Drowning von attackonpsycho (LawxRuffy) ================================================================================ Kapitel 17: Stay ---------------- Manchmal wusste ich nicht mehr, wem ich vertrauen konnte und wem nicht. Ich fühlte mich wie ein viel zu naiver, gutglaubender Mensch und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich vorsichtiger sein musste. Vertrauen war nun einmal etwas, das viel zu oft von Menschen missbraucht und letztendlich zerstört wurde. Es war eine Eigenschaft, welche man sich erarbeiten musste, etwas, was man nicht von den einen auf den anderen Tag erhielt. Das wusste ich. Denn manchmal war es besser, Dinge, die auf einem lagen und die Luft zum Atmen abschnürten, in sich zu verstecken und Niemandem zu erzählen, weil es so am Sichersten war. Niemand konnte somit das Vertrauen ausnutzen und letztendlich auch verschwinden, wenn man denjenigen brauchte. Ich hatte damals Ace vertraut, als er sagte, er würde mich niemals alleine lassen, genauso war es bei Sabo gewesen. Doch auch dies hatte sich als falsch erwiesen, als furchtbar falsch, als er eines Nachts so plötzlich von mir gegangen war, ohne auch nur ein Wort des Abschieds auszusprechen, während Sabo dasselbe tat, nur ein paar Tage später. Mein Herz schmerzte, wenn ich an sie dachte und auch wenn ich glaubte, ich hätte damit begonnen, Aces Tod zu akzeptieren, war es nicht so. Viel mehr kehrten meine Gedanken und Überlegungen mit jedem Tag, den ich hier verbrachte, zurück. Ich fragte mich seitdem ständig, warum Menschen Vertrauen erarbeiteten, um es dann zu kaputt zu machen, wie in einem ewig langem, sinnlosem Kreislauf, ohne Aussicht auf ein Entkommen, auf eine Zukunft. Doch die Wahrheit war, dass du, so lange du nicht losließt, weder dir, noch der Situation vergabst, so lange du nicht verstanden hattest, dass diese endgültig vorüber war, keinen Schritt in die sorglose Zukunft gehen konntest. Es ging nicht, denn sie zog dich wie ein schweres Stück Blei an den Grund der wahren Tatsachen, immer wieder. Ich musste los lassen, um aufzutauchen, um abschließen zu können und nicht ertrinken zu müssen - doch gleichzeitig konnte ich einfach nicht. Um dies tun zu können, brauchte ich Stärke, Mut und die Fähigkeit, vergessen zu können. Jedoch verfügte ich nicht über diese drei Dinge und auch wenn ich mich bemühte, würde es schwer werden, diese zu erlernen. Das Vergessen war eine Sache, die am Kompliziertesten war. Denn man vergaß nur die unwichtigen Sachen, jedoch waren die Dinge, an die man nicht mehr denken wollte beinahe immer von unglaublicher Bedeutung. Das war es, was dem Ganzen die Schwierigkeit gab, die einen erdrückte wie ein unsichtbares Gewicht, welches stets an den Füßen hing, wo immer man auch hinging. Es war ständig da. Immer gab es etwas, was einen den Weg schwer machte und immer lagen dessen Wurzeln in der Vergangenheit. In einer Zeit, die nicht mehr zu beeinflussen war, jedoch die gesamte Zukunft, jeden weiteren Tag beeinflussen konnte, wenn man nicht mit ihr abschloss. Und momentan bezweifelte ich, dass ich abgeschlossen hatte, denn meine Erinnerungen flossen wie ein Strom durch meinen Kopf und veranlassten mich dazu, nachzudenken. Das Verlangen, endlich zu vergessen, rückte in den Hintergrund und das Einzige, was ich gerade wollte, war, einen Moment lang abschalten zu können. Doch dieses Abschalten gelang mir nicht, besonders bei der jetzigen Situation. Es war immerhin ein wirklich langes Gespräch, welches dort zwischen Kid und seinem Vater ablief, während ich mich in meinem vorübergehendem Zimmer befand und darauf wartete, dass die Diskussion, deren Lärm bis nach oben drang, allmählich nachließ. Ich verstand oft nur einige Worte, jedoch wollte ich nicht nach unten gehen. Denn auch wenn sie es mir nicht direkt sagten, wusste ich, dass meine Anwesenheit im Moment nicht erwünscht war, noch weniger als zuvor. Dies war eine Sache zwischen Kid und Harry, nicht einmal Law hatte ein Recht sich dort einzumischen und er tat es auch nicht. Ich wusste nicht, wo er gerade war, jedoch hatte ich ihn zuletzt vor etwa zwei Stunden gesehen, als er kurz im Zimmer nach mir gesehen hatte. Seine Augen wirkten mit jeder Sekunde, in welcher er hier war, zunehmend matter, so müde von allem und ich kam nicht daran vorbei, mir weiterhin Sorgen um ihn und seinen schlechten Zustand