Drowning von attackonpsycho (LawxRuffy) ================================================================================ Kapitel 6: Unexpected Events ---------------------------- https://www.youtube.com/watch?v=9BMnXXrvcyA Manchmal geschahen Dinge, von denen wir niemals erwartet hätten, dass sie jemals passieren würden. Vielleicht hatten wir einmal über sie nachgedacht und in Betracht gezogen, dass sie sich in ferner Zeit ereignen könnten. Doch wenn es früher dazu kam, früher, als man es erwartete, fühlte es sich merkwürdig an. Man war nicht vorbereitet, wusste nicht wie man reagieren sollte. Noch schlimmer war es, wenn diese Geschehnisse negativ waren. Sie konnten schon fast mit Schlägen verglichen werden; Man tat etwas Schlimmes und wusste, dass man irgendwann einmal die Rechnung dafür tragen musste, jedoch wusste man nie wann genau. Das Vorhersehen wurde den Menschen unterbunden. Vielen würde es wohl das Leben retten, wenn es nicht so wäre. Ich fragte mich oft, ob es auch meinen Bruder gerettet hätte. Ob alles anders gewesen wäre, wenn ich die Ereignisse vorhergesehen hätte. Doch dies war wieder eine dieser Fragen, die ohne Antwort in meinem Kopf herum spukten. Ich hatte viele Fragen, sie waren schon fast unzählbar. Doch trotzdem fragte ich mich, ob ich mit dieser Macht alles verändert hätte. Denn so wie es jetzt gekommen war, war eigentlich alles gut. Auch, wenn nun ebenfalls Dinge geschahen, die ich nicht erwartete. Allerdings waren diese Dinge positiv, sie fühlten sich gut an. Und das war es, was letzendlich zählte. Als ich das erste Mal aufwachte, befand ich mich auf dem unbequemen Rücksitz eines mir unbekannten Autos. Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich es hierher geschafft hatte. Der Stoff unter meinem Körper war kalt und ließ mich erschaudern. Ich wünschte mir, ich hätte mich doch für etwas Wärmeres entschieden. Nun ja, im Grunde genommen hatte Kid sich für mein Outfit entschieden. Ich richtete mich ganz langsam auf, da mein Kopf plötzlich unglaublich stark schmerzte und kaum zuließ, dass ich mich bewegte. Meine Sicht verschwamm immer wieder zu mehreren Bildern, nur um sich dann wieder zu einem zusammenzufügen. Ich fasste mir an den Kopf und versuchte mich zu orientieren. Ich war alleine, so viel stand schon einmal fest. Aus dem Fenster sehend erkannte ich, dass das Auto vor Namis Haus parkte. Allerdings war es nun viel dunkler und die Sterne leuchteten viel heller und intensiver am Himmel, als bei meiner Ankunft mit Kid. Apropos Kid, was war eigentlich mit ihm passiert? Das Letzte, was ich noch wusste, war, dass er auf dem Loser-Sofa gehockt hatte und Zorro mit einem Edding verschönerte. Währenddessen hatte ich mich auf den Weg zur Toilette gemacht, weil mein Mitbewohner mit seiner wundervollen Freundin aufgetaucht war... und dann? Es war merkwürdig nicht zu wissen was geschehen war oder in wessen Auto ich mich befand. Vielleicht sollte ich aussteigen und nach jemandem suchen, der mir ein paar Fragen beantwortete und mich zu irgendeinem Arzt brachte. Wenn mein Kopf sich nämlich nicht bald besserte, würde ich sicherlich umkommen. Es fühlte sich inzwischen so an, als würde jemand mit einem Hammer darauf schlagen und nicht aufhören, ehe er ihn zertrümmerte. Gut, vielleicht war dies ein wenig übertrieben. Trotzdem tat es höllisch weh. Plötzlich, als eine Wolke den Mond am Himmel freigab und das Licht auf eine Person fiel, bemerkte ich Law. Er stand gegenüber von