Von der Bedeutung Glorfindels für Mittelerde von scippu ================================================================================ Kapitel 1: Von dem Fall Glorfindels und seinem Kampf gegen den Schatten ----------------------------------------------------------------------- Feuer. Feuer und Schatten. Sengende Hitze, die an seinem Fleisch riss, Blasen warf und Haut von Knochen schmolz. Dunkelheit. Alles, alles verzehrende Dunkelheit. Und doch focht er weiter, hieb ein auf die Verkörperung der Bosheit, obwohl ihm Sinne, Licht und jede Hoffnung schwanden. In ihm, um ihn, versammelten sich die Kräfte der Gegensätzlichkeit und schlugen zurück, und einzig der Inbegriff des Gegenpols in ihm, gebar die Macht den letzten Streich zu schlagen. So lag er, dort, am Fuße des Cirith Thoronath, zerschmettert und dem Tode nahe, sah nichts als Dunkelheit und spürte nichts als überwältigenden Schmerz. Doch regte sich der Lebensfunken der Eldar in ihm und neben dem feurigen Vergehen seines Körpers, der in dem dunklen Feuer des Schreckens von Morgoth brannte, begann er die seiden starken Fäden zu spüren, die seine Fëa an seinen Hroa banden. Er spürte wie die schwarze Glut an der Verbindung sengte, konnte spüren, wie die Fäden einer nach dem anderen dahin schmolzen. Spürte, wie es ihn empor hob, fort aus der Hülle seines Körpers, die seiner Fëa für so lange ein Haus gewesen war. Und er spürte wie der Schmerz verging, wie die Dunkelheit schwand und sich die Welt lichtete. Sternenlicht eruptierte in der unendlichen Schönheit der Zeitlosigkeit, durchflutete das Sein, das er war und machte ihn leicht wie das Nichts. Aber es war Leben in ihm. Er war tot und doch war er es nicht. Mit Trauer erfüllte ihn der Blick auf seinen verlorenen Körper und das brennende Gondolin. Tränen die er nicht weinen konnte, hinterließen heiße Wunden, die nie heilen würden und doch erfüllte ihn Hoffnung. Denn ohne die Banden der lebenden Welt, konnte er seinen Platz in der Allgegenwärtigkeit Illúvatars erkennen, aus der er aus der Zeitlosigkeit nach Ea gefahren war, in die Welt die ist. Und er sah die Zukunft und er fand sie schön. In dieser Schwebe zwischen Leben und Tod, zwischen Licht und Dunkelheit, und gleichzeitig leicht und schwer, voller Trauer und voller Freude, hörte er den Ruf Mandos'. Und er wurde lauter und dringlicher, zog an ihm und zog ihn davon. Hindurch durch den Rauch und das Klagen der Welt, hinauf in den verdunkelten Himmel, immer weiter, zeitlos und schnell, hin nach dem Westen, dorthin wohin seit der großen Wanderung immer ein Teil seines Herzens geblickt hatte. Und als er die süßen Töne vernahm, die die Luft erfüllten, erfüllten sie ihn mit Frieden. Und als ihn vertraute Arme willkommend in schützende Ruhe zogen, fühlte er die Lasten von sich abfallen. Das mitleidsvolle Klagen Niennas umhüllte ihn und die Tränen die sie vergoss, als sie Lieder voll Hoffnung und Trauer sang, woben ihn ein in entspannte Müdigkeit, bis er sich in einen heilsamen Schlaf gleiten ließ, aus dem er lange nicht erwachen wollte. Lange schlief er, behütet in heimeliger Stille und fruchtbarem Zwielicht. Dachte an nichts, fühlte nichts, war nur da. Und er heilte. Heilte von den Wunden, die das dunkle Feuer ihm geschlagen hatte, heilte von den Wunden, die zu schlagen ihn selbst verletzt hatte. Und er heilte von der Trennung seines Geists von seinem Körper, die gemacht füreinander existiert hatten, seit seine Fëa vom Ganzen Illùvatars abgespaltet worden war. Und Sehnsucht regte sich in ihm, als er erwachte und in der Schwebe zwischen Nichts und Sein ausharrte, zwar gesehen von allen, aber unsichtbar für die Welt, der er gewaltsam entrissen worden war. In den Hallen Mandos war er. Dort, wohin alle sterbenden Kinder Illúvatars gingen, dort, wo die gefallen Eldar blieben und heilten. Viele waren hier, die diesen Ort nicht verlassen würden und auch einige die es nicht durften. Doch mit der Heilung kam das Sehnen nach der Einheit von Körper und Geist und schließlich wurde sein Wunsch erfüllt. Und Nienna kam und lehrte ihn wieder zu hoffen. Teilte mit ihm Tränen über das Vergangene und das Kommende und schließlich sprach Irmo sein Urteil, nachdem er in einem seiner Träume gelegen hatte. Und Aule formte seinen Körper neu, nahm Maß an seiner Fëa und schuf ihr Abbild in der Fleischlichkeit, so dass sie ein neues Haus hatte. Neugeboren war er und es brauchte einige hundert Jahre Zeit, wie sie in Mittelerde vergingen, ehe er sich in seinem neuen Körper an die Vergangenheit erinnerte. Viele Jahre Valinors wandelte er in der süßen Schwerelosigkeit Amans. Hörte die Musik, die Lieder, lauschte dem Gesang der Vögel in den Gärten Vanas. Träumte im blumendurchwirkten Lórien und auf den grün bewachsenen Hängen Nessas. Watete in dem silbrig gläsernen Wasser gurgelnder Bäche und badete in den Fluten des grünblauen Meeres. Trank aus dem Brunnen Estes und fand Trost und Heilung. Sprach mit den Edlen seines Volkes und genoss es die Liebe zu spüren, die in jedem und allem war. Doch es zog ihn fort und irgendwann wurde er vor Manwe gerufen. Kein Wort wurde gesprochen, denn der Eine kannte die Herzen derer, die dem Rufe Mandos' gefolgt waren, nachdem sie in Gewalt gefallen waren. Viel erfuhr er und noch weniger verstand er wirklich. Und so kam es, dass er zurückkehrte – Glorfindel, der Goldhaarige, gekleidet in die Farben der unsterblichen Lande, heil und lebend, aber gezeichnet durch den Tod. Nicht ohne Rat kam er und einen Auftrag hatte er. Kapitel 2: Von der Rückkehr Glorfindels nach Mittelerde ------------------------------------------------------- Die Sonne ging in einem blendenden Ball aus feuriger Herrlichkeit unter – ein flimmerndes Rund aus Gelb und Rot, das die gläsern daliegende Meeresoberfläche in einen See aus geschmolzenem Perlmutt verwandelte und nahe dahinziehende Wolkenfetzen in zarten Pastellfarben beleuchtete. Fäden aus tiefem Gold und schimmerndem Purpur sponnen sich über den Horizont und das pudrige Blau des Tages verblasste am Himmel zu einem sanften, silbrigen Ton. Hell und schön bestrahlte das letzte Licht des Tages die Mauern des Hafens, tauchte den grauen Stein in weiße Farbe und setzte der ganzen Baukunst der Elben Eridaors ein von weitem sichtbares Denkmal. Stark und Ehrfurcht erweckend standen sie da, die hohen Türme Mithlonds und tiefe Liebe entfachte ihr Anblick in denen, die hier lebten. Ein Ort von Stärke und Schönheit war Mithlond, voll Vergänglichkeit und