zu machen. Die wenigen Dinge, die ich über ihn wusste, reichten noch immer nicht aus, um mir ein anständiges Bild von ihm machen zu können und es trieb mich in den Wahnsinn, nach allem nicht nachvollziehen zu können, wie er sich fühlte. Das Einzige, was ich sah, war, dass er nicht mehr konnte. Ob es nun war, dass er nicht mehr hier sein, seiner Vergangenheit ins Auge blicken oder einfach mein Einmischen ertragen konnte, wusste ich nicht. Ich kannte keinen Grund, keine Ursache, keinen Anlass, nichts. Doch ich war in der Lage zu sehen, dass es ihm schlecht ging und belastete, von Minute zu Minute mehr. Inzwischen war es schon spät, doch ich hörte noch immer Fetzen des Gespräches zwischen Kid und Harry. Ich musste mich fast selbst schon fragen, wie die beiden nach den ganzen Stunden noch mit so einer Lautstärke miteinander reden konnten, doch gleichzeitig war mir klar, dass Kid sein wahnsinnig lautes Organ wohl von seinem Vater geerbt haben musste, was als stiller Zuhörer nicht unbedingt von Vorteil war. Draußen waren schon die Laternen an und ihr Licht spiegelte sich in den leicht dreckigen Fenstern des Gästezimmers. Motten umkreisten die Lampe, von ihr angezogen, während leichter Wind die Bäume zum Rascheln brachte. Ich beobachtete schon seit ein paar Stunden die Umgebung und war schon fast froh darüber, wenn mich eine Veränderung, etwa wie ein Spaziergänger oder ein wildes Tier aus dem Nachdenken riss. Es gab wirklich nichts, was ich dagegen unternehmen konnte, um nicht in Gedanken zu versinken. Ich tat es automatisch, ohne es zu wollen. Erst ein Geräusch in unmittelbarer Nähe, brachte mich zum Aufhorchen. Es kam nicht von draußen, sondern direkt hinter mir, ein leises Knarzen. Viel zu spät bemerkte ich, dass es Law war, welcher durch die Tür zu mir ins Zimmer kam. Unsere Blicke trafen sich sofort, als hätten sie schon von Anfang an die Absicht dazu gehabt und ich bemerkte direkt wieder diesen müden Blick, der ihm so ein trauriges Aussehen verlieh. Es schmerzte in meiner Brust, doch ich versuchte es zu ignorieren, so, wie ich es auch bei den unausgesprochenen Worten und Taten zwischen uns machte. Ignorieren war das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte, alles andere würde es nur noch viel schlimmer machen. „Du bist noch wach“, stellte er fest und versuchte nüchtern zu klingen, so als würde es ihm gut gehen. Doch ich sah darüber hinweg, bemerkte sofort, dass etwas los war. „Ich konnte bei der Lautstärke nicht schlafen“, erklärte ich und setzte mich im Bett auf, um ihn besser ansehen zu können. Ich konnte nicht jedes Detail seiner Gestalt erkennen, doch selbst die groben Umrisse im Laternenlicht reichten, um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Und dafür hasste ich es. Diese ganzen Gefühle, die in mir hochkamen, sie zu ignorieren, tat so unglaublich weh, obwohl es das einzig Richtige war. Denn manchmal schmerzte es, zu tun, was richtig war, was nicht alles zerstören würde, das existiert und auch bestehen bleiben sollte. „Glaube ich dir“, Law kratzte sich am Kopf und ließ sich auf der Matratze neben dem Bett nieder, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich fühlte mich beobachtet, weshalb ich meinen Blick auf die Bettdecke sinken ließ. „Wir sollten versuchen zu schlafen, bis sich die Situation geklärt hat“, murmelte er leise und ich glaubte fast sofort, dass er recht hatte. Es würde uns immerhin nichts bringen, der Situation weiterhin zu lauschen, ohne zu wissen, was genau gerade passierte. Schlafen schien momentan das Einzige, was mich entspannen könnte, das Einzige, was mir die Chance geben würde, meinen nervenaufreibenden Gedanken für einige Stunden zu entfliehen. „Gute Idee“, lächelte ich leicht und lehnte mich wieder zurück, seufzte leicht, als ich mich in die weichen Kissen kuschelte. Law zog sich seine Hose von den Beinen, ehe er ebenfalls unter seine Decke schlüpfte, darauf bedacht, den restlichen Augenkontakt mit mir zu vermeiden. Ich schloss meine Augen, als die Müdigkeit plötzlich eintrat. Vorher hatte ich sie nicht bemerkt, weshalb sie mich nun umso härter traf. Ich hörte noch ein „Schlaf gut“, ehe ich mit schlagendem Herzen in einen kurzen, dennoch erholsamen Schlaf glitt, welcher nicht von langer Dauer sein sollte. 