Totgesagte leben länger von The_Onliest ================================================================================ Kapitel 1: Wiedersehen macht Freude ----------------------------------- * * * Makoto konnte sich schon immer gut aus der Affäre ziehen, falls sie es wollte. Am heutigen Morgen lag ihr nicht viel an der Vorstellung, übermüdet in die Schule zu hechten, weshalb sie sich ihren Schnupfen zunutze gemacht und diesen spontan als Ausrede genommen hatte, um blau zu machen. Jeder, der sie kannte, wusste, dass sie eine Naturgewalt war, die sich sicherlich nicht von einem einfachen Schnupfen herunterputzen ließ, aber sie wollte sie sich gönnen, - diese Auszeit. Alles war ihr in jüngster Zeit zu viel geworden. Gleichzeitig war ihr auch bewusst, wie begrüßenswert es war, dass sie endlich feste Freundinnen an ihrer Seite hatte, die sich nicht hinterrücks über sie lustig machten, aber dennoch – Makoto war den größten Teil ihres Lebens nur Einsamkeit gewohnt und umso gewöhnungsbedürftiger war es, die Nähe der fremden Menschen zuzulassen, so schön sie auch war. Sie hatte feststellen müssen, dass sie eine gewisse Einsamkeit benötigte. Um herunterzukommen. Damit sie die vielen wirren Gedanken in ihrem Kopf sortieren konnte und nicht gänzlich unvorbereitet an dieser neuen Situation heranging. Und auch … um ihrer Eltern zu gedenken. Es fiel ihr äußerst schwer, dies in Anwesenheit ihrer Freundinnen zu tun. Mal abgesehen von Ami, die schon schlicht aufgrund ihrer Klugheit ein viel größeres Verständnis für sämtliche Dinge dieser Welt besaß und Rei, die wegen des Todes ihrer eigenen Mutter sowie ihrer Aufgabe als Priesterin mit dem Thema vertraut war, konnte sie sich keiner ihrer Freundinnen diesbezüglich anvertrauen. Sie wusste, dass der Rest sie niemals ganz verstehen konnte. Das war auch nicht schlimm. Wie sollten sie es auch? Schließlich lebten sie nicht alleine und ihre Eltern waren noch bei ihnen. Sie kannten es eben nicht, abends nach Hause zu kommen und nichts als Stille vorzufinden, sofern kein Radio lief oder der Fernseher eingeschaltet war. Genauso schlecht konnten sie es sich vorstellen, wie es war, Zuhause kein Essen vorzufinden, bis sie sich selbst darum kümmerten. Ebenso hatten sie es noch nie erlebt, nachts auf den Straßen Tokios unterwegs zu sein und keinen besorgten Anruf ihrer Eltern zu erhalten. Makoto hatte es schon unzählige Male probiert. Diese Freiheit war berauschend, aber zugleich auch beängstigend, denn niemand hatte sie kontrollieren können. Die Lichter der Stadt, die es fast wieder Tag werden ließen, aber in ihren Schatten auch das hässliche Gesicht Tokios verbargen, hatte sie zu oft beobachtet. Auch eines der Gründe, weshalb sie in Selbstverteidigung geschult war und sich gut zur Wehr zu setzen wusste. (Männer konnten so aufdringlich sein und es kam selten vor, dass sich ein Schulmädchen nachts auf den Straßen 'verirrt' hatte.) Darum wusste Makoto, dass sie ihre Freundinnen niemals ans Grab ihrer Eltern bringen würde. Oder zumindest nicht in nächster Zeit. Außerdem war es ihr am liebsten, alleine zu weinen. Sie tat dies nicht zur Imagepflege, sondern Ami, Rei, Minako und vor allem Usagi zuliebe, damit sie sich keine Sorgen machen mussten. Denn sie alle würden versuchen, ihr Trost zu spenden, doch sie wollte ihnen die Trauer und die Frust ersparen, nachdem sie unweigerlich begreifen und akzeptieren mussten, dass es für sie keinen Trost gab. Niemand konnte ihr ihre Eltern zurückbringen und solange sich daran nichts änderte, weinte sie. Außerdem musste sie ihr Leben als Sailor Jupiter mit dem von Makoto Kino vereinen. Je länger sie sich mit ihrem Alter Ego auseinandersetzte, desto schwieriger fiel es ihr. Sie konnte es noch immer nicht glauben, im früheren Leben eine Prinzessin gewesen zu sein, die zudem über den Planeten Jupiter geherrscht hatte. Ebenfalls unglaublich war die Tatsache, dass sie als Kriegerin Blitze und Stürme bändigen konnte. Um das zu verdauen, brauchte sie ihre Ruhe, die Einsamkeit und das beruhigende Gefühl, morgens durch Tokio zu schlendern und sich gleich ein paar schöne Blumen für die Inneneinrichtung besorgen zu können. Sie besaß schon seit jeher einen grünen Daumen und erst seit kurzem wunderte sie sich, ob diese Gabe nicht mit den Kräften von Sailor Jupiter verlinkt war. Es konnte wohl kein Zufall sein, dass sie in der Lage war, Blütenhurricanes zu erzeugen und Zuhause ihre Vorliebe für Pflanzen jeglicher Art zu pflegen, - allein der Gedanke brachte sie zum Schmunzeln. Es war doch einfach nur skurril … Während sie durch die Straßen Tokios ging, entging ihr nicht, wie Passanten sie ungläubig anschauten und sich die ersten Vorurteile in ihren Köpfen bildeten. Natürlich war ihr bewusst, dass es einem jeden Schüler nicht gestattet war, die Schuluniform zu tragen, sofern man nicht die Schule besuchte, aber sie wollte gerne den Mutigen antreffen, der sie darauf ansprechen mochte. Leider fand er sich immer seltener, was sicherlich nicht an Makotos aufbrausender Natur lag, - selbstverständlich nicht, sie hatten alle bloß spontan ihre Meinung geändert, als Makoto ihnen gezeigt hatte, dass es viel größere Probleme gab, um die man sich besser kümmern sollte. Eine blutende Nase – zum Beispiel. Sie verschränkte lässig ihre Arme hinter ihrem Nacken und merkte gar nicht, dass sie gleichzeitig die sichere Fußgängerzone verließ und auf die befahrene Straße trat. So kam es, wie es kommen musste: Plötzlich hörte sie das überlaute Quietschen von Autoreifen, die sich an dem Asphalt rieben und als sie endlich merkte, dass es allein ihre eigene Schuld war, war sie außerstande, den rettenden Schritt nach hinten zu tätigen. Denn es war viel zu spät. Also war ein strahlendes, rotes Auto das letzte, was sie in ihrem Leben sehen sollte. Sie wartete auf den Aufprall; den Bewusstseinsverlust, wenn ihr Körper die Straße hinab geschleudert werden würde, das Knacken ihrer Knochen und das Versagen ihrer inneren Körperorgane, doch – es kam nicht dazu. Beinahe erwartungsvoll hatte sie ihre Augen geschlossen, sich ihrem Schicksal ergeben, da sie den Tod weniger fürchtete, als so manch ein anderer, da sie schon einmal wiedergeboren worden war, aber … noch immer geschah nichts. Dann hörte sie einen Knall und auf der Stelle kam der sehnliche Wunsch in ihr auf, selbst von dem Auto erfasst worden zu sein. * * * Makoto