kind of a love story von Apricot (just say yes) ================================================================================ Kapitel 1: Calebs 13th birthday ------------------------------- „Alles Gute, Alter!“ Aaron klopfte seinem Kumpel auf die Schulter - das Maximum an Körperkontakt, das Caleb zu ertragen schien ohne zusammenzuzucken - und schenkte ihm ein breites Grinsen. „Willkommen in der Welt der Teenager! Jetzt bist du fast so cool wie ich. Fast.“ Caleb lachte leise, während er mit dem Blick gezielt Aarons Blick auswich. Aaron kannte das, Caleb machte das immer, wenn man ihm zu irgendwas beglückwünschte; er schien einfach nicht zu wissen, wie man mit sowas umging. Außer natürlich mit Sarkasmus, aber der blieb Aaron heute wohl ausnahmsweise erspart. „Danke“, murmelte er, während seine Hand zu dem Schulterriemen von seinem Schulranzen wanderte. Er hakte einen Daumen darunter, während er immer noch auf den Bordstein schaute. „Guck mal“, fuhr Aaron fort, während er seinen eigenen Schulranzen von einer Schulter nahm, um so halb an den Verschluss zu bekommen. „Ich hab sogar...“ „Können wir losgehen?“, unterbrach Caleb ihn, bevor er erst einen nervösen Blick hinter sich warf - zu seinem Haus, Aaron hatte ihn heute vor der Tür abgeholt - und dann zu Aaron schaute. „Nicht das wir zu spät kommen oder so“, gab Caleb wieder ein wenig leiser zu verstehen, woraufhin Aaron die Stirn runzelte. O-kay? Wenn er das meinte... „Klar können wir! Du bist das Geburtstagskind, du bist der König“, sinnierte Aaron, während er sich in Bewegung setzte. Währenddessen versuchte er immer noch das Geschenk aus seinem Schulranzen raus zu bekommen. Normalerweise schenkte er seinen Freunden nur dann was, wenn sie auch eine Feier machten, sonst war das irgendwie komisch, aber Caleb feierte nie. Und trotzdem bekam er von Caleb immer die allercoolsten Geschenke. Deshalb war das ja irgendwie selbstverständlich, dass Aaron auch was hatte, oder? Verpackt war es natürlich nicht, das wäre ja komisch und auch irgendwie schwul. „Was hast du denn bisher geschenkt bekommen?“, fragte Aaron neugierig nach, während seine Fingerspitzen den Stoff von Calebs Geschenk erfühlten. Caleb schien immer noch in Gedanken zu sein, wegen was auch immer, weshalb er keine Antwort auf Aarons Frage gab, aber das fand der gar nicht so schlimm. War er ja auch irgendwie gewohnt. „Hey, Cally“, versuchte er die Aufmerksamkeit seines besten Freundes zu erhaschen. Diesmal schaute er dann doch auf, hob seine Augenbrauen ein wenig und blinzelte ein paar Mal. „Ja?“, gab er ein wenig verwirrt zurück. „Iiiich hab hier ein Geschenk für dich!“ Aaron zog das rote Shirt aus seinem Schulranzen, bevor er den wieder mit ein wenig Schwung auf seinen Rücken beförderte. Er ließ ihn dabei einfach offen und ließ den anderen Schulterriemen auch einfach in der Luft baumeln, da das schließlich viel cooler aussah. Aaaber wie auch immer - Geschenk! Aaron nahm das Shirt an den Schultern und hielt es hoch, damit Caleb sehen konnte, was drauf war. „Du fandest doch mein Captain America-Shirt so cool“, erklärte Aaron. „Und du mochtest doch Iron Man so gern - alsooo dachte ich mir, das passt!“ Das Motiv, das auf dem roten Shirt aufgedruckt war, war das von der Iron Man-Rüstung. Aaron hatte gefunden, dass das ziemlich cool ausgesehen hatte, weshalb er es sofort für Caleb gekauft hatte; war auch gar nicht so teuer gewesen. Als Caleb stehen blieb, wahrscheinlich, um das Shirt genauer anzuschauen, machte Aaron es ihm nach. Er wackelte ein wenig mit den Händen, damit auch das Shirt wackelte, um so eine Reaktion aus Caleb hervor zu locken. „Das... ist echt cool von dir, Aaron“, murmelte Caleb. „Echt. Danke.