Beyblade in Love von nataschl91 (Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- „...trotz allem...habe ich mich sehr gefreut, dich wieder zu sehen“, grinste Amanda zu Spencer hoch und blieb vor ihrem Auto stehen. „Es war...“, begann der Riese und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „nun ja...du hast eine...interessante Vorgesetzte.“ „Ja...sie ist anstrengend. Aber! Sie zahlt gut. Sehr gut, sogar.“ „Ist es das wert?“ „Im Moment...“, zuckte das Mädchen entschuldigend mit den Schultern und schloss ihr Auto auf, „ähm...muss ich wieder drei Jahre warten, bis ich dich wieder sehe? Oder treffen wir uns mal so auf einen Kaffee?“ Spencer machte eine unbeholfene Geste. Tala und Bryan hatten extra ein wenig Abstand zu den beiden gelassen, wofür der Riese sie jetzt verfluchte. „Wenn du nicht willst, dann sag es mir jetzt“, bat Amanda, „dann weiß ich wenigstens, wie ich dran bin...“ „Du bist echt nett. Und sicherlich auch...du weißt schon...aber ich kann mit so was überhaupt nichts anfangen!“, seufzte Spencer. „Du bist süß“, kicherte sie, „so ein großer Kerl, vollgepackt mit Muskelmasse. Aber bei einer Frau völlig hilflos.“ Er versuchte zu grinsen, was ihm mehr oder weniger gut gelang. Amanda schlang die Arme zum Abschied um ihn und stieg ins Auto. Bevor sie losfuhr winkte sie ihm noch einmal zu und dann war sie auch schon weg. Spencer atmete erleichtert auf und blickte in den klaren Sternenhimmel. Was mach ich nur…? In diesem Moment hatten ihn seine Teamkollegen eingeholt und guckten ihn erwartungsvoll an. „Ihr zwei!“, raunte der Riese gefährlich leise, „einmal wenn ich euch brauche!“ „Waren es nicht deine Worte, dass du es schon oft genug bei uns gesehen hast?“, grinste Tala süffisant und tätschelte ihm auf die Schultern, „du hattest oft genug die Gelegenheit, von uns zu lernen!“ „Und? Wann siehst du sie wieder?“ Spencer warf Bryan einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. „Irgendwann wird sie mich wieder finden...“, raunte er und seufzte erneut. „Irgendwann?“ Während Spencer stumm nach Hause ging warfen sich die anderen beiden einen fragenden Blick zu. Mit schnellen Schritten hatten sie erneut zu ihrem Freund aufgeschlossen und hielten es für das Beste, ihm heute nicht mehr damit auf die Nerven zu gehen. *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „Mirka?“ Das Mädchen drehte sich ruckartig um und lächelte Lucielle freundlich an. „Hallo!“ „Das ich dich mal ohne Begleitung antreffe“, grinste Adrians Schwester, „wie geht es dir so kurz vor der Hochzeit?“ „Oh! Hör mir auf!“, stöhnte das Mädchen und fuchtelte mit ihrem Paket wild in der Gegen herum, „während ich völlig am Rad drehe ist Kai die Ruhe selbst!“ „Das täuscht sicher...“, beruhigte Lucy das Mädchen. „Ehrlich! Er bleibt völlig cool und hat auf alles eine Antwort!“ „Aber...das ist doch schön, oder? Wenn du mal nicht weiter weißt, kann er dir helfen.“ In diesem Moment hielt Mirka inne und legte den Kopf schief. Sie guckte die rothaarige Frau mit erhobenen Augenbrauen an und grinste hilflos. „Da ist was dran.“ „Siehst du? Was hätte er davon, wenn ihr beide jetzt durchdrehen würdet?“ „Es wäre auf jeden Fall ein ungewohnter Anblick.“ „Darf ich fragen, was du da schönes hast?“, erkundigte sich Lucy und zeigte auf das Bündel. „Oh das...“, murmelte das Mädchen und öffnete das braune Papier, „die hat Kai mir letztens mal gekauft und sie haben mir so gut gefallen...