00:04 Uhr war es, als ich das erste Mal aufwachte. Ich war benebelt, hörte ein lautes Rascheln neben mir, Gemurmel. Ein dumpfes, nicht wirklich zu zuordnendes Geräusch erklang dicht neben meinem Ohr, welches mich leicht zusammen zucken ließ. Danach driftete ich wieder in den Schlaf, völlig vergessen war alles, was meine Sinne für einen kurzen Moment vernommen hatten. Um 02:18 war es ein plötzlicher Schrei, der mich aus meinem Traum riss. Lauter, als alles andere, was ich zuvor wahrgenommen hatte. Ich war so erschrocken und orientierungslos, konnte für den ersten Moment nicht einmal einordnen, wo oben und unten war. Dann sah ich ihn und die Luft blieb mir für den Bruchteil einer Sekunde weg. Law saß direkt vor mir auf seiner Matratze, sein Blick fiel ins Leere, Schweißperlen lagen auf seiner Stirn, die Haare waren wild verwuschelt. Mein Herz schlug unglaublich laut und sein Anblick fesselte mich, ich konnte nicht anders, als ihn anzublicken und alles zu hinterfragen, was gerade geschah. Nur langsam drehte er sich zu mir, seine aufgerissenen Augen, welche so schockiert, so voller Angst wirkten, vermischten sich mit seltsamer Erleichterung, als er mich vom Bett in seine verschwitzen, nassen Arme zog. So plötzlich, so unerwartet, wie noch nie. Die Verwirrung machte sich in mir breit, betäubte mich wie ein Gift und ich konnte nicht anders, als mich kurz von ihm zu lösen, ihn fassungslos anzusehen. In seinen grauen Augen tobte ein Sturm verschiedener, beinahe schon gegensätzlicher Gefühle, die ich nicht zuordnen konnte, die mich unglaublich verwirrten. Seine Nähe brachte mich um den Verstand, sein Zustand, welcher so neben der Spur war, schockierte mich. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spürte, seine Hände, die über meinen Rücken streiften, so sanft, als wäre ich zerbrechlicher, als edelstes Porzellan. „Es geht dir gut“, stellte er erleichtert fest, „es ist alles gut“, es schien als würde er sich beruhigen, nur sich selbst, weshalb ich ebenfalls meine Arme um ihn legte und gleichzeitig beschloss, keine Fragen zu stellen, zumindest nicht, wenn er sich in diesem Zustand befand. „Ja, mit mir ist alles ok“, flüsterte ich mit warmer Stimme, versuchend, ihn zur Ruhe kommen zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, warum es ausgerechnet mir schlecht gehen sollte, immerhin war er derjenige, welcher verschwitzt und atemlos in meinen Armen lag, doch ich hatte bereits beschlossen, dies für diesen einen Moment nicht zu hinterfragen, nur einmal nicht. „Ich dachte du wärst... das alles...“, er konnte seine Worte nicht einordnen, brach ständig ab. Seine Finger krallten sich in meinen Rücken und sein Kopf fand auf meiner Schulter Platz. Er wirkte für den Bruchteil einer Sekunde fast schon schwach, was meine Sichtweise auf ihn und sein Verhalten so veränderte, wie eine 180 Grad Drehung. Für diesen Moment war ich überfordert mit jeder noch so kleinen Regung seinerseits, ich wusste einfach nicht, was ich tun konnte, beziehungsweise sollte. Ich hatte die ganze Zeit über, über das einzig Richtige nachgedacht, doch jetzt war ich mir nicht mehr im Klaren darüber, was das Richtige darstellte. Ich strich durch seine Haare, über seinen Nacken und atmete lange aus, versuchte einfach, nicht den Verstand zu verlieren. Meine großen Augen betrachteten sein Gesicht, welches sich direkt vor meinem befand und ich schüttelte den Kopf. „Was ist nur los?“, fragte ich voller Überforderung, welche sich nur zu deutlich in meiner Miene widerspiegelte. Wir beide wussten, dass er der Grund dafür war. „Ich kann das nicht mehr“, kurz, für nur einen ganz kleinen Moment klang seine Stimme gebrochen, zeigte wie unglaublich kaputt er doch war. Allerdings änderte dies nichts an der Tatsache, dass ich noch immer nicht wusste, was gerade hier ablief. „Was kannst du nicht mehr?“, hauchte ich, zuckte unter der Bewegung seiner Fingerspitzen an meinem Hals leicht zusammen. Er berührte mich nur federleicht, doch dies reichte schon, um mir eine Gänsehaut zu bescheren und mich fragen zu lassen, wie er es nur schaffte, solch einen Ansturm von Gefühlen in mir heraufzubeschwören, mit jedem Moment, in welchem unsere Körper sich auch nur auf einen Millimeter näherten. „Hier sein“, der Anflug von Panik erschien in seinen Augen, verschwand erst nach wenigen Sekunden, „ich muss weg.