rannte panisch zur Unfallstelle hin. Das Auto war unglücklich in eine Häuserwand hinein gekracht. Die ganze rechte Front war plattgedrückt wie eine Ziehharmonika und sie hatte Angst, so unheimliche Angst, dass dem Fahrer etwas passiert sein könnte. Sie glaubte an keinen Gott, aber ausnahmsweise betete sie dafür, dass diesem Menschen nichts geschehen war und zugleich verfluchte sie sich selbst dafür, so unachtsam gewesen zu sein. Als sie die Fahrertür aufriss, wusste sie nicht, ob sie erleichtert oder besorgt darüber sein sollte, dass sich der Airbag aufgebläht hatte und ihr der nun hängende Stoff keinen vollständigen Blick auf den Fahrer gewähren ließ. Es roch nach verbranntem Gummi und verschmorten Autoteilen, sodass ihr fast übel wurde. Doch darum konnte sie sich später kümmern, - erst einmal musste sie die Person aus dem Auto befreien, sofern es möglich war und sich nichts eingeklemmt hatte. Nur mühsam fand sie den Hebel, der den Fahrersitz nach hinten schob, schließlich galt es auch, sich um Beine zu winden, deren Zustand sie noch überprüfen musste. „Können Sie mich hören? Geht es Ihnen gut?“, hakte Makoto besorgt nach. Ihre Hände waren rastlos und bewegten sich durch die ganze Fahrerseite. Das letzte, was sie verlangte, war, für den Tod eines Menschen verantwortlich zu sein. „Sieht mein Auto etwa so aus, als könnte es mir gut gehen?!“ Makoto hatte keineswegs mit einer Antwort gerechnet, aber trotz des genervten Stimmenklangs war sie darüber erleichtert, keinen Toten vorzufinden. „Dieser verdammte Airbag...“, hörte sie den Fahrer fluchen. „Sind Sie verletzt? Kann ich ihnen helfen?“ Makoto tastete den Sicherheitsgurt ab, um ihn vom Körper des anderen zu entfernen, bis sie einen Klapps auf ihre suchende Hand bekam. „Fass' mich nicht an!“ Normalerweise hätte Makoto diese Bitte ignoriert, aber ihr war bewusst, Schuld an der ganzen Misere zu tragen und so gab sie ausnahmsweise klein bei. „Ich möchte Ihnen nur helfen...“, erwiderte sie. Ihr Kopf lugte noch immer durch die Fahrertür hindurch, da sie unbedingt sichergehen wollte, dass alles mit dem Fahrer in Ordnung war. Zwar besaß sie Verständnis für die Wut der Person, aber dennoch galt es zuerst, in der Not zu helfen, ungeachtet dessen, ob es dem anderen gefiel oder nicht. Sie beobachtete, wie die Hände des Fahrers den Sicherheitsgurt lösten und er ihr entgegenkam, als er sich vom Sitz erhob. Hastig trat sie einige Schritte zurück und als sie sich den Körper des anderen besah, traute sie sich noch nicht einmal, beide Augen zu öffnen, da sie sich vor dem Anblick fürchtete. Erstaunlicherweise besaß er keine äußeren Verletzungen, die sie entdecken konnte. Weder schien er zu bluten, noch schien er Schwierigkeiten damit zu haben, sich aufrecht auf den Beinen zu halten. „Verdammt nochmal … ! Ich habe mir das Ding erst vor einer Woche gekauft!“ Er hatte sich mit dem Rücken zu ihr gewandt und betrachtete die Schäden an seiner Karosserie. „Das... das ist ein Totalschaden!,… ich kann es direkt in die Schrottpresse geben!“ Seine Hände waren in seinen Haaren vergraben und der Missmut lag hörbar in seiner Stimme, als er um das ganze Wrack ging und versuchte, die Folgen des Aufpralls zu inspizieren. Nur vage nahm sie wahr, was er vor sich hinmurmelte. „Du!“, plötzlich drehte er sich um und ging schnellen Schrittes auf sie zu, während er mit seinem Finger zuerst auf sie deutete und dann auf das noch qualmende Auto, „Du wirst mir den Schaden ersetzen, egal wie!“ Makoto hatte es die ganze Zeit nicht gewagt, in das Gesicht des anderen zu schauen und hielt ihren Kopf demütig gesenkt. „Es, … es tut mir so Leid!“ Trotz ihrer Körpergröße hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so dermaßen klein und schutzlos gefühlt. „Das hilft mir und vor allem meinem Ferrari auch nicht!“, blaffte er sie daraufhin an. Als sie dann zum ersten Mal zu ihm aufblickte, konnte sie es nicht fassen. Makoto kannte dieses Gesicht. Am liebsten wollte sie sich selbst dafür ohrfeigen, die Stimme vorhin nicht identifiziert zu haben, doch diese arrogante, selbstbewusste Körperhaltung, die langen, welligen dunkelbraunen Haare und diese verfluchten eisblauen Augen, die in Japan mehr als eine Rarität waren, hätten ihr eigentlich mehr als nur ein Indiz sein müssen. Warum suchte sie das Unglück bloß auf eine derart perfide Art und Weise heim? War es eine Strafe dafür, dass sie die Schule geschwänzt hatte? Nun hatte sie ihre Lektion gelernt und sie wusste, dass sie das Blaumachen ab sofort vermeiden würde, sofern ihr dadurch ein solcher Start in den Tag in Zukunft erspart blieb. Letztendlich konnte sie nicht fassen, wer da vor ihr stand. „Du lebst?!“, entglitt es ihr keineswegs charmant und obwohl ihr klar war, dass eine solche Frage nach einem so verheerenden Unfall mehr als nur unangebracht war, konnte sie nicht anders. Schließlich war sie selbst dabei gewesen, als Metallia die vier Herren mit nur einem Schlag förmlich ausradiert hatte und danach noch nicht einmal etwas ähnliches wie Asche von ihnen hinterlassen hatte. Und jetzt stand er vor ihr? Lebendig als wäre ihm keines seiner perfekt liegenden Haare gekrümmt worden? Makoto kannte seit ihrer Doppelexistenz als Sailor Jupiter so manche außergewöhnlichen und durchaus übersinnlichen Geschehnisse, doch das überstieg ihre Vorstellungskraft um ein vielfaches an das, was ihr junges Gehirn verkraften konnte. „Ich kann schon beinahe nachvollziehen, dass es zu viel verlangt ist, Dank dafür zu erwarten, dass man sein Auto in eine Häuserwand lenkt, anstatt es einfach zuzulassen, einen Menschen damit zu überfahren, aber dass es nun auch zu viel ist, dass man selbst den Unfall überlebt, finde sogar ich ein bisschen zu dreist, - trotzdem – gern geschehen!