alter Erinnerungen, denn hier wurden die Schiffe gebaut, mit denen die Eldar den letzten Weg antraten und Mittelerde für immer verließ, wenn in ihnen die Sehnsucht zu stark wurde und sie von der Zeit geheilt werden wünschten. Golden glänzte das sanft wogende grüne Gras der Hügel, auf denen die Türme standen die nach Westen und Osten blickten und von denen ein heller Glockenton in den Nachmittagsstunden ein Schiff angekündigt hatte. Selten kamen die stolzen Schiffe die hier ihren Anfang fanden in ihren Heimathafen zurück. Doch das strahlend helle Segel, das in dem Zwielicht der Dämmerung vor dem dunkelnden Horizont wie eine weiße Flamme zu lodern schien, zeugte von dem Atem Manwes, der Winde geschickt hatte, um eine sichere Fahrt zu gewähren. Nur der hohe Herr Mithlonds, aus dessen Hand und Verstand das Schiff stammte, das über den Lhûn hinauf kam, und Galdor, sein Vertrauter, standen an der Landung und sahen dem grauen Bug entgegen, der das perlige Blau des Meeres durchpflügte. Laternen aus glitzerndem Kristall waren auf den hölzernen Pfeilern der Reling befestigt und zwei große Lichter aus Glas in allen Farben Ardas hingen von dem großen Quermast hinab. Sie waren nicht entzündet, aber wie alles was in den unsterblichen Landen gefertigt wurde, spiegelte es das vergangene Licht der zwei Bäume in sich und reflektierte alle Strahlen der untergehenden Sonne, so dass das Schiff in den Widerschein der Schönheit Valinors gehüllt dahin fuhr. Die Stimme Ulmos erfüllte die Wässer und der Geist Yavannas, der die Welt der Tiere nie verlassen hatte, ließ die großen weißen Vögel über dem Licht der untergehenden Sonne das letzte Abendlied anstimmen. Weder kalt noch warm wehte die Brise auf deren Flügel das Schiff in den Hafen einfuhr. Wehmut kitzelte die Herzen der beiden Elben und das vertraute Sehnen nach dem, was in der Ferne lag, das wiederzusehen die Zeit noch nicht reif war, spiegelte sich auf ihren schönen Gesichtern. Edel und stark waren sie und von einem entrückten Liebreiz anzusehen, für jene die nicht zu ihnen gehörten, die nicht dagewesen war in der Zeit ihres Erwachens und in dem ersten Zeitalter ihres Lebens. Ein feines Lächeln lag auf den Lippen des einen und bewegungslos stand der andere, als das Schiff an den Steg glitt. Ohne die Führung von Tauen fand der hölzerne Bug wie ganz von allein an die Anlegestelle, denn es war hier gefertigt worden und kannte den Ort, denn von hier war es gen Westen in See gestochen. Alle Schiffe die die Werften Mithlonds verließen, konnten ihren Weg zurückfinden, wenn ihnen die Segel wieder gehisst wurden. Nur das Lied der Seevögel, das ihnen so eigene, ewig in der Seele verhallende Schreien war zu hören, als sich die aus feinem Holz gearbeitete Reling teilte und eine Planke auf den steinernen Steg geschoben wurde. Aber noch bevor sie den Spalt ganz überbrücken konnte, sprang eine Gestalt in einem gewaltigen Satz vom Deck hinab und landete mit sanfter Eleganz auf dem ehrwürdigen Stein, aus dem die Häfen gebaut worden war. Das Flüstern des Windes, das von fernen Landen sprach und auf dem der Duft der Freiheit ritt, erfasste die graue Kapuze, die den Ankömmling kleidete und wehte sie ihm im Sprunge vom Kopf. Seine Erscheinung war anmutig, wie es den Noldor eigen war, von denen er stammte, aber seinen schönen Kopf umrahmte wie je her das glänzende blonde Haar wie eine Fackel aus glattem goldenen Licht – das Wahrzeichen, das ihn immer abgehoben hatte in der Schlachtordnung, wenn er ganz vorne schritt und so die Fackel war, der alle folgten. Gekleidet war er in den Farben der zwei Bäume und in dem Gewand war all der Glanz ihres Lichtes und all die Trauer ihres Verlustes gewoben, denn Vaires Mädge gedachten ihrer immer, wenn sie woben. Es war Glorfindel. Glorfindel, Herr des Hauses der Goldenen Blume von Gondolin. Doch Glorfindel war tot. Gefallen als Gondolin fiel, als er die letzten Verbliebenen des verborgenen Reiches und deren Herrin Irdil Celebrindal und Eärendil, ihren Sohn, gegen den Balrog verteidigte. Zerschollen in der Leere unter Cirith Thoronath, geborgen von Thorondor dem Fürsten der Adler und begraben unter einem Hügel aus Stein und Erde, auf dem goldene Blumen wuchsen, bevor Beleriand im Krieg des Zorns unterging. Glorfindel, so edel und schön wie je her, doch für die Augen eines seiner Eigenen, war zu erkennen, dass ein Schatten ihn umhüllte, flatternd und kaum zu sehen, aber dennoch da. Auch in den Hallen des Vergessens und Heilens, konnte der Tod nie ganz überwunden werden. Und Glorfindel war in die dunkelste Dunkelheit gehüllt gewesen, als sein Geist von seinem Körper getrennt worden war. Viele Lieder waren gesunden worden, über Glorfindels Kampf mit dem Balrog und die Geschichte war eine der welchen, die an den Feuern der großen und kleinen Hallen oft erzählt wurde. Eine wichtige Rolle spielte er, seine Tapferkeit und seine Kraft in dem Niederwurf Morgoth'. Durch seine starke Hand und sein wackeres Schwert war die letzte Hoffnung der Eldar erhalten worden – Eärendil, ein Knabe von sieben Jahren zu der Zeit des großen Leids und beim Falle Gondolins, konnte nur Glorfindels wegen über den geheimen Pfad entkommen, über den ihn seine Mutter und ein Rest Überlebender führte. Eärendil, dessen Schicksal es gewesen war, den Bruch der Noldor mit Valimar zu kitten und die Valar zu einem letzten Aufbäumen gegen das Böse zu bewegen. Círdan selbst hatte das Schiff gebaut, dass ihn und seine drei Begleiter, mit dem Silmaril am Mast als Leitlicht, den gefährlichen Weg durch die verwunschenen Inseln bis nach Aman gebracht hatte – ein Weg den seit dem Sippenmord von Alqualonde und dem Fluch der Noldor kein Schiff je gefunden hatte. Kein Muskel rührte sich auf seinem Gesicht, nur die sanfte Brise verfing sich in den feinen Flechten seines goldenen Haares und verwirbelte es im Wind zu feinen Federn glitzernden Lichts. „Ich bringe Wort von Manwe“, sagte er mit ruhiger Stimme nach einigen Momenten des Schweigens. Seine Augen blicken klar und leuchteten hell, und er legte seine Hand in der Begrüßung der alten Zeit auf sein Herz, als Zeichen der Verbundenheit und Ehrlichkeit. Er neigte den Kopf und als er sich wieder aufrichtete, breitete er beide Arme aus, die Handflächen nach außen gewandt. Glorfindel war zurück gekehrt. „Ja“, begann Círdan und spiegelte die Begrüßung in derselben ehrenvollen Weise. Er trat einen Schritt auf den Wiedergekehrten zu und fasste ihn bei den Händen. Sie waren weder warm noch kühl und voller Leben. „Ja“, wiederholte Círdan „Es scheint so.