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte nach den Worten zu finden, nicht nach den Richtigen, wie zuvor, sondern nach denen, die mir zuerst einfielen. Vorsichtig hob ich meinen Kopf, sah ihm direkt in die grauen, müden Augen. „Jetzt?“, die Frage klang überaus verwirrt, doch so fühlte ich mich auch, wenn man mal daran dachte, dass er gerade vor hatte, einfach von hier zu verschwinden, wieder wegzulaufen ohne auch nur eine Kleinigkeit an allem zu ändern. Vielleicht war er nicht in der Lage irgendetwas zu ändern, doch ich wagte mich zu fragen, ob es gut wäre, einfach zu verschwinden. „Jetzt“, er nickte, so sicher, als hätte er die Entscheidung schon lange im Voraus getroffen, obwohl sie sich gerade erst ergeben hatte. Ich öffnete ungläubig die Augen, während seine Arme sich langsam von meinem Rücken lösten und zu meinen Händen wanderten, sie fest umschlossen. Wärme zog durch meinen Körper und für einen Moment kam es mir vor wie im Sommer, obwohl dieser eigentlich schon lange vorbei war. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Ein letzter, fester und ernstgemeinter Blick in meine Augen folgte, bevor er aufstand und mich mit sich zog. Ich konnte noch nicht glauben, was geschehen war, als wir schon dabei waren, die Treppe nach unten zu nehmen. In der Küche brannte noch Licht, wie ich durch den Türspalt erkennen konnte, jedoch hörte ich in diesem Moment keine Stimmen mehr, sondern nur das aufgebrachte Klopfen unserer Herzen, im selben Takt. Irgendwie wussten wir beide, dass Kid noch in der Küche saß. Es war, als könnten wir seine Anwesenheit darin spüren, beinahe wirklich wahrnehmen, ohne es zu sehen. Nach nur wenigen Sekunden, welche Law damit verbrachte, tief durchzuatmen, vermutlich um sich selbst zu beruhigen, traten wir ein. Wie bereits gedacht, saß Kid am Tisch, Ringe lagen tief unter seinen Augen, doch er wirkte nicht ganz so traurig, wie ich es erwartet hätte. Vielleicht war das Gespräch mit seinem Vater nicht so schlecht verlaufen, wie es sich die ganze Zeit über angehört hatte. Ihm ansehen, konnte ich jedenfalls nichts Besonderes, nichts Neues oder Außergewöhnliches, lediglich, dass er ein wenig überrascht war, uns hier zu sehen, zu dieser Zeit. Ich selbst war überrascht darüber, hier zu stehen und nicht im Bett zu liegen und zu schlafen, denn wieder einmal war eine so plötzliche Wendung gekommen, die mir beinahe schon Angst einjagte. „Was macht ihr hier? Dieses Geräusch eben..“, der Rothaarige blinzelte, es schien, als ob er wissen würde, was sich ereignet hatte, oder es zumindest ahnte. Mit einem Mal wirkte er hellwach, als er Law näher betrachtete, so eingehend, wie noch nie in den letzten Tagen. Vielleicht lag dies daran, dass er und sein Vater der Mittelpunkt, wenn nicht einzige Punkt in seinen Gedanken gewesen waren. Nicht einmal hatte er einen Gedanken an Law verschwendet, wie es ihm ging, beziehungsweise was in ihm vorging. Doch diese Erkenntnis darüber flackerte Augenblicklich in Form von Sorge in seinen Augen auf, er kam näher, legte seine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen, welcher wie erstarrt stehen blieb. Das Einzige, was er tat, war die Hand auf seiner Schulter zu betrachten, mit einem Ausdruck, welcher auf mich fast schon verwirrt wirkte. „Ist mit deinem Vater alles geklärt?“, ich zuckte fast zusammen, bei der Kälte, die in Laws Stimme lag. Sie erklang nur ganz leise und doch erfüllte sie den ganzen Raum, mir kam es sogar so vor, als könnte jeder im Haus ihr lauschen. Kids goldene Augen betrachteten das hübsche, trotzdem sehr blasse Gesicht des Kleineren, ehe er zögerlich nickte. „So gut wie. Was hast du vor?“, Skepsis kehrte in seine Augen, er kannte Law bereits gut genug, um zu wissen, dass dieser bei allem was er tat, Hintergedanken hatte, immer wusste, was zu tun war, einen Plan hatte, um zu retten, was gerade schief lief. Doch ich wusste nicht, ob dieser Plan irgendwas retten würde. Das Einzige, was er tat, war, die Vergangenheit aufzuschieben. „Verschwinden“, entkam es Law nur, seine stahlgrauen Augen wirkten mit einem Mal klar, so entschlossen und voller Tatendrang. Er schien zu allem bereit, als ob er nun einfach ins Auto steigen könnte, um diese fast 1000 Meilen sofort zurückzufahren. Und genau das hatte er vor, das war sein voreiliger Plan. „Findest du nicht...