einem pinkhaarigen Mädchen, welches ich sofort als Bonney identifizierte. Ich verzog mein Gesicht, als ich sie erkannte. Zwar konnte sie schon seit unserer ersten Begegnung in Sport nicht leiden, doch wann dieser Hass entstanden war, konnte ich mir nicht erklären. Es war, als wäre er einfach so gekommen. Die Beiden schienen sich zu streiten, wie ich an Bonneys wild gestikulierenden Händen und ihrem schlecht gelaunten Gesicht erkennen konnte. Auch Law schien etwas verspannt. Seine Hände ballten kleine Fäuste, obwohl sein Gesicht bemüht entspannt war. Ich hatte ihn noch nie so angespannt gesehen. Normalerweise brachte ihn nichts aus der Ruhe, nicht einmal Kid, wenn dieser ihn nervte. Worum es bei ihrem Streit ging, wusste ich allerdings nicht, da ich ihre Stimmen nur sehr leise und gedämpft wahrnahm. Ich konnte die Worte nicht einmal verstehen, als ich innehielt und angestrengt lauschte. Bonneys Blick war finster, als sie die Hände vor ihrem Oberkörper verschränkte. Es kam mir so vor, als wäre sie unglaublich wütend auf ihren Freund. Dieser betrachtete sie jedoch nur mit ausdruckslosen Augen, ehe er sich nach einer schier endlosen Diskussion zu dem Auto wandte. Ich zuckte zusammen und ließ mich wieder auf die Rücksitze nieder, um unbemerkt zu bleiben. Das war also Laws Auto. Die Autotür wurde kurz geöffnet und für wenige Sekunden hörte ich die nervige Stimme der Pinkhaarigen. „Dann verpiss' dich doch!“, rief sie wütend, ehe Law einstieg und die Autotür wieder schloss. Er schien sie zu ignorieren und tauschte auch keine weiteren Blicke mehr mit ihr, wie ich durch ein geöffnetes Auge wahrnahm. Seufzend steckte er schließlich den Schlüssel ein und drehte sich kurz zu mir nach hinten. „Du bist wach“, stellte er resolut fest, da ich meine Augen nicht schnell genug geschlossen hatte. Ich nickte und versuchte ihn anzulächeln. „Was ist passiert?“, wollte ich wissen und meinte dies im Zusammenhang mit mir. Das Letzte, was ich noch wusste war, dass ich zu Boden gerissen wurde, bevor ich hier wieder aufwachte. Warum gerade hier, war fast noch eine bessere Frage. Oft passierte es schließlich nicht, dass man besoffen auf Klo ging und auf dem Rücksitz eines Autos aufwachte. Und dann auch noch auf dem Rücksitz eines Mannes, vor dem man sich eigentlich verstecken wollte. Den Grund für mein plötzliches Bedürfnis vor ihm wegzulaufen, wusste ich immer noch nicht. Wahrscheinlich hatte es in dem Moment hatte es am Alkohol gelegen. Man konnte kaum eine Änderung erkennen, allerdings wirkte er auf mich etwas besorgt, als er antwortete. Dass Bonney die Treppen zum Haus wütend erklomm, schien er nicht wahrzunehmen. „So ein Fettsack namens Urouge hat den Scotch von Namis Schwester geklaut. Als er vor ihr weggelaufen ist, hat er dich umgerannt und du bist mit dem Kopf hart aufgeschlagen“, erzählte er und ich merkte, wie sehr er sich ein Grinsen verkniff. Ob er über meine Dummheit oder Urouge lachte, wollte ich lieber nicht wissen. Was für eine Geschichte... Ein weiterer Grund für mich in Zukunft Partys zu meiden. Warum ich den Typen nicht gesehen hatte, war mir ein Rätsel. Es war nun bestimmt ein großes Thema auf Namis Party. Ich seufzte. Warum konnte meine erste Feier nicht halbwegs gut verlaufen? Das Unglück musste mich ja immer heimsuchen. „Ich fahre dich jetzt ins Krankenhaus. Du hast eine Platzwunde am Kopf, die bestimmt genäht werden muss“, fügte er nun etwas langsamer hinzu und beantwortete damit die nächste Frage, die ich hatte. Dann drehte er den Schlüssel um und fuhr los. „Danke“, meinte ich nach einer längeren Zeit der Stille und dachte darüber nach, ob er sich deshalb mit Bonney gestritten hatte. Sie mochte mich nicht und war sauer, da Law sie nun alleine ließ, um dann auch noch mich ins Krankenhaus zu bringen. Er warf ein ganz kleines Lächeln in den Rückspiegel, das mein Herz schneller schlagen ließ. „Kein Problem.