Beyblade in Love von nataschl91 (Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 32: Kapitel 32 ---------------------- Als Luna Amanda fröhlich vor sich hersummen sah musste sie breit grinsen und stupste die junge Frau vorsichtig an. „Und…?“, grinste Luna breit, „wie war euer ‚erstes Date‘ denn so?“ „Es war schön“, musste Amanda sich zurückhalten, „doch...es war wirklich sehr schön!“ „Das freut mich! Und...wie...war...‘es‘…?“ Amanda zuckte kurz zusammen, dieser kleine fiese Stich inmitten der Brust pochte noch eine Weile, bis die junge Frau schlussendlich seufzte und leicht lächelte. „Oh, wir haben nicht miteinander geschlafen“, winkte sie leicht ab. „Wieso nicht? Ist das nicht mehr der krönende Abschluss? Macht man das heute anders?“ „Spencer ist...“, meinte die Frau und suchte nach den richtigen Worten. „Ein Riese? Ein Muskelpaket?“ „Er ist sensibel.“ Luna unterdrückte ein helles Auflachen, während Amanda ihre Miene kaum verzog. Talas Freundin räusperte sich und machte eine entschuldigende Geste. „Es tut mir leid...aber ich sehe Spencer nun mal nicht so...wie du...“ „Er ist sicherlich auch ein sehr guter Kumpel.“ „Ja.“ Die beiden Frauen sahen durch das Schaufenster nach draußen und bemerkten, dass es schon wieder dunkel geworden war. Sie seufzten tief. „Er hat mich in diese kleine Teestube mitgenommen, welche angeblich nur für ihre Landsleute gedacht ist...und deren ‚gute‘ Freunde“, schwärmte Amanda plötzlich, „warst du da schon mal mit Tala?“ „Äh...nein?“, entgegnete Luna beinahe schon entsetzt. Sie würde später mit ihrem Freund ein Machtwort sprechen müssen. „Oh.“ „Ich glaube ich habe mit dem Rotschopf ein Hühnchen zu rupfen, wenn er wieder da ist...“, grummelte Luna gespielt, tippte jedoch vielsagend mit dem Zeigefinger auf die Empfangstheke. „Er ist unterwegs? BeyBlade Match?“ „Letzte Motorradtour für dieses Jahr.“ „Oh, er ist ein Biker?“, kicherte Amanda. „Ehr ein Rennfahrer. Er liebt schnelle Fahrzeuge, egal ob 4 oder 2 Räder.“ „Er passt sicherlich auf sich auf.“ „Das dachte ich auch, als er auf die letzte Meisterschaft gefahren war...zurück kam er mit einer mittelschweren Gehirnerschütterung und mehreren geprellten Rippen.“ „Autsch...“ Luna nickte zustimmend und presste die Lippen aufeinander. „Aber...jetzt geht es ihm doch wieder gut.“ „Natürlich. Er ist wieder ganz der alte. Er kann sich mit dem Motorrad austoben, solange kein neues Turnier ansteht.“ „Russen sind nicht so einfach, hm?“, bemerkte Amanda lächelnd, „und trotzdem haben wir uns welche rausgesucht.“ „Dann sind wir wahrscheinlich auch nicht so einfach.“ Die beiden Frauen lächelten sich gegenseitig an, als die Ladentür aufging und ein Kunde herein kam. Amanda entschied, dass sie sich um ihn kümmern würde und Luna um 19 Uhr Feierabend machen könnte, was zirka noch 15 Minuten waren. Dezent gelangweilt lehnte sich das Mädchen gegen die Theke, während sie ihre Kollegin in der Kabine schaffen hören konnte. „Wie gerne würde ich bei dir und Spencer Mäuschen spielen, wenn es endlich soweit ist...“, murmelte sie kleinlaut und blickte nach draußen. Urplötzlich schossen ihr diverse Bilder in den Kopf und formten pikante Szenen in einem gedämmten Licht, welche Luna einen Schauer über den Rücken jagten. „Kopfkino! Kopfkino! Kopfkino!“ Während sie versuchte sich die Gänsehaut weg zu reiben sprang die Ladentür erneut auf. Och ne, dachte sich Luna, gleich hätte ich einfach gehen können! Sie wandte sich um und guckte Tala mit großen Augen an. „Hallo, Schatz“, grinste er über beide Wangen und hielt ihr einen kleinen Strauß Rosen entgegen. „Äh...hi?