Beyblade in Love von nataschl91 (Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- „Hallo! Der angerufene Teilnehmer ist zur Zeit leider nicht erreichbar...“, ertönte zum zehnten Mal die Stimme für Louis‘ Mailbox und Luna ließ ihr Handy seufzend auf den Tisch gleiten. „Lass etwas Gras über die Sache wachsen“, riet ihr Jeanette und schlürfte an ihrem Latte, „jetzt ist es noch viel zu frisch.“ „Ich möchte die Sache nur klarstellen und nicht so offen im Raum stehen lassen...“, knörte das Mädchen und rührte gedankenverloren in ihrem Kaffee. „Nachdem was du mir erzählt hast benötigt ihr BEIDE Zeit, bevor ihr irgendetwas klarstellen könnt! Glaub mir! Am Ende sagt einer noch Dinge, die er später bereut...“ Luna legte schweren Herzens ihr Kinn auf die flache Hand und guckte ihre Arbeitskollegin mit einem Dackelblick an. „Hey ich gab dir nur einen Ratschlag. Was du am Ende machst ist deine Sache!“ „Warum bockt er auch nur so rum?“ „Nun ja...“, lächelte Jeanette bedrückt, „versetz dich mal in seine Situation.“ „Ich will aber keinen Mundgeruch haben!“ „Hast du ihn jemals darauf angesprochen?“ „Nein.“ „Warum nicht?“ „Weil es mir peinlich war.“ Jeanette spielte mit einer ihrer blonden Haarsträhnen, während Luna über ihre letzte Antwort grübelte. Eigentlich, wenn sie so darüber nachdachte… „Bin ich wirklich so ein Arsch?“, fragte sie die Blondine. „Ich stelle mir jetzt nur die Frage, warum du überhaupt eine Beziehung mit Louis eingegangen bist, obwohl du wusstest, dass er so schrecklichen Mundgeruch hatte.“ „Abgesehen davon war er voll der nette Typ.“ „Und trotzdem hast du es ihm nicht gesagt und lieber mit deinem Mitbewohner geschlafen?“ „Du hast Tala doch gesehen, Jeanette! So einen stößt man nicht von der Bettkante, wenn er schon draufhockt!“ „Warum bist du dann nicht mit ihm in einer Beziehung?“ Luna hielt inne und blickte sie groß an, bevor sie ihren Kaffee ihr Spiegelbild betrachtete. „Oh...er hat dich von der Bettkante gestoßen...verstehe.“ „...und jetzt, nachdem er von der Meisterschaft wieder zurück ist scheint er doch für eine Beziehung mit mir bereit zu sein.“ „Man ist niemals bereit für eine Beziehung“, lachte die Blondine, „und Männer schon zweimal nicht! Es passiert einfach und man wächst hinein.“ „So wie du das sagst klingt es so einfach.“ Erneut lachte Jeanette und schüttelte den Kopf. „Nein. Auf keinen Fall ist es einfach! Wenn du es richtig anstellst, ist kein Tag langweilig und du verlierst nie das Interesse am anderen. Ich musste auch die eine oder andere Beziehung in den Sand setzen, um jetzt das Wissen zu haben.“ „Wie lange bist du schon mit deinem Freund zusammen?“ „Laura und ich feiern demnächst 8 jähriges.“ Luna verschluckte sich an ihrem Kaffee, während ihre Arbeitskollegin sie verschmitzt angrinste. Nachdem sie mit offenem Mund angestarrt wurde musste Jeanette noch herzlicher lachen. „Hab...ich dich jetzt sprachlos gemacht?“ „Ähm...ja…?“ „Cool.“ „Ich dachte immer, dass du und Chestnut was miteinander habt!“, beschwerte sich Luna und hustete die Reste ihres Kaffees aus der Lunge. „Chester und ich? Oh nein. Der ist überhaupt nicht mein Fall.“ „Weil er keine Möpse hat?“ Am Nachbartisch räusperte sich eine ältere Dame und blickte Luna herausfordernd an. „Damit hat das gar nichts zu tun. Chester lebt von heute auf morgen. Er macht sich keine Gedanken darüber, wo er sich mal in zehn Jahren sehen will.“ „A...aber Laura ist so...so...“, Luna hielt erneut inne, um die richtigen Worte zu finden. „Zickig? Launisch? Herablassend?“, schlug Jeanette ihr als Auswahl vor. „Ähm...ja? Irgendwie...schon…?“ „Ich weiß.“ „Aber...wie?“ „Hab ich dir bereits gesagt. Man wächst rein.“ „Krass.“ „Allerdings. Hat sich der Puls wieder beruhigt?