Christbaum mit Chaos geschmückt... von Gaomee (Ein Higurashi-Weihnachtsfest mit Besuch aus dem Mittelalter) ================================================================================ Kapitel 15: Heimkehr & Herzensangelegenheiten --------------------------------------------- “Wir müssen sofort nach Hause!”, regte Kagome sich auf. Sie war schon halb aufgestanden und hatte sich die Handtasche um die Schulter geschlungen, alle Beteuerungen a la “Nein, das wird schon!”, “Jetzt mach dir keine Sorgen” und “Deine Mutter ist super mit den Kindern!” in den Wind schlagend, als das Essen kam. Auf dem Tisch wurde es noch viel beengter als vier Teller darauf Platz finden sollten und es stellte sich eigentlich als positiv heraus, dass die Vase verschwunden war. “Jetzt setz dich doch und iss wenigstens”, schlug Miroku vor. “Danach können wir sofort zurück”, versprach auch Sango und beäugte bereits die Köstlichkeiten. Sie war noch nie auf einem Date gewesen und fand das ganze Erlebnis augenscheinlich höchst aufregend und nicht einmal halb so nervenaufreibend wie Kagome. Inu Yasha begann bereits von seinem Teller zu essen noch bevor dieser vor ihm abgestellt worden war. Resigniert setzte sie sich wieder und nahm sich vor das Wort “Tischmanieren” bei sich zu Hause einzuführen, sobald sie wieder daheim waren. Gerade als sie dachte, schlimmer könne es nicht werden und sie Sango erklärte, dass dies ein westliches Restaurant war und wie man mit Messer und Gabel umging, wurde es - wie überraschend! - schlimmer. “Na, ihr Turteltauben!”, grüßte Kouga lautstark vom Eingang und begann in der Mitte des Raums einen leeren Stuhl nach sich zu ziehen. Da er der einzige war, der noch nicht Gelegenheit oder Verlangen gehabt hatte sich modern zu kleiden, erregten seine nackten, muskulösen Beine noch mehr Aufregung bei den Damen des Etablissements als Miroku vor ihm. Einige hielten es für Teil einer Show des Restaurants und steckten ihm Geldnoten in den Brustpanzer. “Hier, hab ich bekommen”, erklärte er und drückte Kagome als Wilkommensgeschenk das Geld in die Hand. “Was essen wir denn?”, fragte er und langte ohne Hemmungen auf Kagomes Teller, um sich eine Handvoll Spaghetti in den Mund zu schieben. “Ihr habt doch nicht erwartet, dass ich euch ziehen lasse und mit den Kindern und dem verrückten Eisklotz von Dämon allein zurückbleibe, oder?” Sie konnte es kaum erwarten wieder bei ihren Kindern zu sein. Denen konnte sie wenigstens aufgrund ihres Alters solches Betragen vergeben... *** An dem Abend war kaum jemand wirklich zufrieden mit dem Verlauf der Ereignisse. Alle kehrten etwa zur selben Zeit zurück und daher gab es ein paar logistische Schwierigkeiten beim Betreten des Higurashi-Anwesens. Daher hatten sie ein paar Minuten zum Erlebnisaustausch, weil Toutousai und Mushin Sr. sich darum stritten, wer Kaede den Vortritt lassen durfte, während Kaede selbst versuchte sich einfach über beide hinwegzusetzen und sich hindurchzuschieben. “Warum musste das Auto denn am Ende in die Luft geblasen werden?”, fragte Opa gerade seinen Enkel über die Bedeutung dieses stilistischen Mittels im Film aus, der sein Bestes tat jenen zu ignorieren. “Souta!”, rief Kagome. Dankbar für die Ablenkung wandte er sich seiner Schwester zu. “Wie war`s im Kino? War der Streifen gut?” Sie hoffte, dass wenigstens einer von ihnen einen angenehmen Zeitvertreib genossen hatte, doch wurde enttäuscht. “Keine Ahnung. Die beiden Saufköpfe dahinten haben irgendwann begonnen wie Fünfjährige mit Popcorn zu werfen”, erklärte er und deutete auf die liebestollen Streithähne. “Außerdem musste das Mütterchen gefühlte zich-dutzend Mal aufs Klo und Sayuri musste jedes Mal mit. Nicht genug, dass die Alten sie in die Reihe hinter uns abgedrängt hatten, sie mussten sie auch noch so in