To get back to normal von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1: Klavier - Willkommen im Irrenhaus! -------------------------------------------------------- kursiv = Träume bzw. in Klaviers Fall wenn er Kristoph sieht ____________________________________________________________________________________________________________________________ …Die Seele, beziehungsweise das Seelenstück in uns, Gibt nie auf, sucht ewig weiter. Um sich zu heilen, sucht sie nach ihrem zweiten Part. Denn um die Seele auch im schlimmsten Fall noch zu heilen, Braucht sie ihren zweiten Part. Auch wenn er für die Gefäße, heißt die Menschen, Nicht immer offensichtlich ist. Die Seele erkennt es, wenn sie ihrem zweiten Stück gegenübersteht… ____________________________________________________________________________________________________________________________ Ein Auto mit abgedunkelten Scheiben brachte mich zu meinem neuen…“zu Hause“, wie sie es genannt hatten. Eine Woche hatten sie mich irgendwo in eine dunkle Zelle gesteckt gehabt, in der ich allein gewesen war, bis auf die paar Ärzte und Pfleger die ab und zu vorbei kamen, um mir zu essen zu bringen, beziehungsweise nach meinen Armen zu schauen. Immer noch hallten mir Daryans Worte im Kopf nach. “Das ist zu deinem eigenen Besten, Klav.“ Zu meinem eigenen Besten? Der wollte mich doch auch nur loswerden. Er wollte sich nicht um mich kümmern müssen. Mich, den missratenen, kleinen Jungen, der nichts ohne seine Familie schafft. Sie alle wollen mich doch bloß loswerden. Ich hasse sie alle…alle die sagen sie wollen mir was Gutes tun. Dann hätten sie mich einfach in meinem Zimmer verrotten lassen sollen, ich bin doch sowieso nichts wert. Langsam hob ich meinen Blick, als einer dieser…Mistkerle mich ansprach. Als er meinen Blick sah, fing er an zu lachen, als wäre ich ein Verrückter, über den man sich lustig machen kann. Ich senkte meinen Blick wieder. Das musste ich mir wirklich nicht geben. Ich hätte Daryan nie vertrauen dürfen, diesem Verräter. Ich hätte ihm nicht sagen dürfen, wo ich hinging, nachdem ich aus dem Krankenhaus ausgebrochen war. Aber ich hatte ihm vertraut und jetzt merkte ich, woran ich bei ihm war. Als das Auto anhielt, sah ich erneut auf. Was hatten sie jetzt vor? Mich foltern? Mich quälen? Sie öffneten die Tür und zerrten mich heraus. Sie hatten mich gefesselt, damit ich mich nicht wehren konnte, aber das brachte mich nur noch mehr in Rage. Die beiden Männer schubsten mich vor sich her, lachten, machten Witze auf meine Kosten. Ich hasse sie… Vor mir erstreckte sich ein großer Gebäudekomplex, ich konnte nicht genau erkennen, wie viele Gebäude es waren. Sie schubsten mich immer weiter zu dem großen Gebäude vor mir, lachten über mich, wenn ich stolperte, rissen mich wieder hoch, wenn ich am Boden lag. Ich hasse sie! Drinnen stand ein Mann mit weißem Kittel, darunter hatte er schwarze Sachen an und hatte schwarze Haare, mit einem weißen Teil im Pony. Er sah wütend aus, sah mich wütend an, wollte mich auch nicht hierhaben, wollte dass ich verschwinde. Er war, wie alle anderen, alle anderen Menschen. Er kam näher, immer noch wütend. Würde er mich schlagen? Den Männern sagen sie sollen mich wieder mitnehmen? Ja, das würde er tun! Er war nicht anders! ICH HASSE SIE! „Warum hat er so ein Ding an?“, fragte er wütend. Was? War er nicht wütend auf mich? Er war wütend auf die Männer, die mich gefesselt hatten. Aber warum? Mussten sie mich denn nicht fesseln? Mussten sie das nicht, damit ich nicht entkommen kann, wenn sie mich foltern werden? Die Männer begannen rum zu drucksen, lachten nicht mehr, nannte mich verrückt, woraufhin sich der Blick des Mannes vor mir verfinsterte. “Macht ihn sofort los. Und nehmt noch einmal solche Wörter in den Mund und ihr werdet mein Katana am eigenen Leibe spüren.