Beyblade in Love von nataschl91 (Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- „Du musst doch nicht immer gleich ausflippen, wenn Bryan und ich uns mal zanken“, lächelte Kai müde und sah zu Mirka, welche eingeschnappt an ihrem Eis leckte, „ich kann gut auf mich selber aufpassen...“ Sie schwieg ihn weiter an. Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander spaziert waren ergriff Kai plötzlich ihre freie Hand und zog sie sanft, dennoch bestimmend mit in eine komplett andere Richtung. „Hey!“, beschwerte sie sich, „wo willst du hin?“ „Ich will dir was zeigen.“ Erst jetzt realisierte Mirka, dass Kai von sich aus ihre Hand genommen hatte und diese immer noch hielt. Ihr Herz machte wilde Freudensprünge. Er hatte so viel Kraft und Stärke während der Meisterschaft bewiesen, und doch fühlte sich sein Griff jetzt so sanft, ja schon beinahe liebevoll an. „Du hast kalte Hände“, bemerkte sie kaum hörbar. „Schlimm?“ Natürlich hatte er es gehört! Mirka erinnerte sich in Gedanken daran, dass der Kerl vor ihr Fledermausohren haben musste! Anders ließ sich das gar nicht erklären! „Es ist angenehm...“, schmollte sie, festigte jedoch ihren Griff, woraufhin Kai noch mehr schmunzeln musste. Geschickt schlängelte er sich und Mirka durch die Fußgängerzone, darauf achtend, dass sie ihr Eis weiter essen konnte. Als er es hinter sich bereits eifrig knabbern hören konnte beschleunigte Kai kurz seinen Gang und zog an ihrer Hand, damit er und Mirka auf einer Höhe gingen. Sie funkelte ihn mit ihren hellen Augen an, biss ein weiteres Stück Waffel ab und tat erneut auf beleidigt. „Du hättest auch was sagen können“, beschwerte sie sich. „Hätte ich, ja“, bemerkte er und hielt ihrem Blick stand, „darf ich dich daran erinnern, mit wem du gerade unterwegs bist?“ „Mit meinem Verlobten“, grinste das Mädchen schief, „mit dir, mein Schatz.“ Kai blieb auf der Stelle stehen und guckte sie groß an. Mirka hatte schon Angst, dass sie alles vermasselt hätte, doch da nickte ihr der Junge bereits zu und entgegnete: „Touché!“ „Echt jetzt?“ Ohne eine weitere Antwort zu geben schritt Kai einfach fort, Mirka immer noch an seiner Hand und bog in eine kleine Gasse ab. „Fällst du jetzt über mich her?“ „Muss ich dafür erst mit dir in eine dunkle und menschenleere Gasse gehen?“, fragte er und zog eine Augenbrauen argwöhnisch zusammen. Mirka zog dezent den Kopf ein und guckte sich vorsichtig um. Kai musste sich ein breites Grinsen verkneifen. „Na komm schon...wir sind gleich da.“ „Wohin gehen wir? Was willst du mir zeigen, Kai?“ „Siehst du gleich.“ Sie traten wieder auf eine belebtere Straße, wo Mirka erst einmal tief durchatmete, während ihr Begleiter ein paar Schritte weiter ging und dann schließlich stehen blieb. Das Mädchen trat neben ihn und nickte ihn fragend zu. „Wir sind da.“ „Ich brauche ein Navi, um wieder zurück zu finden“, beschwerte sie sich und blickte in die Schaufenster, „Kai…?“ „Du hattest dich beschwert, dass du noch nicht dein perfektes Brautkleid gefunden hast“, bemerkte er und zeigte auf die ausgestellten Modelle, „das hier ist das beste Geschäft der Stadt für Braut- und Abendmode.“ „A...a...aber...woher willst du das wissen? Du trägst doch gar keine Kleider! Und so viele Mädchen hast du nun auch wieder nicht im Bekanntenkreis!“ „Ich hab recherchiert“, grinste er verschmitzt, „willst du mal reingehen? Ich würde hier draußen auf dich warten.“ „Ähm...“, zögerte Mirka und warf erneut einen Blick in die Schaufenster, „also...ich...“ „Ich weiß doch, dass du nicht willst, dass ich dich vor der Hochzeit in ‚deinem‘ Kleid sehe...du brauchst dir ja nicht gleich eines aussuchen. Von mir aus kannst du heute auch nur gucken?“ „Am liebsten würde ich dich jetzt einfach abknutschen!