“, stotterte das Mädchen, während es von seinem Freund feste umarmt wurde, „ich dachte du kommst morgen Abend erst wieder?“ „Es war doch kälter als gedacht“, beschwerte sich Tala dezent. „Du bist Russe“, bemerkte sie skeptisch, „sind solche Temperaturen für dich nicht ehr...sommerlich?“ „Der Begriff, welcher dir eben nicht einfallen wollte nennt sich unter anderem auch ‚angenehm‘“, grinste der Rotschopf und überreichte ihr die Rosen, „außerdem habe ich dich vermisst...“ „Oh...du bist so süß!“, quietschte Luna schon fast und umklammerte Talas Hals und roch nebenbei an den Rosen, „die duften herrlich!“ „Das freut mich“, grinste der Russe und küsste ihr Ohr, „wann hast du Feierabend?“ „Gleich.“ „Nicht solange du mir diese Szene hier erklärt hast, junge Dame!“, ertönte plötzlich eine Frauenstimme aus dem Nichts. Tala und Luna wandten sich erschrocken zum Eingang des Studios um, wo die Frau im Mantel stand, beide Hände in die Hüften gestemmt und das Paar voller Strenge anfunkelte. „Oh Gott die schon wieder...“, bemerkte Tala, als er Elke, die Chefin des Ladens erkannte. „MAMA?“, rief Luna erschrocken aus. „MAMA?“, wiederholte der Chef der Blitzkrieg Boys im selben Tonfall, „willst du mich verarschen?!“ „So sehen wir uns also wieder...“, meinte Elke herablassend zu Tala, während sie näher an die beiden herantrat, „ich habe dir doch gesagt, dass man sich immer zwei Mal sieht.“ Luna wich einen ehrfürchtigen Schritt zurück und hielt sich an der Theke fest, Tala hingegen blieb eiskalt stehen und funkelte die Frau düster an. „Da sieht und hört man von dir ein Jahr lang nichts und plötzlich stehst du in meinem Laden vor mir.“ Luna erwiderte nichts, sie war zu einer Salzsäule erstarrt und guckte auf ihre Hände. „Das habe ich erwartet...wie der Vater! Lieber nichts sagen und hoffen, dass es gleich wieder vorbei ist“, lachte Elke hell auf und nahm Lunas Gesicht in ihre Hand, „sehr schön...du hast das ganze Metallzeug entfernt...“ „Fassen Sie sie nicht an“, fauchte Tala gefährlich leise und schob sich zwischen Mutter und Tochter. „WIE BITTE?“ „Luna hat Ihnen nichts zu sagen!“ „WAS BILDEST DU DIR EIN, WER DU BIST?!“ Amanda trat soeben vorsichtig aus der Kabine und sah die Szene mit großen Augen an. „Elke…?“, fragte sie und blickte alle nacheinander an, „was ist denn hier los…?“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „...du hast WAS?!“, rief Lucielle entsetzt durch das Zimmer, als ihr Bruder stolz dasitzend die Geschichte erzählt hatte, wie er an Kais Dranzer in seiner Hand gekommen war, „bist du jetzt vollkommen irre?“ „Warum?“, zuckte er lässig mit den Schultern, „so wertvoll kann das Ding doch gar nicht sein, wenn er es diesem Kampfzwerg überlassen hat...aus welchem Material besteht das Teil überhaupt?“ „Adrian...“, seufzte Lucy schwerfällig und fasste sich mit einer Hand an die Stirn, „bist du dir eigentlich im Klaren, was genau du da angestellt hast? Welchen Sturm du damit freigesetzt hast?!“ „Wieso Sturm? Jetzt mach dich nicht lächerlich! Dieser abgebrochene Meter wurde von mir so eingeschüchtert, dass die sich gar nicht traut ihrem Macker zu sagen, dass ich sein Spielzeug habe!“ „DU HAST WAS?!“ „Du wiederholst dich...“ „OH MEIN GOTT!“, stöhnte sie und raufte sich die Haare, „Junge...du bist jetzt schon so was von erledigt!“ „Er wird nicht kommen...“ „Oh glaub mir! Kai wird kommen! Und weißt du auch warum?