“, entgegnete er ihr und griff sogleich in seine Hosentasche und zog sein Handy hervor. Wobei sich Makotos Gedanke eher auf die Tatsache konzentrierte, dass er eine ganz normale Jeanshose trug als das, was er ihr soeben gesagt hatte. Er tippte eine Nummer auf sein Display und drehte ihr wieder den Rücken zu, damit er den Abschleppservice bestellen konnte. Noch immer hatte er sich nicht beruhigt, da er beim Anblick seines schrottreifen Auto den Kopf schüttelte und ihn seufzend in den Nacken warf. Nephrite. Nephrite maßte es sich tatsächlich an, sie wegen ihres Verhaltens zu tadeln. Doch er hatte sie auch gerettet. Er hatte sie vor ihrem eigenen Tod bewahrt. Den Tod, den er noch vor einiger Zeit selbst herbeiführen wollte und er war am leben, obwohl er tot sein musste. War das ein Paradox? Sie vermisste Ami, denn sie hätte Makoto sicherlich darüber aufklären können, was ein richtiger Paradox war und was nicht. Es durfte, nein – es konnte nicht wahr sein. Und so traf die Sailor-Kriegerin den totgeglaubten General wieder. Kapitel 2: Der Gnadenakt ------------------------ Es war ein milder Frühlingstag. Die Sakura-Blüten hatten ihre volle Pracht entfaltet und erfreuten das Herz eines jeden Japaners. Sogar die Sonne nahm diesen Tag zum Anlass, um gelegentlich aus der Wolkendecke hervorzulugen. Die Vögel zwitscherten und Makoto hatte soeben einen Unfall verursacht. Ein ganz normaler Dienstagmorgen soweit, oder? Doch das war noch nicht einmal das Schlimmste. Nein, damit wäre Fortuna ihr wohlgesonnen gewesen. Stattdessen hat sie ihr lieber einen toten General dazugegeben, sodass die ganze Sache absolut gar keinen Sinn mehr ergab und sie sich innerlich fragen musste, ob sie noch alle Latten am Zaun hatte. Nephrite blieb unberührt von ihrem Unglauben und war eher damit beschäftigt, sein Schätzchen, - damit war selbstverständlich sein neuer und nun schrottreifer roter Ferrari gemeint -, zu verabschieden, da es sich gleich auf den Weg Richtung Autofriedhof machen würde und dies ohne seinen Besitzer, der sich den schmerzlichen Abschied ersparen wollte. Er hatte sein Telefonat vor einigen Minuten beendet und er war nun mit der Aufgabe beschäftigt, sämtliches Hab und Gut, das nicht in Mitleidenschaft gerissen worden war und von ihm benötigt wurde, aus dem Auto hervorzukramen. Vor lauter Wut über den Verlust seines Sportwagens hatte er vollkommen vergessen, die Polizei zu benachrichtigen, aber dies hatte er unmittelbar nach dem Bestellen des Abschleppwagens nachgeholt. „So hatte ich mir den heutigen Tag nicht vorgestellt“, säuselte er vor sich hin und band sich beim Sprechen die Haare zu einem Zopf zusammen. Makoto beobachtete ihn bei seinem Vorgehen und nahm Notiz von seinen Lederarmbändern, die - wie sein Haargummi - an seinen Handgelenken befestigt waren. Sie verleihten ihm ein verwegenes, draufgängerisches Aussehen, das außerdem von seinem Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln sowie seiner zerissenen Jeans unterstützt wurde. Als sie sich bei diesen Gedanken ertappte, schämte sie sich, da es nicht der geeignete Zeitpunkt war, um den Mann vor ihr auszuchecken. Zwar musste sie sich innerlich eingestehen, dass es ihr mehr Spaß bereitete, als auf den qualmenden Schrott hinter ihm zu blicken, doch sie musste sich zusammenreißen, so sehr sie auch ihre diebische Freude daran besaß, sich mit Jungs oder besser gesagt, mit Männern zu außereinanderzusetzen. Makoto war erleichtert, dass er nicht bemerkte, wie sie ihn beobachtete hatte. „Du kannst wirklich sehr froh sein, dass ich mein Auto so gut versichert habe", sprach er wieder zu ihr, doch sie musste zunächst einmal zusehen, ihre Gedanken sortiert zu bekommen. Warum konnte sie nicht wie Rei sein und sich zumindest in solchen Momenten auf die wichtigen Sachen konzentrieren? Als sie nicht reagierte, wurde er stutzig. „Hey, ist alles okay mit dir?“ Makoto nickte steif. Er legte seinen Kopf schief und schaute sie fragend an, - sie musste unwillkürlich an einen Welpen denken. „'Tschuldige, falls ich dich gerade erschreckt habe. Natürlich musst du mir den Schaden nicht bezahlen, wenn du dir darum Sorgen machst, … wobei es eine echt nette Entschädigung wäre, dein komisches Verhalten so langsam abzulegen.“ Er hielt kurz inne, da er nicht den Eindruck hatte, als konnte sie ihm gut folgen, doch dann fuhr er fort: „Es ist nämlich sehr irritierend, wie du mich die ganze Zeit anschaust.“ Tatsächlich schien er in dem Augenblick von ihrem bizarren Auftreten gestresst zu sein. Er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und schaute sorgenvoll auf sie hinab. Das war trotz alledem, das sich soeben ereignet hatte, keineswegs beunruhigend. Makoto hatte es nie ausstehen können, wenn Männer kleiner waren als sie. Denn dann bekam sie immer das unweigerliche Bedürfnis, sie zu beschützen und das war ihrer Meinung falsch. „Sie erinnern mich an jemanden, den ich kenne“, antwortete Makoto rasch und klang zudem ungewollt geheimnisvoll. Dann holte sie tief Luft, ehe sie weitersprach: „Ich wollte Sie nicht irritieren.“ „Das will ich wohl hoffen“, erwiderte er. Plötzlich grinste er sie schelmisch an, während er die Händen in die Hüften stemmte. „Schließlich habe ich dir dein Leben gerettet und dafür mein hübsches Schmuckstück geopfert. Wofür du dich gerne bedanken dürftest, nebenbei bemerkt, meine Anmerkung vorhin war kein Scherz.“ „Ich … Ich bin ein bisschen überfordert.“ Ein bisschen überfordert war genauso ein bisschen untertrieben, aber sie konnte ihm in dieser Situation nicht vorhalten, dass er eigentlich hätte tot sein müssen. Vielleicht handelte es sich bei ihren Gegenüber gar nicht um Nephrite, sondern bloß um einen Mann, der ihm bloß sehr, sehr ähnlich sah. Eventuell ein Zwillingsbruder, von dem sie noch nie etwas gehört und gesehen hatte? Das konnte doch möglich sein. Wer weiß, in welches Leben Nephrite hineingeboren worden war, bevor Beryl ihn ein zweites Mal zu einen ihrer treuen Gefolgsleute gemacht hatte. Sie musste ihn gerade so nehmen, wie er war und schließlich war es ebenso ein Fakt, dass dieser Mann, - ungeachtet dessen, ob es sich um Nephrite handelte - oder nicht, ihr eine unangenehme Kollision mit der Front eines Sportwagens erspart hatte, die nach aller Wahrscheinlichkeit ihren Tod bedeutet hätte. Zu sagen, dass sie ihm zum Dank verpflichtet war, war gewiss nur das Mindeste. Es fiel ihr nur schwer, es dem Mann zu sagen, der vor nicht allzu langer Zeit nichts anderes im Sinn hatte, als die Erde in ewige Dunkelheit zu hüllen und sie sowie ihre Freundinnen zu bezwingen. Da half wohl nichts, da musste sie durch. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...“ Makoto war schon seit jeher eine schlechte Lügnerin. Ihm schien es nichts auszumachen, - ganz im Gegenteil, er wartete ihre vollständige Antwort ab. Es machte Makoto kirre, wie er nun so seltsam entspannt vor ihr stand, obwohl er ihr noch vor ein paar Minuten die helfende Hand ausgeschlagen hatte. „... mir tut es so furchtbar Leid, dass ich nicht auf die Straße geachtet habe und nun dafür gesorgt habe, dass Ihr Auto irreparabel zerstört worden ist.