“, befahl er ihnen. Sofort machten die Männer mich los und sagten von da an nichts mehr. Nun wandte der Mann sich an mich. Zwar lockerte sein Blick sich ein wenig, doch freundlicher wirkte er trotzdem nicht. “Mein Name ist Simon Blackquill, für Sie Doktor Blackquill. Ich bin Ihr behandelnder Therapeut, Mr. Gavin.“, erklärte er ruhig. Therapeut? Wo…wo bin ich hier? “Folgen Sie mir bitte.“, sagte er ruhig, jedoch klang es eher nach einem Befehl. Ich zögerte. Warum sagt er, er sei mein Therapeut? Ich brauche keinen Therapeut, glauben die ich bin irre? “Sie wollen dich einsperren, für immer wegsperren, damit du nie wieder das Licht der Welt sehen kannst. Lauf weg Klavier!“ Kristoph? Sofort sah ich mich um und erblickte ihn ein wenig hinter mir. Er streckte eine Hand zu mir aus und bedeutete mir, dass ich mit ihm gehen solle. Endlich war er gekommen, um mich abzuholen. Endlich konnte ich hier weg. Er kommt mir helfen. Ich wollte zu ihm laufen, doch davon wurde ich abgehalten. Als ich nach hinten sah, sah ich in das Gesicht von diesem Doktor, der mich wütend ansah…Er war doch wie die anderen, er wollten mir nicht helfen, niemand würde mir helfen. “Ich sagte Sie sollen mir folgen, nicht vor mir weglaufen.“, merkte er ruhig an. Die beiden Männer redeten auf ihn ein, sagten ihm, deswegen hätten sie mich gefesselt, doch er brachte sie mit einem wütenden Blick zum Schweigen. Seine Hand blieb an meinem Arm, doch er zog mich nicht. Er sah mich ruhig an und wartete, dass ich mich selbstständig weiter zu ihm bewegte. Doch hinter ihm sah ich wieder Kristoph, welcher nur den Kopf schüttelte. “Glaub ihnen kein Wort. Sie wollen die alle schaden!“ Ich sah vielleicht gerade mal ein paar Sekunden zu Kristoph, da schien er es zu bemerken und zwang sich in mein Blickfeld. “Sehen Sie mich an.“, befahl er ruhig. Eine Weile lang starrte er mich nur an, ohne auch nur ein Wort zu sagen, doch es beruhigte mich. Dann ließ er meinen Arm los und ging voraus. Meine Beine bewegten sich wie von selbst, obwohl ich ihnen zuschrie, dass es nicht ginge, das ich nicht darf. Zögernd folgte ich ihm, die beiden anderen Männer, die ich schon fast vergessen hatte, hinter mir, damit ich nicht noch einmal weglaufen kann. Wir gingen einen langen Flur entlang, bis der Doktor irgendwann vor einer Tür stehenblieb. Er sah zu den Männern und sagte ihnen, dass sie gehen könnten. Dann öffnete mir die Tür und bedeutete mir, dass ich zuerst eintreten solle. Langsam, vorsichtig, immer ein Auge auf ihn, ging ich in das Zimmer. Es war einfach eingerichtet. Es gab ein Bett, einen Schrank für Kleidung und einen Tisch, alles in weiß. Dann waren da zwei Fenster, mit schwer aussehenden Vorhängen, welche aber beide zu waren. “Das ist Ihr Zimmer, während Ihres Aufenthaltes hier. Die Fenster können nur angekippt werden und bei Nacht liegt es an Ihnen, ob Sie die Fenster zu oder auf lassen, und ob Sie die Vorhänge auf oder zu lassen. Für den Moment bitte ich Sie hier zu bleiben, da es in weniger Zeit Mittag geben wird. Dann wird entweder einer der Pfleger oder Schwester, oder ein Therapeut Sie abholen kommen. Danach wird man Ihnen das Gebäude zeigen und dann werde ich die Dokumente, die Sie aus zu füllen haben, mit Ihnen Durchsprechen.“, erklärte er genervt und ging. Vorsichtig setzte ich mich auf das Bett. Hier…muss ich bleiben? Warum? “Weil sie dich für verrückt halten, Klavier. Sie wollen dir Schaden, du musst fliehen. Du musst zu mir kommen Klavier.“ Da war sie wieder…Kristophs Stimme. Er stand bei der Tür und sah mich direkt an. “Kristoph? Bist du das wirklich?“, fragte ich leise. Er nickte und lächelte mich an. Dann kam er auf mich zu und veränderte sich dabei. Blut…überall an ihm war Blut. “Du musst dich beeilen Klavier, sonst werden sie dir schlimme Dinge antun.