“, jauchzte Mirka und funkelte aufgeregt mit ihren Augen. „Schon mal üben vor dem großen Tag, hm?“, grinste Kai. „Wie…? Du wehrst nicht ab?“, erkundigte sie sich verwundert, doch da war der Junge schon ganz dicht an seine Verlobte getreten und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Viel Spaß“, flüsterte er Mirka ins Ohr, während sie knallrot im Gesicht anlief und ihre Hand auf die Stelle legte. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Tala rutschte das Herz augenblicklich in die Hose, als er Luna im Türrahmen seines Krankenzimmers bemerkte. Sie blieb für einige Sekunden da stehen, Spencer und Bryan standen hinter ihr und lugten ebenfalls ins Zimmer. Der Rotschopf warf ihnen fragende Blicke entgegen, doch sie zuckten nur mit den Schultern und hoben überfordert die Hände. Tala ließ mit einem entnervten Seufzer den Kopf wieder ins Kissen sinken, in der Zwischenzeit kam Luna langsam an sein Bett und beäugte ihn von oben bis unten. „Noch alles dran...“, kommentierte der Junge tonlos, da er ihren Blick gerade nicht wirklich zuordnen konnte. „Du...IDIOT!“ Die drei Jungs zuckten allesamt zusammen, während Daniellé sich erneut umsah und „Krankenhaus…?“ murmelte. Luna ergriff Talas Hand und drückte sie feste. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht! SORGEN! Ihr wart nicht erreichbar und die BBA gab es nicht mehr und diese Tussi von der BEGA sagte nur Krankenhaus!“ Der Junge, welcher im Bett lag starrte sie fassungslos an, musste schließlich doch grinsen und erwiderte ihren Händedruck. „Es wird nicht wieder vorkommen...tut mir leid, Luna...“, versprach Tala und zog sie an sich, damit er das Mädchen umarmen konnte. Er streichelte ihren Rücken und murmelte noch ein paar Wörter, die die anderen jedoch nicht hören konnten. „Er bleibt nur noch ein paar Tage zur Beobachtung bei uns...ich denke Freitag kann er wieder nach Hause“, erklärte Daniellé Bryan und Spencer, „die meisten seiner Verletzungen sind gut abgeklungen.“ „Gibt es keine Möglichkeiten...seine Entlassung zu beschleunigen…?“, fragte Spencer. „Gibt es schon. Er kann sich auf eigene Gefahr hin selber entlassen.“ „Komm, Tala! Wir packen deine Sachen und nehmen dich gleich mit!“, strahlte Bryan und machte sich bereits am Schrank zu schaffen. „Ich bleibe.“ „WAS?“ „Ich bleibe...zumindest noch zwei Tage...“, entgegnete Tala und seufzte schwer, „ich habe immer noch Kreislaufprobleme und mein Handgelenk ist nach wie vor geschwollen. Und Bryan, wenn du jetzt sagst, dass ich weniger wichsen soll, reiß ich dir die Rübe ab!“ Der Teamkollege hielt die Luft, welche er gerade übereifrig eingesogen hatte im Mund und blies sie unter dem strengen Blick seines Chefs wieder langsam aus und guckte niedergeschlagen. Spencer tätschelte ihm aufmunternd auf die Schulter und stellte Talas Tasche wieder zurück in den Schrank. „Wir holen dir einen Eistee, Bryan...kommst du mit, Luna?“ „Gleich! Ich muss sichergehen, dass der da nicht nochmal auf so eine waghalsige Idee kommt“, grinste sie und funkelte Tala finster an. „Ne, da bin ich ganz froh, wenn wir aus dem Schneider sind“, grinste der Riese und zog Bryan mit sich mit, bevor Daniellé die Tür hinter ihnen schloss. „Ziehst du mir jetzt die Ohren lang?“, erkundigte sich der Rotschopf vorsichtig, nachdem das Mädchen ihn immer noch böse ansah. Anstatt ihm zu antworten nahm Luna sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn innig auf die Lippen. Tala zuckte auf Reflex, sie könnte ihm im letzten Moment doch noch eine Kopfnuss geben ein paar Millimeter zurück, entspannte jedoch deutlich, als er ihre warmen Lippen auf seinen spürte. „Das hab ich so vermisst...“, seufzte sie glücklich und streichelte über seine Wange, „ich habe dich vermisst.