“ Sie fuhr ihre Hand durch eine Haarsträhne und schaute auf den Fußgängerweg. „Natürlich bin ich Ihnen dafür dankbar, dass Sie Ihr neues Auto meinetwegen vor die Wand gefahren haben. Ich würde es zu gerne wiedergutmachen...“ Es stimmte. Sie konnte es sich nicht selbst verzeihen, dermaßen unachtsam gewesen zu sein, sodass sie - ausgerechnet sie - Ursache eines Unfalls geworden ist. Sie hatte nach dem Tod ihrer Eltern gelernt, auf sich selbst aufzupassen und ist sogar stets stolz darauf gewesen, dass sie niemanden brauchte, der für sie sorgte. Dass sie sich heute fast überfahren ließ, war ein Fehler, den sie nie mehr in ihrem Leben wiederholen und den sie unbedingt wiedergutmachen wollte. Sie wusste, wie groß das Erbe ihrer Eltern war, denn Makoto konnte sich ihr eigenes Apartment nur mithilfe des Geldes leiden, das ihre Eltern ihr noch zu Lebzeiten auf die hohe Kante gelegt hatten. Sicher war, dass von dem Geld noch genügend da war, um ihm ein neues Ferrari zu besorgen. Dazu galt es nur, den Vermögensverwalter anzurufen. Da Makoto noch nicht volljährig war, hatte sie keinen direkten Zugriff auf ihr Erbe. Als sie alt genug war, um all dies nachzuvollziehen, hatte sie sich zunächst gefragt, warum ihre Eltern ihr Testament bereits in so jungen Jahren derart akribisch geplant und niedergeschrieben hatten. Konnten ihre Eltern eventuell bereits damals geahnt haben, dass ihr Leben früh beendet werden würde? Makoto konnte die Antwort sicherlich nicht mehr in Erfahrung bringen, aber ihr war bewusst, dass sie im Vergleich zu anderen Waisenkindern ein recht sorgenloses Dasein fristen konnte, wofür sie ihren Eltern auf ewig dankbar war. Ihr Gegenüber hatte sie stillschweigend beobachtet, während sie in ihren Gedanken verloren war und als sie sich traute, ihn anzublicken, lächelte er sie an. Plötzlich kam er ihr fremd vor. Der Nephrite, den sie kennengelernt hatte, hatte sie nie milde angelächelt. Ein hämisches Grinsen oder ein abfälliges Zucken seines Mundwinkels hatte in seinem Repertoire gelegen, aber nicht das. Kein humanes, mildes Lächeln. Niemals das. Makoto wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Er erkannte ihr innerliches Elend (schließlich war sie so leicht zu lesen wie ein offenes Buch) und da er es nicht ausstehen konnte, Frauen leiden zu sehen, versuchte er, sie ein bisschen abzulenken: „Mach' dir bitte um die Karre hinter mir keine Sorgen. Ich weiß, du bist aufgewühlt und das wäre ich auch an deiner Stelle, aber nachdem die Sache mit der Polizei gegessen ist, kannst du wieder Nachhause, wobei... - Moment mal, müsstest du nicht um diese Uhrzeit in der Schule sein?“ „Ähem“, räusperte sich Makoto und kratzte sich verschüchtert am Hinterkopf. „Eigentlich schon...“ Der Tag konnte nicht mehr verrückter werden, da war sich Makoto sicher. Erneut fühlte sie sich darin bestätigt, keinen weiteren Tag, den sie in der Schule verbringen sollte, zu schwänzen, denn offensichtlich kam dabei nichts Gutes heraus. „Eigentlich ist eigentlich ein schlechtes Wort...“, quittierte er. Danach blickte er wie sooft an diesem Morgen auf sein Auto. Dann besah er sich erneut der jungen Schülerin, die verdutzter zurückschaute als ein Rehkitz, das von dem Lichtkegel eines Autoscheinwerfers mitgerissen worden war. „Ich weiß, ich werde das bereuen...“, sprach er leise zu sich und schaute hinauf in den Himmel. Das tat er gerne, wenn er damit beschäftigt war, eine schwierige Entscheidung treffen zu müssen. Er haderte kurz mit sich selbst, bis er ansetzte: „Okay, ich mache dir einen Vorschlag, den du entweder sehr schnell annimmst oder bleiben lässt. Ich kann der Polizei erzählen, dass ich selbst den Unfall verursacht habe, denn die Häuserwand schaut meiner Meinung nicht so aus, als hätte sie irgendeinen Kratzer von meinem Auto abgekriegt. Du gehst dann brav zur Schule oder tust so, als tätest du es, nachdem du mir deinen Namen und deine Nummer gegeben hast. Das Auto ist besser versichert als meine eigene Gesundheit, weshalb ich nicht glaube, mich bei dir melden zu müssen, also bitte keine Angst, - ich will nur auf Nummer sicher gehen. Deal?“ Makoto traute ihren Ohren nicht. Er ließ sie einfach so ziehen, wenn sie nichts weiteres tat, als ihren Namen sowie ihre Nummer zu geben? Entweder er hatte ein sehr großes Vertrauen in seine Versicherung oder er hob sein Geld stets nur in Geldsäcken von der Bank ab. Sie wollte nichts lieber, als aus dieser ihr vollkommen unangenehmen Situation zu flüchten, da sie es leid war, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob er ihr ehemaliger Feind war oder nicht und falls er es in der Tat war, warum er sich nun von einer solch äußerst generösen Seite präsentierte. Schließlich handelte es sich um ein Ferrari und nicht um einen Ford Ka, den sie im schlimmsten Falle mit ihrem Taschengeld hätte ersetzen können. „Ist das Ihr ernst?“ Sie konnte den Braten nicht trauen, aber wenn er sie nicht auf den Arm nehmen wollte, dann würde sie diese Chance nutzen. Sollte er sich im Nachhinein doch als ihr Feind entpuppen, dann konnte sie ihm noch immer einen auf die Mütze geben. „Ja, noch ist es mein ernst. Mir ist klar, dass das kein normaler Mensch machen würde... aber ich kann auch nicht behaupten, jemals einer gewesen zu sein, also?“ „Deal“, erwiderte Makoto rasch, bevor er sich anders entschied. „Okay, dann bräuchte ich nur deinen Namen und deine Nummer. Wie gesagt, ich werde mich wahrscheinlich nicht melden, aber - man weiß ja nie...“ Sie nannte ihren Namen und gab die Nummer ihres Vermögensverwalters durch, da er sich ohnehin nur wegen des Geldes bei ihr melden würde und wenn es so war, dann war Herr Hashimoto sicherlich der bessere Ansprechpartner als sie. Er tippte ihre Daten auf sein Handy ein und als er fertig war, schaute er Makoto tief in die Augen. Sie hatte völlig unterschätzt, wie hypnotisch sie sein konnten, sofern man den Blick in sie riskierte. Sofort fühlte sie sich an einen ruhigen See bei Dämmerung erinnert... „Dir ist hoffentlich bewusst, dass du mir dafür eine jede Menge schuldig bist, oder?“ „Ich weiß“, erwiderte Makoto und bückte sich vor ihm. „Vielen Dank, … mir fehlen die Worte. Bitte melden Sie sich, falls ich mich revanchieren soll.