“ Wieder war dieser Unfall vor meinen Augen, egal was ich machte. Ich spürte wie meine Atmung sich beschleunigte. Hört auf, es tut weh. Es tut weh, ich will nicht. Um den Schmerz zu überwinden, der so unerträglich schien, tat ich das einzige was half. Ich krempelte die Ärmel von meinem Long Shirt hoch und machte mich daran die Verbände an meinen Armen abzubekommen. Ich kratzte daran, wie wild und versuchte sie los zu werden. Als die Verbände endlich ab waren kratzte ich die Wunden auf und erst als das Blut meine Arme runterfloss schien ich mich zu beruhigen. Ich hatte nicht bemerkt, wie ich angefangen hatte zu schreien und hörte erst jetzt die Schritte, die sich auf mich zu bewegten. In Rekordzeit war ein junger Mann durch die Tür getreten, welcher ebenfalls einen weißen Kittel anhatte. Er trug jedoch blaue Kleidung darunter und sah mich besorgt an. Er rief ein paar Worte in den Gang und kam dann langsam auf mich zu. Als er vor mir angekommen war hockte er sich hin. “Du bist unser Neuzugang, Klavier Gavin, richtig? Es ist doch ok, wenn ich ‘du‘ sage oder?“, fragte er ruhig. Er sprach langsam, wie mit einem kleinen Kind, aber dennoch merkte ich, dass er mich respektierte…irgendwie. Ich nickte auf seine Fragen einfach nur. Es kam kurz eine junge Frau mit schwarzen Haaren, haben hier eigentlich alle Angestellten schwarze Haare, herein und gab dem Mann etwas. Er fing an meine Arme zu säubern und legte einen frischen Verband an. Dabei sprach er ruhig mit mir. “Mein Name ist Phoenix Wright, oder eher Doktor Wright. Ich arbeite hier, du bist aber Doktor Blackquills Patient, richtig?“, endete er erneut mit einer Frage und sah zu mir hoch. Erneut nickte ich. “Ich nehme dich trotzdem dann erstmal mit in den Speisesaal, zum Essen. Danach zeigt dir Doktor Blackquill den Rest von dem Gebäude.“, erklärte er ruhig. Er hatte mich so sehr abgelenkt, dass ich nicht gemerkt hatte, dass er mit meinen Armen fertig geworden war und mir nun langsam beim Aufstehen half. Er war komplett anders als der andere Doktor…Doktor Blackquill. Doch man sah ihm an, dass irgendwas ihm Sorgen machte. Zumindest in den Momenten, in denen er mich nicht ansah. Dann ging er langsam voraus, aus dem Zimmer und ich folgte ihm. Bevor er eine bestimmte Richtung einschlug wechselte er noch ein paar Worte mit der Schwester die vorhin kurz in das Zimmer gekommen war und ging dann weiter. Ich folgte ihm, bis wir in einem großen Raum angekommen waren, wo viele andere Menschen versammelt waren. Doktor Wright sah nachdenklich zu mir. “Wo setzen wir dich denn am Besten hin. Wünsche?“, fragte er ruhig und lächelte. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und richtete meinen Blick nach unten. Beim Anblick von so vielen Menschen wurde mir fast schlecht. Das schlimmste war, dass ich überall die Gesichter meiner Familie wieder zu erkennen schien. “Na dann komm mit, ich weiß schon wo ich dich hinsetzte.“, sagte er gut gelaunt und ging los. Auf jedem der Tische waren Teller, Gläser und Besteck schon bereitgelegt, immer so viel, dass jeder Tisch voll besetzt werden konnte. Sogar etwas zu trinken stand auf dem Tisch. Als wir bei einem Tisch, wo nur ein Junge mit braunen Haaren und einer…etwas eigenartigen Frisur saß, blieb Doktor Wright stehen. “Hier wären wir. Apollo, du nimmst unseren Neuzugang doch bestimmt auf, oder? Er heißt Klavier Gavin und ist ein wenig still, aber das bist du ja auch.“ Doktor Wright redete auf den Kleinen ein, welcher leicht erschrocken zu mir und dann zu ihm sah. Er nickte einfach nur, weswegen ich mich gegenüber von ihm hinsetzte. “Sag mal wo ist den Miles, ich hatte dich doch nach dem Frühstück gebeten, mit ihm zusammen zum Mittag zu kommen.