“ „Luna...“ „Ich weiß. Blabla keine Gefühle, blabla versprich dir nicht zu viel, blablabla. Richtig?“ Tala legte herausfordernd den Kopf schief und grinste schelmisch. „So höre ich mich aber nicht an“, beschwerte er sich belustigt. „Stimmt. Normalerweise klingst du viel knöriger“, kicherte Luna zurück, „trotzdem habe ich dich vermisst. Euch alle...“ „Ich bin wegen einer Halluzination von dir in den Pool gefallen.“ „What?“ „Jupp. Bryan wollte schon Mund-zu- Mund machen, doch zum Glück bin ich vorher wieder aufgewacht.“ Das Mädchen starrte ihn fassungslos an. „Ich wollte dir damit sagen, dass ich dich auch vermisst habe“, gestand Tala und streichelte ihre Hand, „mehr, als ich mir selbst eingestehen wollte.“ „Du hast eine komische Art, mir deine Gefühle zu zeigen.“ „Oh keine Sorge“, schmunzelte der Rotschopf und zog ihr Gesicht langsam zu sich herunter, „das kann ich noch viel besser...“ Er saugt ihre Unterlippe an und fuhr mit seiner Zungenspitze zärtlich darüber, unterdessen fuhr er mit seiner Hand an ihrer Kopfhaut durch die Haare, um Luna am Hinterkopf noch näher zu sich zu drücken. Behutsam schob er seine Zunge zwischen ihre Lippen hindurch, massierte ihren Nacken inzwischen hatte sich das Mädchen weiter über ihn gebeugt. Gerade in dem Moment, als die Küsse der beiden inniger und die Griffe verlangender wurden sprang die Tür zu Talas Krankenzimmer auf. „Ist...das...der neue Service der Krankenschwestern?“, fragte eine Frauenstimme belustigt. Die beiden schreckten hoch und starrten die Frau mit weit aufgerissenen Augen an. Während Luna noch überlegte, woher sie sie kannte wurde Tala noch blasser als sonst schon. „Rachel?“, entwich der Name seinen bebenden Lippen. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Voltaire stand auf der obersten Stufe der Veranda und beobachtete, wie Kai und Mirka zusammen durch den Garten des Hiwatarianwesens spazierten. Sie hatte sich bei ihm eingehakt und strahlte über ihr komplettes Gesicht und auch er sah sehr zufrieden aus. „Folgst du mir auf Schritt und Tritt, nur um mich zu überwachen?“, raunte Voltaire an die Person, welche hinter ihm stand, „wie lange wirst du das durchhalten?“ „Solange, wie du ihn so anstarrst“, entgegnete Daniellé gereizt und trat jetzt nach vorne neben seinen Vater. Auch er folgte den beiden mit seinen Blicken, jedoch auf eine ganz andere Art. Voltaire schielte nur aus dem Augenwinkel zu ihm rüber, sagte jedoch nichts mehr. Mirka kicherte hier und dort mal auf, Kai bemühte sich ihr ein Lächeln zu zeigen, auch wenn er ganz genau wusste, dass sie beobachtet wurden. „Hast du auch nur einen Hauch Ahnung, wie viele Medikamente nötig waren um ihn wieder so hinzubekommen?“, fragte Daniellé plötzlich, ohne seinen Vater dabei anzusehen, „nachdem, was du ihm alles angetan hast?!“ Voltaire schwieg weiterhin und sah den beiden anderen immer noch zu, wie sie durch den Garten schlenderten. „Ich...ich habe dir mein Kind und meine Frau anvertraut! Meine Familie! Und du hast alles kaputt gemacht!“, fauchte Kais Vater jetzt gefährlich. „Sie war keine von uns“, erwiderte der alte Mann, „sie IST keine von uns!“ „Als wäre ich der erste in diesem bekloppten Clan gewesen, der eine Außenstehende heiratet!“, lachte Danny ironisch. „Du hast damit beinahe mein Lebenswerk ruiniert! Und dann wirst du auch noch Arzt, anstatt dich mit mir in der Firma um unsere Zukunft zu kümmern!“ „Lieber in der Hölle regieren, als im Himmel zu dienen, weißt du noch? Deine Worte, Vater!“ „Damals habe ich nie daran gedacht, dass du mir jemals so in den Rücken fallen würdest!