“ Ein feines Lächeln zeigte sich auf den Lippen des blonden Elben und für eine kurze Zeit war es so, als hätte der Schatten ihn nie berührt. „Wer sind deine Begleiter?“, fragte Círdan, denn Glorfindel war nicht allein gekommen. Zwei Männer, jung in Gestalt und alt in Lebenszeit, wie man in der Tiefe hinter ihren Augen und in der Güte und Stärke in ihren Herzen sehen konnte, waren hinter ihm auf die Landung getreten. Sie waren gekleidet in Umhänge aus feinem Stoff, wie ihn die Mädge Vaires webten und er war von der Farbe des Meeres auf dem sie in den Hafen gefahren waren – einem silbrig grauen Blau. „Das darf hier nicht ausgesprochen werden“, antwortete Glorfindel und er sah hinüber zu Galdor, auf dessen Gesicht sich schnell Linien der verborgenen Empörung zeigten. Glorfindel nahm seine Hände aus denen Círdans und drehte sich in die Richtung von dessen Vertrauten. „Nicht von mir stammt dieses Verbot, mein Freund. Es sind die Worte von Manwe selbst, die zu bringen mir aufgetragen wurde. Nur für Círdan allein sind sie bestimmt und nur für wenig andere bringe ich andere Botschaften.“ „Dann sollen sie nicht länger in der Schwebe darauf warten gehört zu werden“, sagte Círdan und deutete den Weg fort von dem Steg, hin zu den weißen Gebäuden, die sich in schönen Reihen um die Bucht rangten. „Doch muss ich hier von meinen Gefährten scheiden. Einen Moment des Abschieds wirst du mir geben müssen, bevor ich mit dir komme.“ Mit diesen Worten ging er zu den blaubemantelten Gestalten, die einige Schritte gegangen waren und ihm entgegen sahen. Círdan und Galdor wandten in Höflichkeit die Augen ab. Wenig wurde gesprochen, denn sie alle hatten bereits vor der Fahrt, aber auch währenddessen viel Zeit mit Reden verbracht und nun blieb nicht viel mehr übrig, als ehrlich empfundene Worte des Abschieds und des Segens zu wechseln. Am Ende schließlich berührte Glorfindel mit seiner Stirn erst die des einen, dann die des anderen und ohne sich umzublicken, liefen die Beiden den Steg hinauf und verschwanden für immer aus seiner Sicht. Und erst wenn die Welt alt ist und das Lied der Ainur in seinen letzten Harmonien verklungen ist, werden sie sich wieder sehen. Schweigend gingen sie nebeneinander zu den hohen Mauern der weißen Gebäude. Zu viel gab es zu bereden, dass für den Moment nicht zu sprechen das einzig Mögliche war. Die hohen Laternen waren bereits entzündet, um die Stadt für den Abend zu beleuchtet. Nicht um die Nacht auszusperren, sondern Licht und Dunkelheit für einen Moment zu verbinden, bevor nur noch das Sternenlicht scheinen würde. Lichter glitzerten in den Fenstern und schienen auf das dunkel gewordene Wasser. Neben Círdan schritt Glorfindel einvernehmlich dahin. Sanft flatterte die matt schimmernde Länge seines Umhangs in der Brise hinter ihm und wie eine Krone umfloss sein goldenes Haar seinen schönen Kopf. Seine Augen, grau wie das Zwielicht an einem Morgen eines sterbenden Sommers, sahen gebannt hin zu den Häusern der Bewohner Mithlonds. Auf steinernen Terrassen waren sie angelegt und schmiegten sich so hinab zu den Stegen des Hafens, bis einige Fuß über dem Meer. Hell waren die Straßen gepflastert und große, schöne Bäume standen in kunstvoll eingefassten kleinen Gärten überall. Denn nie wünschten die Eldar ohne Bäume zu sein und ohne ihr Rauschen im Wind zu leben. Auf dem höchsten Punkt der mit der einen Bogen beschreibenden Hauptstraße zu erreichen war, blieben sie stehen und sahen über die erleuchtete Bucht. Kein Wort wurde gewechselt, bis schließlich Glorfindel die Stimme erhob. „Was bedeutet dieser Blick, Meister Círdan?“, fragte er und sah hinüber zu dem Elben, dessen silbriges Haar in dem immer noch dämmernden Zwielicht ein eigenes Licht zu sein schien. „Für den Moment sind deine Gedanken hinter einem Schleier verborgen.“ Círdan lächelte und bewegte leicht den Kopf in einer Geste der Beruhigung. „Nie zuvor sah ich jemanden aus Mandos nach Mittelerde zurückkehren. Diese Welt muss dir fremd vorkommen.“ Glorfindel wandte den Blick ab und sah über die in ruhige, glitzernd beleuchtend daliegenden Hafenstadt hinweg. Kaum wahrzunehmende Wehmut sprach aus der Linie seines Nackens und deutlicher aus der Tiefe seines Seufzens. „Schön ist Aman und friedvoll, da die Valar darüber herrschen. Schön ist Mittelerde, da es vergänglich ist und das Schwelgen in Erinnerungen an das was war möglich macht. Ich vermisse Beleriand und der Gedanke an die hohen Türme Gondolins und seine prächtigen Straßen erfüllt mich mit bittersüßem Sehnen.“ Er drehte den Kopf und sah wieder zu Círdan hin. „Doch zu wem spreche ich diese Worte. Dich, Círdan, erfüllt dasselbe Sehnen und in dir reift schon lange dieselbe Erkenntnis. Mehr noch als anderen liegt dir dieses Land am Herzen. Und länger als andere wirst du bleiben, denn das fühle ich jetzt.“ Círdan lächelte. „Weise sind deine Worte und weise waren sie schon immer. Und doch bist du nicht derselbe.“ Glorfindel tat einen Schritt in seine Richtung und ein Schatten huschte über sein schönes Gesicht. Tiefer Schmerz, ungefühlt von so vielen und unverständlich deswegen für die meisten, zeichnete seine Seele. Mitgefühl und Ehrfurcht erfüllt Círdans Herz und lange beugte er den Kopf vor ihm, der durch den schlimmsten Schmerz des Auseinanderreißens gegangen und wiedererstanden war. Noch größer in Anmut und Weisheit, wenngleich auch weniger prächtig und erfüllt von sanftem Mitgefühl und in seiner Kraft mehr dem Wasser gleich, als dem Feuer, jedoch nicht weniger mächtig. „Nein. Derselbe bin ich nicht“, begann Glorfindel mit leiser Stimme, in der sanft der Widerstand klang die schweren Worte sprechen zu müssen. „Ein Schatten fiel über mich und die Dunkelheit verbrannte mich. Fortgerissen wurde ich von dem Haus meiner Seele und nie vollständig werde ich davon geheilt werden.“ Doch dann lachte er leise und atmete tief und zufrieden. „Aber nichts Schlechtes ist an der Veränderung. Und große Veränderung geht seit jeher durch eine Zeit des Chaos' und des Leids. Doch immer erwachsen wir auf die Art verändert, die vorhergesehen und richtig ist. Also trauere nicht um meine Verluste. Denn sie sind nicht von Dauer und nicht ohne Sinn.“ Schweigend sannen sie über ihre Worte nach, versunken in dem jeweils eigenen Geist. Und die Lampen wurden gelöscht auf den Pfählen und in den Fenstern und nur noch auf der hohen Terrasse auf der sie standen, beleuchteten die gläsernen Laternen den hellgrauen Stein und schimmerte für sich allein wie ein irdischer Stern in der Dunkelheit. „Warum bist du hier, Glorfindel?