“ „Bitte. Klär mich auf“, winkte Adrian seiner Schwester hochmütig zu. „Fehler Nummer eins: du hast ihn an seinem Geburtstag bloßstellen wollen, nur weil er einen Abend zuvor etwas zu tief ins Glas geguckt hat, was, wie wir wissen bei dir regelmäßig passiert. Fehler Nummer zwei: du hast Kai an seiner Hochzeit dumm angemacht, aufgrund dass du schon wieder zu viel getrunken hattest, was Punkt eins nur noch mehr unterstreicht. Fehler Nummer drei: du hast dir seinen Blade unter den Nagel gerissen, welcher sozusagen unbezahlbar ist...dennoch! Diese drei Fehler sind NICHTS, hörst du? NICHTS im Vergleich zu deinem allergrößten Vergehen, welcher dir letztendlich das Genick brechen wird!“ Adrian guckte sie schief an und neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, als seine Schwester sich zu ihm vorbeugte und tief in seine Augen blickte. „Du...hast...seine Frau bedroht...“, flüsterte Lucielle, „glaub mir...Kai Hiwatari wird kommen...und wenn es soweit ist, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken, Bruder.“ Adrian winkte lässig ab und machte diverse Bemerkungen, welche Lucy dazu brachten, ihre Augen zu verdrehen und „armer Trottel“ zu sagen, bevor sie das Zimmer ihres Bruders verließ. Der Junge betrachtete Dranzer nun genauer und drehte ihn in sämtliche Richtungen, so dass er den Blade aus jedem Winkel begutachten konnte. Er hätte nie gedacht, dass er in Echt so schwer in der Hand lag, im TV sahen diese Kreiseldinger immer so klein und leicht aus, dass Adrian sichtlich überrascht war. Sofort fühle er, wie ein durchdringendes Gefühl der Unbesiegbarkeit ihn durchströmte, zusätzliches Adrenalin wurde in seinen Körper gepumpt, sodass der Junge im ersten Augenblick gar nicht bemerkte, dass der BeyBlade langsam heiß wurde. Erst, nachdem er einen stechenden Schmerz verspürte ließ Adrian Dranzer aus seiner Hand auf seinen Schreibtisch rollen, wo der Blade nach kurzem Kullern zum Liegen kam. Adrian guckte ungläubig auf seine Hand nieder, dann wieder auf Dranzer, erneut auf seine Hand, welche immer noch schmerzte, jedoch keine Brandwunden aufwies. „Du kleines...“, fluchte er, während es an seiner Tür klopfte, „ich bin beschäftigt!“ Kurze Stille, dann klopfte es erneut, während Adrian irgendetwas vor sich her brummte. Nach dem dritten Klopfen sagte er verärgert, dass er nicht da wäre und holte aus seiner Schublade einen Schraubenzieher, womit er auf den Blade zeigte. „Wir beide sind noch lange nicht fertig...“, raunte Lucys Bruder und tippte zwei Mal mit der Spitze seines Werkzeugs auf Dranzer, bevor er ihn erneut in die Hand nahm. Mit einem ohrenbetäubenden Knall wurde Adrians Zimmertür aus den Angeln und Schloss gerissen und ging mit einem lauten Rums zu Boden, während der Junge mit weit aufgerissenen Augen ungläubig dabei zusah. Im nächsten Moment trat Kai Hiwatari auf die Holzplatte, blieb in ihrer Mitte stehen und stemmte lässig beide Hände in die Hüfte, unterdessen sprach sein Blick schon jetzt Bände. „Klopf, klopf“, meinte Kai bedrohlich ruhig und blickte auf Adrians Hände, in der einen lag sein Blade und in der anderen ein Schraubenzieher, „an deiner Stelle würde ich das lieber nicht tun.“ „Kai…?“, hauchte Adrian völlig benommen und guckte sein Gegenüber immer noch mit großen Augen an. „Anwesend.“ „Das seh ich...“, murmelte der Rotschopf und ließ augenblicklich Dranzer aus seiner Hand auf seinen Tisch kullern, „es...es...ist nicht das...wonach es aussieht, Kai!“ Sofort griff Dranzers Besitzer nach ihm und steckte den BeyBlade in die dafür vorgesehene Tasche, dann verschränkte der Junge die Arme vor seiner Brust und funkelte Adrian mit einem Blick an, worauf sogar die Finsternis neidisch geworden wäre. „Willst du mir nicht irgendetwas erzählen…?“ „Nein!“, schoss das Wort eilig aus dessen Mund, weshalb Kai ungläubig die Augenbrauen hob. „Das ging fiel zu schnell. Versuch es noch mal...“ „Ich weiß von nichts!