Warum bist du es, der mein Herz berührt? von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 15: Das, was bleibt --------------------------- Es kam keine Antwort. „Das kann ich dir sagen.“ kam es stattdessen von Aru, der zwar leise, dafür aber ernst sprach. „Sie ist von der Idee besessen, dass dir niemand zu nahe kommen darf außer ihr selbst. Auch wenn sie so getan hat, als wäre alles wie immer, hat sie innerlich vor Wut gekocht, als sie erfahren hat, was zwischen uns passiert ist. Die drei hier...“ Er zeigte auf die Kerle, die unschlüssig im Raum standen und nicht recht zu wissen schienen, wohin sie ihren Blick richten sollten. „...haben ihr geholfen, weil ich sie angeblich blamiert hätte.“ „Wie konnten sie dich überwältigen?“ wollte Kosakas Onkel wissen. „Das habe ich Gasai-san zu verdanken. Als ich am Montag etwas später als sonst nach Hause gegangen bin, ist sie wie aus dem Nichts vor mir aufgetaucht und hat mir irgendetwas ins Gesicht gesprüht. Dann wurde alles dunkel. Als ich wieder aufgewacht bin, war ich hier.“ Er schwankte und Yukiteru verstärkte seinen Griff. „Bringen wir dich erstmal hier raus. Kosaka, hilfst du mir?“ Sofort trat der an die beiden heran und legte sich einen Arm von Aru um die Schulter. Yukiteru nahm den anderen Arm und spürte die Körperwärme des Weißhaarigen. Sofort wurde er rot und hielt das Gesicht gesenkt, damit es niemandem auffiel. Dann betraten weitere Polizisten den Raum und kümmerten sich um die drei Schläger, während der Kollege von Kosakas Onkel immer noch Yuno in Schach hielt. Diese schien ihre Sprache wiedergefunden zu haben. „Yukki...“ Der Braunhaarige blickte sie an. Tränen standen in ihren Augen, ihre Lippen zitterten. „Bitte, lass es mich erklären...ich wollte doch nur...dass wir zusammen sind...ohne, dass jemand...zwischen uns steht...“ „Denkst du, das entschuldigt deine Tat? Du hast Akise-kun entführt. Du hast ihn über eine Woche hier festgehalten. Du hast zugelassen, dass er verletzt wird. Wahrscheinlich hast du es sogar angeordnet. Ich will dich nie wieder sehen, Yuno.“ Die Miene des Mädchens veränderte sich und schlug in blanken Hass um. „DU!“ schrie sie und deutete auf Aru. „DAS IST NUR DEINE SCHULD!!! WENN DU DICH NICHT EINGEMISCHT HÄTTEST...DU BIST SCHULD!!“ „Nein, Yuno.“ erwiderte Yukiteru. „Das hast du dir selber zuzuschreiben.“ Yuno versuchte, sich auf den Weißhaarigen zu stürzen, wurde aber von dem Polizisten zurückgehalten. „DAS WERDET IHR BEREUEN!! YUKKI GEHÖRT ZU MIR, HABT IHR VERSTANDEN? NUR ZU MIR!!“ Ohne sie anzusehen, gingen Kosaka, Aru uns Yukiteru weiter und traten hinaus in den strömenden Regen und den peitschenden Wind. Draußen standen nicht nur Polizeiwagen, sondern auch ein Rettungswagen sowie ein silbernes Auto, vor dem Arus Eltern standen. Als sie ihn sah, stürmte Arus Mutter auf diesen zu und umarmte ihn so heftig, dass er fast zu Boden fiel. „Aru! Oh, Aru, du lebst. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“ Dann bemerkte sie die Platzwunde. „Dein Kopf...“ „Es geht mir gut, Mama.“ sagte der Weißhaarige schwach lächelnd. „Ich habe dich vermisst.“ Auch Arus Vater war an die kleine Gruppe herangetreten und schloss ihn nun selbst in die Arme. „Aru...“ „Hallo, Papa.“ Sanft löste der Mann sich von seinem Sohn. „Du siehst nicht gut aus. Bringen wir dich ins Krankenhaus.“ Dann fixierte er den Blick auf Yukiteru. „Woher habt ihr gewusst, wo er ist?“ Eine Antwort blieb dem Braunhaarigen erspart, da in diesem Moment Yuno und ihre finstere Truppe aus der Grabkammer geführt wurden. „Das sind sie wohl. Fast noch Kinder.“ Ein verächtliches Schnauben folgte den Worten. „Euch ist bewusst, dass wir euch mit zur Wache nehmen müssen, oder?“ mischte sich Kosakas Onkel ein. „Wir brauchen eure Aussagen.“ „In Ordnung, wir sind gleich soweit.“ „Ich gehe schon mal vor.“ kam es von Kosaka selbst und er ließ Aru los. Yukiteru ging weiter, wobei er sich noch einmal zu seinem Klassenkameraden umdrehte. Er war sich nicht sicher, doch er hätte schwören können, dass Kosaka ihm zugezwinkert hatte. „Geht es dir wirklich gut?“ fragte er besorgt. „Das wird schon wieder.“ erwiderte der Weißhaarige und lächelte wieder. „Das Ganze tut mir so leid. Nur meinetwegen musstest du so viel durchmachen. Aber ich wusste wirklich nicht, dass...“ „Du musst dich nicht entschuldigen.