“ „Ich bin dir nie in den Rücken gefallen. Ich habe nur meinen Weg gewählt. Meine eigenen Entscheidungen getroffen, mit denen du nicht einverstanden warst. Du hast Trudie immer ignoriert und Kai psychisch so kaputt gemacht, dass ich ihn beinahe einweisen musste!“ Voltaire lachte jetzt höhnisch auf und blickte Daniellé zum ersten Mal seit Beginn der Konversation an. „Stattdessen lässt du mich einweisen...“, raunte er und guckte finster, „ich habe ihn nicht kaputt gemacht, ich habe ihn zu einem Mann erzogen!“ „Zu einem Frack! Mit massiven Schlafstörungen und Albträumen!“ In diesem Moment trat Odette auf die Veranda und ging gezielt auf die Männer zu: „Schluss jetzt.“ „Nicht jetzt, Mutter!“, brummte Danny, „du kannst dieses Gespräch nicht immer weiter herauszögern.“ „Oh doch, ich kann!“, bestimmte sie in einem ruhigen, dennoch strengem Ton, „...und ich werde. Ich bin deine Mutter und solange ich noch Lebe wirst du auf mich hören, Daniellé.“ Kais Vater sog scharf die Luft ein und hielt den Blicken Voltaires stand. „Was ist da oben los?“, erkundigte sich Mirka, als sie aus sicherer Entfernung Richtung Veranda gingen. Dem Jungen neben ihr zog es den Magen zusammen und seine Nackenhaare stellten sich auf, während er die Szene beobachtete, welche sich darbot. In dem Moment, als Kai auf seinen Vater zugehen wollte gab dieser ihm ein kaum sichtbares Handzeichen. Abrupt blieb der Junge stehen und knirschte mit den Zähnen. „Kai? Alles in Ordnung?“, fragte Mirka vorsichtig. „Natürlich“, lächelte er ihr mit gespielter Mine zu, „komm mit. Wir gehen zu meinem Lieblingsplatz.“ „Au ja!“ Kurze Zeit später saßen sie nebeneinander auf der Steinbank, sowie Kai mit seiner Großmutter Odette vor einigen Tagen noch. Die Trauerweide spendete herrlichen Schatten, während die Nachmittagssonne auf den Teich schien. Mirka genoss die leichte Brise, welche immer wieder aufkam und fuhr sich entspannt durch die langen Haare. „Kein Wunder, dass das dein Lieblingsplatz ist...“, schwärmte sie schließlich, „hier ist es so ruhig, dass es mir persönlich fast schon wieder unheimlich ist.“ Kai grinste sie an und blickte bei einem kleinen Quietschgeräusch Richtung des Teichs. Die Graugansfamilie watschelte wieder am Ufer entlang. Bei diesem Anblick stieß das Mädchen entzückende Geräusche aus und ging mit genügend Abstand vor ihnen auf die Knie. „Oh...ihr seit ja süß!“ „Großmutter meint, dass dieses Paar seit acht Jahren hier brütet. Sie kommen jedes Jahr wieder und ziehen hier ihre Jungen groß.“ „Die sind ja putzig!“ Die Graugänse glitten mit ihren Jungen ins Wasser und schwammen dort gemütlich ein paar Runden. Mirka und Kai beobachteten sie mit einem Lächeln, während die Kleinen wilde Tänze auf dem Teich absolvierten. „Wenn...wenn diese beschissene Regelung nicht wäre...“, fing das Mädchen plötzlich an und drehte den Kopf zu dem Jungen, „würdest du dann trotzdem Kinder wollen?“ „Seit wann kennst du solche Kraftausdrücke?“, grinste er und verschränkte die Arme über der Brust. „Sei ehrlich.“ „Natürlich möchte ich Kinder...irgendwann...“ Ein tiefer Seufzer entwich seinem Mund und er blickte gen Himmel. „...aber?“ „Wenn wir verheiratet sind stehen die doch in den Startlöchern und warten nur darauf. Es interessiert sie doch gar nicht, wie sehr wir dann unter Druck stehen! Ich hasse so was...“ „Wie würde denn dein Plan nach der Hochzeit aussehen?“ „Reisen...Erfahrungen sammeln...mit...dir...zusammen...ab 30 Kinder...arbeiten...“ Mirka lächelte Kai vielsagend an: „Das klingt...nach einem guten Plan.“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Louis grüßte Bryan, Spencer und Luna in der Cafeteria des Krankenhauses und nahm neben seiner Freundin Platz. Diese blies in einer Tour Trübsal, schien nicht richtig anwesend zu sein. „...was...was ist passiert? Geht es Tala nicht gut?