I want to fly for you von Tales_ ================================================================================ Kapitel 1: I want to fly for you -------------------------------- Zittrig atmete der junge Mann ein und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Nervös dribbelten seine Finger auf den Armlehnen. Ein entnervtes Seufzen verließ seine Lippen und zögernd öffneten sich braune Augen. Stur sah er auf den Sitz vor ihm und versuchte sich zu beruhigen. Was jedoch überhaupt nicht gelingen wollte. Seine Hände schwitzen vor Aufregung und er musste sich mit aller Kraft dazu zwingen ruhig sitzen zu bleiben. Es war ja nicht so als wäre es heute das erste Mal. Trotzdem beherrschte ihn die Angst. Sogar noch schlimmer als die letzten beide Male. Es störte ihn, dass er seine Angst nicht unterdrücken konnte. Es war gerade zu lächerlich. So aufgewühlt und beherrscht von Furcht war er noch nie. Vielleicht lag es daran, dass er dieses Mal alleine flog. Kein bekanntes Gesicht das ihn ablenkte oder sagte dass alles gut war. Er dachte zurück an das letzte Mal und sofort tauchte ein Bild von einer bestimmten Person in seinem Bewusstsein auf. Schwer schluckte der junge Mann den Kloss in seinem Hals runter. Zu der Angst gesellte sich nun ein weiteres Gefühl, welches ihn durchströmte. Unwillkürlich musste er nun doch lächeln, als er daran dachte was ihn bald erwarten würde. Ihm wurde warm, bei dem Gedanken bald wieder bei ihm zu sein. Zu lange war es her, dass sie sich gesehen hatten. Kurz huschten seine Augen zu der Uhr an seinem Handgelenk. Zufrieden seufzte er auf, als er sah dass es nicht mehr lange dauern würde, bis diese Tortur vorbei war. Bald würden sie landen und er konnte diese Höllenmaschine verlassen. Und dann. Dann würde er ihn endlich wieder sehen und in die Arme schließen können. Freudig schloss der Braunhaarige seine Augen, bei erden Gedanken wie ihr wiedersehen aussehen würde. In den letzten vier Monaten hatte sich so viel verändert zwischen ihnen. Und das Obwohl sie sich überhaupt nicht gesehen hatten! Ihre Kommunikation bestand ausschließlich nur aus Telefonieren. Dafür aber täglich und nicht zu kurz. Er hatte das Gefühl genau zu wissen was in seiner Heimat passierte. Genau so wusste er jedes einzelne Detail, was der andere tat. Leicht musste er kichern als er daran dachte wie dumm sie beide doch waren. Bevor er dieses Jobangebot in Deutschland angenommen hatte, waren sie die besten Freunde gewesen. Unzertrennlich klebten sie täglich aneinander. Doch musste er erst das Land verlassen, damit sie Dummköpfe darauf kamen, was wirklich zwischen ihnen war. Klar wusste er von vornherein dass der andere ihm fehlen würde, umgekehrt war das genauso. Doch das was er gefühlt hatte, seit ihrer Trennung war weitaus mehr als das einfach Vermissen eines sehr guten Freundes. Es dauerte ein bisschen, bis er kapiert hatte das er ihn liebte. Beinahe war es lächerlich dass es ihm nicht vorher aufgefallen war. Doch sein Blonder Freund war genauso blind wie er selbst. Seit einem Monat wusste er nun dass er ihn liebte. Eigentlich störte ihn die Tatsache gar nicht das er einen Mann liebte. Trotzdem wusste er nicht wie sein Freund damit umgehen würde. Daher wartete er erst einmal ab. Gestern Morgen, bei ihrem täglichen Telefonat erhielt er dann eine Antwort ohne die Frage gestellt haben zu müssen. Sie beide fühlten genau das gleiche! In seinem Bauch flogen Schmetterlinge als er die schönsten Worte seines Lebens in seinem Kopf erklingen hörte. „Ich liebe dich“ Zufrieden seufzte der junge Mann und er freute sich einfach tierisch auf seine Ankunft. Es sollte eine Überraschung sein. Sofort nach ihrem Gespräch war er zu seinem Fußballverein gefahren und hatte gekündigt. In Japan hatte er schon mehrere Jobangebote bekommen und wusste dass er dort sofort wieder unter Vertrag genommen würde. Zwar war das hier der beste Verein für ihn gewesen. Doch für ihn zählte es nicht mehr. Er wollte bei ihm sein. Jetzt mehr denn je. Ein bisschen was galt es noch zu erledigen, seiner Wohnung betreffend. Doch das hatte er schnell erledigt. Dann tat er etwas, was er sonst nie tun würde. Er kaufte sich ein Flugticket. Normalerweise würde er niemals alleine in ein Flugzeug steigen. Er hatte tierische Angst vor diesen Dingern. Deshalb hatte ihn auch sein Freund vor ein paar Monaten hier her begleitet. In Begleitung konnte er es eher aushalten. Da nahm seine Angst nicht überhand. Doch alleine sah das schon ganz anders aus. