"Ich lass dich nie mehr los!" von Nightglass (Hinata&Yui) ================================================================================ Kapitel 2: 'Unfälle' passieren selten aus Zufall ------------------------------------------------ Nach dem Essen war Hinata gegangen und hatte versprochen, sie demnächst wieder zu besuchen. Ihre Mutter war zur Arbeit gefahren, nachdem sie Yui wieder zurück ins Bett getragen hatte. So lag Yui allein in ihrem Bett, die Aufmerksamkeit auf den kleinen Fernseher ihr gegenüber gerichtet und schaute dem Wrestlingkampf gespannt zu. Doch manchmal verloren sich ihre Gedanken bei Hinata, sodass sie gar nicht mehr auf den Kampf achtete. Auch wenn er grad erst gegangen war, fragte sie sich, wann er sie wieder besuchen kommen würde. War bald schon morgen oder erst am Wochenende? Oder sogar erst in der nächsten Woche? Sie zerbrach sich so intensiv den Kopf darüber, dass sie gar nicht bemerkte, wie ihr Lieblingswrestler seinen Gegner zu Boden rang. Hinata hatte ihr beim Essen erzählt, dass er Baseball spielte. Das war besonders für Yui sehr beneidenswert, da man sich bei dieser Sportart besonders viel bewegte... Wie gut er es doch hatte. Er hatte Freunde, einen gesunden Körper und wie es Yui herausgehört hatte, war er ganz gut in der Schule. „Bestimmt ist sein Leben Zuhause auch schön", sprach Yui ihre Gedanken laut aus. Wenn sie sich da nicht mal gewaltig irrte ... „Ich bin wieder zuhause", rief Hinata, als er die Wohnungstür aufschloss. Wie zu erwarten bekam er keine Antwort, sondern hörte nur wütende Schreie, welche aus dem Wohnzimmer kamen. Seufzend zog er seine Schuhe aus und ging den Flur entlang zum Wohnzimmer. Als er gerade die Türklinke runterdrücken wollte, ertönte die hysterische Stimme von seiner Mutter nach einer kurzen Pause: „Mir reicht's! Ich reiß mir den verdammten Arsch auf, damit wir alle drei ein gemütliches Leben haben, aber du hockst nur hier rum und suchst dir nicht einmal einen Job! Ich habe dir schon zehntausend Mal gesagt, du sollst aufhören das ganze Geld wegzusaufen und endlich mal deinen fetten Arsch aus der Wohnung schieben, um dich irgendwo zu bewerben! Du bist nicht mal dankbar, dass ich den ganzen Haushalt und unser Einkommen regle!" Hinata hörte, wie sein Vater laut gegen den Tisch schlug und mindestens genauso wütend wie seine Mutter schrie: „Ich soll dankbar sein?! Dass ich eine Frau habe, die mich am laufenden Band betrügt?! Jaaaa, da brauchst du gar nicht so zu gucken! Ich weiß von deinen Affären. Sag mal, wie lange gehst du eigentlich schon fremd?" „Auf jeden Fall nicht so lange, wie du zu deinen dreckigen Huren gehst! Es ist schon bemitleidenswert, wie tief du sinkst, um Sex zu haben. Warum verschwendest du MEIN Geld für Huren und Alkohol?!" „Dein Geld? Vorhin war es noch unser Geld! Man, du gehst mir richtig auf den Sack!" Stille. Anscheinend überlegte seine Mutter sich gerade eine schlagfertige Antwort. Hinata betrat das Zimmer, jedoch bemerkten ihn die Beiden ihn nicht. Die blauhaarige Frau stand direkt vor dem Tisch, an dem sein Vater saß. „Ich will die Scheidung. Ich habe es satt", sagte Hinatas Mutter ruhig, so als hätte sie keine Kraft mehr zu streiten. Sein Vater jedoch schien das noch mehr aufzuregen, da er von seinen Stuhl aufsprang und die Frau am Kragen packte: „Du willst mich auf die Straße setzen?! Dein Ernst? Ich frag mich verdammt nochmal, wieso du mich geheiratet hast, wenn ich dir so zu Last falle und nicht so einen reichen Schnösel, die dir andauernd einen Heiratsantrag gemacht haben?" Es kam keine Antwort. „Ich bin wieder da...", sagte Hinata, um seine Eltern voneinander loszueisen, was ihm auch gelang. Sofort, als