“, erkundigte sich der Junge. „Doch, doch...soweit geht‘s ihm gut.“ „Aber…?“ „Er hat grade Besuch.“ Louis blickte zu dem Mädchen neben sich, welche immer noch schmollte. Nachdem auch Bryan und Spencer nicht allzu gesprächig schienen entschloss Louis, dass er einen Vorschlag machen musste. „Hey...ich fahr euch ins Sundays und geb euch Milchshakes aus. Dann in eure neue Wohnung. Ihr müsst ziemlich fertig sein?“ „Hört sich gut an...sehr gut!“, lächelte Spencer müde und raffte sich auf, „ich sitze vorne!“ „Na komm“, forderte Louis seine Freundin auf und reichte ihr die Hand, „dir kauf ich einen extra Schokomuffin!“ Rachel hatte sich auf einen Stuhl neben Talas Bett niedergelassen und blätterte in einer Zeitschrift, während er sie durchgehend beobachtete. „Was machst du hier…?“ „Ich bin anscheinend immer noch als dein Notfallkontakt eingetragen“, meinte Rachel und sah auf, „und nachdem du anscheinend längere Zeit bewusstlos warst wurde ich angerufen. Hier bin ich.“ „Das...ist...alles?“ „Nun ja. Mich würde es schon interessieren, was du treibst, damit du im Krankenhaus landest...ich dachte immer, du hasst solche Einrichtungen?“ „Tu ich immer noch.“ „Aha. Und trotzdem liegt du vor mir in einem Bett mit knappen Hemdchen an“, kicherte Rachel und rollte die Zeitschrift zusammen. „Boris war wieder da“, raunte er und krallte seine Finger in die Decke. Rachel sah ihn mit ihren großen grünen Augen überrascht an und hielt lange inne. „Ich...ich konnte nicht anders!“ „Du hast das Richtige getan, Tala. Nur...unüberlegt...“ „Anscheinend.“ „Ich habe da was in den Nachrichten gesehen...hätte aber nie gedacht, dass du darin verwickelt gewesen wärst!“ „Überraschung.“ Beide lachten kurz auf. Dann folgte wieder Schweigen zwischen ihnen. Nach einigen Augenblicken holte Rachel ein großes Kuvert aus ihrer Tasche und reichte es dem Jungen. „...das ist die Bestätigung, dass ich nicht mehr als dein Notfallkontakt fungiere...“ Tala blätterte sich durch die Seiten, überflog einige Absätze, verzog dabei keine Miene. Rachel schmunzelte. „Was geht in dir vor…?“ „Es gab mal eine Zeit, da hast du in mir lesen können, wie in einem offenem Buch“, gestand er und nahm den Kuli entgegen, welchen sie ihm reichte. „Ja...die gab es mal...“ Tala übergab ihr das Kuvert und den Stift und nickte Rachel zu. „War‘s das?“ „Ja.“ „Dann...dir alles gute.“ „Danke. Dir auch.“ „Bereit?“, grinste Luna breit, als sie und die Jungs vor der neuen Wohnungstür standen. „Schokoladenmuffins bewirken bei ihr wohl Wunder?“, erkundigte sich Spencer bei Louis. „Nö. Das tun sie bei allen Frauen.“ Sie schloss die Tür auf und ließ sie eintreten. „Riecht nicht nach zu Hause“, gähnte Bryan niedergeschlagen und warf seine Reisetasche auf den Boden. „Ich wusste nicht, auf welche Sorte Duftkerzen du stehst, sonst hätte ich dir welche angemacht.“ „Apropos!“ Der Junge erkundigte, wo sein neues Zimmer lag und eilte dort hin, riss die Tür auf und verfiel in schallendes Lachen. „NICHT ROSA!“ Spencer ließ die Schultern hängen und blickte ihm mit einer vielsagenden Miene nach. Luna kicherte nur. „Es ist nicht rosa!“, lachte Bryan immer noch und kam wieder zurück, „und! Ich habe ein Bett! Ein richtiges Bett!“ Der Riese guckte jetzt das Mädchen fragend an. „Ein kleines Willkommensgeschenk“, lächelte sie und nahm ihn in den Arm...zumindest soweit sie konnte. „Das ist so süß von dir!“ „Ich hoffe, dass ihr euch hier schnell einleben werdet“, entgegnete Louis und schlurfte an seinem Milchkaffee. Bryan und Spencer nickten ihm dankend zu, dann spazierten sie durch die neue Wohnung und guckten sich alles an. Louis trat in der Zwischenzeit an Luna heran und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Alles wieder in Ordnung?