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und zuckte erschrocken zusammen. Mit großen Augen sah er zu der Flugbegleiterin, welche ihn freundlich anlächelte. „Entschuldigen Sie bitte, aber Sie müssen den Sicherheitsgurt anlegen. Wir befinden uns im Landeanflug“, erklärte sie ihm. Sofort nickte er und schloss eilends den Gurt. Erst dann verschwand die Frau. Mit einem Mal war seine Angst wieder da. Sie schlug ihm wie ins Gesicht und er verkrampfte seine Hände in die Lehnen. Seine Augen schlossen sich automatisch und horchte angespannt in die Dunkelheit. Langsam aber sicher merkte er wie das Flugzeug sich dem Boden näherte. Sie waren immer noch schnell wie er fand, doch schob er den Gedanken von sich. Sekunden vergingen. Die Menschen um ihn herum, redeten und lachten weiter wie bisher. Keiner schien sich zu fürchten so wie er. Zumindest glaubte er das, als er seinen Mitmenschen ein bisschen zuhörte. Mit einem Ruck spürte er das Flugzeug auf der Erde angekommen. Erleichtert atmete er auf und wollte sich gerade entspannen. Plötzlich merkte er dass sie tatsächlich noch sehr schnell waren. Sie schossen geradezu über die Landebahn. Entsetzt riss er die Augen auf und schaute aus dem Fenster. Schnell rasten Gebäude und andere Dinge an ihnen vorbei und bestätigten was er vermutetet hatte. Panik breitete sich in seinem Körper aus. Panisch schaute er sich um und merkte dass es seine Mitmenschen es nun wie ihm erging. Plötzlich ruckelte das Flugzeug heftig und raste unter großen Erschütterungen weiter. Keine Zeit blieb ihm verstehen was da passierte. Keine Zeit um irgendwas zu tun. Ein ohrenbetäubender Knall. Und er spürte nur noch wie er nach vorne geworfen wurde. Dann war alles schwarz. --- Kabel hingen von der Decke. Verbogene, auseinander gerissene Mettalteile. Verwirrt blickte der Braunhaarige Mann dieses Bild vor seinen Augen an. Dröhnende Kopfschmerzen waren das erste das er fühlte. Er wusste weder wo er war, noch was passiert war. Durcheinander hob er den rechten Arm um ihn an den Kopf zu legen. Erschrocken hielt er inne als er in sein Blickfeld kam. Sein Arm war total verdeckt und mit Blut beschmiert. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er seine Hand, konnte aber keine Verletzung daran finden. Vielleicht war es gar nicht sein Blut… Langsam sickerten die Erinnerungen zurück in sein Bewusstsein. Erschrocken versuchte sich der Braunhaarige aufzurichten, was ihm halbwegs gelang. Sein ganzer Körper schmerzte und mit einem Mal spürte er ein fürchterliches Stechen in seinem Bein. Sofort wanderten seine Augen zu seinem Fuß und sah dort eine große Wunde unterhalb seines Knies. Es blutete stark und tat höllisch weh. Panik breitete sich in ihm aus. Er hatte Angst hier zu verbluten. Er wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Blaue Augen tauchten vor seinem inneren Auge auf und mahnten ihn geradezu ruhig zu bleiben. Schwer schluckte der junge Mann seine Angst hinunter. Er dachte nur daran, dass er seine Liebe wieder sehen wollte. Er wollte nicht dass es jetzt endete, bevor es richtig begonnen hatte. Er riss sich zusammen und schälte sich aus seiner Jacke. Mit zitternden Händen legte er sie unter sein Bein und versuchte sie so fest wie möglich um die Wunde zu binden. Angespannt biss er sich auf die Lippen, als die Schmerzen bei dieser Aktion noch schlimmer wurden. Trotzdem fixierte er die Jacke so gut es ging. Ihm wurde schwindelig. Vermutlich wegen dem Blutverlust. Das Dröhnen in seinem Kopf wurde stärker. Trotzdem zwang er sich bei Bewusstsein zu bleiben und musterte seine Umgebung. Er konnte nicht fassen dass dies ein Flugzeug sein sollte, wo er