“ Lucielles Augen weiteten sich, bei dem Anblick der Rosen. „Die sind ja wunderschön!“ „Sind sie, gell?“ „Und die hat Kai für dich gekauft?“ Mirkas Gesicht wurde weicher und ihr Grinsen breiter. „Ja...er hat mir einen Straß von denen gekauft...mein erster, den ich von ihm bekommen habe.“ „Herzlichen Glückwunsch“, meinte Lucy und roch an ihnen, „die sind herrlich.“ „Francis Meilland.“ „Muss ich mir mal merken.“ „Das ist mein Hochzeitsstrauß“, gestand Mirka. „Wirklich?“ „Allein schon, weil Kai sie für mich ausgesucht hatte...für wen ist der Kuchen?“ „Ach der...“ Lucielle guckte auf die Tragebox in ihrer Hand und grinste ebenfalls. „Einer der seltenen Momente, dass ich mal gebacken habe...ein Experiment, wenn ich ehrlich bin.“ „Deine Mutter ist für ihre Backkünste berühmt! Warum machst du es dann so selten?“ „Trotz? Desinteresse? Faulheit? Such dir was davon aus...“ Mirka machte ein fragwürdiges Gesicht, schmunzelte jedoch. Die beiden Frauen gingen ein Stück nebeneinander her, während sie sich über dies und das unterhielten. „...und was macht dein Mann in Spee gerade?“ „Er sucht für mich ein Kleid aus...“, gestand Mirka. „Ein...was? Aber nicht…?“ „Nein. Mein Hochzeitskleid ist schon fertig...das andere ist für die Feier nach der Trauung.“ „Ihr seit aber mutig!“ „Findest du?“ „Also ich finde es irgendwo schon süß...aber dennoch mutig! Auf der anderen Seite...wenn er dir schon solche Rosen schenkt, dann muss er einen ziemlich guten Geschmack haben?“ Mirka machte eine freudige Geste und verschloss das Papier über den Rosen wieder. „Wohin gehst du eigentlich?“ „Im Moment folge ich dir.“ „Das seh ich“, kicherte Mirka und deutete auf den Kuchen, „ist es in Südfrankreich mittlerweile Mode, dass man mit einem Kuchen in der Hand quer durch die Stadt spazieren geht?“ „Um ehrlich zu sein...drück ich mich gerade davor, ihn abzugeben.“ „Warum? Er sieht köstlich aus!“ „Das schon...“, druckste Lucielle und warf dem Gebäck einen prüfenden Blick zu. Plötzlich blieb Mirka stehen, riss die Augen weit auf und sog die Luft hastig ein. „Ich weiß für wen er ist!“, rief sie aufgeregt aus und fuchtelte wild mit ihrer freien Hand. „Schrei es vielleicht noch lauter...die ganz vorne an der Ampel haben dich noch nicht gehört!“ „Oh Lucielle...“, schmollte das Mädchen gerührt, doch die andere Frau winkte ungeniert ab. „Er wird ihm wahrscheinlich gar nicht schmecken...“, gestand Lucy und seufzte. „Es ist die Geste, die zählt. Der Kuchen könnte noch so bescheiden schmecken und er würde sich trotzdem freuen.“ „Du als Vollzeitromantikerin hast mit Kai doch den totalen Fehlgriff erlitten, oder?“ Mirka hob den eingepackten Blumenstrauß hoch und lächelte bescheiden: „Er hat seine Momente...“ *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „...brauchen wir sonst noch etwas?“, erkundigte sich Spencer und warf die Packung Nudeln in den Einkaufswagen. „Getränke?“, meinte Bryan und lehnte sich auf die Griffe des Metallwagens, „oder willst du die woanders holen?“ „Wenn wir schon mal hier sind...“, murmelte der Riese und schlenderte ins nächste Regal, wo er allerdings kurz darauf schweißgebadet wieder Kehrt machte und seinen Teamkollegen erschrocken an stierte. Bryan beobachtete das Schauspiel, wie dieser mit Muskeln bepackter Kerl sich ganz zittrig am Einkaufswagen festhielt und irgendetwas vor sich her stammelte. „Spencer…?“ „Wir...müssen...gehen…! Jetzt!“ Der Junge verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und reckte grinsend den Hals. „Wo ist sie?