“, wollte Kid zögerlich einen Einwand hervorbringen, doch Law unterbrach ihn beinahe sofort. „Ich muss hier weg“, eiskalt und kurz kamen die Worte über seine Lippen, allerdings klangen sie überaus durchdacht. Als hätte er in Wirklichkeit nicht nur einen einfachen Entschluss gefasst, sondern weitaus mehr, indem er alle zu beachtenden Details mit einbezogen hatte. Der Rothaarige schüttelte nur leicht seinen Kopf, etwas fassungslos über diese leichtfertige Entscheidung. „Ich weiß, es ist schwer, aber du kannst jetzt doch nicht einfach fahren – hältst du das wirklich für das Richtige?“ Law sah ihn leicht bissig an, würde ich es nicht wissen, könnte ich sagen, dass er wirklich angepisst war, weil wir nicht sofort taten, was er wollte. Und zwar einfach ins Auto springen und fahren, weit weg von hier, von seinen Eltern, von seinem Haus, von der Umgebung und letztendlich den Erinnerungen. Den Erinnerungen, vor denen er schon seit Jahren flieht und nun weiter fliehen wird. Denn niemand, weder Kid, noch Harry, noch Ich wird ihn jemals von der Entscheidung wegbekommen, nun zu fahren. Und genau dies wusste Kid genau so gut wie ich. Ich sah es in dem Blick, den er mir augenblicklich zuwarf. „Ich halte nichts für das Richtige“, erwiderte Law und ich hörte nur zu sehr, wie er versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten, denn sie zitterte, wie sein gesamter Körper. „Aber meiner Meinung nach, sind wir jetzt lange genug hier gewesen. Wenn du alles mit deinem Vater geklärt hast, kannst du nach kommen, doch bitte zwing mich nicht, hier noch eine Nacht länger zu bleiben. Das schaffe ich nicht, ich halt's einfach nicht aus, ok?“ Seine Stimme wurde von Satz zu Satz lauter, bis das Aufgewühlte erneut in seine Augen trat. Ich kannte ihn so nicht. Es war wieder dieses Geheimnisvolle, das nur dieser Ort in ihm hervorrufen konnte. Bei dem Gedanken daran, ihn bald wieder zu verlassen, diesen Ort in wenigen Minuten schon hinter mir haben zu können, schmerzte es in meiner Brust. Es war die Befürchtung, dass ich dann nie wieder so nah an ihn herankommen würde, dass er für immer ein mir unbekannter Stern am Himmel bleiben würde. Unerreichbar, geheimnisvoll und doch existent, meilenweit von mir entfernt. Das war es, was wehtat. „Ok“, entkam es Kid plötzlich, die Anspannung, welche sich in der Luft gebildet hatte, schien mit einem Mal zu verpuffen. „Ok“, wiederholte er und wir beide, Law und ich, konnten nicht anders, als ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung anzusehen. „Ich habe nicht mehr viel mit Dad zu klären... in spätestens einer Woche kommen wir nach“, er kratzte sich am Hinterkopf, sah Law dann noch einmal fest in die Augen. „Es tut mir Leid, dass ich nicht darauf geachtet habe, wie es dir geht. Du weißt, dass es mir wichtig ist, dass es dir gut geht“, ein überhebliches Grinsen setzt sich auf seine Lippen. „Aber das war jetzt genug, no homo und so. Verschwindet.“ Law blieb noch einige Sekunden wie erstarrt stehen, ehe er den Kopf schüttelte und sich die Andeutung eines Lächelns auf seine Lippen legte. „Spast“, entkam es ihm, ehe er kehrt machte und in Richtung Treppe hastete. Bevor ich ihm folgen konnte, hielt Kid mich an meiner Schulter fest. Seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten mit einer Spur von Sorge entgegen, sodass ich nicht anders konnte, als ihn mit dem Hauch von Verwunderung anzusehen. „Versprech' mir was“, flüsterte er so leise, dass nicht einmal ich ihn ganz genau verstehen konnte. Ein Nicken meinerseits veranlasste ihn dazu, weiterzureden. „Pass auf Law auf, aber pass auch auf dich auf“, er wirkte unglaublich ernst. So ernst, dass er mir fast schon Angst einjagte, doch wenn ich nicht schon Auftritte dieser Art gewohnt wäre, dann hätte dies sicherlich funktioniert. „Ich weiß, du hast viele Fragen, aber der Einzige, der sie wirklich beantworten kann, ist er“, ich war so verwundert über diese Aussage, dass ich kaum wahrnahm, wie seine Hand von meiner Schulter glitt und mich in Richtung Flur schubste. Er wusste von meinen Fragen, Law wusste von meinen Fragen. Doch was nicht feststand, war, ob er sie jemals beantworten würde. Immer noch in Gedanken verloren durch seine Worte, nahm ich die Treppe nach oben und betrat das Gästezimmer, in welchem Law und ich die letzten Nächte zusammen verbracht hatten. Noch immer wollte mein Gehirn nicht verarbeiten, was sich in der letzten halbe Stunde zugetragen