war. Kaum etwas erinnerte daran. Die Gesamte Nase der Maschine war verschwunden. Überall lagen Einzelteile herum, die Sitze waren aus der Verankerung herausgerissen und lagen total verstreut und halb zersört. Vereinzelt konnte er auch eine Person sehen. Eine Hand oder Fuß, was aus den Trümmern ragte. Doch keiner schien mehr am Leben zu sein. Nur langsam sickerte diese Erkenntnis durch sein Hirn und dennoch konnte er es nicht begreifen. Das einzige was für ihn noch zählte, war das er hier raus musste. Er durfte hier nicht ohnmächtig werden. Man musste ihn finden bevor er verblutete. Plötzlich erfassten sine Augen ein Loch in der Flugzeugwand. Licht drang durch jenes ins Flugzeuginnere. Es war nicht weg und groß genug für ihn, zum durchkriechen. Ohne weiter darüber nachzudenken kroch er auf die Öffnung zu. Sein verletztes Bein ließ er einfach ruhig auf dem Boden liegen. Stattdessen versuchte er sich mit seinen Händen und dem gesunden Bein vorwärts zu bewegen. Ein qualvolles Stöhnen verließ seine Lippen. Sein Körper wollte nicht mehr weiter und sein Bein tat bei jeder Bewegung weh. Ihm war so schwindelig, die Sicht verschwamm ihm vor seinen Augen. Trotzdem schaffte er es irgendwie weiter. Nur langsam näherte er sich der Öffnung und endlich erreichte er sie. Er wollte nur noch ein bisschen aus dem Frack rauskommen. Doch plötzlich spürte er wie er flog. Unsanft landete der junge Mann auf dem Bauch. Seine Hände schmerzten, sein Bein brannte fürchterlich. Das Dröhnen in seinem Kopf wurde noch stärker und er spürte, das er nicht mehr lange bei Bewusstsein sein würde. Erschöpft blieb er einfach so liegen und dachte an seinem Geliebten. Sirenen hallten über die Unglücksstelle. Krankenwägen nährten sich rasant. Ebenso die Feuerwehr. Doch der Braunhaarige bekam von alledem nichts mehr mit. Seine letzten Gedanken galten seinem Freund, bevor in tiefe Bewusstlosigkeit fiel. --- Das erste was er hörte, war ein leises Summen. Seine Gedanken waren wirr und er konnte nicht einordnen was er da hörte. Sein Kopf tat weh. Eigentlich tat ihm alles weh. Und er wusste nicht wieso das so war. Er versuchte seine Augen zu öffnen. Doch diese wollten ihm nicht gehorchen. Sie waren zu schwer. Ein einmal hörte das Summen auf und er spürte wie seine Hand genommen wurde. „Taichi“, hauchte eine Stimmte sanft. Wieder versuchte er seine Augen zu öffnen und hatte dieses Mal Erfolg. Blinzelnd öffneten sich seine Augen und gewöhnten sich nur langsam an die helle Umgebung. Und dann sah er sie. Die Blauen Augen die er so sehr liebte. Diese blonden Haare, das hübsche Gesicht unweit von seinem entfernt. Er wollte etwas sagen, doch blieben ihm die Worte ihm Hals stecken, als er die Tränen sah die über die blassen Wangen seines Gegenübers rollten. Es verwirrte ihn den anderen Weinen zu sehen. „Taichi, ich bin so froh das du lebst“, hauchte die zarte Stimmte, welche er vor wenigen Minuten noch Summen gehört hatte. Durcheinander legte er den Kopf schief und sah seinem Liebsten an. Wieso sollte er nicht mehr Leben? Sein Blonder Freund sah dies und rückte ein wenig von ihm ab. Setzte sich auf einem Stuhl neben dem Bett, in welchen er lag. Sofort wurde seine Hand in zwei warme weiche Hände genommen. Der Braunhaarige hatte nun die Möglichkeit sich in dem Raum umzusehen indem er war. Offenkundig ein Krankenhaus. Aber wieso war er hier? Sein Hirn wusste im Moment keine Antwort darauf. Dann blieben seine Augen an seinem linken Bein hängen. Es war komplett eingegipst, verbunden und lag in einer Schlaufe drin. Irritiert starrte er den Verband an, nur langsam drängten sich Bilder in sein Bewusstsein zurück. „Dein Flugzeug ist über die Landebahn geschossen“, murmelte Yamato leise. Sofort riss der Braunhaarige seine Augen von seinem Bein los und sah in die traurigen blauen Augen. Und er erinnerte sich wieder daran. Sie waren gelandet und viel zu schnell gewesen. Dann dieser Knall und… Tränen traten in seine Augen er sich daran erinnerte wie viel Angst er gehabt hatte, seine Liebe nie wieder zu sehen. Er spürte seine eigene Verzweiflung