“ „Ja. So allmählich.“ „Lass dir Zeit. Genieße das Single Dasein. Vielleicht rauft sich Louis noch mal auf, vielleicht wird aber auch was mit Tala draus?“ „Wir werden sehen...“, seufzte Luna und streckte sich, „aber erst mal zu dir...“ „Hm?“ „Wie zum Teufel bist du mit dieser Diva zusammengekommen?“ Jeanette kicherte und beugte sich über den Tisch nach vorne, während sie das Mädchen mit ihren Augen fixierte. „Sicher, dass du das wissen willst?“ „Du hast meine volle Aufmerksamkeit.“ „Also gut...pass auf, das war so...“ *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „So ein Fliesenboden ist schon was Feines“, gurrte Bryan und wälzte sich auf den Bauch, „so schön kalt...“ „Als wäre Australien nicht so heiß gewesen“, bemerkte Spencer belustigt, als er Melone aufschnitt und Tala ein Stück reichte, „da hat es dich nicht so gebeutelt.“ „Ja aber da war ich sowieso schon total heiß auf die Matches...da hab ich die Hitze nicht so vernommen!“ Tala und Spencer blickten sich gegenseitig vielsagend an, erwiderten jedoch nichts. Sie schmunzelten lieber. Bryan stand vom Fußboden auf und schnappte sich ebenfalls ein Stück der gekühlten Melone und biss herzhaft hinein. „Sind wir eigentlich auf Kais Hochzeit eingeladen?“, fragte er kauend. „Nein...ich denke nicht“, grübelte Tala, „würdest du denn hingehen wollen?“ Bryan zog eine Fratze. „Warum fragst du dann?“ „So halt. Schließlich war er ja auch in unserem Team, oder?“ Erneut warfen sich Tala und Spencer einen vielsagenden Blick zu. „Was ist das da neuerdings zwischen euch? Dieses verführerische Blicke zuwerfen und schmunzeln und mich vollkommen ausschließen?!“, beschwerte sich Bryan plötzlich und biss ein noch größeres Stück Melone ab. „Warum so laut?“, erkundigte sich Luna, welche gerade wieder zurück gekommen war, „man meint ja schon fast, dass ihr euch an die Gurgel wollt?“ „Tala und Spencer verheimlichen mir was!“, knörte Bryan, „und die wollen mir nicht sagen, was es ist!“ „Ich glaube, dass das der Sinn von ‚verheimlichen‘ ist...“, stutzte das Mädchen. „Wir verheimlichen gar nichts vor dir...“ „Da! Siehst du! Sie lenken ab!“ „Vielleicht wollen sie nicht ablenken, sondern da ist wirklich NICHTS!“ „Da! DA! Guckst du?! Die gucken sich schon wieder so an!“ Luna sah zwischen dem Riesen und dem Rotschopf hin und her, dann lächelte sie schief und stützte sich auf der Theke ab. „Pass auf, Bryan...es gibt da ein ganz spezielles Phänomen im Tierreich, welches sich spontane Homosexualität nennt.“ „WAS?!“, stießen die drei Jungs empört aus, worauf sie stark lachen musste. „Das kommt immer wieder mal vor, ob es jetzt im Kampf um die Rangordnung ist aus Langeweile oder aber weil nicht genug Weibchen im Rudel vorhanden sind. Pass gut auf, denn das betrifft jetzt diese Situation! Wenn nicht genug Weibchen vorhanden sind, dann nehmen sich die Alphamännchen gelegentlich ein anderes Rangniedrigeres Männchen und bumsen es so einmal ordentlich durch! Richtig hardcore! Voll in den Arsch!“ „A...a...aber warum…? Warum tun die das?!“ „Frustabbau? Du weißt doch jeder Mann hat immer wieder mal diesen gewissen Druck...da...unten…?“ „Boah!“, stieß Bryan angewidert aus und starrte zu seinen Teamkollegen, „ihr seit ja voll eklig! Mein Arsch ist Einbahnstraße! Wehe einer von euch kommt mir zu nahe!“ Langsam ging der Junge rückwärts aus der Wohnküche raus und mit seinem Hintern an der Wand entlang in sein Zimmer. Luna war immer noch mit heftigen Kichern beschäftigt, da Spencer und Tala sie abwechselnd schockiert und tadelnd anstarrten. Sie schlug ein paar Mal mit der flachen Hand auf die Thekenablade und versuchte einigermaßen vernünftig Luft zu holen. „WIESO?! Jetzt meint er, dass wir ihn ihn den Arsch ficken wollen!