Püppchen, Püppchen, lass mich mit dir spielen! von Sakami-Mx (Sasori x OC) ================================================================================ Kapitel 24: Hunde die bellen, beißen nicht! ...Oder etwa doch? -------------------------------------------------------------- Hunde die bellen, beißen nicht! … Oder etwa doch? 3 Tage waren seit dem Zusammenbruch von Chiyo schon vergangen. Saki und ich drückten uns beide davor, mal ins Krankenhaus zu fahren, um zu gucken wie es ihr ging. Letztendlich kümmerte es uns beide nicht, was mit ihr passierte. Ob sie abgekratzt war oder nicht, uns war das egal. Dennoch nagte es ein kleines bisschen an mir und ich überredete ihn dann doch, am Mittwoch nach der Schule ins Krankenhaus zu fahren. Chiyoko war mir seit dem Vorfall am Montag komplett aus dem Weg gegangen, deswegen hatte ich nicht wirklich eine Gelegenheit gehabt, mich mit ihr zu unterhalten… Aber was hätte ich ihr sagen sollen? Sorry, es ist alles blöd gelaufen. Gibst du mir noch ne letzte Chance, alles wieder gut zu machen? Das wäre zu einfach gewesen. Nein, ich musste mich wirklich bei ihr entschuldigen… Und zwar richtig! Saki und ich liefen schweigend den sterilen Flur im Krankenhaus entlang. „Tzeh, was hast du denn seit neustem? Dein ständiges Gegrübel regt mich langsam echt auf“, stieß er die Luft aus. „Hm?“ Er schüttelte den Kopf. Natürlich hatte ich ihm mal wieder nicht zugehört. „Hallo, Erde an Herrn Akasuna! Was ist denn los mit dir? Du denkst schon die ganze Zeit über was nach. Was ist es? Ich wills jetzt wissen!“, meinte er dann, blieb vor mir stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nichts Wichtiges… Ich muss nur… nachdenken…“ Der Rothaarige mit den schwarzen und blonden Strähnen ließ theatralisch den Kopf hängen. „Nicht mal mir willst du’s anvertrauen?“ Er täuschte einen lauten, enttäuschten Seufzer vor. „Können wir nicht später darüber reden? Ich will das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen“, meinte ich ernst und ging schnurstracks an ihm vorbei. „Is gut.“ Dann folgte er mir zur Tür, hinter der unsere Großmutter lag. Ich klopfte kurz an, dann öffnete ich langsam die Tür. Das Zimmer war etwas abgedunkelt und man konnte die groben Konturen des Bettes erkennen. Durch den Vorhang, drangen vereinzelt Lichtstrahlen hinein, die dem Zimmer eine unheimliche Strahlung verliehen. „Ich glaube sie schläft… Lass uns wieder gehen“, drängte mich Saki schon wieder zur Tür, doch da ertönte schwach die Stimme von Chiyo. „Saki? Sasori? Seid ihr das?“ „Verdammt“, zischte Saki und ließ von meinem Arm ab. „Ja“, antwortete ich monoton und machte einen Schritt auf das Bett zu. Saki folgte mir wiederwillig und stellte sich mit mir ans Fußende des Bettes. „Das freut mich aber, dass ihr gekommen seid“, lächelte sie uns schwach an. Ein Lichtstrahl lag auf ihrem Gesicht, beschien jedoch nur ihren Mund. Ihre Augen konnten wir nicht sehen. „Ach wirklich?!“, brummte Saki neben mir. Es war eine rein rhetorische Frage gewesen, die keine Antwort benötigte. „Setzt euch doch hin-“, begann sie, doch ich schnitt ihr das Wort ab. „Nein Danke. Wir hatten nicht vor, so ewig lang zu bleiben.“ „Lediglich ein Kontrollbesuch… oder sowas der Art“, fügte mein Zwilling noch dazu. Chiyo’s Mundwinkel hingen noch ein Stückchen tiefer, als sie es ohnehin schon taten. „Verstehe… Dennoch bitte ich euch, setzt euch wenigstens für einen kurzen Moment zu mir. Ihr seid eine Erklärung für alles schuldig.“ Ich schluckte schwer. Was denn für ne beschissene Erklärung? Das Thema war abgehakt und fertig! „Was willst du denn noch um den heißen Brei rumreden? Wir haben doch schon festgestellt, dass es deine Schuld war, dass die Familie auseinander gebrochen ist!“, fuhr Saki sie an. „Beruhig dich, wir sind in einem Krankenhaus!“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Weißt du wie scheiß egal mir das ist? Meine Fresse, wenn das schon so anfängt, gehe ich wieder!“ „Du bleibst!“, zischte ich meinen Bruder an, hielt ihm am Ärmel fest und zog ihn auf einen der Stühle, die ich im Zimmer gefunden und ans Bett gestellt hatte. „Wie bist du denn jetzt drauf? Ich dachte wir sind auf der gleichen Seite!“ „Man, Saki! Ich bin auf deiner Seite, aber wir sollten und wenigstens einmal alles aus ihrer Sicht anhören!