“ Ganz plötzlich war es nicht mehr so kalt im Auto und die Atmosphäre wirkte locker. Ich schob es auf die Klimaanlage, doch irgendwie wusste ich, dass es an ihm lag. Seine Anwesenheit gab mir immer dieses unbeschwerte Gefühl, welches mich verwirrte ohne, dass ich es zugab. Warum er mich wohl ins Krankenhaus fuhr? Es hätte schließlich auch jemand anderes tun können. Ich konnte nicht verhindern, dass diese Tatsache mich auf eine seltsame Art und Weise glücklich machte. Schließlich hatte er nun Streit mit Bonney, auch wenn ich nicht genau wusste, was der Grund dafür war. Jedoch wollte ich nicht nachfragen, sonst könnte er noch denken, dass ich ihn beobachtet hatte. Okay, vielleicht hatte ich das auch getan, doch das musste er wirklich nicht wissen. Was würde er sonst von mir denken? Ich jedenfalls fände es gar nicht cool, wenn einer meiner Mitbewohner mich stalken würde. Meine Kopfschmerzen wurden mit der Zeit immer schlimmer, allerdings wollte ich Law nicht fragen, wann wir endlich da waren. Als ich klein war, war ich so ungeduldig, dass niemand mit mir Auto fahren wollte. Meine ständige Fragerei nach der Dauer der Fahrt hatte meinen Bruder einmal dazu veranlasst mich rauszuschmeißen. So hatte ich also auf der Straße gestanden und dem alten Truck mit offenem Mund hinterher gesehen. Das war mir eine Lehre gewesen. „Warum bist du nicht zu uns gekommen, als ich gekommen bin?“, kam die Frage ganz unerwartet von Law und unterbrach damit meine Erinnerung. Ich erstarrte ganz kurz, ehe ich mit den Fingern am Stoff des Sitzes fummelte. Er hatte also gemerkt, dass ich ihn und Bonney gesehen hatte, als sie eintraten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als er plötzlich lachte. „Sie fand es jedenfalls alles andere als schlimm“, gab er ehrlich zu, sodass ich seufzte. Nun stand es also hundertprozentig fest; dieses Mädchen konnte mich nicht leiden. Nur zu gut, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Auch wenn mir der Grund noch immer nicht ganz klar war. Ja, sie sah mich oft arrogant an und ja, sie behandelte mich auch, als wäre ich etwas Schlechteres als sie. Trotzdem störte mich eher die Tatsache, dass sie Laws Freundin war. Wie sie sich an ihn gedrängt hatte, als sie auf der Party angekommen waren... es missfiel mir auf eine merkwürdige Art und Weise. „Wir mögen uns irgendwie nicht“, erklärte ich mit einem etwas unsicherem Ton in der Stimme und sah meinen Mitbewohner nicken. Law schien kein Problem damit zu haben, was mich beruhigte. Wenn er eine Freundin hatte, die mich nicht leiden konnte, könnte dies ziemlich anstrengend für ihn werden. „Deine Freunde wollten übrigens mitkommen, aber ich habe gedacht, dass du das nicht möchtest“, meinte er noch und wechselte damit ganz plötzlich das Thema. Sein Blick war starr auf die Straße gerichtet, sodass ich durch das Licht der Straßenlaternen Teile seines Gesichtes erkennen konnte. Scheinbar hatte sich die Frage, warum ich nicht mit ihm geredet hatte für ihn geklärt, auch wenn ich ihm keine richtige Antwort gegeben