“ Sie hörte, wie er auflachte: „Übrigens: ich heiße Masato, damit du den Namen deines heutigen Helden kennst und es wäre ganz toll, würdest du mir diese förmliche Ansprache ersparen, das ist dir schon einmal gelungen, weshalb ich glaube, dass wir ruhig dabei bleiben können.“ „Oh-Okay...“, flüsterte sie und trat zugleich einen Schritt zurück. „Nochmals, Danke und – alles Gute!“ Danach rannte Makoto, als war der Teufel persönlich hinter ihr her. Sie konnte es nicht glauben. Er hieß Masato. Er trug einen ganz gewöhnlichen japanischen Namen und doch erinnerte er sie an so viele, aber niemals an einen Japaner. Dafür war er viel zu groß und seine Haare, - die ganz besonders -, sie waren viel zu lang und zu dick, als dass sie jemals einem typischen Japaner zugeordnet werden konnten. Eher glich er einem stolzen Indianer, aber das konnte sie keinem sagen und so lief Makoto ungehalten weiter. Jedoch nicht in die Schule, denn darauf konnte sie sich ohnehin nicht mehr konzentrieren, sondern hinein in den Blumenladen, den sie den ganzen Tag schon hatte besuchen wollen. Pflanzen stellten keine Fragen und wunderten sich nicht, warum sie aussah, als hätte sie soeben einen Geist gesehen. Sie konnten sie auch nicht zur Strafe vor die Tür stellen, wenn sie sich mal auf eine Übungsaufgabe nicht konzentriert hatte. Nichtsdestotrotz wäre es ihr am liebsten gewesen, würde sie ihre Augen öffnen und feststellen, dass sie auf ihrem Bett lag und nur noch wenige Minuten Zeit hatte, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. * * * Masato hatte noch nie eine junge Frau dermaßen schnell davonrennen sehen. Er konnte sich selbst nicht erklären, was ihn dazu geritten hatte, sie ziehen zu lassen. Das einzige, was er wusste, war, dass er noch nie ein Mädchen gesehen hatte, die eine derart imposante Statur besaß und dennoch kümmerlicher wirken konnte, als eine eingeknickte Blume. Kein einziges Mal hatte sie ihn angeschaut, als hätte sie ihn tatsächlich wahrgenommen. Sie hatte ihn nicht oft in die Augen geschaut, aber wenn sie es getan hatte, dann hatte er den Eindruck besessen, sie hätte durch ihn geschaut und jemand anderes gesehen. Zumal sie es ihm alles andere als unauffällig angedeutet hatte. Überdeutlich konnte er sich daran erinnern, wie sie ihn gefragt hatte, ob er lebt. So viele Gefühle hatten in ihrer Stimme gelegen. Wut, Trauer, Enttäuschung … Doch das war ja nicht die Spitze des Eisberges. Im Grunde konnte es ihm scheiß-egal sein, ob sie eine beeindruckende Figur abgab oder wen auch immer sie an seiner Stelle gesehen hatte. Letztendlich lag ihretwegen hinter ihm seine zu Schrott gefahrene Lieblingskarre und nicht nur das: Er hatte ihr gestattet, in die Schule oder wohin sie auch immer gehen wollte, zurückzukehren. Er wusste selbst, dass kein verständiger Mensch es ihm in dieser Situation gleichgetan hätte. Also, warum ist er ihr gegenüber so großzügig gewesen? Bevor er seinen Überlegungen weiter nachgehen konnte, traf die Polizei ein, doch als er ihnen den Unfall schilderte, kam er nicht umhin, an diese grünen Augen zu denken, die ihn verwirrt musterten. Kapitel 3: Die Katze aus dem Sack lassen ---------------------------------------- Mit ein paar Blumentöpfen und den passenden Pflanzen in den Händen, kehrte Makoto in die Etage ihres Apartments zurück. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich dazu durchringen konnte, ihr Lieblings-Geschäft zu verlassen. Schließlich gab es dort unzählige Bäumchen und Blumen, die sie noch nicht bei sich stehen hatte und die sich alle so gut in ihren vier Wänden machen würden... Das einzige Problem und der Grund, warum sie sich bei ihrem vorherigen Einkauf zurückhalten konnte, wenn auch mühevoll, war die knapp bemessene Quadratmeter-Zahl ihrer Wohnung. Sämtlichen Raum, den sie mit Bäumen und anderen Pflanzen hätte zustellen können, war bereits dementsprechend gestaltet und so sehr es ihr auch das Herz brach, auf weitere Pflanzen verzichten zu müssen, - es ging nicht anders. Spätestens als sich die Ranken ihrer geliebten Porzellanblume beim alltäglichen Wohnungsputz in ihren Haaren verfangen hatten und sie daraufhin ihr Pflänzchen samt Blumentopf in den Boden gerissen hatte, war dieser Spaß vorbei. Die einzig logische Konsequenz, die Makoto aus dieser Erfahrung gezogen hatte, war, so früh es ging in eine größere Wohnung oder noch besser – in ein Haus mit einem schönen, weiten Garten zu ziehen. Auch die Setzlinge ihrer Pflanzen, die sie stets sorgsam zu züchten und zu pflegen gewohnt war, mussten mittlerweile umziehen. Zwar war sie sehr wählerisch und so wurde nicht jede Person aus ihrem Freundeskreis mit eines ihrer wertgeschätzten Pflänzchen bedacht, doch hätte sie die Möglichkeit, alle Pflanzen bei sich aufzuziehen, dann hätte sie keiner daran hindern können. Keiner. Dennoch machte es sie froh, zu wissen, dass ihre Pflanzen ein neues Zuhause gefunden hatten und gut versorgt waren. Dies hatte sie insbesondere Ami und Rei zu verdanken. Ami besaß schon von vorneherein das nötige Wissen, um für das Wohlergehen ihrer Pflanzen zu sorgen und Rei lebte in einem großen Tempel und erfreute sich stets daran, wenn sie ihrem faulen Großvater eine Beschäftigung geben konnte. Usagi und Minako gingen regelmäßig leer aus, wenn Makoto ihre Pflanzen zur Adoption freigab, das den einfachen Grund hatte, dass beide eher mit sich selbst beschäftigt waren und aller Wahrscheinlichkeit nach ständig vergessen würden, ihre Pflanzen zu gießen. Usagi schaffte es noch nicht einmal, ihren Wecker zu stellen, geschweige, ihr Baby-Pflänzchen mit ausreichend Wasser zu versorgen... Makoto verschwand völlig in ihrer eigenen Welt und während sie über ihre grünen Freunde sinnierte, kramte sie gedankenverloren in ihrer Handtasche herum, um ihre Hausschlüssel herauszufischen. Ein schwieriger Akt, sofern man nicht bereit war, die Tüten, die man festhielt, abzulegen. Plötzlich ertönte ein Räuspern hinter ihr. Makoto erstarrte zunächst in ihrer Bewegung. Unfreiwillig und nur äußerst langsam drehte sie sich um, da sie bereits eine dunkle Ahnung hatte, wer da hinter ihr sein könnte. Scheinbar besaß keiner die Absicht, sie einen Tag lang einfach nur in Ruhe zu lassen. Rei hatte ihre Arme verschränkt und schien von ihrem delinquenten Verhalten am meisten enttäuscht zu sein. Ami nahm es sich zur Aufgabe, sie mit ihrem strengen Blick zu belehren und schob ihre Brille zurecht. Usagi schien mental kaum in dieser Angelegenheit verwickelt zu sein und konnte es nicht mehr abwarten, am Nachmittag ihren Freund zu treffen. Zumal sie selbst gewiss kein gutes Beispiel war, sofern es um das Erscheinen in der Schule ging. Minako trat einen Schritt nach vorne und ergriff als erste das Wort: „Wo warst du?