“ unterbrach Aru seine Tirade. Er wirkte, als wollte er noch mehr sagen, doch stattdessen wurde er rot und senkte den Blick. Am Krankenwagen standen eine Frau und ein Mann, die Yukiteru seine Last abnahmen und sich um die Platzwunde kümmerten, die auf Arus Stirn zu erkennen war. „Amano-kun.“ Die Mutter des Weißhaarigen hatte sich Yukiteru genähert. Bevor er wusste, wie ihm geschah, umarmte sie ihn und er roch ihr Parfüm. „Danke. Danke, dass du mir meinen Sohn wiedergebracht hast.“ „Gern geschehen...“ stammelte Yukiteru und sie ließ ihn los, bevor sie sich nun Kosaka widmete. „Ich muss mich auch bei dir bedanken.“ kam es von Aru und er umschloss eine Hand des Braunhaarigen mit seinen eigenen. Als hätte es nur darauf gewartet, spielte dessen Herz wieder komplett verrückt. „D-das ist wirklich n-nicht nötig...“ stotterte er. „Es stimmt aber. Wenn ich wieder völlig gesund bin, musst du mir alles erzählen. Versprich es, ja?“ „Von m-mir aus.“ Aru zog seine Hände zurück und kletterte in das Innere des Rettungswagens. Das Auto setzte sich in Bewegung. Yukiteru sah ihm nach, bis um eine Kurve fuhr und aus seinem Blickfeld verschwand. Dann erst stieg er selbst in ein Polizeiauto und fuhr mit den anderen zur Wache, wo er lang und breit alles erzählen musste, was seit Arus Verschwinden passiert war. Er beschränkte sich auf das Wesentliche, was niemanden wirklich zu stören schien. Dann erst wurde ihm gestattet, nach Hause zurückzukehren. Inzwischen war es früher Abend. Immer noch schüttete es wie aus Eimern, Blitze durchzogen den Himmel und der Donner war teilweise so heftig, dass er den Boden erzittern ließ. Müde und durchnässt fiel er auf sein Bett und versuchte, seinen Kopf wenigstens ein bisschen frei zu bekommen. Als ihm klar wurde, dass das keinen Sinn hatte, stand er wieder auf und gönnte sich eine lange, heiße Dusche. Danach ging es ihm zu mindestens ein klein wenig besser. Schlaf fand er trotzdem keinen, als hätte das Wasser seine Müdigkeit völlig aufgelöst. Als schließlich die Sonne aufging, vergrub er sein Gesicht in den Kissen, erhob sich grummelnd und machte sich für die Schule fertig, wo er überhaupt nicht aufpasste. Er wollte nur noch in Ruhe gelassen werden, um nachdenken zu können. Bevor er nach dem Unterricht heimging, beschloss er, bei Aru vorbeizuschauen, um zu sehen, wie es ihm ging. Offenbar hatte der Weißhaarige seine Entführung ganz gut verkraftet, denn er schlief tief und fest, als Yukiteru das Zimmer betrat. Leise setze er sich neben den Patienten und blickte auf ihn herab. Ein Verband war um Arus Kopf gewickelt und die ruinierte Kleidung, die er getragen hatte, war gegen ein sauberes, weißes Krankenhaushemd getauscht worden. Er wirkte friedlich und entspannt. Sofort kamen wieder Schuldgefühle in dem Braunhaarigen hoch. Unbewusst war nun er es, der eine Hand von Aru nahm und seine eigenen darum legte. Tränen stiegen ihm in die Augen und flossen ungehindert über seine Wangen. „Bitte verzeih mir...“ flüsterte er erstickt und gab sich nun völlig seiner Trauer hin. Als der schlimmste Weinkrampf vorbei war, kehrte nun die Müdigkeit zurück und er schlief ein, wobei er Arus Hand nicht losließ. Erst als eine Stimme leise seinen Namen rief, wurde er wach und hob den Kopf. Warme, rubinrote Augen erwiderten seinen Blick und er zuckte zusammen und ließ Arus Hand sofort los. „Wie spät ist es?“ murmelte er und rieb sich die Augen. „Kurz vor fünf.“ „Und...wie lange bist du schon wach?“ „Etwa eineinhalb Stunden. Ich hätte dich wecken sollen, aber ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht.“ „Tut mir leid. Ich sollte dann auch langsam mal los. Du willst bestimmt deine Ruhe haben.“ Doch bevor Yukiteru auch nur einen Schritt gemacht hatte, hielt der andere ihn zurück. „Warte noch, Yukiteru-kun.“ Er drehte sich um. „Ja?“ „Meine Gefühle zu dir haben sich durch diese ganze Geschichte nicht geändert. Ich liebe dich immer noch. Besteht auch nur die geringste Möglichkeit, dass du für mich doch dasselbe empfindest?“ Diesmal war der Stich, der Yukiterus Herz durchfuhr, noch schmerzhafter als je zuvor. „Ich...ich glaube, wir sollten nur Freunde sein.“ brachte er dann hervor und flüchtete regelrecht aus dem Raum, nicht in der Lage, Aru noch einmal anzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)