hatte. „Gut, danke“, antwortete ich lächelnd. Mir war es lieber, nur mit Law zu fahren. Meine Freunde würden einen riesigen Aufstand machen und das wollte ich nicht. Ich stellte mir vor, wie Zorro mit schwindelerregendem Tempo über die Straße raste, während Sanji und Nami ihn anschrien, weil er in die falsche Richtung fuhr. Wie bei der Fahrt vom Flughafen bis hier her. Dabei würde Chopper wahrscheinlich besorgte Blicke auf mich herabwerfen und immer wieder meine Stirn fühlen, obwohl ich nicht einmal Fieber hatte. Bei dieser Vorstellung musste ich leicht lächeln. Ich hatte wirklich bekloppte Freunde. Und trotzdem waren sie die Besten, die ich mir wünschen konnte. Seufzend legte ich meinen Kopf wieder auf dem Rücksitz ab. Ich betrachtete den Schwarzhaarigen von hinten dabei, wie seine Hände das Lenkrad umfassten und es mit leichten Bewegungen drehte. Manchmal glitten seine tätowierten Hände zum Schalter und zum ersten Mal bemerkte ich, dass auf seinen Fingerknöcheln das Wort `Death´ stand. Ich überlegte noch lange, warum er sich genau dieses Wort auf die Knöchel tätowiert hatte. Ohne es zu bemerken schlief ich kurz darauf ein, während mein Körper sich durch das Schütteln des Autos ständig bewegte. Ein stärkeres Rütteln an meiner Schulter weckte mich allerdings wieder auf. Es kam mir so vor, als hätte ich mich gerade erst hingelegt. Etwas perplex öffnete ich meine Augen ein Stück, nur um Law zu erkennen, dessen Hände neben meinem Kopf platziert waren. Erschrocken öffnete ich meine Augen ganz, als ich seine plötzliche Nähe wahrnahm. Sein Gesicht befand sich direkt über meinem, da er sich in das Auto lehnte. Die Tür hinter ihm stand offen und die kühle Nachtluft drang ein. Scheinbar hatte er mich wecken wollen, da wir nun angekommen waren. Meine Augen blickten direkt in seine. In diese graublauen Augen, die mich schon von dem ersten Augenblick an fasziniert hatten. Sie erinnerten mich an den grauen Himmel, kurz bevor der Regen kam. Automatisch verband ich Laws Geruch mit dem von Regenwetter an warmen Sommertagen. Meinem Lieblingsgeruch. Der Moment kam mir so unwirklich vor, so unrealistisch. Meine Kopfschmerzen schienen in diesem Augenblick verschwunden. Nur er zählte. Keiner von uns sagte ein Wort. Wir musterten nur stumm das Gesicht des jeweils anderen. Mein Herz begann unglaublich laut gegen meinen Brustkorb zu klopfen, als ob es herausspringen wollte. Mein Blick strich über seine Augen, seine Nase, seine Lippen und analysierten anschließend erneut sein gesamtes Gesicht. In diesen Sekunden dachte ich nicht darüber nach, was ich tat. Ich war viel zu fasziniert von seinem Gesicht, welches nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Seine Züge wirkten auf einmal so weich. Ich hatte ihn bis jetzt noch nie so gesehen. Sein warmer Atem streifte mein Gesicht und bescherte mir eine prickelnde Gänsehaut. Die Reaktionen meines Körpers verwirrten mich. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum er so eine Wirkung auf mich ausübte. Eine Wirkung, die noch nie jemand auf mich gehabt hatte. Das Mondlicht drang durch die Windschutzscheibe hinein und tauchte uns in ein leicht bläuliches Licht. Ich könnte ewig lang so liegen bleiben und sein unfassbar schönes Gesicht betrachten, welches vom Mondlicht umhüllt wurde und deshalb geheimnisvoll wirkte. Nur langsam kam mir der Gedanke, dass ich mich von seinem Anblick losreißen musste. Wir sollten ins Krankenhaus gehen, erklärte eine leise Stimme in mir. Ich