Beschlag nehmen, dass niemand meines Alters in meiner unmittelbaren Nähe saß und Kohaku und Shippou-...!” Hier unterbrach er sich. Das wollte er seiner Schwester nämlich eigentlich nicht anvertrauen. Es war ja nicht nur so, dass die beiden die Sitzplätze um Rin beschlagnahmt hatten, sondern obendrauf schienen alle Jungen ein eingebautes Defaultprogramm für Kinobesuche zu haben, egal von welcher Zeitepoche. Aus den Augenwinkeln hatte er mitbeobachten können wie beide zur gleichen Zeit versucht hatten den Arm um seinen Schwarm zu legen, sich gegenseitig getroffen hatten, dann ein Streitgespräch über ihren ahnungslosen Kopf hinweg geführt hatten und sich erst beruhigten als Rin, vertieft in den Film, “Scht, ich glaube die Geschichte nähert sich dem Höhepunkt”, gemurmelt hatte. “Frag einfach nicht weiter”, beendete er seine Geschichte und erkundigte sich stattdessen nach ihrem Abend. Kagome deutete wortlos mit dem Daumen über ihre Schulter auf das sich streitende Ehepaar. Sango und Miroku führten einen hitzigen Disput darüber, weshalb Miroku Telefonnummern annehmen sollte, wenn er doch mit ihr verheiratet war und er stellte die, auf seltsame Weise irgendwo berechtigte Gegenfrage, worüber sie sich so aufregte, wenn er weder ein Telefon besaß noch wusste wie eins funktionierte. “Darüber hinaus hat Inu Yasha später auch noch die Kerze umgeworfen, beinah die Tischdecke in Brand gesetzt, weil keine Vase mit Wasser da war, mit welcher man hätte löschen können, und Sango hat französischen Wein für sich entdeckt. Ach so, und der hier...” Sie verpasste Kouga einen Klaps auf den Hinterkopf. “War auch keine Hilfe.” Zusammenfassend fügte sie hinzu: “Ich bin müde.” Das konnte Souta nur zu gut verstehen und damit schoben sie die Senioren tatkräftig beiseite und öffneten die Tür zur Küche. Was sie sahen, verblüffte sie nicht nur ein bisschen. Kagome hatte mit allem ob ihrer Ankunft gerechnet: Zerstörte Möbel, eine Mutter mit Nervenzusammenbruch, alle möglichen anderen Brüche, aber kein blitzblankes, stilles Haus. Es war fast schon unheimlich. “Halt!”, zischte sie und die Kolonne von Heimkommern hielt tatsächlich inne. Sogar Miroku und Sango brachen ihren Streit ab. “Irgendwas ist hier falsch”, warnte sie und machte sie vorsichtig weiter auf zum Wohnzimmer. Nachdem sie die Schiebetür beiseite gerammt hatte, wurde ihre Verblüffung sogar noch größer. Die jüngeren Kinder schliefen brav auf der Couch, die Zwillinge sahen fasziniert im Fernsehen eine Dokumentation übers Blumenstecken und ihr Schwiegerbruder und ihre Mutter saßen beim Go-Spiel am Esstisch. “Was ist denn hier passiert?”, entwich es ihr. Ihre Mutter sah stolz herüber. “Der Bruder deines Mannes hat eine ganz glückliche Hand mit den Kindern”, strahlte sie. “Halbbruders”, korrigierte der Gelobte leise. Die Tochter war so verdutzt, dass sie keinen Ton heraus bekam. Die anderen, die gegen sie prallten, weil sie versuchten an Kagome vorbeizuspähen, ereilte dasselbe Schicksal. Es herrschte allgemeine, vollkommen verblüffte Stille bis die Anführerin des Trosses schließlich, halb ernst, halb ironisch, fragte: “Wie denn das? Hat er gedroht sie aufzuessen?” Kagomes Mutter winkte lachend ab: “Ach, nur ein Mal. Wollt ihr euch nicht zu uns gesellen?”, bot sie mit einladender Geste an. Sesshoumaru entschuldigte sich und verschwand, bevor ihre Mutter noch fragte “Warum zwängt ihr euch denn alle in die Küche? Hier ist genug Platz. Wie war`s im Kino und im Restaurant?” *** Rin war gerade wieder ins Haus geschlichen, nachdem sie versucht hatte die ganze Geschichte über die Ereignisse des Abends und vor allem über das verblüffende Endergebnis bei Sesshoumaru in Erfahrung zu bringen, und trat zu den anderen ins Wohnzimmer. Leider war er nicht sehr gesprächig gewesen. Es schien ihm