“ Kai seufzte schwer und fragte sein Gegenüber ein letztes Mal und als er wieder ebenfalls sofort verneinte schnellte Kais Hand nach vorne und packte Adrian am Kragen seines Oberteils und zog ihn so nah an sich heran, dass sich ihre Nasen schon beinahe berührten. „Bist...du...dir...da...auch...ganz...sicher…?“, fauchte Hiwatari gefährlich leise. „Alter! Ich will echt keinen Stress anfangen!“, wehrte Adrian ab und griff nach Kais Handgelenken. „Das hättest du dir überlegen sollen, BEVOR du meine Frau anfasst!“ „War doch nur ein Missverständnis, Kai!“ „Missverständnis? Missverständnis?! Ich konnte vorhin immer noch deine dreckigen Abdrücke an ihrer Hand sehen! Welche Definition von Missverständnis hast du überhaupt?!“ „Kein Grund gleich zu schreien...“, meckerte Adrian kleinlaut und zog den Kopf zwischen seinen Schultern ein. „ICH BIN WÜTEND!“ „Das hör ich...“ „JUNGS!“, rief Adrians Vater laut aus und erschien im Türrahmen, „Schluss jetzt!“ „Er hat angefangen!“, bemerkte sein Sohn und zeigte sofort mit dem Finger auf Kai. „AUSEINANDER!“ Pierre packte jeden der beiden Jungen am Arm und zog sie voneinander weg und warf beiden einen herausfordernden Blick zu. „Wie alt seit ihr? Zehn?!“ „Er hat mich angefasst!“ „RUHE JETZT!“ Adrian zog seinen Arm auf den Griffen seines Vaters und guckte Kai böse an, welcher hingegen ein Pokerface aufgesetzt hatte. „Ich weiß ganz genau was du getan hast, junger Mann und ich bin der Meinung, dass Kai hier vollkommen richtig gehandelt hat“, brummte Pierre. „WAS?!“ „...allerdings ist das hier mein Haus. Und unsere Familien sind gut befreundet...also möchte ich dich bitten, jetzt wieder zu deiner Frau zu gehen und dich um sie zu kümmern.“ Kai blickte Pierre vielsagend an, sagte jedoch nichts. Er wandte sich ab, ohne Adrian noch ein mal anzusehen und ging schließlich die Treppen runter und aus dem Haus. Pierres Sohn atmete tief durch: „Oh man...beinahe hätte der mir eine verpasst…!“ Sein Satz wurde von einer schallenden Ohrfeige unterbrochen, welche Adrian sein Gleichgewicht verlieren ließ, so dass er auf der Kante seines Bettes landete. „IST DIR EIGENTLICH KLAR, WAS DU GETAN HAST?!“ Mit einer langsamen Bewegung striff Adrian über die pochende heiße Stelle in seinem Gesicht und spürte, wie die dicken Tränen in seinen Augen hoch quollen. Er biss sich heftig auf die Unterlippe, damit sie nicht über seine Wangen rannten, sondern gleich im Augenwinkel versiegten. „Ich bin seit meiner frühen Jugend mit Daniellé Hiwatari befreundet...eng befreundet! Seine Familie und unsere haben äußerst zuvorkommende Geschäfte gemacht und das werden wir auch wieder...und ich setze das alles nicht wegen eines ungezogenen und trotzigen Bengels wie dir aufs Spiel!“ „Schön, dass du eben noch bemerkt hast, dass dieser Bengel zu deiner Familie gehört...“, gab Adrian kleinlaut von sich. „Sieh mich gefälligst an, wenn du mit mir sprichst!“ Der Junge ließ die Augen hoch zu seinem Vater wandern und guckte ihn herausfordernd an. Pierre seufzte tief bei diesem Anblick und rieb sich die Stirn. „Ich weiß nicht, was und wann es mit dir passiert ist, doch du hast dich sehr verändert, Adrian...und das nicht zu deinem Besten. Wenn du in diesem Clan bleiben willst wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt für eine 180° Drehung...“ „Vielleicht will ich ja gar nicht zu diesem bescheuerten Clan gehören...“, schmollte der Junge und stand auf. Sein Vater hatte diesen Spruch erwartet und atmete tief ein, bevor er zur Seite trat und den Weg zur Tür frei machte. „Dann ist es wohl jetzt soweit, dass sich unsere Wege hier trennen...“ „Du schmeißt mich raus?!