“, erkundigte er sich. „Ich...ich war...vorhin nur überrumpelt worden.“ „Okay…?“ „Keine Sorge...die Überdosis Schokolade darfst aber du ausbaden“, zwinkerte sie ihm zu. Louis grinste breit und folgte Luna in ihr Zimmer. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Als Tala das erste Mal in die neue Wohnung kam schlief Luna gerade noch. Spencer und Bryan brachten ihn auf den neusten Stand, dass sie mittlerweile einen neuen Job hatte und ab sofort nachts arbeiten würde. Nach dieser Information hob Tala überrascht die Augenbrauen, erwiderte jedoch nichts. Anscheinend schien auch Louis des Öfteren hier zu übernachten, wenn er Spätschicht hatte und Luna anschließend von der Discothek abholte. „...wir haben sogar eine Spülmaschine‘!“, jauchzte Bryan und zeigte in der Küche auf das Gerät. „Kannst du sie denn schon bedienen?“, hinterfragte Tala und nippte an seinem Tee. „Ne...noch nicht...“ „Sie hat sich wirklich um alles gekümmert“, bemerkte Spencer, „wir haben neue Betten, Kommoden...sogar eine komplett neue Couch! Wir müssen uns unbedingt bei ihr bedanken!“ „Naja...“, grinste Bryan schief, „jetzt wo sie anscheinend endgültig mit Louis zusammen ist, kannst du nicht mehr so einfach mit ihr schlafen...sonst hätte sich das ‚richtig bedanken‘ bereits erledigt.“ Tala warf seinem Teamkollegen einen vielsagenden Blick zu und zeigte eine gewisse Geste. „Ich hab dich auch lieb, Rotkäppchen!“ „Was wollte Rachel eigentlich von dir?“, wechselte Spencer das Thema. „Papierkram.“ „Sonst nichts?“ „Nein. Was hätte sie denn sonst bei mir gewollt?“ „Och...ist ja nicht so, als wären wir eben erst noch zweite bei der Weltmeisterschaf geworden...bin gespannt, wie lange es dauert, bis hier die ersten Fangirls wieder auftauchen...“, schmollte Spencer und rieb sich die Schläfen. „Die Gegend hier ist um einiges ruhiger...“ „Apropos ruhig...“, sah sich Bryan um, „wo ist unser Herzensbrecher?“ Seine Teamkollegen blickten ihn fragend an, woraufhin der Junge enttäuscht die Augen verdrehte und die Hände in die Hüften stemmte. „Kai!“ Spencer und Tala warfen sich immer noch einen fragenden Blick zu. „Wir haben hier ‚nur‘ vier Zimmer. Wo wird er schlafen, falls er noch mal aufkreuzt?“ „Bei dir natürlich“, kicherte Luna, welche gerade in die offene Küche trat, „ihr habt euch doch so gerne.“ „Morgen.“ „Naja...14 Uhr am Nachmittag...“ „Für deine Verhältnisse.“ „Auch wieder wahr“, grinste sie und drückte sich einen Kaffee aus der Maschine, „und? Wie gefällt es dir?“ Tala sah zu ihr auf und machte eine willkommene Geste. „Ich fühle mich schon fast wie daheim.“ „Das kommt noch. Immerhin besser als im Krankenhaus.“ „Allerdings.“ „Und wann feiern wir eure Ankunft?“, erkundigte sich das Mädchen und lehnte sich gegen die Kochinsel. „Kannst du überhaupt noch in die Disco gehen, wenn du mittlerweile in einer arbeitest?“ „Immer!“ „Wochenende wird bei deinem Terminkalender wohl eng werden“, überlegte Spencer. „Hey. Die Meisterschaft ist rum! Ihr habt momentan alle Zeit der Welt.“ „Du willst unter der Woche weggehen?“ „Warum denn nicht? Außerdem ist dann entweder der Eintritt oder die Getränke billiger.“ „Tatsache?“ „Tatsache. Zudem können wir dann auch gleich...wie hast du ihn noch eben genannt…? Casanova?“ „Herzensbrecher?“ „Genau! Kai hat jetzt im August Geburtstag. Mehrere Fliegen mit einer Klappe.“ Die Blitzkrieg Boys sahen einander an. Eine schlechte Idee war es auf keinen Fall. Sie nickten Luna zu, welche triumphierend an ihrem Kaffee nippte. *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Natürlich bemerkte Tala schon am nächsten Tag, wie ihm Luna elegant aus dem Weg ging. Sie vermied es, alleine mit ihm in einen Raum zu sein, Zigaretten schnorrte sie sich auch nicht mehr. So hatte er sich seine Rückkehr nun auch wieder nicht vorgestellt! Heute zum Beispiel war er frisch aus der Dusche gestiegen und nur in Shorts rumgelaufen, wobei er im Wohnzimmer mit ihr zusammen stieß. Normalerweise hätte sie ihn angesabbert und ein paar Kratzspuren auf seinem Rücken hinterlassen. „Oh, hi!