die Beiden seine Stimme hörten, riss sich seine Mutter los und lief auf Hinata zu. Mit einem besorgtem Lächeln fragte sie, während sie ihren Kragen wieder richtete: „Hinata, wie war dein Tag?" Natürlich, das war typisch. Versuchen ihn schnell abzulenken und hoffen, dass er nicht all zu viel vom Streit mitbekommen hatte. Er ließ sich darauf ein und tat so als hätte er nichts mitbekommen. Er hatte keine Lust über die Streitereien seiner Eltern zu reden. „War ganz gut. Ich brauche kein Abendessen mehr, hab' was in der Stadt gegessen." Seine Mutter blickte traurig zu Boden. Ihr war klar, weshalb ihr Sohn von früh morgens bis spät abends auswärts war. Sie nickte und wünschte ihm eine schöne Nacht, als er in sein Zimmer verschwand. Er warf sich auf sein Bett und blickte die Decke an. Sein Tag war lang gewesen, was er auch jetzt spürte. Seine Augenlider wurden schwer und es dauerte nich lang, bis er eingeschlafen war. Hinata würde am nächsten Morgen wieder früher aufwachen als seine Eltern und das Haus verlassen. Das war es, was er jeden Abend vorm Schlafen dachte. Es schellte früh an der Haustür, jedoch war Yui schon lange wach. Sie hatte die ganze Zeit darüber philosophiert, wann Hinata wiederkäme. Die alte Uhr an der Wand zeigte gerade mal 7:30 Uhr an. Meistens war das die Zeit, wann Yuis Mutter mit ihr spazieren ging. Wer war es wohl, der so früh bei ihnen klingelte? Ihre Frage beantwortete sich, als ihre Mutter lächelnd ins Zimmer kam, hinter sich Hinata. Überraschung und Freude zeichnete sich in Yuis Gesicht ab. „Hallo, mein Schatz", sagte Yuis Mutter lächelnd, „Hinata würde gern an meiner Stelle mit dir etwas rausgehen, wenn du nichts dagegen hast. Dann könnt ihr auch ungestört reden." Dabei grinste sie wissend ihre Tochter an, die glänzend strahlende Augen bekommen hatte, als ihre Mutter redete. „Ich würde mich sehr freuen!", rief Yui fröhlich. Es freute sie, dass Hinata so schnell wieder bei ihr war. Um ehrlich zu sein, hatte sie ihn nicht vor dem Wochenende erwartet, um so positiver war sie überrascht. Die übliche Routine kam. Sie wurde aus dem Bett in den Rollstuhl geladen und aus dem Haus geschoben. Ab dem Gartentor übernahm Hinata das Schieben des Rollstuhls, während Yuis Mutter wieder ins Haus zurückging. Beide schwiegen sich einige Zeit lang an und so betrachtete Yui, wie sie an den Nachbarhäusern vorbeigeschoben wurde. Der Himmel war klar und noch nicht mal eine Wolke war in dem hellen Blau zu erkennen. Die Sonne selbst stand noch recht tief, was bei der Uhrzeit kein Wunder war. „Hätte nicht gedacht, dass du mich schon heute besuchen kommst.", unterbrach Yui die Stille, worauf Hinata leicht lachte: „Ich dachte nur, dass du dich über einen Besuch vielleicht freuen wirst und da ich eh früh aus dem Haus geh, hatte ich einfach Lust... Was ist?" Yui hatte ihren Kopf zur Seite gedreht und gebannt auf den leeren Spielplatz geschaut. Er war etwas heruntergekommen und sah ziemlich trostlos aus. Anscheinend wohnten in der Umgebung nicht viele kleine Kinder, welche hier spielen könnten. „Ich war seit zehn Jahren nicht mehr auf einen Spielplatz... Nicht seit dem...", Yuis Stimme erstarb, da sie sich an alte Zeiten zu erinnern schien. Ohne zu Zögern drehte Hinata den Rollstuhl um neunzig Grad und steuerte den Spielplatz an. Verwundert schaute Yui mit ihren großen Augen zu ihm hoch: „Was machst du da?" „Es schien mir so, dass du früher gerne öfters hier gespielt hättest, als du es gesagt hast. Wollen wir das nicht nachholen?", er zwinkerte ihr zu, was sie schmunzeln ließ. Gemächlich schob er sie über den Platz, wobei er bei den Schaukeln einen Moment zögerte. Da Yui seine Unsicherheit spürte, blickte