“ Aaron grinste zufrieden, bevor er das Shirt in Calebs Hände drückte, der es mit ein bisschen Verzögerung annahm. „Und wenn ich dazu mein Captain America-Shirt anziehe, sieht das sicher voll lustig aus“, erklärte Aaron, während er seine jetzt wieder freien Hände in seine Hosentaschen stopfte. „Meinst du nicht?“ Caleb schaute nochmal das Shirt an, nickte aber langsam. „Doch, du hast recht...“, stimmte er Aaron zu, bevor er ebenfalls kurz seinen Schulranzen von seinem Rücken holte, um das Shirt einzustecken. Er legte es ziemlich vorsichtig in seinen Schulranzen, wie Aaron bemerkte, was er echt ziemlich cool fand; offensichtliche mochte Caleb das Geschenk tatsächlich! Dann war ja nochmal alles gut gelaufen. „Und was hast du jetzt noch so bekommen?“, fragte Aaron nach, als Caleb seinen Schulranzen wieder auf dem Rücken hatte und sie weiter in Richtung Schule gingen. Caleb schien mit der Antwort zu zögern und aus dem Augenwinkel sah Aaron, wie Caleb sich mit einer Hand kurz über seinem Hosenbund am Bauch rieb. So, als hätte er da Schmerzen oder sowas. Oder wahrscheinlich war er einfach nur vollgefressen von dem ganzen Geburtstagskuchen. „Ein Fernseher für mein Zimmer“, sagte er dann kleinlaut. „Und... Eddy war heute Morgen da, ist aber früher gegangen, weil die High School ja weiter weg ist. Der hat mir ein Fernrohr geschenkt, weil er meinte, damit kann man gut in die Sterne schauen und... so Zeug eben." Aaron pfiff anerkennend auf - alleine schon wegen der Sache mit dem Fernseher. Sie hatten in ihrem Haus nur einen Fernseher, nicht mal Dan hatte seinen eigenen. Aber Calebs Familie war ja sowieso deutlich reicher als Aarons, weshalb Caleb ja auch aaandauernd die coolsten Dinge hatte. „Super cool“, hing er noch an den Pfiff dran, bevor er seinem Kumpel noch ein Grinsen zuwarf. „Den Fernseher musst du mir heute Nachmittag unbedingt zeigen! Also, wenn du kannst. Dann können wir den auch mit Videospielen einweihen! Zum Beispiel mit 'ner Runde CoD oder so?“ Calebs Schultern schienen ein wenig zusammen zu sacken, aber er nickte dennoch langsam. „Klar, können wir machen“, stimmte er zu. Aaron freute sich, einfach nur, weil er so selten bei den Sloans daheim war und er es dort immer wieder cool fand. Schon irgendwie komisch, wenn man bedachte, dass Caleb fast ständig bei den Brylers war, was? Wie dem auch sei, kurz darauf kamen sie auch schon in der Middle School an. Leider war heute Donnerstag; der Tag, an dem Aaron nur eine Stunde mit Caleb zusammen haben würde - und zwar die allerletzte, Biologie bei Mrs. Cartwright. Nicht sonderlich toll, vor allem, weil er heute am liebsten jede freie Minute mit Caleb verbringen wollte. Natürlich nicht buchstäblich (das wäre ja auch schwul!), aber er fühlte sich eben schon wohl bei Cal. Und schließlich musste man Geburtstage ja auch feiern so gut es ging, richtig? Wie dem auch sei, sie mussten sich jetzt auf jeden Fall für die erste Stunde trennen. Sie hatten an ihrer Schule nur eine einzige Pause nach drei Stunden, weshalb Aaron sich durch drei furchtbar langweilige Stunden alleine quälen musste. Nicht, dass er überhaupt keine Freunde außer Caleb an seiner Middle School hatte, aber... äh, doch, irgendwie war es genauso. Klar, er redete noch mit der einen oder anderen Person manchmal, aber er würde niemanden wirklich als 'Freund' abstempeln... Vielleicht freute er sich deshalb so darauf, Caleb in der Pause zu treffen? In der Pause setzten sie sich natürlich auch an ihren üblichen Platz. Nicht in der Kantine, sondern an einem Baum im Schulhof. Da war zwar keine Bank, aber sie setzten sich normalerweise einfach da drunter ins Gras - genauso wie heute. In der Pause lief es