“ „Meinst du mich?“ Makoto kramte weiterhin in ihrer Handtasche - in der Hoffnung, bald diese gott-verdammten Schlüssel zu finden und ihre Freundinnen, die sie natürlich auch in naher Zukunft über alles lieben würde, hinter sich zu lassen und von ihrer Wohnung ausschließen zu können. Ihre Schlüssel hatten gefühlt fünf Anhänger, wie konnte es dennoch so schwer sein, sie ausfindig zu machen? „Nein, ich meinte die Tür hinter dir, die scheint es nämlich oft ihrer Eigentümerin gleichzutun und macht gerne ausgedehnte Einkaufstouren während ihrer Schulzeit.“ „Ach, ehrlich?“, hakte Makoto verwundert nach und wand sich beleidigt zur Tür, „da muss ich wohl ein ernstes Wörtchen mit dir reden, - so nicht!“ Usagi grinste und wippte unruhig auf ihren Füßen. Reis Haltung blieb weiterhin unverändert, ihr Gesichtsausdruck zugleich stoisch und Ami schmunzelte so unauffällig wie es ging, - schließlich wollte sie seriös wirken. Auch Minako blieb unbeeindruckt und wartete stattdessen ungeduldig auf Makotos ernstgemeinte Antwort. „Ja, gut“, sie hätte mittlerweile gelernt haben müssen, dass sie in eine schon verlorene Schlacht zog, wenn es darum ging, ihren Freundinnen auszuweichen, doch ein Versuch war es wert gewesen, oder? „Kommt 'rein in die Wohnung, aber seht zu, dass eure Haare nicht an meine Pflanzen geraten.“ Makoto schwante nicht Gutes, als sie endlich oder eher zu spät ihre Schlüssel entdeckt hatte und die Wohnungstür öffnete. Minako schenkte ihr ein Lächeln, das als karieserregend süß bezeichnet werden konnte und leider nichts dazu beitrug, dass sich an ihrem Eindruck etwas änderte. * * * „Kann ich euch Tee zubereiten? Wollt ihr ein paar selbstgebackene Kekse, hm? Fühlt euch hier bitte wie Zuhause.“ Es war ein billiger Trick, den Makoto vollziehen wollte, aber vielleicht konnte es ihr gelingen, ihre Freundinnen so voll zu machen, dass sie ins Fresskoma fielen. „Makoto“, grollte Rei, doch ehe sie fortfahren konnte, eilte ihr Usagi, wenn auch ohne Absicht, zur Hilfe: „Oh ja, bitte!“ Usagi war kein Mensch, der sich liebevoll zubereiteten Tee und selbstgemachte Kekse entgehen lassen konnte, dafür war ihr Hunger viel zu groß und ihr Durst unstillbar. Seit jeher sah sich Makoto mit dem unlösbaren Rätsel konfrontiert, wie es ihrer Prinzessin stets gelang, sich schier unendliche Massen an verzehrbaren Stoffen zuzuführen und trotzdem keinen Gramm zuzunehmen. Sie war sich sicher, dass es nicht normal sein konnte, aber wenigstens hatte sie ihren Köder geschluckt. Zugegeben, bei Usagi stellte dies keine große Herausforderung dar, aber nichtsdestotrotz: Ein Erfolg blieb ein Erfolg. Dann erhob sie sich vom Sofa und streifte den nicht vorhandenen Staub von ihrem Rock ab. „Ich gehe in die Küche und hole dir etwas, Usagi.“ Es dauerte daraufhin nicht lange, bis Makoto fünf Teetassen und die dazugehörigen Untertassen auf ihren Händen balancierte und sie im Wohnzimmer auf den Tisch platzierte, gefolgt von einer Teekanne und einem Teller, der großzügig mit Schoko-Keksen angerichtet worden war. „Bedient euch.“ „Wir sind nicht hergekommen, um Kekse zu verdrücken“, erwiderte Rei, obwohl es der Angesprochenen nicht entging, wie sie auf ihre reizvollen Kekse schielte. Makoto war sich der Wirkung ihrer hausgemachten Schoko-Kekse bewusst und ja, in dem Augenblick machte sie sich diese schamlos zunutze. Lieber das, als über ihre heutige Verfehlung zu reden. Letzten Endes gab es doch so viele weitere, interessante Themen, die es ebenso wert waren, behandelt zu werden. Sie konnten sich beispielsweise darüber unterhalten, wie sie es geschafft hatten, die Erde vor ihrer totalen Vernichtung zu bewahren und sich danach selbst auf die Schulter klopfen oder sie konnten sich ihretwegen darüber echauffieren, dass man vor lauter Pflanzen keinen vernünftigen Blick aus dem Fenster werfen konnte... Alles war ihr lieber, als darüber zu reden, heute die Schule geschwänzt zu haben, denn ihr Geist war schon längst von der Schande ihrer Sünde befreit. Nie mehr wieder blau machen. Wirklich. Noch nicht einmal unter der Bedingung, ihre Eltern zurück ins Leben zu holen. Minako nahm einen zaghaften Bissen von ihrem Keks. „Mako-chan, wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“ „Wir dachten, dir wäre etwas zugestoßen“, erläuterte Rei den Beweggrund für ihr Kommen und schüttete sich währenddessen ausgiebig Tee in ihre Tasse hinein. „Und es beruhigte uns nicht, dass Luna die ganze Zeit ihre Schreckensszenarien ausmalte.“ Ami besaß nach Usagi den engsten Kontakt zu Luna, da beide stets darum bemüht waren, neue Technologien für ihr geheimes Quartier zu entwickeln und Gadgets zu entwerfen, die ihnen irgendwann im Kampf gegen das Böse nützlich werden könnten. Bestimmt war es nicht gelogen, dass Luna die Tendenz aufwies, paranoid zu sein, sofern es um die jungen Frauen ging, doch das war sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass vor allem Prinzessin Serenity nicht die einfachste und gehorsamste von allen Prinzessinnen war und sie dementsprechend stets auf der Lauer sein musste. Ihre Feinde waren nie dazu geneigt gewesen, ihre Nachlässigkeit zu vergeben und der Sieg gegen Metallia war einer, der alles andere als leicht errungen worden war. „Wohwafuiezmaohoh?“ Usagi besaß – warum auch immer, die Gründe könnte sich wohl keiner von ihnen jemals erschließen – die unappetitliche Angewohnheit, mit vollgestopftem Mund zu reden. Wenn Makoto es sich recht überlegte, dann hatte sie Usagi sogar auf diese Art kennengelernt. Wahrlich eine tolle und sehr vorbildliche Prinzessin, falls man ihre Manieren außer Acht ließ. „Ich war draußen“, antwortete Makoto kurz und knapp und besah sich ihrer Teekanne, die trotz ihres romantischen Stils keineswegs kitschig wirkte. Sehr schön, da hatte sie eine schöne Wahl getroffen. „Wer hätte das gedacht?“, erwiderte Rei lakonisch und verdrehte genervt die Augen, „du siehst die ganze Zeit aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen, - also hör' jetzt endlich auf, auf deine Teekanne zu starren oder hast du mit ihr einen geheimen Pakt geschlossen?