“ „Halt‘s Maul!“, fauchte Spencer und ging in die Hocke. „Weißt du, wie lächerlich du gerade aussiehst?“, kicherte Bryan und stützte das Kinn auf seine Hand. „Schnauze!“ „Hey Jungs“, hörten die beiden plötzlich besagte Frauenstimme, welche dem Riesen eine Gänsehaut verabreichte. „Hey Amanda“, grüßte Bryan sie mit einem breiten Schmunzeln, „auch beim Wochenendeinkauf?“ „Ihr kennt das doch“, scherzte sie, „man glaubt, man hat alles und dann fehlt doch was...was machst du eigentlich da unten?“ „Ähm...also...weißt du...“, druckste der Riese in seiner Hocke und grinste sie schief an, „mir ist da was runter gefallen...“ Im selben Moment raunte er Bryan leise zu, dass er etwas unauffällig runter schmeißen sollte, worauf der Junge am Wagen skeptisch guckte. Allerdings war Spencer derjenige, der ihn mit Essen versorgen würde, solange Luna nicht da war, also nahm er etwas aus dem Metallwagen und ließ es mit einem schüchternem „Ups!“ fallen. Amanda und Spencer blickten ihn ungläubig an und er hob lediglich entschuldigend die Arme. „Ist das deine Definition von unauffällig?!“ „Alles in Ordnung bei euch beiden?“ Spencer stand für seine Größe in einer geschmeidigen Bewegung auf und machte eine unbeholfene Geste, während Bryan immer noch breit grinste. Amanda blickte zwischen den beiden Russen hin und her, über ihrem Kopf erschien ein riesiges Fragezeichen. „Es...tut...mir...leid...“, stammelte Spencer plötzlich, „aber als ich dich gerade im anderen Gang gesehen habe, war ich völlig überrumpelt...“ „Ach so“, grinste sie verlegen, „du armer Kerl...“ Jetzt erschien das dicke Fragezeichen über Bryan und Spencers Kopf, während die junge Frau immer noch kicherte. „Da sehen wir uns drei Jahre lang nicht und dann gleich zwei Mal in einer Woche. Mir wird zwar nachgesagt, dass ich ziemlich hartnäckig bin, aber das war nicht meine Absicht.“ Spencer seufzte erleichtert auf. Er hatte damit gerechnet, dass sie völlig schrill kreischend auf ihn losgehen und zu Boden ringen würde. Stattdessen tat er ihr jetzt leid! Verstehe einer die Frauen… „Sie greift mich gar nicht an“, raunte Spencer auf russisch zu seinem Teamkollegen, welcher sich ein Lachen verkneifen musste. „Warum sollte sie?“ „Jungs...ich kann euch nicht verstehen. Habt wenigstens den Arsch in der Hose und lästert in meiner Sprache über mich, ja?“, tadelte das Mädchen sie, wenn auch nicht sonderlich streng. „Spencer hat mich gerade gefragt, ob es jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, dich auf einen Kaffee einzuladen“, meinte Bryan und spürte, wie sein Unterarm von seinem Kollegen fest gepackt wurde und unterdrückte einen schmerzhaften Aufschrei. Amanda machte eine gerührte Miene und prüfte sofort ihren Terminkalender, während Spencer immer fester zupackte und Bryan die Lippen aufeinander presste vor Schmerz. „Ähm...so wies aussieht habe ich leider nur Montag nach der Arbeit Zeit...passt das für dich?“ „Mach dir nur keinen Stress, Amanda, „lächelte Spencer sie überaus freundlich an, „wenn wir schon mal etwas nur zu zweit unternehmen, dann in einer entspannten Atmosphäre...“ „Nein, Montag passt mir völlig. Ich kann ziemlich schnell vom Arbeitsstress abschalten, du wirst es gar nicht bemerkten. Treffen wir uns im selben Lokal wie gestern? Acht Uhr?“ „Klingt super! Ich freu mich schon!