“, fragte schließlich Círdan, wenn auch mit wenig Hoffnung eine Antwort zu erhalten. Doch Glorfindel antwortete ihm. „Nicht viel weiß ich selbst und noch weniger ist mir erlaubt dir zu verraten. Doch mehr als alle anderen sollst du erfahren, denn dieser Auftrag kommt von Manwe selbst. Der Schatten regt sich, Círdan. Und stärker als viele andere, spüre ich ihn, da er mich verschlang und zurückzukehren mir erlaubt wurde. Keiner außer Eru selbst, kennt die Wege der Welt. Denn auch die Valar können sich nur an die Motive erinnern, die sie gemeinsam anstimmten, doch der Ausdruck der Melodie in der Welt ist auch für sie meist nicht völlig klar und erst nachdem die Geschehnisse sich ereignen, können sie sie in der großen Musik ausmachen und sich erinnern.“ Und so sprach Glorfindel. Sprach von den Träumen Námos' und den geheimen Räten in Valimar. Er sprach von der Wahrnung der Valar den Noldor gegenüber und von deren Hang der Veränderung zu misstrauen. Er sprach von der Macht Eriadors und von der Gefahr, die ein solcher Glanz anzog, wenn er aus eigenem Hoheitsbestreben geboren war. Und er sprach von den rätselhaften Worten Námos, die davor warnten, den Schrecken in schöner Gestalt nicht einzulassen. Und er sprach von der Schmiedekunst und all dem Können der Elben Eriadors und von der Warnung, dass der Grad zwischen Zerstörung und Bewahrung schmal werden kann, wenn der eigene Antrieb nichr durchschaut wird. Und er sprach von Zauberringen und das war das rätselhafteste von allen Dingen die er sagte. Und schließlich endete Glorfindels Rede und er schwieg. „Mit Sorge erfüllt mich, was du zu sagen hattest. Doch will ich das nicht zum Grunde nehmen, deine Worte zu vergessen, oder nicht zumindest einen Versuch zu wagen, mein Handeln ihnen zu unterwerfen. Wenig verstehe ich und viel mehr noch bringt mir Verwirrung.“ Glorfindel lachte daraufhin und das Geräusch perlte hinweg über die Brüstung, hinein in die ruhige Nacht. „Verwirrt wäre ich, wenn du sie verstehen könntest. Denn sie sind von einem Vala im Wachschlaf gesprochen worden und nicht einmal er konnte nach seinem Erwachen mehr darüber sagen. Doch in deiner Antwort liegt Weisheit und Hoffnung. Höre auf dein Herz und übertöne es nicht mit den Stimmen deines Verstandes, der sich schneller verleiten lässt. Dann werde ich hoffen, dass sich alles zum Guten wenden wird, im Sinne der großen Weltenmusik.“ „Nichts anderes bleibt mir zu tun, als mein Leben zu leben und in den Zeichen der Zeit zu lesen zu versuchen. Viel Nachricht gelangt nach Mithlond und im Rat Gil-galads sitzen die Elben der Anfurten. Hoch schätzt Elrond mein Wort. Und damit kommt die Last der Verantwortung.“ „Und mit der Last werden deine Schultern wachsen, so wie es auch die meinen tun. Sag mir, Círdan, wirst du mich nach Imladris begleiten?“ Für einen kurzen Moment schien Círdan überrascht. Dann legten sich die Wogen auf seinem Gesicht wieder und er lächelte. „Weit fehle ich mit meiner Annahme, dass der Westen selten gen Osten schaut, so wie es unsere Art ist“, sagte er und schüttelte dann den Kopf. „Nicht ich werde dich begleiten, wenn das dein Ziel ist. Galdor wird gehen und dir Herold und Leiter sein. Denn sein Weg hätte ihn auch dann in Elronds Haus geführt, wenn du nicht auf den Kronen des Abendwindes eingeritten wärest.“ Glorfindel nickte. „Es verlangt mich durch Eriador zu wandern und die Grenzen Arnors zu überschreiten. Nie kam ich in den alten Tagen so weit in den Süden. Und nun ist hier der Norden. Ich wünschte es gesehen zu haben, als es noch einen anderen Norden gab. Wie sehr muss sich das Land geändert haben, um der neuen Aufgabe gerecht zu werden.“ „Das sollst du, zumindest dein erster Wunsch ist möglich. Den letzten kann dir keiner erfüllen“, sagte Círdan und wies mit einer Hand in den Auslass in der niedrigen Mauer, die von je zwei kleinen Glaslichtern eingefasst war. „Doch heute Nacht wollen wir die Lichter löschen, damit du den Himmel sehen und unter den Sternen wandeln kannst, wenn du es dir wünschst. Und morgen werden wir zu den Emyn Beraid gehen und auf den Sternenwachtturm steigen, damit du über das Land sehen kannst. Und erst am zweiten Tag von heute, werden wir vorerst Abschied nehmen.“ Der Geste folgend, ging Glorfindel an Círdan vorbei hin zu der Treppe aus hübschen, aber festen Stufen, die zu einem unterhalb gelegenen Balkon führte, der in Círdans Halle führte. Friedlich schlief er in dieser Nacht und den folgenden. Doch bald wurden die Nächte unruhiger und die Tage sorgenvoller und nicht lange nachdem Glorfindel über das Meer Belegaer nach Mittelerde gelangt war, zog er von neuem aus in den Krieg gegen das Dunkle und er ging mit den Truppen Imladris unter Elronds Führung, der Gil-galads Heerführer war und nicht länger konnten die Eldar die Veränderung aufhalten. Kapitel 3: Von dem Rat Glorfindels ---------------------------------- „So kommt also der Tag.“ Leise klangen die Worte in der kühlen Abendluft, neben den nächtlichen Geräuschen der See und dem Rauschen der großen Bäume, die ihre Zweige der mit Lampen beleuchteten Bucht entgegen streckten. Tausendfach glitzerten die Lichter auf dem dunklen Wasser und schön wie immerwar Mithlond in der beginnenden Nacht. Es waren die ersten Worte, die Círdan sprach, seit er sich zu Glofrindel gesellt hatte und mit ihm gemeinsam dem Schiff entgegen sah, das im Anbruch der Nacht, in den Hafen einfuhr. Kristallenen Laternen, wie sie die Teleri in Alqualonde herstellten, erhellten es, und Segel und Bug glänzten in einem matten weißen Schimmer gegen das dunkle Wasser. „Ich kenne dich nicht als jemanden, dem die Worte unüberlegt von den Lippen gehen, Círdan. Starrst du nicht in die Dunkelheit hinaus? Siehst du nicht die aufgehenden Sterne und all die hüpfenden Lichter auf den Wellen?“, fragte Glorfindel, ohne seinen Blick von dem einlaufenden Schiff abzuwenden. Ein sanfter Ton gutmütigen Spottes färbte seine Stimme fröhlich und Círdan sah zu ihm hinüber. Lächelnd, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, das blonde Haar wie ein Schleier aus geschmolzenem Gold auf den Schultern stand er da. „Ich nehme an, das ist deine Art mich zu rügen dafür dass kein Tag, sondern die Nacht heran bricht, Meister der Rede. Mir war nicht klar, dass auch die Kunst des Ausdrucks zu deinen Talenten gehört“, entgegnete Círdan mit der ihm so eigenen kraftvollen Stimme. „Oder wäre dein Talent eher das des Zuhörens?