“. fragte Doktor Wright den Jungen ruhig. Dieser senkte nun den Blick und ließ seine Schultern hängen. “Ich hab ihn überall gesucht, aber nirgends gefunden. Na ja…sein Zimmer…war abgeschlossen. Und…ich weiß n-nicht, vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet, a-aber ich glaube vorhin Schreie dort gehört zu haben.“, erklärte er ruhig und wurde immer leiser gegen Ende. Ich sah leicht auf und sah zu Doktor Wright. Seine Stirn zog sich in Falten, sein Lächeln war nun nur noch gezwungen. Wortlos richtete er sich auf, ich hatte gar nicht richtig bemerkt, wie er sich runtergebeugt hatte, um mit dem Jungen zu reden. Er warf noch einen Blick zu mir und lächelte mich an. “Apollo erklärt dir bestimmt wie es hier langgeht. Keine Angst er ist nur ein wenig schüchtern.“, sagte er ruhig. Dann ging er schnellen Schrittes weg. Ich richtete meinen Blick sich auf den Kleinen vor mir, Apollo… Er sah mich mit scheuem Blick an, Tränen glitzerten in seinen Augen. Bei genauerem Hinsehen hatte er zwei spitze Strähnen die nach oben standen, als ob er sie so gestylt hätte, der Rest seiner Haare war nach hinten gestylt. Er hatte eine recht hohe Stirn, welche aber nicht fehl am Platz wirkte, eher niedlich an ihm und er hatte die schönsten Rehbraunen Augen die ich je gesehen hatte. Als ich genauer über meine Gedankengänge nachdachte ohrfeigte ich mich innerlich dafür und sah nach unten. Ich will mich mit niemandem hier gut verstehen, ich muss zu Kristoph! Da fiel mein Blick auf das Messer vor mir und eigentlich wäre es ja so einfach… “Ich mag dich…du siehst normal aus. Alle anderen sind komisch…außer Miles und Doktor Wright, die sind lieb und Athena manchmal, aber der Rest hier ist komisch und sie machen mir Angst.“, hörte ich eine leise Stimme mir gegenüber sagen. Das brachte mich komplett aus dem Konzept, ich wusste nicht warum, doch ich wusste, dass es mich irgendwie auch beruhigte. Ich sah auf und merkte, dass er jetzt nach unten sah. Das Messer war für den Moment vergessen. “Tut mir leid, jetzt findest du mich komisch, richtig? Aber...“ “Was heißt ich ‘sehe normal aus‘?“, unterbrach ich ihn schnell. Da sah er wieder auf, Überraschung in seinem Blick. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich merkte jetzt erst wie seine pure Anwesenheit mich ruhig machte. Wurde ich deswegen vielleicht zu ihm gesetzt? Hatte er so eine Wirkung auf andere? Nein…das musste an etwas anderem liegen, ansonsten hätte er hier nicht allein gesessen. “Ich sehe Menschen als Monster, jeder um mich herum nimmt so eine Gestalt an, selbst Doktor Wright, doch er ist lieb. So gut wie alle anderen, wollen mir etwas tun, deswegen habe ich Angst. Aber du bist der Erste den ich als Person sehe, glaube ich. Zumindest siehst du menschlich aus.“, erklärte er leise. Überrascht sah ich ihn an? Wie bitte was? Wo zur Hölle war ich hier gelandet? Sein Blick fiel auf meine Arme und dann auf das Messer, das Messer! Das hatte ich komplett vergessen, das war mein Ticket hier raus! “Lass das lieber, zwei Tische hinter uns sitzen die Therapeuten, die Pfleger und die Schwestern. Und wenn die dich bei sowas erwischen, dann wirst du wie ich nachts an dein Bett gefesselt, glaub ich.“, flüsterte er leise. Da erschrak ich. “Du wirst was?“, fragte ich empört. Er lächelte müde und schüttelte den Kopf. Der Kleine war doch vielleicht gerade mal 15 oder so, was für eine Gefahr könnte denn bitte von ihm ausgehen, dass die ihn ans Bett fesseln? Das ist ja schon fast unmenschlich, was die machen. So was dürfen die nicht machen, das ist Beraubung seiner Freiheit. “Er will es so, und er ist 16 Jahre alt. Justice-dono hat sich schon öfter selbst verletzt…nachts.