“ Nachdem sich die Frau winkend von den beiden Russen verabschiedet hatte blickte Spencer langsam wie in Zeitlupe zu seinem Kollegen und funkelte ihn garstig an. Dieser grinste mit einem schmerzverzerrten Gesicht. „Wusstest du schon, dass du übelst creepy bist? Wirst romantisch, wenn du jemanden Schmerzen zufügen kannst! Und ich dachte ich wäre der Sadist!“ „Dir ist schon bewusst, dass du heute Abend hungern wirst?“, erkundigte sich der Riese in einem unheimlich ruhigen Tonfall. „Japp. Aber das war es alle mal wert!“, stöhnte Bryan auf, „sie ist mittlerweile weg...du kannst mich also wieder loslassen!“ „Oh nein...“, raunte sein Gegenüber und seine Augen glänzten noch mehr, „wir beide sind noch lange nicht fertig!“ Zur selben Zeit… Tala sank mit einem tief entspannten Seufzer in die Badewanne und legte den Kopf nach hinten an, während der heiße Wasserdampf das Zimmer in einen leichten Nebel hüllte. Sein Handy lag am Waschbecken und spielte eine Playlist ab, wobei der Junge erst richtig abschalten konnte. Bis vor wenigen Minuten hatte er noch mit Luna telefoniert, wobei sie ihm stolz verkündet hatte, dass sie ihren ersten Cocktail ohne zu pfuschen mixen konnte. Wie es Beziehungsexperten von Tala verlangt hätten, lobte er sie und wünschte sich, dass sie, sobald Luna wieder daheim wäre für ihn diesen Cocktail mischen dürfte. „Na klar!“, hatte sie sich gefreut, „sogar sehr gerne!“ „Dann darfst du uns ab Dienstag sogar ganz offiziell abfüllen.“ „Ihr seit mir viel zu trinkfest...bis ich euch drei voll hab, sind meine Ersparnisse aufgebraucht.“ „Ich wollte nur gleich die Sache im Keim ersticken.“ „Du hast eine merkwürdige Art, mir zu schmeicheln...“ „Ich weiß.“ „Was machst du heute Abend noch so? Schmollst du schon?“ „Im Gegenteil. Ich lasse mir gerade ein Bad ein und wenn ich damit fertig bin steht mein Essen schon auf dem Tisch und danach zock ich mit Bryan eine Runde...“ „Versteht ihr das unter einem Männerabend?“ „Den hatten wir bereits gestern.“ „Ihr wart echt aus?“ „Jupp.“ „Wo denn?“ „In der Innenstadt. In dem Lokal, wo es die kleine Tanzfläche gibt...“ „Oh...da müssen wir auch mal unbedingt hin!“ „Aber nur, wenn die Hexe nicht da ist!“ „Hexe?“ „Wir haben eine alte Bekannte von Spencer getroffen, welche mit ihrer Chefin einen heben war. Die Alte hatte definitiv einen Besen zu viel im Arsch.“ Luna kicherte am anderen Ende und stellte fest, dass ihr Zimmerservice angekommen war. „Reg dich nicht weiter auf...und genieß die Zeit, wo du Ruhe vor mir hast...“ Ehrlich gesagt, vermisse ich dich, hatte er sagen wollen, stattdessen lachte Tala nur kurz auf und die beiden verabschiedeten sich. „Ich bin so ein Idiot...“, raunte er jetzt und ließ sich tiefer in die Wanne sinken, „warum kann ich es ihr nicht einfach sagen…?“ Der Junge starrte an die Zimmerdecke, während er der Musik lauschte und sich sämtliche Szenarien durch den Kopf gingen ließ, wie er Luna am Bahnhof wieder in seine Arme schließen konnte. Er seufzte tief und rieb sich die Schläfen, während die Wohnungstür schwungvoll aufgeschmissen wurde. Tala zuckte kurz zusammen und wollte sich schon über den Krach beschweren, doch in diesem Moment stieß die Tür zum Bad ebenfalls laut auf. „Was zum…?!“, rief der Rotschopf und setzte sich hastig auf, während Spencer seinen Teamkollegen im Schwitzkasten hatte und zur Badewanne führte. „Nur eine Lektion“, grinste der Riese gehässig und drückte Bryans Kopf Unterwasser, „er hat anscheinend vergessen, was passieren kann, wenn man mich zur Weißglut bringt!!