekommen hatten, also beendeten wir die Debatte darüber, welche Staaten man besuchen sollte und welche man sich sparen konnte. Ich beobachtete mehr Inos Mimik und ihre Körperhaltung, als dass ich ihren Worten lauschte, denn solchen Ansprachen hatte ich noch nie etwas abgewinnen können. Sie wirkte aufgeregt, aber glücklich; Ihre Wangen glühten und sie strahlte immer wieder offen in die Menge. Bei den Worten "Lange Rede, kurzer Sinn...", stieg ich wieder ein, denn des klang nach einem Abschluss. "Meine Eltern haben mir im letzten Jahr wirklich wahnsinnig geholfen und ich möchte mich an dieser Stelle noch mal ganz herzlich bedanken." An dieser Stelle brandete höflicher Applaus auf und die frischgebackene Ladenbesitzerin zauberte irgendwo einen Blumenstrauß für ihre Mutter und eine Chillipflanze für ihren Vater hervor, die beide lächelnd entgegen nahmen. "Ihr seid großartig, danke. Und jetzt kommen wir dazu, worauf alle schon den ganzen Abend warten!" "Ooooh...!", machte ich und sprang gespielt aufgeregt von einem Bein auf das andere. Sasuke neben mir schnaubte amüsiert, aber Tsunade, die irgendwann während der Ansprache unbemerkt neben mich getreten war, rammte mir ziemlich fest den Ellbogen in die Rippen, sodass aus dem ´Oh!` schnell ein ´Au!` wurde. Wehleidig rieb ich mir die schmerzende Seite, doch jetzt war ich still und beobachtete, wie Ino, die unter das verhüllte Ladenschild getreten war, eine goldene Kordel zur Hand nahm. "Hiermit eröffne ich feierlich meinen Laden. Das..." In einer stimmungsvollen Pause zog sie an der Schnur und diese ließ das ebenfalls goldene Seidentuch in einem sanften Wasserfall gen Erde fließen. "Dolce Vita!" Erneut gab es Applaus, als man das weiße Schild mit der rosanen Schrift sehen konnte. Die Worte waren in Form einer Rose angeordnet und ein zierlicher Strauch ebendieser Blumen rankte sich um die Tafel. Ich sagte zu Sasuke: "Sie hat sich voll den langweiligen Namen ausgesucht! Meine Vorschläge waren viel besser." "Wenn sie einen deiner Vorschläge genommen hätte, hätte sie sich noch etwas freizügiger anziehen müssen.", entgegnete das Mädchen und ich lachte. "So schlimm war´s auch nicht... Sag mal, was machst du später noch?" Sie blickte zu mir auf und nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie ungewohnt es war, dass ihr Gesicht nicht unter ihrem langen Pony versteckt war. Sasukes Züge waren ebenmäßig, sie hatte perfekte Haut, schmale, schön geformte Lippen... Und diese Augen. Immer wieder warfen sie mich aus der Bahn, egal, wie oft ich sie inzwischen gesehen hatte. Und in ihren für ihre Verhältnisse extrem weiblichen Klamotten reagierte ich, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hätte, noch stärker auf sie. Das schien Sasuke zu bemerken, denn sie senkte den Kopf und strich eine Strähne hinter das Ohr. "Ich geh nach Hause.", antwortete sie knapp. "An einem Samstagabend? Komm schon, es ist doch noch nicht mal neun!" "Ich werde mich nicht rechtfertigen.", antwortete sie so kühl, dass klar war, dass eine weitere Diskussion keinen Sinn hatte. Ich gab vorerst auf und widmete meine Aufmerksamkeit dem eigentlichen Hauptgeschehen des Abends. Der Strom an Gratulanten, der nach der Eröffnung auf Ino zugeströmt war, hatte nachgelassen, sodass ich meine Chance sah, mit der frischgebackenen Ladenbesitzerin zu sprechen. "Die Diskussion ist noch nicht beendet; Ich krieg dich schon noch dazu, dass du mal mit mir in einen Club gehst... Aber fürs erste hast du deine Ruhe. Wartest du kurz hier?" Sie warf ihrem Bruder einen Blick zu, der abschätzte, wie lang er noch zu bleiben gedachte, doch als sie ihn in einem angeregten Gespräch mit Hinata und Kiba sah, seufzte sie schicksalsergeben und nickte. Ich schenkte ihr ein Grinsen und wandte mit ab, um der Gastgeberin meine Aufwartung zu machen. Die meisten Gäste verbanden ihr Glückwünsche mit der Verabschiedung und so leerte sich der kleine Platz vor dem Laden rasch. Auch Tsunade und Jiraiya, die mit Inos Eltern plauderten, wollten langsam aufbrechen. "Ich fahr mit der Bahn heim - Geht ihr ruhig.", lehnte ich ab, womit sie offenbar schon gerechnet hatten. "Mach nicht zu lange, du musst morgen arbeiten.", mahnte meine Großmutter und nickte mir zum Abschied zu. "Natürlich nicht, Mutti.", grinste ich, wofür ich eine Kopfnuss kassierte. "Au! Ich hab doch gar nicht Oma gesagt!" "Reiß dich zusammen. Übrigens... Wer ist das Mädchen, an dem du den ganzen Abend klebst?", wechselte sie das Thema. "Ich klebe gar