“, beschwerte sich Spencer gekränkt und stellten den Obstteller wieder in den Kühlschrank, „keine Melone für dich! Böses Mädchen!“ „Sorry“, lachte sie immer noch, „aber ich konnte einfach nicht widerstehen!“ „Das...haben wir gemerkt...“, knurrte Spencer immer noch. „Hey, da Kai jetzt ja nicht mehr bei uns wohnt brauchen wir einen neuen sexy Arsch! Wie wär‘s mit dir, Tala?“ „Äh...nein danke.“ „Sexy Arsch?“, erkundigte sich der Riese. „Lange Geschichte...“, wehrte Tala ab. „Und? Ich hab Zeit!“ „Ich habe versprochen, es nicht mehr zu erwähnen...“ Luna legte ihr Gesicht in beide Hände und grinste Tala vielversprechend an: „Neuer sexy Arsch!“ „Halt die Klappe Luna!“ „Nö. Das gefällt mir!“ „Ich sehe es an deinem Blick, dass das dir gefällt“, brummte der Rotschopf, „hast du demnächst endlich mal Zeit zum reden?“ „Nö. Ich werde den netten Ratschlag meiner Kollegin Jeanette annehmen und erst mal mein Single Dasein genießen“, erklärte Luna und streckte ihren Rücken durch, „also wirst du dich wohl oder übel noch eine Weile gedulden müssen.“ „Kannst du das überhaupt? Dein Single Dasein genießen?“ „Ich werde mich eben mal anstrengen müssen“, grinste sie, „keinen festen Freund für mich. Keinen Beziehungsdramen für mich, purer Genuss!“ „Heißt das dann nicht auch, dass es keinen Sex für dich gibt?“, erkundigte sich Tala ironisch. Luna hielt in ihrer Bewegung inne und überlegte einen Moment lang. „Na…?“ „Ich denke...ja. Es wird mir und meiner Libido ganz gut tun, wenn ich eine Zeit lang auf Sex verzichte...“ „Vielleicht sollte ich Jeanette bis dahin daten?“, meinte Tala forsch und funkelte sie mit seinen Augen an, „immerhin habe ich es ihr ja zu verdanken, dass du plötzlich auf Abstinenz gehst!“ „Keine Chance…“, entgegnete Luna nüchtern. „Wieso? Weil sie deine Kollegin ist?“ „Weil sie vom anderen Ufer ist.“ „Verdammt!“ „Hast du es mittlerweile so nötig, ja? Willst du gleich schon mal einen Termin machen?“, grinste sie Tala schief an und ging ebenfalls in ihr Zimmer. „Ich denke, dass sie es ernst mein.“ „Sieht so aus.“ „Und was machst du jetzt?“, fragte Spencer und guckte seinen Teamchef mit erhobenen Augenbrauen an. „Ich? Ich gehe jetzt erst mal Druck abbauen...“ „NICHT bei mir!“, warnte der Riese bedrohlich ruhig, „nicht...bei...mir...“ *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* „Was wünscht du dir eigentlich zum Geburtstag?“ Kai sah Mirka ungläubig an und wechselte den Blick zu seinem Vater, welcher direkt neben ihm saß. Daniellé hob überfragt die Schultern und rührte weiter in seinem Eiskaffee, wobei er zwischen seinem Sohn und seiner zukünftigen Schwiegertochter hin und her guckte. Sie waren zusammen Eis essen gewesen und saßen jetzt noch gemeinsam auf der Terrasse des Lokals. „Du musst dir doch irgendwas wünschen?“ „Momentan bin ich einfach nur froh, wenn der ganze Wahnsinn vorbei ist...“, gestand der Junge und nippte an seinem Eistee, „tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss.“ Mirka sah ihn herausfordernd an und zog eine Schnute. „Du rennst doch andauernd mit deinem BeyBlade rum...da muss es doch was geben!“ „Glaub mir“, belächelte er ihre Aussage, „wäre mein Dranzer nicht schon perfekt, dann könntest du dir die Teile dafür nicht leisten!“ „Ich bin eine Chevalier! Natürlich könnte ich es mir leisten!“ Kais Grinsen wurde immer breiter, während er seinen Kopf auf eine Hand abstützte. „...und außerdem, wenn dein Dranzer perfekt gewesen wäre, dann hättest du doch die Meisterschaft gewinnen müssen, oder?“ Mit einem Mal entwich sein Grinsen und er guckte sie mit seinem typischen ‚Kai Blick‘ an. Daniellé seufzte tief. Es war bis eben noch so ein schöner Nachmittag gewesen… „In your face!