“ Ruckartig zog Tala seine Beine an und beobachtete das Spektakel, welches sich ihm gerade bot. Nach einigen Sekunden hob Spencer Bryan wieder hoch und fragte streng: „Hast du mir was zu sagen?!“ „Fick dich man!“ Erneut tauchte der Kopf ins Wasser. Tala warf dem Riesen einen fragwürdigen Blick zu, sagte jedoch nichts. Er wollte schließlich nicht der nächste sein… „Hast du mir jetzt was zu sagen?!“ „Ich bleib dabei!“, fauchte Bryan, bevor er zum dritten Mal untertauchte. „Ihr wisst aber schon, dass ich nackt bin?“ „Als ob du es nötig hättest, dich zu verstecken“, lachte Spencer auf und hob Bryan wieder hoch, „ich höre?“ „Ich hab Schaum in den Augen!“ „Leider falsche Antwort...“ Tala legte den Kopf leicht schief, während die Luftblasen von Bryans Kopf aufstiegen und überlegte mittlerweile schon, ob er dazwischen gehen sollte. „Sag es!“ „Okay! OKAY! Es tut mir leid!“ Spencer grinste zufrieden, tauchte ihn jedoch noch mal unter und sah zu Tala. „Er hat sich doch eben entschuldigt…?“ „Das ist, damit er es verinnerlicht...“, gestand der Riese und drückte ihn noch weiter runter, „leiden sollst du! LEIDEN!!“ „Ah...ja...“ *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Amanda kassierte gerade ihren letzten Kunden für heute ab und blickte aus dem Schaufenster des Kosmetikstudios. Draußen regnete es in Strömen, zum Glück hatte sie heute Morgen einen Schirm eingepackt! „Ich mach schon mal Feierabend“, verkündete ihre Kollegin und machte ein trauriges Gesicht. „Was ist?“ „Süße...wenn er nicht kommen sollte, dann rufst du mich an und ich komme mit einem Becher Eis und einer Flasche Wein zu dir, okay?“ Amanda lächelte freundlich und nickte. Sie hatte weder Spencers Nummer, noch seine Adresse, sie musste sich also einzig und allein darauf hoffen, dass der Kerl wirklich kam. Die Frau guckte auf die Uhr und stellte fest, dass auch sie endlich Feierabend hatte. Während ihr Herz bis zum Hals schlug packte sie ihre Handtasche zusammen und linste zum Eingangsbereich, da die Türklingel geläutet hatte. Ihre Chefin stand plötzlich vor ihr. „Ich habe noch eine Kundin für dich“, verkündete sie und stellte ihren Regenschirm in den Ständer. Och ne…, fluchte Amanda innerlich, lächelte sie jedoch freundlich an. „Für?“, erkundigte sie sich und ließ ihre Tasche im Aufenthaltsraum zu Boden fallen. „Maniküre und Pediküre.“ Das war eine Arbeitszeit von 45 Minuten, rechnete die Frau und stellte fest, dass sie, wenn sie die Straßenbahn nehmen würde nur knapp Verspätung hatte. „Und wann kommt sie?“ „Sie ist schon hier“, meinte Elke, ging in die Kabine und setzte sich auf den Stuhl, „ich bin deine Kundin!“ Amanda ließ die Schultern sinken und ärgerte sich, dass sie Spencers Nummer nicht hatte. Wenn sie jetzt ihre Chefin bedienen musste, dann war Perfektion im Überfluss gefragt. Dieser Nagellack gefiel ihr doch nicht mehr, da war noch was zum feilen, hier hast du aber nicht richtig gearbeitet...das ganz normale Programm eben… Die Frau ließ sich auf ihren Hocker nieder und seufzte innerlich schweren Herzens, während sie das Fußbad einließ. „Womit habe ich denn das Vergnügen?“, fragte sie und begann damit Elkes Finger zu bearbeiten. „Ich fliege morgen spontan in Urlaub. Schließlich muss ich nicht nur hier sondern auch nach meinen Angestellten in Thailand sehen.“ Mit Angestellten meinte sie das Hausmädchen und den Poolboy ihres Ferienhauses, welches auch mehr ein Bungalow war. Und mit überprüfen meinte sie auch sich am Stand sonnen und Cocktails von früh bis abends schlürfen, aber wer wollte ihr schon widersprechen? „Das ihr beiden mir auch ja ordentlich arbeitet!