nicht… Aber das ist Sasuke - Ihr wisst schon, von der ich erzählt hab, dass sie mir Nachhilfe gegeben hat." "Ach ja... Du hast gar nicht erzählt, dass sie so hübsch ist.", meinte Jiraiya anerkennend und musterte Sasuke wohlwollend. "Und da geht nichts...?" "Opa...!", klagte ich verlegen, doch er lachte nur. "Schon gut, schon gut. Wir gehen jetzt jedenfalls. Viel Spaß noch." Auch seine Frau verabschiedete sich und die beiden verließen das Fest in Richtung Bahnhof. Inzwischen waren nur noch unsere Clique, Inos Eltern und die Uchiha anwesend, die sich alle um Ino versammelten. Aus dem Laden wurde eine Sektflasche geholt und jeder in der intimen Runde zwischen den Fackeln bekam ein Glas. "Was ist heute noch geboten?", erkundigte ich mich, als die Gespräche gedämpfter wurden. "Ich würde sagen, erstmal ein Toast." "Hatten wir davon heute nicht schon genug?", stöhnte Kiba, wofür er einen Rippenstoß von Sakura kassierte. "Halt die Klappe! Ich wollte mich bei euch allen bedanken. Ihr wart mir im Aufbau eine große Hilfe und ohne euch wäre der Abend nicht so gelungen verlaufen. In diesem Sinne... Auf euch!", stimmte Ino an und hob ihr Glas. "Wohl eher auf dich.", korrigierte Lee und alle stimmten zu. "Auf Ino!", erklang ein Stimmenchor und allgemeines Gläserklirren war zu hören. "So, das ist erledigt.... Und nun?", erkundigte ich mich, als ich mein Glas geleert hatte; Ich hatte gute Laune und wenn das der Fall war, war ich noch hibbeliger als normalerweise. "Wir werden uns jetzt wohl zurückziehen und euch junge Leute in Ruhe lassen.", verkündete Mrs. Yamanaka und ihr Mann stimmte zu. Die beiden verabschiedeten sich in der Runde, küssten ihre Tochter und stiegen in ein Auto, das auf der anderen Straßenseite geparkt hatte. Als sie weg waren, diskutierte man meine Frage und kam schließlich zu dem Schluss, einfach im Laden die restlichen Alkoholvorräte zu plündern und somit zu feiern. "Ich würde vorschlagen, wir gehen dann auch.", schlug Itachi vor, als meine Freunde in den Laden strömten. "Ach was - Sasuke, du bleibst doch noch, oder?", widersprach ich hoffnungsvoll. Sie ließ den Blick zwischen mir und ihrem Bruder hin und her wandern, wusste offenbar nicht, was sie sagen sollte. Bevor sie überhaupt antworten konnte, nahm Itachi ihr das Wort aus dem Mund: "Es ist spät, du solltest nicht mehr alleine unterwegs sein. Komm jetzt." Der gebieterische Tonfall gefiel mir nicht und ich trat instinktiv näher zu Sasuke. "Ich bring sie schon sicher nach Hause. Davon abgesehen, dass sie glaub ich alt genug ist, selbst zu wissen, was sie will, oder?" Der ältere Uchiha blickte mich kühl an. "Sie ist meine Schwester. Es ist meine Aufgabe, auf sie aufzupassen." "Ja, aber sie..." "Ich bleibe.", unterbrach Sasuke unser Gezanke schneidend. Sie mied den Blick ihres Bruders, klang aber fest, als sie fortfuhr: "Geh nach Hause. Naruto bringt mich heim." Die Spannung, die diese Worte zwischen den Geschwistern aufbaute, ließ mich vermuten, dass Sasuke normalerweise nicht widersprach. Itachi schien erstaunt, schnaubte dann mit einem gewissen Amüsement und nickte schließlich. "Wie du meinst. Vater wird zwar nicht begeistert sein, dass du deine Pflichten vernachlässigst, um dich rumzutreiben, aber Naruto-kun hat Recht. Du bist alt genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen." "Gehst du schon, Itachi?", erkundigte sich Sakura, die gerade aus dem Laden kam um zu sehen, wo wir blieben. Sie war offenbar enttäuscht. Von drinnen war inzwischen Gelächter und Musik zu hören. "Ich fürchte, ich bin ein bisschen zu alt für eure Gesellschaft.", lächelte Itachi charmant und blieb bei der Meinung, obwohl das Mädchen versuchte, ihn zum Bleiben zu bewegen. "Passt mir gut auf meine Schwester auf.", waren seine Worte des Abschieds, als er die Straße hinunter ging. Sasuke war während der letzten Minuten im Vergleich zum Rest des Abends sehr still gewesen und ich warf ihr einen besorgten Blick zu. "Hättest du doch lieber gehen wollen?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Lasst uns reingehen." Obwohl ich mir nicht sicher war, ob wirklich alles in Ordnung war, überwog die Freude, dass sie endlich erlaubte, in meinen Freundeskreis integriert zu werden. Ich führte sie in den kleinen Verkaufsraum, wo meine neugierigen Freunde sie umschwärmten. Die spannende Frage war jetzt: Wie würde Sasuke, die sonst so scheu war, auf die unvermeidbare Neugierde meiner Clique reagieren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)