wollte sie vertreiben, doch sie setzte sich durch. Erst langsam, dann immer schneller, bis ich, ohne es zu wollen, ihren Befehl ausführte. Ich räusperte mich leise und war mir sicher, dass meine Wangen bereits einen dunkelroten Schimmer angenommen hatten. Er erschrak ein wenig. Es würde bestimmt nicht vielen auffallen, doch aus irgendeinem Grund bemerkte ich all' seine Regungen. Und ich war nicht unbedingt der Aufmerksamste. Noch nie hatte ich gesehen, dass er so unkontrolliert war. Wahrscheinlich würde ich ihn auch nie wieder so sehen. Es war, als hätte er sich selbst in diesem Moment für eine kurze Zeit vergessen. Als hätte er sich fallen lassen, etwas, dass er sich sonst nie erlaubte. „Wir müssen reingehen“, flüsterte ich kaum hörbar, doch er verstand mich und richtete sich ruckartig auf. Beinahe sofort vermisste ich seine Nähe wieder, jedoch versuchte ich dies zu ignorieren. Er reichte mir seine Hand, die ich dankend annahm. Als ich mich aufrichtete, nahm ich stöhnend wahr, wie sehr mein Kopf pochte. Es war wie ein Blitz, der plötzlich auf mich einschlug und mir zeigte, dass die Wunde noch immer vorhanden war. Wenn es noch länger so weiterging, würde ich vor Schmerzen umkippen. Law schloss die Autotür hinter uns und lud meinen Arm auf seine Schulter, um mich zu stützen. Als sein anderer Arm meine Hüfte packte, damit ich nicht von ihm herunter rutschte, konnte ich nicht ignorieren, dass die Stelle unglaublich warm wurde. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was war nur los mit mir? Vielleicht war ich noch nicht ganz nüchtern. Das musste es sein. Was sonst würde erklären, was mit mir los war, seitdem ich in diesem Auto aufgewacht war, wenn nicht der Alkohol? Wackelig und sehr langsam traten wir durch den Eingang des Krankenhauses. Sofort nahm ich den stechenden Geruch von Desinfektionsmittel war, den ich so hasste. Ich mochte keine Krankenhäuser. Sie waren mir irgendwie unheimlich. Wir gingen einen steril aussehenden Gang entlang, gleich zur Notaufnahme. Alles wirkte gleich. Ohne Law hätte ich mich sicherlich verlaufen, obwohl mein Orientierungssinn nicht einmal annähernd dem von Zorro glich. Auf einer Uhr erkannte ich, dass es schon zwei Uhr nachts waren, was mich erschreckte. Das letzte Mal, als ich auf die Uhr geschaut hatte, war es gerade mal Neun gewesen. Wie lange hatte ich mich eigentlich betrunken? Mir war es wie wenige Sekunden vorgekommen. Alles kam mir kürzer vor, als es überhaupt gewesen war. Bei der Notaufnahme angekommen, ließen wir uns auf den Stühlen zum Warten nieder. Law trat kurz in einen anderen Raum, um mich anzumelden, wofür ich ihm mehr als nur dankbar war. Auch, wenn ich mich schon die ganze Zeit über fragte, warum er das für mich tat. Ich meine, es hätte mich auch jeder andere fahren können, schließlich war er nicht für mich verantwortlich. Der einzige, der wohl wirklich verantwortlich für mich war, war ich selbst... und vielleicht mein Grandpa. Hoffentlich würde er niemals etwas von diesem Abend und meiner ersten richtigen Begegnung mit Alkohol erfahren. Seine Einstellung zu dem Zeug war nämlich alles andere als gut, auch wenn er gerne mal die eine oder andere Flasche Sake trank. Als Law wieder raus kam, trat ein winziges Lächeln auf seine Lippen. „Du bist gleich dran, es ist kaum etwas los.“ Er ließ sich neben mir nieder und verschränkte seine Beine übereinander. „Hältst du es noch aus?