wie üblich ab: Aaron textete Caleb zu, der kaum was sagte, weil Caleb irgendwie immer ziemlich wenig sagte, nur manchmal warf er einen sarkastischen Kommentar ein und brachte Aaron damit zum Lachen. Manchmal saßen sich noch andere Menschen an den Baum zu ihnen, aber Aaron fand, dass diese eher mit Caleb als mit ihm befreundet waren. Heute kam aber niemand, was irgendwie traurig war, aber der Blonde schien prinzipiell nicht mit der Information seines Geburtstags hausieren zu gehen. Bei Facebook hatte er sogar das falsche Datum angegeben! Aaron wusste sowieso nur von dem Geburtstag, weil diese Information Caleb irgendwann mal raus gerutscht war, als Aaron ihn darüber ausgefragt hatte. Aber wie dem auch sei, die Pause war leider viel zu schnell vorbei und der Unterricht ging genauso lahm weiter wie davor. Erst in der letzten Stunde, als er neben Caleb saß, fühlte er sich wieder ein bisschen zufriedener… auch, wenn es sich hierbei um Bio handelte. Aber egaaaal. Der Unterricht selber war nicht sonderlich spannend, aber das war auch gar nicht wichtig, weil Aaron Caleb die ganze Zeit wichtige Dinge zuflüstern musste. „Caleb, halt dich fest“, flüsterte er gerade im Moment – vielleicht nur ein bisschen zu laut. „Ich hab gerade in Sport…“ Aber weiter kam er nicht, da plötzlich ein lautes „Aaron und Caleb!“ durch den Klassenraum fuhr. Aaron zuckte zusammen und schaute schuldbewusst nach vorne, wo ihn die Lehrerin böse anschaute. „Ihr quatscht jetzt schon die ganze Stunde! Wenn ihr so weiter macht, bekommt ihr zwei eine Strafarbeit!“ Aaron verzog sein Gesicht, sagte dann aber ein wenig kleinlaut: „Sie können Caleb doch heute keine Strafarbeit geben… er hat doch heute Geburtstag!“ Für einen Moment herrschte Stille im Klassenzimmer, bevor ein paar der Leute hinter ihnen zu tuscheln anfing. Aaron sah aus den Augenwinkeln wie Caleb rot anlief, während Mrs. Cartwright sich nur räusperte. „Dann herzlichen Glückwunsch, Caleb“, kommentierte sie nur. „Aber das gibt euch keine Berechtigung, während dem Unterricht zu reden. Feiern könnt ihr auch noch danach.“ Und mit diesen Worten wandte sie sich wieder an die Tafel, um weiter zu schreiben, was sie eben gerade geschrieben hatte. Caleb und Aaron redeten die Stunde tatsächlich nicht mehr miteinander, aber immerhin war die Stunde auch nur noch zehn Minuten lang. Gleich nach dem Klingeln fing Aaron aber wieder an zu erzählen, wie sein Sportlehrer heute total rot angelaufen war, als man ihn auf eine Lehrerin angesprochen hatte. Caleb hörte dem ganzen schweigend, aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu. Dabei packten sie Beide gleichzeitig ihr Zeug zusammen, nicht gerade schnell, sodass sie schließlich als Letzten das Klassenzimmer verließen. „… ist das nicht cool?“, beendete Aaron seine Ausführungen, als sie schließlich in den Fluren waren. Caleb bekam aber gar keine Zeit zu antworten, denn in dem Moment bauten sich drei Mädchen aus ihrer Klasse vor ihnen auf. Drei hübsche Mädchen, um genau zu sein. „Hallo, Caleb“, grüßte eine von ihnen Aarons besten Freund. Mindy hieß sie, ein Mädchen, das schon öfter mit Caleb geredet hatte. Aaron war darauf ein bisschen neidisch, aber natürlich gönnte er das Caleb… Aaron würde schon noch selber Mädchen finden. „Du hast heute Geburtstag, ja?“ Caleb nickte widerwillig. „Wir wollten heute zum Strand gehen und dachten uns, dass du“ – sie schaute zu Aaron – „dass ihr vielleicht mitwollt, wenn du Geburtstag hast! Wir haben keinen Kuchen, aber Sammy hat zufälligerweise Brownies gebacken. Wir könnten deinen Geburtstag am Strand feiern! Wir können noch ein paar mehr Leute holen, aber das klingt doch sicher toll, oder?