regelrecht unangenehm zu sein, dass man ihn in solcher Eintracht mit einer Menschenfrau am Tisch gesehen hatte. Sie wusste er fühlte so, denn er wurde immer aufbrausend, wenn ihm etwas unangenehm war. Ein seltsamer Gedanke huschte für die Dauer eines Atemzuges durch ihre Gedanken. Frau Higurashi war eine sehr schöne Menschenfrau... Drinnen schlief Kagome den wohlverdienten Schlaf einer Frau am Ende mit den Nerven, Sango und Miroku führten irgendeinen Streit im Flüsterton zu Ende und die älteren Herrschaften hatten sich von der wundervollen Frau Higurashi zum Spielen überreden lassen. Shippou und Kohaku waren auch irgendwie mit in der Partie gelandet, während Kirara und Buyo verträumt auf dem Teppichboden fläzten. Pflichtbewusst schnappte sie sich Kikyou und lud sie sich vorsichtig auf den Arm als Souta Sr. herantrat. “Hey”, wisperte er freundlich. “Kann ich dich mal kurz sprechen?” “Klar, aber dann musst du auch einen nehmen.” Ihr Kinn ruckte auf eins der schlafenden Ungeheuer und zwinkerte ihm zu. Souta hatte noch nie ein Kind auf dem Arm gehabt und so stellte er sich ob seiner Vorsorge erst etwas lächerlich an, doch als klar wurde, dass sein kleiner Namensverwandte noch nicht einmal aufgewacht wäre, wenn er mit dem Kopf gegen einen Türrahmen geknallt wäre, wurde sein Onkel mutiger und lud ihn sich über die Schulter. Beim Treppensteigen fragte Rin “Also?” Souta fühlte sich nicht ganz so wagemutig mit einem fünfjährigen über der Schulter, also geriet er ins Stocken. “Stört es dich etwa sehr-...”, begann Rin zerknirscht. Er hoffte sie hatte erkannt, dass es unangebracht von ihr gewesen war ihr Date in einen Seniorenausflug zu verwandeln, doch dem war nicht so… “..., dass wir eurer Familienfest ruiniert haben? Kagome erzählt uns oft wie Weihnachten sein sollte und ich weiß, dass meine Familie etwas… ” “Aufregend ist?” Er versuchte sie aufzumuntern und diesmal glückte ihm sogar eins seiner Unterfangen. Sie betraten Kagomes altes Zimmer und legten ihre Bündel auf ihre Matratzen am Boden ab. Ungelenk standen sie dann beisammen. “Sonst noch was?”, fragte sie hilfreich. “Ja, eigentlich schon...” Er druckste noch etwas herum. “Das Kino heute...” “Ja?” Er zögerte noch, doch entschied sich dann für die Wahrheit. “Die Einladung galt eigentlich nur dir.” Ihr Gesichtsausdruck war wie leergefegt. “Was?”, fragte sie schließlich. “Na ja, ich mag dich recht gern. Du bist unglaublich lustig und … echt hübsch.” Er lächelte unbeholfen und sie erwiderte es genauso. Er biss sich kurz auf die Lippe, doch dann lehnte er sich zu ihr herunter. Leider zog sie den Kopf zurück. Er verstand. “Ist es… wegen dem Zeitunterschied?” Als sie nicht sofort begriff, fügte er hinzu: “Also, der Epochenunterschied. Offensichtlich haben wir ja keine Zukunft...” Sie nickte heftig. “Ja, genau. Deswegen…” Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Rins Kopf fuhr erschrocken herum und plötzlich begriff Souta den wahren Grund für ihre Abgeneigtheit. Er hatte die Szene im Kino schließlich mitbekommen. Es war dieser Kohaku, der ihre Zweisamkeit so rüde unterbrach. Unentschlossen blieb er im Türrahmen stehen. “Oh, Verzeihung. Inu Yasha fragt die ganze Zeit was sein verflixter Bruder mit seinen Kindern angestellt hat und ich dachte mir, dass du wahrscheinlich die einzige bist, die da vermitteln kann.” Rin lachte erleichtert und nickte wieder. “Ich komme sofort”, versprach sie. Bevor sie ganz mit dem jungen Mann verschwand, wandte sie sich noch einmal um. “Tut mir Leid, ich dachte irgendwie du und Sayuri wärt...” Sie suchte nach einem Wort, wohlwissend, dass die Dinge in Kagomes Welt wahrscheinlich anders funktionierten als daheim. “...einander versprochen?”, war schließlich die Phrasierung, für die sie sich entscheid. Souta kratzte sich verlegen