“, sagte Mirka triumphierend und machte die passende Geste dazu. Der Junge lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, diese Gestik kannte sein Vater nur zu gut… „Jetzt ist er eingeschnappt“, kommentierte Danny und trank seinen Eiskaffee aus. „Bin ich nicht...“, raunte sein Sohn, ohne den Blick von dem Mädchen zu nehmen. „Und wie du das bist. Zufrieden, Mirka?“ „Was denn? Er sollte endlich mal aufhören, dauernd aus einer Mücke einen Elefanten zu machen!“, beschwerte sie sich und ahmte die Gestik ihres Verlobten nach, „ich kann das auch!“ „Schön für dich.“ „Ja. Prima!“ „Fein.“ „Fein!“ „Wenn ihr zwei nicht gleich damit aufhört, dann werf ich euch zur Abkühlung in den Fluss!“, versprach Daniellé und tippte streng mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. „Sie hat doch angefangen!“ „Ich meins ernst, Kai!“ „Du stehst auf ihrer Seite?!“ „Ich sitze um genau zu sein gerade zwischen euch. Ihr verhaltet euch wie Geschwister und nicht wie ein Paar, dass demnächst Mann und Frau sein wird. Du hast es mit deiner Bemerkung übertrieben und du mit deiner schlechten Angewohnheit. Vertragt euch wieder. Wie und wann ist mir relativ, nur tut es vor der Hochzeit.“ Daniellé stand von seinem Platz auf, um die Rechnung zu bezahlen, währenddessen stierten sich Kai und Mirka weiterhin finster an. Das Mädchen musste sämtliche Kraftreserven aufbringen, um seinen Blick standzuhalten, für ihn war das eine seiner leichtesten Übungen. Bereits nach einigen Momenten peinlicher Stille stöhnte Mirka genervt auf und rieb sich angestrengt die Schläfen. „Verdammt ist das lästig!“, murmelte sie, „wie hältst du das nur so lange aus?“ „Jahrelanges Training führt schlussendlich zur Perfektion.“ „Dafür wäre mir meine Zeit viel zu schade gewesen...“ Er neigte den Kopf für einen Augenblick zur Seite und grinste sie triumphierend an. Mirka stand ebenfalls auf und stützte sich mit beiden Händen am Tisch ab, ihrem Gesichtsausdruck zufolge schien sie sich ihre nächsten Worte gut zu überlegen. „Okay...ich gebe auf!“, meinte sie plötzlich und linste Kai ausdruckslos an. Seine Miene wechselte von überrascht, unschlüssig und misstrauisch hin und her, bis der Junge sich dazu entschied bei letzterem zu bleiben. „...aber?“, fragte er und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch. „Nichts aber, Kai. Erstens ist mir dieses wortlose Gestarre viel zu anstrengend, geschweige denn zu blöd. Zweitens habe ich damit angefangen es zu übertreiben, also bin ich auch diejenige, die sich als erstes entschuldigt.“ „...und drittens…?“ „Es tut mir leid. Ende der Diskussion.“ Diesmal beobachtete Kai seine Verlobte sichtlich überrascht, wie sie sich wieder auf ihren Stuhl niederließ und ihr Gesicht auf die flache Hand abstützte. Erneut herrschte diese peinliche Stille, während sich die Personen um sie herum angeregt unterhielten. Der Junge spürte plötzlich dieses gewisse unbehagliche Gefühl in der Magengegend, wovor ihn alle gewarnt hatten, wenn er sie so dasitzen sah. Das kann ja noch heiter werden, dachte er sich, warf den Kopf gen Nacken und seufzte schwerfällig. „Mir tut es...auch leid. Ehrlich.“ Ihre Blicke trafen sich erneut, doch diesmal ohne dieses irre kampflustige Funkeln, sondern bedrückt und schmerzerfüllt. „Wenn uns jetzt schon so angiften...wie wird das dann erst, wenn wir verheiratet sind?“ „Sieh es mal so...unsere Nerven sind wegen all den ganzen Vorbereitungen bis aufs Letzte angespannt. Ich denke, dass wir wieder sichtlich entspannter sind wenn das alles endlich vorbei ist.“ Mirka seufzte tief und setzte sich wieder gerade auf, dann grinste sie schief. „Ganz ehrlich? Wenn das hier vorbei ist, dann werde ich nie wieder heiraten!