“, hatte sie ihn diesmal gegrüßt und war weiter ihrer Wege gegangen. Tala stand fassungslos da und hob ungläubig die Hände, während Spencer genüsslich in ein Stück Melone biss. „Was war das denn?“ „Sie ist in einer Beziehung. Dein halbnackter Zauber ist anscheinend verflogen“, bemerkte der Riese und spuckte die Kerne aus. „Vor der Meisterschaft war sie auch in einer ‚Beziehung‘. Und da hatte sie keine Hemmungen, um trotzdem mit mir zu schlafen!“ „Beschwerst du dich gerade?“ „NEIN!“, wehrte Tala ab. „Ähm...vielleicht doch?“ „Spencer…!“ „Während der Meisterschaft hat es anscheinend bei dir Klick gemacht. Freut mich ja für dich, aber sie scheint mit Louis glücklich zu sein. Tu uns allen einen Gefallen, Tala und dräng dich nicht dazwischen...“ „Wie denkst du eigentlich über mich?“ Spencer seufzte tief und biss erneut ein großes Stück Melone ab. Es fiel ihm nicht gerade leicht und auch wenn sich jedes Haar auf seinem Körper sträubte schaffte er es dennoch Talas forschen Blick zu ignorieren. „Halbnackter Zauber“, wiederholte der Rotschopf ungläubig und schüttelte den Kopf, bevor er sich wieder in sein Zimmer verzog, „lächerlich!“ *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* *~*~* Er ging die lange Einfahrt hinauf, beinahe schon zögerlich, bis er endlich am großen Haupthaus angekommen war. Sieht aus wie früher...nur...etwas...kleiner, dachte er sich und schwelgte in Erinnerungen. Als Kind erschien ihm alles immer so groß. „Deine Koffer tragen sich nicht von alleine nach oben!“, rief ihm sein Vater in diesem Moment von der Holzveranda aus zu, „wenn du ausgepackt hast frag deine Mutter, ob du ihr im Garten helfen kannst!“ Der Junge stöhnte auf, wagte es jedoch nicht zu widersprechen. Er ächzte gespielt auf, als er seine Koffer anhob, was seinen Vater dazu veranlasste schmunzelnd die Augenbrauen zu heben. „Wieso musste Mutter auch immer so viel einpacken?“ „Weil du sonst entweder in Badehose und Schlappen, oder in Jogginghose rumlaufen würdest.“ „Erstens ist es heiß! Zweitens sind Jogginghosen übelst komfortable. Drittens kratzt die Hose meines Anzugs immer noch und die Schuhe drücken!“ „...viertens bindet deine Mutter dir die Krawatte immer zu eng und fünftens würdest du lieber einen Egoshooter zocken, als uns auf die Feierlichkeiten zu begleiten. Alles schon gehört, Kleiner. Und jetzt auf. Deine Mutter buddelt bereits im Garten wie eine Verrückte.“ „Och man...“, knörte sein Sohn und schleppte sich mit den Koffern nach oben, wo er seine Zimmertür mit dem Fuß aufkickte. „In 20 Minuten hast du ausgepackt und hilfst deiner Mutter!“, rief der Vater nach oben. „Och maaaaaaaaaaaan!“ In diesem Moment trat seine Tochter neben ihn. „Einkäufe sind alle aufgeräumt“, bestätigte sie und band sich ihre roten Locken zu einem Dutt zusammen, „soll ich Mama auch im Garten helfen?“ „Das soll dein Bruder machen. Er war in den letzten Monaten so mit Videospielen beschäftigt, dass ihm ein wenig Sonne ganz gut tun wird.“ Das Mädchen unterdrückte ein Kichern und schüttelte ungläubig den Kopf. „Faule Socke“, kommentierte sich schließlich und sah ebenfalls die Treppe auf, „er schmeißt sein ganzes Zeug sicher total schlampig in den Schrank. Ich kann die Hemden jetzt schon schreien hören!“ Der Vater guckte sie vielsagend an und holte tief Luft. „Junge! Hemden gleich aufhängen und nicht frustriert in den Schrank stopfen! Spart dir viel Ärger und Zeit!