“ „Ich mache gar nichts. Ich möchte dich dadurch nur wissen lassen, dass ich, egal wie deine Entscheidung auch sein mag, dir nicht im Weg stehen werde. Nur bedenke...solltest du jetzt gehen...dann schließen sich die Türen meines Hauses für dich. Für immer.“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* „Mir ist kotzübel...“, raunte Luna und bemühte sich wieder ruhiger zu atmen, während Tala neben ihr in die Hocke ging und vorsichtig ihren Oberschenkel streichelte. Die beiden waren vor einer halben Stunde aus dem Kosmetikstudio in Richtung Bushaltestelle gegangen, als plötzlich Lunas Beine nachgegeben hatten und sie sich auf den eiskalten Bordstein niederließ. Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht war blasser als Talas und ihre Atmung ging unregelmäßig. „Es ist gleich vorbei...“, murmelte der Junge und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, „wir sind bald zu Hause...“ „...gleich passiert‘s...“ „Tief durchatmen!“ Luna riss den Kopf gen Nacken und zog die kalte Novemberluft tief in ihre Lungen, so dass es schon beinahe schmerzte. Sie behielt diese kurz inne und atmete in einem einigermaßen gleichmäßigen Zug wieder aus. Tala nickte zufrieden und reichte seiner Freundin die Hand zum aufhelfen. „Siehst du? Schon besser, richtig?“ Luna blickte ihn argwöhnisch an, zeigte jedoch den Daumen nach oben. In diesem Moment fuhr der Bus an die Haltestelle und öffnete seine Türen. Die beiden stiegen ein und suchten nach freien Sitzplätzen. „DA IST TALA VON DEN BLITZKRIEG BOYS!!!“, rief plötzlich ein Mädchen von weiter hinten aus dem Bus und gleich darauf gilften ihre Freundinnen mit ihr und rannten auf den Jungen zu. Da das Verkehrsmittel gerade am Anfahren war kamen die Mädchen mit mehr Schwung bei Tala an, als gedacht und stürzten wortwörtlich auf ihn. Luna wusste nicht, ob sie bei diesem Anblick, welcher beinhaltete, dass ihr Freund unter vier Mädchen lag lachen oder sich beschweren sollte. Erst als der Rotschopf sich ächzend wieder in die Freiheit schob musste seine Freundin dann doch breit schmunzeln. „Wir wollen ein Foto mit dir!“ „Wir wollen ein Autogramm!“ „NEIN! ICH WILL BEIDES!“ Die Teenies hüpften aufgeregt um den Chef der Blitzkrieg Boys herum, zogen an seiner Jacke, fassten ihn an den Armen und eine drückte sich sogar gegen ihn. „Ähm...Ladies...“, mischte sich Luna dann doch zögerlich ein. „Gibst du mir deine Nummer, Tala? Ja?“ Der Rotschopf warf Luna ein hilfloses Lächeln zu, während er versuchte eines der Mädchen von seiner Jacke loszukriegen. „Du siehst dezent überfordert aus“, scherzte Luna und stemmte die Hände in die Hüften, „soll ich dir helfen, oder kommst du alleine klar?“ Tala guckte sie ungläubig an, genau in diesem Moment stoppte der Bus an der nächsten Haltestelle und die Türen öffneten sich. „Oh...nein...Nein! Nein! NEIN! LUNA! Du haust nicht schon wieder ab!“ Sie winkte ihrem Freund noch einmal zu, bevor sie aus dem öffentlichen Verkehrsmittel ausstieg und in Richtung Wohnung lief. Nach ein paar Metern wurde die abrupt zum Stehen gebracht, als sie jemand am Handgelenk packte und daran zog. „Willst du mich verarschen?“, fauchte Tala wütend. Luna sah ihn nur groß an, sagte aber nichts. „Hey! Ich rede mit dir!“ „Ich...“, stammelte das Mädchen und senkte den Blick. „Ich höre?“ Wieder kam von Luna keine brauchbare Antwort. „Luna! Ich will wissen was das sollte?!“ „Es...tut mir...leid...“ Tala seufzte schwerfällig und ließ ihre Hand los. „Du kannst nicht immer einfach abhauen, wenn ein paar Fans mich oder die Jungs überrennen...“ Er blickte ihr ins Gesicht und seufzte erneut. „...es...ist nur bei mir so...richtig?“ „...ja...“ „Oh, Mädchen...