“ „Das hoffe ich doch“, entgegnete Kai belustigt. „Viel zu viel negativer Stress für meine jugendliche Haut!“ Auf diesen Kommentar hin musste Kai kurz aufgrunzen und legte seine Hand flach auf die ihre. Etwas weiter Abseits lehnte Daniellé gegen eine Wand an und beäugte belustigt das Schauspiel, welches sie ihm geboten hatten. „Na also...“, raunte er und grinste zustimmend. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* „...es ist wirklich schade, dass Marvin das Café vorübergehend schließen muss...es war so liebevoll eingerichtet und einladend.“ „Ja“, seufzte Luna und schob sich einen Löffel Obstsalat in den Mund, „wirklich schade...“ „Aber du arbeitest jetzt bei seinem Bruder? In der...Nachtschicht?“ „Hinter der Bar. Eigentlich...mach ich gerade mehr Schnipfelarbeiten und putze...zumindest solange, bis ich auf die Fortbildung geschickt werde. Dann bin ich laut Henry fest an der Bar.“ Edgar machte eine unsichere Miene, erwiderte jedoch nichts weiter. Er genoss lieber die Zeit, die er mit seiner Tochter verbringen konnte, ohne dass sie stritten. „Und…? Habt ihr euch schon gut eingelebt?“, erkundigte sich Lunas Vater. „Oh ja. Danke noch mal für alles, Dad. Die Wohnung ist echt super.“ „Freut mich. Und...mit...Louis…?“ „Er hat sich immer noch nicht gemeldet. Aber egal. Er soll die Zeit haben, die er braucht! Ich werde ihn nicht belästigen.“ Edgar hob überrascht beide Augenbrauen und blickte seine Tochter skeptisch an. „Was…?“ „Kannst...du ihn...denn ihn Ruhe lassen? Soweit ich weiß bist du immer ziemlich nachtragend gewesen.“ „Das war die alte Luna. Die neue Luna genießt jetzt erst mal ihr Single Dasein!“ „Hört sich nicht gerade nach dir an“, schmunzelte ihr Vater. „Du wirst schon sehen! Ich kann das!“ „Da bin ich mal gespannt.“ Luna grinste ihn vielversprechend an und schob sich einen weiteren Löffel Obstsalat in den Mund. Zwei Stunden später raufte sich das Mädchen die Haare, während sie an ihrem Laptop saß und immer noch keine neue Email von Louis bemerkte. „Oh man!“, fauchte sie dabei und stand wütend auf, nur um sich gleich wieder in den Stuhl fallen zu lassen, „das ist ja schlimmer, als wie mit dem Rauchen aufzuhören!“ „Hat er sich immer noch nicht gemeldet…?“, schmunzelte der Rotschopf und lehnte sich auf die Kücheninsel. Luna guckte ihn finster an, tippte bedrohlich mit ihren Fingern auf der Arbeitsplatte und versuchte ruhig zu atmen. Er hielt ihrem Blick tapfer stand, musste sich jedoch anstrengen nicht zu lachen. „Er...wird...sich...noch...melden...“, schnaufte Luna schwerfällig und wechselte ihr Sichtfeld wieder auf den Bildschirm ihres Laptops. „Warum...redest...du...so...komisch?“, erkundigte sich Tala im selben Tonfall. „Vordere dein Glück nur heraus, Iwanov. Ich knall dich schneller, als dass du gucken kannst!“ „Vorsicht, Tala!“, lachte Bryan von der Couch aus, „lass am Besten schon mal die Hose runter, damit sie es leichter hat!“ „Ich knall ihm eine!“, berichtigte sich das Mädchen und lief im Gesicht rot an. „Jetzt wird‘s interessant! Sie will dir eine knallen, während sie dich knallt. Beherrscht du überhaupt so viel Multitasking?“ „Bryan...wenn du dir nicht langsam mal angewöhnst genauer zuzuhören, dann komm ich zu dir rüber und schraub die 5 Watt Birne fester, welche in deinem Kopf für Beleuchtung sorgt!“, warnte sie ihren Mitbewohner. Tala kicherte gehässig in Richtung seines Teamkollegen, ging jedoch sicher, dass er genügend Sicherheitsabstand zu Luna hielt. Diese war mittlerweile wieder damit beschäftigt, auf Louis‘ Internet Profil zu gucken, ob er vielleicht doch irgendwas geschrieben hatte. Fehlanzeige. „Wieso hat er nichts geschrieben?“, fragte sie gereizt in die Runde. „Vielleicht muss er immer noch drüber hinwegkommen…?