“, fuhr ich ihn an. Saki verschränkte die Arme vor der Brust und starrte düster aus dem Fenster. Dann setzte ich mich neben ihn, ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkt und starrte zu Chiyo. „Also dann, schieß los, Alte!“ Sie setzte sich ein Stück in ihrem Bett auf, jetzt war ihr Gesicht komplett in Dunkelheit gehüllt. „Es ist nicht ganz so gewesen, wie ihr es behauptet habt. Ja, ich weiß dass ich Fehler gemacht habe und das mit der Therapie und den restlichen Sachen hätte auch nicht alles sein müssen, aber ich weise den Vorwurf von mir, dass ich nie für euch beide da war, als eure Eltern gestorben sind. Ich habe euch großgezogen, so gut es nun mal ging. Ja, ich war zu schwach um mich mit dir, Saki, auseinanderzusetzten, aber ich dachte zu diesem Zeitpunkt, es wäre das Beste. Ich hatte all die Jahre Kontakt zu deinen Pflegeeltern und habe mich mit ihnen getroffen und mich nach dir erkundigt. Es war eigentlich so geplant gewesen, dass du nach einem Jahr wieder zurückkommen solltest, doch soweit kam es ja nie wirklich. Nachdem ich mitbekommen hatte, in was für eine Szene du abgerutscht warst, beschloss ich, den Kontakt komplett abbrechen zu lassen, damit Sasori nicht auch noch so wurde… Es sollte einfach allen gut gehen und wenn es das Beste war, dich bei deinen Freunden, oder wie du diese Gestalten alle nennen willst, zu lassen, so war ich damit einverstanden, es dabei zu belassen. Jahre später haben mich deine Pflegeeltern kontaktiert und mir gesagt, dass du ausgerissen warst und keiner so genau wusste, wo du hingelaufen warst. Wir hatten Angst, dass du zurückkehren würdest und …“, sie stockte. „Und alles kaputt mache?“, fragte er mit einer selten brüchigen Stimme. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich war einfach nur fassungslos… Entsprach das alles wirklich der Wahrheit? „Sowas in der Art…“, stimmte sie ihm dann tatsächlich zu. Ich schwieg besser erst einmal und hörte mir alles an. Zwar hatte ich etwas mit dem ganzen Zeug zu tun, die Hauptrollen hierbei spielten jedoch mein Bruder und Chiyo. Es war wirklich das Beste, wenn ich im Schatten blieb. „Später, als raus kam, dass du die ganzen Monate, wo du gesucht wurdest, bei deiner Bande warst, war ich einfach nur maßlos enttäuscht von dir. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass es irgendwann so weit kommen würde. Das war das letzte, was ich noch mitbekam. Es war vor knapp sechs Jahren…“, beendete sie ihre Erzählung. Saki starrte vor sich auf den Boden. Ich konnte nicht sehen, was momentan in ihm los war, da seine Haare mir die Sicht versperrten. „Also willst du damit sagen, dass es von Anfang an meine Schuld war?“ Chiyo schwieg. „Ich denke jeder hatte seinen Teil dazu beigetragen…“, meinte sie kleinlaut. Ich beugte mich leicht nach vorne, um meinen Kopf auf meine Hände zu betten. „… Mich würde es trotzdem interessieren, wie es kommt, dass ihr beiden euch getroffen und wieder vertragen habt“, begann die Grauhaarige. „Wir haben uns auf einem Konzert getroffen…“, antwortete ich und blickte leicht zur Seite. Sollte Chiyo wirklich wissen, wie weit Saki es gebracht hatte? „Ich habe ihn gesehen und mit ihm geredet“, fügte Saki noch hinzu. Anscheinend wollte er es ihr wirklich nicht sagen. Auch wenn mein Bruder es niemals zugeben würde, aber ohne diese Aktion unserer Großmutter, hätte er niemals seine Gang kennengelernt und wäre wahrscheinlich auch nie soweit gekommen und hätte eine Band gegründet. „Es gibt etwas, was du wissen solltest…“, fing Saki nach einigen Minuten des Schweigens an. Chiyo richtete ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf ihn. „Ich bin damals mit ein paar Leuten hier her gekommen, nur um zu gucken, wie es euch geht. Als ich euch dann gesehen habe und mitbekommen habe, wie gut es euch geht, habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr zurück zu kommen. Dennoch bin ich mindestens einmal im Jahr hier gewesen und habe euch beobachtet…“ Ich weitete meine Augen. Er hat WAS gemacht??? „Willst du mich eigentlich verarschen?“, fragte ich ihn ungläubig. Er schüttelte verneinend den Kopf. „Was hätte ich denn machen sollen? Einfach an die Tür klopfen und sagen: Hier bin ich?!“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. „Schlussendlich ist das alles die Vergangenheit. Passiert ist nun mal passiert und wir sollten endlich damit abschließen.