sie fragend zu ihm hoch: „Ist etwas?" „Naja... Willst du schaukeln?" Dabei schaute er sie so unsicher an, dass sie fast anfangen musste zu lachen: „Schon, aber ich kann mich nicht festhalten." Was daraufhin Hinata machte, verwirrte sie zunächst. Er selbst setzte sich auf Eine der Schaukeln, hob sie aus ihrem Rollstuhl und platzierte sie auf seinen Schoß. Mit einer Hand hielt er sich an die Kette der Schaukel fest und die Andere schlang er ihr um die Taille, was ihr die Röte ins Gesicht schießen ließ. Eine Weile schwangen sie nur so hin und her, während Yui versuchte ihr Herz wieder unter Kontrolle zu kriegen. Hinata selbst ging es nicht anders. Auch er war verlegen. Und das zwei ältere Frauen, die an dem Spielplatz vorbeigingen, ihnen wissende Blicke zuwarfen, machte es auch nicht besser. Plötzlich ertönte Yuis Stimme, jedoch klang sie traurig: „Weißt du, dass letzte Mal, als ich hier war, war der Tag an dem ich meine Beweglichkeit verloren habe... Ich war sieben Jahre alt und spielte mit Nachbarskindern hier. Meine Mutter war arbeiten und wir hatten niemanden, der auf uns aufpasste. Einer von uns, vielleicht war ich es sogar selber, hat vorgeschlagen, dass wir fangen spielen sollten. Es wurde ausgelost, wer der Fänger wurde. Und wie es der Zufall es so wollte, war ich es. Die Kinder liefen also weg und ich musste laut bis zehn zählen, erst dann dürfte ich ihnen hinterher. Wir hatten Spaß und spielten viele Runden. Nach und nach gingen die Kinder nach Hause, weil ihre Eltern auf sie warteten, nur ich blieb. Meine Mutter musste lange arbeiten und ich wollte nicht alleine Zuhause sein. Wäre ich doch bloß gegangen. Jedenfalls spielte ich alleine auf dem Spielplatz, als ich jemanden rufen hörte. Es war ein Kind, ungefähr so alt wie ich es war. Das hörte ich aus seiner Stimme raus. Also, ich blickte mich um, auf der Suche nach dem Kind und ging zu dem Haus gegenüber des Spielplatzes. Es hatte einen kleinen Balkon und darauf standen zwei Jungen. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber sie fragten, ob ich nicht vielleicht mit ihnen Ball spielen wolle. Ich willigte ein und da sie nicht runter durften, warfen die Beiden den Ball runter und ich ihn wieder hoch. Und dann warf einer der Beiden den Ball auf die Straße. Ich bin ihm hinterher gelaufen. Kaum hatte ich ihn in den Händen, wurde ich schon von einem Auto mitgerissen. Ich habe mich überschlagen und das Letzte was ich sah, war der grauen Himmel, der seine Tränen auf die Erde ergoss. Ich wachte im Krankenhaus auf, wo mir gesagt wurde, dass ich gelähmt bin." Hinatas Gesichtsausdruck hatte sich im Laufe der Geschichte zu einem Bedrückendes verändert. Seine zweite Hand legte er auch um Yui, welche er fest an sich drückte und sagte: „Es tut mir leid..." Yui war zunächst verwundert, doch dann lächelte sie: „Ach, du konntest doch gar nichts dafür. Außerdem war es meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen und nicht ohne mich umzuschauen auf die Straße zu laufen." Doch dies schien Hinata nicht glücklicher zu stimmen. Jedoch tat er so, damit sich Yui keine Sorgen machte. Sie blieben noch ein bisschen auf dem Spielplatz, redeten, bis sie dann wieder zu Yuis Haus gingen. Es schien Yui, dass Hinata es plötzlich ganz eilig hatte, denn er schlug ihr Angebot, hier zu Essen aus und umarmte sie flüchtig zum Abschied. Gerade als Yuis Mutter die Tür geschlossen hatte, hörte Hinata auf zu lächeln und ein etwas gequälter Ausdruck kam zum Vorschein. Was hatte er bloß getan? Etwas unverzeihliches und dazu kam noch, dass er es verschwiegen hatte. Obwohl Yui am meisten Recht hätte, es zu wissen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)