“, schlug Tala als mögliche Antwort vor. „Sonst hat er doch auch so viel gepostet!“ „Hast du schon auf seinen Verlinkungen geschaut?“, fragte Bryan plötzlich. Luna und Tala sahen ihn mit großen Augen an. „Wenn er nichts schreibt, dann heißt das doch noch lange nicht, dass er mit Niemanden unterwegs ist. Klick mal drauf.“ Während der Rotschopf die Augen genervt verdrehte tat Luna wie ihr gesagt wurde und staunte. „Tatsache! Der Kerl ist heute sogar hier in der Nähe unterwegs!“, lachte sie diabolisch, zog sich ihre Jacke über und eilte aus der Wohnung. „Bitteschön!“, rief ihr Bryan hinterher, dann bemerkte er den Blick seines Teamchefs, „was…?“ „Bist du jetzt zufrieden, ja?“, wollte dieser herausfordernd wissen. „Was denn?“ Anstatt etwas zu antworten seufzte Tala genervt und guckte den Flur hinunter Richtung Wohnungstür. Die laute Musik dröhnte bereits am Eingangsbereich in Lunas Ohren, während sie den Eintritt bezahlte und sich den Clubstempel auf ihren Handrücken machen ließ. Wo bin ich hier nur gelandet…?, fragte sie sich selber und ging die Wendeltreppe nach unten, wo sie zu einem zwar kleinen aber dennoch sehr gut besuchten Raum kam. Überall an den Wänden waren Lichtröhren in den grellsten Neonfarben angebracht worden, die Leute, welche dort tanzten hatten überall am Körper diese Leuchtstäbchen hängen oder Armbänder und Ketten draus gemacht. Luna zwänge sich durch die eng aneinander tanzenden Gestalten, bis hin zur ersten Bar, wo sie auch schon ein ihr sehr bekanntes Gesicht erblickte. „Hey!“, rief sie laut durch die hämmernde Musik, „was machst du denn hier?“ Der Junge musste zwei mal hinsehen, bevor er sie erkannte: „Das selbe könnte ich dich auch fragen! Hätte nie gedacht, dass du in solchen Clubs bist.“ „Tu ich eigentlich auch nicht.“ „Tanzen?“ „Ähm...nein danke...“, lehnte das Mädchen mit erhobenen Händen ab, „ich suche jemanden.“ „Drink?“ Noch bevor Luna erneut ablehnen konnte reichte ihr Adrian bereits ein schmales Glasröhrchen, in welchem sich eine pinke Flüssigkeit befand und prostete ihr breit grinsend zu. „Was los?“, fragte er, nachdem sie nicht mit ihm zusammen getrunken hatte, „das ist lecker!“ „Kann schon sein...“ „Keine Angst“, lachte Adrian und trank gleich noch eins, „da sind keine K.o. Tropfen drinnen.“ Zögernd roch das Mädchen an dem Glasröhrchen und nippte daran. Es schmeckte übertrieben süß. „Boah“, bleckte sie angeekelt die Zunge, „wie kannst du so was trinken? Das ist doch purer Zucker!“ Adrian sah sie verwundert an, zog sie ungeniert zu sich und zeigte an die Tafel hinter der Bar. „Pink is süß. Gelb is fruchtig und grün is sauer. Was willst du?“ „Willst du mich etwa einladen?“, fragte sie und guckte ihn skeptisch an. „Klar! Feier ein bisschen mit mir!“ Luna blickte noch einmal in die Runde, ob sie vielleicht Louis doch irgendwo entdecken könnte, doch hier schien er nicht mehr zu sein. Aber wenn sie schon mal da war… „Nur solange der Vorrat reicht!“, grölte Adrian durch die laute Musik, „wenn du noch länger überlegst haben sie keine mehr!“ „Okay, okay!“, rief sie ihm entgegen, „ich nehme ein grünes!“ „Sauer macht lustig, hm?“ „Hoffe ich. Bei dieser Musik brauche ich auf jeden Fall was stärkeres, um es hier auszuhalten!“ „Was hast du gegen Dubstep?“ „Darauf kann man doch gar nicht tanzen...“ Adrian und Luna schauten in die sich eng aneinander reibende Menschenmasse. „...zumindest nüchtern nicht...“, fügte sie ihrem Satz hinzu. „Ich weiß nicht, was dein Problem ist...hier geht doch voll die Post ab!“ Der Junge reichte ihr gleich zwei der Glasröhrchen mit grüner Flüssigkeit, während er ein gelbes und ein pinkes nahm. „Wieso gleich zwei?