“ Aaron merkte, wie sein Herz einen Sprung machte. Das klang ja richtig, richtig cool! Gespannt schaute er zu Caleb, der aber aus irgendeinem Grund nicht ganz so begeistert von der Idee wirkte. Bevor er aber das Angebot seines Lebens ablehnen konnte, legte Aaron einen Arm um ihn (jaja, schon klar, das war uncool für Caleb, aber das war gerade wichtig!) und hielt einen Zeigefinger in Richtung der Mädchen hoch. „Gebt uns eine Sekunde, ja?“ Und mit den Worten drehte er sich schnell weg mit Caleb, ging zwei Schritte und flüsterte dann: „Cally, die Chance kannst du dir nicht entgehen lassen! Komm schon, das sind Mindy, Samantha und Thalia – wir kriegen niiie wieder die Chance, so mit den Drei abzuhängen!“ Caleb schaute ihn zweifelnd an, aber Aaron redete gleich weiter. „Wenn du’s nicht für dich tust, dann doch für miiich! Bitte, ich versprech, dass es dir gefallen wird!“ Caleb schaute immer noch zweifelnd, aber er nickte langsam. „Klar, wenn du meinst, Ace…“ Caleb seufzte, bevor Aaron seinen Arm wegnahm und sie sich zusammen wieder umdrehten. „Das klingt toll“, sagte Aaron grinsend für Caleb, der daraufhin nur nickte. Die Mädchen klatschten in die Hände, kündigten an, ein paar Leute zu holen und sich dann mit ihnen am Strand zu treffen. Klang doch eigentlich gar nicht so schlecht, oder? Eine Stunde später waren sie tatsächlich am Strand. Die Mädchen waren wirklich da, sie hatten sogar noch ein paar Mädchen geholt und natürlich waren auch ein paar Jungs anwesend, auch, wenn die Mädchen deutlich in der Überzahl waren. Unnötig zu erwähnen, dass das Aaron sehr, sehr gut gefiel. Sie waren alle schon in Badehose, wobei einige noch ein Shirt anhatten – unter anderem Caleb. Sie hatten sich gerade in einem Handtuch-Kreis hingesetzt, wobei Sammy Caleb gleich mal einen Brownie angeboten hatte, den dieser schief lächelnd annahm. „Wird Zeit, für ihn zu singen, oder?“, sagte Thalia irgendwann mit einem Lächeln, woraufhin alle zustimmten. Caleb bekam bereits bei den Worten rote Ohren, aber das hielt sie alle natürlich nicht davon ab, so laut es für ihre hauptsächlich 13-jährigen Organe eben ging. „Happy Birthday to you, happy birthday to you! Happy birthday lieber Caleb, happy birthday to you…“ Als danach alle applaudierten, sah Caleb so aus, als ob er am Liebsten im Erdboden versinken würde. Dennoch lag ein Grinsen auf seinen Lippen, ein Grinsen, das Aaron ebenfalls zum grinsen brachte. „Und, wer hat jetzt Lust auf schwimmen?“, fragte Thalia und sprang dabei schon gleich euphorisch auf die Füße. Ein Großteil der Leute stimmte zu, aber als Thalia sich direkt an Caleb wandte, murmelte der irgendwas von „Später vielleicht“. „Nawww, komm schon, Caleb“, sagte jetzt wieder Mindy von der Seite und grinste ihn an. „Du musst mit uns schwimmen gehen, du hast doch Geburtstag!“ Caleb fuhr mit seiner Hand über seinen Arm, schüttelte aber wieder den Kopf. „Bin gerade zu… müde zum schwimmen“, erwiderte er, woraufhin Mindy erlegen seufzte. Aaron dagegen wurde nicht gefragt, aber er hatte sowieso keine Lust, mitzugehen, wenn Caleb nicht mit ging. Er blieb also nur neben Caleb hocken und schaute mit ihm zusammen zu, wie die Anderen ins Wasser gingen und Spaß zu haben schienen. „Ist doch gar nicht so schlimm, oder?“, fragte Aaron schließlich in Calebs Richtung. Der lächelte schief, was aber irgendwie gequält aussah. „Nee, ist es echt nicht“, stimmte er dennoch zu. Aaron überlegte, wie er Caleb am besten aufheitern könnte – und hatte eine wunderbare Idee, als sein Blick wieder aufs Meer fiel. „Weißt du“, sagte er mit einem Grinsen, „Ich glaub, Mindy mag dich echt gerne. Wahrscheinlich mag sie deshalb dauernd mit dir reden.