“ „Wieso spart mit das Zeit?“, ertönte die Stimme von oben gereizt. „Weil du mir jedes Hemd, welches knittrig ist selber aufbügeln wirst!“ Die nächsten Laute von oben waren eine wilde Mischung aus Fluchen, Schranktür wieder auf, Fußtrampeln, noch mehr Schimpfwörter, Schranktür wieder zu und noch mehr Fußtrampeln. Der Vater und die Schwester des Jungen standen gespannt am unteren Treppenaufgang und linsten ins obere Stockwerk, bis er endlich völlig entnervt herunter stampfte. Der Vater grunzte auf. „Ziehst du dir bitte die Hose hoch? Deine Unterwäsche braucht niemand zu sehen.“ „Diese Hosen trägt man doch so, Papa“, erinnerte die Tochter schmunzelnd. Ihr Bruder warf ihr einen vielsagenden Blick zu und ging Richtung Garten. „Versteh mich bitte nicht falsch, Lucy...aber ich warte jetzt schon drauf, dass ihr euch wieder in den Haaren habt...“ „Kein Ding“, grinste sie breit, „dafür sind wir ja Geschwister.“ Der Vater seufzte erneut schwer, als sein Sohn plötzlich wieder in der Tür stand. „Der Doc ist da“, meinte er und zeigte mit dem Daumen nach hinten. „Der...Doc…?“ Ein Mann tauchte breit grinsend hinter dem Jungen auf und winkte locker. „Danny!“, lachte der Vater hell auf und umarmte seinen Besucher herzlich, „womit habe ich die Ehre?“ „Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass ihr vor ein paar Stunden angekommen seit. Da wollte ich mal vorbei schnurren. Immerhin...sind wir diesmal die Gastgeber.“ „Schön dich wieder mal zu sehen! Kriegst du...mittlerweile graue Haare?“ „Danke, dass du mich daran erinnerst, dass ich alt werde“, schmollte Daniellé und trat wieder auf die Veranda, „als wärt ihr nie weggefahren.“ „Ginny möchte dieses Mal länger bleiben.“ „Länger ist für deine Frau eine ziemlich undeutliche Angabe...sonst drückt sie sich doch immer so deutlich aus.“ „Da sagst du was. Um ehrlich zu sein, weiß sie es selber noch nicht so genau.“ Daniellé blickte den Mann ungläubig an und ließ seine Augen wieder zu der Frau im Garten schweifen. Ihr Sohn kniete neben ihr und war ebenfalls damit beschäftigt, lustlos Unkraut zu jähten. „Pubertät“, seufzte sein Vater, „ich befürchte, dass sie bei ihm niemals enden wird...“ „Gib die Hoffnung nicht auf, Pierre. Sie werden schneller erwachsen, als es uns manchmal lieb ist.“ „Gestern wollen sie noch mit dir im Matsch spielen und ja nicht schlafen gehen...und heute überrascht er mich, wenn er überhaupt mal aufsteht.“ Lucy trat neben die Männer und guckte ihren Vater schief an. „Du warst natürlich immer ein Musterkind“, lachte Pierre ironisch, „abgesehen von den zweieinhalb Jahren, die du bockig warst.“ „Niemand ist perfekt“, entgegnete das Mädchen und lächelte herausfordernd. Daniellé musste ein helles Auflachen unterdrücken: „Sag das ja nicht Kai.“ „Ich freue mich schon, ihn wiederzusehen!“, gestand Lucy, „wie geht es ihm so kurz vor der Hochzeit?“ „Falls er aufgeregt oder nervös sein sollte spielt er es gekonnt runter. Außerdem ist Mirka seit knapp einer Woche bei uns. Da hat er glaube ich ganz andere Gedanken.“ Pierre und Daniellé warfen sich schmunzelnd vielsagende Blicke zu. „Willst du ein Bier? Ich habe extra deine Lieblingsmarke aus der Heimat mitgebracht.“ „Das war der Hauptgrund, weshalb ich eigentlich hergekommen bin“, kicherte Daniellé. „Ich kenne doch meinen besten Freund“, sagte Pierre, „Adrian! Bring deiner Mutter bitte einen Eistee und dann leiste uns ein wenig Gesellschaft, nachdem du dir ein Bier geholt hast!“ In Windeseile war der Junge aufgesprungen und ohne Widerworte in die Küche gerannt. Daniellé nickte anerkennend. „Wenn er doch immer so einfach wäre“, seufzte Pierre und bat seinen Freund mit einer herzlichen Geste nach innen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)