“ „Du sagtest eben noch, dass du für diese Musik was stärkeres brauchst. Hob! Runter mit dem Zeug!“ Mit zwei schnellen Handbewegungen kippten sie den Inhalt in ihre Münder, worauf es Luna alles zusammen zog. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte sich am ganzen Körper. „Alles klar?“, lachte Adrian, nachdem er das Spektakel beobachtet hatte. „Alter! Das ist ja schlimmer als Center Shock!“ „Geil oder?“ Luna sah ungläubig zu Adrian auf, welcher immer noch breit grinste. Sie reichte ihm ihre leeren Gläschen und schüttelte sich noch einmal. Anscheinend hatte der Junge Mitleid mit ihr und fragte, was sie sonst so trinken wollte. „Ich glaube, da gibt es nichts, was diesen Geschmack überdecken kann...“, jammerte das Mädchen und zog die Augenbrauen zusammen. „Du stehst sicher auf slippery nipple?“, grinste er schelmisch. „Sehe ich etwa aus wie der Typ Frau, der Baileys trinkt?“ „Ganz ehrlich? Ich hätte mich bei dir einfach durchprobiert.“ „Echt jetzt?“ „Echt jetzt!“ „Ich nehm ein Bier...bevor du auf das kommst, was ich gern trinke, brauche ich eine neue Leber.“ „Das is ja langweilig...“, meinte Adrian enttäuscht, bestellte ihr jedoch das gewünschte Getränk, „also muss es ehr was ausgefallenes sein, ja?“ „Du hast gesagt, dass du dich durchprobieren willst“, grinste Luna schief und versuchte mit der Musik mit zu wippen, „so einfach mach ich‘s dir auch nicht!“ „Du willst also spielen?“, erkundigte sich Adrian und bis sich neckisch auf die Unterlippe. „Hä? Was? Nein! So hab ich das nicht gemeint!“ „Ihr sagt doch immer ‚nein‘...und meint ‚ja‘!“ Noch bevor Luna irgendwas erwidern konnte gab Adrian dem Barkeeper seine neue Bestellung durch. Als er sich ihr wieder zuwandte grinste er breit und zwinkerte dem Mädchen zu. Ungläubig ließ sie die Schultern sinken. „Spielen wir!“, rief ihr Adrian herausfordernd zu und klatschte freudig in die Hände. „Was machst du, wenn ich ihn nicht trinken will?“, erkundigte sie sich im selben Tonfall. „Gut, dass du fragst denn jetzt kommen die Regeln: Ich bestelle und du probierst! Wenn ich deinen Geschmack getroffen habe, trinkst du aus.“ „Und wenn du daneben greifst?“ „Dann trink ich!“ „Wirklich?“ „Versprochen. Aber! Du musst auch ehrlich sein!“ Luna hob beide Augenbrauen und schmunzelte in ihren Flaschenhals: „Spielen wir!“ Adrian reichte ihr das erste Glas und nahm dafür ihre Bierflasche entgegen. Nachdem Luna davon genippt hatte lachte sie laut schallend auf und reichte Adrian wieder das Glas. „Sorry. Aber üüüüüüberhaupt nicht mein Geschmack!“ Er legte den Kopf schief, gab jedoch die nächste Bestellung auf. Das Mädchen leckte sich über die Oberlippe, während beide auf den neuen Cocktail warteten. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~**~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Tala schreckte auf der Couch auf, nachdem etwas lautes neben ihm geknallt hatte. Er musste wohl beim Fernsehen eingeschlafen sein. Vorsichtig linste er über die Lehne und beobachtete, wie sich Luna eine Schüssel Wackelpudding aus dem Kühlschrank holte und sich gleich darüber hermachte. „Und…? Wie lief‘s?“ Sofort zuckte das Mädchen zusammen und hielt sich an der Kücheninsel fest, während ihr Mitbewohner aufgestanden war und zu ihr ging. „Erschreck...misch...nisch...so! Tala!“ „Du...bist betrunken?“ „Jupp! Isch hab...e...gespielt!“, grinste sie stolz, „un isch abe jewonnen!“ „Warte, warte. Was hast du gespielt?“ „Puh...isch musssss noch mal surück!“, meinte sie nach einiger Überlegung, „und Riwahn fragen, wie das Spiel eigentlich heißt...es hat Spaß gemacht!“ „Was? Wer ist Riwahn? Ich dachte du wolltest mit Louis sprechen?“ „Oh shit! Da war ja was!“ „Luna?“, fragte Tala in einem forscheren Ton, „wo warst du?