“ Caleb erwiderte nichts und als Aaron zu ihm rüber schaute, konnte er sehen, wie er ein bisschen nervös auf seinem Handtuch rum rutschte. Aaron blinzelte, bevor sich wieder ein Grinsen auf seinen Lippen bildete. „Du magst sie auch!“, stellte er amüsiert fest, woraufhin Caleb einen geschockten Blick in seine Richtung warf. „Nein, man!“, verteidigte der sich, aber Aaron hatte den Braten schon gerochen. Er grinste den blonden Quadratschädel immer noch an, woraufhin der wieder einen hochroten Kopf bekam. „Halt einfach deine Fressluke, Aaron“, murrte er, was Aaron zum lachen brachte. Aaron hätte Caleb gerne noch ein bisschen mehr getriezt, aber in dem Moment kamen schon wieder (wer sollte es sonst sein?) Mindy und Thalia zurück, auch, wenn sie ja kaum im Wasser gewesen waren. „Heyyy!“, grüßte Mindy die Zwei, bevor sie sich gegenüber auf die Handtücher setzten. „Schon an der Hitze gestorben?“ Aaron stieß mit seinem Ellbogen in Calebs Rippen, der ihm daraufhin einen bösen Blick zuwarf, aber ein „Nee, noch alles klar“ zurückgab. Hach, das würde echt noch lustig werden mit Caleb und Mindy! „Hey, Thals und ich hatten eine echt lustige Idee“, sagte Mindy dann und grinste sie Beide immer noch so breit an, dass Aaron der Überzeugung war, das ihre Wangen unheimlich weh tun mussten. „Wir haben uns überlegt, eine Runde Flaschendrehen zu spielen!“ Caleb schaute irritiert drein, aber Aaron nickte nur zustimmend. „Das klingt nach einer super Idee!“, stimmte er zu, einfach nur, damit er dazu beitragen konnte, dass Mindy und Caleb sich gleich küssen würden. Weil dabei würde dieses Flaschendrehen doch sicher enden, oder? Wobei er auch selber nichts dagegen hätte, wenn man ihn dazu bringen würde, Thalia zu küssen… „Yay!“ Mindy kicherte zufrieden und berichtete jedem, der nach und nach vom Meer zurückkam, von ihrer Idee. Fast jeder war sofort einverstanden und wer es nicht war, wurde mit zwei, drei Worten auch schon überzeugt. Und dann ging es auch schon los. Das Geburtstagskind durfte anfangen, wobei die Flasche auf irgendeinem Josh landete. „Wahrheit oder Pflicht?“, flötete Mindy für Caleb. „Pflicht“, erwiderte Josh mit einem breiten Grinsen. Caleb zögerte und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Aber Mindy, die neben ihm saß, beugte sich schnell zu ihm rüber und flüsterte was, woraufhin Caleb sich einen Moment auf die Unterlippe biss. „Küss Holly“, sagte er dann aber leise. Josh kam der Aufforderung schnell nach, ein bisschen länger als notwendig. Aaron war überrascht, das das mit dem Küssen so schnell anfing… Aber dann kam er ziemlich schnell drauf, dass das ganze Flaschendrehen darauf aufgebaut war. Bei ‚Pflicht‘ wurde immer geküsst, bei ‚Wahrheit‘ ging es immer um „Stehst du auf soundso?“ – und Aaron müsste lügen, wenn er sagen würde, dass er das nicht amüsant fand. Nur einmal landete die Flasche auf Caleb, der Wahrheit nahm. Er wurde gefragt, ob er auf Thalia stand, was der mit hochrotem Kopf verneinte; was die anderen wieder zum Lachen brachte. Das Spiel wurde nicht viel spannender, bis schließlich die Flasche doch mal auf Aaron zeigte. Davor hatte sie ein Mädchen gedreht, mit dem Aaron noch nie ein Wort gewechselt hatte, die hier aber jeder zu kennen schien. Emily hieß sie. Und eben diese Emily fragte jetzt Aaron die entscheidende Frage: „Wahrheit oder Pflicht?“ Aaron überlegte kurz, bevor er schulterzuckend (also betont lässig!) „Pflicht“ sagte. Wie bei jedem Mal Pflicht gingen die Mädchen zusammen, berieten sich, tuschelten dabei lautstark und gestikulierten in Richtung Aaron, bevor sie sich wieder lösten. Irgendwie schauten ein paar der Mädchen unglücklich aus, aber Emily grinste breit. „Du musst Caleb küssen“, sagte sie amüsiert. Aaron schaute sie verdutzt an. „Was?