hatte, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, sondern wusste nur eines, und zwar, dass wir nun fahren würden. Wie im Rausch packte ich meine Sachen zusammen, brachte das Zimmer halbwegs in Ordnung, zog mich an und beobachtete Law dabei, wie auch er seine Sachen zusammensuchte. Wir hatten nun mal nicht viel dabei, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass ich schon fertig war und er auch, nur einen winzigen Moment später. Ab diesem Moment ging alles schnell, wir brachten unsere Sachen zum Auto, verabschiedeten uns nur flüchtig von Kid und zogen uns noch wärmere Klamotten über. Als wir nicht einmal eine Viertelstunde später im Auto saßen und losfuhren, schien es erst, als würde ich wieder aus meinem Rausch erwachen, welcher mich irgendwie von der bloßen Tatsache abgelenkt hatte, dass wir gerade auf dem Rückweg waren. Gleichzeitig verspürte ich den Drang, ihn so viele Dinge zu fragen, endlich herauszufinden, was das alles hier sollte. Er war gerade größer, als jemals zu vor und ich hatte nicht für möglich gehalten, dass dies noch ging. Es war still, keine Musik, keine Geräusche von außerhalb, nichts erfüllte das Auto und ließ so der Verwirrung in mir, dem Drang nach Antworten, unglaublich viel Platz. Ich blickte Law an, suchte nach Blickkontakt, doch dieser starrte auf die Straße, obwohl um diese Uhrzeit nicht der geringste Verkehr herrschte, schon gar nicht in einer kleinen Stadt wie dieser. Die Wälder kamen wenige Minuten später schon wieder in Sicht und ich wusste, dass wir nun endgültig New Hopewell verlassen hatten. Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich meinen Blick wieder abwandte und mich selbst im Rückspiegel beobachtete. Meine Haare standen wild von meinem Kopf ab, meine Augen wirkten wach, auch wenn die leichten Ringe darunter meine Müdigkeit verrieten, immerhin war ich an mindestens 8 Stunden Schlaf pro Nacht gewohnt. Doch schlafen könnte ich in meinem jetzigen Zustand, zu der jetzigen Situation niemals. Dafür hielten die Ereignisse meinen Kopf viel zu wach, sodass es gar nicht in Erwägung kam, einzuschlafen. Allein der Gedanke daran klang skurril, bei den ganzen Dingen, die sich zugetragen hatten. Ich sah aus dem Fenster und betrachtete die dunkle Landschaft, wie bereits auf der Hinfahrt. Mir war bewusst, wie langweilig diese Fahrt werden würde, denn ich hatte das Gefühl, dass Law von sich aus nicht einmal den Mund öffnen würde. Und das störte mich gewaltig. Doch etwas, was mich ebenfalls störte, war, wie mein Orientierungssinn langsam verloren ging. Im Moment kam mir keins der Schilder oder auch nur etwas in der Umgebung vom Hinweg bekannt vor, so, als würden wir eine völlig neue Strecke fahren. Denn auch, wenn ich nicht den ganzen Weg kannte, das Ende hatte ich mir gemerkt und dieses befuhren wir gerade sicherlich nicht. Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich zu Law, doch dessen sturmgraue Augen klebten noch immer auf der Straße, die Hände zitterten, während er das Lenkrad drehte und wir einen kleinen Berg hochfuhren. Ich wusste nicht, ob er mich nicht sah, oder nur so tat, jedenfalls kam es mir so vor, als ob es kaum zumutbar war, ihn noch fahren zu lassen. Denn so, wie er gerade aussah, war es das auf keinen Fall. Dazu kam, dass ich nicht wusste, wo wir waren und ich mir nicht sicher war, ob er mir das in seinem labilen Zustand sagen konnte. Ich beschloss ihn zu fragen, auch wenn sich etwas in mir dagegen sträubte. „Wo sind wir, Law?“, wisperte ich nur und blickte umher, erkannte jedoch nur Felder und einen kleinen Feldweg, in welchen wir einfuhren. Er sah mich noch immer nicht an, jedoch löste er eine seiner wackligen Hände vom Steuer und legte sich den Zeigefinger an den Mund. „Pscht“, kam es todernst über seine Lippen und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hielt einfach meine Klappe, auch wenn ich gerade ernsthaft darüber nachdachte, ob ich nicht lieber einfach aussteigen sollte. Was das Ganze hier sollte, war mir nämlich mehr als nur schleierhaft und irgendwie kam die Angst in mir auf. Es ging eine Zeit lang so weiter, wir fuhren nur über diesen kleinen Landweg, redeten nicht, sahen uns nicht an – ich hielt meine Klappe, wie er es anscheinend von mir wollte. Der Wald rückte urplötzlich näher heran, bis wir nur einige Meter hinter den ersten Tannen anhielten. Law