“, fragte er fortfahrend. Glorfindel lachte leise und klangvoll. „Woher wusstest du, dass es heute sein würde?“, richtete er die nächste Frage an ihn. Glorfindel antwortete nicht gleich. „Die Luft ist klar und würzig heute. Ein weiter Weg liegt hinter ihr.“ Círdan sah zu ihm hinüber. Mit geschlossenen Augen, die Nüstern weit geöffnet, als könne er so mehr von der gepriesenen Luft atmen, stand er nun an der mit großen weißen Steinen gepflasterten Mauer, unter der, nur einen Schritt entfernt, das ausgewaschene Ufer steil nach unten ging. Círdan seufzte. „Gut, behalte deine Geheimnisse“, sagte er nachgebend. Eine Hand legte sich auf seine rechte Schulter. „Mehr als jedem anderen war mir erlaubt dir zu erzählen. Sei mir nicht gram. Es liegt nicht in meiner Hand.“ Círdan erwiderte die Geste. „Und oft genug verfluchte ich mehr zu wissen als alle anderen. Es gibt nichts zu grämen, mein Freund.“ Sie tauschten einen Blick des Verständnisses, wie es nur ohne Worte auszudrücken ist und für jeden der sie so dort hätte stehen sehen, mussten sie aussehen wie zu der Zeit, als die Elben noch jung waren und in den segenreichen Landen unter den Lichtern der zwei Bäume wandelten. Innerliches Strahlen umgab sich und ließ die Luft um sie geräuschlos flimmern, sodass sie wie in einen undeutlichen Schleier gehüllt dazustehen schienen. Und selbst das Meer unter ihnen vergaß für einen Augenblick seine Wellen übermütig an der Mauer zu brechen. Círdan war der erste der sich rührte. „Und nun wollen wir den Weg beschreiten, der für uns vorgesehen ist.“ Er löste seine Berührung und wandte sich ab, um dem Landungssteg hin zulaufen, an dem das Schiff anlegte. Glorfindel folgte ihm. Als sie den breiten, steinernen Steg hinab kamen, war der Ankömmling bereits in Empfang genommen worden. Galdor neigte den Kopf vor einer grau gekleideten Gestalt, die ruhig, aber von geschäftiger Energie durchflutet dastand. Grau waren Haar und Bart und in der Hand hielt er einen hölzernen hohen Stab. Klare Augen blitzten hell und verstehend unter buschigen Augenbrauen hervor und in seinen Zügen sah man Güte und Scharfsinn, und von Kraft und Ungeduld sprach der Schwung von Kinn und Nase. „Olórin“, rief Glorfindel aus und breitete die Arme aus. „Du klingst überrascht, Zurückgekehrter“, antwortete dieser, wandte sich ihm und Círdan zu und lächelte. „Gen gellon nin ceni“, sagte er mit tiefer ruhiger Stimme und einem gütigen Blick in den Augen. Glorfindel trat auf ihn zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. „Nur die Länge deines Bartes überrascht mich“, sagte er und erwiderte das Lächeln. „Gen suilon. Lange scheint es, dass wir gemeinsam Niennas Liedern lauschten und aus Estes Brunnen tranken. Dein Kommen ist hier lange erwartet.“ Glorfindel nahm die Hände von Olórins Schultern und deutete ihm den Weg hinauf zu den Häusern. Und Olórin sah Círdan an und begrüßte ihn höflich und freundlich und Círdan hieß ihn nach der Art dieses Ortes willkommen in Mittelerde. Gemeinsam speisten sie in der hell erleuchteten Halle von Círdans Haus und bei ihnen saßen die meisten Edlen und Unedlen, die in den Anfurten lebten, oder dort zu Gast waren. Die Versammlung kam nicht heran an die derselben Art, wie sie in Bruchtal stattfanden, wo in diesen Jahren das einzige große Elbenhaus jenseits der See lag. Aber näher war man hier an Aman und die Nachtluft, die durch die Fenster herein ging und die langen Bahnen aus weißem Tuch sanft wiegen ließ, sprach von dem entrückten Segensreich. Glorfindel sprach mit Olórin und neben ihm saß Círdan, der auch mit ihm sprach. Viel erzählten sie ihm über Mittelerde und seine Landstriche. Viel wusste Olórin und Unsicherheit schien ihn zu erfüllen, in diesem fremden Land zu reisen. Wieso jedoch sagte er nicht und sie fragten ihn nicht. Fröhlich und leicht blieb ihr Gespräch, denn für ernstere Worte würden sie später noch Zeit finden. Für diese Halle und die Ohren in ihr, waren sie nicht bestimmt. Olórin blieb eine Weile in Mithlond und er ging nach Norden und Süden jenseits des Lhûn, um Forlindon und Harlindon und deren Wälder am Fuße der Ered Luin zu besuchen. Er sprach mit den Elben dort, auch wenn es nicht mehr viele waren die dort lebten. Auf die Berge stieg er jedoch nicht und immer kam er nach einigen Tagen zurück. Er schien zögerlich, weiter nach Osten zu gehen und selbst zu den Turmbergen war er noch nicht gewandert. Oft sprach er mit Círdan und besah sich seine Karten und Bücher. Noch öfter aber sprach er mit Glorfindel, doch niemals führten ihre Worte sie über das Land hinaus, aus dem sie beide gekommen waren um in Mittelerde zu leben. Irgendwann jedoch war es an der Zeit für Olórin Mithlond zu verlassen und dem Auftrag entgegen zuziehen, der ihm aufgegeben worden war. Nur Círdan wusste von seinem Auftrag, denn auch nur dieser kannte seine wahre Herkunft. Vor niemand anderem war es Olórin erlaubt seine Macht zu offenbaren. Und nach den Worten, die Círdan einst von Glorfindel bei dessen Ankunft als Botschaft des Einen selbst erhalten hatte, gab er ihm den Ring, den er von Gil-galad empfangen hatte. „Nimm nun diesen Ring“, sagte er, als er ihm den goldenen Ring mit dem roten Stein übergab, denn tiefer als die meisten in Mittelerde vermochte Círdan zu sehen. „Denn schwer werden deine Mühen und Sorgen sein, er aber wird dir in allem helfen und dich vor dem Verzagen behüten. Denn dies ist der Ring des Feuers, und vielleicht wirst du mit ihm die Herzen wieder zur alten Kühnheit entflammen, in einer Welt, die kalt wird. Was aber mich angeht, so ist mein Herz bei der See, und ich will am grauen Gestade bleiben und die Anfurten bewachen, bis das letzte Schiff fährt. Dann werde ich hier auf dich warten." Und der graue Bote nahm ihn und verbarg den Ring und nur die Träger der anderen zwei großen Ringe wussten davon. Nur der weiße Bote, der vor ihm, aber nach den zwei Blauen gekommen war, erfuhr noch davon. Denn groß war dessen Macht und fähig war er, schnell große Geheimnisse zu enthüllen und er nahm es übel, den Ring nicht selbst erhalten zu haben. Lange stand Olórin auf dem säulenumringten Hof, der über die hohe Landzunge gezogen, nur vom Sternenlicht beschienen da lag. So fand in Glorfindel, dem es verlangte mit ihm zu sprechen. Doch als er zu ihm kam und ihm Gesellschaft leistete, gab es eine Zeit lang keine Worte zwischen ihnen. Schließlich jedoch sprach er. „Du fürchtest dich, Olórin. Das betrübt mich, denn nicht genau weiß ich wieso, auch wenn ich eine Vermutung habe.