“ „Ähm...wie hieß das Drecksloch noch mal...egal! Uff jeden Fall wollte ich ja ursprünglich mit Mr. Mundgeruch was klären. Hab den Sack nich jefunden...dafür aber Riwahn. Du weißt schon...Kais Kumpel!“ Tala hob überfragt eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Egal“, winkte Luna ab, „wir ham jespielt, dass er mir en Cock...hahaha...ich habe Cock gesagt!“ „Luna. Du schweifst ab...“ „Hahahaha! Cock! Verstehst du? Wegen Cocktail! Fällt mir jetzt erst uff, wie versaut Cocktail klingt!“ „Luna!“ „Sorry...ähm...wo war ich…?“ „Ihr habt irgendwas gespielt...“, erinnerte sie der Rotschopf genervt und rieb sich die Schläfen. „Oh ja! Wenn er mir nicht geschmeckt hat...der Cocktail, nicht der Cock...ich habe Adrian keinen geblasen...nur...zu deiner...Info...musste er ihn trinken“, grinste sie breit und hatte große Mühe sich an der Kücheninsel festzuhalten, „aber leider...hat der Arsch auch den einen...oder anderen...Drink angeschleppt, die mir auch noch geschmeckt haben...“ „Lass mich raten. Wenn sie dir geschmeckt haben, dann musstest du sie trinken?“ „Jenau! Gell du kennst dieses Spiel?“, wollte sie sichtlich überrascht wissen. „Jetzt schon. Mit wie viel hast du denn gewonnen, Luna?“ „Hey! Das ist mein Name...“, kicherte das Mädchen und schob sich ein bisschen Wackelpudding mit ihren Fingern in den Mund. Tala musste ebenfalls kichern, versuchte jedoch ernst zu bleiben. „Boah...das is escht lecka!“, schmatzte sie. „Luna. Wie viel hast du gewonnen?“ „Hä?“ „Bei eurem Spiel!“ „Oh...ähm...wie du siehst...sicherlich siehst du mich...hast ja Augen...verdammt schöne Augen...egal...irgendwie...ich bin dicht...“ „Aha.“ „Und ich bin geil!“, grinste sie über ihr komplettes Gesicht. „Das habe ich befürchtet.“ Sie schlich um die Kochinsel bis zu ihrem Mitbewohner herum, ließ diese jedoch niemals los und legte schließlich beide Hände auf Talas Schultern. Dieser musste sich anstrengen, nicht gleich lauthals loszulachen, als er dieses Schauspiel mitansah. „Schlaf...mit mir...“, kicherte Luna, „bitte...natürlich...“ „Wieso das denn jetzt? Wolltest du nicht auf Abstinenz leben?“, grinste er. Natürlich hatte er bei ihrem betrunkenen Anblick bereits gewusst, dass das auf ihn zukommen würde. Aber er hatte seine Prioritäten. „Tala...isch bin betrunken, aggressiv und emotional so verletzlich, also komm her und nimm mich!“ „Warum denkst du bei aggressiv an Sex mit mir??“ „Tala! Hose runter und her!“ „Willst du nicht lieber kuscheln?“, grinste er und hielt seine stark schwankende Mitbewohnerin an den Hüften fest. „Kuscheln ist für Anfänger…!“ „Du machst mir aber Angst...außerdem werde ich dich nicht anfassen, bevor wir nicht miteinander geredet haben!“ Plötzlich packte sie Tala am imaginären Hemdkragen, denn er trug kein Oberteil. Und dennoch war Luna so voll, dass sie ihrer Gestik weiterhin den Streich spielte, sie hätte ihn tatsächlich am Kragen gepackt. „Du...schwankst ganz schön...willst du dich nicht lieber hinsetzen?“, schlug der Rotschopf vorsichtig vor. „Mir geht‘s gut...“, lallte sie und im gleichen Moment gaben ihre Beine auch schon nach. Instinktiv hatte Tala reagiert und nun lag sie auf seinen Armen, bereits tief schlafend. Der Junge blickte sie mit großen Augen und und wunderte sich, wie man nur so schnell einschlafen konnte. Dann schmunzelte er und trug seine Mitbewohnerin in ihr Zimmer, wo er sie vorsichtig auf ihr Bett niederlegte. Für einige Augenblicke beobachtete er sie noch, wie das Mondlicht auf ihr Gesicht schien. Tala seufzte und streichelte Luna vorsichtig über die Wange, über ihren Hals und deckte sie zu. „Son khorosho“, flüsterte er Luna ins Ohr und drückte einen sanften Kuss auf ihr Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)