“, mahnte Elke und betrachtete ihre Untergebene bei ihrer Tätigkeit. „Natürlich...“ „Wenn ich wiederkomme möchte ich meinen Laden genauso vorfinden, wie ich ihn verlasse!“ „Sehr wohl...“ „Ich werde sehr wahrscheinlich für 10 Tage weg sein...höchstens 14.“ „Viel Erfolg.“ „Du wirst in dieser Zeit die Leitung haben. Enttäusche mich ja nicht!“ „Ich Glückspilz!“ „Sag mal, Amanda...wieso bist du eigentlich immer noch Single? Du bist doch eine rechts attraktive Frau Ende 20? Du bist doch nicht lesbisch?“ Die Frau hielt kurz inne und unterdrückte ein Brummen. Natürlich bin ich noch Single! Ständig muss ich Überstunden schruppen, bin immer völlig fertig von der Arbeit und wegen dir blöden Kuh verpasse ich grade mein Date! „Ich habe den Richtigen eben noch nicht gefunden...“, lächelte sie stattdessen verlegen. „Du musst dich ranhalten...bald werden dich die Männer nicht mehr ansehen wollen, weil du immer älter und älter wirst...“ „Zum Glück haben wir dafür die richtigen Cremes im Sortiment.“ „Das kannst du laut sagen!“, lachte Elke heiter, „was würde ich nur ohne meine Tiegelchen machen?“ Alt aussehen, dachte sich Amanda und zeigte ihrer Chefin das Resultat ihrer Arbeit, während sie selbst auf die Uhr blickte und seufzte. Es waren bereits zwei Stunden vergangen. Spencer war sicherlich schon wieder zu Hause und schimpfte einen Dreck auf sie… „Nicht schlecht“, gab Elke von sich und beäugte Hände wie Füße, „das kann sich sogar sehen lassen.“ „Vielen Dank.“ Ihre Chefin ging mit ihr noch einmal jede Einzelheit durch, auf die sie sich zu konzentrieren hatte und verließ schließlich den Laden. Amanda wartete kurz, bis Elke in ihr Auto gestiegen war, dann warf sie den Kopf gen Nacken und stieß einen entnervten Seufzer aus. Sie ballte die Fäuste zur Uhr und ärgerte sich, dass sie ihre Verabredung wegen so einer verpasst hatte. „Wenn ich nur ein paar Sekunden schneller gegangen wäre!“, tadelte sich die Frau selber und schnappte sich ihre Handtasche, „dann wäre ich jetzt schon bei meinem zweiten Cocktail und hätte definitiv den Spaß meines Lebens!“ Sie schaltete alle Lichter aus, schloss die Ladentür ab und spannte ihren Schirm auf, bevor sie fürchterlich erschrak. Vor ihr hatte sich ein Mann aufgebaut, welcher nach ihr griff. Reflexartig streckte sie ihm ihre Tasche entgegen und schloss die Augen. „Bitte! Bitte nehmen Sie, was Sie wollen! ALLES! Aber denken Sie daran, meine Katze zu füttern!“, rief sie ängstlich. „Eigentlich“, kicherte er belustigt, „wollte ich dir nur einen Kaffee reichen...“ Amanda hielt inne und riss ihre Augen wieder auf. Seine Stimme… „Spencer?!“ „Anwesend.“ Ihre Blicke trafen sich, während Passanten die beiden mit schrägen Blicken aus sicherer Entfernung beobachteten. Er hatte einen Regenmantel an, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und reichte ihr gerade einen Pappbecher, sie hielt ihm ihre Handtasche mit ausgestreckten Armen entgegen. Ein Bild für die Götter. „Es tut mir so leid!“ „Du musst dich nicht andauernd bei mir entschuldigen“, scherzte Spencer, „die ersten fünf Male haben völlig ausgereicht!“ Amanda stützte den Kopf auf eine Hand und stöhnte, während er ihr in dem kleinen Bistro gegenübersaß und breit schmunzelte. „Ich geniere mich so!“ „Naja...du hast mich auf offener Straße angeschrien, ich soll deine Katze füttern. Hatte schon was an sich.