“ Da seufzte Olórin und neigte den Kopf und schwer lag eine Last auf seinen Schultern. „Ja, ich fürchte mich“, bejahte er Glorfindels Worte. „Nicht vor Mittelerde fürchte ich mich, sondern vor dem was in ihm wohnt und das zu vertreiben mir aufgetragen wurde. Doch das weißt du, denn du weißt wer ich bin und kanntest mich, als ich noch in Lórien weilte und von dort aus durch Aman wanderte.“ Nicht sofort fand Glorfindel die richtigen Worte für eine Antwort und so fuhr Olórin fort zu sprechen, denn immer schon hatte er einen schnellen Geist und meist eine noch schnellere Zunge gehabt, wenn auch das Schweigen ihm nicht schwer fiel und auch das Zögern und Hadern in seinem Blute lag. „Wieso bist du hier, Glorfindel?“ Das überraschte Glorfindel, denn in Aman war nicht unbekannt wieso er ausgeschickt worden war und gerade ihm hatte er sich oft anvertraut, bevor er mit den blauen Boten ins zweite Zeitalter Mittelerdes gefahren war. „So wenig wie du das ganze Ausmaß deiner Wichtigkeit kennen kannst, kenne ich das der meinen“, antwortete er deswegen zögerlich, denn er dachte dass nur darauf seine Frage zielen konnte. Doch Olórin schüttelte den Kopf. „Ich sprach davon, wieso du hier bist, Glorfindel. Hier, im Hafen, dem Ort meiner Ankunft. Denn ich kenne dich ein wenig, auch wenn ich mir nicht einbilde alle Tiefen deines Geistes, oder gar deiner Seele zu kennen.“ Mit diesen Worten wandte er sich Glorfindel direkt zu und das Funkeln des Verstandes in seinen Augen war hell und stechend. „Und da ich dich kenne, weiß ich, dass dieser Ort keiner ist, der dich lange halten kann. Auch wenn er schön ist und so nahe an dem Ort des großen Sehnens, wie es hier nur möglich ist.“ Da lächelte Glorfindel, denn er verstand nun. Und er wusste, dass es an der Zeit war. „Klar ist dein Verstand, Freund. Denn ein Freund bist du für mich geworden.“ Er schwieg kurz und las in dem Gesicht seines Gegenübers. „Also gut“, sprach er schließlich und begann: „Nur für dich sind diese Worte bestimmt, Olórin, grauer Bote Manwes. Denn du bist seine erste Wahl gewesen, auch wenn Curunír sich zu aller erst zur Verfügung stellte und auch wenn Alatar,der nach ihm vortrat und der seinen Freund Pallando mitnahm, um in die Ferne zu ziehen, die ersten von euch waren, die Mittelerde betraten. Auch wenn du der letzte bist, nach Aiwendil, der mit Curunír kam, weil es Yavannas Wunsch war. So bist du doch Manwes erste Wahl.“ Kurz hielt Glorfindel inne, denn viele Worte hatte er in wenig Zeit gesagt, doch sah er, dass sie Olórin nicht überraschten. Vielmehr ließen sie einen Schatten über sein Gesicht ziehen und ihn die Augen schließen, als seien ihm die Lider zu schwer geworden. „Wieso sprichst du davon?“, fragte er, bevor Glorfindel weitersprechen konnte und seine Stimme klang müde und erfüllt von Sorge. Mitleid regte sich da in Glorfindels Herz und er sprach mit leiser Stimme weiter. „Nicht viel darf ich dir sagen. Doch heißt es von Varda, dass du unbesorgt sein sollst, sondern achtsam und vorsichtig. Du sollst dein Herz öffnen für diese Welt und auch die Kleinsten und Unbedeutendsten in ihr. Und gedenke deines Schicksals. Hab keine Angst vor dem Fall, Olórin. Denn so wie ich einst mit dem Schatten stürzte und gezeichnet, aber gestärkt zurückkehrte, so ist nur das der eine Weg dunkles Feuer mit heller Flamme zu besiegen.“ Laut dröhnten Glorfindels Worte in der Nacht, auch wenn sie leise und zögerlich, wenngleich auch nicht ohne Kraft und Sicherheit gesprochen waren. Und viele waren es für Olórin, denn lange sagte er nichts und er wandte den Blick ab und blickte hinaus in die Dunkelheit. Und Glorfindel schwieg mit ihm, blieb jedoch, denn ihr Gespräch war noch nicht vorüber. Irgendwann rührte sich Olórin, der lange in seinen eigenen Gedanken geweilt hatte, so still, dass es schien, als hätte er seinen Körper ganz verlassen. Nicht unmöglich war das, denn mächtig war er, auch wenn die Gestalt, die er gewählt hatte um Mittelerde zu betreten dies nicht offen zeigte. Und viele waren die Kräfte, die ihm innewohnten. „Wenig verraten mir deine Worte und nicht getröstet haben sie mich. Annehmen werde ich sich jedoch und über sie sinnen, während ich wandere. Und am Ende wird sich zeigen, ob meine Ahnungen mich in die Irre geführt haben.“ Er wandte sich Glorfindel zu und ein Schimmern lag nun in seinem Blick. Nicht fortgezogen war die Angst, sondern war zu einer glimmenden Glut in seinem Herzen eingefasst worden, die schnell und plötzlich zu einem Feuer emporlodern würde, das schrecklich, aber auch führungsstark war. „Nicht viel Rat erhoffe ich mir weiterhin von dir, doch wo soll ich nur beginnen, frage ich mich. Groß ist dieses Land und weit werde ich wandern müssen. Noch weiter, wenn mich meine Wege wieder zurückführen werden.“ Da lächelte Glorfindel, denn er spürte, dass er die richtigen Worte hatte für diesen Maia, denn nichts Wenigeres war er. „Nicht schwer ist die Antwort, mein Freund. Gehe deiner Nase nach, so weit, bis sie dich von deinem Weg abbringt. Genug Karten hast du studiert und nicht mehr viel kannst du von ihnen lernen. Alles andere muss dir die Welt zeigen. Höre auf den Rat, der dir gegeben worden ist. Sei voller Vorsicht und höre auf dein Herz, doch lass es nicht erkalten in deiner Sorge. Richte ein Ohr immer gen West und schließe des Nachts nicht die Augen, damit du in deinen Träumen sehen kannst. Und wie es deine Art ist, biete dort, wo dein Weg dich hinbringt, deinen Rat an. Nicht immer wird er willkommen sein und nicht immer wird dich dieselbe Liebe empfangen, die dich dorthin trägt. Aber immer wird er weise und gut geraten sein. Und immer wird er nötig sein. Mögest du also in dieser Welt wandeln, wie es dir zum besten steht, Mithrandir, grauer Pilgerer. Und nun ein Wort des Trostes von mir: Gedeihe in deiner Angst, denn sie ist wertvoll. Und lausche deinen Sinnen. Und liebe diese Welt, so wird sie auch dich lieben.