“, fragte er mich anschließend mit seiner tiefen Stimme. In diesem Moment klang sie schon fast ein wenig sanft, was ich mir mit großer Wahrscheinlichkeit nur einbildete. „Ja“, entgegnete ich kurz und hoffte, dass dies der Wahrheit entsprach. Alles drehte sich und mir war übel. Mein Kopf fühlte sich unglaublich schwer an, fast schon wie Blei, weshalb ich ihn auf seine muskulöse Schulter sinken ließ. Normalerweise wäre ich viel zu schüchtern, um überhaupt jemanden zu berühren, doch aus irgendeinem Grund tat ich es trotzdem. Stumm betrachtete ich die weiße Wand uns gegenüber und wartete darauf, dass der Arzt endlich meinen Namen aufrief. Gerade als ich diesen Gedanken losgelassen hatte und nicht mehr die Sekunden des Wartens zählte, beobachtete ich einen blonden, jungen Mann, der gerade aus der Tür des Arztes herauskam. Allerdings konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, da er sogleich den Ausgang anstrebte. Auch, als er den Gang weiterhin entlang ging, wand ich den Blick nicht von ihm ab. Aus irgendeinem Grund kam er mir bekannt vor. Sofort schoss mir eine Erinnerung vor Augen, für die ich mir schmerzhaft auf die Lippe biss. Ich hatte mir geschworen, nie wieder an ihn zu denken. Nie wieder. Ein merkwürdiges Gefühl schlich sich in meinen Magen, dass ich auf die Übelkeit schob. Ich sah noch lange in die Richtung, in die er ging, als ich plötzlich spürte, wie Law sich regte. Er neigte seinen Kopf in meine Richtung. „Du bist dran, Ruffy“, meinte er, sodass ich meinen Blick von dem Fremden löste und mich etwas überrumpelt erhob. Ich lächelte ihm und der Ärztin, die in der Türschwelle stand und wartete entschuldigend an, ehe ich den Raum betrat. Die großen, dunkelblauen Augen der jungen Frau betrachteten mich freundlich, als ich mich auf die Liege setzte und sie die Tür leise schloss. „Hallo, ich bin Dr. Koala“, entgegnete sie lächelnd und näherte sich der Liege, auf der ich saß. Ihre kurzen Haare wippten bei der Bewegung hin und her. Ebenso freundlich erwiderte ich ihren Gruß und zeigte ihr die Stelle, die sie untersuchen sollte. Es dauerte nicht lange, bis ich den Raum wieder verlassen konnte. Mein Hinterkopf war nun bandagiert und meine Schmerzen durch Tabletten gelindert. Ich war froh darüber, dass mir nichts allzu ernstes zugestoßen war. Es war nur eine leichte Prellung, die von alleine verschwinden würde. Mir waren nur Schmerztabletten verschrieben worden, sowie die Anweisung auf der Stelle wieder zu kommen, wenn die Übelkeit und die Kopfschmerzen nicht bald abklingen würden. Ich verabschiedete mich dankbar und schlüpfte kurz darauf aus dem Krankenzimmer. Sofort sah ich Law, der gegenüber von der Tür auf einem Stuhl saß und beim Warten eingedöst war. Seine Züge wirkten wieder so entspannt und ein Lächeln lag auf seinen Lippen, was auch mich Lächeln ließ. Es war, als würde ich heute ganz neue Seiten von ihm kennenlernen. Ich kannte ihn nur, wie ihn alle kannten, beherrscht und still, doch nun war er anders. Ich stupste ihn leicht an, sodass er die Augen öffnete. Der entspannte Ausdruck verabschiedete sich sofort und seine graublauen Irden musterten mich mit der gewohnten Ausdruckslosigkeit. „Du bist schon fertig?“, fragte er, seine Stimme klang auf einmal unglaublich müde. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Das Wort „schon“ war nicht wirklich das Richtige. Es war bereits kurz vor drei. Höchste Zeit um wieder nach Hause zu fahren, ins Bett zu gehen und diesen merkwürdigen Abend zu vergessen. Trotzdem nickte ich nur schnell, woraufhin er aufstand. Ich teilte ihm von der Diagnose der Ärztin mit, während wir uns wieder dem Ausgang des Krankenhauses näherten. Auch er schien froh darüber zu sein, dass es nichts wirklich Schlimmes war. Mein Kopf schmerzte noch immer, doch bei weitem nicht so extrem wie vor einigen Minuten noch. Die Nachtluft war kühl, dennoch freute es mich, dass wir endlich das Krankenhaus verließen. Wie schon erwähnt, ich war nicht wirklich ein Fan von ihnen. Wortlos traten wir zum Auto und ich öffnete die Tür des schwarzen Audis. Seufzend stieg ich auf den Beifahrersitz und betrachtete die Straße, als Law losfuhr. „Dauert es lange, bis wir Zuhause sind?“, fragte ich den Schwarzhaarigen und er nickte seufzend. „Das Krankenhaus in unserer Stadt war überfüllt und wir hätten ewig warten müssen. Deshalb sind wir hier, ungefähr eineinhalb Stunden entfernt.“ Ich sah ihn mit offenem Mund an. Dann hatte ich nicht lange getrunken, sondern die Fahrt hatte ewig gedauert. Wieder stellte ich mir die Frage, warum er das alles für mich tat. Doch diesmal traute ich mich sie laut auszusprechen. Dieser Mut kam ganz plötzlich. „Warum tust du das alles für mich?“, meine Stimme klang unsicher und leise, doch ich war mir sicher, dass er mich verstanden hatte. Law brauchte lange, bevor er etwas sagte. „Ich weiß nicht“, war seine ehrliche Antwort, die mich nur noch mehr verwirrte. Er fügte ihr auch nichts mehr hinzu, weshalb ich ihm einen kurzen Blick zuwarf. Seine graublauen Augen ruhten noch immer auf der Straße und wirkten ziemlich konzentriert. Irgendwie erinnerte ich mich plötzlich wieder daran, wie er sich über mich gelehnt hatte und spürte automatisch, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Deshalb wand ich meinen Blick schnell wieder von ihm ab. Er wusste es selbst nicht? Das passte nicht zu Law. Ich fand, dass er eher den Eindruck vermittelte, als wüsste er alles, egal um was es sich handelte. Es wirkte, als hätte er über alles die Kontrolle. Wir durchfuhren gerade die Stadt, als Law rechts abbog und zu einer Tankstelle fuhr. „Benzin ist fast alle“, erklärte er kurz, als er den Wagen parkte. Ich nickte schnell und stieg gleichzeitig mit ihm aus, weil ich mir etwas zu essen kaufen sollte. Mir kam es vor, als wäre meine letzte Mahlzeit schon Jahre her. Während mein Mitbewohner den Tank füllte, betrat ich die Tankstelle und hielt im Kühlregal nach etwas Essbarem Ausschau. Die überteuerten Preise beachtete ich gar nicht. Am Besten bezahlte ich das mit Grandpas Notfall-Kreditkarte. Das war auch ein Notfall. Ein extrem großer Notfall. Ich entschied mich für zwei Fertigburger und eine große Flasche Cola. Wirklich gesund, besonders zu dieser Uhrzeit. Als ich an die Kasse kam, wartete Law auf mich. Er grinste leicht, als er das Essen in meiner Hand sah und packte noch eine Packung Chips und Energiedrinks auf den Ladentisch. Nun musste auch ich grinsen. Die Verkäuferin, eine junge Frau mit blondem Haar, warf Law immer wieder verführerische Blicke zu, während sie die Ware einscannte, was mich aus irgendeinem Grund nervte. Dieser jedoch ignorierte die Blicke und ließ sie schnell spüren, dass er kein Interesse hatte. Warum auch, immerhin hatte er eine Freundin. Auch, wenn sie gerade zerstritten waren. Unter meinem Protest bezahlte Law den Preis für das Essen und winkte nur ab, als ich mich beschwerte. Wie sollte ich das alles überhaupt wieder gut machen? Ich mochte es nicht offene Rechnungen zu haben. Und