“ „Dabei habe ich noch nicht mal eine Katze!“ „Warum sagst du dann so was?“ „Verteidigungskurs von letztem Jahr. Angeblich bekommt der Übeltäter Mitleid mit dem Opfer, wenn es Kinder oder Katzen gibt, um die man sich kümmert.“ „Echt jetzt?“ „Hat es funktioniert?“, erkundigte sie sich. „Du hast mir durch dein Geschreie mehr Angst gemacht, als mit der Aufgabe, mich um deine imaginäre Katze zu kümmern.“ Amanda lächelte endlich wieder und nippte an ihrem Kaffee. „Außerdem wäre es um einiges effektiver, wenn du den Angreifer eins mit deiner Tasche überziehst“, bemerkte Spencer und hob diese hoch, „trägst du da Backsteine mit dir herum?“ „Nein.“ „Versuch es mal damit. Hinterlässt auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck.“ „Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ „Das war ganz einfach“, gestand er verschmitzt, „nachdem ich über eine Stunde gewartet hatte, habe ich Kosmetikstudios gegoogelt und nachdem ihr Bilder von euch auf eurer Seite habt war es ein Kinderspiel.“ „Du armer Kerl hast solange auf mich gewartet?!“ „Ja.“ „Warum bist du bei diesem Wetter nicht wieder nach Hause gegangen?“ „Ich habe es dir versprochen“, meinte Spencer und zuckte mit den Schultern, „außerdem meinte meinte meine Mitbewohnerin einmal, dass Frauen sich immer verspäten würden...das gehöre irgendwie dazu...“ „Ihr wohnt mit einer Frau zusammen…?“ „Schrägstrich Talas Freundin.“ Amanda hob anerkennend die Augenbrauen und lehnte sich jetzt lässiger in ihrem Stuhl zurück. Sie seufzte erleichtert und schlug ein Bein über das andere, während Spencer immer noch völlig normal da saß. „Und?“, fragte sie neugierig, „was hast du in den letzten drei Jahren ohne mich so getrieben?“ „Alltägliches.“ „Das klingt ja langweilig...“ „Es ist auch nichts besonderes passiert.“ „Kein Mädchen, welches dir schöne Augen gemacht hat?“ „Ich...also...Frauen...wirken nicht so auf mich...wie sie vielleicht sollten…?“ Amanda beugte sich nach vorne und flüsterte schon fast: „Bist du schwul?“ „NEIN!“ „Sorry! Aber normalerweise ist das der Fall, wenn Frauen dich nicht reizen...“ „Durch Tala und Bryan habe ich mitbekommen, was Frauen mit einem Mann anstellen können...und das hat mir völlig gereicht!“ „Du hast ja gar keine Ahnung, was ich alles mit dir anstellen möchte...“, raunte das Mädchen und nahm einen Schluck. „Was?“ „Was?“ Die beiden blickten sich für eine Zeit lang wortlos an, nur das sanfte Plätschern des Regens war zu hören und die Stimmen der restlichen Personen im Bistro. „Ich...ich finde es gut...das...das...du deine Haare nicht mehr blond trägst...“, stammelte der Riese plötzlich verlegen. „Danke“, schmunzelte Amanda und spielte mit einer Haarsträhne, „das ist doch schon mal ein Anfang.“ Er atmete erleichtert auf und nahm einen kräftigen Schluck seines Getränks, da seine Kehle urplötzlich staubtrocken geworden war. „Also weißt du, was dir an Frauen gefällt?“, erkundigte sich Amanda vorsichtig. Spencer verschluckte sich beinah an seinem Getränk und klopfte sich mehrmals auf die Brust. „Sorry...“ „Ich hätte damit rechnen müssen“, hustete er, „andererseits könnte ich dich fragen, was dir so besonders an mir gefällt, dass du auch nach drei Jahren immer noch...na das halt...“ Amanda lief augenblicklich rot an und versuchte ihr Gesicht hinter ihrem Becher zu verstecken. „Ich kann dich Tomate bis hierhin sehen“, kicherte Spencer und lehnte sich auf seine Arme, „jetzt kannst du dir im Ansatz vorstellen, wie ich mich fühle. Sie guckte zu ihm rüber, während er herausfordernd mit den Augenbrauen wippte und vielsagend grinste. „Okay...