“ Tala nahm seine Freundin in den Arm und drückte sie feste an sich. „Ich habe dich davor gewarnt, dass so was passieren wird...“ „Ich weiß.“ „...und du hast dir nichts dabei gedacht...richtig?“ „Richtig.“ „Oh Luna...“, hauchte Tala und streichelte ihren Rücken, „heute war alles zu viel...lass uns nach Hause gehen.“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* In der Bar war es gerammelt voll, als Bryan eintrat und in Richtung Theke schlenderte. Er nahm Platz und wartete fünf Minuten geduldig darauf, das Ulrike zu ihm kommen würde. Nachdem er allerdings drei Mal ihre Kollegen abweisen musste und sie den Russen immer noch ignorierte lehnte sich Bryan über die Ablage und gröhlte durch den Raum. „Ey! Serviermaus! Hier wartet Kundschaft!“ Das Mädchen blickte ihn fassungslos an, verschränkte die Arme über der Brust und ging zu ihm rüber. „Musst du so schreien?“, tadelte sie ihn. „Du bist nicht gekommen. Zu mir. Heute. Noch nicht“, grinste der Junge breit. „Wir haben hier auch anderes Personal.“ „Schon. Aber das sind Männer...und eine verdammt hässliche Tussi. Nichts gegen sie. Aber nein.“ „Du verlangst also nach mir, weil ich hübsch bin?“ „Ähm...wir hatten guten Sex.“ „Ähm...nein?“ „Doch!“ „Du bist nach dem dritten Stoß auf mir eingepennt. Das kann für dich kaum guter Sex gewesen sein!“ „Deswegen bin ich ja heute Abend wieder hier um dich vom Gegenteil zu überzeugen“, grinste Bryan noch breiter, „Baby wenn ich auch Höchstleistung laufe, dann wirst du mich nie wieder vergessen können!“ „Wegen meinem vollgesabberten Kissen oder der Syphilis, die du mir verpasst?“ „Syphi...was?“ „Hast du in der Schule nicht aufgepasst, als es um Aufklärung ging?“ „Ähm...“ „Oder hast du deinen Eltern nie zugehört, als sie mit dir darüber reden wollten??“ „Ähm...also...ähm...“ „Was denn plötzlich los? Wo ist dieser selbstsichere Kerl hin, der meinte er vögelt mir meinen Horizont weiter?“ Bryan guckte Ulrike mit seinen grünen Augen leicht niedergeschlagen an, ließ den Blick kurz durch die Räumlichkeiten schweifen und entschied dann, dass es das Beste wäre einfach zu gehen. „Oh ja“, „rief ihm die Frau hinterher, „genau das mach ich auch immer, wenn man mich vor vollendete Tatsachen gestellt hat!“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „...nach dem heutigen Tag brauche ich definitiv einen Drink!“, atmete Amanda schwerfällig und schloss den Laden ab. „Bin dabei!“ Die Frau zuckte fürchterlich zusammen und guckte den Riesen über ihre Schulter hinweg düster an. „Sorry...“, entschuldigte er sich, „ich hab vergessen, wie schreckhaft du bist...ich mach es nie wieder.“ „Jetzt brauche ich schon zwei Drinks!“ „Bin trotzdem dabei!“, grinste Spencer. „Gern“, lächelte sie jetzt deutlich entspannter und die beiden gingen in die Bar, wo sie sich wieder getroffen hatten. „Theke oder Tisch?“ „Tisch.“ Amanda und Spencer nahmen Platz und gleich darauf kam die Bedienung zu ihnen. „Hi!“, grüßte der Riese und lächelte, „du bist doch eine Bekannte von Bryan oder?“ „Sag ihm einen schönen Gruß von mir“, bemerkte Ulrike dezent genervt, „er braucht sich bei mir nicht mehr blicken lassen.“ Augenblicklich verfinsterte sich Spencers Gesichtsausdruck und er sog scharf die Luft ein. „Hat er dir wehgetan?“ „Nein.“ „Hat er deine Wohnung verwüstet?“ „Äh...nein? Macht er sowas?“ „Gelegentlich.“ Ulrike schüttelte den Kopf. „Okay…? Was hat er dann angestellt?“ „Zuerst hat er durch den kompletten Raum nach mir gerufen, dann hat er mich angebaggert und dann ist er einfach gegangen.“ Spencer zog die Augenbrauen stutzig zusammen, während sogar Amanda sich wunderte. „Das klingt aber gar nicht nach Bryan...