“ Warum waren alle Priesterinnen, die ihr bekannt waren, immer so aufbrausend und temperamentvoll? Mussten sie nicht, eben weil sie Priesterinnen waren, ruhig und besonnen sein und im Einklang mit sich selbst stehen? Makoto schüttelte ihren Kopf, als wollte sie ihren lächerlichen Gedankengang abwerfen. „Ich habe Nephrite gesehen“, wisperte sie dann und auf der Stelle herrschte eine bedrückende Stille in ihrem Wohnzimmer. Usagi musste sich zurückhalten, damit ihre Kekse nicht vor lauter Schreck aus ihrem Mund fielen. Minako hob eine Augenbraue in die Höhe und schien zu glauben, sich verhört zu haben. Rei schwieg und betrachtete Makoto eindringlich. Ami hielt inne und wirkte nachdenklich. „Bist du dir … wirklich sicher, dass es Nephrite war?“, fragte Minako und legte ihren Kopf schief, „ich meine, wir haben alle gesehen, wie er – und auch die anderen … ausgelöscht worden sind.“ Ausgelöscht. In der Tat. Metallia hatte sie innerhalb einer Sekunde regelrecht ausradiert. Auf einen Schlag waren sie weg, - als hätte es sie niemals gegeben, sondern als wären sie bloß Teil eines wahnhaften Alptraums gewesen. „Ich, - ich weiß es nicht. Vielleicht war ich auch nur schockiert, weil er meinetwegen einen Unfall gebaut hat...“ Sie fasste sich an die Stirn und vergrub sich danach tiefer in das Polster ihres Sofas. Nur für einen Moment entspannen und alles vergessen, mehr hatte sie nicht verlangt. „Bitte, bitte, bitte, - was?!“ Minako konnte es nicht fassen, was Makoto ihr gerade auftischen wollte. „Wenn du uns auf'm Arm nehmen willst, dann hör' auf, Makoto, - es ist nicht witzig.“ Rei klang überdeutlich erzürnt und sie wusste, dass in dem Zustand überhaupt nicht mit ihr zu spaßen war. Ihr wäre es lieber gewesen, sie wären beim Teetrinken geblieben und hätten nebenher ein paar Kekse verdrückt, doch es blieb ihr nichts erspart. Also fasste sich Makoto ein Herz und fing an, zu erzählen: „Nein, das tue ich nicht. Ich bin über die Straße gegangen und habe nicht auf die Ampel geachtet, als er mit seinem Auto angefahren kam und anstatt mich zu überfahren, ist er in eine Häuserwand hineingekracht.“ „Hat er's überlebt?“, wollte Ami erfahren und sprach in einem sachlichen Ton. Wie ein Reporter, der nüchtern darüber berichtete, dass hunderte von Menschen verstorben sind. „Ja, er...“, Makoto lachte kurz auf, doch es hörte sich bitter an, „er war sauer …, weil er sein Auto zu Schrott gefahren hat. Es tut mir Leid, Mädels, mir ist das selbst zu viel geworden und ich weiß auch nicht, ob er es tatsächlich war oder nicht. Er nannte sich Masato.“ Aus Frust, dass sie sich dieser Tatsache nicht sicher war, schob sie sich einen Keks in den Mund. Er schmeckte hervorragend. Ganz wie erwartet. „Zugegeben“, warf Minako ein, „ich bin auch froh, in diesem Leben Minako anstatt Venus genannt worden zu sein und wie wir erfahren haben, wurden sie genauso wiedergeboren wie wir auch. Mal abgesehen davon, dass Beryl sie zu Untertanen des Dunklen Königreichs gemacht hat.“ „Es kann sein, dass sie vorher ein ganz normales Leben hatten, wie wir auch...“, murmelte Ami und packte ihren Laptop aus ihrer Tasche heraus, um sich ein paar Notizen zu machen. Dann sprach sie weiter: „Wir wissen sehr wenig darüber, wie ihr Leben war, bevor Metallia ein zweites Mal erweckt wurde und sofern Nephrite tatsächlich hier wiedergeboren worden ist, kann es gut möglich sein, dass er als Masato weiterlebt.“ Rei glaubte ihnen nicht und erwiderte: „Aber wir waren doch dabei, als sie vernichtet wurden. Wie könnte es uns entgangen sein, dass einer von ihnen zurückgekehrt ist?“ „Tokio ist eine große Stadt“, säuselte Minako. „Warum sollte es nicht möglich sein? Wir sind doch auch erst mit Hilfe von Sailor Moon und des Silberkristalls wiederbelebt worden. Oder hast du vergessen, dass wir unsere Stifte geopfert haben? Metallia war schon so weit und hatte den Silberkristall erlangt, hätte Usagi sie nicht bezwungen, dann...“, warf Ami vielsagend ein und schwieg daraufhin. Sie erinnerte die Sailor-Kriegerinnen ebenso daran, wie knapp sie ihrem Untergang entkommen konnten und dass sie ohne Usagi und der Macht des Silberkristalls ihr jetziges Dasein nicht hätten fristen können. Eine Vorstellung, die, obwohl sie unwirklich schien, dennoch hätte Realität werden können. Denn nicht nur sie hatten vorübergehend ihr Leben verloren, sondern auch die ganze Menschheit. Es war ein Wunder, dass die jungen Frauen in der Lage waren, dieses große Geheimnis für sich zu behalten. Doch das einzige, was es ihnen kostete, war, selbst nicht daran zu glauben oder es zumindest nicht wahrhaben zu wollen. Ihre Lebensretterin, die sich eine Pause von den Keksen gönnte, schaltete sich nun ebenfalls in das Gespräch ein: „Wenn das stimmen sollte, dass sie wieder zurückgekehrt sind, dann muss ich das unbedingt Mamoru erzählen...“ „Aber Usagi“, unterbrach Makoto ihr Krümelmonster, „ich kann nicht zu hundert Prozent behaupten, dass er es gewesen ist.“ „Und ich wette, du warst nach dem Unfall ziemlich schockiert. Ich meine, dich nimmt die Sache noch immer mit, wie wir sehen können“, ergänzte Rei, die sich trotz Amis logischer Erklärung nicht vorstellen konnte, dass die Prinzen der vier Himmel wieder unter ihnen weilten. Minako nickte und stimmte der Schwarzhaarigen zu: „Ich würde Mamoru nichts erzählen, solange wir uns nicht sicher sein können, wer dieser Mann gewesen ist, den Makoto da gesehen hat.“ „Was ist mit Luna?“, fragte Ami nach. Letztendlich besaßen sie die Pflicht, Luna zu informieren, sofern sich auch nur der leiseste Verdacht einer potenziellen Gefahr ergab. Ungeachtet ihrer persönlichen Meinung, musste Luna involviert werden. Für sie galt stets: Besser Vorsicht, als Nachsicht. „Ihr müssen wir es sagen“, sagte es Minako, „genauso wie Artemis.“ Rei seufzte und fiel langsam völlig vom Glauben, „aber wenn von diesem Masato eine Gefahr ausgehen sollte, dann hätte ich es wenigstens erahnt.“ „Tja, vielleicht lassen deine Kräfte nach“, scherzte Usagi und zwinkerte keck. „Sieh' lieber zu, dass deine Verdauung nicht nachlässt“, konterte Rei und zwickte sie in die Seite. „Aua!“, schrie die Angegriffene, „das tat weh!“ „Ach ehrlich? Das war auch die Absicht.“ „Du bist gemein. Makoto, sag' etwas!“ „Hä?! Was hat das mit mir zu tun? Ihr seid alt genug, um eure Streitigkeiten selbst auszutragen … achtet bloß darauf, hier keine Unordnung zu machen. Ich will nicht die Spuren eures Blutbades beseitigen müssen.