schaltete den Motor, sowie die Scheinwerfer aus, das einzige Licht kam vom Mond und zeigte mir nur ganz schwach den seltsamen Ausdruck in seinen Augen. „Zeit zum Aussteigen, Kleiner“, sagte er mit diesem komischen, fast schon irren Blick und ich gehorchte, als ob er über mich herrschen würde. Vielleicht tat er das auch, denn um ehrlich zu sein, würde ich einen Großteil der Dinge tun, die er von mir verlangte. Wenn nicht sogar alle, nur, um herauszufinden, wer er war und dabei wäre mir jedes Risiko recht. Mein Atem beschleunigte sich, als ich die Beifahrertür nur einen Moment später öffnete und ausstieg. Die kühle Nachtluft veranlasste mich dazu, meine Jacke enger um mich zu wickeln und mir leicht über die Oberarme zu streichen. Diese Nacht war so unglaublich merkwürdig, fast so, wie damals, nur noch komischer. Denn diesmal wusste ich nicht einmal im Geringsten, was auf mich zukommen würde. „Komm“, Law, welcher ebenfalls ausgestiegen war, hielt mir auffordernd seine Hand entgegen, in seinen Augen wütete der Sturm, den die letzten Tage in ihm geweckt hatten. Ich glaubte, zu sehen, dass sie wässrig waren, doch dies wirkte auf mich so skurril, dass ich es als Einbildung abtat, auch wenn die Chance bestand, dass es gar keine war. Doch ob diese Chance hoch war, konnte ich nicht im Geringsten abschätzen. Denn eigentlich hatte ich noch nie etwas abschätzen können, was zu 100 Prozent richtig war, wenn es um ihn ging. Ich nahm seine Hand und er zog mich auf meine Beine, verdächtig nah an seinen Körper. Sein Herz schlug gegen meine Brust und ich sah ihn mit großen Augen an, erwartete, dass er mir sagte, was wir hier taten, doch er ließ seinen Mund verschlossen. Law blieb stumm, sah mich nur mit diesem nachdenklichen, beinahe schon abwesenden Blick an, während der kühle Wind durch seine Haare wehte und sie chaotisch wirken ließ. „Wir gehen“, flüsterte er, als seine Hand meine losließ und plötzliche Kälte diese erfüllte. Ich nickte, wusste jedoch nicht, ob ich nicht eher meinen Kopf hätte schütteln sollen. Immerhin hatte ich gar keine Ahnung von seinem Vorhaben, ich war verwirrt, unheimlich verwirrt. So bewegten wir uns nach vorne, folgten dem schmalen Weg in den Wald. Es war still, nur das Rascheln der Bäume im Wind war zu hören, gemischt mit dem Zwitschern eines Vogels etwas weiter entfernt. Irgendwann bemerkte ich, wie Laws Hand in seine Jackentasche glitt und er eine Zigarette aus dieser fingerte. Wir hielten kurz an, damit er sie mit vorgehaltener Hand anzünden konnte, ehe er den Rauch inhalierte und erleichtert wirkend die Augen verdrehte. Seine Finger zitterten, als er sie mir entgegen hielt und ich sie annahm, ohne nachzudenken, dann auch an ihr zog. Meine Lunge füllte sich mit Rauch, ließ mich wie verrückt husten und trieb mir Tränen in den Augen, ehe ich sie ihm zurückreichte. „Du bist also kein Raucher“, entkam es ihm leicht amüsiert über meine Reaktion wirkend und ich nickte schnell. „Dachte ich eigentlich auch von dir“, kam ich ihm entgegen und er lächelte matt, wirkte mit einem Mal strenger. „Das denkt so gut wie jeder“, antwortete er, sah mich dabei nicht an. „Ich will immerhin Arzt werden, deswegen weiß ich, welche Risiken du eingehst, wenn du deinem Körper bestimme Sachen aufbürdest.“ „Warum gehst du diese Risiken dann ein?“, fragte ich neugierig, blickte ihn jedoch auch nicht an. Er antwortete nicht, zumindest für einige Sekunden. Mir war mulmig zumute und ich fragte mich, ob ich etwas Falsches gesagt hatte. „Weil ich es faszinierend finde, meinen Körper zu zerstören, oder zumindest das Risiko einzugehen, dass er irgendwann zerstört sein wird“, kam es plötzlich über seine Lippen und ich sah ihn leicht entsetzt wegen seiner Einstellung an, fragte mich, wie er darauf kam, sich zerstören zu wollen. Denn vielleicht war er schon mehr zerstört, schon kaputter, als ich es zuvor angenommen hatte. Und vielleicht war es nicht gut, dass ich dies nun annahm. Ich erwiderte nichts, weil mein Mund mit einem Mal staubtrocken war. Law erwiderte nichts, weil er ganz einfach nichts zu sagen hatte, so wie immer eigentlich. Vielleicht hatte er auch einfach mir nichts mehr zu sagen, doch das wollte ich nicht denken. Plötzlich sah ich uns ein Licht am Rand des Weges entgegen kommen, ein winziges, im Anbetracht der Dunkelheit dieser Nacht dennoch furchtbar auffällig. Law drosselte seinen schnellen Gang, bevor wir kurz vor dem Licht, welches ich nun als Kerzenschein identifizierte, stehenblieben. Erst jetzt bemerkte ich das kleine, hölzerne Kreuz hinter der Kerze, tief im Gras steckend. Regentropfen fielen von diesem ab, tröpfelten auf den aufgeweichten Boden. Erst dann las ich den Namen und die Fragen bekamen mit einem Mal eine Antwort, fügten sich zu einem kleinen, dennoch brauchbaren Bild zusammen. „Corazon Rosinante † 15.09.2002 Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.