“, bemerkte Spencers Begleitung. „Ich habe ihn lediglich den Wind aus dem Segel genommen...“ „Ja aber da geht er nicht einfach, sondern gibt Konter“, überlegte der Riese, „um was ging es denn?“ „Geschlechtskrankheiten“, bemerkte Ulrike trocken. „Damit hat sich die Frage erübrigt, ob ich hier etwas esse...“, grinste Amanda niedergeschlagen und klappte die Speisekarte wieder zu. „...das ist komisch...“ „Nein...widerlich!“ „Ich meine Bryan. Er läuft lieber Gefahr etwas falsches zu sagen, als gar nichts zu sagen...“ „Vielleicht hatte er einen schlechten Tag?“ „Darf...ich eure Bestellung schon mal aufnehmen…?“, erkundigte sich Ulrike und klickerte mit ihrem Kuli, „mein Chef guckt schon hier rüber...“ Amanda und Spencer gaben ihre Getränke auf. Nachdem Ulrike wieder an die Bar gegangen war legte Spencer stutzend einen Finger an den Mund und grübelte weiter. Bei diesem Anblick biss sich Amanda auf die Unterlippe und ließ ihrem Kopfkino freien Lauf. Ab und zu zuckten ihre Mundwinkel noch weiter nach oben und Spucke sammelte sich im Überfluss in ihrem Mund, als Ulrike die Getränke brachte und Amanda sich beinahe daran verschluckte. „Darf ich dich fragen, was du zu Bryan gesagt hast, damit er gegangen ist?“, fragte Spencer vorsichtig, während das Mädchen bereits wieder am Gehen war. „Ich habe ihn gefragt, ob er in der Schule und bei seinen Eltern nicht zugehört hatte, als es um das Thema Verhütung ging. Das war es auch schon.“ „Uiuiuiuiuiuiui“, machte der Riese plötzlich und kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen, „hättest du ihn nicht einfach schlagen können?“ „Ich darf Gästen gegenüber nicht handgreiflich werden.“ „Natürlich. Aber hättest du ihn nicht einfach schlagen können?“ „Wieso? Hat er die Schule geschwänzt und ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern? Das ist nämlich für mich keine Entschuldigung, jeder hier trägt sein Päckchen!“ „Wir waren nie in einer Schule und Bryan ist mit sechs Jahren von zu Hause abgehauen, nachdem sein Vater ihn mehrmals die Nase gebrochen hatte...und einige Rippen...den Unterarm...“, bemerkte Spencer ruhig und blickte zu Ulrike auf. Diese hielt in ihrer Bewegung inne und auch Amanda blickte erschrocken auf. „Wir wurden von einem gewissen Mann namens Boris Balkov in einer Abtei großgezogen und darauf trainiert, rücksicht- und furchtlose Blader zu werden. Bei Bryan setzte er noch einen obendrauf und machte regelrecht eine Waffe aus ihm. Keine Gefühle, keine Gnade.“ Die beiden Frauen blickten Spencer ausdruckslos an. Wussten nicht, ob sie einfach nur Mitleid haben sollten oder blankes Entsetzen. „...deswegen sei ihm nicht böse...wenn er heute noch etwas...darauf reagiert...“, bat Spencer und belächelte die Situation. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Tala goss das heiße Wasser in beide Tassen und stellte sie auf die Theke, wo Luna dagegen lehnte und immer noch wie drei Tage Regenwetter guckte. Sie nickte dankend und löffelte sich Zucker in ihre Tasse, während Tala seinen Teebeutel im Wasser auf und absenkte. „Nun...“, begann er und entfernte den Beutel, „lass uns jetzt in Ruhe darüber reden, wie du mich heute beinahe wieder hättest stehen lassen wollten...“ „Da gibt es nichts zu reden.“ „Ach nein?“, grinste er genervt, „meinst du ernsthaft, dass die Situation mit deinem ‚es war einfach zu viel für mich‘ einfach abgetan ist?“ „Es war ja nicht so, als hätte man dich überfallen.“ „Nein. Zumindest nicht in so einer Art.“ „Was hätte ich denn dann tun sollen? Dich einfach wegziehen, so dass die Mädchen auf mich losgegangen wären?“ „Du möchtest meine Freundin sein. Du BIST meine Freundin. Verhalte dich demnächst bitte auch so...