“ Danach rümpfte sie ihre Nase, während Minako sich das Grinsen bei ihrem Schauspiel nicht verkneifen konnte. Nur Ami wurde das Gefühl nicht los, in einer Gurkentruppe gefangen zu sein. Erneut musste sie ihrer Rolle als Stimme der Vernunft gerecht werden und ihre Aufmerksamkeit auf das Entscheidende lenken. „Wie seid ihr nach dem Unfall verblieben, Makoto?“ „Gute Frage, ich weiß es nicht.“ „Wie? Du hast doch gesagt, dass er sein Auto auf eine Häuserwand gelenkt hat. Was ist denn danach passiert?“ „Ich bin sofort zu seinem Auto hingelaufen und habe nachgesehen, ob's ihm gut geht, aber mit ihm war alles in Ordnung. Nur sein Auto – war halt Schrott. Dann kam er auf mich zu und war total sauer, aber dann … keine Ahnung, warum, war er nett und verständnisvoll und ließ mich gehen.“ „Er ließ dich gehen? Musstest du nicht von der Polizei befragt werden?“ „Nee, … ich habe wohl zu dämlich aus der Röhre geschaut.“ „Ernsthaft? Das war der Grund?“, hakte Minako nach und unterbrach das Zweiergespräch zwischen Makoto und Ami. „Ich fürchte es?“ „Ich weiß nicht, wie es euch geht“, warf die junge Priesterin ein, „aber das Wort 'skurril' vermag die Sache nur im Ansatz zu beschreiben. Sicher, dass mit dir alles stimmt, Makoto? Weswegen hast du eigentlich heute blau gemacht?“ Die Brünette hielt inne und blickte betreten zur Seite. Sie dachte an ihre Eltern und daran, dass sie nur ein paar Stunden für sich haben wollte, damit sie sich endlich wieder fangen konnte und um all das zu verarbeiten, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte. War das zu viel verlangt? Musste sie, weil sie eine Sailor Kriegerin war, alles mit ihren Freundinnen teilen? Sie mochte nicht daran glauben, dass es so sein sollte, aber sie wollte ihre besorgten Mitstreiterinnen auch nicht hängen lassen und zudem auch noch Verwirrung stiften. Denn sie war nicht die Einzige, die sich in ihrer neuen Rolle zurecht finden musste, also durfte sie es den anderen nicht schwerer machen, als es ohnehin schon war. „Mir ist das alles etwas zu viel geworden. Die Sache mit den Sailor-Kräften, Beryl, Metallia … Es kommt mir vor, als wäre seit meinem Schulwechsel mein Leben auf'm Kopf gestellt und ich wollte einfach nur ein bisschen Zeit für mich alleine haben. Mehr nicht. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Tag so nach hinten losgehen würde.“ „Ach, Mako-chan“, erwiderte Usagi“, du brauchst dir darüber keinen Kopf machen. Es geht uns allen ähnlich und wenn du deine Ruhe brauchst, dann haben wir auch Verständnis dafür. Wir wollen nicht, dass du traurig bist.“ Rei nickte und stimmte ihrer Prinzessin zu: „Wenn ich Zeit für mich brauche, dann meditiere ich. Das hilft mir, mich zu entspannen. Es ist nicht verwerflich, dass wir manchmal überfordert sind, aber du solltest dich niemals verstecken, da wir uns sonst Sorgen machen. Es genügt schon, uns mitzuteilen, dass du dich zurückziehen willst.“ „Du weißt ja auch, wie Luna ist“, ergänzte Ami und zwinkerte. „Und wir wollen ebenso nur das Beste für dich, Makoto“, sprach ihre blonde Anführerin und warf ihr ein Lächeln entgegen. „Es tut mir Leid, falls wir dich jetzt überfordert haben. Wir können uns jetzt auf den Weg machen und erst einmal mit Luna und Artemis darüber sprechen, was sie von der Möglichkeit halten, dass die Generäle der vier Himmel zurückgekehrt sein könnten. Du kannst hier bleiben und deine Gedanken ordnen und dich langsam von deinen Schock erholen.“ „Jup – und ich kann gleich Mamo-chan treffen!“, quiekte Usagi vergnügt. „Mensch, jetzt sei doch nicht soein … soein Mädchen! Mamo-chan hier, Mamo-chan da, ich kann's nicht mehr hören.“ Usagi streckte Rei ihre Zunge aus: „Du bist doch nur neidisch, weil du keinen Freund hast.“ „Pfft! Als ob ich einen Freund bräuchte. Wer könnte einer Dame wie mir schon das Wasser reichen?“ Um ihren Punkt zu unterstreichen, fuhr Rei eine Hand durch ihr lange, perfekte Mähne. „He he he he“, ertönte sogleich Minakos Lachen, während sich Ami bloß verlegen am Hinterkopf kratzte. „Ihr seid so süß“, war das Einzige, womit Makoto ihre Zankerei quittierte, ehe sie ihre bequeme Position verließ, um ein paar Kekse für ihre Freundinnen einzupacken, damit sie die ihnen gleich mit auf den Weg geben konnte. Makoto konnte es kaum abwarten, in ein paar Minuten alleine zu sein und sich endlich kurz auf ihr Bett hinlegen zu können. Ihrem Geist würde etwas mehr Wachheit sicherlich nicht schaden. * * * Luna konnte ihren spitzen Ohren nicht trauen, als Ami Makotos heutige Erlebnisse schilderte. „Ist Makoto sich ganz sicher, dass es Nephrite war?“ „Sie hat uns gesagt, dass er sich Masato nannte, aber so aussah wie er.“ Luna lief vorsichtig über der Computertastatur. Ihr Schwanz sah aus wie ein Fragezeichen. Sie wirkte konzentriert, als sie überlegte, welcher Schritt ihr nächster werden würde. „Kennt Makoto auch seinen Nachnamen?“ „Leider nicht.“ „Dann werden wir wohl länger nach ihm suchen müssen, aber wir wissen zumindest, wie er aussieht. Vielleicht finden wir etwas in der Datenbank...“ Daraufhin begann Luna, mit ihren Pfoten auf der Tastatur zu tippen. „Glaubst du, wir werden etwas über ihn herausfinden können?“ „Wenn das stimmt, was du mir erzählt hast, Ami, dann lässt es sich nicht ausschließen, dass sie wiedergeboren wurden so wie ihr. Es kann durchaus möglich sein, dass sie ein normales Leben geführt haben, bevor Metallia und Beryl sie wieder zu ihren Marionetten degradiert haben.“ Ami schluckte und klang unsicher, als sie fragte: „Warum fällt es mir schwer, mir eben das vorstellen zu können? Dass sie vorher ein ganz normales Leben hatten...“ Lunas Antwort kam schneller als erwartet: „Sie waren eure Feinde … von Beginn an. Natürlich prägt sich das ein. Schließlich hatten sie keine Chance, das wieder gut zu machen.“ „Meinst du, sie würden das tun, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten?“ Selbst erstaunt über ihre Worte, wand Ami erschrocken ihren Kopf zur Seite, sodass Luna nicht erkennen konnte, wie rot ihre Wangen wurden. Luna spielte ihr Spielchen mit und gaukelte ihr vor, keine Notiz von ihrem merkwürdigen Verhalten zu nehmen. „Ich kann es dir nicht sagen, Ami. Letztendlich haben wir sie nie richtig kennenlernen können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)