“ Saki hatte einen Moment überlegt, bevor er diesen Satz mit einem rauen Unterton geäußert hatte. Ich glaubte mich verhört zu haben. Er, der einen noch größeren Hass auf unsere Großmutter als ich hatte, war bereit ihr alles zu vergeben? Er, der noch vor einigen Tagen meinte, dass er sich nichts sehnlicher als ihren Tod wünschte? Er, der am ungerechtesten von uns allen behandelt worden war? Der aus der Familie zwanghaft gerissen wurde, wahrscheinlich sehr viel Mist durchleben musste? Er war bereit ihr zu vergeben?? Was war denn mit ihm auf einmal los? „Saki, hast du Fieber? Geht’s dir nicht gut?“, fragte ich besorgt. „Mir geht’s bestens“, räusperte er sich und setzte sich aufrecht hin. „Das wird wahrscheinlich mein einziges Angebot sein. Ich habe keine Lust mehr, mich wegen all dem Scheiß noch weiter zu quälen. Du weißt, dass ich es dir nicht verzeihen kann, was du mir durch die Therapie und den weiteren Verlauf angetan hast, dennoch bin ich bereit, meinen Hass dir gegenüber etwas abzuschwächen. Es wird nicht mehr so sein, wie es früher war, aber ich möchte wieder mit meiner Familie einen besseren Kontakt haben, als damals.“ Ich schluckte. Er war wirklich total durchgeknallt! „Einverstanden“, willigte Chiyo ein und hielt ihm ihre Hand hin. Es dauerte einen Moment, bis Saki sie zögerlich ergriff und einmal drückte. Fassungslos starrte ich beide an. „Jetzt guck nicht so. Sonst zweifel ich noch an meiner Entscheidung“, murrte mein Zwilling mich an. „Eh, ja?! Willst du wirklich alles vergessen was passiert ist??“ „Nein, aber es hatte alles auch eine positive Seite. Überleg doch mal. Wie denkst du, wäre unser Leben verlaufen, wenn ich hier gewesen wäre?“ Mein Mundwinkel zuckte. „Normal?“ „War dein Leben denn unnormal? Du hast die besten Freunde, die man sich nur vorstellen kann. Ihr vertraut euch und haltet zusammen. Das habe ich in den wenigen Tagen mitbekommen, die ich hier war. Jetzt hör aber endlich mal auf, dich zu beschweren!“ Ich knirschte leicht mit den Zähnen. „Na fein. Dann soll es so sein“, knurrte ich. So ganz war ich selbst nicht damit einverstanden, dass ich mich doch tatsächlich geschlagen gab. Dennoch wusste ich tief in mir, dass Saki recht hatte. Wir sollten wirklich das Kriegsbeil bei Seite legen und wieder eine Familie werden. Chiyo räusperte sich. „Ich danke euch beiden. Ihr wisst gar nicht, wie glücklich ihr mich macht.“ Saki lächelte sanft. Innerlich könnte ich nur meinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Warum machte er das? Mit einem kurzen Blick auf die Uhr sah ich, dass es schon Abend war. „Ich glaube, wir sollten langsam mal nach Hause fahren. Es gibt wahrscheinlich bald Essen…“, meinte ich und Saki nickte. „Na schön, dann fahrt nach Hause“, sagte sie sanft. Diese Fürsorge war Fremd für mich, ich ließ es aber darauf beruhen und stand auf. Als Saki und ich uns von ihr verabschiedet hatten, schlenderten wir den Gang zurück zum Ausgang. „Was sollte das eben?“, fragte ich ihn endlich. Sein Gesicht zierte ein unheimliches Grinsen. „Ich hätte Schauspieler werden sollen“, sagte er düster. Mir klappte wortwörtlich die Kinnlade herunter und ich blieb wie versteinert stehen. „Das, das war alles gespielt??“ Er grinste weiter. „Klar, oder hast du wirklich geglaubt, dass ich es ernst meinte? Man, wie gut war ich denn?“ Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. „Überleg doch mal. Jetzt wo sie denkt, dass alles wieder in Ordnung ist, wird sie mich wieder in das Testament aufnehmen und ich bekomme den Anteil von Mum und Dad’s Lebensversicherung, die mir zusteht.“ „Soll das etwa heißen, du hast dich nur so verstellt, damit du an das Geld ran kommst?“ Er überlegte kurz, bevor er weiter sprach und mich mit sich zerrte. „Hast du denn wirklich geglaubt, dass ich einfach so tatenlos darüber hinweg sehe, dass die alte Schachtel mir mein halbes Leben bis jetzt versaut hat? Ich rede jetzt nicht nur von dem Tag, an dem sie mich weggeschickt hatte. Auch früher war sie nicht gerade die netteste Person zu mir! Dich hat sie wie ihren kleinen Engel behandelt. Ich hingegen war der Teufel höchstpersönlich. Versteh doch, dass ist die Art Gerechtigkeit, die ich mir vorstelle. Und glaub mir, sie wird bald abkratzen!“ Nun musste ich auch leicht lächeln. Das klang schon eher nach ihm. Wie konnte ich mich nur so von ihm täuschen lassen? Er hatte es wirklich drauf… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)