nun hatte er mich bereits die Nacht über herum kutschiert, auf mich gewartet und auch noch mein Essen bezahlt. Wir gingen zurück zum Wagen und stiegen ein. Ich fiel sofort über einen der Burger her, die ich gekauft hatte, während Law das Auto umparkte, um sich ebenfalls einen zu nehmen. Es fühlte sich seltsam an, wie wir hier saßen. Das Mondlicht drang noch stärker als zuvor zu uns herein, während irgendein Lied von ´The Fray` ganz leise aus dem Radio ertönte. Wahrscheinlich war auch noch erwähnenswert, dass es nach drei Uhr waren, mein Hinterkopf dem einer Mumie glich und wir wortlos Burger in seinem Auto aßen. Eine komische Situation. Die Dinge entwickelten sich manchmal wirklich eigenartig. Wir schwiegen und betrachteten die Stadt, die wie ausgestorben wirkte. Doch unser Schweigen war nicht unangenehm. Im Gegenteil, es entspannte mich eher. Ich hatte Zeit meinen eigenen Gedanken nachzuhängen und beschloss nun, mich nicht mehr zu fragen, warum Law mir so viel half. Ich akzeptierte es einfach und würde es bald wieder gut machen. Die Frage war nur wie. Mein Wissen über ihn war sehr begrenzt, wie ich nun feststellte. Ich erinnerte mich daran, dass er keinen Ketchup mochte, zu viel Kaffee konsumierte und Kids grüne Oberteile grässlich fand, doch das würde mich auch nicht wirklich weiter bringen. Ich seufzte und aß den Rest meines Burgers. Wahrscheinlich stellte ich mir viel zu viele Fragen. Als auch Law fertig war, ging die Fahrt weiter. Zwischendurch gab es immer wieder Chips, Cola und gute Musik. Diese Mischung mit Law und der Dunkelheit der Nacht hatte eine besondere Wirkung auf mich. Es fühlte sich gut an, auch wenn es noch immer seltsam war. Ich schaute aus dem Fenster und betrachtete die Sterne, während One Republic im Radio kam. „We'll be counting stars“, sangen sie, während wir über die Autobahn rasten. Es war nach vier, als wir wieder das Haus betraten. Alles war leise und ziemlich dunkel. Wo Kid wohl war? Die Party müsste jedenfalls vorbei sein. Der Gedanke, dass Nami die Nacht durchfeiern würde, hörte sich schlicht und ergreifend unpassend an. Jedoch versuchte ich nicht mehr daran zu denken. Früher oder später würde sie mir sowieso noch davon erzählen, was während meiner Abwesenheit passiert war. Ich war so müde, dass ich das Gefühl hatte, in jeder Sekunde umkippen zu können. Meinem Mitbewohner schien es nicht besser zu gehen. Seine Augenringe wirkten noch dunkler als sonst und seine Augen fielen andauernd zu. Als ich mich in mein Schlafzimmer schleifte, drehte ich mich auf halbem Weg noch einmal um und lächelte Law an. Er stand an der Eingangstür und hing gerade seine Jacke auf. „Danke“, meinte ich noch einmal und versuchte es trotz meiner Müdigkeit freundlich klingen zu lassen. Ich unterdrückte mir ein Gähnen. „Das werde ich auf alle Fälle gut machen“, versicherte ich und meinte es ernst. Ich entlockte ihm ein kurzes Lächeln damit, ehe er nickte. „Gute Nacht“, seine Stimme klang rau, als er sich von der Garderobe abwandte und kurz darauf in seinem Zimmer verschwand. Ich tat es ihm gleich, indem ich mein Zimmer betrat und mich gleich auf mein Bett warf. Ich machte mir auch nicht mehr die Mühe mich umzuziehen, sondern schmiss lediglich meine Jeans auf den Boden. Dann kuschelte ich mich in meine Bettdecke und schlief sofort ein. In dieser Nacht träumte ich von blaugrauen Augen und leuchtenden Sternen, die sich in ihnen widerspiegelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)