wieder so präsent, als wäre er noch in dem zerstörten Flugzeug. Er sah überall tote Menschen die weniger Glück hatten wie er. Fast wäre er einer von ihnen gewesen, das wurde ihm sofort bewusst. Ein Zittern durchlief seinen Körper und die Tränen bahnten sich nun einen Weg über sein Gesicht. Plötzlich spürte er eine Sanfte Berührung an der Schulter. Blaue, wässrige Augen drängten sich in sein Sichtfeld. Angst, Erleichterung und Liebe konnte der Braunhaarige in ihnen lesen. Dann wurde er vorsichtig in eine sanfte Umarmung gezogen. Sofort drückte er sich an den warmen Körper und ließ seinen Tränen freien Lauf. Panisch schmiegte er sich an ihn und krallte sich in dessen Pullover fest. Er spürte ein sanftes Streicheln an seinem Rücken und drückte sich noch mehr an den anderen. Seine Gefühle spielten verrückt. Er war gefangen in Angst, Trauer und ein wenig Freude darüber, endlich bei dem andern zu sein. Fest drückte er sein Gesicht in den Nacken seines Gegenübers und amtete tief dessen Geruch ein. Nur langsam versiegten seine Tränen. Es dauerte sehr lange bis er sich beruhigen konnte. Erschöpfung breitete sich in ihm aus und legte sich wie einem Schleier um ihn. Immer noch waren die Bilder vergangener Stunden in seinem Kopf. Er wusste sie waren für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Es würde dauern bis er es verarbeitet hatte. Langsam löste sich der Braunhaarige von seinem Freund lehnte sich erschöpft zurück ins Bett. Seine Hand taste nach der des Blonden und sofort wurde selbige sanft festgehalten. Die Wärme die von dem anderen ausging beruhigte ihn irgendwie und ohne weiter darüber nachzudenken formulierte sein Mund eine Frage. „Kannst du dich bitte zu mir legen?“ Sofort erschien ein sanftes Lächeln in Yamatos Gesicht, als er diese Bitte vernahm. Ohne zu zögern legte er sich zu dem erschöpften Braunhaarigen, vorsichtig bedacht ihm nicht weg zu tun. Zufrieden lehnte Taichi sich an ihn und schloss die Augen. Die Müdigkeit überfiel ihn immer mehr und er konnte und wollte nicht mehr gegen sie ankämpfen. Ein Jahr später: Seufzend sah ein Braunhaariger Mann auf den kalten Stein vor sich. Sofort spürte er wie seine Hand von einer anderen umschlossen wurde. Kurz wandte er den Blick von dem Grund seines Besuches und schaute den Menschen neben sich an. Der Blondhaarige lächelte ihm aufmunternd zu und rang ihm somit selbst ein kleines schmunzeln ab. Yamato war immer für ihn da und brachte ihn zum lächeln ihn auf wen er es brauchte. Er lenkte ihn ab, wen er in seinen Erinnerungen versank und munterte ihn auf wann immer er es konnte. Es tat ihm gut den Blonden Mann um sich zu haben und er liebte ihn mit jedem Tag mehr. Seufzend wandte er sich nochmals dem Gedenkstein zu, der vor seinen Füßen stand. Es war eine schöne Geste seitens der Besitzer der Fluggesellschaft, einen solchen zu errichten. Er gedachte Flug 346 und deren 175 Passagieren von denen nur 10 Überlebten, als die Maschine über die Landebahn hinausschoss und schließlich von einer Betonmauer gestoppt wurde. Es gab keinen Tag, an dem er nicht dankbar war es überlebt zu haben. Er war froh noch am Leben zu sein. Auch wenn sein Bein wohl niemals richtig verheilen würde und somit seine eigentlich beginnende Karriere als Profifußballer vorbei war. Immerhin war er am Leben und durfte mit dem Menschen zusammen sein, den er liebte. Wieder schaute er den jungen Mann neben sich an, wie er gedankenverloren auf den Stein schaute. Wie immer hatte er Schmetterlinge im Bauch, wen er ihn nur ansah. Und eines wusste er genau. Hätte er damals nicht ausschließlich daran gedacht, noch einmal in diese wunderschönen Augen sehen zu dürfen. Hätte er vermutlich nicht die Kraft gefunden sich aus dem Frack zu befreien. In gewisser Weise hatte Yamato ihm das Leben gerettet. Und das nicht an diesen einen Tag, sondern auch an jedem anderen, wo er ihn auffing. Zwar werden die Erlebnisse immer in seinem Gedächtnis bleiben, aber er würde diese zweite Chance nicht verschenken, die er bekommen hatte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)