“, sagte eine Stimme hinter mir. Leider hatte ich diese nicht vergessen. Das war der Kerl, der meinte er sei mein Therapeut. Dieser Doktor Blackquill, der mir leicht unsympathisch war. Apollo sah sofort nach unten und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Stimmt er hatte ja erwähnt, dass die Meisten ihm hier Angst machen. Alle außer Doktor Wright, ich und einem Jungen namens Miles und einem Mädchen, zumindest nehme ich das an, namens Athena. Dann war er bestimmt einer von Doktor Wrights Patienten. Ich sah zu Doktor Blackquill hoch und bemerkte, dass seine Gesichtszüge lockerer waren. Er wirkte entspannter, vielleicht war er vorhin auch nur wegen der beiden Männer, die über mich gelacht hatten, genervt gewesen und wollte sich schnellst möglich um sie kümmern. Er hatte eine Hand auf meine Stuhllehne gelegt und sah zu meinen Armen. Hatte Doktor Wright ihm davon erzählt, als er rausgestürmt war. Höchstwahrscheinlich, immerhin muss er sowas, als mein Therapeut, ja wissen. “Ich hoffe, ich muss Ihnen-“ – “Dir…Sie…können mich ruhig duzten.“, murmelte ich leise und sah nach unten. Er räusperte sich kurz und ich hörte ihn seufzen. “Ich hoffe ich muss…dir…jetzt nicht das Messer wegnehmen. Kann ich davon ausgehen, dass…du…dich während des Essens nicht verletzt?“, fragte er ruhig. Er hatte deutliche mehr Schwierigkeiten das ‘du‘ zu benutzen, als Doktor Wright. Doch irgendwie hasste ich es so förmlich behandelt zu werden, besonders von Menschen bei denen ich zu 100 Prozent wusste, dass sie älter waren als ich. Ich nickte und war beruhigt, dass er wegging. “Bist du sein Patient?“, fragte Apollo leise, als Doktor Blackquill außer Hörweite war. Ich nickte nur und sah auf. Jetzt sah er mich so an wie Daryan, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Als wäre ich ein verletztes Tier, das Hilfe bräuchte. Es erinnerte mich an Daryan und machte mich unheimlich wütend. “Guck nicht so, wer lässt sich denn bitte freiwillig an sein Bett fesseln!“, meckerte ich ihn an und sah weg. Irgendwann stand er auf, nahm seinen Teller und reihte sich in eine Schlange ein, die schon da war, seit ich hier reingekommen bin, jedoch war sie nun etwas kürzer. Ich tat es ihm gleich und sah, dass jedes Mal, wenn er mich ansah, während ich zu ihm sah, er sofort ängstlich nach unten schaute. Irgendwie tat es mir da dann leid, dass ich ihn so angefahren hatte. Zu Essen schienen alle eines von drei Gerichten zu bekommen. So wie im Krankenhaus. Ich ließ mir einfach irgendwas auf den Teller tun und ging dann wieder zum Tisch zurück. Das Essen verlief größtenteils ruhig, irgendwie unangenehm. Zu Hause war es immer fröhlich am Esstisch und in meiner Wohnung chaotisch, weil Daryan nie auf mich hören wollte und immer alles vollgesaut hat… “Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Ich hasse es einfach angesehen zu werden, wie ein verletztes Tier…“, murmelte ich leise. “T-tut mir leid…“, sagte Apollo sehr leise. “Was passiert eigentlich mit dem restlichen Geschirr?“, fragte ich und sah zu den anderen Tellern. “Die werden nach dem Essen weggestellt. Wir müssen nur das, was wir benutzen, wegbringen und unsere Plätze mit einem Lappen abwischen. Ich und Miles wechseln uns da immer ab.“, erklärte er ruhig. Dann war es wieder still. Nach dem Essen räumten wie unsere Besteck ab und für einen kurzen Moment überlegte ich, das unbenutzte Messer in meine Hosentasche verschwinden zu lassen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von Doktor Blackquill beobachtet wurde also ließ ich es lieber. Dann erklärte ich mich noch freiwillig bereit den Tisch zu wischen und er ging zu seinem Zimmer, sagte er zumindest. In dem Moment, indem er weg war, war meine Ruhe weg. Gedanken schlichen sich in meinen Kopf, die ansonsten völlig normal für mich sind…zumindest seit sie weg sind. Jeder Mensch in diesem Raum war ein Feind für mich, jemand der mich verletzen wollte, der mir schaden wollte. Ich vermied es Menschen an zu sehen und ging einen weiten Bogen um sie. Sie wollten mich hier nicht. Ich hätte doch das Messer nehmen sollen. Als ich fertig war