am Kopf. “Nein, nein, nur meine beste Freundin von der Uni. Ihre Eltern sind geschieden und Weihnachten ist nicht die beste Zeit für sie.” Zu spät fiel ihm auf, dass Rin wahrscheinlich nicht mit dem Konzept einer Scheidung bekannt war, doch sie war ein kluges Mädchen und schien trotzdem zu verstehen. “Trotzdem danke. Ich bin sehr geehrt.” Sie winkte noch zum Abschied und Souta dachte fassungslos, dass sie sogar noch liebenswürdig war, wenn sie einem den Korb gab. *** “Was war denn da los?”, wollte Kohaku, der am Treppenende auf sie gewartet hatte, wissen. Rin schüttelte nachsichtig mit dem Kopf. “Ich vergesse manchmal, dass ich jetzt erwachsen bin”, gestand sie mit einem zerknirschten Lächeln. “Hmm, ich hör Inu Yasha gar nicht ‘Rumbrüllen? Hat er sich vielleicht schon beruhigt?”, wunderte sie sich anschließend. “Ehhh”, begann Kohaku und erschien nervös. “Das wird`s wohl sein. Frag am besten nicht nach, damit es ihm nicht wieder einfällt.” Kohaku war von weiteren Erklärungsnöten erlöst, da seine Schwester ihnen samt Anhang auf dem Flur begegnete. “Sag deinem Vormund ein herzliches Danke, dass er so auf die Kleinen achtgegeben hat”, bat sie an Rin gewandt. “Wir sind nicht klein”, warfen die Zwillinge synchron ein, doch Rin willigte gern ein. “Ich bin mir sicher, dass er das nicht einmal ein bisschen zu schätzen wissen wird”, kicherte sie, freute sich aber trotzdem über Sangos Großmut. Die Mutter führte ihre zwei Ältesten weiter zu dem Gästezimmer, das sie beherbergten, und Miroku folgte mit Mushin jr. auf dem Arm. *** Das Wohnzimmer hatte sich bis auf die schnarchenden Alten auf ihren Klappbetten sehr geleert. Kagomes Mutter räumte Gläser und das Spiel fort, während Inu Yasha sich zu seiner schlafenden Frau gesellt hatte. Sanft versuchte er sie zu wecken. Doch es brauchte etwas mehr als Sanftheit, um sie aus ihrem Schlummer zu reißen. “Hat der Abend dir gefallen?”, wollte er schließlich wissen als sie endlich die Augenlider auseinander zwang. Seiner Gattin entging der hoffnungsvolle Ton und schläfrig murmelte sie die Wahrheit. “Mit der Zeit werde ich wenigstens die Geste zu schätzen lernen.” Die Aussage fiel wie ein Stein auf ihn herab. Deprimiert zog er sich den dämlichen Hut vom Kopf und löste das Haarband. Dann ließ er Kagome schlafend auf der Couch zurück, während er sich nach oben zurückzog, um die Kinder im Schlaf zu beobachten. Währendessen hielt Miroku seine Frau im Arm und streichelte zärtlich ihre Schulter. “Danke, dass du mich überredet hast auch auf ein Date zu gehen - Sag ich das richtig? Date?” “Glaub schon”, erwiderte dieser, der selber zuvor noch nie von dem Wort gehört hatte. “Du weißt, dass keine andere Frau an dich herankommt, oder?” Er ahnte ein Lächeln, obwohl er es nicht sehen konnte, weil er hinter ihr lag. So stützte er sich auf seinen Ellbogen, um seine Vermutung womöglich doch noch zu überprüfen, doch geschickt verbarg sie ihr verschmitztes Grinsen mit den Haaren. “Ihh!”, zischten die Zwillinge. “Habt ihr keinen Anstand?” Das Paar lachte leise und hörte auf ihre Töchter mit ihrer Liebe anzuekeln. Kohaku bedeutete den Zwillingen mit an die Lippen gelegtem Finger, dass es auch für sie Zeit war ruhig zu sein. Dann schloss er ebenfalls die Augen. Seltsamerweise fand er die Turteleien seiner Schwester und seines Schwagers nicht mehr so unerträglich wie früher. Ganz im Gegenteil, er sehnte sich ebenfalls nach solcher Verbundenheit. *** Bevor Rin sich auch schlafen legte, lugte ihr Kopf noch einmal nach draußen. Sesshoumaru saß an die Hauswand gelehnt, die Augen geschlossen. Sie wusste, dass er nicht schlief. “Danke”, hauchte sie schnell und zog sich spitzbübisch zurück, bevor er sie mit einem seiner herzöglichen Stirnrunzeln strafen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)