“, bemerkte er und nippte an seinem Tee. „Reicht es dir nicht, dass wir Händchenhaltend durch die Öffentlichkeit gehen?“ „Wann gehen wir denn bitte so durch die Öffentlichkeit?“ Luna hielt inne. Tala hatte sie eiskalt ertappt. Sie waren seit sie zusammen waren noch nie Händchenhaltend durch die Stadt gegangen. „Ich...“, begann das Mädchen und guckte in ihren Tee. „Du hast Angst. Warum kann ich irgendwie nachvollziehen, aber genau davor hatte ich dich die ganze Zeit gewarnt.“ „Hast du.“ „Dachtest du, dass sowas nie passieren würde?“ „Ich hatte es gehofft, ja.“ Tala seufzte und rieb sich die Schläfen. In diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschmissen, wieder zugeknallt und Bryan stand in der Küche. „Bin gleich wieder weg...“, murmelte er und nahm sich eine Flasche Wodka aus dem Kühlschrank. So schnell wie er aufgetaucht war war er auch schon wieder in seinem Zimmer verschwunden. Tala und Luna guckten noch eine Weile auf den Flur, bis sie diverse Fernsehgeräusche aus seinem Zimmer hören konnten. „Wie hättest du denn an meiner Stelle reagiert?“, wollte der Rotschopf schließlich wissen, „wenn ich einfach gegangen wäre.“ „In der selben Situation?“ „Selbe Situation.“ Luna blickte dem Jungen direkt in die Augen, völlig ausdruckslos, so dass sich Tala auf die schlimmste Antwort gefasst machte. „Ich wäre ebenfalls gegangen.“ „Nach Hause?“ „Jupp. Dort hätte ich meine Sachen gepackt, zumindest die wichtigsten und wäre gegangen.“ „Du...hättest mich...also verlassen?“ „Erstmal. Ja.“ Tala hob beide Augenbrauen und legte sein Kinn auf seine Hand. „Dann sag mir doch, warum ich es nicht genauso machen sollte?“ „Weil du mich liebst.“ Augenblicklich schnellte seine Hand, worauf er gerade noch sein Kinn gestützt hatte auf die Ablagefläche der Theke und seine Augen weiteten sich. Nicht erschrocken oder entsetzt, sie wurden einfach nur groß. „Du liebst mich also nicht?“ „Doch! Das tu ich.“ „Aber…?“, seine Stimme wurde plötzlich herausfordernder. „Ich...ich bin einfach ein anderer Charakter als du! Außerdem bist du der Mann, normalerweise müsstest du mich beschützen!“ „Hör bloß auf mit diesem Emanzipationsscheiß! Wir beide haben oft genug miteinander gerungen, so dass ich aus erster Hand sagen kann, dass du ordentlich Kraft hast!“ „Es geht mir ums Prinzip, Tala!“ „Welches Prinzip bitte? Dass das du mich einfach alleine inmitten von liebeshungrigen Teenies stehen lassen kannst und ich nicht?“ Luna raufte sich die Haare und ging ein paar Schritte von der Kochinsel weg, während Tala sie genau beobachtete. „Ich kann nicht mehr als ‚Entschuldigung‘ sagen!“, beschwerte sich das Mädchen, „oder kommt es glaubwürdiger rüber, wenn ich es auf russisch sage?“ „Das macht keinen Unterschied.“ „Aber du glaubst mir nicht!“ „Weil du es bereits zum zweiten Mal fertig gebracht hast, Luna!“ „Es tut mir doch leid! Wie oft soll ich es dir denn noch sagen?“, fragte das Mädchen allmählich verzweifelt. „Deswegen brauchst du nicht gleich zu weinen.“ „Ich weine aber!“, beschwerte sie sich mit lauter werdender Stimme, „als wäre es nicht schon nervenaufreibend genug für mich gewesen, dass ich heute meiner Mutter über den Weg laufe und das auch noch in ihrem Laden, wo ich zufälligerweise eine Teilzeitstelle habe!“ „Die du übrigens freiwillig angenommen hast...“ „Ohne das Wissen, dass es ihr Laden ist!“ Luna schluchzte laut auf und ging auf den Balkon, wo sie sich eine Nervenzigarette anbrannte. Tala blieb in der Küche stehen und seufzte zittrig, bevor er einen zu tiefen Schluck seines noch heißen Tees nahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)