und den Raum verließ wartete dort schon Doktor Blackquill. Wortlos folgte ich ihm als er losging, da ich mittlerweile begriffen hatte, dass ich vor ihm nicht weglaufen kann. Er war körperlich besser in Form als ich. Er führte mich durch das Gebäude und ich war erstaunt wie groß alles hier war. Es gab eine riesige Bibliothek, einen großen Fitnessraum mit verschiedensten Geräten, eine Sporthalle stellte den Übergang von diesem zu einem anderen Gebäude dar, weswegen sie auch von beiden Gebäuden benutzt wurde. Eine Schwimmhalle war auch vorhanden und zu guter Letzt ein Raum mit verschiedensten Spielekonsolen. Diese Teile des Gebäudes durfte man jedoch nur betreten, wenn man eine schriftliche Erlaubnis von seinem Therapeuten hat, das gleiche gilt, wenn man raus will, heißt in den riesigen Garten, der in der Mitte von den ganzen Gebäuden angelegt worden war. Bäder gab es pro Gang zwei, eines für Frauen eines für Männer. Die Spiegel waren dort so präpariert, damit sie nicht kaputtgemacht werden konnten und als Waffen dienen könnten. Doktor Blackquill erklärte mir, dass jedes der 6 Gebäude gleich ausgestattet war, sich jedoch auf andere Bereiche spezialisierte. Dieses Gebäude war das Kleinste, worauf es sich spezialisierte sagte er mir nicht. Während er mir alles zeigte sah ich viele Schwestern hin und her gehen, auch Pfleger und andere, von denen ich annahm es waren Therapeuten. Auch Patienten sah ich viele…nur Apollo nicht…und Doktor Wright sah ich auch nicht mehr. Er führte mich in einen Raum, von dem ich annahm, dass es sein Büro war. Die Wände waren in Grau- und Schwarztönen vebalten und neben dem Schreibtisch war eine Stange aufgebaut, welche anscheinend für einen Vogel war. Das Fenster war geöffnet und Doktor Blackquill setzte sich an den Schreibtisch. “Setz dich.“, sagte er ruhig. Ich setze mich ihm gegenüber auf einen Stuhl und sah nach unten. “Weißt du überhaupt warum du hier bist?“, fragte er ruhig. Das fragte er jetzt? Es war doch sowieso schon beschlossene Sache, dass ich hierbleiben musste. Feindselig sah ich zu ihm hoch. “Damit ihr mich hier wegsperren könnt. Weil ihr alle denkt ich sei irre!“, fauchte ich ihn an. Er schüttelte nur den Kopf und seufzte. “Nein, das ist nicht der Grund. Niemand hat vor dir hier etwas zu tun. Du bist hier, weil bei den Beobachtungen im Krankenhaus, die bis vor einer Woche stattfanden, deine Verhaltensweisen sehr besorgniserregend waren. Wie dir wahrscheinlich sehr bewusst ist, verletzt du dich selbst, was nicht gut ist. Zudem warst du davor einfach nicht mehr zu deinen Vorlesungen und Unterrichtsfächern in der Universität gegangen. Außerdem scheinst du zu unerwarteten Wutausbrüchen zu neigen und niemand weiß genau warum.“, erklärte er ruhig. Verwirrt sah ich ihn an. “Krankenhaus? Wutausbrüche?“, fragte ich leise. Da sah ich ihn wieder, für den Bruchteil einer Sekunde. Kristoph… “Glaub ihm kein Wort. Du bist völlig gesund, er braucht nur einen Grund um dich zu quälen.“ “Sieh‘ mich an!“, befahl Doktor Blackquill. Als ich meinen Blick wieder zu ihm richtete seufzte er. “Außerdem scheinst du dir Sachen ein zu reden, die nicht stimmen. Du lagst eine Woche in Krankenhaus, bis du hier her kamst und dort hattest du einige Wutausbrüche.“, erklärte er ruhig. “Zudem scheinst du Dinge zu sehen, die nicht wirklich da sind, wie deinen Bruder, richtig?“, fügte er hinzu. Woher weiß er das? “Als du heute früh seinen Namen gesagt hast, da konnte ich damit nichts anfangen, doch dann habe ich meine Nachforschungen betrieben. Kristoph, so hieß dein Bruder und du siehst ihn ab und zu, richtig?“, fragte er ruhig. Hieß…Präteritum…stimmt…er ist tot… Ich nickte nur langsam. Ich bin wirklich im Irrenhaus gelandet…aber vielleicht…vielleicht gehör ich hier wirklich her… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)