“, überlegte sie entschlossen, „dann mach eben ich den Anfang...“ „Echt jetzt?“, wunderte sich der Riese überrascht. „Klar. Vielleicht kommst du dann ja mehr aus dir heraus?“ „Wage ich zu bezweifeln...“ „Egal.“ Sie nahm einen großen Schluck Kaffee, stellte den Becher ab und räusperte sich, derweil rutschte Spencer immer nervöser auf seinem Stuhl hin und her. „Es scheint dir ja kein Geheimnis mehr zu sein, dass ich auf dich stehe. Damals sowie heute. Kann sein, dass ich eine Schwäche für durchtrainierte Muskelpakete wie dich habe, oder einfach nur die Tatsache, dass du es damals anscheinend überhaupt nicht gecheckt hast. Das hat wohl den...nennen wir es ‚Jagdtrieb‘ in mir geweckt.“ Spencer sah sie ungläubig an, wagte es jedoch nicht, sie zu unterbrechen. Im Gegenteil: er war gespannt, was da noch kommen würde. „...du hast mir damals mit diesem Leuchten in deinen Augen erzählt, wie stolz du bist, BeyBlader zu sein. Und ich denke, dass das der Punkt war, an dem mein Interesse geweckt worden war. Leidenschaft für etwas zu haben, so wie du es hast, ist heutzutage selten geworden und ich dachte, wenn du für einen Sport das empfindest, dann könntest du das eventuell auch irgendwann mal für mich. Du bist dran.“ „Äh...ich...“, überlegte er, „ich mag dich.“ „Darauf kann man aufbauen“, grinste Amanda. „...und ich sehe, wie Luna und Tala glücklich sind...zumindest stell ich mir so glücklich sein vor.“ „Ich höre da ein ganz großes ‚aber‘...“ „Ich habe hautnah mitbekommen, was die beiden durchgemacht haben, um da zu sein, wo sie jetzt sind. Ein ständiges hin und her. Davor habe ich Tala und Rachel erlebt...und glaube mir! Das...hat...jeden...von...uns...mitgenommen...“ „Ich glaube, dass ich mich sogar daran erinnern kann. Damals hast du den Kontakt zu mir abgebrochen...“ „Das war eine ganz schlimme Zeit. Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir dies nicht mehr erwähnen...“ „Klar. Verständlich.“ „Vor Rachel...war...Prissilla“, seufzte Spencer schwerfällig und machte eine vielsagende Geste, „es...war...wie ein Autounfall.“ „Personenschaden?“ „Du konntest nicht hin, jedoch auch nicht wegsehen.“ „Ah...verstehe...“ „So gut der Sex auch sein mag...aber dieses ganze Drumherum...“ „Du meinst Beziehung?“ „Ja! Das ist einfach nichts für mich...“ „Nur weil dein Teamkollege ein paar Fehltritte hatte wirfst du gleich das Handtuch?“ Er blickte sie verwundert an. So hatte noch nie jemand mit ihm gesprochen...auf dieses Thema bezogen. „Du hast es nie versucht! Woher willst du wissen, wie der Kuchen schmeckt, wenn du vorher nicht vom Teig nascht?“ „Willst du damit sagen, dass ich an dir naschen soll? Ernsthaft?!“ Amanda setzte ein genüssliches Lächeln auf und legte behutsam eine Hand auf Spencers. „Ich mach dir...einen Vorschlag...“ „Ohje...“ „Atme einfach weiter und hör dir erst mal an, was ich dir zu sagen habe...“ „Okay.“ „Lass es uns probieren. Völlig ungezwungen. Für...sagen wir...einen Monat?“ „Ab wann?“ „Du sagst, wann wir starten.“ „Wirklich?“ „Wirklich. Ich zwinge dich zu nichts, dennoch möchte ich, dass du dich darauf einlässt.“ „Das kann ja lustig werden“, seufzte der Riese, stimmte jedoch ein. „Keine Angst“, lächelte Amanda, „ich beiße nicht. Es sei denn, du willst es…?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)