“ Mein entsetzter Blick galt erst dem Grab, dann Law und wieder dem Grab, ein Kloß lag in meinem Hals, welchen ich einfach nicht herunterschlucken konnte. Ich atmete schneller, länger und wollte Laws Hand nehmen, doch sie befanden sich bereits in seiner Tasche. Mein Blick galt seinem Gesicht, er wirkte so versunken in Erinnerungen, dass ich mir schon Sorgen machte, er würde nicht mehr atmen. „Warum hast du nichts gesagt“, flüsterte ich so leise, dass er mich kaum hören konnte, meine Stimme klang so brüchig. Heute war der 15.09.2016 und ich glaubte, dass dies das erste Mal nach den ganzen Jahren war, dass Law noch einmal hier war und ihn besuchte. Er antwortete nicht und ich verstand das, ich verstand ihn. Denn ich hatte dasselbe durchgemacht, erst ein Jahr zuvor. Ich sah mich in ihm, in seine bedauernswürdigen Gestalt, in diesem trauernden Blick. „Soll ich dich alleine lassen?“, fragte ich weiter, erwartete jedoch kein Lebenszeichen von ihm. Allerdings schüttelte er erst den Kopf, drehte diesen dann zu mir und sah mich mit solch einem intensiven Blick an, dass ich mich gefesselt fühlte, gefesselt an ihn. Ein lautloses „Nein“ glitt über seine Lippen, ehe er erneut meine Hand nahm, mich zu ihm heranzog. Erst in diesem Moment bemerkte ich die leichten Tränen auf seinen Wangen, die Nässe in seinen Augen und ich war so erstaunt von dieser Gebrechlichkeit seinerseits, dass ich ebenfalls spürte, wie meine Augen begannen zu tränen. Wir waren uns so furchtbar ähnlich und gleichzeitig doch so verschieden. Meine Brust berührte seine, unsere Herzschläge passten sich einander an, so wie eben, nur noch viel intensiver. „Er ist hier gestorben, genau an dieser Stelle, ein Herzinfarkt. So schnell, einfach, so unbemerkt... Es gibt so viel, was ich dir erzählen könnte.. so viel“, er strich mit seinem Daumen über meine Wange, entfernte die Tränen unglaublich sanft. „Doch das passt nicht hier her, nicht an diesen Ort, zu dieser Zeit.“ Und ich nickte, als würde ich verstehen, warum er das sagte, doch das tat ich nicht. Allerdings störte es mich zu diesem Zeitpunkt, ich war zu sehr beschäftigt damit in seine blaugrauen Augen zu sehen, mich von ihnen verzaubern zu lassen. Ich liebte ihn, scheiße, ich liebte ihn wirklich. Mir auf die Lippe beissend, senkte ich meinen Blick, um mich nicht von meinen Gefühlen übermannen zu lassen, nicht die Verfassung zu verlieren. Jedoch glitt seine Hand zu meinem Kinn, hob es an, sodass ich ihn anblicken musste. Er lächelte, wirkte jedoch verunsichert. „Versprich mir etwas“, hauchte er, kam mir dabei näher. „Alles“, erwiderte ich so ernst, wie noch nie zuvor. „Versprich mir, dass das alles hier bleiben wird.“ Ich wollte etwas erwidern, ich wollte empört sein, sagen, dass ich dazu nicht in der Lage war, jedoch trafen in diesem Moment seine Lippen auf meine. Mein Körper begann zu zittern, die Beine waren weich, mein Bauch kribbelte unheimlich. Lüge oder Wahrheit? Ernst oder Spaß? Traum oder Realität? Ich wusste es nicht. Das Einzige, worüber ich mir im Klaren war, war die Tatsache, dass ich mich noch niemals zuvor so gut gefühlt hatte, wie in diesem Moment. Seine Lippen waren weich, bewegten sich unglaublich sanft gegen meine und ich erwiderte den Kuss. Ein warmer Arm umschlang meine Hüfte, zog mich näher an ihn heran, seine Hand krallte sich in meinen Nacken, um meinen Mund mit seinem zu verschmelzen. Mir wurde heiß und kalt zugleich, ich wusste nicht mehr wo oben und unten war, links oder rechts. Das Einzige was ich wusste, war, dass ich alles, wirklich alles für ihn tun würde. Denn jetzt, in diesem Moment liebte ich ihn noch mehr, ohne zu wissen, was von nun an auf mich zukommen würde. Ich war verwirrt und glücklich, eine Mischung, die töten kann, wenn sie das möchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)