“ Dankbar nahm Olórin diesen Rat und er nickte, nachdem Glorfindel geendet hatte. Und nicht viel mehr sprachen sie in dieser Nacht. So begann Gandalfs Reise, so wie er nicht viel später genannt wurde und wichtiger als jeder hätte wissen können, wurde er für das Schicksal der Welt, die er lieben lernte. Und wichtig waren Glorfindel Worte gewesen, über die Olórin zu niemandem sonst sprach, die nur den Trägern der zwei anderen Elbenringen nicht verborgen blieben. Denn als die Zeit kam, konnte er den Weg wählen, den Illúvatar ihn bestimmt hatte und in noch größerer Macht zurück geschickt werden. Denn so verhält es sich mit der Dunkelheit. Schwer ist sie und hoffnungslos. Doch wenn man sie durchgeht und nicht aus Angst vor ihr zurückscheut, wird auf der anderen Seite des Tals noch helleres Licht warten. Kapitel 4: Von der Prophezeiung Glorfindels ------------------------------------------- „Fornost ist gefallen! Fornost ist gefallen!“ Der Ruf hallte an den hohen Türmen wider und schallte zurück zu ihnen, als die vielen ihn wiederholenden Stimmen ihn bis zu den langsam ansteigenden Füßen der Ered Luin trugen. Gedämpft von den vielen Decken aus Schnee, begannen die Glocken zu schlagen und Wehklagen hangen in der Luft. Círdan trat fort von dem Fenster und die Vorhänge aus mattem grauen Tuch fielen wieder an ihren Platz, um vor der Winterkälte zu schützen. „Schnell reisen schlechte Nachrichten“, sagte die müde, zerrissen gekleidete Gestalt, die am Feuer stand, die Ellenbogen auf den Kaminsims gestützt und den Kopf in den Händen vergraben. Er seufzte tief und schwer und sagte sonst nichts. Círdan antwortete nicht sofort. Aranarth, des Königs Sohn, hatte wahrhaftig schlechte Nachrichten gebracht. Doch nicht vollkommen unerwartet kamen sie. Seit der Zeit des letzten Bündnisses, war der Frieden wachsam und nie vollkommen gewesen. Krieg hatte das große Menschenkönigreich im Norden überzogen und Krankheit hatte es stark geschwächt. Und nun war der mächtigste von Saurons Dienern hervorgetreten und würde die drei Königreiche des einstigen Arnors vernichten, sollte die Kraft für einen Rückschlag nicht ausreichen. „Es sind Boten nach Imladris gesandt worden. Sobald der Schnee schmilzt, werden wir uns sammeln.“ Stolz und ernst war sein Gesicht, als Aranarth aufblickte. Müde war er und von großer Sorge und großem Kummer befallen. Doch ungebrochen war sein edler Geist und das Blut der großen Könige Númenors floß stark in seinen Adern. „Gondor wird kommen. Der König sagte es mir, nachdem er Nachricht durch den Stein sandte.“ Círdan nickte. „Das sind gute Nachrichten, Dúnedain. Wieso erreichen sie dein Herz nicht?“ „Ich fürchte, dass ich meinen Vater nicht wiedersehen werde“, antwortete Aranarth und es war deutlich, wie sicher er sich war. „Nichts steht still unter dem Licht des Mondes und der Sonne, seit Aule sie in den Himmel setzte. Und selbst die Weisesten können die Geschehnisse nicht voraussagen, denn auch sie sind nur hier um das Lied zu betrachten, das sie einst in zeitloser Zeit gemeinsam sangen. Verliere nicht die Hoffnung, Sohn des Westens. Wenn das Eis bricht, werde ich ein Schiff zu deinem Vater senden. Auch wenn deine Vorahnung tief geht, so muss sie doch nicht eintreffen.“ Für eine Zeit schwieg Aranarth. Dann seufzte er erneut tief und einsam und nickte. „Ich danke Euch für Rat und Zuflucht. Glücklich sind wir seit jeher, mit der Freundschaft Lindons beschenkt zu sein.“ Leicht beugte Círdan den Kopf, um zu danken und zu erwidern. „Ruhe, Aranarth. Deine Sorgen kann ich dir nicht nehmen. Aber sie werden weniger dringlich sein, wenn du schlafen und speisen konntest. Morgen werden wir Rat halten. Denn auch Elrond wird Truppen senden und mit ihm werden viele Edlen kommen. Und wir werden einen großen Schlag tun, gemeinsam mit der Streitkraft Gondors.“ Aranarth nickte und wandte sich zum Gehen. Kurz vor dem Durchlass hielt er kurz inne und sprach ohne sich umzuwenden: „Warum nur kommt erst jetzt Hilfe.“ Dann ging er, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und die Truppen Gondors kamen. Mit Eärnur, Earnils Sohn, kam ein mächtiges Heer mit Bognern, Speerträgern und einer großen Reiterei. Der König Gondors schickte seinen eigenen Sohn, um Arthedain und Arvedui zur Hilfe zu kommen. Im Frühjahr des Jahres 1974 des Dritten Zeitalters kamen sie mit der Schneeschmelze auf herrlichen Schiffen, segelten durch den Golf von Lhûn und landeten in Mithlond, wo Círdan sie mit einem Heer empfing, dass die Elben Lindons stellten. Gewaltig kam die Auffahrt den zerschlagenen Dúnedain vor, denn selbst in den Zeiten Arnors war das Reich der Menschen im Norden weniger stark an Bevölkerung gewesen als ihr Schwesterreich Gondor. Doch in Wahrheit war es nur ein blasser Schein von dessen alter Macht. Auch das einst so starke Gondor wankte in seinen Grundfesten. Schwere Schneisen hatte die große Pest unter seinen Bewohnern geschlagen. Der weiße Baum war verdorrt. Und beinahe hundert Jahre lang war es mit Krieg überzogen worden, der von Osten kam und große Ströme kriegerischer Ostlinge auf fahrenden Wagen mit sich brachte. Doch immer noch war Gondor stark. Und Eärnur war ein gewaltiger Krieger und ein noch gewaltigerer Heerführer. Und er sammelte die gestauchten Dúnedain des Nordens und mit ihm ging Aranarth und ihre Banner wehten im Wind, der weiße Baum und der weiße Stern auf schwarzem Tuch und alle fassten bei diesem Anblick wieder neuen Mut. So zog das Heer aus, um Fornost zurückzuerobern und Angmar zurückzuwerfen. Ein Heer aus Elben und Menschen und zu ihnen stieß ein großer Trupp aus Imladris und Bogenschützen aus Lothlórien, den Glorfindel anführte. Viele Reiter brachte er, aber auch Fußvolk mit kunstvoll geschmiedeten Schwertern. Und die Heerführer versammelten sich und hielten Rat und sie beschlossen sich zu trennen und einen großen Haupttrupp erst Richtung der alten Königsstadt Annúminas marschieren zu lassen, während ein kleinerer, nur aus Reitern bestehender, einen Umweg tun und den Lhûn entlang gen Norden reiten und dann in einem Bogen, ungesehen und heimlich, von hinten auf das Heer des Feindes stoßen sollte. Denn sie planten laut und nicht versteckt zu marschieren, um den Stolz und Überheblichkeit des Hexenkönigs heraus zu fordern. Denn mittlerweile wussten sie wer er war. In seiner letzten Schlacht hatte er sich und seine wahre Identität in seiner Überheblichkeit offenbart. Und die Menschen des Westens wussten um die Fehler ihres Volkes und glaubten zu wissen, wie sie ihn schlagen konnten. In Annúminas schlugen sie ein großes Lager auf und kümmerten sich nicht um die Späher, die der Feind schickte. Sie verbargen sich nicht, sondern marschierten offen und langsam, um dem Feind zu zeigen, dass sie es nicht eilig hatten und dass auch wenn er die Zeit nutzen würde, um sein Heer zu verstärken, das ihre Kraft nicht mindern würde. Viele zweifelten an dem Plan