“, fragte er, woraufhin Emily nochmal wiederholte: „Du musst Caleb küssen!“ Aaron schaute verwirrt von Emily zu Caleb, der genauso verwirrt zu sein schien. „Das geht nicht!“, stellte Aaron dann fest, seinen Blick wieder auf das Mädchen gerichtet. „Wir sind beste Freunde! Schon seit ewig! Und das wäre voll schwul…“ „Ach, jetzt hab dich doch nicht so.“ Emily kicherte ein bisschen. „Ich finde das lustig. Und wir können es ja nicht immer so einfach mit den Pflichten machen… aber weil du dich jetzt so geweigert hast… müssen es mindestens fünf Sekunden sein!“ Das wurde ja immer schlimmer! Aaron verzog sein Gesicht. „Ey, das ist doch total blöd…“ „Zehn Sekunden“, erwiderte Emily. „Und wir zählen mit! Aber, kooommt, jetzt habt euch nicht so… guck, wir machen das auch!“ Emily beugte sich rüber und gab Thalia einen schnellen Kuss auf den Mund, bei dem Aaron die Augen rollte. Das zählte voll nicht. Bei Mädchen war das ja auch echt was Anderes… Aber jetzt boxte Josh ihm auch schon auf die Schulter und sagte, dass das doch voll normal wäre. Aaron schaute zweifelnd zu Caleb, der sich bisher aus dem Gespräch rausgehalten hatte und jetzt zweifelnd zu Aaron schaute. Seine Augen bettelten förmlich darum, dass Aaron sich noch weiter beschwerte, aber was sollte er jetzt noch groß sagen? Und so schlimm war es jetzt auch nicht. „Okayokay, schon gut, bevor ihr fünfzehn Sekunden draus macht…“ Aaron schnaubte. Caleb schaute immer noch leidend, aber er sah nicht so aus, als ob er sich jetzt gleich beschweren würde. Stattdessen drehte er sich so halb zu Aaron, der sich auch ein bisschen gedrückt hatte. Aaron drückte seine Lippen aufeinander und schaute skeptisch auf Calebs Lippen, die überhaupt nicht so aussahen, als ob man sie küssen sollte. Alleine schon weil es Calebs Lippen waren… und weil sie einem Jungen gehörten! „Jetzt macht schon“, drängelte Emily. Aaron seufzte, aber er musste das jetzt echt hinter sich bringen, richtig? Also beugte er sich einfach schnell vor und drückte seine Lippen auf Calebs. Gut, es war nicht wirklich ein Kuss – sie bewegten ihre Lippen kein bisschen und hatten sie verstimmt gegeneinander gedrückt, aber für die Anderen schien es zu zählen, denn Emily begann zu zählen: „Eins… Zwei… Drei… Vier… Fünf!“ Aaron merkte, wie seine Schultern sich ein wenig entspannten. Kein großes Ding, nur fiel es ihm irgendwie auf, dass sein Körper nicht mehr so verspannt wie eben noch war. „Sechs… Sieben… Acht!“ Bemerkenswerter als das war aber ein leicht kribbeliges Gefühl, dass sich in Aarons Magen- und Lendengegend bemerkbar machte. Richtig, richtig komisch. Er hoffte einfach, dass es schnell vorbei war und er da nicht mehr groß drüber nachdenken müsste… „Neun…“ Und für einen klitzekleinen Moment war Aaron sogar traurig, dass es schon zu Ende ging. „Zehn!“ Aaron löste sich sofort abrupft von Caleb, der immer noch so angespannt und verstimmt im Sand saß wie davor. Offensichtlich hatte er nicht an das Gleiche denken müssen wie Aaron. Stattdessen sah er nur aus, als ob er sich gleich übergeben müsste. „War doch gar nicht so schlimm, ne?“, fragte Emily, woraufhin Aaron nur die Augen rollte. Er drehte wieder die Flasche, aber sein Verstand hing noch immer an Calebs Lippen, so sehr er sich auch dagegen sträubte. Erst später, als er und Caleb sich schon getrennt hatten und er beim Abendessen saß, fiel ihm ein, warum der Kuss so besonders gewesen war – und wieso die anderen Küsse, die Aaron bei dem Spiel noch hatte, sich nicht so angefühlt hatten. Ganz klar: Das war sein erster Kuss gewesen! Ja, das musste es sein. Das war der Grund. Und nichts weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)