und blickten sorgenvoll Eärnur hinterher, als er davon ritt, um der Reiterei hinterher zu jagen, denn mit ihm ging ihr Heermeister und Führer. Aranarth führte sie nun und Círdan ging mit ihm und führte die Phalanx der Elben Lindons, deren Speere lang und deren Schild hoch waren. Glorfindel war mit der Reiterei geritten und seine Fußtruppen gingen hinter Círdan, wenngleich sie auch das Banner Elronds trugen. Am dritten Tage ihrer Ankunft in Annúminas kamen ihre Späher und berichteten, dass der Feind Fornost verlassen hatte und die nördlichen Höhen hinunter gerückt war, ihnen und dem See Evendim, an dem die Ruine der alten Königsstadt lag, entgegen. Es war was Eärnur vorausgesagt und angestrebt hatte. Voller Stolz ließ der Feind ihr Bollwerk liegen, um eine offene Feldschlacht zu kämpfen – ein Zeichen ihrer geglaubten Unbesiegbarkeit. Und so rückte auch das Heer der Menschen und Elben aus und traf bald auf den Feind, der in der Ebene stand. Groß war ihr Heer und viele schreckliche Kreaturen waren hier versammelt. Doch unter den Truppen der Elben waren welche, die in der Schlacht des letzten großen Bundes gekämpft und Baradûr belagert hatten und sie sahen, dass ihr Gegner zwar stark, aber nicht unüberwindbar war. Mut sprachen sie sich und den Verbündeten zu und nicht lange und sie stimmten Lieder an aus der Zeit von Saurons Niedergang, die sie auch auf dem Marsch nach Annúminas gesungen hatten, um den Feind herauszufordern. Wütend wurde da der Fürst der Nazgûl und die Pfeile seiner Bogner verdunkelten den blassen Frühlingshimmel in mehreren tödlichen Salven. Doch weniger tödlich waren sie, als vom Feind gewollt, denn die tapferen Dúnedain des Nordens unterrannten die giftige Welle und hatten kaum einen Verlust zu verzeichnen. Und die mächtige Phalanx der Elben Lindons unter Círdans Führung waren Meister ihrer Schlachtordnung und standen Schulter an Schulter, so dass kein einziger Pfeil ihre Burg aus Schilden durchschlagen konnte. Dann kam der Befehl zum Angriff und vorrückte das Heer in fester Ordnung und dahinter liefen in einem Bogen die Schützen Mithlonds, Gondors und Imladris' und mit ihnen die Galadhrim und die Farben ihrer Harnische vermischte sich zu einem prächtigen Regenbogen, denn nicht in getrennten Trupps, sondern Mann neben Elb standen sie. Stark war der Feind und Angst trieb die gegnerischen Angreifer. Aber sie liefen lose und wie von Morgoth selbst getrieben und prallten ab an dem Bollwerk der Phalanx aus Lindon. Bergeweise häuften sich die dunklen Truppen und Gift und schwarzes Blut tränkte die grüne Ebene vor den nördlichen Höhen. Und auch die Hexereien des Nazgûlfürsten konnten nichts ausrichten gegen die Macht die gegen ihn vorrückte, denn anders als seine Truppen, wusste das Heer aus Menschen und Elben wofür sie kämpften. Wäre er in Fornost verblieben, wäre ein Angriff für seine Gegner schwer und verlustreich gewesen. Doch in seiner Überheblichkeit und in seinem bösartigen Stolz hatte er sich herausfordern lassen und war hinaus auf die Ebene gelockt worden. Wo die Schlachtführung des Westens all ihre Stärke gegen ihn anbringen konnte. Das begriff er nun und wenig überheblich war er in seiner Angst die gewonnene Macht so schnell wieder zu verlieren. Und zu seinem Schrecken hallten die Hörner gegnerischer Reiter in seinem Rücken und panisch zerfiel sein großes Heer und lief in alle Richtungen davon. Wahllos blies Angmar zum Rückzug zur Festung, doch wenige kamen dort an, denn sie wurden überrannt von den tapferen Reitern Gondors, die noch schneller ritten als die Reiterei Bruchtals unter Glorfindels Führung. Und auch der Rückzug nützte ihnen nicht viel, denn heimlich hatte Eärnur befohlen Öl und Stroh in der Stadt zu verteilen und der Feind hatte nicht bemerkt, wie in seiner eroberten Stadt sein eigener endgültiger Vernichtungsschlag vorbereitet worden war. Denn als die Tore zur Stadt verrammelt wurden, begann der Beschuss mit feurigen Pfeilen und Fornost ging im Feuer nieder und so alles Hexenwerk und dunkles Getier in ihr. Der Hexenmeister jedoch floh, denn er war nicht in die Stadt geritten, als er bemerkte, wie die Reiter den Fliehenden nicht hinter die Mauern folgten. Eine schnelle Truppe aus starken Menschen die ihm dienten hatte er um sich versammelt und floh in Richtung Carn Dûms und hinter ihm her ritten Eärnur und seine Reiter und mit ihm kam Glorfindel mit einer schnellen Staffel aus Bruchtal. Viele Tage verfolgten sie ihn, denn ihre Pferde waren nicht so wohl gerastet wie die des Feindes, doch schließlich stellten sie ihn und vernichteten alle die ihm dienten. Vor der Bosheit des Hexenmeisters allerdings scheute Eärnurs Pferd und warf den Heerführer ab. Und es war Glorfindel, der den Diener Saurons zurückwarf und ihm seine Gestalt nahm. Denn groß war seine Macht und wenig konnte ihm die Dunkelheit anhaben. Es war zu dieser Stunde, dass Glorfindel im Wind stand und der dunklen Wolke hinterher sah, in der der dunkle Geist des Feindes Richtung Süden floh und die Worte sprach, die sich mehr als tausend Jahre später als wahr erweisen würden. Keines lebenden Mannes Hand vermag es ihn zu töten. Denn tot war er nicht. Nur seiner Gestalt und gesammelter Macht beraubt, nicht aber seiner Verdorbenheit. Und so verging Angmar und seine Schrecken und Fornost und Arthedain waren wieder in den Händen der Menschen des Nordens. Doch schwer waren ihre Verluste. Arvedui war tot. Untergegangen mit dem Schiff das Círdan ihm gesandt hatte und das ihn aus Forochel, wo er Zuflucht gefunden hatte, fortbringen sollte. Und mit ihm waren die sehenden Steine von Amon Sûl und Annúminas verloren gegangen, denn er hatte sie bei sich getragen. Aranarth, sein Sohn, wurde der erste Fürst der Dúnedain des Nordens, denn keinen König gab es mehr nach seines Vaters Tod und tausend Jahre lang sollte es keinen geben. Die Königreiche im Norden vergingen. Rhudaur war dem Hexenkönig schon lange verfallen gewesen und verging nun, da er aus dem Norden vertrieben war. Cardolan war vom Krieg mit Angmar fast seiner gesamten Bevölkerung beraubt. Die wenigen die in die Gegend an den Hügelgräberhöhen geflohen waren, kamen zurück um in ihrer Heimat zu leben. Doch wenige waren es und noch weniger gingen aus ihnen hervor. Arthedain zerfiel und nur noch wenige Dúnedain durchstreiften den Norden, um böse Kreaturen fernzuhalten. Und so sollte es für tausend Jahre sein, bis Arnor wiedergeboren wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)